Wildhexe - Die Feuerprobe - Lene Kaaberbøl - E-Book

Wildhexe - Die Feuerprobe E-Book

Lene Kaaberbol

4,8

Beschreibung

Als Clara von einem schwarzen Kater angefallen wird, tritt ihre besondere Begabung zutage: Sie hat den Wildsinn und kann mit Tieren sprechen. Ihre Tante Isa lehrt sie, ihren Instinkten zu vertrauen und ihre Verbindung zur Natur zu nutzen. Doch je stärker Claras Fähigkeiten werden, desto bedrohter fühlt sich eine der alten Hexen, Chimära. Sie verlangt, dass sich Clara der Feuerprobe stellt, die schon lange keine junge Wildhexe mehr bestanden hat. Der erste Band der preisgekrönten Fantasy-Reihe erzählt von einem schüchternen Mädchen, das Selbstbewusstsein gewinnt, von einer Welt voller Magie und – von einem großen Abenteuer.

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Seitenzahl: 174

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Lene Kaaberbøl

WILDHEXE

Die Feuerprobe

Aus dem Dänischen

von Friederike Buchinger

Carl Hanser Verlag

Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel Vildheks – Ildprøven im Alvilda Verlag, Kopenhagen. Published by agreement with Lars Ringhof Agency ApS, Copenhagen.

ISBN 978-3-446-24282-1

© Lene Kaaberbøl Copenhagen 2010

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München 2014

Umschlaggestaltung: Maren von Stockhausen

Umschlagmotiv: Bente Schlick

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch

Unser gesamtes lieferbares Programm

und viele andere Informationen finden Sie unter:

www.hanser-literaturverlage.de

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Datenkonvertierung E-Book:

Kreutzfeldt digital, Hamburg

WILDHEXE

1  MEERKATZE

Der Kater stand mitten auf der Treppe und sah nicht so aus, als hätte er vor, mir aus dem Weg zu gehen.

Es war der größte Kater, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Genauso groß wie der Labrador meines Freundes Oscar und genauso schwarz. Seine Augen leuchteten neongelb im Halbdunkel des Kellerschachts.

»Ähm … Kater? Dürfte ich mal vorbei?«

Nein.

Also, es war nicht so, dass der Kater das gesagt hätte, aber man konnte es ihm ansehen. Er saß nicht zum Spaß hier und es war auch kein Zufall. Er saß hier, weil er hier sitzen wollte. Weil er etwas von mir wollte.

Ich musste in die Schule. Ich war schon ein bisschen spät dran, und windig und regnerisch wie es war, würde die Fahrradfahrt weder besonders schnell gehen noch besonders lustig werden. Und ich hatte keine Lust, meiner Mathelehrerin zu erklären, dass ich zum zweiten Mal innerhalb von vierzehn Tagen zu spät in ihren Unterricht gekommen war, weil ich mich nicht an einer schwarzen Katze vorbeigetraut hatte.

»Ksch«, fauchte ich den Kater an. »Weg da! Verschwinde! Tschüss!«

Er machte nur das Maul auf und zeigte mir seine rosa Zunge und eine Reihe weißer Zähne, die nicht nur länger, sondern auch schärfer als gewöhnliche Katzenzähne waren. Außerdem konnte er ganz eindeutig besser fauchen als ich.

Ich schob mein Fahrrad ein Stück die Rampe hoch und trat auf die nächste Treppenstufe. Der Kater und ich waren jetzt noch ungefähr zwei Meter voneinander entfernt. Ich wedelte mit der Hand.

»Jetzt hau schon ab!«

Er bewegte sich kein bisschen.

Ich bin bestimmt nicht das mutigste Mädchen der Welt, aber in dem Moment hatte ich bedeutend mehr Angst vor meiner Mathelehrerin als vor diesem Kater. Ich holte tief Luft und stürmte, so schnell ich konnte, die Treppe hoch. Jetzt musste er ja abhauen – oder?

Der Kater sprang. Nicht etwa zur Seite oder nach hinten, sondern direkt auf mich zu. Er traf meine Brust und mein Gesicht und für einen kurzen Moment sah ich nur noch schwarzes Fell. Ich stolperte, fiel rückwärts die Treppe hinunter und landete rücklings auf dem Boden des Schachts – über mir mein Fahrrad und der Kater. Mein Hinterkopf knallte auf den Zement und mein Ellenbogen schrammte über die raue Mauer. Aber es war der Kater, der dafür sorgte, dass ich stocksteif liegen blieb, während mir das Herz bis zum Hals schlug. Seine gelben Augen funkelten mich an, seine Krallen bohrten sich durch meine Regenjacke, durch den Pullover, bis auf die nackte Haut. Er war wie ein schwarzer, pelziger Schatten, der beinahe den ganzen Raum auszufüllen schien. Ich sah nur noch ihn, ein Stück blaugrauen Himmel und den Regen, der in großen, kalten Tropfen auf uns beide herunterfiel.

Er hob eine Vorderpfote und zeigte mir seine gespreizten, ausgefahrenen Krallen. Sie waren blaugrau und an der Spitze milchweiß.

»Nein, lass das …«, flüsterte ich, ohne wirklich zu wissen, wovor ich Angst hatte.

Ich lag auf meinem linken Arm, aber ich versuchte, ihn mit dem rechten wegzuschieben. Sein Fell war nass und schwer und das nicht nur vom Regen. Er roch nach Meer, nach Tang und Salzwasser. Und ich konnte ihn keinen Millimeter bewegen.

Wusch.

In einer blitzschnellen, fegenden Bewegung schoss seine Pfote auf mein Gesicht zu, und seine Krallen zerkratzten mir direkt über der Nase die Haut, genau zwischen den Augenbrauen. Ich spürte sofort, wie das Blut an meiner Nasenwurzel herunterrann und musste blinzeln, um es nicht in die Augen zu bekommen. Und während ich noch immer wie gelähmt war, spürte ich seine warme, raue Zunge wie ein Reibeisen über meine Stirn streichen.

Er leckte das Blut aus der Wunde, die er selbst mir zugefügt hatte.

»Clara! Was ist denn los? Du kommst zu spät!«

Die Stimme meiner Mutter kam aus dem Arbeitszimmer. Ich stand an der Wohnungstür und war unfähig, etwas zu sagen. Einen Augenblick später stand sie vor mir.

»Aber Mäuschen«, sagte sie erschrocken, »was ist passiert?«

Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich sogar den ganzen Körper, so sehr zitterte ich. Die Wunde auf der Stirn brannte und schmerzte, und ich hatte das Gefühl, noch immer das Gewicht des nassen Katzenkörpers über mir zu spüren und Tang, Salz und Blut zu riechen.

»Ein Kater«, flüsterte ich. »Das war … ein Kater.«

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Mama mir glauben würde. Ich hatte erwartet, dass sie mir erst eine Menge Fragen stellen würde, um mir dann zu sagen, dass ich übertrieb. Ich meine, wie oft wird man noch gleich von einer schwarzen Kampfkatze angefallen?

Aber so war es nicht. Sie starrte mich nur an.

»Oh nein«, sagte sie. Sonst nichts. Und dann fing sie an zu weinen.

Vielleicht sollte ich erst mal ein paar Sachen erklären. Meine Mutter ist keine Heulsuse. Im Großen und Ganzen ist sie sogar ziemlich zäh. Sie ist freiberufliche Journalistin, das heißt, sie ist ihre eigene Firma und lebt davon, Artikel für alle möglichen Zeitungen zu schreiben, die bereit sind, sie dafür zu bezahlen. Und das sind eine ganze Menge, denn sie ist gut und sie hat das Talent, spannende Geschichten aufzuspüren. Mein Vater lebt schon seit ich fünf bin nicht mehr bei uns, meine Mutter ist es also gewohnt, das meiste selbst zu regeln.

Sie hörte auch schnell wieder auf zu weinen, holte den Verbandskasten und machte sich daran, die Schrammen auf meiner Stirn und am Ellenbogen zu reinigen, während sie sich gleichzeitig das Handy zwischen Ohr und Schulter klemmte und versuchte, einen Arzt zu erreichen.

»Sie sind jetzt Nummer … sieben … in der Warteschleife«, sagte eine winzige, weit entfernte Automatenstimme. Mit einer wütenden Bewegung klappte Mama ihr Handy zu und holte eine Tüte tiefgefrorenen Mais und ein Geschirrtuch aus der Küche.

»Hier«, sagte sie. »Leg dir das auf die Stirn. Wir fahren hin.«

»Mein Fahrrad«, sagte ich. »Ich habe mein Fahrrad nicht abgeschlossen.«

»Vergiss es«, sagte sie. »Das ist jetzt egal. Zieh dir einen trockenen Pulli an, ich weiß nicht, wie lange wir warten müssen.«

Sie war wieder ganz sie selbst. Die Mutter, die alles im Griff hat, die Mutter, die immer auf mich aufpasst. Aber ich konnte dieses hilflose, kleine »Oh nein« nicht vergessen. Und auch nicht ihren Gesichtsausdruck, bevor sie ihre Mama-Maske wieder aufgesetzt hatte.

Ihren offenen Mund. Ganz weiß um die Lippen. Und die Tränen, die ihr einfach in die Augen geschossen waren.

Als wäre gerade die Welt untergegangen.

2  KATZENFIEBER

Das Penicillin reicht für fünf Tage«, sagte die Ärztin und gab meiner Mutter ein Rezept. »Und Clara … keine Katzen mehr ärgern, ja?«

»Ich hab sie nicht geärgert«, sagte ich. Mein Kopf tat weh und fühlte sich irgendwie größer und wärmer an als sonst. Nach der Tetanus-Spritze tat jetzt auch meine Schulter weh und die Katzenkratzer zwischen meinen Augen brannten. Es war total ungerecht, dass unsere sonst so nette Ärztin so tat, als wäre alles meine Schuld.

»Natürlich nicht«, sagte sie. »Aber halt dich vorläufig lieber von Katzen fern.« Sie schaute wieder zu meiner Mutter hoch. »Rufen Sie mich an, falls Rötungen oder Schwellungen auftreten oder sich rund um die Verletzung Blasen bilden. Wir wollen ja nicht, dass sie die Katzenkratzkrankheit bekommt.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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