Wie man seine peinlichen Eltern erträgt (Eltern 2) - Pete Johnson - E-Book

Wie man seine peinlichen Eltern erträgt (Eltern 2) E-Book

Pete Johnson

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Beschreibung

Ein witziger Roman über das chaotische Leben als Teenager
Dieses Kinderbuch ist die perfekte Lektüre für alle Fans von „Gregs Tagebuch“ oder „Tom Gates“. Luis bringt nicht nur seine Mitschüler, sondern auch alle Leser zum Lachen! 
 
Zum Buch:
Luis muss dringend an seiner Karriere als Comedian arbeiten, doch ausgerechnet jetzt drehen seine Eltern total durch! Weil sein Vater sich wieder jung fühlen will, sagt er Dinge wie „Yo!“, kauft grellbunte Sneaker und will seinem Sohn auf Instagram folgen. Es ist der reinste Horror! Luisʼ einziger Lichtblick: Er kann in der Castingshow „Kids mit Biss“ auftreten, in der sich junge Talente einem superkritischen Publikum stellen. Wird er jetzt endlich ein Star? 

  • Von Bestsellerautor Pete Johnson: Der Autor der beliebten „Wie man 13 wird“-Reihe legt wieder los!
  • Das perfekte Geschenk: Idealer Lesestoff für Jungs und Mädchen ab 10 Jahren
  • So macht Lesen Spaß: Kurze Kapitel im Blog-Stil, ein sympathischer Held und witzige Geschichten
  • Das Leben als Teenager: Zwischen Eltern, Lehrern und Schule erlebt Luis chaotisch-lustige Abenteuer!
  • Extra-Motivation: Zu diesem Buch gibt es ein Quiz bei Antolin 
 
Dieser lustige Kinderroman des britischen Bestsellerautors Pete Johnson („Wie man 13 wird und überlebt“) ist das ideale Geschenk für alle Jungs zwischen 10 und 14 Jahren. Überzeugt auch Lesemuffel! 
 
Weitere Bände sind in Planung. 

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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

Text copyright © 2013 Pete Johnson

Titel der Originalausgabe: My Parents Are Out of Control

Die Originalausgabe ist 2013 im Verlag

Random House Children’s Books (Corgi Yearling), London, erschienen.

Die deutsche Erstausgabe ist 2014 unter dem Titel »Wie man seine voll peinlichen Eltern erträgt« erschienen.

© 2021 arsEdition GmbH, Friedrichstr. 9, D-80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Pete Johnson

Übersetzung: Christine Spindler

Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von Illustrationen von Thorsten Saleina und Bildmaterial von GabrielJoseC/shutterstock.com

Innenvignetten: Thorsten Saleina und Bildmaterial von GabrielJoseC/shutterstock.com

ISBN eBook 978-3-8458-4415-2

ISBN Printusgabe 978-3-8458-3944-8

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Dieses Buch möchte ich meiner großartigen Lektorin Nathalie Doherty widmen und meinem Neffen Harry Birch, der sich die Geschichte als Erster angehört hat.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Wichtige Mitteilung!

Mum und Dad lernen ein paar neue Wörter

Hier kommt Ticki

Riesenstunk

Dad holt seinen Youngster ab

Aufregende Neuigkeiten

Mein cooler Dad

Kids mit Biss

Etwas Unmögliches geschieht

Der schlimmste Satz aller Zeiten

Nachrichten von meinen Eltern

Der schlimmste Schock überhaupt

Ich verwandle mich in Batman

Dad wird auf sein Zimmer geschickt

Edgar, Retter in der Not

Das wird ja immer sonderbarer

Eine schockierende Entdeckung

Maddy packt aus

Der Tag der Entscheidung

Nachricht von Evie

Viele Neuigkeiten

Ich lande fast in >>Aktenzeichen XY<<

Wichtige Mitteilung!

Dieses Tagebuch enthält keine Übertreibungen.

Es mag stellenweise unglaublich klingen, aber mir ist alles genau so passiert.

Und dir könnte es auch passieren. Das ist sogar sehr wahrscheinlich.

Aber mach dir deswegen keine Sorgen.

Schließlich bin ich ja da, um dir zu helfen. Darum schlage ich vor, dass du mein Tagebuch zweimal liest. Beim ersten Mal kannst du dich zurücklehnen und es in aller Ruhe genießen und gern über meine Witze lachen. Darüber würde ich mich sehr freuen.

Beim zweiten Mal solltest du dich aufrichten und konzentrieren, vielleicht sogar ein paar Notizen machen. Dann weißt du genau, was zu tun ist, wenn deine Eltern eines Tages …

Aber ich greife vor. Also höre ich an dieser Stelle auf. Wir sehen uns auf der nächsten Seite.

Luis, die Lachnummer

Mum und Dad lernen ein paar neue Wörter

Freitag, 20. September 18.00 Uhr

Mum und Dad haben gerade in mein Zimmer geschaut. Früher wären sie einfach hereingeplatzt, hätten sich neben mich gehockt und mir bei den Hausaufgaben zugesehen.

Nie haben sie mich in Ruhe gelassen. Ich musste nur aufschauen, und da waren sie! Wenn ich mal länger als zwei Minuten auf dem Klo blieb, riefen sie: »Ist alles in Ordnung?« und: »Ich hoffe, dass du da drin etwas lernst.«

Ich litt an totalem Elternüberdruss. Bis sie merkten, dass sie zu aufdringlich geworden waren, und sich tatsächlich besserten. Jetzt bleiben sie also immer im Türrahmen stehen und zischen mir von dort aus etwas zu.

»Na, wie kommst du mit dem Lernen voran?«, fragte Dad.

Ich konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. Ich versuche, sie vor den harten Realitäten des Lebens zu beschützen. (Aber dir, liebes Tagebuch, werde ich es gleich verraten.) Darum sagte ich nur unbestimmt: »Oh, ganz gut.«

»Übrigens«, sagte Dad, »mein neuer Boss kommt heute zum Abendessen.«

»Das ist aber plötzlich«, fand ich. »Ich wette, er hat sich selbst eingeladen.«

Dad lächelte ein bisschen. »So in etwa.«

»Und ich wette, dass er aussieht, als wäre bei ihm vor drei Tagen die Leichenstarre eingetreten«, fuhr ich fort. »Genau wie dein letzter Boss.«

»Da irrst du dich«, sagte Dad. »Er ist ziemlich jung. Und er will seine Manager und deren Familien in zwangloser Atmosphäre kennenlernen.« Dad lächelte wieder ein bisschen. »Heute Abend sind wir die Glücklichen.«

»Er kommt um sieben«, sagte Mum.

»Ich krieg mich kaum noch ein vor Begeisterung«, sagte ich. Dann kam mir ein entsetzlicher Gedanke. »Ich muss aber keinen Anzug tragen, oder?«

»Es ist nur für ein paar Stunden«, meinte Mum.

Ich stöhnte laut. »Und ich vermute, dass ich mich zur Begrüßung verbeugen und ihn mit Rosenblüten bewerfen muss.«

»Nein, sei einfach du selbst«, sagte Dad.

»Im Ernst?«, grinste ich.

»Na ja, mehr oder weniger«, fügte Dad hastig hinzu.

18.15 Uhr

Meine Eltern sind fort, darum kann ich dir erzählen, liebes Tagebuch, was ich ihnen vorenthalten habe.

Wir haben letzte Woche einen großen Geschichtstest geschrieben, an dem jeder in meinem Jahrgang teilnehmen musste. Mein Ergebnis steht in blutroter Tinte oben auf meinem Blatt.

Ich hatte nur vier Prozent richtig.

Das ist immerhin besser als drei Prozent. Ganz zu schweigen von zwei Prozent. Und ich kann wirklich auf jeden herabsehen, der ein Prozent hat.

Allerdings hat das keiner. Ich war der Schlechteste. Ich fühlte mich wie der letzte Dorftrottel.

Ich bin erst seit zwei Wochen an dieser Schule und sie sind in Geschichte viel weiter als in meiner alten Schule. (An meiner alten Schule waren wir noch nicht mal im achtzehnten Jahrhundert angekommen, während wir hier fast schon damit durch sind. Aber das interessiert dich sicher nicht die Bohne.)

Immerhin darf ich den Test nächsten Dienstag wiederholen. Meine Eltern wissen allerdings nicht, dass es nächste Woche ein Wiederholungstest ist. Sie denken, es wäre der erste.

Und meine Schule erwartet bis dahin von mir, dass ich mich in jeder freien Minute durch die Berge von Aufzeichnungen kämpfe, die sie mir gegeben haben, damit ich den Stoff nachholen kann. Ich muss mir das Zeug nur ansehen, und schon bekomme ich Kopfschmerzen.

Zu allem Überfluss habe ich noch ein großes Problem. Ich leide an einer seltenen Krankheit: Ich bin stark allergisch gegen Hausaufgaben. Erst letzte Woche habe ich daheim mutig mein Mathebuch herausgeholt – und prompt begann es in meinem Gesicht übel zu kribbeln. Am nächsten Morgen hatte ich einen dicken Pickel an der Stelle. Seitdem unterlasse ich es meiner Haut zuliebe tunlichst, Hausaufgaben zu machen.

Aber es gibt auch gute Neuigkeiten, großartige Neuigkeiten, fantastische … na, du weißt schon. Die Schule spielt für mich überhaupt keine Rolle. Ich könnte eigentlich sofort abgehen. Ich kann endlich das Alphabet aufsagen und bis ungefähr vier zählen, und mehr brauche ich nicht für meine wahre Bestimmung: Menschen zum Lachen zu bringen.

Sogar jetzt, während ich dieses Tagebuch schreibe, versuche ich mir etwas Komisches einfallen zu lassen. In meinem Kopf schwirren ständig Witze herum. Darum kann es für mich nur diesen einen Beruf geben. Ich will überhaupt nichts anderes machen, als Komiker zu werden.

Und ich werde nicht ruhen, bis ich endlich meine eigene Fernsehshow habe! (Am liebsten wäre mir ein Sendeplatz im Samstagabendprogramm, aber da lasse ich mit mir reden.)

Stell dir vor, letzten Sommer kam mein Traum in greifbare Nähe. Ich wäre beinahe in einer Fernsehshow mit dem Titel Die Stars von morgen aufgetreten. Ich bin nur so durch die ersten Runden gerauscht und habe es bis ins Finale geschafft. Aber für die Fernsehaufzeichnung wurde ich dann doch nicht ausgewählt. Alles lief so glatt, und dann hieß es plötzlich: »Tschüs, das war’s.«

Meine Agentin meinte jedoch, dass ich meinem Traum so nahe gekommen sei, würde beweisen, dass ich kein Amateur mehr sei. Nein, ich bin jetzt ein Halbprofi. Jawohl, ich habe eine Agentin. Ich bin sogar ihr einziger Klient. Sie heißt Maddy und ist so alt wie ich, geht aber auf eine andere Schule.

Wir haben uns in einem Theaterkurs kennengelernt. Dort hat Maddy mir gesagt, dass sie seit sie denken kann eine berühmte Schauspielerin werden wollte. Sie ergatterte sogar eine großartige Rolle, die der Nancy in Oliver Twist. Aber als sie auf die Bühne sollte, hat sie vor Aufregung alles vollgekotzt. Schließlich musste ihre Zweitbesetzung für sie einspringen.

Sie wusste, dass sie es wegen ihrer Nervosität als Schauspielerin nicht weit bringen würde, darum steckt sie jetzt ihre ganze Energie in die Talentsuche.

Und sie hat mich gefunden! Sie ist sicher, dass mir bald unglaubliche Dinge passieren werden.

Ich glaube das ebenfalls.

Ich wünschte nur, die unglaublichen Dinge würden sich damit beeilen, weil … Aber jetzt ruft Mum, ich solle meinen Anzug anziehen. Bis später.

21.30 Uhr

Da stand ich also mit einem aufgesetzten Lächeln, in den Anzug gequetscht wie in eine Zwangsjacke. Auch mein kleiner Bruder Elliot trug einen Anzug, ebenso Dad, während Mum ihren piekfeinen Perlenschmuck angelegt hatte.

Dann latschten Dads neuer Boss und seine bildhübsche Frau Maria herein. Er hatte strubbelige Haare, trug eine abgewetzte Lederjacke, Röhrenjeans und total coole Sportschuhe – also die völlig falschen Klamotten für ein Abendessen.

Eigentlich musste ihm sein Aufzug scheußlich peinlich sein, aber man merkte es ihm nicht an, so wie er zu Elliot und mir herüberschlenderte und sagte: »Hey, Jungs, ich bin Rup.« Dann begrüßte er uns lässig Faust gegen Faust. Bei jedem anderen Erwachsenen hätte ich mich vor Fremdschämen gewunden, aber bei Rup kam es völlig okay rüber. Das lag vielleicht daran, dass er in unserem Haus herumstolzierte wie ein Rockstar auf Besuch.

Dad hatte hinten im Garten eine Hütte, die er sich als Büro eingerichtet hatte. Ich erwartete also, dass er und Rup für eine Weile dorthin verschwinden würden, um über die Arbeit zu sprechen. Doch stattdessen hing Rup mit Elliot und mir ab und sagte zu Dad: »Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft, darum müssen wir mit ihnen auf einer Wellenlänge liegen. Sie sind irre wichtig.«

Und weil ich so irre wichtig war, stellte Rup mir tausend Fragen. Als er sich nach meinen Lieblingsfächern erkundigte, erwiderte ich: »Karate, Bleistifte zerkauen und Lehrer ärgern.« Rup fiel vor Lachen fast vom Stuhl. Von da an mochte ich ihn unheimlich gern.

»Du bist ein Witzbold«, sagte er und deutete anerkennend auf mich. Dann zeigte er auf Dad. »Und Sie sind seit über zwanzig Jahren in der Firma?«

»Ganz recht«, sagte Dad ein wenig schüchtern. Er hatte seine Krawatte abgenommen und die Hemdsärmel hochgekrempelt, damit Rup sich nicht so fehl am Platz fühlte, was sehr anständig von Dad war. »Ich habe natürlich ganz unten angefangen.«

»Und er wird ständig befördert«, sagte ich, um Dad in ein gutes Licht zu rücken. »Darum mussten wir hierherziehen.«

»Es ist bestimmt nicht leicht für Sie«, sagte Mum zu Rup, »so plötzlich eine neue Firma zu übernehmen.«

»Genau darum«, unterbrach Rup sie, »verlasse ich mich gern auf Leute mit langjähriger Erfahrung wie Ihren Mann.«

»Sie wollen damit hoffentlich nicht sagen, dass ich alt bin«, sagte Dad und er und Rup lachten laut.

Dann sagte Rup zu Dad: »Wir werden die Firma gemeinsam auf den Kopf stellen. Wir haben zu viele Angestellte, die sich zu lange schon im immer gleichen Trott dahinschleppen. Die werden wir kräftig aufmischen.« Er grinste Dad an. »Sind Sie bereit für die Achterbahnfahrt?«

Und ob er das sei, sagte Dad. Ich mochte es, wie Rup dafür sorgte, dass sogar Arbeit spaßig klang.

Nachdem Rup und Maria sich auf den Heimweg gemacht hatten in »ihre Bude« (wie Rup es ausdrückte), sagte ich zu Dad: »Rup schien es gar nichts auszumachen, dass er vergessen hatte, einen Anzug anzuziehen.«

»Warum sollte es ihm etwas ausmachen?«, fragte Dad und klang dabei ganz schön bitter. Ich nahm an, dass er meinte, weil Rup der Boss war, könnte er tragen, was er wollte.

»Rup sah verdammt jung aus, stimmt’s?«, sagte ich. »Wie alt ist er denn?«

»Neunundzwanzig«, sagte Dad. Ich habe ihn noch nie ein Wort so schnell aussprechen gehört.

»Ich würde sagen, dass Rup der beste Boss ist, den du je hattest, oder?«

Dad grunzte nur und wirkte nicht mehr annähernd so glücklich wie vorhin, als Rup noch da gewesen war. Darum versuchte ich ihn aufzumuntern. »He Dad, morgen hast du Geburtstag.«

Aber es kam mir nicht so vor, als würde das seine Stimmung heben.

Samstag, 21. September 16.30 Uhr

Heute ist Dads Geburtstag. Ich habe ihm eine Schachtel Kekse gekauft und einen Fußball, der eine Melodie spielt, wenn man ihn tritt. Ich weiß, ich verwöhne ihn viel zu sehr.

Er war blendend gelaunt, bis ihm vor zwanzig Minuten einfiel, wer gleich zum Kaffee kommen würde: meine Großeltern, also seine Eltern.

Meine Oma spricht vier Sprachen und sagt in keiner davon jemals etwas Nettes. Opa ist keine ganz so schlimme Spaßbremse, außer wenn man über die moderne Zeit spricht. Er und Oma mögen sie einfach nicht. Wenn sie könnten, würden sie sie abschaffen und wieder in einem anderen Jahrhundert leben. Außerdem schimpfen sie gern mit Elliot und mir.

»Wenn Oma mir wieder befiehlt, die Ellbogen vom Tisch zu nehmen«, sagte Elliot, »oder wenn sie mich fragt, ob ich mir heute die Hände gewaschen habe, dann werde ich ihr sagen, dass sie sich um ihren eigenen Kram kümmern soll. Ich frage sie ja auch nicht, ob sie sich die Hände gewaschen hat.«

»Ihr sagt kein einziges Wort«, erwiderte Mum bestimmt. »Ihr müsst versuchen, ihren Standpunkt zu verstehen … und außerdem kommen sie ja nicht oft.«

Dann verkündete Dad: »Da sind sie.« Er klang alles andere als begeistert.

19.25 Uhr

»Nun, Luis, hast du dich in deiner neuen Schule gut eingelebt?«, fragte Oma. Wie eine Giftgaswolke traf mich ihr Parfüm, das mich immer an Insektenspray erinnert.

»Na klar, ich habe mich voll eingelebt«, sagte ich vage und hoffte, das Thema wechseln zu können.

Aber Oma ließ nicht locker. »Und wie kommst du mit den Lehrern zurecht?«, wollte sie wissen.

»Ich komme so gut mit ihnen aus«, behauptete ich, »dass sie mich ihren kleinen Liebling nennen und in einem Käfig hinten im Klassenzimmer als Haustier halten.« Ich fand das ziemlich witzig, aber Oma wirkte nur verwirrt.

»Sie halten dich in einem Käfig? Was soll das bedeuten?«

»Es ist ein Witz«, sagte Opa, der wie ein Bluthund aussah, dem man gerade eine schlimme Nachricht überbracht hatte.

»Gut erkannt, Opa«, sagte ich. »Hier ist noch einer. ›Warum sitzen in einem Hubschrauber immer zwei Mann? Einer hupt, einer schraubt.‹ Kapiert?«

Opa lachte tatsächlich, es hörte sich knarrend und verrostet an. Er winkte Elliot und mich näher ran, dann gab er jedem von uns eine druckfrische Zehnpfundnote. Er ist nicht knausrig, das muss man ihm lassen.

»Mensch, Opa, das ist stark«, rief Elliot.

Opa zuckte sofort zusammen. »Du verunglimpfst die englische Sprache, wenn du Wörter wie ›stark‹ so inflationär gebrauchst. Einen Gewichtheber darf man als stark bezeichnen oder …«

Opa kann jahrhundertelang so ablästern, darum war ich froh, als Oma dazwischenrief: »Ihr werdet nicht glauben, was ich heute gefunden habe.«

Ich erwartete, dass sie uns Goldmünzen zeigen würde oder ein verloren geglaubtes Erbstück, das uns stinkreich machen würde. Stattdessen reichte sie Dad ein Foto.

Als Dad es anschaute, hopste er auf seinem Stuhl, als hätte man ihm einen Stromschlag verpasst. Dann sagte er leise: »Ich habe einen Geist gesehen.«

»Du hast ein Foto von einem Geist?«, fragte Elliot neugierig.

»So ungefähr«, sagte Dad, während er weiter das Bild anstarrte. »Das bin ich vor langer Zeit. Wo hast du das bloß gefunden?«

»Ach, ich habe nur ein paar Schränke aufgeräumt«, sagte Oma, »und da fiel es mir in die Hände.«

Dad reichte Mum das Foto, die es breit grinsend anschaute. Dann gab sie es mir. Ich dachte zuerst, auf dem Bild wären große, leuchtende Farbflecken zu sehen, die einen Spaziergang machten. Aber dann begriff ich, dass jemand diese Farbflecken anhatte, und zwar … Dad.

Er hatte viel zu lange Haare und trug ein Rüschenhemd und eine Samtjacke. Um seinen Hals war ein Schal geschlungen und an einem Ohr baumelte ein Silberreifen.

»Warst du damals nicht bei den Dandy Rebels?«, fragte Mum.

»Wer in aller Welt war das denn?« Ich grinste.

»Meine Band«, sagte Dad. »Nein, dieses Foto ist etwas früher entstanden.«

»Wie alt warst du?«, wollte Mum wissen.

»Ich kann mich nicht genau erinnern«, begann Dad.

»Aber ich«, sagte Oma. »Es war an deinem fünfzehnten Geburtstag. Also vor genau dreißig …«

»Okay, okay«, unterbrach Dad. »So genau wollten wir es nicht wissen.«

Zu spät, Elliot und ich rechneten es im Kopf ganz fix aus und riefen im Chor: »Du bist fünfundvierzig.«

So alt hatte ich Dad sowieso geschätzt, aber Elliot war völlig aus dem Häuschen. »Und ich dachte, sieben wäre alt.« (So alt ist er nämlich.)

Ich stimmte Elliot zu. »Yeah, Dad, du hast die fünfundvierzig erreicht und bist jetzt richtig alt.«

»Kein Grund, mir das immer wieder aufs Brot zu schmieren«, sagte Dad ruhig.

»Ach was, fünfundvierzig ist das neue dreißig«, meinte Mum gut gelaunt.

»Sagt wer?«, fragte Oma barsch.

»Alle Fünfundvierzigjährigen«, gluckste Opa. Er wandte sich an mich: »Vor dreißig Jahren beklagte ich mich über seine Musik. Ich schätze, genau das macht er bei dir jetzt auch.«

»Da irrst du dich gewaltig«, schrie Dad geradezu. »Erst neulich habe ich etwas auf You Tube angesehen, so ein Rapzeug. Luis kann das bestätigen.«

»Echt?«

»Und ob. Na komm schon, Luis, unterstütz mich ein bisschen«, sagte Dad.

»Okay«, räumte ich ein, »du hat vielleicht zwanzig Sekunden lang zugeschaut.«

»Nun, ich hatte noch andere Sachen zu erledigen, aber solange ich zugesehen habe, hätte ich am liebsten das Tanzbein geschwungen.«

»Das Tanzbein geschwungen?«, echote ich laut lachend. »So was sagt heutzutage kein Mensch.«

Opa beugte sich vor und feixte. »Mach dir nichts vor, Sohn, du bist genauso wenig ein Teenager, wie ich es bin. Das passiert jedem. Wir enden alle eines Tages als komische alte Käuze.« Dann fügte er hinzu: »Du bekommst sogar einen kleinen Wanst, genau wie ich in deinem Alter.«

Dad wandte sich sofort Mum zu. »Ich bekomme doch keinen Bauch, oder?«

»Nun, vielleicht einen ganz winzigen«, sagte Mum.

Ich habe Dad nie entsetzter dreinschauen sehen.

Sonntag, 22. September 8.05 Uhr

Dad weckte mich heute früh, indem er mir ins Ohr zischte: »Wollen wir zusammen joggen gehen?«

Ich hielt es für einen Albtraum, besonders als ich blinzelte und einen Irren in einem ausgeleierten Trainingsanzug herumtänzeln sah.

»Wie steht’s mit einer Runde um den Block?«, fragte Dad.

»Ja, mach das – und erzähl mir später, wie es war. Viel, viel später«, fügte ich hinzu und kuschelte mich wieder in meine Bettdecke. »Und sei leise, wenn du rausgehst.«

»Na komm schon, Luis, das wird spaßig.«

»Wird es nicht, glaub mir das«, sagte ich. Aber Dad ließ sich nicht abwimmeln, bis ich schließlich klein beigab.

Und dann lief er nicht, sondern tippelte um den Block. »Na, ist es nicht großartig, mit dem ersten Hahnenschrei auf zu sein und die frische Luft zu genießen?« Nun, es war neblig und sehr kalt. »Wir müssen das jetzt jeden Morgen machen, Luis.«

Nachdem er das gesagt hatte, fing ich an zu zittern und konnte nicht mehr damit aufhören.

»Los jetzt, lass uns um die Wette rennen«, rief Dad plötzlich. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, wurde aus dem Joggen ein Wettlauf.

Doch Dad konnte noch so sehr tippeln, schnell war er nicht. Ich überholte ihn mühelos. Ich konnte ihn hinter mir keuchen hören wie einen Kessel kurz vor dem Explodieren.

Wir waren fast beim Haus angelangt und Dads Soundeffekte waren jetzt beunruhigend laut. Er verausgabte sich restlos, denn er wollte das Wettrennen unbedingt gewinnen. Mir war es schnuppe, aber ihm anscheinend nicht. Also wurde ich langsamer, stolperte ein bisschen und ließ ihn an mir vorbeitorkeln.

»Na, Luis, was sagst du jetzt?«, keuchte er.

»Du bist einfach zu schnell für mich, Dad«, erwiderte ich.

»Haha«, triumphierte Dad. »Ich hab’s immer noch drauf.« Er holte zu einem High five aus, doch er fiel dabei um.

»Mensch, Dad …«

»Schon gut, alles in Ordnung.« Er bestand darauf, es allein auf die Füße zu schaffen. »Das ist nur mein Knie, das gibt manchmal nach, so wie eben. Könntest du …?«

»Stütz dich auf mich, Dad.«

Dad humpelte heimwärts. Bei seinem Tempo hätte ihn eine Schildkröte mit Bandscheibenvorfall locker eingeholt.