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Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Psychologie - Klinische Psychologie, Psychopathologie, Prävention, Note: 1,5, Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport (vormals H:G Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Fokus der vorliegenden Masterthesis steht die Darstellung der Bioenergetischen Meditation (Biomeditation) nach Viktor Philippi sowie deren gesundheitliche Wirksamkeit im Vergleich zum Stressmanagement-Programm der IFT-Gesundheitsförderung. Die Begriffe Meditation und Stress sowie grundlegende Wirkungen von Meditation werden erläutert. Im Zusammenhang mit der Biomeditation wird auf das Gesunde Denken und dessen Parallelen zur Psychologie eingegangen. Auch werden bisher vorhandene Studienergebnisse zur Biomeditation sowie wesentliche Inhalte des IFT-Stressmanagement-Programmes vorgestellt. Nach der ausführlichen Darstellung der Interventionen werden Methoden und Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung dargestellt. Es handelt sich um eine nichtrandomisierte, kontrollierte, vierarmige Pilotstudie (N=92) mit drei Messzeitpunkten. Sie wurde ambulant von März 2013 bis Dezember 2013 in 04924 Bad Liebenwerda und 04157 Leipzig durchgeführt. Verglichen wurden eine Stressmanagement-Gruppe, zwei Biomeditationsgruppen (mit und ohne Massage) sowie eine Wartekontrollgruppe. Die Datenerhebung erfolgte mit selbstkonzipiertem Fragebogen (Ordinalskalenniveau) vor der Intervention, direkt im Anschluss sowie postalisch drei Monate später. Es ließen sich signifikante Vorteile für alle Interventionsgruppen gegenüber der Kontrollgruppe nachweisen, v. a. in den Bereichen Vitalität, stressassoziierte Beschwerden und stressbezogenes Verhalten. Auch zeigten sich (sowohl zum 2. als auch zum 3. Messzeitpunkt) Verbesserungen hinsichtlich des subjektiv eingeschätzten Gesundheitszustandes und der allg. Lebenszufriedenheit. Trotz methodischer Einschränkungen weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass die Bioenergetische Meditation nach Viktor Philippi eine wirksame Alternative zum Stressmanagement-Programm der IFT-Gesundheitsförderung darstellt. Diese Untersuchung kann die Grundlage für höherwertige (RCT-)Studien mit größerer Fallzahl bilden.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
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An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, allen ganz herzlich zu danken, die mich bei der Entstehung dieser Masterthesis unterstützt haben.
Ich bedanke mich bei Viktor Philippi, der mein Interesse für die Erforschung der Biomeditation geweckt hat sowie bei Prof. Dr. Petra Schepler und Dipl.-Psych. Karin Hoff, die mir die Betreuung dieses Themas zusicherten. Für Literaturhinweise und die freundliche Genehmigung einiger Materialien danke ich Dr. Christoph Kröger, Dipl.-Psych. Herbert Müller, Dipl.-Psych. Wiebke Lehnert sowie der Forschungs- und Lehrakademie für Bioenergetik und Bioinformatik (Taubenheim/Spree). Ein besonderer Dank geht an meine Eltern und Großeltern, die mich bei der Finanzierung der Pilotstudie unterstützten sowie an Sebastian Ruhs, der sich zum Korrekturlesen bereiterklärte. Alexander Schurig und Alexander Kaltenbach danke ich für die kreativen Stammtischsitzungen, Tobias Gmerek und Norman Schurig für die motivierenden Einlagen und Christiane Baltz für die ausgleichenden Entspannungsphasen. Besonders bedanken möchte ich mich auch bei allen Probanden, ohne deren Unterstützung und Vertrauen diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre.
Inhalt
Danksagung
Zusammenfassung
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Meditation und ihre Wirkung
2.1 Der Meditationsbegriff
2.2 Grundlegende Wirkungen von Meditation
3 Die Bioenergetische Meditation nach Viktor Philippi
3.1 Gesundheit und Krankheit aus bioenergetischer Sicht
3.2 Das Gesunde Denken
3.2.1 Dankbarkeit
3.2.2 Vergebung
3.2.3 Annahme
3.2.4 Parallelen zur (Positiven) Psychologie und Psychotherapie
3.3 Ablauf der Biomeditation
3.4 Studienergebnisse zur Wirksamkeit der Biomeditation
4 Das Stressmanagement-Programm der IFT-Gesundheitsförderung
4.1 Stress und seine Wirkung
4.2 Inhalt und Struktur des IFT-Programmes
5 Pilotstudie: Wirksamkeitsvergleich der Bioenergetischen Meditation und des IFT-Stressmanagement-Programmes
5.1 Methoden
5.1.1 Datengewinnung
5.1.2 Interventionen
5.1.3 Messinstrument und abhängige Variablen
5.1.4 Hypothesen
5.1.5 Statistische Analysen
5.2 Ergebnisse
5.2.1 Stichprobe und Baseline-Daten
5.2.2 Deskriptive Statistiken und Hypothesen-Testung
5.2.3 Explorative Analysen
5.3 Diskussion und Ausblick
6 Literaturverzeichnis
Anhang
A: Einverständniserklärung
B: Eingangsfragebogen
C: Baseline-Daten
D: Statistische Analysen
E: Explorative Analysen
Im Fokus der vorliegenden Masterthesis steht die Darstellung der Bioenergetischen Meditation (Biomeditation) nach Viktor Philippi sowie deren gesundheitliche Wirksamkeit im Vergleich zum Stressmanagement-Programm der IFT-Gesundheitsförderung. Die Begriffe Meditation und Stress sowie grundlegende Wirkungen von Meditation werden erläutert. Im Zusammenhang mit der Biomeditation wird auf das Gesunde Denken und dessen Parallelen zur Psychologie eingegangen. Auch werden bisher vorhandene Studienergebnisse zur Biomeditation sowie wesentliche Inhalte des IFT-Stressmanagement-Programmes vorgestellt. Nach der ausführlichen Darstellung der Interventionen werden Methoden und Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung dargestellt. Es handelt sich um eine nicht-randomisierte, kontrollierte, vierarmige Pilotstudie (N=92) mit drei Messzeitpunkten. Sie wurde ambulant von März 2013 bis Dezember 2013 in 04924 Bad Liebenwerda und 04157 Leipzig durchgeführt. Verglichen wurden eine Stressmanagement-Gruppe, zwei Biomeditationsgruppen (mit und ohne Massage) sowie eine Wartekontrollgruppe. Die Datenerhebung erfolgte mit selbstkonzipiertem Fragebogen (Ordinalskalenniveau) vor der Intervention, direkt im Anschluss sowie postalisch drei Monate später. Es ließen sich signifikante Vorteile für alle Interventionsgruppen gegenüber der Kontrollgruppe nachweisen, v. a. in den Bereichen Vitalität, stressassoziierte Beschwerden und stressbezogenes Verhalten. Auch zeigten sich (sowohl zum 2. als auch zum 3. Messzeitpunkt) Verbesserungen hinsichtlich des subjektiv eingeschätzten Gesundheitszustandes und der allg. Lebenszufriedenheit. Trotz methodischer Einschränkungen weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass die Bioenergetische Meditation nach Viktor Philippi eine wirksame Alternative zum Stressmanagement-Programm der IFT-Gesundheitsförderung darstellt. Diese Untersuchung kann die Grundlage für höherwertige (RCT‑)Studien mit größerer Fallzahl bilden.
Tabelle 1: Inhalte des IFT-Stressmanagement-Programmes
Tabelle 2: Inhaltliche Übersicht der Meditations-Sitzungen
Tabelle 3: Fragebogeninhalte
Tabelle 4: Übersicht der abhängigen Variablen (AV)
Tabelle 5: Altersverteilung in den Gruppen (Geburtsjahr)
Tabelle 6: Baseline-Daten der Stichprobe
Tabelle 7: Subjektive Einschätzung des allg. Gesundheitszustandes (M1 bis M3)
Tabelle 8: Ausprägung der allg. Lebenszufriedenheit (M1 bis M3)
Tabelle 9: Korrelationsanalyse nach Spearman (M1)
Tabelle 10: Korrelationsanalyse nach Spearman (M2)
Tabelle 11: Korrelationsanalyse nach Spearman (M3)
Tabelle 12: Übungsverhalten der Probanden
Abbildung 1: Einflüsse auf den Gesundheitszustand
Abbildung 2: Besserungsraten bei Probanden mit (chronischen) Schmerzen
Abbildung 3: Biomeditation bei Krebserkrankungen (Studie 2008)
Abbildung 4: Zeitliche Struktur der Kurstermine
Abbildung 5: Studien-Flussdiagramm
Abbildung 6: Gruppenzusammensetzung
Abbildung 7: Berufliche Position der Probanden
Abbildung 8: Verbesserungsraten der Variable allg. Gesundheitszustand
Abbildung 9: Verbesserungsraten der Variable allg. Lebenszufriedenheit
Abbildung 10: Verbesserungsraten der Variable stressassoziierte Befindlichkeiten
Abbildung 11: Verbesserungsraten der Variable Vitalität
Abbildung 12: Verbesserungsraten der Variable Psyche
Abbildung 13: Verbesserungsraten der Variable Gesundes Denken
Abbildung 14: Verbesserungsraten der Variable stressbezogenes Verhalten
„Unser Dasein ist heute bestimmt durch ein permanentes mentales Woanders-Sein. Und das ist anstrengend. Meditation hat einen klaren Nutzen für unsere seelische Gesundheit. Sie verändert die Wahrnehmung, das Denken und das Glücks-empfinden.“
Circa sechs von zehn Deutschen empfinden ihr Leben als stressig, jeder Fünfte gibt sogar an unter Dauerdruck zu stehen (Techniker Krankenkasse, 2013). Es ist daher nicht verwunderlich, dass Entspannungsverfahren wie Meditation sowohl in der Wissenschaft als auch in der Gesellschaft an Attraktivität gewinnen. So fand 2010 in Berlin der erste interdisziplinäre Kongress zur Meditations- und Bewusstseinsforschung „Meditation & Wissenschaft“ statt (Rosmann, 2009). Alle zwei Jahre kommen anerkannte Wissenschaftler zusammen um aktuelle Forschungsergebnisse aus Neurowissenschaften, Psychologie, Medizin, Religions-wissenschaft und Philosophie zu diskutieren. Auch populäre Nachrichtenmagazine wie „Der Spiegel” berichten zunehmend über die gesundheitsfördernde Wirkung diverser Meditationspraktiken und verweisen auf zahlreiche wissenschaftliche Studien (Blech, 2013). Obwohl sich die Forschung seit über 50 Jahren mit Meditation als Untersuchungsgegenstand beschäftigt (z. B. Das & Gastaut, 1955), gab es – dank moderner neurowissenschaftlicher Verfahren – erst in den letzten 15 Jahren einen schlagartigen Anstieg von Publikationen. So liefert die medizinische Literaturdatenbank PubMed (National Center for Biotechnology Information [NCBI], n.d.) circa 3000 Suchergebnisse zum Begriff Meditation, davon über 2300 Treffer seit der Jahrtausendwende. Meditationsforschung ermöglicht es, das menschliche Bewusstsein sowie die Verbindung zwischen mentalen und physiologischen Prozessen besser zu verstehen (Lutz & Thompson, 2003). Gleichzeitig knüpfen diese Erkenntnisse an Fragestellungen der Gesundheitsförderung an.
Die vorliegende Masterthesis liefert einen empirischen Beitrag zur Einschätzung der gesundheitlichen Wirksamkeit der bisher unzureichend untersuchten Bioenergetischen Meditation (Biomeditation) nach Viktor Philippi. Dabei handelt es sich um eine Methode zur Tiefenentspannung und Aktivierung der Selbstheilungskräfte im Organismus. Ziel dieser Pilotstudie ist es, zu überprüfen ob die Bioenergetische Meditation eine vergleichbare Wirkung erzielt wie ein evaluiertes, von den gesetzlichen Krankenkassen anerkanntes Präventions-programm. Als solide Vergleichsbasis wurde das Stressmanagement-Programm des Instituts für Therapieforschung (IFT, München) gewählt. Bevor auf Fragestellungen, Studiendesign und Ergebnisse der durchgeführten Studie eingegangen wird, erfolgt zunächst eine Definition des allgemeinen Meditationsbegriffes sowie ein Überblick über grundlegende Wirkungen der Meditationspraxis. Anschließend werden die Bioenergetische Meditation und das damit verbundene Gesunde Denken vorgestellt, Parallelen zur Psychologie aufgezeigt und einige Studienergebnisse dieser Methode präsentiert. Es folgt die Beschreibung des Stressmanagement-Programmes der IFT-Gesundheitsförderung, wobei neben inhaltlichen Schwerpunkten auch der Stressbegriff erläutert wird. Die ausführliche Darstellung der genannten Aspekte ist erforderlich, da eine Bekanntheit der Interventionsformen nicht vorausgesetzt werden kann. Auch bilden die vorangehenden Kapitel die Grundlage zur Aufstellung der im Rahmen der Pilotstudie getesteten Hypothesen. Die Masterthesis schließt mit einer Diskussion der Studienergebnisse und einem Ausblick zum weiteren Forschungsbedarf.
Aus Gründen des Leseflusses wird die traditionelle Schreibform gewählt: Die Worte Meditierender, Proband etc. stehen selbstverständlich für beide Geschlechter. Zitate werden in Originalsprache wiedergegeben, da durch sinngemäße Übersetzungen ein Teil des ursprünglich Gemeinten verloren gehen könnte.
Zur Biomeditation gibt es bisher nur wenige Studien. Die meisten Publikationen liegen zur Achtsamkeitsmeditation (mindfulness meditation) vor. Daher wird im Folgenden exemplarisch auf Wirkung und Wirksamkeit dieser Meditationsmethode eingegangen. Einige Studienergebnisse zur Biomeditation sind in Kapitel 3.4 dargestellt.
Meditation wird seit Jahrhunderten in verschiedenen Kulturkreisen zur Bewusstseinserweiterung, Selbsterkenntnis und Heilung praktiziert (Engel, 1999). Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden, sodass bisher keine allgemeingültige Definition existiert (Ott, 2010). In erster Linie beschreibt Meditation (Schmidt, 1997; lat. meditatio: das Nachdenken, Nachsinnen) eine Praxis der Aufmerksamkeitsfokussierung:
The term meditation refers to a family of self-regulation practices that focus on training attention and awareness in order to bring mental processes under greater voluntary control and thereby foster general mental well-being and development and/or specific capacities such as calm, clarity, and concentration (Walsh & Shapiro, 2006, S. 228 f., Hervorhebung dort).
Meditationspraktiken lassen sich laut Walsh & Shapiro (2006) nach folgenden Aspekten einordnen: Art der Aufmerksamkeitsausrichtung, Beziehung zu kognitiven Prozessen und Ziel der Meditation. So kann unterschieden werden zwischen einer distanziert beobachtenden und einer konzentrativen Meditation. Letztere beschreibt die kontinuierliche, auf ein Objekt gerichtete Aufmerksamkeit, verbunden mit der Nichtbeachtung ablenkender Reize sowie die unmittelbare Rückkehr zum Gegenstand der Konzentration, sobald dem Praktizierenden ein Abschweifen bewusst wird (z. B. Beobachtung des Ein- und Ausatmens). Bei der distanziert beobachtenden Variante (Achtsamkeitsmeditation) werden automatisch ablaufende sensorische, emotionale oder kognitive Prozesse bewusst wahrgenommen, ohne auf diese zu reagieren (z. B. Beobachtung von Gedanken, Gefühlen). Kognitive Prozesse können absichtlich verändert oder passiv beobachtet werden. Meditationsziel kann z. B. eine Steigerung des Wohlbefindens oder die Entwicklung spezifischer mentaler Qualitäten (Konzentration, Liebe, Weisheit) sein. Weiterhin wird unterschieden zwischen Meditationsverfahren in und ohne Bewegung. Verfahren in Bewegung sind u. a. Yoga, Tai Chi, Qi Gong oder Gehmeditation (Ott, 2010). Zu den Methoden ohne Bewegung zählen z. B. die aus der buddhistischen Tradition hervorgegangene Achtsamkeitsmeditation (Vipassana; Hart, 1987; Mahasi Sayadaw, 2004), die Transzendentale Meditation (Maharishi Mahesh Yogi, 2001) oder auch die christliche Kontemplation (Jäger, 2002).
Im klinischen Kontext entstanden weitere, weltanschaulich neutrale Ansätze wie die Oberstufe des Autogenen Trainings nach Schultz (1932), die Klinisch-Standardisierte Meditation nach Carrington (1978), die Relaxation Response nach Benson (Benson & Klipper, 1992) sowie die weit verbreitete Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) nach Kabat-Zinn (1990). Letztere zählt neben der Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT; Segal, Williams & Teasdale, 2002), der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT; Linehan, 2007) und der Acceptance and Commitment Therapy (ACT; Hayes, 2004) zu den achtsamkeitsbasierten Ansätzen, die zunehmend in der Psychotherapie zum Einsatz kommen. In diesem Zusammenhang wird auch von einer „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie gesprochen, die neben klassischen verhaltenstherapeutischen Prinzipien vermehrt Achtsamkeit und Akzeptanz berücksichtigt (Bohus, 2006). Eine Übersicht achtsamkeits- und akzeptanzbasierter Verfahren in der Psychotherapie geben Heidenreich und Michalak (2009a).
Da es sich bei Achtsamkeit um ein wissenschaftlich unzureichend erklärtes Konstrukt handelt, wurde von Bishop et al. (2004) eine operationale Definition erarbeitet, die folgende Komponenten umfasst: Aufmerksamkeitsregulation auf die unmittelbare Erfahrung sowie eine spezifische Haltung gegenüber dieser eigenen Erfahrung, welche durch Neugier, Offenheit und Akzeptanz charakterisiert ist. Kabat-Zinn (1990) definiert Achtsamkeit (mindfulness) als eine besondere Form der Aufmerksamkeitslenkung, wobei die Aufmerksamkeit absichtsvoll („on purpose“) und nicht-wertend („non-judgemental“) auf das bewusste Erleben des gegenwärtigen Moments („present moment“) gerichtet ist. Da sich die Worte für Geist und Herz in asiatischen Sprachen oft entsprechen, beinhalte Achtsamkeit auch eine liebevolle, mitfühlende Komponente der Aufmerksamkeit, ein Gefühl der freundlichen, offenherzigen Gegenwart und des Interesses (Kabat-Zinn, 2009).
Der Begriff Akzeptanz (lat. accipere: annehmen) bedeutet sinngemäß das zu nehmen oder zu bekommen, was angeboten wird (Heidenreich & Michalak, 2009b). Auf psychologischer Ebene ist darunter die Haltung zu verstehen, Ereignisse oder Situationen aktiv und offen aufzunehmen, anstatt diese vermeiden zu wollen. Linehan (2007) weist darauf hin, dass Annehmen nicht einem Gutheißen der Realität entsprechen müsse. Auch gehen Akzeptanz und Annehmen nicht mit Passivität oder Resignation einher (Heidenreich & Michalak, 2007). Stattdessen führe das Annehmen von Dingen, so wie sie sind, zu einer größeren Fähigkeit wirkungsvoll und angemessen zu reagieren. Achtsamkeit und Akzeptanz bilden einen wichtigen Gegenpol zur veränderungsorientierten Verhaltenstherapie: „Es gilt eine Balance zu finden zwischen einem Vorgehen, das auf Veränderung abzielt, und einem Annehmen des aktuell Gegebenen“ (Linehan, 2007, S. 6).
Meditation wirkt über zelluläre Mechanismen auf Gesundheit, Motivation und Stressresistenz (Esch, 2010). Im Motivations- und Belohnungszentrum des limbischen Systems aktiviert sie einen Prozess der Autoregulation bzw. „Selbstheilung“. So wird u. a. endogenes Morphium freigesetzt, das zur Ausschüttung von Stickstoffmonoxid führt. Letzteres wirkt entzündungshemmend, senkt den Blutdruck, erweitert die Blutgefäße, reguliert Muskeltonus, Schmerzempfinden und Immunsystem (Dusek et al., 2006; Esch, Guarna, Bianchi, Zhu & Stefano, 2004; Mantione et al., 2008; Stefano et al., 2003). Darüber hinaus führt diese physiologische Entspannungsreaktion zu einem verringerten Hirnstoffwechsel sowie zu einer Zunahme der Hirnaktivität in Arealen, die an Konzentration und Aufmerksamkeit beteiligt sind (Benson, Beary & Carol, 1974; Lazar et al., 2000). Aufgrund der Plastizität des Nervensystems geht wiederholtes Meditieren mit strukturellen Veränderungen im Gehirn einher: Bei längerer Praxis der Achtsamkeitsmeditation (MBSR) ist eine Zunahme der grauen Gehirnsubstanz in Bereichen zu beobachten, die für die Selbst- und Körperwahrnehmung, die Verarbeitung von Sinneseindrücken sowie für die exekutive Kontrolle (u. a. Gedächtnis, Verstand, Vernunft) zuständig sind. Auch scheint Meditation der altersbedingten Degeneration der grauen Substanz entgegenzusteuern (Hölzel, Carmody et al., 2011; Lazar et al., 2005; Luders, Toga, Lepore & Gaser, 2009).
Bereits nach einigen Wochen der Praxis führt Achtsamkeitsmeditation zu einer Verkleinerung des Angstzentrums (Amygdala) im Gehirn (Hölzel et al., 2010). So wiesen Patienten mit Herzkrankheiten, die während der Rehabilitation meditierten, ein geringeres Angstempfinden und eine niedrigere Depressionsrate auf. Ihr Wohlbefinden stand in direktem Zusammenhang mit der Dauer und Häufigkeit der Meditationspraxis (Chang, Casey, Dusek & Benson, 2010). Meditation trägt nicht nur zu einer Verbesserung der Stimmung bei, sondern wirkt sich auch positiv auf das Immunsystem aus (Davidson et al., 2003). Ebenso kann sie das Muster der Genaktivität verändern, v. a. bei Genen, die an der Bekämpfung von zellulärem Stress (fördert Zellalterung und Entzündungsreaktionen) beteiligt sind (Dusek et al., 2008; Kaliman et al., 2014). Grübeln und subjektives Stresserleben können durch regelmäßiges Meditieren reduziert, die emotionale Regulationsfähigkeit, Empathie und Selbstmitgefühl (self‑compassion) gesteigert werden (Chiesa & Serretti, 2009; Hölzel et al., 2013; Hölzel, Lazar et al., 2011; Jain et al., 2007). In Verbindung mit positiven Gefühlen können meditative Übungen den Tonus des Vagunsnervs steigern (Teil des Parasympathikus; versorgt Herz, Lunge, Magen, Darm, Kehlkopf, Rachen, äußere Gehörgänge). Dies geht wiederum mit einem besseren Gesundheitszustand einher (Kok et al., 2013).
Eine moderate Effektivität (Ernst, Esch & Esch, 2009; Khoury et al., 2013) legt es (trotz methodischer Unzulänglichkeiten einiger Studien) nahe, Meditation als sinnvolle Ergänzung konventioneller Therapieverfahren zu betrachten. Sie stärkt nicht nur die mentale Gesundheit, sondern kann auch bei (chronischen) körperlichen Krankheiten in Erwägung gezogen werden (Fjorback, Arendt, Ørnbøl, Fink & Walach, 2011; Niazi & Niazi, 2011). Die Wirksamkeit achtsamkeitsbasierter Ansätze wurde bereits bei zahlreichen stressassoziierten Symptomen (Schmerz, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf- und Schlafprobleme, Entzündungskrankheiten, Schuppenflechte, Ängstlichkeit, depressive Verstimmung) nachgewiesen (Esch, Fricchione & Stefano, 2003; Khoury et al., 2013). Positive Effekte zeigten sich auch bei chronischen Schmerzen, Essstörungen, onkologischen Erkrankungen (Baer, 2003; Grossman, Niemann, Schmidt & Walach, 2004; Ott, Norris & Bauer-Wu, 2006), Angststörungen (Hölzel et al., 2013; Hoge et al., 2013; Vøllestad, Nielsen & Nielsen, 2012) sowie in der Rückfallprävention von Depression (Kuyken et al., 2008; Ma & Teasdale, 2004; Piet & Hougaard, 2011; Teasdale et al., 2000) und Abhängigkeitsstörungen (Bowen et al., 2014; Witkiewitz & Bowen, 2010). Auch präventiv können achtsamkeits- und akzeptanzorientierte Verfahren zur Minderung von Angst, dysphorischer Stimmung und Stresserleben beitragen (Michalak, Heidenreich & Bohus, 2006).
Zu möglichen Nebenwirkungen der Meditationspraxis gibt es bisher nur wenige Publikationen. Kontraindikationen sind bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung, Epilepsie oder Psychosen dokumentiert (Lustyk, Chawla, Nolan & Marlatt, 2009). Auch können während der Meditation aversive Gefühle wie Unruhe, Langeweile, Angst oder depressive Verstimmung auftreten. Für Gesunde bestehen kaum Risiken, dennoch empfiehlt es sich auf die Qualifikation des Meditationslehrers (z. B. Arzt, Psychologe) zu achten, sodass mögliche unerwünschte Effekte kompetent aufgefangen werden (Ott, 2012). Einen Überblick über verschiedene Meditationsformen sowie eine Praxisanleitung geben Brenner (2004) und Ott (2010).
Viktor Philippi wurde 1952 in Kasachstan geboren, studierte dort Psychologie und lebt seit 1992 in Deutschland (Philippi, 2012). Aufgrund eigener Krankheits-erfahrungen beschäftigte er sich schon in jungen Jahren mit dem Thema Gesundheit. Seine Erkenntnisse über die Verbindung von Körper, Geist und Seele sowie über den Einfluss der Gedanken auf das Wohlbefinden führten 1994 zur Prägung des Begriffes „Bioenergetische Meditation“ (Biomeditation). Dabei handelt es sich um eine Methode zur Tiefenentspannung und Aktivierung der Selbstheilungskräfte im Organismus. Immunsystem, Stoffwechsel und Nervensystem werden auf natürliche Weise gestärkt und der Körper in die Lage versetzt, sich selbst zu regenerieren. Die Biomeditation wirkt auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene. Sie kann von Menschen aller Altersstufen zur Gesundheitsstärkung und Entspannung sowie unterstützend bei Beschwerden körperlicher oder psychischer Art eingesetzt werden. Nebenwirkungen sind bisher nicht bekannt (Forschungs- und Lehrakademie für Bioenergetik und Bioinformatik [FLBB], 2010, 2013a).