Wimpern aus Gras - Ruth Johanna Benrath - E-Book

Wimpern aus Gras E-Book

Ruth Johanna Benrath

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Beschreibung

Anna ist tot. Und Rena will wissen, warum. Seit Anna mit 19 Jahren Hals über Kopf in die USA ausgewandert ist, um Reiko zu heiraten, hat Rena ihre Schulfreundin nicht mehr gesehen, Briefe und Postkarten kommen immer seltener, Annas Mann hat Rena nie kennengelernt. Als eines Tages ein Paket mit Annas Tagebuch und der Todesanzeige bei ihr abgegeben wird und Reiko immer hartnäckiger den Kontakt mit ihr sucht, lassen Rena die Erinnerungen an die Freundin nicht mehr los. Und bald gibt es kein Zurückweichen mehr vor jenen Fragen, die Rena so lange von sich geschoben hat: Woher kam die Entfremdung zwischen ihnen nach langer, ungetrübter Freundschaft? Und was bedeutet Annas letzter rätselhafter, fast feindseliger Brief? In packenden, schnell wechselnden Szenen erzählt Ruth Johanna Benrath vom Wunsch nach Nähe und Liebe und der fatalen Wirkung von Abhängigkeit und Unterwerfung: die Geschichte einer jungen Frau, der jene Menschen immer fremder werden, denen sie sich am nächsten fühlt.

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Seitenzahl: 260

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Ähnliche


Ruth Johanna Benrath

Wimpern aus Gras

Roman

Suhrkamp

Umschlagabbildung: Alessandra Baldoni

Die Arbeit an diesem Roman wurde gefördert vom

Kultusministerium Rheinland-Pfalz und dem

Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.

Suhrkamp eBook Berlin 2011

© Suhrkamp Verlag Berlin 2011

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Göllner, Michels

eISBN 978-3-518-74820-6

www.suhrkamp.de

Für Stephanie

1

Ein Garten. A garden.

The voices. Die Stimmen.

Today is her tenth birthday. Translate it.

Heute ist ihr zehnter Geburtstag. Übersetze es.

Annas Passbild liegt in Renas Hand wie eine Oblate, nur nicht rund. Die Schnittkanten des Fotos sind scharf, als wäre es eben frisch aus dem Automaten gekommen, aber die Farben sind verblasst und rotstichig. Auf der Rückseite steht ein Datum. Und ein Kugelschreiberherz, verbunden mit einem Bindestrich und einem lich. -lich für Schwabbelbauch. Von Anna der Ersten und Letzten. Anna und Rena haben sich im Handarbeitsunterricht manchmal gegenseitig das Maßband um die Taillen geschlungen. Anna hat meistens gewonnen, sie war die dünnere. Wenn sie in der Schule Kuchen ausgeteilt hat, hat sie selbst nichts davon gegessen.

Leave, left, left. Lose, lost, lost.

Thank you, Anna. Sit down, please.

Anna ist tot. Rena hat ihr Foto herausgekramt und betrachtet es. Im Hintergrund ist der blaue Vorhang einer Fotokabine zu sehen, durch den Rotstich wirkt er violett. Auf dem faltigen Stoff zeichnet sich eine faustgroße Verfärbung ab, ein dunkler Fleck hinter Annas Kopf.

Wo bist du?

Anna hat Rena das Foto geschenkt. An den Anlass kann sie sich nicht mehr erinnern. Das Datum auf der Rückseite. Weder Annas Geburtstag noch ihr eigener.

I am happy. I will be happy. I would have been happy.

Correct. Korrekt.

Englisch ist Annas Lieblingsfach gewesen. Sie ist zweisprachig aufgewachsen, ihre Mutter war Engländerin. Anna hatte englische Kinderbücher und eine englische Bibel. Zu ihrer Mutter sagte sie Mum oder Ma. Rena fand das viel schöner als Mama. Annas Großmutter wohnte auch mit im Haus. Mit den Kindern sprach sie nur Englisch. Immer wenn Rena bei Anna eingeladen war, hat sie sich ein wenig vor Granny gefürchtet. Sich bloß nicht in ein Gespräch verwickeln lassen. In Englisch bin ich noch nicht so weit.

Auf Shakespeare ist Rena durch Anna gestoßen. Shall I compare thee to a summer’s day. In der zwölften Klasse hat Anna ihr ein Shakespeare-Sonett abgeschrieben. Thou art more lovely and more temperate.

Das Passfoto zeigt eine junge Frau. Ihre linke Gesichtshälfte ist leicht schräg der Kamera zugewendet, als habe Anna sich exakt an die Anleitung gehalten. Vielleicht hat sie das Foto gebraucht, um ihren ersten Personalausweis zu beantragen. Dem Kuli-Datum zufolge ist sie sechzehn. Rough winds do shake the darling buds of May. Sie war immer die Jüngste in unserer Klasse.

My doll’s name is Mary. Today I am wearing my best petticoat. It’s handmade. I have invited my best friends. My grandma has baked her best cake. Bake, baked, baked.

Wenn Rena und Anna gemeinsam in der Küche zugange waren, gab Anna die Befehle, das Backen hatte sie von ihrer Großmutter gelernt. Wenn der Kuchen aus dem Ofen kam, wollte Rena ihn sofort anschneiden. Anna hatte darauf bestanden zu warten, bis er abkühlte, bevor sie ihn probierten. Eat, ate, eaten.

And looking up, he saw by his head a cake cooked on the stones and a bottle of water. So he ate and drank and went to sleep again.

Eine Locke hat sich aus Annas Seitenscheitel gelöst und hängt ihr in die Stirn. Die gealterten Farben des Fotos täuschen über die Farbe ihres Haares hinweg. Es war rotbraun, wie von Kastanien. Rena weiß das so genau, weil sie ihre Haarfarbe immer mit Annas verglichen hat. In einer mühevollen Prozedur hat sie sich ihre Haare mehrmals hintereinander mit Henna gefärbt, um den gleichen Rotton zu erzeugen. Annas Haarfarbe ist es nie gewesen. But thy eternal summer shall not fade. Anna trägt ihr dichtes Haar kurz, aber so, dass es die Ohren fast bedeckt. Nor lose possession of that fair thou owest. An ihrem linken Ohr ist ein Ohrring zu sehen. Ein goldener Hänger, an dem ein Kügelchen baumelt. Annas Ohrringe. Ich sehe sie genau vor mir. Selbst beim Schwimmen hat sie sie anbehalten.

Annas Gesicht ist oval und läuft in ein schmales Kinn aus. Ihre Nase dagegen könnte man knubbelig nennen. Von Nahem betrachtet ist an ihrem Kinn ein Grübchen zu erkennen. Nor shall Death brag thou wanderest in his shade. When in eternal lines to time thou growest. Annas Lippen sind leicht geöffnet, als wollte sie gleich etwas sagen. Sie scheint ihr Spiegelbild etwas zu fragen. Ihre geöffneten Lippen, der Hauch eines Lächelns. So wie sie mich jetzt anschaut. Zwischen ihre Lippen passt ein Lufthauch, ein Einatmen, ein Ausatmen. Der Hauch einer Frage.

So long as men can breathe or eyes can see. So long lives this, and this gives life to thee.

Anna trägt ein rotes T-Shirt mit einem breiten Ausschnitt. Wie auf dem Dekolleté einer Büste bleibt der Blick beim Betrachten des Fotos auf ihrem Hals hängen. Und auf der silbernen Kette, die sie auf ihrer gebräunten Haut trägt. Wenn man genau hinschaut, kann man rechts und links neben der Kette die Spuren eines Bikinioberteils erkennen. Seine Träger zeichnen sich als weiße Streifen auf beiden Seiten ihres Schlüsselbeins ab. Es muss Sommer sein.

Im Wurzelgrab hausend. Niemand entdeckt mich. In die Kissen gesunken Mitte Juli. Rosafarbene Käfer im Haar. Bald Wimpern aus Gras. Ein ewiger Sommer. Eine langlebige Stille.

Wie die Ohrringe hat Anna auch ihre Halskette nie abgelegt. Auch auf einem späteren Foto ist sie gut zu erkennen. Diesmal trägt Anna sie über ihrem Halstuch. Rena legt die beiden Fotos nebeneinander. Da das Passfoto auf der Höhe des Schlüsselbeins abgeschnitten ist, kann man nur die Kette und nicht den dazugehörigen Anhänger sehen. Dass es sich um dieselbe Kette handelt, kann man nur vermuten. Oder man muss wissen, dass Anna ihr Leben lang nur diese eine Kette getragen hat. Ein rundes Medaillon ist daran befestigt. Es zeigt das Bild einer Marienfigur. Anna hat Rena die Kette, die ihre Großmutter ihr zur Kommunion geschenkt hatte, gleich am nächsten Tag gezeigt. Die beschützt mich, hat Anna gesagt. Mit bloßem Auge ist die Madonna, die im Profil abgebildet ist und einen Schleier trägt, nicht zu erkennen. Man muss es wissen.

Zwischen dem Passbild und Annas letztem Foto liegen vier Jahre. Trotzdem hat Rena sie sofort erkannt, als sie den wattierten Umschlag mit den amerikanischen Marken aufriss, den ihr Reiko Ankenman vor gut zwei Monaten zugeschickt hatte. Im Gegensatz zu Annas Passbild befindet sich auf dem späteren Foto keine Widmung. Mit blauem Filzstift sind auf der Rückseite Datum und Ort der Aufnahme notiert. Es ist vier Wochen vor Annas Tod, das kann man nachrechnen. Auf dem Foto sind Mr. und Mrs. Ankenman abgebildet, im Hintergrund Mauerwerk. Sie sind gerade zu Besuch in der Stadt, in der Anna und Rena aufgewachsen sind. Die beiden sind braun gebrannt. Es ist wieder Sommer.

The angel of the Lord came again a second time and touched him and said: Arise, eat, because the journey is too great for you.

Reiko Ankenman lacht direkt in die Kamera, er sieht ein wenig erschöpft aus. Vielleicht hat er gerade das übliche Sightseeing-Programm hinter sich. Anna sieht ihren Mann von der Seite an. Mit einem Blick, mit dem man jemanden anschaut, den man sehr gut kennt. Das Grübchen an ihrem Kinn ist ausgeprägter als früher, die kastanienbraunen Locken trägt sie jetzt schulterlang, was ihr Gesicht länglicher erscheinen lässt. Sie hat Ringe unter den Augen. Ihre Schultern kommen Rena noch schmaler vor als auf dem Passfoto. Kein Zweifel, Anna ist dünner geworden. Früher hätte ich mit dem Maßband nachgemessen.

Während ihr Mann das hellblaue Hemd offen trägt, ist Anna eher elegant gekleidet. Das grau melierte Halstuch und die Seidenbluse lassen sie älter wirken, als sie ist. Rena rechnet nach. Anna war ein Jahr jünger als sie, also muss sie auf dem Foto zwanzig sein. Über Annas Schulter hängt der Riemen einer Handtasche, der in ihre weiße Bluse schneidet. Anna wirkt auf Rena so zart wie eine Feder.

Then the Lord went by and mountains were parted by the force of a great wind.

Rena hat die beiden damals nicht getroffen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Anna den Kontakt zu ihr bereits abgebrochen. Anna sieht glücklich aus einen Monat vor ihrem Tod. Ich bin kein Detektiv.

Vor welcher Mauer das Bild aufgenommen wurde, weiß man nur, wenn man sich auskennt. Das Foto zeigt das Ehepaar Ankenman vor dem Heidelberger Schloss. Auch das hat Reiko Ankenman für Rena auf der Rückseite des Fotos vermerkt. Anfang des Jahres hatte er sich völlig unerwartet bei ihr gemeldet, um ihr den Tod seiner Frau mitzuteilen. Als Rena den sandfarbenen Umschlag in den Händen hielt, fiel ihr Blick auf das Heer von Briefmarken. Zehn Marken mit blau-rot-weißem Sternenbanner klebten dort in akkurater Zweierreihe. Die Handschrift war Rena unbekannt. Absender war ein Dr. R. Ankenman, 4734 Spellman Road, Houston, TX 77035. Rena hat damals sofort nachgeschlagen. Houston liegt nicht weit vom Golf von Mexiko, ist die größte Stadt in Texas und die viertgrößte in den USA.

And rocks were broken before the Lord, but the Lord was not in the wind. And after the wind there was a fire, but the Lord was not in the fire.

Die Todesanzeige hatte Rena zuerst übersehen. Sie steckte zwischen den ersten beiden Seiten eines Büchleins, das sich neben dem Heidelbergfoto im Umschlag befand. Das Büchlein kam Rena gleich bekannt vor. Sein Einband aus buntem Seidenstoff glänzte matt, obwohl er bereits zerschlissen war. Der Stoff war mit chinesischen Motiven bedruckt. Ein Mann in purpurfarbenem Gewand stand in einer Dschunke und angelte. Eine mintgrün gekleidete Frau schöpfte Wasser aus einem Brunnen, neben ihr ein zottiger Wasserbüffel. Der Einband des Buches war auf der Rückseite mit einer Schlaufe versehen, die auf der Vorderseite in ein kleines, metallenes Schloss auslief. Das Schloss war aufgebrochen worden. Auf ihren Wunsch hin hatte Rena Anna ein Tagebuch geschenkt. Wie lange das her war, konnte Rena anhand der Widmung leicht feststellen. In runder Mädchenschrift hatte sie diese auf die erste Seite des Büchleins geschrieben, ja fast gemalt. Die Widmung kennt sie mittlerweile auswendig. Für Anna. Zu deinem 10.Geburtstag. Damit du noch viele Schandtaten von Monsieur-La-Peur aufschreiben kannst! Deine Rena.

Ich sehe was, was du nicht siehst. Das war Annas erster Eintrag. Warum hat sie diesen Satz notiert?

Jeden Nachmittag geht Anna ins Schwimmbad. Im Wasser sein. In der Sonne braten. Am liebsten gleich vom Mittagstisch aufspringen. Vorher muss sie noch zu Granny, Hausaufgaben vorzeigen. Manchmal guckt Granny nicht so genau, dann zeigt Anna ihr die von gestern. Wenn sie im Bergbad ankommt, springt sie als Erstes vom Dreier. Sie würde gern mal vom Zehner springen, aber hier gibt es leider keinen Zehner. Rauf auf den Turm, den Fuß auf das Sprungbrett aufsetzen, einen Schritt in die Luft machen und sich fallen lassen, mit dem Kopf zuerst, die Luft anhalten, ins Wasser eintauchen, möglichst lang unten bleiben, bis die Ohren dröhnen. Dann auftauchen, Wasser ausprusten, die Luft einsaugen. Es kribbelt überall. Sich an der Sonne trocknen lassen. Die Sonne frisst meine Haut.

Warum hat ihr Annas Mann das Tagebuch zugeschickt? Weil sie es Anna geschenkt hatte und er es ihr nach Annas Tod zurückgeben wollte? Die ersten Einträge sind auf Deutsch. Vielleicht hat er damit nichts anfangen können? Ungefähr ab der Hälfte nehmen die englischen Eintragungen zu, hin und wieder stehen beide Sprachen nebeneinander. Sollte Anna die englischen Sätze erst in den USA notiert haben? Hatte sie begonnen, auf Englisch zu schreiben, nachdem sie diesem Amerikaner begegnet war? Sätze in verschiedenen Sprachen. Wie Vokabeln. Jetzt werde ich doch zum Detektiv.

Als Rena das Büchlein aus dem Umschlag zog, leuchtete auf seinem Einband ein gelber Klebezettel. In einer ausladenden Handschrift stand dort: Perhaps you will remember this. I came across this diary after Ann’s death. There are some beautiful poems copied in it. Best regards, Reiko Ankenman. Als Rena das Tagebuch aufschlug, rutschte ihr die Todesanzeige entgegen, eine schwarz umrandete Klappkarte. Warum hatte Annas Mann sie dort hineingelegt? Rena fuhr mit dem Zeigefinger über den festen, geriffelten Karton. Hätte sie überhaupt etwas von Annas Tod erfahren, wenn ihr Mann das Tagebuch nicht gefunden hätte? Anna hatte es eigentlich nicht als Tagebuch benutzt, sondern eher als Poesiealbum. Zwar war das Büchlein bis auf das letzte Drittel mit Text gefüllt, die Einträge waren aber nicht datiert. Immer nur kurze Sätze hatte sie geschrieben, keine zusammenhängenden Gedichte. Manchmal nur einzelne Wörter. Annas gestochen scharfe Schrift hätte Rena unter tausenden erkannt. Die Schreibfeder ihres Füllers war so spitz wie eine Nadel. Für ihre Stifte benutzte sie immer eine längliche, silbrig schimmernde Blechdose, in der ihr Vater früher seine Zigarillos aufbewahrt hatte. Anna war in solchen Dingen sehr beharrlich. Ihre ganze Schulzeit über hat sie Füller derselben Marke benutzt. Und die ewig gleichen blauen Tintenpatronen.

And after the fire there was the sound of a gentle blowing.

Rena holt Annas Tagebuch aus der Versandtasche, wo sie es immer aufbewahrt. Zwischen den ersten beiden Seiten zieht sie die Klappkarte hervor. Jedes Mal, wenn sie sie angeschaut hat, steckt sie sie wieder an denselben Ort zurück. Obwohl schon zweieinhalb Monate vergangen sind, hat sie immer noch nicht auf die Todesanzeige geantwortet. Sie platziert sie neben den Fotos auf dem Tisch. Daneben legt sie ein Blatt Papier und versieht es mit dem heutigen Datum, 22. März 1999. Die Klappkarte ist doppelseitig bedruckt. Auf der Innenseite steht folgender Text: Anna Maria Ankenman, geborene Kern, 9. Juni 1978 bis 12. Juli 1998, verstarb im blühenden Alter von zwanzig Jahren. Much loved and sadly missed by. Dann folgt eine Liste von Namen.

Don’t touch. Don’t approach.

Rena lässt das Datum des Todestages immer wieder durch ihr Gehirn rattern. Sogar in ihrem Taschenkalender hat sie nachgeschaut. Keine Ahnung, wie sie den 12. Juli letzten Jahres verbracht hat. Im ganzen Juli kaum Termine. Typisch Sommer, viel Platz auf weißem Papier.

I am with you always, even to the end of the world.

Jedes Mal, wenn Rena sich hinsetzt, um Annas Mann ihr Beileid auszudrücken, fällt es ihr schwer, die richtigen Worte zu finden. She was a good friend of mine. She was not my best friend, but a close one. She was one of my better friends. She was quite a good friend.

Auf der Vorderseite der Klappkarte ist die Silhouette eines Engels abgebildet. Unter den weiten, auseinanderfallenden Ärmeln seines Gewandes sind zwei Hände zu erkennen, die nicht gefaltet, aber in Gebetshaltung flach aneinandergelegt sind, die Fingerspitzen weisen nach oben. Sein Gewand läuft in eine Schleppe aus. Die Beine des Engels sind gebeugt, so dass unklar ist, ob er auf dem Boden kniet oder kniend in der Luft schwebt. Der Engel neigt den Kopf zur Seite, rechts und links wachsen Flügel aus seinen Schulterblättern. Seine langen Haare verleihen ihm ein weibliches Aussehen. Unter der Abbildung steht Annas Name. Und darunter in geschnörkelter Schrift: Angels do not stay long with us. Jedes Mal stolpert Rena über diesen Satz. Engel sind nie lange unter uns. Den Brief an Reiko Ankenman verschiebt sie auf morgen.

Ein Garten. Die Stimmen. Something has happened.

Zerquetschen, zerdrücken, zerschlagen, zerbrechen, zerbeißen, zerkratzen, zerschmettern, zerschneiden, zertrümmern.

Ich will es mir nicht vorstellen.

To crush, to squash, to smash, to break, to chew, to scratch, to burst, to cut, to wreck.

Ich erfinde dir eine Geschichte.

Happy birthday to you und ’ne bunte Kuh dazu, happy birthday, dear Anna, happy birthday to you.

Anfang Juni kann man schon längst draußen sitzen. Annas Geburtstagskuchen wird im Garten serviert. Anna hat zehn Mädchen eingeladen. Auch ihr Bruder darf mitfeiern. Ihre Puppe Mary sitzt am Kopfende der Tafel auf der Tischdecke und hat einen kleinen Teller vor sich. Alle Freundinnen beneiden Anna um Grannys Backkünste. Wie jedes Jahr freuen sie sich auf ihren Apple Pie. Als er aufgetragen wird, geht ein Raunen durch die kleine Schar.

A garden. The voices. The closer you get, the more they fade.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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