Die Rache des Rustlers - William Mark - E-Book

Die Rache des Rustlers E-Book

William Mark

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Beschreibung

"Vor seinem Colt hatte selbst der Teufel Respekt!" (Mark Twain) Der Lieblingssatz des berühmten US Marshals: "Abenteuer? Ich habe sie nie gesucht. Weiß der Teufel wie es kam, dass sie immer dort waren, wohin ich ritt." Diese Romane müssen Sie als Western-Fan einfach lesen! Der Regen rann wie aus Kübeln. Nicht ein einziger Stern war am Nachthimmel zu sehen. Der Mann, der da auf den Ranchhof zuritt, saß vornübergebeugt im Sattel. Der Regen rann in kleinen Bächen von der breiten Krempe seines Hutes herunter. Nur im Trott ging das Pferd noch durch den aufgeweichten Boden vorwärts. Das Ranchtor stand offen. Ein kalbsgroßer Hund trottete heran und gab Laut. Aber der Reiter blieb im Sattel und ritt auf die Veranda zu, die vor dem zweigeschossigen Wohnhaus der Ranchersleute angebracht war. Da stieg er aus dem Sattel, und in dem Augenblick, in dem er die vier Treppenstufen hinaufstieg, wurde oben die Tür geöffnet, und im Schein des kleinen Windlichtes trat ein achtzehnjähriges Mädchen auf den Vorbau. Es war Juanita Maxwell, die Tochter des Ranchers. Ein brünettes Mädchen, sommersprossig, mit einer lustigen Stupsnase und fröhlichen aquamarinfarbenen Augen. Es betrachtete den Mann, der da triefend vor Regen vor ihr stand und fragte ihn nach seinem Begehr. »Mein Name ist Spittkey, Miss«, sagte er mit einer schnarrenden Stimme, die dem jungen Ranchersmädchen nicht eben angenehm erschien. »Rip Spittkey. Ich komme von Norden herunter, oben von Canon City. Ich bin Cowboy und suche einen Job.« In dem Schein des Windlichtes konnte das Mädchen den fremden Cowboy nur schlecht erkennen. »Bitte, kommen Sie herein.« Drinnen legte er den Hut und die nasse Jacke über einen Hocker, der neben der Tür stand und sah sich in der geräumigen Halle des Ranchhauses um.

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Wyatt Earp – 230 –

Die Rache des Rustlers

William Mark

Der Regen rann wie aus Kübeln.

Nicht ein einziger Stern war am Nachthimmel zu sehen. Der Mann, der da auf den Ranchhof zuritt, saß vornübergebeugt im Sattel. Der Regen rann in kleinen Bächen von der breiten Krempe seines Hutes herunter. Nur im Trott ging das Pferd noch durch den aufgeweichten Boden vorwärts.

Das Ranchtor stand offen.

Ein kalbsgroßer Hund trottete heran und gab Laut.

Aber der Reiter blieb im Sattel und ritt auf die Veranda zu, die vor dem zweigeschossigen Wohnhaus der Ranchersleute angebracht war. Da stieg er aus dem Sattel, und in dem Augenblick, in dem er die vier Treppenstufen hinaufstieg, wurde oben die Tür geöffnet, und im Schein des kleinen Windlichtes trat ein achtzehnjähriges Mädchen auf den Vorbau.

Es war Juanita Maxwell, die Tochter des Ranchers. Ein brünettes Mädchen, sommersprossig, mit einer lustigen Stupsnase und fröhlichen aquamarinfarbenen Augen. Es betrachtete den Mann, der da triefend vor Regen vor ihr stand und fragte ihn nach seinem Begehr.

»Mein Name ist Spittkey, Miss«, sagte er mit einer schnarrenden Stimme, die dem jungen Ranchersmädchen nicht eben angenehm erschien. »Rip Spittkey. Ich komme von Norden herunter, oben von Canon City. Ich bin Cowboy und suche einen Job.«

In dem Schein des Windlichtes konnte das Mädchen den fremden Cowboy nur schlecht erkennen. Es ging deshalb zurück, öffnete die Tür weiter und sagte:

»Bitte, kommen Sie herein.«

Drinnen legte er den Hut und die nasse Jacke über einen Hocker, der neben der Tür stand und sah sich in der geräumigen Halle des Ranchhauses um.

Juanita öffnete eine der Türen, blieb auf der Schwelle stehen und sagte:

»Dad, hier ist ein Cowboy, der mit dir sprechen möchte.«

»Ja, lass ihn hereinkommen.«

Spittkey trat ein, klopfte mit den Handknöcheln gegen den Türrahmen und blickte zu dem grauhaarigen Mann hinüber, der drüben im Schein einer Petroleumlampe an einem Schreibtisch über seinen Arbeiten saß.

Es war die Zeit, in der auf den Ranches die Frühjahrsherden zusammengestellt wurden, um sie zu den Bahnlinien zu treiben. Jeder größere Rancher hatte um diese Zeit wie auch im Herbst ein hartes Stück Arbeit damit.

Spittkey machte ein paar Schritte vorwärts und blieb dann mitten in dem großen Raum stehen.

»Mein Name ist Spittkey. Ich komme von Canon City, Mister, und ich suche einen Job.«

»Schlechtes Wetter haben Sie sich ausgesucht«, meinte der Rancher, erhob sich und kam ihm entgegen. Er blieb so stehen, dass der andere voll vom Licht der Petroleumlampe beleuchtet wurde.

Es war ein hartes, kantiges, dreieckiges Gesicht, das dem Rancher da entgegenblickte. Opalfarbene, zu weit auseinanderstehende Augen, eine breite Nase mit eingeschlagenem Rücken, ein strichdünner Mund, dessen Winkel nach unten gezogen waren, und ein sonderbar spitzes Kinn, das dem Gesicht etwas Raubvogelartiges gab.

Sein Haar war struppig, kurz geschoren und rotblond. Die untere Hälfte des Gesichts hatte sicher etliche Tage kein Rasiermesser gesehen. Jetzt trug er ein khakifarbenes Hemd, das kragenlos war und über der Brust offen stand. Sein grünliches Halstuch war links über der Schulter geknotet. Er trug einen Waffengurt, der mit Patronenschlaufen besetzt war und rechts im offenen Halfter einen schweren 38er Remington-Revolver hielt. Die Hose war braun und über den Knien ausgebeult. Sie steckte in hohen abgetragenen Schaftstiefeln.

»Von Canon City«, meinte der Rancher. »Well, dann sollten Sie meinen Freund Dave Rockvale vielleicht kennen?«

»Nein, ich kenne ihn nicht, Mister, aber ich weiß, dass er südöstlich von Canon City eine Ranch hat.«

»Und waren Sie dann vielleicht in der Nähe von Parkdale auf einer Ranch beschäftigt?«

»Ja, aber noch weiter nordöstlich, den Currant hinauf.«

»Ach, in dem Gebiet, vielleicht an der Grenze des Fremont und des Park County?«, forschte der Rancher zum Unbehagen des Fremden weiter.

»Ja, da etwa. Es war keine sonderlich große Ranch, wir waren nur zu Dritt, und Mr Candrick, mein Boss, hatte eine kranke Frau und eine Tochter, die ebenfalls nicht gesund war. Da die Krankheit des Mädchens ziemlich viel Geld verschlang, musste der Boss zwei Leute entlassen. Der Älteste blieb. Leider war ich nicht der Älteste.«

»Well, Mr Spittkey, ich glaube, dass Sie nicht weiterzureiten brauchen. Sie wissen ja, dass jetzt die Zeit der Herdentrails ist, und ich habe eine Menge Arbeit. Auf meinem Hof arbeiten sieben Leute, und ich glaube, wenn Sie ein ordentlicher Mann sind, können Sie sehr wohl einen Posten bei uns haben. Wir werden es in der üblichen Manier machen, fünfunddreißig Dollar und vierzehn Tage zur Probe.«

»Well«, nickte Spittkey und wischte sich durch sein regennasses Gesicht.

Da reichte ihm der Rancher die Hand.

»Also, dann gehen Sie gleich hinüber und lassen Sie sich von Melba, meinem Vormann, eine Schlafstelle im Bunkhouse anweisen.«

Der neu angeworbene Cowboy nickte, murmelte einen Dank und ging hinaus.

Als er in die Halle kam, sah er in der offenen Tür zur Küche das Mädchen neben einer alten Negerin stehen.

»Wahrscheinlich haben Sie heute Abend noch nicht gegessen, Mr Spittkey«, sagte das Mädchen.

»Stimmt«, meinte der Cowboy. »Ich hätte gegen einen Happen nichts einzuwenden.«

»Sarah wird Ihnen Tee, Brot und Käse machen. Sie können gleich hier in der Küche essen.«

»In Ordnung, Miss«, nickte der Cowboy, kam an ihr vorbei, nahm an dem großen großgezimmerten Tisch Platz und ließ sich von der alten Küchenmagd ein kräftiges Abendbrot geben.

Anschließend begab er sich hinüber ins Bunkhouse, wo sechs Männer um einen großen Tisch saßen und pokerten. Ein siebenter lag drüben auf einer der Kojen und las beim Schein einer kleinen Kerze in einem Schmöker.

Ein etwa vierzehnjähriger Junge hockte an einem der Fenster, hatte die Hand um den großen Hund gelegt und blickte in den Regen hinaus.

Einer der Männer am Tisch blickte auf und sah zu dem Eintretenden hinüber.

Das Spiel wurde unterbrochen.

Spittkey sah die Männer der Reihe nach an und blickte dann auf einen grauköpfigen Mann, den er für den Vormann hielt.

»Sind Sie Mr Melba?«

Der Graukopf schüttelte den Kopf und deutete auf seinen Nachbarn, einen untersetzten Burschen mit einem vierkantigen Schädel und gutmütigen grauen Augen.

»Was gibt‘s, Mister?«, fragte Jack Melba.

»Mein Name ist Spittkey, Rip Spittkey. Der Boss hat mich eben angeworben. Ich komme aus der Nähe von Canon City.«

Das war genug gesagt, und der Vormann sowie die Cowboys akzeptierten es.

Melba wies ihm eine noch freie Koje an und deutete dann der Reihe nach auf die Boys.

»Hier, mein Nachbar, der mit dem grauen Haar, das ist Ole Perkins, er ist der Älteste auf der Ranch und hat auf den Job als Vormann verzichtet, als der Boss mich vor fünf Jahren anwarb. Für uns aber bleibt er der Vormann, ist das klar?«

Spittkey nickte: »Vollkommen klar.«

»Hier, der lange Schlaks, das ist Charlie Jung und der da mit dem verbeulten Gesicht, das ist Jim Kelly, unser Koch. Und der Kleine da, der es aber gar nicht gern hört, dass ihn außer mir oder Perkins jemand für klein hält, ist Jonny Tennessee. Der hier, der natürlich wieder einmal das meiste Geld vor sich liegen hat, ist Mack Joplin. Er ist unser Pokerking. Ich warne Sie gleich heute vor ihm. Er gewinnt immer. Ja und der da drüben auf dem Bett ist Kirk Donaldson.«

Spittkey hatte die Reihe der Gesichter abgetastet und blickte jetzt zu dem Jungen hinüber, der drüben am Fenster saß.

»Ach, der da. Ja, das ist Ken. Wir nennen ihn so, weil er aus Kentucky stammt, wie er behauptet. Wie er weiter heißt, weiß er selbst nicht. Es ist auch nicht wichtig. Der Boss hat ihn vor einem Jahr als Jung-Cowboy angeworben, und wir sind zufrieden mit ihm. Das ist alles.«

Es war genug, und der Cowboy, der in der Regennacht auf die Maxwell-Ranch gekommen war, hätte sogar finden können, dass es mehr als genug war für einen Mann, der einen Job suchte.

Aber der Mann, der da behauptet hatte, aus der Nähe von Canon City zu kommen, stammte in Wirklichkeit weit oben aus Jowa, und zwar aus Davenport, an der Grenze nach Illinois. Cowboy war der wohl einmal gewesen, aber das lag schon viele Jahre zurück. Vor acht Jahren hatte er drüben in Missouri in der Nähe von Poblar Bluff im Streit einen Kameraden niedergestochen, der sich mit der Verletzung heute noch herumschleppte. Um nicht dem Sheriff, der ohnehin scharf auf ihn war, in die Finger zu fallen, hatte er die Flucht ergriffen, war hinauf nach Kansas City gezogen und dann weiter nach Nebraska hinauf, wo er sich südlich von Valentine einige Zeit aufhielt und wieder auf einer Ranch arbeitete. Aber er hatte den Spaß an der harten Weidearbeit längst verloren, und ganz im Gegenteil Freude am Trampen gefunden. Was er all die Jahre getrieben hatte, seit er Nebraska verlassen hatte, ließ sich nicht mehr feststellen. Jedenfalls war er in dieser regnerischen Februarnacht hier unten an der Südgrenze Colorados im gewaltigen Las Animas County aufgetaucht. Die Maxwell-Ranch lag westlich von Trinidad in der Nähe der kleinen Stadt Weston. Was ihn wirklich hierher geführt hatte, wusste er vielleicht zur Stunde selbst noch nicht. Möglicherweise war es der Regen, der ihn nur ein Dach hatte suchen lassen.

Am kommenden Morgen war er einer der ersten auf den Beinen und ließ sich von Melba zu einer Arbeit einteilen. Der Regen hatte aufgehört, aber die Weide war aufgeweicht. Er bekam ein anderes Pferd, da dem Vormann das seinige nicht flott genug aussah, und wurde mit drei der Cattlemen (Cowboys) hinaus auf die Weide geschickt.

Es war eine harte Arbeit, die es da zu verrichten gab, eine Arbeit, die der Landstreicher Rip Spittkey absolut nicht mehr schätzte.

Aber genau drei Tage hielt er aus. In der Nacht zum vierten Tag verschwand er spurlos.

Als der Vormann es am nächsten Morgen feststellte, zog er nur die Schultern hoch, sprach kurz mit dem alten Perkins, und meldete es dann dem Boss.

Der Rancher kratzte sich hinterm Ohr.

»Ja, es gibt vielerlei Käuze im Tierreich unseres Herrn«, meinte er dann und zündete sich seine Morgenzigarre an.

»Weiß der Teufel, wir hätten gut noch einen Mann brauchen können.«

Da er keinen roten Cent für seine Arbeit bekommen hatte – das erste Geld bekommt man auch in der Probezeit immer erst nach Abschluss dieser Frist – war der Verlust ansonsten nicht sonderlich tragisch zu nehmen.

Aber das dicke Ende kam nach.

Schon am gleichen Nachmittag musste der Cowboy Charlie Jung feststellen, dass von der Herde, die am Südhang eines Hügels weidete, in der Nacht ein ganzes Rinderrudel abgetrieben war.

Nun gab es das zwar häufiger und brauchte sogar noch nichts zu bedeuten, doch als Jung die Spuren der Rinder verfolgte, musste er feststellen, dass sie sehr beharrlich dem nahen Creek entgegengeflüchtet waren. Sie hatten das seichte Gewässer jedoch nicht am jenseitigen Ufer verlassen, sondern ihre Spuren schienen sich plötzlich in nichts aufgelöst zu haben.

Jung hielt mitten im Creek, blickte nach Westen hinüber, dann nach Osten, und schob sich schließlich mit einem ärgerlichen Pfiff den Hut aus der Stirn.

Was hatte denn das zu bedeuten?

Wo hatte man je eine Rindergruppe gesehen, die in ein Gewässer hineingetrampelt war und es nicht mehr verlassen hatte?

Er suchte den Grund des Creeks zu erkennen, aber das war nicht möglich, da das Wasser hier reichlich trübe war.

Er ritt noch an dem jenseitigen Ufer, preschte ein Stück in die Savanne hinein, kehrte dann jedoch zurück und erreichte die Ranch unverrichteter Dinge kurz nach Einbruch der Dunkelheit.

Maxwell blickte den Cowboy mit zusammengezogenen Brauen an.

»He, das kann doch nicht stimmen, Charlie, du musst dich getäuscht haben.«

Noch in der gleichen Stunde brach der Rancher mit seiner gesamten Crew auf und ritt durch die klare Sternennacht an den Südhang, an dem der beste Teil seiner Herde gestanden hatte.

Trotz der Dunkelheit sahen der Viehzüchter wie auch die anderen Cowboys sofort, dass der lange Charlie sich keineswegs getäuscht hatte. Ein Großteil der Rinder fehlte.

Gerade die Herde, die hier gestanden hatte, war für den Verkauf oben an der Bahnlinie bei Pueblo bestimmt.

Die Cowboys suchten die ganze nähere und auch die weitere Umgebung bis in den grauenden Morgen hinein ab und trafen sich schließlich wieder am Fluss.

Das Gesicht des Ranchers war hart wie Felsgestein, als er zu dem alten Perkins sagte:

»Es ist ausgeschlossen, dass die Tiere allein durch den Fluss vorwärts getrampelt sind. Er hat zwar keine Untiefen, aber es gibt noch kein Rind, das mit Begeisterung freiwillig flussabwärts marschiert.«

»Natürlich nicht, Boss«, meinte der Alte.

»Und, was denken Sie?«, wollte der Rancher wissen.

Der grauhaarige Weidemann zog seine mächtigen Schultern hoch und ließ sie apathisch wieder fallen.

»Was soll ich da sagen, Boss? Ich denke an den Burschen, der es so schnell leid bei uns hatte.«

Der Viehzüchter blickte schweigend in die Runde der anderen Cowboys.

Aber keiner redete. Was da geschehen war, begriff keiner von den Cattlemen. Es war einfach ungeheuerlich. Sollte ein einzelner Mann tatsächlich ein ganzes Herdenstück abgesprengt und die Tiere durch den Fluss davongetrieben haben?

Nun war die große Frage, nach welcher Richtung das geschehen war.

*

Es war eine kleine Ansiedlung südwestlich von der kleinen Stadt Wes­ton. Zehn, zwölf Häuser, Anbauten, Schuppen und große Corrals. Eines jener armseligen Nester, wie sie überall im weiten Westen zwischen den größeren Städten verstreut in der Savanne lagen.

Die Main Street war natürlich die einzige Straße dieser Stadt und wurde von den wenigen Häusern umsäumt wie ein lückenhaftes Gebiss.

Aus der Werkstatt des Blacksmith drang geschäftiges Hämmern.

Ein Reiter hielt auf die Schmiede zu und stieg vor ihr vom Pferd. Es war ein gedrungen wirkender Mensch mit einem seltsamen dreieckigen Schädel, mit weit auseinanderstehenden, opalfarbenen Augen, struppigem rotblondem Haar und unrasiertem Kinn.

Es war der Cowboy Rip Spittkey.

Er hatte eine anstrengende Nacht hinter sich, denn das, was er getan hatte, war noch erheblich schwieriger gewesen, als es sich die Cowboys von der Maxwell-Ranch vorstellen konnten. Er hatte nämlich die Rinder nicht nur von der Herde abgetrieben, sondern so weit durch den Fluss geführt, bis er an eine Stelle kam, wo der Boden am Südwestufer so steinig war, dass er kaum eine Spur aufnehmen würde von den Rindern. Aber der Uferboden war so steil gewesen, dass es sehr mühsam gewesen war, die Tiere hinaufzubringen. Und von dort hatte er sie dann durch eine kleine Steinschlucht auf ein Hochplateau gebracht, das nur hin und wieder von struppigem Steppengras bedeckt wurde. Auch hier war es für einen normalen Sterblichen schwer, eine Fährte des abgesprengten Herdenteils zu finden.

Es war ein raffiniert ausgeklügelter Weg, den der Cowboy Spittkey sich da ausgesucht hatte, und wenn man ihn später verfolgte, wurde man sich sofort darüber klar, dass er diesen Weg nicht zufällig und in der Nacht gefunden hatte, sondern ihn schon vorher ausgesucht haben musste.

Spittkey hatte die Tiere hierher in das kleine Nest gebracht, wo sie keineswegs auffielen, denn in den großen Corrals am Nordrand der Stadt standen viele tausend Rinder. Das kleine Nest südwestlich von Weston war nämlich so etwas wie ein Sammelplatz für kleinere Herden, die von hier aus weiter hinauf nach Norden gebracht wurden.

Spittkey war vor der Schmiede abgestiegen, weil sein Pferd auf dem Weg hierher einen Huf verloren hatte. Das heißt, er hatte das Eisen natürlich aufgehoben und mitgenommen. Denn eine verräterische Spur hätte er sonst kaum zurücklassen können.

Als er die offenstehenden Tore der Schmiede erreicht hatte, sah er den gebeugten Rücken eines großen Mannes vor sich, der den rechten Vorderhuf eines Falben hochhielt, damit der Schmied ihn bearbeiten konnte.

»Damned!«, knurrte Spittkey vor sich hin, »das kann ja noch eine ganze Weile dauern.« Es war ihm klar, dass der Mann gerade erst angekommen sein musste, denn auch der Schmied hatte seine Arbeit eben erst begonnen.

Da schob sich Spittkey heran und tippte dem Fremden, der den Pferdehuf hielt, auf den Rücken.

»Hören Sie, Mister, ich war schon früher hier, wie kommen Sie dazu, sich vorzudrängeln?«

Da wandte der andere langsam den Kopf.