Wyatt Earp Staffel 23 – Western - William Mark - E-Book

Wyatt Earp Staffel 23 – Western E-Book

William Mark

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Beschreibung

"Vor seinem Colt hatte selbst der Teufel Respekt!" (Mark Twain) Der Lieblingssatz des berühmten US Marshals: "Abenteuer? Ich habe sie nie gesucht. Weiß der Teufel wie es kam, dass sie immer dort waren, wohin ich ritt." Diese Romane müssen Sie als Western-Fan einfach lesen!

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Inhalt

Unter Pferdedieben

Aufruhr im Camp der Lebenslänglichen

Longhorn-Joe

Master Cracks Ende

Der Savannenpirat

Kampf am Tonga-Fluss

Ritt nach Tocomac

King Astors Sohn

Mann ohne Namen

Die Rache des Rustlers

Wyatt Earp – Staffel 23 –

E-Book 221-230

William Mark

Unter Pferdedieben

Roman von Mark, William

Sie hockten beide auf dem Balken einer eingestürzten Weidehütte.

Der eine hatte ein langes hageres Gesicht, eine spitze Nase und ein vorspringendes Kinn. Seine Augen waren schiefergrau und lagen tief in dunklen Höhlen. Sein Haar, das unter der Krempe des abgetragenen grauen Stetsonhutes hervorblickte, war abstehend und struppig. Er trug ein braungraues Hemd, ein gelbliches Halstuch und eine braune Joppe, die mehrfach mit Flicken besetzt war. Seine Hose war graublau und steckte in den Schäften ziemlich hoher abgewetzter Stiefel. Über der Jacke trug er einen Waffengurt, der tief über dem linken Oberschenkel einen 38er Remington-Revolver hielt. Es war der einunddreißigjährige Tramp Rock McLean aus Alamosa in Colorado. Das Leben, das an diesem Vormittag hinter ihm lag, war so düster und verworren, dass es auch den eifrigsten Forschern bisher nicht gelungen ist, Licht hineinzubringen. Fest steht jedenfalls, dass er der Sohn eines Schullehrers gewesen ist, der am Rande der Coloradostadt im Anbau einer Sägemühle mit einer Frau und sieben Kindern zur Miete gewohnt hatte.

Der Mann, der neben ihm saß, war untersetzt und hatte eine klobige bullige Gestalt. Sein Schädel ging über einen Stiernacken direkt in den Rumpf über, war vierkantig und kurz. Fliehend die Stirn, kurz und aufgeworfen die Nase, breit und unförmig der Mund. Das Kinn war stark ausgeprägt und in der Mitte gespalten. Dunkle Bartstoppeln besetzten die untere Hälfte dieses brutal wirkenden Gesichtes. Er trug einen braunen Melbahut, dessen Krempe vorn hochgeschlagen und mit einer Sicherheitsnadel an der Hutkrone festgemacht war. Sein Haar war aschblond und zottig. Unter starken schwarzen Brauen saßen Augen, die etwas von der Farbe grüner Weintrauben hatten. Er trug im Gegensatz zu seinen Kumpanen einen braunen Anzug aus derbem Stoff, ein missfarbenes Hemd, ein schwarzes Halstuch; und die bräunliche Hose lief über die Schäfte seiner halbhohen Stiefel aus. Ebenso wie sein Partner trug er Sporen mit großen verrosteten Sternrädern.

Die rechte Seite der Jacke war unten am Aufschlag ziemlich abgewetzt, was zweifellos von dem kolbenschweren 38er Parker-Colt herrührte.

Dieser Mann war der achtundzwanzigjährige Sattelmann Jake Trigger. Er stammte aus Mountain Ash im Staate Kentucky. Den Lebensweg Triggers konnte ich mit sehr viel Mühe etwas eingehender verfolgen als den seines Partners McLean. Demnach wurde Trigger als Sohn des 2. Bürgermeisters von Mountain Ash, zwei Meilen von der Grenze nach Tennessee geboren. Schon mit sechzehn Jahren wurde er wegen Diebstahls vom Stadtsheriff festgenommen, und der Vater musste eine größere Geldstrafe für ihn bezahlen. Kaum ein halbes Jahr später hatte der junge Jake einen wertvollen deutschen Schäferhund aus einer Geflügelfarm herausgeholt und ihn im kaum vier Meilen entfernten Jellico, drüben in Tennessee, an den Mann bringen wollen. Aber das Tier hatte ihn am Zaun der Geflügelfarm zu Fall gebracht und mit mehreren Bisswunden ziemlich schwer verletzt. Wie es ihm gelungen ist, dennoch zu entkommen, ließ sich später nicht mehr ermitteln. Er hatte nach diesem Zwischenfall seine Heimatstadt verlassen – und war hinüber nach Tennessee gegangen, nach Jellico. Da konnte er sich eine ganze Weile aufhalten, und es wird vermutet, dass seine Familie eine Zeitlang für ihn aufkam. Aber eines Tages geriet er mit einem farbigen Holzarbeiter in Streit und schlug den Mann mit dem Revolverkolben nieder. Als der Hilfs-Sheriff eingreifen wollte, hieb Trigger ihm den Revolverlauf an den Schädel und konnte dann auf einem gestohlenen Gaul fliehen …

Da die beiden Satteltramps für unsere Geschichte wichtig sind, habe ich mir besondere Mühe gegeben, mehr über ihr Leben zu erfahren. Bei McLean war da, wie gesagt, nicht viel zu finden. Er muss es mit großem Geschick verstanden haben, alle Spuren bis zu dem Tag, an dem er in unsere Geschichte tritt, zu verwischen. Bei Trigger stieß ich auf weitere Spuren in Bowling Green in Kentucky und später in Evansville in Indiana. Von dort muss er weiter hinauf nach Norden gezogen sein, war vor­übergehend in Terre Haute – und dann in Indianapolis. Hier hat er eine Zeitlang bei einem Rahmenmacher gearbeitet, geriet dann aber mit einem der Gesellen wegen eines Girls aneinander und verließ Indianapolis wieder. Damals hatte der Rahmenmacher noch nicht entdeckt, dass ihm Geld weggekommen war. Das merkte er erst später, und seine Vermutung, dass Trigger der Dieb gewesen sein könnte, war wohl nicht aus der Luft gegriffen.

Von Indianapolis hatte sich der junge Bandit nach Norden gewandt und war nach Fort Wayne gekommen, von wo aus er hinauf bis nach Chicago zog. Aber da blieb er nur eine Weile an der Peripherie der großen Stadt und muss wohl erkannt haben, dass das doch kein Feld für ihn, den Mann aus der Provinz, war. Vielleicht hat er sich auch da etwas zuschulden kommen lassen, jedenfalls blieb er nur zwei Monate dort und zog dann weiter hinüber nach Illinois, wo er in Decator und später in Springfield eine Weile in einer Tischlerei arbeitete. Von dort ist er um die Weihnachtszeit des Jahres 1877 spurlos verschwunden. Spurlos jedenfalls für die Leute in der Stadt. Er ist dann später in St. Louis gewesen, wo er bis zum Sommer 1881 ausgehalten hat. Dann ist er hinunter nach Fort Smith in Arkansas gezogen, von hier weiter hinüber nach Oklahoma – und schließlich nach Texas. Er war der Reihe nach in Dallas, Forth Worth, Vernon und Amarillo. Nirgends hielt er es aus. Immer waren es kleinere oder größere Diebereien, die ihn weiter hetzten, weiter trieben nach Westen.

Von Texas zog er hinüber nach New Mexico, wo er in einer Vorstadtstraße von Santa Fé auf McLean gestoßen sein muss. Die beiden hatten sich mit Kartenhaien und ähnlichem Gesindel in einem Boardinghouse aufgehalten, wo sie eines Tages vom Sheriff ausgehoben und der Stadt verwiesen wurden. Wieder waren es Diebereien, die Trigger und McLean zur Last gelegt wurden. Sie verließen die große Stadt und zogen nach Südwesten, den Bergen entgegen.

In der kleinen Stadt Omega in Catron-County hatten sie zwei Pferde gestohlen, nachdem sie ihre eigenen Tiere verspielt hatten, und waren mit denen hinüber bis Arizona geritten. In Alpine, wenige Meilen von der Grenze entfernt, stahlen sie sich im Morgengrauen eines Dezembertages wieder neue Pferde, wobei sie ihre alten zurückließen. Sie trieben sich monatelang in der Gegend um Granville herum, kamen nach Clifton hinunter und hatten an den Mave­rick Hills eine Schießerei mit der Sheldon-Bande, wobei Robe Sheldon, ein Mitglied der Bande, ziemlich schwer verletzt wurde. Die beiden hatten es jetzt eilig, sich aus dem Staub zu machen, vermieden jedoch die Ansiedlungen, da sie vermuteten, dass sie steckbrieflich gesucht würden, und ritten eine Zeitlang nur nachts.

Eines Abends erreichten sie Bowie, die Stadt, die berühmt geworden ist durch den Mann, der einen neuen, sehr nützlichen und sehr stabilen Messertyp entwarf, womit er einen einzigartigen Erfolg im Westen hatte. Das sogenannte Bowieknife wurde zunächst von den Pionieren, von den Trappern und Präriejägern – und später sogar von der Armee übernommen. Auch zu Wyatt Earps Zeiten noch war das Bowiemesser die beste Klinge, die ein Westläufer überhaupt haben konnte.

Hier in Bowie aber schien ihr Schicksal sich zu erfüllen. In der Moonlight-Bar verloren sie in einer einzigen Nacht alles, was sie besaßen. Ihr ganzes Geld und ihre beiden Pferde. Sie warfen sich die Sättel auf den Rücken und schleppten sich im Morgengrauen aus der Stadt hinaus nach Süden.

Das Gebiet um den Apachepass war sehr unwegsam, und die beiden des Marschierens ungewohnten Männer kamen nur langsam vorwärts. Sie hielten dann weiter nach Süden, blieben westlich von der Ansiedlung Sunglow und kamen an die Nordspitze der Pedregosa-Mountains. Ihr Zustand war durch das Fehlen der Pferde von Tag zu Tag schlechter geworden, denn auch die Munition wurde ihnen schon knapp, so dass sie kaum noch Wild schießen konnten, um sich eine Mahlzeit zuzubereiten.

An diesem Vormittag fühlten sich die beiden Tramps so elend, dass sie fast schon mit dem Gedanken spielten, lieber nach Portesa zu trampen, einer Stadt, die unweit von McNeal an der Overlandstreet lag.

Die Weidehütte hatte ihnen in der letzten Nacht als Quartier gedient. Yeah, sie stand in der vergangenen Nacht noch, aber als Trigger gegen Morgengrauen vor Hunger erwachte und sah, dass auch sein Kumpan wach war, begann er sich mit ihm zu streiten. Die Streiterei lief bei ihnen immer auf das gleiche hinaus: Sie prügelten sich, dass die Fetzen flogen.

Nur diesmal war es etwas anderes, denn das Dach der baufälligen Bude stürzte über ihnen ein.

Minutenlang lag McLean unter den Trümmern, und Trigger hatte nur einen Arm und den Kopf frei. Er konnte sich aus den Balken und Brettern hervorzerren und sah dann, dass auch McLean langsam unter dem Trümmerhaufen hervorkam.

Mit verschrammten Gesichtern und verbeulten Köpfen hockten sie auf einem Balken, der über einem Querbalken lag, und starrten düster vor sich hin.

McLean hockte auf dem einen Ende des Balkens und Trigger auf dem anderen. Sie hielten sich nur durch das Gewicht ihrer Körper im Gleichgewicht.

Plötzlich wollte Trigger aufstehen.

Da zischte McLean ihm zu:

»Riskier’ es ja nicht, ohne mich vorher davon zu unterrichten. Ich knalle dir eine blaue Bohne ins Kreuz!«

Trigger wandte den Kopf und spie aus:

»Der Teufel soll dich holen!«

Dann fegte er mit einem Satz von dem Balken herunter, und McLean brach tatsächlich mit dem Balken wieder in die Trümmer.

Sofort hatten sie sich wieder in den Haaren, rauften sich wie die letzten Gassenjungen, wälzten sich am Boden im Staub, prallten gegen Balkenenden und hämmerten wie verrückt aufeinander ein.

Keuchend standen sie schließlich da, mit gesenkten Köpfen und vorgestreckten Fäusten. McLean blutete aus dem Munde, und Trigger konnte auf dem linken Auge kaum noch etwas sehen.

Da ließ das Geräusch eines Wagens sie aufhorchen.

Sie blickten sich um und sahen einen vierrädrigen Highlander herankommen, auf dessen Kutschbock ein Mädchen saß. Ein achtzehnjähriges Mädchen mit einem offenen freundlichen Gesicht und hellblauen Augen.

Als sie die Wegstelle passierte, an der die Hütte stand, hielt die achtzehnjährige Sybill Sherman den Braunen an, der den Highlander zog, und blickte auf die beiden Männer, die wie zerschundene Büffel dastanden und sie aus weit aufgerissenen Augen verwundert anstarrten.

Schon wollte sie die Zügelleinen wieder anheben, um ihren Weg fortzusetzen, als Rock McLean ein paar Sprünge vorwärts machte und das Pferd an der Trense festhielt.

»Augenblick, Miss. Ich habe eine Frage.«

»Und –?«

McLean kniff das linke Auge ein.

»Mein Partner und ich, wir hatten etwas Pech. Wir haben hier in der alten klapprigen Bude übernachtet, und dann muss wohl ein versprengtes Rind oder vielleicht auch ein Büffel dagegengekommen sein –«

»Mir scheint eher, dass es ein zweibeiniger Büffel war«, sagte das Mädchen.

»He, was fällt der denn ein?«, knurrte Trigger. »Schließlich ist das unsere Sache.«

»Sie irren«, entgegnete das Mädchen mit unerwarteter Schärfe, »denn die Hütte gehört uns. Genauer gesagt, meinem Vater.«

»Ah«, meinte McLean, während er sich seinen Bart kratzte, »wer ist denn Ihr Vater, wenn ich fragen darf?«

»Mein Vater ist Nat Sherman, und ihm gehört das Land hier ringsum.«

Das Mädchen hatte wohl etwas aufgeschnitten, denn Nathan Sherman war ein sogenannter Small-Rancher, der mit seinen beiden Söhnen, Jesse (achtundzwanzig), Ogden (neunzehn) und seiner Tochter Sybill nur mühsam durchs Leben kam. Seit die Frau vor drei Jahren an einer Fehlgeburt gestorben war, hatten die Shermans es noch schwerer. Eine Dürrezeit im vergangenen Sommer hatte ihren Herdenbestand gewaltig zusammenschmelzen lassen, da viele Quellen in der Umgebung ausgetrocknet waren. Mit solchen Dingen musste ein kleiner Viehzüchter immer rechnen. Sie bedrohten ständig seine Existenz.

Aber die junge Sybill Sherman ärgerte sich jetzt vor allem darüber, dass die beiden Strolche offensichtlich ihre Weidehütte zertrümmert hatten. Wusste sie doch, wie schwer der Vater es haben würde, Holz herbeizuschaffen, um eine neue zu bauen. Zu dumm auch, dass Ogden nicht bei ihr war. Der würde den beiden jetzt schon heimgeleuchtet haben.

Da ließ McLean das Pferd los und trat an das Vorderrad heran, um der Frau ins Gesicht zu sehen. Während er grüßend an den Rand seines schmierigen Hutes tippte, lächelte er freundlich und wirkte jetzt tatsächlich viel angenehmer.

»Bitte, Madam, stoßen Sie sich nicht an unserem Aussehen. Wir sind Cowboys und kommen aus Colorado. Etwa zwölf Meilen von hier wurden wir überfallen. Die Schufte haben uns unsere Pferde und alles, was wir bei uns hatten, abgenommen.«

»Aber Sie haben doch noch Ihren Revolver?«, fragte das Mädchen rasch.

McLean brauchte tatsächlich einige Sekunden, um eine Antwort zu finden.

»Ja, den Revolver – wissen Sie, die Kerle haben uns im Schlaf überfallen, und ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich annehme, dass es die Clantons waren.«

»Die Clantons?« Die Rancherstochter hatte die Brauen hoch in die steile Stirn gezogen.

»Ja, ja, die Clantons«, setzte Trigger hinzu. »Mein Partner hat ganz recht. Denn der Kerl, der mir eins über den Schädel gezogen hat, war todsicher Ike Clanton selbst.«

»Das glaube ich nicht«, entgegnete das Mädchen.

»Wie kommen Sie denn darauf – haben Sie etwas mit den Clantons zu tun?«

»Nein, das nicht, aber Ike Clanton wohnt ziemlich weit von hier, und soviel ich weiß, ist er ein ruhiger Mann geworden, der kaum ein Interesse daran haben wird, zwei Männern die Pferde wegzunehmen und ihnen die Gesichter zu demolieren.«

Trigger fuhr sich mit der Pranke durchs Gesicht.

»Ja, kann sein. Ist ja auch einerlei, wer es gewesen ist. Jedenfalls ist es geschehen. Wir haben weder Pferde noch Geld, und als wir die Hütte hier fanden, haben wir uns hineingelegt. Mag der Teufel wissen, wie es geschehen ist, jedenfalls brach sie plötzlich über uns zusammen. Ich würde mich nicht sehr wundern, wenn die Clantons uns gefolgt sind und uns den Laden über dem Schädel zertrümmert haben.«

»Auf keinen Fall«, entgegnete das Mädchen sehr sicher. »Aber wenn Sie nach Portesa gehen wollen, es ist nicht sehr weit. Der Sheriff wird sich sicher für Ihren Besuch interessieren.«

Als die beiden Ganoven den Ausdruck ›Sheriff‹ hörten, sträubten sich ihnen die Nackenhaare.

»No, no«, meinte Trigger, während er sich mit der Zunge durch eine Zahnlücke fuhr, »das ist nicht nötig. Wir ziehen weiter und werden Arbeit auf einer Ranch finden. Für eine guten Cowboy gibt’s schließlich überall Arbeit.«

»Das ist schon richtig«, meinte das Mädchen und dachte daran, dass der Vater häufig gesagt hatte, er könnte noch gut einen oder zwei Cowboys einstellen. Zwar hatte die Dürrezeit die Herde stark zusammenschrumpfen lassen, aber andererseits brachte eine verstärkte Arbeitskraft auch neuen Gewinn; und ein Cowboy war ja hierzulande nicht teuer.

»Hm«, meinte Sybill nach einer Weile, »vielleicht könnte ich mit meinem Vater sprechen.«

»In Ordnung, Miss«, krächzte Trigger und schwang sich hinten auf den Wagen. »Los, steig auf, Rock, es geht weiter. Ich habe Hunger.«

Verwundert sah sich Sybill um und beobachtete, dass auch der andere Mann auf den Wagen stieg.

Wohl oder übel setzte sie den Braunen in Bewegung, aber sie hatte jetzt ein sehr unbehagliches Gefühl im Genick. Die Kerle, die da hinter ihr auf der Pritsche hockten, machten alles andere als einen angenehmen Eindruck.

Der Weg zur Sherman-Ranch war nicht sehr weit. Als der Wagen auf den Hof rollte, stand der Rancher drüben am Holzklotz und war damit beschäftigt, schwere Holzstücke zu ofenfertigen Scheiten zu verarbeiten. Gleichzeitig war drüben in der Schmiedewerkstatt die rauchende Esse zu sehen, in der eine Schmiedezange mit einem Eisen lag. Die beiden Söhne, Jesse und Ogden, waren schon am frühen Morgen nach Portesa geritten, wo eine Rinderauktion stattfand, an der sie teilnehmen wollten.

Nat Sherman war ein Mann in den Fünfzigern, groß, kräftig, aber bereits abgearbeitet – mit hängenden Schultern und faltenzerschnittenem Gesicht. Aus wachen grauen Augen blickte er den beiden Männern entgegen, die jetzt mit steifen Bewegungen vom Wagen rutschten und in der Hofmitte stehenblieben.

Sybill brachte das leichte Gefährt bis in die Nähe des Wagenüberdaches und stieg dann vom Kutschbock.

»Es sind Cowboys, Dad«, erklärte sie dem Vater, »die unterwegs überfallen wurden.«

»Cowboys ohne Pferde?«, sagte der Rancher und fügte dann hinzu: »Und vor allem ohne Sättel?«

Der Tramp Trigger wollte gerade sagen, dass er seinen Sattel in der letzten Nacht verscheuert hatte, wurde aber von dem gerisseneren McLean daran gehindert. Der erklärte:

»Es ist doch klar, dass die Clantons bei dem Pferdediebstahl auch die Sättel mitgenommen haben, Rancher.«

»Die Clantons?« Der Rancher zog die Stirn in Falten. »Sie sind doch nicht von den Clantons überfallen worden?«

»Weiß der Teufel«, entgegnete McLean, »der Kerl, der den Überfall auf uns befohlen hat, hat sich jedenfalls bei uns nicht vorgestellt. Ich würde mich nicht wundern, wenn es Ike Clanton gewesen ist.«

»Er ist es sicher nicht gewesen«, entgegnete der Rancher.

»Ich will es in seinem Interesse hoffen«, schnarrte Trigger, »denn sonst wird er mich eines Tages auf eine unliebsame Weise kennenlernen.«

»Das möchte ich Ihnen lieber nicht raten«, entgegnete der Rancher, »die Clantons sind immer noch Leute, mit denen nicht zu spaßen ist. Ike Clanton hat sich zwar von seinem alten Job zurückgezogen, aber er verfügt über eine große Ranchmannschaft, mit der sich ganz sicher nicht Schlitten fahren lässt.«

Der Rancher hatte die beiden Männer nicht eben begeistert gemustert, als er seine Tochter sagen hörte:

»Kannst du sie vielleicht brauchen, Dad?«

»Hm«, meinte der Rancher, »ich weiß nicht. Cowboys kann man natürlich immer brauchen, aber –«

»Scheren Sie sich nicht darum, dass wir keine Pferde haben, Boss«, meinte McLean rasch, »das ändert sich in Kürze. Beim ersten Sold, den wir bekommen, haben wir auch Pferde. Vor allem sind wir Leute, die arbeiten können. Ich habe viele Jahre auf einer großen Rinderranch gearbeitet und auch etliche Jahre auf kleineren Ranches. Hier mein Freund Jake war lange auf Horseranches und auf Rinderfarmen. Sie werden sich bestimmt mit uns nicht schlecht stellen, und außerdem nehmen wir den kleinen Sold.«

Der ›kleine Sold‹ bedeutete im Westen die geringste Bezahlung für einen Cowboy.

»Nein, das ist nicht nötig«, entgegnete der Rancher, »ich bin zwar kein reicher Mann, aber wenn ich einen ordentlichen Cowboy habe, so wird er auch anständig entlohnt. Ich zahle dreißig.«

»Das ist wirklich ein guter Lohn«, meinte McLean rasch.

Trigger griff sich unbehaglich ins Halstuch. »Wir sind einverstanden«, sagte McLean dann.

»All right«, meinte der Rancher, »jetzt noch eure Namen.«

»Ich bin Rock McLean, und das ist Jake Trigger.«

»Gut. Das Bunkhaus ist da drüben, und es ist ganz leer. Meine beiden Söhne Jesse und Ogden schlafen im Ranchhaus. So, und ich glaube, in einer Stunde gibt’s Essen. Wir sehen uns dann. Gegessen wird im Ranchhaus.«

»All right, Boss«, versetzte McLean und schluckte, als er an das Essen dachte, das ihm jetzt bald vorgesetzt würde.

Trigger benetzte sich die Lippen und blickte dann das Mädchen an.

Da blieb der Rancher, der sich schon abgewandt hatte, noch einmal stehen, wandte sich um und sagte:

»Meine Tochter hat euch empfohlen. Ich hoffe, dass sie es nicht zu bereuen braucht.«

»Ganz sicher nicht, Boss«, entgegnete McLean rasch.

*

Die beiden Satteltramps Rock McLean und Jake Trigger hatten einen Job gefunden. Einen Job und ein gutes Unterkommen. Zwar war das Leben auf der Sherman-Ranch ganz sicher nicht leicht, aber auch nicht schwerer als anderwärts; und der Lohn, den der Rancher ihnen geboten hatte, war bestimmt gut. Das Essen war ausgezeichnet. Sie hatten sofort zwei Pferde zur Verfügung gestellt bekommen, denn ein Cowboy ohne Pferd ist ganz einfach kein Cow­boy. Die beiden Landstreicher hätten also allen Grund gehabt, ihrem Schöpfer zu danken. Aber statt dessen hockten sie schon bei hereinbrechendem Abend im Bunkhaus beieinander und steckten die Köpfe zusammen, um düstere Pläne auszubrüten.

Der Rancher sah es ihnen nicht nach, dass sie am ersten Tag nicht gleich zupackten, um zu zeigen, was für tüchtige Kerle sie wären; obgleich ein kluger Cowboy vor allem in den ersten Tagen ordentlich an die Arbeit gegangen wäre. Aber er wusste ja nicht, ob sie nicht vielleicht einen langen strapaziösen Weg hinter sich hatten, und nahm ihnen deshalb den frühen Feierabend keineswegs übel. Die beiden hatten sogar eine Flasche Whisky vom Boss als Einstand bekommen, und damit war des Guten schon zuviel geschehen. Aber die beiden Strolche dachten gar nicht daran, sich etwa zu betrinken. Sie hatten etwas Wichtigeres vor für diese Nacht.

Ihr Plan war bald geschmiedet, und als auf der Ranch alles still war, erhoben sie sich von ihren Lagern und machten sich bereit.

»Was mir Sorge macht«, meinte McLean, »sind die beiden Söhne des Ranchers, die wir noch nicht kennen und auch nicht gesehen haben.«

»Sie sind gar nicht zurückgekommen.«

»Woher willst du das wissen?«

»Weil ich die ganze Zeit über den Hof beobachtet habe.«

»Sie können zurückgekommen sein, als wir am Abend draußen am Corral waren.«

»Das glaube ich nicht. Wir hätten bestimmt etwas von ihnen gesehen. Außerdem war ich noch einmal im Stall und habe die Pferde gesehen. Es stehen da nur die beiden alten Schindmähren, die nichts mehr taugen. Und hinten im Corral sind unsere beiden Braunen und drei andere Pferde. Sie sind also nicht zurückgekommen.«

»Wir wollen es hoffen«, sagte der Mann aus Alamosa nach einer Weile, ging dann zum Fenster und blickte hinaus in den Hof, der im fahlen Mondschein lag.

Sie hatten beschlossen, Mitternacht abzuwarten.

Dann verließen sie das Bunkhaus, gingen zum Stallhaus, nahmen zwei Sättel und brachten sie zum Corral, wo sie zwei Pferde aufsattelten. Die anderen koppelten sie zusammen und führten sie ebenfalls hinaus aus dem Corral.

Vorsichtig führten sie die Pferde ein Stück von der Ranch weg, stiegen dann auf und preschten davon.

*

Es war schon halb drei, als sie die Stadt erreichten. Portesa war ein kleines einsames, ödes, verlassenes Savannennest von vielleicht sieben- oder achthundert Einwohnern.

Sie fanden einen Mietstall und klopften den Inhaber heraus.

Es war ein älterer Mann, der keineswegs begeistert war, zu dieser Stunde aus den Federn geholt zu werden. Aber als er sah, dass es fünf Gäule unterzubringen galt, lohnte sich die Sache schließlich für ihn. Er kam hinunter in den Hof und öffnete den Stall.

McLean führte die Tiere alle herein, während Trigger draußen auf der Straße am Tor stehenblieb, um festzustellen, ob sie auch von niemanden beobachtet worden waren.

Dann kam auch Trigger in den Hof, und als der Pferdehändler mit McLean aus dem Stall kam, knurrte Trigger:

»Wir brauchen ein Quartier.«

»Ich habe leider kein Boardinghouse«, entgegnete der Mietstall-Owner.

»Das macht nichts. Wir schlafen auch in Ihrer Kammer. Sie können heute ja mal im Stroh schlafen.«

Das war natürlich eine bodenlose Frechheit, und der Mietstall-Owner war nicht gewillt, sie so ohne weiteres hinzunehmen.

»Was soll denn das heißen? Sie können mich zwar mitten in der Nacht heraustrommeln und Ihre Gäule bei mir unterstellen, das gehört schließlich zu meinem Gewerbe, aber ich habe keine Zimmer zu vermieten.«

Da stieß Trigger ihn derb in die Seite.

»Reden Sie keinen Unfug. Kommen Sie mit ins Haus. Der Laden ist schließlich groß genug. Da wird es schon irgendwo noch eine Lagerstatt für uns geben.«

Der Mietstall-Owner, ein Mann in den Sechzigern, war lebenserfahren genug, um zu wissen, wie er diese beiden nächtlichen Besucher einzuschätzen hatte. Das waren Leute, mit denen nicht zu scherzen war. Strolche also, genauer gesagt, Banditen. Und damit irrte er sich ja auch wirklich nicht.

Die beiden Pferdediebe beschlagnahmten seine Wohnstube, und während der eine auf dem Sofa schlief, wurde dem anderen von dem Hausherrn ein Lager auf dem Boden bereitet.

Als der Morgen zu grauen begann, war Trigger schon auf den Beinen. McLean linste schlaftrunken zu ihm hinüber und sah, dass er am Fenster stand.

»Was gibt’s denn schon?«

»Wir müssen aufstehen.«

»Weshalb denn?«

»Steh’ auf!«

»Weshalb denn so früh?«, knurrte McLean.

»Frag’ nicht so lange, steh’ auf!«

McLean, der es absolut nicht liebte, sich von dem andern kommandieren zu lassen, erhob sich und fauchte ihn an:

»Was ist denn mit dir los? Etwa nervös geworden?«

»Nein, aber wir müssen sehen, dass wir weiterkommen.«

»Weshalb denn das?«

»Weil ich nicht die Absicht habe, mich mit Sherman und seiner Bagage auseinanderzusetzen.«

»Glaubst du, dass er hierher kommt?«

»Wahrscheinlich wird das einer seiner ersten Wege sein. Und vergiss nicht, er ist nicht allein, sondern hat zwei Söhne.«

»Die fürchte ich nicht.«

»Trotzdem, wir müssen verschwinden.«

»Hatten wir nicht ausgemacht, dass wir drei Gäule verkaufen wollten?«

»Eben, das habe ich jetzt vor.«

»Wem willst du sie denn andrehen?«

»Wem schon?«

»Dem Kerl hier etwa?«

»Wem sonst?«

Sie holten den schlaftrunkenen Mann aus dem Bett und machten ihm klar, dass er ihnen drei Pferde abkaufen sollte.

»Pferde, ja«, meinte der Alte, während er die Treppe hinunterkam und sich durch sein struppiges graues Haar fuhr, »natürlich, Pferde kann ich immer gebrauchen. Es kommt nur drauf an, welchen Preis Sie verlangen.«

Sie verlangten einen unverschämten Preis.

Der Alte schüttelte den Kopf.

»Nein, so werden wir nichts, Gents. Dann müssen Sie den Tag abwarten und sehen, ob Sie bei Norton oder Grigat etwas werden können. Die haben mehr Geld als ich.«

»Was sind das für Leute?«

»Der eine ist ein Pferdehändler, und der andere hat eine Schmiede und einen Mietstall.«

»Und was würden Sie für die Gäule geben?«

»Es kommt darauf an, welche Pferde Sie verkaufen wollen.«

Sie gingen zusammen in den Stall, und während der Alte mit der Laterne die Tiere ableuchtete, krächzte Trigger:

»Los, beeilen Sie sich! Ich habe keine Lust, hier noch bei Sonnenaufgang zu stehen. Wir müssen weiter.«

»Well«, meinte der Alte und deutete auf die drei besten Pferde.

»Nein, nein, die beiden gehören uns. Sie können hier den Tupfschimmel haben und die beiden Braunen.«

Es dauerte eine ganze Weile, ehe sich der Alte endlich mit dem Preis einverstanden erklärte, auf den die Banditen zurückgegangen waren.

Das Geld wurde ihnen ausgehändigt, und dann machten sie sich auf den Weg.

*

Jetzt hatten die beiden Schurken Pferde und auch Geld. Das Leben sah nun wieder anders aus.

Sie beeilten sich nicht einmal sehr, um von der Stadt wegzukommen, und ritten auf der Overlandstreet in Richtung Westen.

Als der Tag anbrach, machten sie an einer alten verlassenen Pferdewechselstation halt und brühten sich einen Morgenkaffee auf. Selbstverständlich hatten sie von der Ranch Lebensmittel, Kaffee und dergleichen auch noch mitgehen lassen, so dass sie für einige Tage vollkommen unabhängig waren.

Die Pferdewechselstation war ein länglicher alter Bau, der von einem Sandsturm vor Jahren eingedrückt worden war. Das heißt, das Dach war an einer Seite eingefallen, und eine Wand war eingebrochen. In dem übrigen Teil des Hauses jedoch befanden sich noch zwei Räume, in denen man sich durchaus aufhalten konnte. Die beiden hatten die Pferde neben dem Haus gelassen und machten sich drinnen an dem alten Herd zu schaffen. Während Trigger einen Stuhl zertrümmerte, um ihn als Brennholz zu verwenden, schleppte McLean in dem kleinen Kupferkessel, den er hinter dem Sattel mit sich geführt hatte, Wasser aus einem Brunnenloch im Hof heran.

Die Sonne war mittlerweile aufgegangen und warf ihren orangeroten Feuerschein über das weite öde Steppenland.

Von Nordwesten her war ein Reiter quer durch die Savanne auf die Overlandstreet gekommen und hatte gerade die alte Pferdewechselstation passieren wollen, als er die beiden Tiere an deren Stirnseite stehen sah.

Es war ein junger Mann von vielleicht nicht einmal zwanzig Jahren, mittelgroß, kräftig, mit harten grauen Augen. Er trug einen grauen Hut, ein graues Kattunhemd, eine abgetragene Lederweste und graue Hosen. Um die Hüften hatte er einen Waffengurt, der rechts im Halfter einen alten Peacemaker-Revolver hielt.

Der junge Mann war staubbedeckt, wie auch sein Pferd, und als er jetzt auf der Straßenmitte hielt und die beiden Tiere an der Pferdewechselstation beobachtete, hatte er die Augen weit aufgerissen, schloss sie dann zu einem schmalen Spalt, fuhr sich mit seiner schwieligen Rechten durchs Gesicht und schüttelte den Kopf.

»Damned«, knurrte er, »bin ich nun verrückt oder stehen da tatsächlich die beiden Grauen?«

Er stieg vom Pferd, ging auf die Tiere zu, zog bei dem einen die alte Satteldecke etwas zurück und sah dann das kleine Brandzeichen, das ein großes S zeigte.

Der Bursche ging auf das Haus zu, stieß die Tür auf und stand gleich darauf in der Tür zu dem Raum, in dem die beiden Banditen damit beschäftigt waren, ihren Kaffee aufzubrühen.

Das plötzliche Auftauchen des Fremden hatte die beiden völlig überrascht, denn die Geräusche, die sie verursacht hatten, waren so laut gewesen, dass sie sein Kommen einfach überhört hatten.

McLeans Gesicht jedoch war hart

wie Granit. Auch das Gesicht des Kentuckymannes war wie aus Stein gemeißelt.

»Na, was gibt’s denn?«, schnarrte McLean schließlich.

Der Bursche blickte von einem zum anderen, und seine Stimme war belegt, als er fragte: »Gehören Ihnen die beiden Gäule draußen?«

McLean tauchte einen raschen Blick mit Trigger und nickte dann: »Darf ich fragen, wie Sie an die Pferde kommen?«, wollte der Bursche wissen.

Da hatte Jake Trigger plötzlich seinen Revolver in der rechten Faust.

»Darf ich fragen, was dich das angeht, du Schnösel?«

Das Gesicht des Burschen war blass geworden.

»Es geht mich eine ganze Menge an, Mister. Die beiden Pferde gehören uns, das heißt, meinem Vater, Nathan Sherman.«

Triggers Gesicht war unbeweglich.

Da machte McLean ein paar Schritte vorwärts und hob die rechte Hand etwas an.

»Hören Sie zu, junger Freund, die Sache ist eindeutig. Wir haben die Tiere gestern auf der Sherman-Ranch gekauft. Mein Freund Trigger und ich sind auf dem Wege nach Bowie herunter überfallen worden, und zwar von den Clantons.«

Ogden Sherman blickte von einem zum anderen. Ganz deutlich stand in seinem Gesicht zu lesen, dass er McLean kein Wort glaubte.

»Und darf ich dann fragen, weshalb dieser Mann immer noch ein Revolver in der Hand hält?«

»He, wenn’s nur das ist«, meinte McLean und sah sich nach Trigger um »Los, steck’ die Kanone weg.«

Nur widerwillig brachte Trigger den Revolver ins Halfter zurück.

»Na, alles in Ordnung?«, schnarrte McLean.

Ogden Sherman aber blieb auf der Türschwelle stehen und blickte immer noch von einem zum andern. Dann sagte er mit rauer Stimme: »Nichts ist in Ordnung.«

»Was soll das heißen?«, knurrte Trigger.

»Das soll heißen, dass Sie die beiden Pferde gestohlen haben.«

Sofort flog Triggers Hand wieder zum Revolver.

Aber Ogden Sherman war kein langsamer Mann. Er hielt den Revolver schon in der rechten Faust, als Trigger seinen noch nicht halb aus dem Halfter gebracht hatte.

»Nehmt die Hände hoch«, sagte er mit kalter Stimme.

»He, he, wir sind vernünftige Menschen und können wohl verstehen, dass Sie misstrauisch sind, Sherman, aber was gibt’s denn da zu faseln. Wir haben die Gäule gekauft – und damit Schluss.«

»Sie haben die Pferde gestohlen«, brach es wieder rau und scharf über die Lippen des Burschen.

»Wie kommen Sie denn darauf?«, bellte McLean.

Trigger stand mit verzerrtem Gesicht da, wütend über seinen Kumpanen, der ihn daran gehindert hatte, den Revolver in der Hand zu behalten.

»Los, kommt raus!«

Ogden ließ sie an sich vorübergehen und auf die Straße treten.

Aber plötzlich flog der Mann aus Kentucky herum. Er hatte den Revolver in der Rechten und spannte den Hahn.

Ogden blickte ihn kühl an.

McLean hob wieder die rechte Hand.

»Jetzt steht Colt gegen Colt, Junge, die Sache sieht nicht gut für dich aus. Aber ehe du stirbst, wüsste ich gern, wie du auf den albernen Gedanken kommst, uns des Pferdediebstahls zu bezichtigen.«

»Das ist ganz einfach«, versetzte Ogden Sherman. »Mein Vater hat keine Pferde zu verkaufen.«

»Vielleicht doch.«

»Nein, ich weiß es genau. Sehr genau sogar.«

»Sie können sich irren, Jesse«, sagte McLean.

»Ich bin Ogden Sherman«, sagte der Bursche.

Also wussten die beiden, dass er nicht der ältere Bruder war. Mit dem war also noch zu rechnen.

»Wo ist denn Jesse?«, fragte McLean lauernd.

Aber der Bursche schwieg jetzt. Er hatte den Colt in der rechten Hand und sah nur Trigger an.

Der starrte ihn an wie etwa eine Schlange ein Kaninchen ansieht, das sie vernichten will.

Nur dass dieser Ogden Sherman, dieser kernige junge Bursche, absolut kein Kaninchen war.

Da sprangen die Lippen des Ken­tuckymannes auseinander:

»Du hast jetzt eine einzige Chance, Junge. Lass deinen Colt fallen, klettere auf deinen Klepper und verschwinde, so schnell du kannst.«

»Und wenn ich es nicht tue?«, entgegnete Ogden.

»Dann stirbst du hier auf der Stelle.«

»Moment«, suchte McLean einzulenken, »es ist nicht nötig, dass wir uns hier gegenseitig umbringen, Jake. Der Junge hält uns für Pferdediebe, und das ist sein gutes Recht. Aber andererseits …« Jäh unterbrach sich der Mann aus Alamosa. Er hatte in der Ferne eine Staubwolke entdeckt, die rasch größer wurde. Er tat, als wollte er sich abwenden und flog plötzlich herum, der Revolver in der linken Faust bellte auf, und die Kugel sprang den Burschen an wie ein Keulenschlag.

Rechts in der Brust getroffen torkelte Ogden Sherman zurück. Aber der Schuss aus seinem Revolver hatte sich gelöst und streifte den linken Oberarm McLeans.

Da aber hatte Jake Trigger, der Mann aus Kentucky, den Stecher durchgerissen, und seine Kugel traf den jungen Cowboy tödlich.

Er torkelte noch zwei Schritte zurück und stürzte dann gegen die Hauswand, an der er niedersank. Er war schon tot, als er den Boden mit dem Kopf berührte.

McLean warf sich auf sein Pferd. Aber Jake Trigger war noch kaltstirnig genug, das Pferd des Getöteten an sich zu reißen und mitzunehmen.

In voller Karriere preschten sie

über die Overlandstreet nach Westen davon …

*

Der Reiter, der die Staubwolke verursacht hatte, kam rasch näher, verlangsamte aber sein Tempo, als er plötzlich die Staubwolke bei der alten Pferdewechselstation hochstieben sah.

Es war eine Frau, die da im Sattel eines Rotschimmels saß. Sybill Sherman.

Das Mädchen war spät in der Nacht von einem Geräusch erwacht, das es genau kannte. Es war das Stalltor.

Da Sybill ein empfindsames Geschöpf war und durch das geringste Geräusch aus dem Schlaf aufgeschreckt wurde, glaubte sie, Jesse und Ogden wären zurückgekehrt. Und da sie seit dem Tode der Mutter den Haushalt zu besorgen hatte, erhob sie sich sofort und ging hinunter in die Küche, um etwas zu essen für die Brüder zuzubereiten.

Als aber eine volle halbe Stunde vergangen war und keiner der beiden in die Küche kam, ging sie hinaus in den Hof und sah nach.

Der Stall war geschlossen, und als sie ihn öffnete, fand sie auch nicht die Pferde der beiden. Da ging sie zum Corral und sah mit Schrecken, das die fünf Pferde, die dort gestanden hatten, verschwunden waren.

Von einer düsteren Ahnung getrieben, lief sie zum Bunkhaus, stieß die Tür auf – und sah, dass die beiden neuen Cowboys verschwunden waren.

Noch niemals in ihrem Leben ist ihr ein Weg schwerer gefallen als der, den sie jetzt anzutreten hatte.

Nat Sherman, der einen festen Schlaf hatte, blickte seine Tochter aus weit aufgerissenen Augen an, als sie jetzt mit der kleinen Kerosinlampe vor seinem Bett stand und kein Wort hervorzubringen vermochte.

Der Rancher setzte sich hin, stützte sich auf beide Hände auf und zog die Brauen zusammen.

»Was ist denn los, Kind?«

»Vater, es ist –«

»Nun mach doch schon den Mund auf. Ist etwas mit Ogden? Oder, oder mit Jesse?«

Das Mädchen schüttelte den Kopf.

»Nein, sie sind noch nicht zurückgekommen.«

»Aber deshalb brauchst du doch nicht mitten in der Nacht hier hereinzukommen und mich zu wecken. Sie werden zu tun haben. Wir haben doch ohnehin damit gerechnet, dass sie erst morgen Vormittag zurückkommen.«

»Es ist, Vater –« Sybill schluckte und brauchte dann allen Mut dazu, um rasch zu sagen:

»Die beiden Männer – sie sind weg – sie sind weg!«

Der Rancher fuhr sich durch sein graues Haar und sagte dann mit seltsam leiser Stimme:

»Und die Pferde auch, nicht wahr?«

Der Kopf des Mädchens sank auf die Brust herunter.

Da legte sich der Rancher zurück und starrte gegen die Zimmerdecke, an der das Licht der Kerosinlampe seltsame Reflexe auf- und abzucken ließ.

Erst das Schluchzen des Mädchens ließ den Rancher wieder zu sich zurückfinden.

Er erhob sich, zog sich an und legte dann seine schwere, verarbeitete Hand auf den Kopf des Mädchens.

»Hör auf zu weinen, Kind. Es hat doch keinen Zweck. Es ist doch immer irgendwie weitergegangen. Wenn Ogden erst da ist – und Jesse – dann wird sich schon Rat finden.«

Sybill war zwar sehr niedergeschlagen, aber trotzdem konnte sie es auch jetzt nicht verwinden, dass des Vaters erster Gedanke immer und allem voran sein geliebter Sohn Ogden war. Der ältere Jesse zählte für ihn offenbar überhaupt nicht. Er dachte, wenn überhaupt, immer erst in dritter Linie an ihn.

Sicher, Ogden war der kernigere der beiden, der dynamischere und härtere, aber Jesse war dafür umso klüger und umsichtiger.

Während der Rancher hinaus zum Corral ging, um sich noch einmal von dem zu überzeugen, was er ja schon wusste, lief das Mädchen in den Stall, holte aus der hinteren Box das Pferd heraus, das die beiden Männer offensichtlich übersehen hatten. Es war der junge zweijährige Rotschimmel, den der Vater für Ogden bestimmt hatte, den Ogden aber ihr, der Schwester, überlassen hatte. Der Rotschimmel war kein sonderlich wertvolles Pferd, aber ein recht schönes Tier und ein ganz guter Läufer.

Sybill Sherman hatte keinen festen Plan gemacht, sie handelte einfach instinktiv, hatte ihren kleinen braunen Waffengurt mit dem 22er Revolver umgeschnallt und war dann in den Sattel gestiegen. Ohne ein weiteres Wort mit dem Vater zu sprechen, hatte sie den Hof verlassen.

Als der Rancher den Hufschlag hörte, stand er wie angenagelt da und sah sie schließlich hinter den Anbauten davonpreschen.

Er griff sich an die Stirn und stützte sich dann schwer auf eines der Gatterbretter am Korral.

»Ogden, Ogden!«, keuchte er. Und dann stampfte er zum Stall hinüber, um einen der beiden alten Gäule aufzusatteln, die da noch standen.

*

Sybill Sherman hatte einen großen Halbkreis nach Südwesten geschlagen, und als der Tag anbrach, hatte sie einen weiten Weg hinter sich. Sie war hinunter zu der Ansiedlung Fentora geritten, aber als sie dort keine Spuren von den beiden Pferdedieben hatte finden können, hatte sie sich nach Norden gewandt, um auf die große Overlandstreet zu kommen. Nach Tagesanbruch war sie dann südwestlich von Portesa gewesen und weiter nach Westen hinübergeritten, da sie glaubte, auf der Landstraße frische Hufspuren entdeckt zu haben. Zwar war sie keine so große Fährtenleserin, dass sie feststellen konnte, wie viele Tiere das gewesen waren, aber es schien ihr doch, dass es nur zwei Reiter gewesen sein konnten, die diese Spuren hinterlassen hatten.

Aber sie blieb dennoch auf der Overlandstreet und ritt nach Westen.

Die Sonne war aufgegangen und warf ihr flammend rotes Licht über die Savanne, als die Rancherstochter sich der verlassenen Pferdewechselstation näherte.

Plötzlich hörte sie Schüsse. Sie hielt ihr Pferd an.

Und dann sah sie in der Ferne eine Staubwolke aufsteigen.

Das Mädchen, das auf einem einsam gelegenen Ranchhof aufgewachsen war, verfügte sicherlich über ein besonderes Maß an Mut, aber jetzt hatte es plötzlich doch ein seltsames Gefühl in der Magengrube und hielt sein Pferd an.

Erst als einige Minuten vergangen waren und sich die Staubwolke in der Ferne verzog, ritt Sybill Sherman weiter.

Schon aus einer Entfernung von hundert Schritt sah sie den Mann vor dem Haus am Boden liegen. Unwillkürlich hielt sie ihr Pferd an und wandte den Kopf ab. Nicht weil sie gespürt hätte, dass da ein Toter lag, sondern weil ihr eine fürchterliche Ahnung sagte, wer da lag. Sie konnte den Mann noch gar nicht erkennen, aber sie wusste auf einmal, dass da ihr Bruder Ogden tot an der Erde lag. Ogden, der Lebensinhalt ihres Vaters, der Mann, auf den der Rancher Sherman sein ganzes Leben und seine ganze Zukunft aufgebaut hatte.

Das Mädchen krampfte die Hände ineinander und starrte auf den zerschabten Sattelknauf.

Dann warf es entschlossen den Kopf hoch, nahm die Zügelleinen fest in die Hand und brachte das Pferd in Bewegung.

Als sie vor der Pferdewechselstation angekommen war, hielt sie an. Ihre Augen wirkten jetzt wie große Glaskugeln.

Kaltes Entsetzen packte sie, als sie den Burschen da in seinem Blut an der Erde liegen sah.

Sekundenlang vermochte sie sich gar nicht zu rühren. Dann sprang sie vom Pferd, rannte auf ihn zu, zerrte ihn vom Boden hoch. Und als er ihr plötzlich aus den Händen glitt und schwer auf den Boden aufschlug, wich sie entsetzt mit dem Oberkörper zurück. Dann aber warf sie sich über ihn und schluchzte hemmungslos.

Die kleine Sybill Sherman glaubte nun, sich nicht nur die Schuld an dem Diebstahl der fünf Pferde aufladen zu müssen, sondern auch – was ja viel schwerer für den Vater wog, die Schuld am Tode ihres Bruders Ogden.

Denn die Rancherstochter war felsenfest davon überzeugt, dass die beiden Pferdediebe ihrem Bruder begegnet waren und ihn getötet hatten.

Und damit irrte sie sich ja auch nicht.

*

Aber der schwere Schlag, zu dem das Schicksal gegen die Familie des Small-Ranchers Nathan Sherman ausgeholt hatte, war noch nicht vorüber.

Sein nächstes Opfer sollte Jesse, der achtundzwanzigjährige Sohn des Ranchers, sein!

Jesse, ein gutaussehender Bursche von mittlerer Größe mit dunklem Haar, braunen Augen und frischem Gesicht, war gestern mit dem Bruder aufgebrochen und hatte sich am Abend sieben Meilen nördlich vor Portesa von Ogden getrennt, um die Logan-Ranch aufzusuchen. Später würde Nathan Sherman behaupten, dass Jesse diesen Weg gemacht hatte, um Lucie, die zweiundzwanzigjährige Tochter des Viehzüchters Logan zu sehen. Aber in Wirklichkeit war Jesse Sherman auf die Logan-Ranch geritten, um mit dem Rancher über einen Kredit zu verhandeln. Denn Logan war ein sehr reicher Mann und hatte insbesondere den klugen Jesse Sherman ins Herz geschlossen. Er hätte nichts lieber gesehen, als dass der Bursche seine Tochter Lucie zur Frau genommen hätte. Und deshalb hatte er ihm neulich einmal, als sie in der Stadt zusammengetroffen waren, erklärt:

»Ich weiß ja, dass Ihr Vater zur Zeit eine ziemliche Nuss zu knacken hat, Jesse, aber Sie können immer zu mir kommen, wenn es darum geht, dass Eure Herde vergrößert werden muss. Nehmt bloß bei dem verdammten Myers keinen Kredit auf, denn der Kerl nimmt ja Wucherzinsen. Sie können das Geld auch bei mir bekommen. Und ohne Zinsen. Meine Herde ist groß genug, und ich kann warten, bis ich das Geld für die Rinder bekomme.«

Damit hatte der Rancher Logan bewiesen, dass er nicht nur ein wohlmeinender, sondern auch ein großherziger Mann war. Er wusste genau, dass es ihm morgen oder übermorgen ebenso ergehen konnte, wie es Sherman, seinem Nachbarn, ergangen war. Aber es ließ sich doch kein Vergleich zwischen den beiden in wirtschaftlicher Hinsicht stellen, denn Martin Logan war ein sehr wohlhabender Rancher. Das lag weniger daran, dass er etwa tüchtiger gewesen wäre als Nat Sherman – er hatte ganz einfach viel Glück gehabt. Aber was ihn edel machte, war die lautere Gesinnung, die er sich bei allem Erfolg erhalten hatte.

Da es ziemlich spät auf der Ranch geworden war, hatte der junge Cowboy das Angebot des Ranchers angenommen und war über Nacht auf dem Hof geblieben.

Versüßt wurde ihm der Aufenthalt natürlich durch die Tatsache, dass es die von ihm heimlich angebetete Lucie war, die ihm das Zimmer hergerichtet hatte und die ihn am Morgen auch wecken kam.

Aber es sollte ein grauer, ja, ein schwarzer Tag für den jungen Rancherssohn werden, der da unter flammendem Sonnenschein angebrochen war.

Jesse Sherman verließ die Ranch mit den größten Hoffnungen und mit einem Herzen voller Glück, denn er hatte ja nicht nur eine gute Botschaft für den Vater mitgenommen, sondern auch die Gewissheit, dass die hübsche Lucie Logan ihm zugetan war.

Mit verhängten Zügeln und übervollem Herzen ritt der junge Cowboy jetzt nicht auf direktem Wege heimwärts, sondern hielt auf die Stadt McNeal zu. Er wollte noch etwas einkaufen – nicht zuletzt auch eine gute Flasche Whisky, und daheim mit dem Vater, dem Bruder und der Schwester den Erfolg feiern zu können.

Während Portesa nur eine kleine Ansiedlung war, stellte McNeal damals schon eine Stadt dar. Sie war zwar nicht sehr groß, aber hatte doch immerhin schon das Gepräge ständigen Wachstums.

Als der junge Sherman McNeal erreichte, war es halb zehn am Vormittag.

Er kaufte ein paar Dinge ein und suchte dann den Bovery-Saloon auf, um einen Drink zu nehmen und sich dann auf den Heimritt zu machen.

Die Schenke war leer – bis auf zwei Männer, die an der Theke lehnten. Zwei Gestalten, die staubig und abgerissen wirkten. Und wenn Jesse Sherman gewusst hätte, was sie in den letzten Stunden hinter sich hatten, würde er höchstwahrscheinlich jetzt den Revolver gezogen haben.

Es waren die beiden Verbrecher McLean und Jake Trigger; die Pferdediebe, die vor wenigen Stunden auch noch zu Mördern geworden waren.

Zu Mördern an dem jungen Ogden Sherman.

Ahnungslos trat Jesse neben sie und erbat sich von dem ellenlangen Bohnenstangenmann hinter der Theke einen Whisky.

Der nickte ihm zu und meinte:

»Na, das muss doch eine Ewigkeit her sein, Jesse, dass ich Sie gesehen habe.«

»Kann schon sein, Keeper«, entgegnete der Rancherssohn. »Sie wissen ja, dass wir eine harte Zeit hinter uns haben und bei der Arbeit bleiben müssen.«

»Ja, ja«, versetzte der Keeper, »das wissen wir ja alle, die Sherman-Ranch hat es am schlimmsten erwischt. Wenngleich auch die anderen Viehzüchter ziemlich viel Sorgen hatten im vergangenen Jahr.«

Bei dem Namen Sherman horchten die beiden Pferdediebe auf.

Sofort war der Verdacht in ihnen wach, dass hier der andere Bruder vor ihnen aufgetaucht war.

War es Zufall, dass Jesse Sherman so plötzlich hier neben ihnen stand?

Die beiden blieben steif stehen und hatten ihre Revolver bereit, um notfalls dem ersten Mord einen zweiten hinzuzufügen.

Dabei war es beiden übel geworden, als sie Ogden Sherman blutüberströmt an der Hauswand zusammenbrechen sahen. Noch lange hatten sie sein aschgraues Gesicht vor sich gesehen.

Als sie die Stadt erreichten, hatten sie die Pferde in einem kleinen Mietstall schräg gegenüber der Bovery-Bar untergebracht und die Schenke eigentlich nur deshalb aufgesucht, um die Übelkeit mit ein paar Drinks wegzufegen.

In dieser Situation tauchte Jesse Sherman neben ihnen auf.

Er schien so zu tun, als ob er nicht wüsste, wer er da vor sich hatte.

Jeder Nerv war in den beiden Strolchen zum Zerreißen gespannt.

Sie waren tatsächlich bereit, einen weiteren Mord auf ihr Gewissen zu laden.

Jahrelang waren sie durch den weiten Westen getrampt und hatten sich der verschiedensten Diebstähle schuldig gemacht, aber an diesem Tage waren sie zu Mördern geworden. Das Seltsame daran war die Feststellung, die den beiden plötzlich glasklar vor Augen stand: Hatte man erst einmal gemordet, dann war man auch weiterhin bereit zu morden, nicht, weil es dann leichter fiel, sondern weil sie überzeugt waren, dass sie nur durch einen weiteren Mord eine Chance hatten, sich zu retten.

Da wandte Jesse Sherman den Kopf und blickte Jake Trigger an, der rechts neben ihm stand.

Trigger vermochte das nicht zu ertragen. Seine Nerven gaben nach, sein Schädel flog herum. Aus smaragdfarbenen Augen starrte er auf den Rancherssohn.

Als er ihm in die Augen sah, stand zweierlei für ihn fest: Erstens, dass dies tatsächlich der Bruder des Burschen war, den sie vor ein paar Stunden vor der alten Pferdewechselstation ausgelöscht hatten – und zweitens, dass er gekommen war, um mit ihnen abzurechnen.

Aber Jesse Sherman hatte plötzlich ein Lächeln auf seinem Gesicht.

Er sah, dass Trigger und sein Nachbar die Gläser leergetrunken hatten, und meinte deshalb: »Darf ich die Gents zu einem Drink einladen?«

Trigger stand wie versteinert da, und McLean schluckte.

Aber es war der Mann aus Alamosa, der schneller schaltete und deshalb sofort entgegnete:

»Natürlich, weshalb nicht?«

Längst standen die zu einem Drittel gefüllten Gläser mit dem goldbraunen Stoff vor den beiden, aber keiner von ihnen griff danach.

Jesse, der sein Glas schon angehoben hatte blickte Trigger verwundert an, beugte sich dann vor und suchte McLeans Gesicht.

»Nanu, was ist denn los?«

Da nahm McLean die rechte Hand hoch – die linke ließ er immer in der Nähe seines Revolvers – und griff nach seinem Glas.

Mit dem linken Ellbogen aber stieß er Trigger jetzt an. Der zuckte zusammen und griff dann auch nach seinem Glas.

Die beiden Mörder blickten über die Ränder ihrer Gläser in das Gesicht jenes Mannes, dessen Bruder sie erschossen hatten.

Jesse war in Geberlaune. Das war etwas, was sein Vater nicht allzu sehr an ihm geschätzt hatte. Aber es war doch nun einmal ein besonderer Tag für ihn.

Er stiftete noch einen Drink und auch einen dritten.

Da meinte McLean, dass es richtig wäre, wenn auch er eine Runde werfen würde.

Trigger stand die ganze Zeit über steif da, hob nur immer sein Glas, kippte den Inhalt auf einen Sitz hinunter und starrte den Bruder des Ermordeten an.

McLean aber hatte sich aus der ersten Angst, aus dem Schrecken herausgerettet und glaubte, eine Chance zu sehen. Nach wie vor war er zwar davon überzeugt, dass Sherman wüsste, mit wem er es hier zu tun hatte, aber trotzdem nahm er die Zuflucht zu einem Gedanken, der vielleicht im Moment lächerlich erscheinen mochte, der ihm aber eine Möglichkeit zur Rettung versprach.

Der Bursche konnte sich ja unmöglich einbilden, dass er sie beide hier ganz einfach niederknallen konnte. Wenn er das gewollt hätte, hätte er es zudem längst getan. Also führte er etwas anderes im Schilde, und das würde der Mann aus Alamosa so lange wie möglich hinauszögern. So lange, bis er und Trigger irgendeine Position beziehen konnten, in der sie ihn sicher bezwangen.

»Wie steht’s, Mister, wollen wir ein Spiel machen?«

Trigger kaute auf einem Zündholz herum. Seine Augen waren starr wie blassgrüne Glaskugeln.

Jesse blickte arglos von einem zum andern.

»Nun ja, eigentlich habe ich nicht allzuviel Zeit, aber weshalb nicht? Habe monatelang keine Karte mehr angerührt.«

»Dann wird’s aber Zeit«, meinte McLean, mit einem künstlichen bellenden Lachen, wobei er dem Keeper schon einen Wink gab, ein Kartenspiel herauszugeben.

Sie ließen sich an einem Tisch in einer Fensterecke nieder, und das Spiel begann.

Der Cowboy hatte den beiden Kartenhaien auf diesem Gebiet allerdings nichts entgegenzusetzen. Er war ein harmloser, ja, schwacher Spieler, und die beiden betrogen ihn von der ersten Minute an so sehr, dass es direkt haarsträubend war. Aber der Cowboy merkte es nicht. Er war ein viel zu harmloser Mensch, als dass er es überhaupt hätte merken können.

Nach einer Viertelstunde hatte er schon alles Geld verloren, das er bei sich trug. Es war nicht sehr viel, aber immerhin war er doch selbst so erschrocken, dass er aufstehen wollte.

Da schüttelte McLean den Kopf.

»Nein, nein, so geht das nicht. Sie wissen doch, dass ein Dreirundengang eine Ehrensache ist.«

»Ein Dreirundengang«, stammelte der Bursche.

»Yeah, ein Dreirundengang«, fügte Trigger rauh hinzu.

Er blieb also sitzen und spielte weiter – obgleich er kein Geld hatte und sich verzweifelt das Hirn zerbrach, wie er denn die zweite Runde bezahlen sollte, die er höchstwahrscheinlich ja wohl auch wieder verlieren würde.

Aber irgendwo in ihm war doch eine winzige Hoffnung, dass auch er jetzt einmal gewinnen könnte.

Aber er gewann nicht, verlor wieder und blickte den beiden in die kalten Augen.

Trigger saß wie eine Marmorstatue vor ihm und fixierte ihn eisig.

»Los, spuck aus!«

Jesse Sherman schluckte. Winzige Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er hob die Hände und sagte mit belegter Stimme:

»Es tut mir leid, ich habe nichts mehr.«

Die beiden erhoben sich sofort.

»Was soll das heißen? Willst du sagen, dass du uns hier zum Narren halten wolltest?«

»Nein, nein, das wollte ich natürlich nicht.«

»Also, was soll der Blödsinn? Leg die Kohlen schon auf den Tisch.«

»Ich habe kein Geld mehr.«

McLean fuhr sich mit dem Zeigefinger der Rechten hinters Ohr und fand dann:

»Wenn ich vorhin richtig verstanden habe, habt ihr eine Viehfarm.«

»Ja, das schon, das heißt, mein Vater.«

»Na also, und du bist der Erbe.«

»Nein, nein, nicht ganz. Ich habe noch einen Bruder und auch eine Schwester.«

Sekundenlang war es still. Die beiden dachten an den Bruder, von dem sie ja nun besser wussten, dass es ihn nicht mehr gab, dass dieser keinerlei Forderungen an diesen Mann da mehr stellen konnte, was sein Erbe betraf.

»Los, mach’ keine Zicken, Mensch, und schreib schon einen Schuldschein aus!«, forderte Trigger schroff.

Jesse hob den Kopf und blickte den Salooner an.

Der nickte und kam mit einem Zettel heran und einem Bleistift. Beides legte er vor den jungen Sherman auf den Tisch.

Jesse spürte, dass ihm der Schweiß jetzt aus allen Poren trat. Das Hemd klebte ihm am Rücken. Wie er sich verwünschte, dass er die Schenke betreten hatte!

»All right, ich schreibe hier auf, dreißig Dollar«, krächzte er.

»Irrtum, Boy«, entgegnete Trigger, »es sind inzwischen sechzig Bucks geworden. Du vergisst wohl, dass es der zweite Gang war.«

Jesse schluckte. Er sah wieder von einem zum andern.

»Nun schreib’ schon!«

»Augenblick.« Der Cowboy hatte sich ermannt, sog die Luft tief in den Brustkasten und richtete sich etwas auf.

»Soll das heißen, dass sich mit jedem Gang der Einsatz oder, besser gesagt, mein Verlust erhöht?«

»Wir haben ausgemacht, dass wir einen Dreirundengang pokern. Ist das klar?«

»Das stimmt nicht ganz, Mr. Trigger. Wir hatten ausgemacht, ein Spiel zu machen.«

»Ein Spiel ist ein Dreirundengang!«, beharrte Trigger rüde.

McLean brach in ein unangenehmes Lachen aus.

»Hab’ dich doch nicht so, Cowboy. Was kann denn schon eine so kleine Summe für dich bedeuten? Los, unterschreib’ den Wisch, und dann hat sich alles. Ausfüllen können wir ihn selbst.«

»Auf keinen Fall«, entgegnete der Bursche, »ich werde ihn schon selbst ausfüllen.«

Dann schrieb er, dass er Mr. Jake Trigger und Mr. Rock McLean sechzig Dollar insgesamt schuldete.

Das nächste Spiel nahm seinen Anfang. Und plötzlich hatte eine Laune des Schicksals dem Cowboy so unwahrscheinlich gute Karten zugespielt, dass er damit einfach nicht verlieren konnte.

Er war zwar kein guter Spieler, aber das war bei diesen Karten fast nicht mehr nötig.

Er zog die einzelnen Würfe an sich – und plötzlich entdeckte er, wie McLeans Linke einen blitzschnellen Griff zur rechten Manschette machte und irgend etwas herauszog, das aber im nächsten Moment schon hinter der Hand verschwunden war.

Da stand Jesse Sherman auf.

»Sie haben falsch gespielt, McLean.« Er hatte es nicht laut gesagt.

Aber McLeans Linke fiel auf den Revolverkolben hinunter. Die Waffe war sofort gespannt, ohne aus dem Halfter gezogen worden zu sein.

Trigger saß noch am Tisch und blickte aus seinen glasigen Augen auf den Rancherssohn.

»Augenblick, Gents«, meldete sich der Keeper, »hier gibt’s keine Schießereien. Das will ich nur klarstellen.«

»Halt’s Maul!«, fuhr ihn Trigger an, während er seine Karten umdrehte, auf den grünen Filz des Tisches legte und ebenfalls aufstand.

»Du selbst bist es, der hier mit falschen Karten gespielt hat«, kam es über McLeans Lippen. »Du wusstest von Anfang an, dass du uns reinlegen wolltest, aber du hattest Pech gehabt. So springst du nicht mit uns beiden um. Die ganze Sache war schief und faul und nicht unsere Schuld. Dein Vater selbst hätte uns mehr bieten müssen, dann wäre noch alles beim alten. Und dein Bruder, dieser lebensmüde Kerl, verschuldete seinen Tod selbst.«

Da war es heraus.

Die beiden Mörder fixierten den Cowboy aus harten Gesichtern.

Jesse Sherman begriff gar nichts.

Und dann drangen die einzelnen Worte doch in den Schädel des Weidemannes ein.

»Was haben Sie da gesagt?«, brach es über seine Lippen. »Sie haben vom Tod meines Bruders geredet?«

Die beiden schwiegen.

Da machte Sherman zwei Schritte zur Seite. So, wie er jetzt dastand, machte er auf die beiden absolut keinen furchterregenden Eindruck mehr, und sie vermochten sich gar nicht zu erklären, wie er ihnen noch vor knapp einer Viertelstunde eine solchen Schrecken hatte einjagen können, nur durch sein bloßes Auftauchen.

Mit diesem läppischen Burschen würden sie leicht fertig werden.

Aber da begriff der Mann aus Alamosa, Rock McLean, dass er einen großen Fehler gemacht hatte. Was er da ausgesprochen hatte, war ja nur für die Ohren jenes Mannes bestimmt gewesen, der da vor ihnen stand, und den zu vernichten sie bereit waren.

Aber da drüben hinter der breiten Theke stand ein zweiter Mann, der diese Worte mit angehört hatte, der Keeper Irvin Halinka!

Er war gewissermaßen Zeuge eines Geständnisses geworden.

McLean hätte sich jetzt selbst ohrfeigen können. Er nagte an seiner Unterlippe und suchte einen rettenden Gedanken.

In diesem Augenblick hatte auch Trigger den Wahnsinn begriffen, den McLean da begangen hatte.

Und er suchte nicht lange nach einem Ausweg. Für ihn gab es nur einen einzigen Weg: Auch dieser Mann musste sterben!

Ohne Hast nahm Trigger seinen Parker-Revolver in die Rechte, spannte den Hahn und richtete die Waffe auf Halinka.

Das Gesicht des Keepers verfärbte sich.

»Banditen also, ich dachte es mir schon. Ich dachte es mir schon, als Sie die beiden grauen Pferde nicht rasch genug drüben in den Stall bekommen konnten. Ich habe beobachtet, wie Sie den alten Mann bedrängten, die Tiere noch unterzubringen, obgleich er gar keinen Platz mehr hatte. Er war gezwungen, zwei andere Pferde aus dem Stall herauszunehmen. Ich habe gesehen, dass er dafür einen Geldschein einstrich.«

Mit diesen Worten hatte der Keeper Irvin Halinka aus dem Bovery-Saloon sein eigenes Todesurteil unterschrieben.

Für drei Sekunden herrschte eisige Stille in der großen Schenke.

Die Luft war zum Schneiden dick und schien dynamitgeladen.

Da setzte sich der Kentuckymann Jake Trigger langsam in Bewegung und ging auf die Theke zu.

Sein Gesicht wirkte wie aus grauem Stein gemeißelt. Langsam kam er um die Theke herum und blieb vor Halinka stehen.

Der starrte ihn aus schreckgeweiteten Augen entgeistert an.

»Was haben Sie vor?«, stammelte Halinka.

Die Lippen des Kentuckymannes sprangen auseinander wie Gesteinsbrocken.

»Ich werde dich töten.«

»Töten? Mich? Weshalb, was habe ich denn getan? Wegen dieser lumpigen Dollars, die der Cowboy da euch schuldet. Ich – ich werde sie euch geben.«

»Wir bekommen sie sowieso.«

»Aber ich kann euch mehr geben, noch mehr –«

Da hatte Trigger ihm schon die Waffe auf den Körper gesetzt.

Dumpf dröhnte der Schuss durch den Raum.

Jesse Sherman zuckte zusammen, als hätte die Kugel ihn selbst getroffen.

Schlagartig war dem Rancherssohn jetzt klar geworden, dass auch er verloren war.

Mit glasklarer Deutlichkeit stand plötzlich alles vor ihm. Die beiden waren Verbrecher, die auf der Ranch seines Vaters gewesen sein mussten und dann mit Ogden zusammengeprallt waren. Sie hatten Ogden ausgelöscht und waren mit gestohlenen Pferden von der Ranch geflüchtet. So oder ähnlich musste es gewesen sein. Und jetzt würden sie ihn töten.

Wie gelähmt verharrte er da und blickte nur in das Gesicht McLeans. In dessen grauen Augen sah er mitleidlose Kälte stehen. Dieser Mann würde ihn jetzt niederknallen. Die Hand hatte er ja schon an dem Revolver, durch den offenen Halfterboden würde er ihn abknallen.

Keine Chance mehr für Jesse Sherman!

Aber noch ein zweites Mal an diesem grauen Morgen schien eine Laune des Schicksals dem Rancherssohn helfen zu wollen.

Mit einer Reaktionsfähigkeit, die sich nur aus seiner Todesangst heraus erklären ließ, hatte er plötzlich seinen Colt hochgerissen, und der Schuss fauchte auch schon los.

Die Kugel riss McLean den Hut vom Kopf und hatte eine blutige Furche in den Schopf gerissen.

Trigger fuhr sofort herum und feuerte, aber es war doch nicht schnell genug geschehen, denn der Bursche hatte schon den Tisch umgestoßen und sich dahinter niedergeduckt. Er packte eines der Tischbeine und zerrte den Tisch als Deckung hinter sich bis zur Tür.

Da rannte er los, und dreimal peitschten Schüsse hinter ihm her.

Die dritte Kugel traf ihn und ließ ihn zusammenknicken.

Aber er riss sich wieder hoch. Er flüchtete hinüber in den Hof des Mietstalls, warf das schwere Tor zu und riss den Riegel herunter. Dann humpelte er zum Stall hinüber und sah einen alten Mann, der ihm mit entsetzten Augen entgegenkam.

»He, das ist doch Jesse Sherman – oder –?«

»Wo sind unsere Pferde?«

»Eure Pferde? Ich dachte doch, dass ich die beiden Grauen schon gesehen hätte. Es sind also eure Tiere? Hör zu, Junge, dann –«

Da wurde vorn mit einem harten Gegenstand gegen das Tor geklopft.

Der Bursche stieß den Alten zur Seite, rannte durch den Stallgang und hatte eines seiner Pferde entdeckt. Er riss es aus der Box heraus, zerrte es durch den Stallgang in die Futterkammer und – sah sich eingeschlossen. Hier gab es keine Tür mehr, die ins Freie geführt hätte. Er musste also zurück.

Im Stallgang kam ihm der Alte wieder entgegen.

»Aber, Jesse, ich verstehe das alles nicht. Was hat das zu bedeuten? Die Schießerei –«

Abermals schob der Rancherssohn ihn derb zurück und hatte den Hof eben erreicht, als er sah, wie sich ein Mann über das Tor schwingen wollte.

Er blieb stehen und stieß den Revolver nach vorn. Es war Triggers Hut, der da über dem Tor zu sehen war.

»Wagen Sie es nicht, Trigger, Sie sind ein toter Mann, wenn Sie über das Tor kommen!«

Die bittere Stunde hatte den etwas labilen Burschen hart gemacht.

Triggers Kopf verschwand sofort wieder.

Da hatte Jesse Sherman das Pferd aus dem Tor gezogen und führte es durch den Hof auf den Scheunenbau zu. Glücklicherweise stand das Tor offen.