Wiggerl's Weihnachtsgeschichten - Ludwig Khun - E-Book

Wiggerl's Weihnachtsgeschichten E-Book

Ludwig Khun

0,0

Beschreibung

Dieses Buch beinhaltet eine Sammlung selbstgeschriebener, amüsanter und kurzweiliger Weihnachtsgeschichten und Gedichte. Hier erfahren Sie, wie Weihnachten und der Schutzengel wirklich entstanden sind, ob es tatsächlich klappt, das Christkind mit einer Videokamera zu filmen, oder auch, warum es sowohl ein Christkind, als auch einen Weihnachtsmann gibt und diese beiden auch noch an verschiedenen Tagen (24. und 25. Dezember) ihre Geschenke ausliefern. Auch ein Streik unserer himmlischen Weihnachtslieferanten und die Idee, wie Weihnachten darauhin gerettet werden kann, sowie der Glaube eines kleinen Jungen an den Weihnachtsmann und Frau Holle und den Wunsch, doch noch weisse Weihnachten zu bekommen, werden in den amüsanten Geschichten behandelt. Und wissen Sie noch, wie sich alles mit einem Wunschzettel abgespielt hat, oder warum das Rentier Rudolph eine rote Nase besitzt? Das und noch vieles mehr erfahren Sie in diesen unterhaltsamen Geschichten. Eine Besonderheit sind auch die sechs Gedichte in bayrischer Mundart. Zugegeben, nicht leicht (aber nicht unmöglich) für "Nichtbayern" zu lesen, geben Sie doch in lustiger Weise den Eindruck der Menschen in der Adventszeit, die Entstehung von "Santa Claus" oder eine moderne, neuzeitliche Fassung der "Heiligen Nacht" in typisch bayrischer Art wieder. Die Gedichte wurden so verfasst, dass auch Menschen, die der bayrischen Sprache nicht geläufig sind, diese dennoch beim Lesen gut verstehen können. Auch ein Weihnachtsgebet - als Dankeschön eines Kindes an das Christkind verfasst - ist in diesem Buch enthalten. Dieses Buch beschert Ihnen mit 6 bayrischen Mundartgedichten, einem Weihnachtsgebet und 17 Geschichten eine kurzweilige Wartezeit auf Weihnachten. Es ist sowohl für Lesungen innerhalb einer Weihnachtsfeier, gemütliche Stunden zu Hause, sowie als Gute-Nacht-Lektüre für Kinder hervorragend geeignet.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 448

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wiggerl's Weihnachtsgeschichten

Wiggerl's WeihnachtsgeschichtenCopyrightVorwortWeihnachtsgebetGeschichtenFrohe Weihnachten oder Wie war das noch einmal mit dem Christkind?Wie das Christkind entstanden ist oder Wie Weihnachten beinahe ausgefallen wäre!Auf der Suche nach dem ChristkindDer Wunschzettel oder Wie der Maxl kurriert worden istDer etwas andere WeihnachtsurlaubDas WeihnachtswunderWo bleibt der Schnee? Oder Katastrophenalarm am NordpolDer doppelte WeihnachtsmannWas für eine BescherungDer Notplan oder Wie rettet man Weihnachten?Das Weihnachtsgeschenk oder Die abenteuerliche ReiseWo ist der Weihnachtsmann? oder Und das alles wegen einem TannenbaumSo läuft Weihnachten wirklich ab oder Der typische WeihnachtswahnsinnDas diebische Engelmädchen oder Wie der Schutzengel entstanden istDie VerwechslungsbescherungDer WeihnachtsbaumWeihnachten kann Wunder bewirkenGedichte in bayerischer MundartWeihnachtsgedichtDie Heilige NachtEine schöne BescherungGedanken eines Weihnachtsbaumes oder Wie der Tannenbaum zum Christbaum wurdeDe staade ZeitSanta Claus oder Wia Weihnachten zu seim Manderl kam

Wiggerl's Weihnachtsgeschichten

Copyright

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Urhebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Dezember 2019

© Copyright by Ludwig Khun

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit vielen Jahren schon habe ich mir zur Angewohnheit gemacht, jedes Jahr im Dezember etwas zum Thema Weihnachten zu schreiben.

Waren es anfänglich in bayerischer Mundart verfasste Gedichte, so wandelte es sich im Laufe der Zeit zu normalen amüsanten Geschichten, welche sich auch sehr gut als kindgerechte „Gute-Nacht-Geschichten“ in der Vorweihnachtszeit, oder als Lesung zu Advents- und Weihnachtsfeiern eignen.

Obwohl mich meine Kinder jedes Jahr schon ab August bearbeiten, ob ich zu Weihnachten wieder eine Geschichte schreiben werde und von was diese wohl handeln könnte, halte ich sowohl das Eine, wie auch das Andere vor ihnen bis zur Bescherung geheim.

Sehr zum Leidwesen meiner Kinder, die sich innerlich mehr zum Auspacken der unter dem Christbaum verteilten Geschenke hingezogen fühlen, als alles andere um sie herum, habe ich es mir zur Tradition gemacht, mein neuestes Werk jeweils erst vor der Bescherung – sozusagen als erstes allgemeines Geschenk - der anwesenden Familie zu präsentieren.

Sie können sich bestimmt vorstellen, dass eine Weihnachtsgeschichte am Heiligen Abend vor einem schön geschmückten und hell beleuchteten Christbaum, unter dem die Geschenke liegen, brennenden Kerzen auf dem Tisch neben einer Schale selbst gebackener Weihnachtsplätzchen, ein loderndes Kaminfeuer und großen neugierigen Kinderaugen, eine ganz verzaubernde Wirkung auf jeden Anwesenden entfacht.

Um auch Ihnen diese besondere Vorfreude auf Weihnachten zu bereiten, lade ich Sie auf eine bunte Weihnachtsreise ein.

Auch wenn sich diese Geschichten sehr unterhaltsam lesen, sollen sie dennoch zur Besinnlichkeit und zum Nachdenken auffordern.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Ludwig Khun

Weihnachtsgebet

Liebes Christkind, ich danke Dir,

für alle Geschenke, die Du gebracht hast heute mir,

ich will nun brav und redlich immer sein

und nie mehr böse und gemein,

dass Du im Himmel ganz hoch droben,

von nun an kannst mich hier auf Erden loben.

Ich danke Dir auch für die Eltern mein,

die mich behüten wohl, Tag aus, Tag ein,

lass beide auch und meine Geschwister, die mir anvertraut,

alles immer übersteh`n mit heiler Haut.

Behüte Oma, Opa immerdar,

von nun an über`s ganze Jahr.

Beschütze uns auch jeden Tag,

dass ist`s worum ich Dich jetzt Bitten mag.

Schenk` uns bitte auch für alle Zeit,

viel Glück, Gesundheit und Geborgenheit.

Frohe Weihnachten oder Wie war das noch einmal mit dem Christkind?

Die Familie um den Schreinermeister Zachgruber ist schon sehr aufgeregt. Sie haben sich heuer einmal in den Kopf gesetzt, Weihnachten nicht zu Hause, sondern auf einer Hütte in den Bergen zu verbringen.

Für die Kinder, so meint die Frau, wäre so etwas bestimmt eine Abwechslung und ein Erlebnis sondergleichen, inmitten der Natur unter dem Christbaum zu sitzen, sich Geschichten anzuhören und miteinander Weihnachtslieder zu singen und sich vom Weihnachtsmann bescheren zu lassen. Die zwei Jüngsten, die Rosl und der Sepp, glauben doch noch fest an das Christkind.

Nur der Älteste, der Andi, ist seiner Meinung nach etwas weiter aufgeklärt und zweifelt schon ziemlich an der Echtheit der himmlischen Märchen. An den Nikolaus glaubt der Lauser nicht mehr, seit dem er seinen Onkel Zacharias letztes Jahr, kurz vor seinem spektakulären Auftritt als »Heiliger Mann«, beim Ankleben des weißen Rauschebartes erwischt hat. Und den Osterhasen - nein des verzählt man ihm nicht - das so ein kleines Tier Eier legt, sie anmalt und auch noch versteckt, weil erstens legen die Hühner die Eier und zweitens haben die Hasen überhaupt keine Hände zum Stifte halten. Wie sollen diese dann die Eier so schön bunt bemalen? Und überhaupt, so weiß der Andi, sind die Karnickel viel zu träge und zu faul, um überhaupt was zu verstecken - höchstens sich selbst drin im Häuserl. Bloß mit dem Christkind, da weiß er es doch noch nicht so recht, denn über dieses Thema gibt es ja so viele Geschichten und Filme im Fernsehen, dass sich der Kleine schon gleich gar nicht auskennt. Und in der Schule - im Religionsunterricht - da hat er ja auch schon erfahren, dass vor ungefähr 2000 Jahren ein Kind in einem Stall geboren wurde - der Jesus - von dem man sagt, es wäre Gottes Sohn und damit also auch das Christkind. Aber nichts desto trotz, hat er schon oft versucht, diese Märchen seinen Geschwistern auszutreiben. Bislang allerdings ohne Erfolg, weil die zwei Kleineren glauben halt doch mehr der Mutter, als ihren allzu neumalklug geratenen großen Bruder.

Zwei Tage vor Weihnachten, haben die Zachgruber alles was sie so für die nächsten Tage brauchen in große Koffer im Auto verstaut, sind gebürstet und geputzt und quasi schon zur Abfahrt bereit, als dem Andi plötzlich noch einfällt, er habe eine wichtige »Geheimsache« vergessen. Flugs springt er in sein Zimmer und zerrt eine, für den Buben allzugroße schwarze Tasche heraus. Mit den Worten: »Die ist wichtig, die brauch ich unbedingt!« legt er diese ganz vorsichtig hinten in den Kofferraum.

Angesichts des vollen Stauraumes kommen nun aber dem Sepp langsam Zweifel und er fragt: »Du Andi, willst Du die Tasche nicht lieber daheim lassen? Du weißt ja, wir brauchen ganz viel Platz im Auto beim Heimfahren, weil wir die Geschenke von Christkind alle mit einpacken müssen.«

»Ach, Du bist doch ein Depp«, meint der Andi drauf. »Das Auto ist groß genug und außerdem ist meine Tasche eh fast leer, da geht schon noch was rein - vor allem was die Geschenke angeht.«

»Ja aber...« - »Steigt endlich ein!«, geht der Vater jetzt energisch dazwischen, »wir wollen hier schließlich keine Wurzeln schlagen und die Fahrt ist noch weit genug.«

Mit diesen Worten kehrt fürs erste Ruhe ein und alle steigen ins Auto um endlich losfahren zu können.

Nach gut zwei Stunden Fahrt kommt unsere Familie endlich an der Hütte an.

Der Vater ist total genervt und platzt fast vor Wut, nachdem der Andi schon wieder einmal versucht hat, seinen beiden Mitgefährten die Geschichte mit dem Christkind auszureden und diese natürlich nicht locker ließen, das es den Weihnachtsmann auch wirklich gebe. Das Ganze artete natürlich in einen handfesten Streit unter den Geschwistern aus. Aber jetzt, wo sie endlich am Ziel sind, ist der Ärger schnell vergessen und die Aufregung über das Bevorstehende macht sich breit.

Nachdem sie alle die Hütte von oben bis unten unter die Lupe genommen und die Koffer, unter anderem auch die schwarze Tasche mit Andi`s Geheimsache, im Haus verstaut haben machen sich die Kinder daran, die Umgebung draußen zu erkunden.

Nebenbei - so denken sie sich - könnte es ja sein, dass sie vielleicht doch schon das Christkind irgendwo am Himmel droben umher fliegen sehen.

Am nächsten Tag, gleich nach dem Frühstück, gibt es viel zu tun. Die Rosl muss der Mutter im Haus helfen, und die Buben dürfen mit dem Vater ins Dorf fahren, um einen geeigneten Tannenbaum fürs Weihnachtsfest auszusuchen.

Der Sepp ist natürlich gleich Feuer und Flamme, als die drei vor einem Christbaumverkauf am Marktplatz stehen und sich einen Baum nach den anderen anschauen. Ganz aufgeregt hüpft er zwischen den Tannen und Fichten umher und schreit: »Den nehmen wir, oder doch den da? Sag Vater, welchen meinst denn Du?«

»Du, nehmen wir doch gleich mehr - so für jeden einen - macht insgesamt fünf - wie wärs?«, meint drauf der Andi ganz gewitzt.

»Ich glaube Du spinnst!«, kontert der Sepp, der die Sprüche von seinem Bruder als ernst gemeint auffasst. »Wenn wir so viele Christbäume in der Hütte stehen haben, hat doch das Christkind gar keinen Platz mehr, um die ganzen Päckchen zum drunter stellen!« - »Du mit Deinem blöden Christkind. Wie oft soll ich es Dir noch sagen: Es gibt keins!« - »Doch, das gibt es schon, weil...«

»Jetzt ist Ruhe!«, schimpft der Vater. »Wir sind da zum Aussuchen und nicht zum Streiten. Übrigens, wie gefällt Euch denn der Baum, den ich gerade in der Hand halte?«.

Beide Kinder erblicken die schöne wuchtige Tanne in den Händen ihres Vaters und sofort ist auch ihr Streit vergessen. Ohne lange zu zögern wird der Baum gekauft und im Wagen verstaut - oder besser gesagt in das Auto »hinein gequetscht«.

Nachdem der Vater noch schnell eine Tasse Glühwein getrunken hat, steigen alle drei hoch vergnügt ins Auto ein.

Beim Zurückfahren zur Hütte fängt es leicht an zu schneien. Die Kinder schauen freudig aus dem Autofenster und beschließen, so bald als möglich, mit ihrer Schwester einen Schneemann zu bauen.

Kaum oben angekommen, wird der Tannenbaum aus dem Auto gezerrt und ins Haus verfrachtet, um ihn sofort in der Stube drin aufstellen zu können.

Als sich die erste Aufregung endlich gelegt hat und alle anderen Arbeiten erledigt sind, fängt es draußen langsam an zu dämmern. Der Radio wird eingeschaltet und beim Klang der Weihnachtslieder - natürlich nicht ohne Zuhilfenahme der selbst gebackenen Plätzchen - gemeinsam der Baum geschmückt.

Die Ehre, die Spitze aufzusetzen hat dieses Jahr die kleine Rosl. Voller Stolz und mit natürlich viel zu kurzen Armen liefert sie den krönenden Abschluss.

Völlig erschöpft von der Anstrengung des Tages beschließen die drei Kleinen heute schon etwas eher ins Bett zu gehen, um damit dem Christkind zu zeigen, wie brav sie sein können. Vielleicht, so denken sie, hilft es etwas, um noch mehr Geschenke einzuheimsen.

Endlich ist der große Tag da und alle sind sehr aufgeregt. Die Kinder machen ihr letztes Türchen vom Adventskalender auf und sind sehr erfreut darüber, dass es in der Nacht gut einen halben Meter geschneit hat.

Ohne lange zu zögern schlüpfen sie in ihre warmen Sachen und springen freudig aus dem Haus, um sofort mit einer Schneeballschlacht zu beginnen.

Auch die Eltern haben nun alle Hände voll zu tun. Sie stehen in der Küche und bereiten alle Zutaten für den Braten vor.

Gegen Mittag zu fällt Andi plötzlich wieder seine »Geheimsache« ein und er setzt sich stillschweigend von seinen Geschwistern ab.

Als er sich sicher ist, das ihn niemand beobachtet, holt er seine schwarze Tasche unter dem Bett hervor und kramt aus dieser eine Filmkamera, ein Netzteil und eine Zeitschaltuhr hervor.

Auf leisen Sohlen schleicht er sich in die Stube und sucht für seine Kamera einen versteckten Platz, damit sie auch keiner sieht - vor allem nicht das Christkind. Als letzte Tat wird alles richtig eingestellt - Blickwinkel auf den Christbaum und die Schaltuhr auf zwei Stunden vor der Bescherung.

»Sodala. Vier Uhr muss reichen. Jetzt kann`s kommen. Das wollen wir doch mal sehen, wie das mit dem Christkind ist!«, denkt sich der Kleine und macht sich stillschweigend wieder aus dem Staub.

Als er zu seinen Geschwistern nach draußen kommt, haben diese bereits mit dem Bau eines Schneemannes begonnen. Freudig über das bevorstehende Ereignis - die Aufklärung im Fall `Weihnachtsmann` - packt er fleißig bei einer großen Kugel aus Schnee, für den Bauch des Schneemannes, mit an.

Auch der Vater trifft jetzt die letzten Vorbereitungen in der Stube. Nichtsahnend von der Kamera, welche der Andi gut versteckt hat, verteilt er die Päckchen unter dem Tannenbaum. Selbst wenn er vom Vorhaben seines Ältesten gewusst hätte, wäre das nicht weiter schlimm gewesen, da sich das Gerät sowieso erst später - laut Programmierung um vier Uhr - einschaltet.

Der Bau des Schneemannes ist endlich abgeschlossen und immer öfters gehen die Blicke der Kinder nun in den Himmel, in Erwartung, das Christkind zu sehen - aber vergeblich.

Als sich die gesamte Familie langsam wieder in der Küche einfindet, ist der Braten drin im Rohr auch schon fertig. Ganz gespannt schaut Andi auf die Uhr. »Nur noch fünf Minuten«, so denkt er sich, »dann schaltet sich endlich die Kamera ein und ich bin gescheiter.«

Der Tisch wird gedeckt und allen läuft beim Anblick des Essens schon das Wasser im Mund zusammen, als es plötzlich einen lauten Schnalzer macht, die Lichter ausgehen und das Radio verstummt.

»Sowas«, meint der Vater, »ich glaube, jetzt hat`s die Sicherung geschmissen! Ich schau sofort nach!«.

Sogleich macht er sich auf den Weg in den Keller, um nach dem Rechten zu sehen. Der Sicherungskasten ist auch bald gefunden, nur als er den Strom wieder anstellen will, löst der Schalter erneut aus und ist nicht willig, sich auch nach mehreren Versuchen wieder einschalten zu lassen.

»So ein Mist - verflucht noch mal!«, schimpft der Vater und kommt wieder herauf in die Küche. »Da geht gar nichts mehr!«

»Was willst Du denn jetzt machen?«, fragt die Mutter mit einem leicht verärgertem Ton in der Stimme.

»Ich kann gar nichts machen! Ein Telefon haben wir hier keines und ins Dorf hinunter brauch ich um diese Zeit erst recht nicht mehr fahren, um einen Elektriker zu holen.«

»Nur gut, dass der Braten schon fertig ist und wir einen Holzofen haben! Frieren müssen wir Gott sei dank nicht!«, schnauft die Mutter erleichtert auf. »Und Kerzen haben wir ja auch genug dabei.«

Auf einmal schrecken alle auf, als es an der Türe klopft.

»Mutti, wer kann das sein?«, fragt die Rosl erschrocken.

»Ich weiß es nicht! Vater, mach Du die Türe auf und schau nach!«

Als der Vater die Türe öffnet steht draußen ein älterer gut gebauter Mann mit einem langen weißen Bart.

»Grüß Gott. Mein Name ist Schmidl.«, stellt sich dieser vor. - »Angenehm! Was können wir für Sie tun?« - »Es schneit draußen ganz fürchterlich und mein Weg ist noch weit. Somit hab ich mir gedacht, ich könnte mich vielleicht bei Euch ein bisschen aufwärmen, bevor ich wieder weiter geh. Ich falle Euch auch ganz gewiss nicht zur Last.«

»Naja. Von mir aus gern. Vroni, was meinst Du?«. Auch die Mutter und die Kinder willigen ein.

»Dann kommen`s doch erst mal rein«, lädt der Vater den Fremden ein. »Leider haben wir keinen Strom hier. Die Sicherungen lassen sich nicht mehr schalten!« - »Das macht mir nichts aus. Hauptsache, es ist warm bei Euch in der Stube.«

»Du«, sagt Sepp spontan in die Runde, »der schaut aus wie der Nikolaus!«

»Jetzt fängt der schon wieder mit seinem Schmarrn an!«, konntert der Andi. »Wie oft soll ich Dir noch sagen...«.

»Vor mir braucht ihr keine Angst zu haben. Ich bin nicht der Nikolaus«, fällt der Alte dem Andi ins Wort. »Aber wenn ihr wollt, kann ich Euch ein paar nette Geschichten über den Weihnachtsmann erzählen.«

Als das Wort »Geschichte« fiel, waren die zwei Buben auf der Stelle leise und nicken hocherfreut mit ihren Köpfen.

Ein bisschen später dann, als sie mit dem Abendessen fertig waren und der alte Schmidl ihnen viele schöne Märchen über den Weihnachtsmann erzählt hat, ist es draußen schon Nacht geworden. Gemütlich züngeln die Flammen im Holzofen drin, der Schnee fällt behaglich am Fenster vorbei und die Kerzen am Adventskranz geben der Atmosphäre einen besonderen Glanz. Von der Ferne her hört man leises Glockenläuten und ein jeder ist nun ganz aufgeregt, weil bald schon die Bescherung ist.

Während die Mutter und die Kinder zu einem Weihnachtslied anstimmen - diesmal ganz ohne Begleitung des Radios - schleicht der Vater in die Stube und zündet eine Kerze nach der anderen am Christbaum an, bis dieser im hellen Glanz erstrahlt.

Kaum fertig geworden, können es die Kinder auch schon nicht mehr erwarten. Im Schnellverfahren wird noch »Stille Nacht« angestimmt, bevor das große Ereignis beginnen soll.

Die letzten Töne sind noch nicht verhallt, als die Rosl voller Neugier auch schon die Türe aufreißt und alle in die Stube hinein eilen.

Mit einem kräftigen »Ui - ist der Baum aber diesmal schön!« und einen sofortigen Ansturm auf die Geschenke beginnt nun der schönste Teil dieses Abends.

Als der Sepp plötzlich einen wunderbaren großen Bagger in den Händen hält und ihn mit den Worten »Mensch ist der toll, so einen wollte ich schon immer haben!« voller Stolz in der Runde umher zeigt, kommen der Mutter langsam Zweifel.

Mit einem flüchtigen Blick auf alle Geschenke wendet sie sich skeptisch und flüsternd an den Vater. »Du sag mal, da sind ja viel mehr Päckchen unterm Baum, als wir drunter gestellt haben. Das gibts doch gar nicht!«

»Ich weiß auch nicht, von wem die sind!«, erwidert dieser.

Suchend in die Menge erblicken die beiden auf einmal das heimliche Lächeln ihres Gastes. Sichtlich erfreut und schmunzelnd hält auch er einen Teller voll Plätzchen in den Händen und genießt den Jubel der Kinder.

Als er den fragenden Blick der Eltern sieht meint er nur ganz freundlich und leise, so das es die Kinder nicht hören können: »Glaubt an die Geschichten, die ich Euch vorher über den Weihnachtsmann erzählt habe, die erklären alles.«

Eine Zeitlang später, nachdem alle Geschenke ausgepackt und einer gründlichen Inspektion unterzogen sind, kommt dem Schmidl plötzlich eine Frage. »Du Andi, glaubst Du nicht, dass der Stromausfall im Haus vielleicht auf Dein Konto geht?« - »Wieso?«, meint der Kleine ganz erschrocken. - »Denk mal scharf nach, dann weißt Du vielleicht, was ich meine!«.

Alle möglichen Gedanken schießen dem Lauser nun durch den Kopf und sein Blick schweift wie ferngesteuert auf die Kamera und die Zeitschaltuhr. Auch der Vater bemerkt auf einmal das Gerät in der Steckdose und wendet sich an seinen Ältesten: »Sag mal, hast Du etwa die kaputte Zeitschaltuhr da eingesteckt? Dann wundert es mich nicht, dass wir keinen Strom mehr haben. Das Teil ist doch kaputt. Sag Andi, was wolltest Du denn bloß damit bezwecken?«

»Das Christkind filmen, wie es die Päckchen verteilt!«, jammert dieser zu seiner Verteidigung. Woher wusste das der alte Schmidl, wo er doch ein Fremder war und keine Ahnung von seinem Vorhaben hatte? Mit einer gehörigen Portion Unsicherheit rückt er nun voller Unbehagen mit der ganzen Wahrheit raus: »Ihr müsst wissen, ich habe nämlich eine Kamera aufgestellt und wollte die mit der Schaltuhr los laufen lassen, um mir damit endlich Klarheit zu verschaffen, wie das mit dem Christkind so ist - ob es das auch wirklich gibt. Und jetzt ist mein ganzes Geheimprojekt in die Hose gegangen.«

Nach dieser Beichte herrscht allgemeines Geschmunzel bei den Eltern. Auch der Sepp hat nun endlich wieder etwas, womit er seinen Bruder aufziehen kann und nützt die Situation natürlich sofort aus.

Mit einem Lächeln auf den Lippen entfernt der Vater die kaputte Zeitschaltuhr aus der Steckdose und macht sich auf den Weg in den Keller, um die Sicherung wieder einzuschalten.

Als es dann für die Kinder langsam Zeit wird, ins Bett zu gehen, verabschiedet sich auch der alte Schmidl.

Das Angebot des Vaters, ihn mit dem Auto ins Dorf zu fahren, lehnt dieser dankend ab. »Ich bin mit meinem Schlitten hier, den kann ich doch nicht einfach stehen lassen! Dankeschön für alles. Ich wünsche Euch noch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch! Vielleicht sehen wir uns mal wieder. Es würde mich freuen. Behüte Euch Gott.«

Mit diesen Worten springt er auf und ist auch sogleich bei der Türe draußen, um seinen Weg fortzusetzen.

»Ein komischer alter Mann«, meint Sepp drauf. »Komisch vielleicht, aber lieb und ein guter Geschichtenerzähler«, antwortet Rosl.

»Woher der das mit der Kamera bloß gewusst hat?«, fällt dem Andi kopfschüttelnd ein, »das gibt es doch gar nicht.« - »Wer weiß«, lächelt die Mutter ganz keck. »Es gibt mehr Dinge auf dieser Welt, als wir uns vorstellen können.«

Jetzt ist sich der Andi aber sehr unsicher, zumal sich sein Geheimprojekt ja als großer Reinfall erwiesen hat. Ganz genau weiß er es halt immer noch nicht.

War das vielleicht doch der Weihnachtsmann, der ihm nur eine Lehre erteilen wollte? Naja, die Statur und den langen weißen Bart hat er ja gehabt. Und überhaupt - wie war die Geschichte noch einmal mit dem Christkind?

Wie das Christkind entstanden ist oder Wie Weihnachten beinahe ausgefallen wäre!

Man merkt halt langsam, dass es auf Weihnachten zugeht. Wenn man sich die Leute so ansieht, wie sie geschäftig in den Geschäften umher rennen, um mit großen Paketen unterm Arm und natürlich auch mit leerem Geldbeutel wieder heraus kommen, oder auch die Tannenbäume, welche von oben bis unten mit vielen weißen und bunten Lichterketten geschmückt sind, dann weiß man, dass der Heilige Abend nicht mehr weit sein kann.

Am Christkindlmarkt ist ein jeder Stand hell beleuchtet von Kerzen- und von Lichterschein und ein Duft von Glühwein und Jagertee liegt über der ganzen Stadt. In jedem Schaufenster stehen Weihnachtsmänner und Christkindl und bei der Untermalung von Weihnachtsliedern könnte man fast meinen, dass man diese zuzwinkern sieht.

Und gerade von diesen beiden, vom Christkind und vom Weihnachtsmann, möchte ich euch heute eine Geschichte erzählen, um euch aufzuklären, was es mit denen so auf sich hat.

Ein paar Jahre zurück, ich glaub so an die 200 herum, gerade an einem Tag so wie heute - der Wind wehte recht kalt den Schnee von den Bergen herunter und obwohl es erst Mittag war, war es doch schon sehr dunkel und trüb - kurz gesagt: ein Wetter, wo man nicht einmal seinen Hund auf die Straße hinaus schicken wollte.

Aber nachdem sich das alles hoch droben am Nordpol abgespielte, war so ein Wetter an der üblichen Tagesordnung, obwohl es an diesem Tag doch schon, auch für so eine Region, ganz besonders kalt war.

Und überhaupt stand da im ewigen Eis ja eh nur ein Haus, welches man sich allerdings besser als Fabrik vorstellen sollte und das gehörte dem Weihnachtsmann - im speziellen auch Santa Claus genannt.

Und gerade in diesem besonderen Haus ging es diese Tage recht hektisch zu, denn vom Himmelspostamt her stapelten sich immer noch viele Briefe mit lauter Kinderwünsche für Weihnachten, die alle noch zu erfüllen waren.

Die Spielzeugmaschinen liefen auf Hochtouren und alle Engel, Wichteln und Elfen waren eifrig mit dem Einpacken beschäftigt. Es wurde gelacht und gesungen, gerade so, dass es eine wahre Freude zum Zuhören war. Und wenn man auf den großen Kalender über der Haustür schaute, konnte man erkennen, dass es bis zur großen Bescherung am Heiligen Abend nur noch zwei Tage waren.

Voller Eifer inspizierte der Oberzwerg die Lagerhallen mit den fertigen Paketen und klebte auf jedes den richtigen Namen der Kinder drauf, weil man ja schließlich wissen musste, an wen die Geschenke ausgeliefert werden sollten.

Am aufgeregtesten aber von allen war der große Chef, unser Weihnachtsmann, schon selbst, denn er musste ja schließlich alles managen, was bei so vielen verschiedenen Wünschen gar nicht so einfach war.

Ganz durcheinander lief er von einem Eck ins Andere, schaute den Engeln auf die Finger, ob auch wirklich alles schön eingepackt wurde, inspizierte immer wieder seine Rentiere im Stall und drückte jeden, der ihm über den Weg lief, einen guten Ratschlag auf.

Jeder nahm es gelassen hin, da sie ihren Chef und dessen selbst inszenierte Hektik so kurz vor Weihnachten kannten. Normalerweise war auch immer alles in bester Ordnung.

Als der Weihnachtsmann wieder bei einer seiner üblichen Stallrunden angelangt war, bemerkte er plötzlich, dass sich eines der Tiere selbständig gemacht hatte und hinaus in die Kälte gelaufen sein musste.

Ohne zu zögern machte er sich sofort auf den Weg, um den Ausreißer zu suchen, was sich bei diesem Schneegestöber als äußerst schwierig und zeitraubend herausstellte. Aber letztendlich fand er das Tier und konnte es wieder zu den anderen in den Stall stellen.

Ein paar Stunden später ging es dem Weihnachtsmann gar nicht gut. Mit starken Husten, einer verschnupften roten Nase und viel Kopfweh beutelte es ihn, geplagt vom Fieber und Schüttelfrost, hin und her. Die Sucherei nach seinem Rentier bei diesen tiefen Temperaturen heute, hatten weder ihm, noch seinem Rudolf - wie das Tier, nachdem er suchte hieß - gut getan. Auch dieser hatte vor lauter Schnupfen eine leuchtend rote Nase bekommen und stand jetzt in einem Einzelstall, um sich auskurieren zu können.

Trotz der vielen Tee`s und Kräuterbäder, die ihm seine Frau und die Engeln einflößten, wollte sich einfach keine Besserung einstellen.

Voller Sorge, wie das dieses Mal mit der Bescherung am Heiligen Abend werden sollte, ging er am Abend ins Bett und hoffte, dass es ihm so schnell wie nur gerade möglich wieder besser ging. Schließlich war ja in zwei Tagen schon Weihnachten und was wäre dies für die Kinder ohne den Weihnachtsmann und den ganzen Geschenken?

Nachdem er die ganze Nacht von Alpträumen geplagt wurde, fühlte er sich am nächsten Morgen zwar schon wieder etwas besser, war aber immer noch zu schwach um aufzustehen.

Voller Sorge beriefen sämtliche Zwerge, Engeln und Elfen eine Krisensitzung ein, ob vielleicht irgend jemand eine Idee hatte, wie man den Heiligen Abend managen könnte, nachdem der Weihnachtsmann allen Anschein nach ausfallen würde.

»Wie wäre es, wenn wir Weihnachten einfach verschieben?«, meldete sich ganz frech ein Zwerg. »Ich glaube, Du spinnst!«, erwiderte ein Engel. »Aber, wenn die Leute alle hierher kommen würden, um ihre Geschenke selbst abzuholen?«

Doch auch dieser Vorschlag wurde mit einem energischen, «Bist Du wahnsinnig geworden? Was glaubst Du denn, was das für einen Volksauflauf hier bei uns geben würde!«, sofort unterdrückt.

Nach langen Diskussionen kam dem Oberzwerg plötzlich eine grandiose Idee. »Wie wäre es, wenn wir einfach eine Aushilfe für unseren Weihnachtsmann anheuern würden?« - »Ja und wen?«, klang es aus aller Munde. - »Das weiß ich noch nicht, aber fragen wir halt den Herrgott, der hat im Himmel droben genug Leute, die das machen könnten. Wer ist dafür?«

Nachdem der Vorschlag einstimmig angenommen wurde, sandte man einen Engel aus, um den Himmelsvater das Verhängnis mit dem Weihnachtsmann und der Möglichkeit, ihn durch eine Aushilfe zu ersetzen, zu unterbreiten.

Obwohl diesem die ganze Sache gar nicht gefallen wollte, stimmte er schweren Herzens dem Notplan zu und kam nach längerer Überlegung schließlich zu einem Ergebnis. »Weißt du was?«, wendete er sich an den wartenden Engel. »Ich schicke Euch mein Sohnemann - einen anderen habe ich bei dem Personalmangel heutzutage für so eine Aufgabe gerade nicht frei. Aber tut mir bitte den Gefallen und passt auf ihn auf, damit er mir keinen Unfug anstellt und Weihnachten in Verruf bringt! Und noch was - verkündet überall auf der Welt, dass dieses Jahr nicht der Weihnachtsmann, sondern das Christkind - so nenne ich den Kleinen - die Geschenke bringen wird. In einer Stunde schicke ich ihn zu Euch hinunter, damit ihr ihn in sein neues Aufgabengebiet einweisen könnt. Und jetzt sag bitte den anderen Bescheid!«

Der Engel verabschiedet sich und flog eilig davon, um die frohe Botschaft seinen Freunden am Nordpol und vor allem dem Weihnachtsmann mitzuteilen.

Wie versprochen, stand eine Stunde später tatsächlich das Christkind vor der Türe. Alle waren überrascht, als ein junger Mann im besten Lausbubenalter den Raum betrat. Gehüllt in ein strahlend weißes, mit viel Goldstaub eingepudertes Gewand, erstrahlte sein ganzer Körper wie im hellen Licht. Die beiden großen goldenen Flügel ruhten sanft auf dem Rücken. Lediglich seinen Heiligenschein hatte er ein wenig frech in das Gesicht hängen. Damit erhoffte er sich, einen ganz besonderen Eindruck schinden zu können. Er lächelte spitzbübisch in die Runde.

Voller Bewunderung und mit einem großen »Hallo« wurde er sofort freudig empfangen und dem Weihnachtsmann vorgeführt, damit sich dieser einen ersten Eindruck von seiner Aushilfe machen konnte.

Noch ehe die Nacht hernieder sank, war das Christkind bereits in alle Geheimnisse der weihnachtlichen Paketpost samt seiner speziellen Brauchtümer eingeweiht. Lediglich die Sache mit dem Ausliefern der Geschenke durch den Kamin wollte ihm so gar nicht gefallen, weil dabei sein Gewand und seine Flügel dreckig werden könnten. Außerdem fehlte ihm ja schließlich die Übung mit der Kaminkletterei. Daher wurde vereinbart, dass das Christkind durch das Fenster kommen sollte, weil es dadurch viel schneller und schöner geht.

Endlich war der große Tag da. Schon in der Früh ging es in dem Haus recht hektisch zu.

Die letzten Adressen wurden geschrieben und alle Päckchen in große Säcke verstaut und fachmännisch verschnürt. Das Christkind fieberte schon seit Stunden seinem großen Auftritt entgegen. Auch der Weihnachtsmann, dem es heute wieder besser ging, rotierte fleißig zwischen seinen Helfern umher und erteilte wie üblich seine berühmten Ratschläge, die sowieso niemand hören wollte.

Um die Mittagszeit war es dann soweit. Das Christkind flog mit den ersten Säcken Richtung Europa los, um bald drauf mit dem Geschenke verteilen anfangen zu können. Voller Freude nahm er sich ein Haus nach dem anderen vor und bewunderte mit Begeisterung die schönen Christbäume, die in den Stuben aufgestellt waren. Ab und zu klaute er sich Plätzchen von den Weihnachtstellern und beobachtete neugierig die Kinder, welche sich ja schon so auf die Bescherung freuten und weihnachtliche Lieder sangen.

Noch ehe er sich versah, senkte sich langsam die Nacht hernieder. Er musste sich eingestehen, dass es doch mehr Arbeit war, als er sich das so vorgestellt hatte, denn mit dem Verteilen war er noch lange nicht fertig.

Eilig flog er zurück zum Nordpol, um sich die nächsten Säcke zu holen.

Dort angekommen glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Da stand der mit Säcken voll beladene Rentierschlitten samt dem Weihnachtsmann in roter Arbeitskleidung vor dem Haus. In Reih und Glied waren die Rentiere eingespannt. Rudolf, dessen Nase vor lauter Schnupfen immer noch rot leuchtete, musste alleine an vorderster Front laufen, damit er die anderen Tiere nicht anstecken konnte.

»Na, wo bleibst Du denn so lange?«, rief ihm der Weihnachtsmann voller Ungeduld zu. »Wir haben doch nicht ewig Zeit! Weißt Du was? Du machst jetzt Dein Revier fertig und ich mache mich nach Amerika auf. Die warten nämlich schon alle auf ihre Geschenke!«

Mit diesen Worten sprang er auf seinen Schlitten, welcher sich sogleich hoch in die Lüfte erhob, um mit ihm am Himmel zu verschwinden.

Auch das Christkind war nicht untätig und machte sich sofort mit den nächsten Säcken auf den Weg.

Gegen Mitternacht endlich hatte es seine Aufgabe erfüllt und kehrte müde und zufrieden wieder zurück.

Ein paar Stunden später, man schrieb bereits den 25.Dezember, traf auch der Weihnachtsmann ganz erschöpft und völlig außer Atem zu Hause ein.

»Das war ein Weihnachten, kann ich Euch sagen! Jetzt habe ich zuerst einmal den Kindern erklären müssen, warum ich erst am 25. und nicht schon am 24. gekommen bin. Ich habe einfach erzählt, dass wir die Auslieferung am Heiligen Abend ein bisschen umorganisiert haben und es in Zukunft immer so bleiben wird wie heute. Oder Christkind, was meinst Du? Teilen wir uns ab jetzt die Arbeit zu Weihnachten? Du in Europa und ich in Amerika. Wir sind doch ein gutes Team!«

Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen zwinkerte das Christkind voller Freuden dem Weihnachtsmann zu. »Das möchte ich doch meinen, Herr Kollege! Abgemacht, ich bin dabei!«

Und mit diesen Worten endet auch meine Geschichte.

Ich hoffe, ihr seid nun im Bilde, warum nur wir in Europa ein Christkind haben, welches jedes Jahr am 24. Dezember zu uns kommt und in Amerika der Weihnachtsmann, der auch Santa Claus genannt wird, die Geschenke erst am 25. ausgibt.

Und übrigens, solltet ihr einmal den Weihnachtsmann mit seinem Schlitten am Himmel droben sehen und das vordere Rentier hat eine rote leuchtende Nase, dann kann das eigentlich nur der Rudolf sein, der sich schon wieder mal einen Schnupfen geholt hat.

Auf der Suche nach dem Christkind

»Es schneit«, ruft Sandra begeistert, »Mama, Papa, schaut raus, es schneit. Ist das schön! Endlich mal wieder weiße Weihnachten.«

Und wirklich, vom Himmel kommen dicke, weiße Flocken herunter ins Tal geweht. Der Garten hüllt sich in ein schimmerndes, glitzerndes und in tausend Farben funkelndes Weiß.

Ganz aufgeregt ist die Kleine jetzt, denn heute ist ja schließlich der Heilige Abend und da gehört Schnee doch auch dazu.

Während sie sich ein gutes Weihnachtsplätzchen in den Mund schiebt und den Schneeflocken durchs Fenster zuschaut, gehen ihr so allerlei Gedanken durch den Kopf, ob sie auch wirklich alles auf ihren Wunschzettel fürs Christkind geschrieben hat. Schnell geht sie im Geiste die Liste noch einmal durch: eine neue Puppe, Puppenwagen, Barbie-Schminkset, Malbuch, Stifte, Bilderbücher, Hörspielkassetten, Stofftiere, das rosa Kleidchen, welches sie sich schon so lange wünscht und ... - doch halt, es fällt ihr wie Schuppen von den Augen - »Oh Gott, ich habe ganz vergessen, die schöne goldene Haarspange drauf zu schreiben. Was mache ich denn jetzt, wenn ich das Kleid bekomme und keine goldene Haarspange dazu habe?«, ruft sie ganz entsetzt.

Für Sandra bricht fast eine ganze Welt zusammen, denn der Wunschzettel ist ja schon vor zwei Wochen vom Weihnachtsboten-Engel abgeholt worden. Wie soll denn jetzt das Christkind wissen, das etwas auf ihrem Zettel fehlt. Sie überlegt und überlegt. Es hilft alles nichts, sie muss sich auf die Suche nach dem Christkind machen und ihm den Wunsch persönlich sagen, denn es sind ja schließlich noch ein paar Stunden bis zur Bescherung Zeit.

»Schön und Gut«, überlegt sie sich, »nur - wo wohnt des Christkind und wie finde ich es? Da gibt es nur eines - Papa weiß doch immer alles. Der kann mir sicher helfen.«

Schnell läuft sie zu ihrem Vater und ruft: »Papa, Papa, weißt Du eigentlich, wo das Christkind zu Hause ist?« - »Nun«, erwidert dieser, »das wohnt ganz weit weg von hier ...«

»Können wir da mit dem Auto hinfahren?«, unterbricht ihn die Kleine ganz aufgeregt.

»Nein, das geht nicht«, lacht der Vater, »weil das Christkind im Himmel wohnt. Unser Auto kann ja schließlich nicht fliegen!«

Jetzt schaut die Kleine ganz enttäuscht. Wie soll sie bloß ihren Wunsch an das Christkind übermitteln?

Als der Vater die Enttäuschung in ihren Augen bemerkt, fügt er ganz schnell hinzu: »Aber weißt Du Sandra, heute an Weihnachten ist das Christkind eh nicht zu Hause im Himmel, weil es hier auf der Erde die ganzen Geschenke mit seinem Schlitten abliefern muss. Vielleicht siehst Du es ja, wenn es am Fenster vorbei fliegt. Bist Du am Ende schon so aufgeregt, dass Du es gar nicht mehr erwarten kannst?«

»Nein, nein«, kontert die Kleine, »aber ich habe was ganz, ganz wichtiges vergessen, auf meinen Wunschzettel drauf zu schreiben und da wollte ich es ihm halt persönlich noch sagen.«

Als der Vater das hört, muss er lauthals lachen.

In Sandras Kopf schwirren jetzt lauter Gedanken umher, als sie sich in ihr Zimmer schleicht. Wie war das nochmal, das Christkind fliegt hier am Fenster vorbei?

Geduldig setzt sie sich ans Fenster, schaut hinaus und wartet auf das Christkind.

Aber, als sich nach 10 Minuten noch überhaupt niemand im Garten, geschweige denn am Himmel droben blicken lässt, entschließt sie sich, das Christkind ganz einfach auf eigene Faust zu suchen.

Ganz heimlich zieht sie sich an und verschwindet durch die Hintertüre zur »Christkindlsuchaktion« nach draußen.

Alles ist verschneit und vom Himmel

kommen dicke Flocken herunter gefallen.

Ganz tapfer stapft sie durch den Schnee von Haus zu Haus und schaut durch jedes Fenster, ob vielleicht irgendwo das Christkind ist und seine Geschenke unter einen Christbaum legt. Aber alles vergebens. Auch die ständigen Blicke zum Himmel und auf die Straßen bringen nicht das gewünschte Ergebnis. Im Gegenteil, das ganze Dorf scheint wie ausgestorben zu sein, nicht einmal ein Hund, oder eine Katze läuft ihr über den Weg.

Plötzlich entdeckt sie am Dorfrand Schlittenspuren, die in den Wald führen.

»Was hatte Papa gesagt?«, denkt sie sich, »Das Christkind liefert die Geschenke - Geschenke müssen transportiert werden - und wenn es nicht gerade fliegt, dann transportiert es die Sachen mit dem Schlitten am Boden! Außerdem hat der Weihnachtsmann auch einen Schlitten, das weiß ich ganz sicher. Das sind demnach ganz bestimmt die Schlittenspuren vom Christkind!«

Von diesem Gedanken versessen, stapft sie fleißig den Spuren nach und somit immer weiter in den Wald hinein.

Langsam wird es dunkel. Als sie das bemerkt, kommt leise Panik in ihr auf.

Sie muss sofort wieder nach Hause, bevor noch jemand bemerkt, dass sie sich weggeschlichen hat und sie sich im Dunkeln irgendwo verläuft.

Enttäuscht, das Christkind nun doch nicht gefunden zu haben, macht sie kehrt und läuft wieder Richtung Dorf.

Auf halben Weg bemerkt sie auf einmal hinter einem Holzstapel ein leises Wimmern und Kratzen. Obwohl sie im ersten Augenblick erschrickt, ist die Neugierde doch größer und sie tritt an den Stapel heran. Ganz vorsichtig steckt sie ihren Kopf hinein und entdeckt dort einen kleinen Hund, der sich offenbar eine Pfote im Holz eingeklemmt hat.

»Du brauchst keine Angst zu haben, ich tue dir nichts. Ich möchte dir doch helfen«, bemitleidet sie das Tier.

Nachdem das Mädchen ein paar Holzscheite auf die Seite gezogen hat, ist der kleine Hund auch schon wieder frei. Ganz erschöpft schaut er die Kleine voller Hoffnung an.

Sie beugt sich zu ihm hinunter und nimmt den halb erfrorenen ganz liebevoll in die Arme. »Bist Du aber süß! Du bist ja viel besser als jede Puppe. Du gefällst mir. Weißt Du was? Ich nehme dich einfach mit zu mir, dann bekommst Du auch gleich einen ganzen Berg Plätzchen zum Essen und Du brauchst gar nicht mehr frieren.«, ruft Sandra ganz aufgeregt.

Als sie mit dem Hund auf dem Arm das Dorf erreicht ist es schon ziemlich dunkel geworden.

»Was ist denn das für ein Menschenauflauf da bei uns?«, denkt sich die Kleine, als sie die Straße zu ihrem Haus zusteuert.

In der Tat steht dort der halbe Ort zusammen und alle sind ganz aufgeregt.

»Mama, Papa, was ist denn los?«, ruft Sandra, als sie in unmittelbarer Nähe der Menschenmenge ist. Alle Leute drehen ihre Köpfe um und sind sofort still.

»Da ist sie ja«, ruft ihre Mutter und läuft mit Tränen in den Augen zu ihrer Tochter. «Gott sei dank, endlich bist Du wieder da. Wir wollten gerade einen Suchtrupp zusammenstellen und nach Dir suchen. Seit Stunden bist Du schon weg und keiner hat gewusst, wo Du bist!«

»Aber Mama«, entgegnet die Kleine ganz gelassen, »ich wollte doch nur das Christkind suchen, damit ich ihm meinen Wunsch, den ich vergessen habe auf den Wunschzettel zu schreiben, sagen kann.«

Alle Leute lachen voller Erleichterung, als sie das hören.

»Wen hast Du denn da mitgebracht?«, fragt sie ihr Vater, als er den kleinen Hund in den Armen seiner Tochter entdeckt.

»Den habe ich vor dem Erfrieren und Verhungern gerettet«, brüstet sie sich. »Seine Pfote war in einem Holzstapel eingeklemmt. Da habe ich ihn befreit und dann mitgenommen. Und jetzt gehört er mir. Bitte, bitte, Mama, Papa, darf ich ihn behalten?«.

»Na ja, ich weiß nicht so recht«, zweifelt der Vater, »er hat nicht einmal ein Halsband und auch keine Hundemarke.«

Er erkundigt sich erfolglos bei den anderen, ob jemand im Dorf einen kleinen Hund vermisst.

Nach kurzer Überlegung und überglücklich, seine Tochter gesund wieder zu haben, erlaubt er ihr den Hund zu behalten. »Na«, meint er, »das Christkind hast Du zwar nicht gefunden, aber dafür einen neuen Freund.« - »Und der ist mir viel lieber als mein Wunsch, den ich vergessen habe auf den Zettel zu schreiben«, entgegnet die Kleine voller Begeisterung.

Als ein paar Stunden später leise Weihnachtsmusik die Bescherung untermalt und unter dem Tannenbaum neben dem rosa Kleidchen eine goldene Haarspange glitzert, ist die Kleine überglücklich.

»Hätte ich gewusst, dass das Christkind Gedanken lesen kann, wäre ich nicht auf die Suche nach ihm gegangen. Aber trotzdem war es gut, dass ich einen Wunsch auf meinem Zettel vergessen habe, denn was wäre sonst aus dem kleinen Hund geworden? Oder war das vielleicht gar kein Zufall, sondern alles vom Christkind so eingefädelt?«, schmunzelt sie und kuschelt sich an ihren neuen Hundefreund.

 Und genau in diesem Augenblick zwinkert ihr ein kleiner Engel, welcher vor dem Fenster gesessen und sie beobachtet hat ganz zufrieden zu, schiebt sich ein Weihnachtsplätzchen in den Mund und fliegt glücklich und zufrieden Richtung Himmel.

Der Wunschzettel oder Wie der Maxl kurriert worden ist

»Jetzt ist schon wieder bald Weihnachten und mir fällt einfach nicht mehr ein, was ich mir dieses Jahr eigentlich noch alles vom Christkind wünschen soll!«, seufzte der kleine Maxl.

»Bloß noch 5 Tage hin zum Heiligen Abend und ich werde mit dem Schreiben einfach nicht fertig! Hätte ich mir doch nur das ganze Jahr über ein paar Notizen gemacht, dann würde ich mich jetzt nicht gar so schwer tun! Ob es das Christkind noch schafft, das auch wirklich alles für mich zu besorgen?«

Der Maxl - mit seinen 10 Jahren natürlich im besten Trotzalter - war ganz verzweifelt. Seit 2 Wochen schrieb er nun schon an seinem Wunschzettel, oder besser gesagt, an seinen Wunschzetteln ans Christkind. Immerhin hatte er es bis jetzt schon auf vier volle Seiten gebracht - sehr klein und eng zusammengeschrieben versteht sich, damit auch wirklich alles, was er sich wünschte darauf passte.

Die Ermahnungen seiner Eltern, dass die Kinder zu Weihnachten normalerweise nur einen einzigen Wunschzettel und nicht ein ganzes Buch voller Wünsche ans Christkind schreiben und es vielleicht wegen seiner Gier deshalb überhaupt nicht zu ihm kommen würde, konnte der Junge gar nicht verstehen.

»Ich und gierig?«, empörte er sich. »Bloß wegen den paar Seiten Wünsche? Pah - wo würden wir denn da hinkommen. Das Christkind kommt doch schließlich nur einmal im Jahr vorbei und da sollte ich mich mit weniger zufrieden geben? Ich würde ja nichts sagen, wenn es jeden Monat vorbei schauen würde! Und überhaupt sind das alles keine Sonderwünsche, sondern Sachen, die man in jedem Laden, der etwas auf sich hält, auch kaufen kann. Ein bisschen Geld kostet es zwar schon, aber das Christkind hat das ganze Jahr über bestimmt soviel gespart, damit es für meine Wünsche auch reichen wird!«

Angefangen von einer voll ausgebauten 4spurigen Autobahn, über eine komplette Eisenbahnanlage mit 8 Zügen, ein großes ferngesteuertes Segelflugzeug, ein tauchfähiges U-Boot mit Unterwasserkamera, beweglichen Actionfiguren mit Hologrammkarten, DVD-Spieler mit sämtlichen DVD`s, ein Flachbildfernseher mit 2m Durchmesser, eine Digitalkamera bis hin zum neuesten Hochleistungscomputer mit sämtlichen Spielen und Zubehör stand auf seinen Zetteln so ziemlich alles drauf, was der Elektronikmarkt zur Zeit als letzten Schrei anzubieten hatte.

Und trotzdem kam es Maxl irgendwie so vor, als ob er noch etwas ganz wichtiges vergessen hatte - aber was konnte das sein? Immer wieder ging er seine Zettel durch und überlegte und überlegte - doch es mochte ihm einfach nichts mehr einfallen!

Schließlich gab er auf, tackerte die Wunschzettel zusammen und legte das Bündel unter den - von ihm und seinem Vater - bereits aufgestellten, aber immer noch ungeschmückten Tannenbaum in der Stube.

Draußen war es schon dunkel geworden und dicke Schneeflocken fielen vom Himmel. Aus dem Radio, welchen seine Mutter in der Küche aufgestellt hatte, tönte es weihnachtlich.

»Jetzt braucht das Christkind bloß noch kommen und die Zettel mitnehmen«, dachte er bei sich, als er einen Blick aus dem Fenster warf und sich insgeheim schon auf die Bescherung in einigen Tagen freute.

Am nächsten Tag, gleich nach dem Aufstehen, konnte er es schon gar nicht mehr erwarten, einen Blick unter den Tannenbaum zu werfen, ob das Christkind den Wunschzettel auch wirklich schon abgeholt hatte. Doch zu seiner Enttäuschung lag dieser immer noch an der selben Stelle, an der er ihn am Vorabend hingelegt hatte.

Auch als er mittags von der Schule heimkam, hatte sich der Wunschzettel noch keinen Millimeter bewegt - genauso wenig wie am Abend und dem darauf folgenden Morgen.

Enttäuscht kramte er die Zettel wieder unter dem Tannenbaum hervor und beschloss, sie dem Christkind persönlich in die Hände zu drücken, falls er es auf dem Schulweg zufällig irgendwo in der Luft fliegen sah. Schließlich war doch in drei Tagen schon die Bescherung und was sollte er denn auspacken, wenn das Christkind nicht einmal wusste, was es ihm bringen sollte?

»Da muss jetzt aber schnell etwas geschehen, sonst geht dieses Jahr am Weihnachtsabend bestimmt alles schief!«, dachte er sich.

Voller Eifer packte er die Papiere in seinen Schulranzen, schnallte sich diesen auf den Rücken und machte sich auf den Weg zur Schule.

Um auch ganz sicher zu gehen, dass er nicht doch versehentlich das Christkind irgendwo übersehen würde, stapfte er diesmal - wenn er sich nicht gerade bückte, um einen Schneeball zu formen - mit erhobenen Hauptes und ständigen Blicken zum Himmel, die Straßen entlang.

Doch so sehr er sich auch anstrengte und den Himmel absuchte, das Christkind war weit und breit nicht zu entdecken!

Kaum in der Schule angekommen, diskutierte Maxl auch schon mit seinen Kameraden über Weihnachten und die Geschenke, die sich jeder von ihnen erhoffte.

Angeberisch - was er sich dieses Jahr doch so alles wünschte - griff Maxl grinsend in das Fach seiner Schultasche um die Wunschzettel heraus zu holen, damit er sie den anderen unter die Nase reiben konnte.

Plötzlich durchfuhr ihn ein großer Schreck - die Zettel waren verschwunden. Statt dessen klaffte an der Stelle ein großer Schlitz an der Unterseite des Schulranzens. Er begann, die Tasche zu durchwühlen und stellte fest, dass zwar alle Hefte und Bücher noch da waren, jedoch von den Wunschzetteln jede Spur fehlte.

Schlagartig war Maxl von Panik erfüllt. Was sollte er denn jetzt nur machen? Drei Tage vor Weihnachten und die Wunschzettel wahrscheinlich für immer verloren - die Katastrophe war perfekt! Tränen schossen dem Jungen in die Augen und er begann zu zittern.

Auch die aufmunternden Worte seiner Kameraden, dass vielleicht das Christkind den Wunschzettel finden und sich alles wieder zum Guten wenden könnte, trösteten ihn nicht.

Er wollte am Liebsten auf der Stelle wieder umkehren und den gesamten Weg, den er heute schon gegangen war, absuchen. Genau in diesem Moment läutete die Glocke zum Unterricht und er war gezwungen, seine Suche auf später zu verschieben.

Diesmal konnte es Maxl gar nicht erwarten, dass die Stunden bis Mittag endlich vergingen. Nur gut, dass der Unterricht an diesem Tag mehr einer Weihnachtsfeier glich - konzentrieren konnte er sich nämlich nach diesem Zwischenfall bestimmt nicht mehr. Immer wieder dachte er wehmütig an seine Wunschzettel und dass diese jetzt ganz bestimmt einsam und verlassen irgendwo in einer dunklen Ecke, wo sie niemand mehr im Leben finden würde, lagen.

Auch die selbst gebackenen Plätzchen und Lebkuchen, welche die Lehrerin heute verteilte, konnten ihn nicht aufheitern.

Als die Glocke endlich die lang ersehnte letzte Unterrichtsstunde beendete, stürzte der Junge Hals über Kopf aus der Schule. Er suchte alle Stellen des Weges, an denen er heute schon vorbeigekommen war, gründlich ab, doch sehr zu seinem Bedauern blieb der Wunschzettel unauffindbar.

Zu Hause angekommen, schüttete der Kleine seiner Mutter seinen ganzen Kummer und seine Befürchtungen über die wahrscheinlich ausfallende Bescherung aus.

Diese fing laut zu lachen an und nahm Maxl, dessen Augen tränengefüllt waren, ganz fest in die Arme.

»Ach mein kleines Dummerl Du!«, schmunzelte sie, während sie ihn an sich drückte. »Weihnachten fällt doch nicht aus, nur weil man seinen Wunschzettel verloren hat. Ich glaube, dass das Christkind auch so ganz genau weiß, was sich ein Junge in Deinem Alter wünscht und was gut für ihn ist! Meinst Du nicht?«

Das konnte sich der Kleine nun aber überhaupt nicht vorstellen und schüttelte ganz verzweifelt den Kopf. »Wie soll denn das Christkind wissen, was ich will, wenn es keinen Spickzettel von mir bekommt, wo alles draufsteht? Bei soviel Kindern auf dieser Welt kann es sich doch nicht alles merken, wer irgend etwas bei ihm per Wunsch bestellt hat und wer nicht. Ich glaube, das wird nichts mehr, vor allem, weil mein Spezl der Schorschi gemeint hat, dass die Abgabefrist vom Wunschzettel jetzt schon vorbei ist und das Christkind dieses Jahr keine Aufträge mehr annehmen kann. - Das wird dieses mal ganz schon fad unterm Weihnachtsbaum aussehen, weil wahrscheinlich gar nichts darunter liegen wird!«

Die Mutter musste laut auflachen und schüttelte vor Belustigung den Kopf.

Das konnte der Bub jetzt aber ganz und gar nicht verstehen, dass er in seinem Kummer auch noch ausgelacht wurde. Ganz verstohlen und traurig zog er sich in sein Zimmer zurück.

Die folgenden zwei Tage sah man den Jungen ganz missmutig in der Gegend rumhängen. Immer noch ging es ihm nicht aus dem Kopf, warum ausgerechnet er seinen Wunschzettel verloren hatte. Das seine Schultasche schon lange altersschwach war wusste er, aber dass ausgerechnet sein Wunschzettel, an dem er ganze 2 Wochen schwer daran gearbeitet hatte, diesem Zustand als erstes zum Opfer fiel, war schon ein schwerer Schlag. Einen Tag länger hätte der Ranzen doch schließlich auch noch halten können. Hätte er nur ein Schulbuch verloren, wäre es für den Jungen leicht zu verschmerzen gewesen - es gab schließlich noch mindestens 1000 andere davon. Aber das weltweit einzige Exemplar seines Wunschzettels kam für ihn schon fast einem Weltuntergang gleich. Jetzt musste er wieder ganze 12 Monate warten, bis er einen Neuen abgeben konnte. Von der vielen Schreibarbeit ganz zu schweigen.

Als er am Vorweihnachtsabend ins Bett hüpfte, schöpfte er - nach mindestens zwei dutzend Bestätigungen seiner Mutter, dass das Christkind ihn wegen des verloren gegangenen Wunschzettels bestimmt nicht vergessen würde - doch noch ein bisschen Hoffnung. Vielleicht, so dachte er bei sich, würde ja doch nicht alles ganz so schlimm werden, wie er erst befürchtet hatte.

Mit Gedanken an das Christkind und dem Wunschzettel schlief der Junge ein.

Im Traum erschien ihm der Schulweg wieder und er sah sich, wie er zum Himmel schauend auf dem schneeverwehten Weg dahin stapfte und ab und zu einen Schneeball warf. Als er begann, einen ziemlich großen Schneeball zu formen, riss plötzlich sein Schulranzen an der Unterseite auf und der Wunschzettel rutschte - wie zufällig - heraus auf die Straße.

Plötzlich erschien hinter ihm ein sich blitzschnell bückender Schatten, der das Schriftstück aufhob und so schnell, wie er gekommen war auch wieder unbemerkt und unerkannt verschwand. Nichtsahnend setzte der Junge seinen Schulweg unbeirrt fort.

Als Maxl am nächsten Morgen erwachte, war er ziemlich verunsichert. »War das alles nur ein Traum, oder hat sich das wirklich so zugetragen?«, fragte er sich leise. Dann könnte es ja durchaus sein, dass er den Zettel vielleicht gar nicht verloren hatte; der Schatten war vielleicht das Christkind und holte sich auf diesem Weg seinen Wunschzettel!

Aber so recht überzeugt war er davon nicht.

Am Weihnachtstag ging es bei Maxl recht hektisch zu und sein Traum war schnell wieder vergessen.

Gleich nach dem Frühstück musste er mit seinem Vater den Christbaum schmücken, die Krippe aufstellen, seiner Mutter beim Backen helfen und beim Metzger für den Abend noch ein paar Würste abholen. Ehe er sich versah, war es später Nachmittag und es wurde Zeit, sich für die Weihnachts-Kindermesse bereit zu machen.

Als Maxl und seine Eltern die kleine Dorfkirche betraten und die aufgebaute Krippe mit dem Jesuskind darin liegen sahen, kam dem Jungen schlagartig die Erinnerungen der letzten Tage wieder in den Sinn. Er stellte sich vor die liegende Heilandfigur und schaute es mit weit aufgerissenen Augen an. »Bitte«, flüsterte er der Figur flehend zu, »vergiss mich bei der Bescherung nicht, weil ich doch meinen Wunschzettel verloren habe! Bitte, bitte, bitte!«

Seine Eltern schauten sich an und schmunzelten vergnügt, als sie diese leisen Worte von Maxl hörten.

Die ganze Kindermesse über dachte der Kleine an nichts anderes mehr, als an seinen verloren gegangenen Wunschzettel und die Geschenke, die ihm wahrscheinlich dadurch entgehen würden.

Auf dem Heimweg begann es leicht zu schneien.

Kaum zu Hause angekommen, fanden die drei - ganz zur Überraschung von Maxl - die Türe zur Stube verschlossen vor.

»War das Christkind etwa doch da?«, fragte der Kleine ganz ungläubig. »Es hat doch meinen Wunschzettel gar nicht bekommen! - Oder vielleicht doch?«

Die Eltern zucken ihre Schultern. »Lassen wir uns einfach überraschen, wenn die Türe aufgeht! Aber das dauert ja eh noch eine Weile!«

Schlagartig war der Bub wieder ganz aufgeregt und voller Hoffnung. Konnte es sein, dass da vielleicht doch irgend etwas für ihn vom Christkind unter den Baum gelegt worden war?

Er fieberte ganz nervös der Stunde der Bescherung entgegen.

Endlich war es soweit. Im Radio erklang »Stille Nacht« und von irgendwo her hörte man eine Glocke läuten. Ganz neugierig drückte Maxl den Türgriff zur Stube herunter, um zu testen, ob die Türe nicht vielleicht doch schon aufgehen würde.

»Das Zimmer ist ja schon offen«, rief er aufgeregt, als sich diese einen Spalt breit bewegte. »Wir können endlich rein zum Schauen!«

Mit viel Elan öffnete er die Türe und blieb mit großen Augen wie angewurzelt stehen, als er die vielen Geschenke unter dem Christbaum erblickte.

»Da stehen ja Päckchen mit meinem Namen drauf!«, lachte er begeistert. »Dann hat mich das Christkind also doch nicht vergessen!«

Voller Freude stürzte er sich auf die Geschenke und begann mit dem Auspacken.

»Was soll ich denn damit anfangen?«, wunderte sich Maxl, als er das erste Paket öffnete und ein Abenteuerbuch herausholte. »Das habe ich mir ja gar nicht gewünscht!«

Auch die nächsten Geschenke beinhalteten nicht die erhofften Sachen. Nacheinander packte er Brettspiele, Hörspielkassetten, Bastelsachen und Legobausteine aus.

»Da ist ja gar nichts von meinen aufgeschriebenen Wünschen dabei!«, beschwerte er sich, als er sich bis zum vorletzten Geschenk durchgerungen hatte. »Ich habe Dir doch gleich gesagt, dass das Christkind ohne meine Zetteln nicht weiß, was ich will!«, wandte er sich enttäuscht an seine Mutter.

»Jetzt pack halt erst einmal Dein letztes Geschenk noch aus, bevor Du Dich beschwerst!«, ermahnte ihn der Vater.

Ganz skeptisch musterte der Junge das letzte noch verbliebene ungeöffnete Paket. »Was könnte da nur drinnen sein?«, überlegte er sich. »Es ist ziemlich groß - vielleicht ein Computer? Aber nicht so schwer - also ist es wahrscheinlich doch keiner!«

Ganz vorsichtig öffnete er das Geschenk.

»Ein neuer Schulranzen - ach so! Na ja, dann fällt mir wenigstens nichts mehr raus!«, rief er ganz geknickt. «Was soll ich denn jetzt bloß meinen Freunden erzählen, was ich alles vom Christkind bekommen habe? Die lachen mich ja aus, wenn ich die Wahrheit sage!«

Auf diese Bemerkung hin konnten seine Eltern nur ganz ungläubig den Kopf schütteln. »Sei froh, dass Dir das Christkind überhaupt etwas gebracht hat«, konterte die Mutter.

Ganz gedankenverloren und enttäuscht öffnete Maxl seinen neuen Schulranzen und schaute sich das Innenleben an.

Neue Hefte, ein Lineal und ein Federmäppchen zog er heraus - sogar ein Turnbeutel im gleichen Muster wie die Schultasche und eine Trinkflasche in passender Farbe waren dabei. Plötzlich erstarrte der Junge. Es lag noch etwas in der Tasche - etwas, mit dem er nun wirklich nicht gerechnet hatte.

Voller Erstaunen zog er vier zusammengeheftete Seiten und einen Brief aus der Tasche heraus.

»Das ist ja mein verloren gegangener Wunschzettel«, rief er mit weit aufgerissenen Augen, als er einen Blick darauf geworfen hatte. »Wo kommt denn der auf einmal her? Dann hat sich den also doch das Christkind geholt - genauso wie in meinem Traum! Aber warum hat es mir dann keinen einzigen Wunsch erfüllt? Und ein Brief ist auch noch mit dabei!«

Mit zitternden Händen öffnete er das Schreiben, auf der mit großen goldenen Buchstaben ein kurzer Text geschrieben stand und begann laut zu lesen.

»Lieber Maxl,

findest Du nicht, dass Du es dieses Jahr mit Deinen Wünschen ein wenig übertrieben hast?

Vier volle Seiten sind einfach zu viel. Ein Wunschzettel sollte dazu dienen, mir Deine besonderen Wünsche mitzuteilen und nicht, das gesamte Sortiment der Multimediabranche aufzuzählen. Auch sind die Sachen, welche Du aufgeschrieben hast, nicht unbedingt für einen Jungen in Deinem Alter geeignet.

Die Geschenke, die Du heute von mir erhalten hast, passen viel besser zu Dir und sind außerdem zweckmäßiger.

Schau sie Dir in Ruhe an und versuche ihren Sinn zu verstehen, dann hast Du damit viel mehr Freude, als mit irgendeinem Hightech-Produkt aus Deiner Wunschliste.

Ich hoffe, dass Du Dich in Zukunft in mehr Zurückhaltung und Besinnung übst!

Dein Christkind«

»Jetzt bin ich aber baff«, murmelte Maxl kleinlaut und schaute ganz verdutzt zu seinen Eltern. »Ein Brief vom Christkind persönlich - und das an mich! Jetzt muss ich direkt noch einmal schauen, ob das auch wirklich stimmt, was es mir geschrieben hat. Ich fang mal mit dem Abenteuerbuch an!«

Kaum begann er mit dem Lesen der Inhaltsangabe des Buches fiel ihm seine Kinnlade auch schon herunter. »Ich glaub es nicht. Das ist ja die Geschichte zum neuesten Kinofilm, von dem mein Spezl, der Gustl, so geschwärmt hat, weil der so furchtbar spannend sein soll!«

Auch die Legosteine fanden bei näherer Betrachtung sofort seine Aufmerksamkeit. »Wow«, staunte er, «Mama, Papa schaut her, der Baukasten ist ja mit einem kleinen programmierbaren Minicomputer ausgerüstet. Da kann man ja alles zusammenbauen, was einem gerade so einfällt!«

Schlagartig war der Junge von seinen Geschenken begeistert und fand großen Gefallen daran, was er auch mit Kommentaren zu jedem Teil unterstrich.

Später am Abend saß die Familie um den Weihnachtstisch und hatte Spaß daran, eines der neuen Spiele, die das Christkind gebracht hatte, auszuprobieren. Am meisten aber freute sich der Junge, da er jetzt ganz genau wusste, dass diese Geschenke viel, viel besser waren, als alles andere, was auf seinem Wunschzettel gestanden hatte.

Schmunzelnd dachte er an die Worte, die er erst vor ein paar Stunden in der Kirche vom Pfarrer gehört hatte, dass Weihnachten eigentlich ein Fest der Liebe und der Besinnung war. Es kommt auf die innere Zufriedenheit an - nicht auf die Geschenke, so hatte er gesagt.

»Und«, so dachte er bei sich, «