Wildhexe - Die Botschaft des Falken - Lene Kaaberbøl - E-Book

Wildhexe - Die Botschaft des Falken E-Book

Lene Kaaberbol

4,9

Beschreibung

Clara hat eine ganz besondere Verbindung zur Natur, denn sie verfügt über den Wildsinn und kann mit Tieren sprechen. Sie ist eine Wildhexe. Bei den anderen Hexen ist sie, seit sie bei der Feuerprobe ihre Magie unter Beweis gestellt hat, akzeptiert, aber in der Schule wird sie rücksichtslos gemobbt. Nur ihr Wildfreund, der schwarze Kater Kat, und ihr Mitschüler Oscar halten zu ihr. Gemeinsam werden die drei von einem geheimnisvollen Turmfalken in ein Haus gelockt. Dort hält die alte Hexe Chimära seltsame Geschöpfe gefangen … Das zweite spannende Abenteuer der sympathischen Wildhexe.

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Lene Kaaberbøl

WILDHEXE

Die Botschaft des Falken

Aus dem Dänischen

von Friederike Buchinger

Carl Hanser Verlag

Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel Vildheks – Viridians Blod im Alvilda Verlag, Kopenhagen. Published by agreement with Lars Ringhof Agency ApS, Copenhagen.

ISBN 978-3-446-24564-8

© Lene Kaaberbøl Copenhagen 2011

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München 2014

Umschlaggestaltung: Maren von Stockhausen

Umschlagmotiv: Bente Schlick

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch

Unser gesamtes lieferbares Programm

und viele andere Informationen finden Sie unter:

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Datenkonvertierung E-Book:

Kreutzfeldt digital, Hamburg

WILDHEXE

1  DER TURMFALKE

Gefällt es dir?«, fragte mein Vater und sah mich neugierig an.

»Na klar«, log ich. »Es ist perfekt!«

Das Zimmer war größer als das, was ich zu Hause bei Mama in der Merkurgade hatte, die Wände strahlten weiß und rochen immer noch nach feuchter Dispersionsfarbe. Eine komplette Wand bestand nur aus Fenstern, mit einer Glastür, die auf den Balkon führte, und wenn man genau hinsah, konnte man ein bisschen Meerwasser zwischen den Kränen erahnen. Meine Sachen aus Papas altem Haus standen, in orangefarbenen Umzugskisten verpackt, neben dem neuen Bett, das er für mich gekauft hatte.

Mein Vater hatte einen neuen Job. Statt am anderen Ende des Landes in einer uralten Doppelhaushälfte mit weiß verputzten Wänden, Ziegeldach, einem Garten voller Apfelbäume und etwas zu langem Gras zu wohnen, war er hierhergezogen – in eine nagelneue, mit Sicherheit schweineteure Wohnung im neuen Hafengebäude, ungefähr eine Viertelstunde Fahrzeit mit der Linie 18 von der Merkurgade entfernt. Und er freute sich wie verrückt darauf, sagte er, in Zukunft viel mehr Zeit mit mir zu verbringen als früher.

»Früher«, also die letzten neun Jahre meines Lebens, gab es eine feste Routine: vierzehn Tage in den Sommerferien, eine Woche in den Weihnachtsferien, die Hälfte der Osterferien und zwei Wochenenden im Herbst. Wegen der ganzen Sache mit Chimära, dem Kater und Tante Isa, die gezwungen gewesen war, mir, wie sie es nannte, eine Lektion inSelbstverteidigung für Wildhexen zu erteilen, war im letzten Herbst allerdings nur ein Wochenende daraus geworden. Aber von alldem ahnte mein Vater nicht das Geringste. Er dachte, genau wie fast alle anderen, dass ich einige Wochen am Katzenkratzfieber erkrankt war.

Aber davon abgesehen, waren meine Besuche bei ihm immer gleich gewesen – gemütliche Ferientage in dem alten Haus. Ich konnte mich mit Mikael und Sara von nebenan treffen, und Papa nahm sich Urlaub, um mit mir ins Schwimmbad zu gehen, missglückte Brötchen zu backen, Kniffel zu spielen, Popcorn zu machen und jede Menge alter Filme anzuschauen. Er war wirklich ein richtig guter Ferienvater.

Aber jetzt war er kein Ferienvater mehr. Seine Hälfte des Hauses im Kastanjevej war verkauft, und das hieß nichts anderes als kein gemütliches Rumgammeln mit Mikael und Sara mehr, keine Höhlen zwischen den Johannisbeersträuchern, kein Gewitterkakao vor dem Holzofen, während der Regen auf das Ziegeldach trommelt und dort, wo die Regenrinne immer überläuft, auf die Terrasse rauscht.

Er war so glücklich darüber, dass wir jetzt näher zusammenrücken würden, und ich freute mich ja auch. Ich konnte durchaus das Gute darin sehen, einfach mal in der Woche abends bei ihm vorbeischauen zu können, statt dass Monate vergingen, bis wir uns wiedersahen. Aber es fühlte sich trotzdem ein bisschen so an, als hätte jemand mein Ferienhaus verkauft, ohne mich vorher zu fragen.

»Wir haben Abendsonne auf dem Balkon«, sagte er und öffnete die Glastür. »Im Sommer können wir draußen sitzen und grillen.«

Es war Februar und lausig kalt. Meine Vorfreude auf lustige Grillabende hielt sich in Grenzen.

Ein kalter Windstoß rüttelte an den neuen Rollos und trug den Geruch von Diesel, Teer und Salzwasser ins Zimmer, als plötzlich eine gefiederte Rakete die Hausfassade hinunterjagte, über die Balkonmauer flatterte und geradewegs durch die offene Glastür schoss.

»Was …«, japste mein Vater verdattert.

Es war ein Raubvogel, eigentlich kein besonders großer, aber zwischen den Zimmerwänden wirkte er geradezu riesig. Er bremste ab, spreizte flügelschlagend seine Schwanzfedern zu einem Fächer auf, von den pechschwarzen Spitzen abgesehen waren sie ganz hell, und stand für den Bruchteil einer Sekunde still in der Luft. Dann schoss er direkt auf mich zu. Instinktiv streckte ich den Arm aus, und er landete ein wenig unbeholfen auf meinem Handgelenk. Seine gelben Krallen bohrten sich durch meinen Pulliärmel bis auf die Haut und klammerten sich fest. Er schlug mit den gefleckten Flügeln, um das Gleichgewicht zu halten.

Dass ihm das schwerfiel, lag daran, dass er etwas in der einen Klaue hielt. Einen zusammengefalteten Zettel, den er mir ausgesprochen gebieterisch entgegenstreckte. Er stieß ein paar nachdrückliche Tschirrp-Laute aus, und ich nahm ihm den Zettel ab, denn das war ganz eindeutig genau das, was ich tun sollte. Im selben Augenblick, in dem ich seinem Befehl gehorcht hatte, erhob er sich in die Luft und verschwand durch die offene Balkontür.

»Ja, aber …« Mein Vater starrte ihm mit offenem Mund hinterher. »Das war ja ein Turmfalke!«

Während er noch immer dastand und dem Vogel nachschaute, schob ich hastig den Zettel in die Hosentasche.

»Die werden hier in der Stadt immer häufiger«, sagte ich und versuchte, es so klingen zu lassen, als wäre es völlig normal und alltäglich, dass einem Turmfalken ins Zimmer flogen.

»Äh …, ja, aber … der muss zahm gewesen sein. Hatte er einen Falknerriemen um?«

»Schon möglich«, sagte ich. »Ich habe es auf die Schnelle nicht richtig gesehen.« Ich war ziemlich sicher, dass es ein wilder Vogel war, der nie gezähmt, trainiert oder angebunden wurde, aber das behielt ich für mich.

»Unglaublich«, sagte mein Vater. »Offenbar gibt es mitten in so einer Großstadt doch mehr Natur, als man denkt.« Dann fiel sein Blick auf meine Hand.

»Aber, Clara«, sagte er. »Er hat dich verletzt!«

Ich schaute nach unten. Mein Vater hatte recht. Etwas Blut tropfte aus einem einzelnen, tiefen Kratzer und lief über meine Handfläche. Es war nicht schlimm, aber ein unangenehm kaltes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ich musste daran denken, dass es genau so im letzten Jahr angefangen hatte – mit einem wilden Tier, vier Katzenkratzern und ein paar Tropfen warmem rotem Blut, an einem verregneten Morgen, an dem ich eigentlich in der Schule hätte sein sollen. Ich konnte mich immer noch überdeutlich an das Gewicht des Katzenkörpers und das Gefühl einer nassen, rauen Zunge erinnern, die mir die Blutstropfen von der Stirn leckte.

So hatten Kater und ich uns kennengelernt. Jetzt wohnte er die meiste Zeit bei uns in der Merkurgade, aber auch wenn er mich und meinen Tagesablauf fest im Griff hatte und nie eine Gelegenheit ausließ, mir zu sagen, wer hier wen besaß (rate mal, was er damit wohl meinte), ging er unverändert seiner eigenen Wege. Ich ahnte selten, wo er gerade war, es sei denn, er lag schnurrend neben mir.

Wir hatten den Nachbarn erzählt, er sei eine norwegische Waldkatze und nur deshalb so groß.

»Du solltest das lieber auswaschen«, sagte Papa. »Hast du letzten Herbst eine Tetanusspritze bekommen?«

»Ja«, sagte ich, ging brav zur Gästetoilette und hielt mein Handgelenk unter kaltes Wasser. Mein Blick streifte mein Spiegelbild, und ich lehnte mich ein kleines Stück über das Waschbecken nach vorne. Die vier senkrechten Narben, die Katers Krallen hinterlassen hatten, waren für gewöhnlich nicht mehr als dünne weiße Linien, die man kaum bemerkte. Jetzt hatte ich plötzlich das Gefühl, sie seien viel deutlicher sichtbar.

»Darf man hier eigentlich Katzen halten?«, fragte ich.

Papa zögerte. »Eigentlich nicht«, sagte er. »Aber wenn du – wie nennst du ihn noch mal? Heißt er nur Kater?«

»Ja«, sagte ich. Ich wusste selbst, dass der Name nicht besonders einfallsreich war, aber es war das einzige Wort, das sowohl seinen Eigensinn als auch den großen, schwarzen Katzenkörper treffend beschrieb.

»Wenn du ihn hierher mitnehmen willst, brauchst du eine Transportbox und ein Katzenklo, und du musst aufpassen, dass er in der Wohnung bleibt, dann geht das schon.«

Eine Transportbox? Eher schneit es in der Hölle, dachte ich. Ich war nicht so dumm, Kater das auch nur vorzuschlagen.

Der Kratzer hörte schnell auf zu bluten. Der Turmfalke hatte sich wirklich bemüht, mich nicht zu verletzen – sonst hätten die vier Krallen tiefere Löcher hinterlassen. Aber es war vermutlich nicht gerade einfach, auf einem Bein zu landen.

»Tut es weh?«

»Nein«, sagte ich. »Ist nicht schlimm.«

»Ich mache uns Kakao«, sagte Papa. »Du kannst ja inzwischen deine Sachen auspacken. Damit es hier ein bisschen heimeliger wird …«

Er merkte natürlich, dass ich nicht so glücklich über das Zimmer war, wie ich behauptet hatte. Er war ja nicht blöd. Jedenfalls meistens. Er legte mir eine Hand auf den Kopf und wuschelte mir durch die Haare.

»Das wird schon alles gut«, sagte er.

Ich wartete, bis ich ihn in der nagelneuen, glänzend weißen Küche rumoren hörte, dann zog ich den Zettel aus der Hosentasche und faltete ihn auf.

ELVERPARK stand da mit großen Blockbuchstaben. Morgen. Eine Stunde vor Sonnenuntergang, Nordpfad, dritte Bank vor dem Tor. Darunter war ein kleiner Tierkopf gezeichnet, der ein Frettchen darstellen sollte.

Das hier kam nicht von Tante Isa, wie ich ursprünglich gedacht hatte. Der Absender war natürlich eine Wildhexe, wer sonst hätte einen wilden Turmfalken als Postboten benutzt, aber ich kannte nur eine, die ein Frettchen als Wildfreund hatte.

Wieso wollte sich Shanaia mit mir treffen? Sie war nicht der Typ für ein Schwätzchen und freundschaftliche Umarmungen. Es musste wichtig sein.

2  SHANAIA

Sie muss hier irgendwo sein«, sagte ich und schaute noch mal auf den mittlerweile etwas verknitterten Zettel. Man konnte immer noch sehen, wo der Turmfalke ihn festgehalten hatte. Eine Stunde vor Sonnenuntergang, Nordpfad, dritte Bank vor dem Tor.

»Vielleicht sind wir zu früh«, sagte Oscar, der stehen geblieben war, damit Luffe an eine Berberitze pinkeln konnte. »Oder zu spät. Warum kann sie nicht einfach wie ein normaler Mensch Viertel nach fünf schreiben? Für den Fall, dass sie das gemeint hat …«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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