Yoga und das Innere Kind - Uwe Heymann - E-Book

Yoga und das Innere Kind E-Book

Uwe Heymann

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Beschreibung

Das Buch beschreibt einen Weg, um emotionell erwachsen zu werden. Auf Grund unserer Prägungen in der Kindheit verhalten wir uns in unserem Leben auch als Erwachsene oft wie Kinder oder Jugendliche. Typisches Kennzeichen dafür sind Emotionen wie Angst, Ärger, Zorn oder Hass, in die wir in bestimmten Situationen immer wieder hinein rutschen. Daraus entstehen Konflikte in Partnerschaft, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft. Hier abzulesen an politischem Versagen wie Umweltverschmutzung, Ausbeutung, Terror und Krieg. Wir verhalten uns dabei in weiten Bereichen wie Kinder, die nur ihre eigenen Bedürfnisse sehen, aber nicht die Verantwortung für die Zusammenhänge übernehmen. Um dieser ganzen Problematik nachhaltig entgegen zu wirken, müssen wir aus unseren kindlichen Mustern, die uns immer wieder einholen, aussteigen. Dazu braucht es nach der körperlichen Entwicklung und der intellektuellen Bildung unbedingt die emotionelle Bildung. Dabei wird ein neues Erwachsensein vorgestellt, dessen Orientierung nicht mehr nur der eigene Vorteil ist, sondern das Wohlergehen des jeweiligen Systems im Auge hat. Um diesen Weg vom abhängigen inneren Kind zum emotionell gereiften Erwachsenen gehen zu können, empfiehlt der Autor, sich mit dem Yogaweg auseinander zu setzen, da hier in Jahrhunderte langer Entwicklung ein System geschaffen wurde, das insbesondere die genannten Erwachsenen-Qualitäten entwickelt. Der Autor stellt immer wieder die Zusammenhänge der verschiedenen Ansätze wie Yoga, Systemik und auch indianisches Wissen heraus.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 239

Veröffentlichungsjahr: 2015

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www.tredition.de

Uwe Heymann

Yoga und dasInnere Kind

Wie wir emotionell erwachsenwerden

www.tredition.de

© 2015 Uwe Heymann

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7323-5849-6

Hardcover:

978-3-7323-5850-2

e-Book:

978-3-7323-5851-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Vorwort

Einleitung

1. Die Kindheit

Das innere Kind

Unsere Automatismen

Altersregression

Flucht in die Zukunft

Rechtfertigen

Ausklinken

Illusionen

Der innere Dialog

Amnesie

Spiritualisieren

Das Gewissen

2. Die Jugend

Auswirkungen

Fehlende Ablösung

Kinder oder Eltern?

Partnersuche

Probleme „vererben“ sich

Auflösung der Ordnungen

Mütter und Väter

Männlichkeit - Weiblichkeit

Täter und Opfer

Gesellschaftliche Auswirkungen

Auswirkungen am Arbeitsplatz

Erweiterung des Erwachsenenbegriff

Die „Heilung“ des inneren Kindes

3. Der Erwachsene

Die Spannung des Lebens

Unsere Eltern

Die Arbeit mit den Kindheitsmustern

Anerkennen der Kindheitsmuster

Umgang mit den Automatismen

Überwältigende Situationen

Unsere Energieschilde

Erwachsene Energie

Ankommen in der Gegenwart

Der Übergang zum Erwachsenen

Der vollintegrierte Erwachsene

Männlichkeit und Weiblichkeit

Erwachsene am Arbeitsplatz

Erwachsenen- und Führungsqualitäten

4. Yoga – Der Praktische Weg

Die drei Körper und ihre fünf Hüllen

Der Yoga-Weg

Pranayama

Die drei Gunas

Die Qualität unserer Lebensmittel

Einteilung der Lebensmittel

Die Körperübungen - Asanas

Die Chakras – Themen unseres Lebens

1. Muladhara Chakra

2. Swadisthana Chakra

3. Manipura Chakra

4. Anahata Chakra

5. Vishudha Chakra

6. Ajna Chakra

7. Sahasrara Chakra

Die Arbeit an den Chakras

Yama und Niyama

Die Chakras im Alltag

Yoga im Alltag - Übung des Raja-Yoga

Nachwort

Literaturhinweise

Über den Autor

Vorwort

Das Feld der menschlichen Beziehungen ist so vielfältig wie die Menschen unterschiedlich sind. Dementsprechend viele Möglichkeiten gibt es, wie Beziehungen in allen Bereichen auch scheitern können. Und doch zeigen sich in der psychotherapeutischen Praxis immer wieder grundlegende Themen, an denen wir alle gleichermaßen zu knabbern haben. Es handelt sich dabei nicht um psychische Erkrankungen, sondern Eigenheiten der menschlichen Entwicklung, die sich jedoch, wenn nicht beachtet, zu größeren Problemen oder auch Erkrankungen ausbreiten können.

Wir sprechen immer wieder von der Einheit von Körper, Seele und Geist. Dabei achten wir in unserer Gesellschaft vor allem auf die geistige Entwicklung. Unter Bildung verstehen wir in erster Linie geistige Bildung und die Schule ist fast ausschließlich ein Ort der Wissensvermittlung. Das zweitwichtigste ist dann der Körper um dessen Wohlbefinden wir uns eventuell in der übrigen Zeit mittels Sport kümmern. Wenn das nicht mehr funktioniert dann ist der Arzt oder der Physiotherapeut zuständig. Die Seele jedoch, die ich in diesem Kontext mit dem Gefühlsleben gleichsetzen möchte, wird weitestgehend dem Zufall überlassen. Oder noch schlimmer, wir schütten sie mit Bildern von Gewalt und Horror zu. Und das ist eigentlich sehr erstaunlich, da es doch der Teil in uns ist, der uns hauptsächlich antreibt. Alles, was wir in unserem Leben wirklich erreichen wollen, hat emotionale Gründe. Wir verfolgen unsere Ziele, weil wir davon ausgehen, dass es uns danach irgendwie besser geht. Dafür sind wir bereit, sehr viel Zeit und Energie einzusetzen.

Welche Auswirkungen unsere mangelhafte emotionelle Bildung in unserem Leben hat, soll Thema dieses Buches sein. Dabei werde ich von vielen eigenen Erfahrungen als Lehrer, Therapeut und Mensch erzählen. Es geht mir darum, die Hintergründe zu betrachten und dabei die ein oder andere Möglichkeit aufzuzeigen, wie es vielleicht anders funktionieren könnte. Dazu werden wir uns unsere Entwicklung etwas genauer ansehen und Erfahrungen beobachten, die uns in unserem Leben immer wieder einholen. Das heißt wir werden uns von Anfang an damit beschäftigen, was die einzelnen Entwicklungsstufen auf der emotionellen Ebene bedeuten. Das könnte für Sie etwas ungewohnt sein, da Sie wahrscheinlich, wie wir alle, eher darin geübt sind, dem sichtbaren, körperlichen Teil unserer Entwicklung die Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Eigenheit unserer naturwissenschaftlichen, materialistischen Prägung.

Warum dieses Buch? Zusammen mit meiner Kollegin Ilonka Breitkopf haben wir eine zweijährige Seminarreihe entwickelt, die sich in einem intensiven Prozess den hier beschriebenen Themen widmet. Mit Hilfe von systemischen Aufstellungen arbeiten wir von Grund auf die persönlichen Themen der Teilnehmer durch. Um die Arbeit an den Seminarwochenenden zu vertiefen und weiterzuführen war es mir ein Anliegen, für die Teilnehmer eine Begleitschrift zu erstellen. Darin sollte neben den Skripten, die ohnehin Teil der Ausbildung sind, die ganze Thematik nochmals aufbereitet werden. Nun, wenn man mit so einem Projekt einmal anfängt, merkt man erst, was noch alles wichtig ist, darin aufgenommen zu werden. Und so ist dieses Buch entstanden.

Ich habe in den Text immer wieder kleine Übungen einfließen lassen, damit das Gelesene nicht nur den Intellekt sondern auch andere Ebenen anspricht. Dabei geht es um Wahrnehmungen auf der emotionelle Ebene, welche wiederum eng mit unserem physischen Körper verbunden ist. Dadurch üben wir uns darin, wieder alle Ebenen, die uns ausmachen, zu integrieren. Deswegen empfehle ich, dass Sie sich den Übungen jeweils sofort widmen. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass Sie nur Ihrem Intellekt wieder einen weiteren Baustein hinzufügen, der dann genauso schnell auch wieder verloren geht.

Jetzt wünsche ich Ihnen, dass Sie die Muse finden, sich auf das folgende Abenteuer einzulassen.

Einleitung

Neben meinen Erfahrungen als Musiker und Musiklehrer wurde mein Weg vor allem durch die folgenden drei Erfahrungsbereiche geprägt:

1. Die Tradition des Yoga hat mir neben vielen anderen Erkenntnissen vor allem gezeigt, dass wir unser Wohlbefinden selbst in den Händen haben. Das klingt banal, ist aber in der Tiefe seiner Bedeutung kaum zu überschätzen! Mein Wohlbefinden und darüber hinaus auch die Antwort auf viele Fragen in meinem Leben sind nicht von Objekten oder anderen Menschen abhängig. Ich kann mich davon abhängig machen, aber ich werde dadurch mein Wohlbefinden und meine Zufriedenheit auf Dauer nicht erhalten. Um diese Erkenntnis zu verwirklichen, bietet Yoga eine alles umfassende Praxis an, mit Hilfe derer wir alle Stufen unserer Entwicklungsfähigkeit erklimmen können. Die große Krux ist, dass die Yogapraxis nach innen geht. Damit haben wir die größten Probleme, da wir in unserer Kultur unsere Schwierigkeiten lieber im Außen lösen, als uns selbst zu bewegen. So behauptet Yoga auch, dass das einzige Problem, das es überhaupt gibt, in unserem Ego liegt. Das zu akzeptieren fällt unserem Ego natürlich sehr schwer. Deshalb ist Yoga auch in erster Linie ein praktischer Weg, da wir gewöhnlich unseren Erfahrungen mehr trauen als den Worten irgendeines Lehrers. Und das ist im Grunde gut so. Yoga sagt also erstens, dass Veränderung möglich ist und zweitens, dass diese Veränderung in unserer eigenen Macht steht. Wir haben es in der Hand, die Dinge zum Positiven zu beeinflussen. Diese Erkenntnis ist nicht selbstverständlich angesichts des vielfältigen Leids, von dem wir täglich erfahren.

2. Die Schulungen im indianischen Medizinrad haben noch einmal einen anderen Schwerpunkt gesetzt. Während Yoga sehr direkt an die Wurzel unserer Probleme, also unseren Geist, geht, beschäftigt sich das Wissen des Medizinrades, so wie ich es erfahren haben, noch mehr mit den zwischenmenschlichen Interaktionen. Das hat mein Bewusstsein dafür geschärft, wie wir auf der emotionellen Ebene miteinander kommunizieren und vor allem auch manipulieren. Das Wissen der Indianer ist reinste Tiefenpsychologie und es geht auch noch darüber hinaus. Aber es lehrt uns vor allem erst einmal große Achtsamkeit und schult dadurch die Fähigkeit der Wahrnehmung gegenüber zwischenmenschlichen Prozessen. Diese Fähigkeit ist grundlegend, wenn wir uns persönlich weiterentwickeln wollen. Aber auch die Achtsamkeit für innerpsychische Bewegungen, also was in mir bei bestimmten Situationen vor sich geht, gehört dazu.

3. Die systemische Aufstellungsarbeit gibt mir die Möglichkeit, die verdeckten psychischen Dynamiken in und um uns auch anderen Menschen bewusst erfahrbar zu machen und so eine Grundlage zu schaffen, auf der wir uns persönlich weiterentwickeln können. Neben diesen direkten emotionellen Prozessen, wie sie sich im Alltag ständig abbilden, zeigt uns die Aufstellungsarbeit aber vor allem die Zusammenhänge in die Tiefe auf. Hier wird uns durch direkte Erfahrung bewusst, dass wir nicht das unabhängige Einzelwesen sind, als das wir uns normalerweise wahrnehmen. Aufstellungen zeigen unsere Verbindung zu unseren Eltern und noch weiter zu unseren Ahnen. Dadurch werden tiefe Zusammenhänge sichtbar, dessen Bewusstwerdung unser Erleben in ein vollkommen neues und ergänzendes Licht stellt.

Aus allen drei Erfahrungsbereichen habe ich jetzt nur einen für mich wesentlichen Bestandteil heraus gegriffen, ohne damit auch nur annähernd die jeweils enthaltene Fülle beschreiben zu können. Was aber alle drei Disziplinen gemeinsam haben, ist das Wissen, dass unser Intellekt nur eine Ebene unseres Daseins abbildet und für andere Ebenen schlichtweg unzulänglich ist. Daraus folgt auch ein jeweils unterschiedliches Vorgehen, je nachdem auf welcher Ebene ich mich bewege. Das ist erst einmal nichts besonderes: Gefühle fühlen wir und Gedanken denken wir. Und doch versuchen wir in unserem Leben immer wieder die emotionellen Wahrnehmungen wegzudiskutieren oder logische Ergebnisse zu negieren, weil wir etwas anderes wollen. Dadurch entsteht sehr viel Verwirrung, die uns im Alltag oft die undurchschaubarsten Probleme bereitet.

Wir haben uns in unserer Kultur dafür entschieden in erster Linie unserem Intellekt zu vertrauen. Dieser Intellekt ist allerdings ein lineares Instrument, das immer eins zum anderen setzt, ohne dabei unbedingt Aspekte zu beachten die nicht im Blickfeld liegen. Inzwischen haben unsere Systeme allerdings eine solche Komplexität erreicht, dass es nicht mehr ausreicht einzelne Kausalketten zu verfolgen, sondern wir müssen immer das gesamte System im Blick haben, denn je mehr die Dinge untereinander vernetzt sind, desto mehr sind Interaktionen möglich und relevant. Das betrifft Produktionsabläufe in Betrieben genauso wie Bewegungen im Finanzsektor oder Prozesse auf politischer Ebene.

Und es betrifft vor allem auch die Beziehungen zwischen den Menschen. Und hier können wir einiges von diesen sogenannten nichtwissenschaftlichen Disziplinen lernen. Denn wenn wir uns darauf einlassen, machen wir sehr bald die Erfahrung, dass der Mensch aus mehr besteht als nur Materie und Intellekt, worauf wir uns meist reduzieren. Ja die großen Fragen der modernen Zeit wie auch die großen Fragen seit Menschengedenken sind nur zu beantworten, wenn wir wieder alle Ebenen, die uns ausmachen, integrieren.

Um uns diesem äußerst komplexen Gebiet jetzt zu nähern, wollen wir erst einmal klären, woher wir kommen und was uns eigentlich ausmacht.

1.    Die Kindheit

Übung 1

Legen Sie bitte das Buch kurz zur Seite und lassen Sie ihre Aufmerksamkeit zurück schweifen in Ihre Kindheit. Stellen Sie einen Kontakt zu dieser Zeit her. Erinnern Sie sich an bestimmte Erlebnisse und versuchen Sie vor allem auch in das Gesamtgefühl einzutauchen. Tun Sie es jetzt!

Spüren Sie wie gewichtig diese Erinnerungen sind? Vielleicht haben sie bei Ihnen in der Zwischenzeit schon an Gewicht verloren, dann erinnern Sie sich daran, wie wichtig sie einmal waren. Möglicherweise aber spüren Sie darin auch einen Großteil Ihrer Identität. Aber beginnen wir von vorne:

Es beginnt mit einem Funken. Der Funken Ihrer Befruchtung, der entsteht durch die Verbindung der beiden Pole Ihrer Mutter und Ihres Vaters. Diese beiden Energiefelder vereinigen sich in der Befruchtung zu einem neuen gemeinsamen Feld, das sich in den nächsten neun Monaten Zelle für Zelle ausbreitet zu einem neuen Wunder der Natur. In dieser Zeit leben Sie umsorgt mit allem Notwendigen in totaler Einheit mit Ihrer Mutter. Ein unbewusster Zustand, der zu Recht mit dem Paradies verglichen werden kann.

Übung 2

Machen Sie bitte kurz die Augen zu und fühlen Sie sich in diesen Zustand ein. Irgendwo in Ihnen schlummert dieses Wissen über diese Zeit, auch wenn es Ihnen nicht bewusst ist. Immerhin waren es ca. neun Monate. Und Sie betreten dabei sehr wahrscheinlich eine vorsprachliche Welt, in der das bekannte Denken noch nicht stattfindet.

Man kann diese Zeit auch als Einheitsbewusstsein bezeichnen, da noch keine Unterscheidung zwischen Ich und Du, zwischen Innen und Außen möglich ist. Und doch wirken hier schon die ersten Erfahrungen auf uns ein, die uns über unsere Mutter vermittelt werden. Bewegungen, Töne. Ja wir entstehen und leben neun Monate lang in dem Energiefeld unserer Mutter. Diese Tatsache ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, denn schließlich ist das unsere Erfahrung von Schutz und Geborgenheit, für das Dasein in der Einheit. Diese Erfahrung holt uns das ganze Leben lang wieder ein. Denn im Grunde sind wir ständig auf der Suche nach diesem Glück, bei dem jegliches weitere Bedürfnis aufhört, und wir einfach ankommen können. Ohne etwas leisten zu müssen, ohne das richtige tun oder sagen zu müssen. Einfach angenommen zu sein, wie wir sind. Einfach zu sein. Wie wir das schaffen, ist eine andere Frage, aber das Bedürfnis nach diesem Ziel dürfte bei allen Menschen gleich sein. Nur eines ist klar: Der Mutterbauch kann es nicht mehr sein.

Übung 3

Es ist lohnenswert dieses Gefühl des angekommen seins im Hier und Jetzt, ohne noch etwas erreichen zu müssen, für einen längeren Zeitraum in sich aufzuspüren. Sie können daraus auch eine tägliche Übung machen.

Irgendwann ist dieses Paradies im Mutterbauch beendet und wir werden in die duale Welt hineingeboren. Es geht darum, den ersten Atemzug zu tun und damit das erste Mal in eine neue Selbständigkeit zu treten. Diese ist in diesem Moment natürlich noch sehr beschränkt, aber trotzdem existieren wir durch die Geburt das erste Mal unabhängig von unserer Mutter.

Übung 4

Machen Sie bitte nochmals die Augen zu und entspannen Sie sich. Lassen Sie Ihre Atmung zur Ruhe kommen. Gelingt Ihnen das? Es geht jetzt darum, dass die Atmung ganz langsam wird. Bis Sie schließlich nach der Ausatmung aufhören zu atmen. Achten Sie dannbesonders auf die nächste Einatmung, die von selbst geschieht. Sobald sie beginnt, atmen Sie möglichst tief ein und spüren, wie Sie dabei wieder ins Leben treten. Ja wie Sie richtig nach dem Leben greifen.

Dieser Übergang vom paradiesischen Zustand im Bauch unserer Mutter zu der uns bekannten Welt ist in seiner Dramatik wohl einzigartig. Wenn wir uns einmal bewusst machen, wie wichtig in unserem Leben Stabilität ist und wie oft uns selbst kleine Änderungen in unseren Gewohnheiten aus dem Konzept bringen, können wir uns vorstellen, wie schockierend wir die Geburt möglicherweise erlebt haben. Dieser Übergang ist an Intensität eigentlich nur noch mit dem Tod zu vergleichen.

Stellen Sie sich vor, Sie treten nach langer Zeit der Dunkelheit durch ein Tor ins Licht einer neuen Ihnen unbekannten Welt. Sie werden wohl aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen. Ständig entdecken Sie etwas neues, machen neue Erfahrungen. Es ist einfach überwältigend. Das heißt, Sie sind auch nicht in der Lage ihre Erfahrungen zu sortieren, einzuordnen, da es noch keine vergleichbaren Erfahrungen gibt. Sie werden einfach alles unterschiedslos aufnehmen. Sie zeichnen quasi eine neue Landkarte.

Das ist Ihre Situation als Neugeborenes. Auf diesen sogenannten Primärerfahrungen baut Ihr ganzes weiteres Leben auf. Erst mit der Zeit, wenn Sie wieder ähnliche Erfahrungen machen, ist es Ihnen langsam möglich, zu vergleichen. Und dann werden Sie vielleicht auch immer mehr eine Wahl treffen, was Sie in diesem Moment bevorzugen. So kommt eines zum anderen. Wir kennen das nach wie vor: Je nachdem wie wir uns jetzt fühlen, reagieren wir entsprechend auf das nächste Erlebnis. Aus dem, was sich daraus ergibt, gehen wir weiter in das Nächste usw. Unsere Entscheidungen basieren auf dem, was wir bis jetzt erlebt haben. Unsere Abwägungen können wir immer nur auf dem Hintergrund des Erlebten vornehmen. Das, was wir nicht kennen, können wir nicht abwägen.

Alle Erfahrungen, wie wir sie als ausgelieferter Säugling erleben, entwickeln im Gesamten unser Bild von der Welt. Und zwar der Welt, die uns ganz persönlich umgibt. Eine andere existiert für uns noch nicht.

Die wichtigsten Bezugspersonen sind natürlich unsere Eltern und sie bleiben es auch über die nächsten Jahre unserer Kindheit. Sie sind die, in dessen Energiefeld wir eingebettet sind und die uns die Welt in erster Linie erklären. Die uns die Etiketten geben für die Dinge, die wir sehen, die uns zeigen was richtig ist und was falsch, was gewünscht ist und was nicht. Wo die Butterdose im Kühlschrank steht und wie wir unsere Zähne putzen sollen. Dass der Nachbar x komisch ist und die Tante y ganz nett. Und wir zeichnen dabei unsere Landkarte und lieben es, immer mehr davon zu erfahren und immer mehr auch dazu zu gehören. Ja eines der wichtigsten Dinge für Kinder ist, dazu zu gehören. Das ist überlebenswichtig. Die Liebe der Eltern zu spüren bedeutet dazu zu gehören. Deshalb tun wir als Kind auch alles dafür.

Aber auch die Themen, die unsere Eltern ausblenden, weil sie selber damit nicht zu Recht kommen, Verhaltensweisen, die sie ablehnen, weil sie es so von ihren Eltern gelernt haben, oder weil es in der momentanen Gesellschaft immer noch tabu ist, nehmen wir von ihnen auf. Das sind die Gesetze, die in der Familie, der Sippe aber auch in der Gesellschaft gelten. Wir wachsen da hinein und lernen dadurch ganz genau, wie das Leben in unserem Umfeld funktioniert.

Übung5

Schließen Sie bitte die Augen und fühlen Sie sich in Ihre Vergangenheit als Kind ein. Lassen Sie ein paar ganz typische Bilder zwischen Ihnen und Ihrer Mutter lebendig werden. Dinge, die Sie von Ihrer Mutter gelernt haben. Wie sie von ihr angesehen wurden. Wie sie gelächelt hat und wie sie Sie bestätigt hat. Wie fühlt sich das an? Tauchen Sie in das Gefühl. Ein oder zwei Episoden reichen dafür aus.

Sie haben wahrscheinlich gemerkt, wie vertraut Ihnen dieses Gefühl ist, wie es wohl ein Teil Ihrer Identität ist und wie Sie sich dabei entspannen und vielleicht aufgehoben fühlen.

Wir lernen als Kinder mit unserer gesamten Wahrnehmung und werden dabei Teil der Situation. Am Anfang unseres Lebens haben wir noch gar kein Bewusstsein dafür, dass wir ein eigenständiger Mensch sind. Wir sind praktisch unsere Erlebnisse. Und alles wird unwiderruflich auf unsere „Festplatte“ gebrannt. Das Ganze ergibt das, was wir für gewöhnlich unsere Identität bezeichnen. Wir hören dann oft den Satz: “So bin ich nun mal!“

Es entsteht also mit der Zeit ein ziemlich fixes Bild der Wirklichkeit, und uns ist überhaupt nicht bewusst, dass dieses Bild in erster Linie von den Verhaltensweisen und Erklärungen unserer Eltern abhängig ist. Wir denken: Das ist die Realität!

Das alles mag viele Vorteile haben. Zum Beispiel lernen wir somit, wie es in unserer Gesellschaft zu geht. Das beginnt bei der Sprache und geht bis zu dem intuitiven Wissen, welche Grenzen in meinem Umfeld gelten und wann sie übertreten werden. Wir entwickeln sogar eine ganz besondere Wahrnehmung dafür, was jeweils angebracht ist und was nicht. Aber auch viele praktische Handlungen des Alltags haben wir seit den Kindertagen so verinnerlicht, dass sie automatisch ablaufen und wir nicht jedes Mal jede einzelne Handlung bewusst steuern müssen. Ein typisches Beispiel dafür ist das Radfahren. Wenn wir uns nach ein paar Jahren immer noch so anstellen würden, wie beim ersten Mal, dann hätten wir es schon längst aufgegeben.

Übung 6

Machen Sie eine kurze Lesepause und sinnieren Sie über einige solcher Automatismen, die Sie seit Ihrer Kindheit in sich haben. Bleiben Sie dabei erst einmal bei den ganz offensichtlichen, wie z.B. Zähneputzen. Vielleicht wird Ihnen sogar die entsprechende Überzeugung bewusst, die jeweils dahinter steckt. Oder Sie können sich noch daran erinnern, wie es Ihnen beigebracht wurde.

Möglicherweise sind Ihnen ja jetzt ein paar Dinge aufgefallen, die Sie in Zukunft kritischer oder neu angehen möchten. Es ist jedenfalls immer eine lohnende Übung für unseren Geist, die Dinge einmal anders zu tun als bisher. Neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken. Finden Sie z.B. einen anderen Umgang mit Ihren Socken oder wie Sie sich nach dem Duschen abtrocknen und beobachten Sie, was es in ihrem Bewusstsein hinterlässt.

Gewohnheiten haben den Vorteil, dass sie unsere Aufmerksamkeit freigeben, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Das ist wunderbar in unserer Welt, da wir ohnehin möglichst immer drei Dinge auf einmal tun sollten, damit wir noch alles erledigen können. So benutzen wir unseren Geist dafür, während des Autofahrens das nächste Wochenende zu planen, Radio zu hören und auch noch mit dem Beifahrer zu reden. Uns selbst spüren wir dabei meist nicht mehr, wir funktionieren.

Übung 7

Während Sie dieses Buch lesen, also geistige Aktivität, werden Sie sich bitte des Automatismus Ihrer Körperhaltung und Atmung bewusst. Dabei sollten Sie ihre Haltung nicht gleich ändern, wenn sie Ihnen unbequem vorkommt, sondern dieses Gefühl möglichst genau wahrnehmen. Was hat Ihre Körperhaltung oder Ihre Atmung im Moment für eine Qualität. Sind Sie zusammengezogen, gekrümmt, atmen Sie flach oder haben Sie eine offene, entspannte Atmung und Haltung?

Wie Sie bei dieser Übung vielleicht bemerkten, haben wir auch Gewohnheiten in uns, die uns nicht immer gut tun. Die meisten dieser Gewohnheiten wurden möglicherweise schon vor 20, 30 oder 40 Jahren ausgebildet und viele davon behindern uns heute eher als sie uns nützen.

Überspitzt könnten wir jetzt vielleicht sagen: Ihre Identität speist sich zu einem großen Teil aus Erfahrungen, die Sie durch andere Menschen (meist Ihre Eltern) zu einer anderen Zeit (meist vor Jahrzehnten) mit einem eingeschränkten Bewusstsein (z.B. als Dreijähriger) gemacht haben. Ob die Lektionen damals gestimmt haben, sei dahingestellt, es war die Sichtweise Ihrer Eltern oder anderer Bezugspersonen. Ob Sie die Lektionen als z.B. Dreijähriger richtig verstanden haben, ist fraglich (versuchen Sie mal einem Dreijährigen etwas zu erklären). Und dass die Welt heute, z.B. 30 Jahre später, anders ausschaut, ist offensichtlich.

Es könnte also gut sein, dass unsere „Software“ mit unserem heutigen Leben nicht mehr ganz kompatibel ist. Hinzu kommt, dass unsere Eltern schon unter dem gleichen Dilemma litten, dass ihre Sichtweisen wiederum von der Welt ihrer Eltern geprägt sind usw.

Insbesondere schwerwiegende Vorfälle wie Krieg, früher Tod eines Angehörigen oder Gewalttaten können sich so tief in uns verankern, dass sie unser weiteres Leben überschatten und somit auf Grund besonderer Mechanismen, auf die wir noch zurück kommen, über Generationen weitergegeben werden. Solche transgenerationalen Traumata rücken erst seit den letzten zwei, drei Jahrzehnten immer mehr in den therapeutischen Fokus. Dabei begegnen uns Begriffe wie Kriegskinder und die Kinder der Kriegskinder, mit Hilfe derer jeweils ähnliche Symptomenkomplexe beschrieben werden.

Auch in der systemischen Aufstellungsarbeit zeigen sich immer wieder Kriegsthemen aus dem zweiten oder auch ersten Weltkrieg, die jetzt erst, zwei oder drei Generationen später, an die Oberfläche kommen. Und parallel dazu erleben wir diese Auseinandersetzung auch im öffentlichen Diskurs auf einer neuen, differenzierteren Ebene.

Das alles bedeutet, dass wir nicht nur körperlich, sondern auch geistig und seelisch zu einem gewichtigen Teil das Produkt unserer Eltern und damit unserer Ahnen sind. In Zeiten, in denen sich die Gesellschaft über Jahrhunderte kaum veränderte, war das eine hilfreiche Einrichtung. Wenn die Kinder in ihrem Umfeld vor den gleichen Anforderungen stehen, wie die Eltern zu ihrer Zeit, dann können sie von den Erfahrungen ihrer Eltern sehr profitieren.

In einem Zeitalter, in dem sich die Lebensumstände ständig verändern, werden die alten Programme in uns zunehmend zum Problem. Auch die Art der Konflikte zwischen den Menschen nehmen zu, da sich Wissen und Entwicklung in immer mehr Verästelungen aufspalten. Den neuesten Stand dieser unüberschaubaren Komplexität unserer modernen Welt können Sie täglich in den Zeitungen mit verfolgen.

Der wesentlichste Aspekt unserer menschlichen Prägung und damit unseres Strebens und Sehnens ist jedoch erst einmal die emotionelle Geborgenheit. Diese gründet wie gesagt auf der unbewussten Erfahrung im Mutterleib und setzt sich fort oder wird erschüttert durch die Geburt und die Erfahrungen als Kleinkind. Nach dieser Geborgenheit sehnen wir uns in späteren Jahren immer wieder zurück. Ob bewusst oder unbewusst, diese Erfahrung der Einheit, des aufgehoben seins, zieht oder treibt uns das ganze Leben hindurch. Das Glück, das wir in unserem Leben verwirklichen wollen, geht im Grunde auf diese Erfahrung zurück. Alles was wir in unserem Leben unternehmen oder auch lassen, dient letztlich dazu, einem solchen Zustand wieder nahe zu kommen.

Da wir jedoch die Einheit auf körperlicher Ebene nicht mehr herstellen können, haben wir damit begonnen, das Glück im Außen zu suchen. Sei es in der Liebe, der Karriere, in Drogen, Macht oder der Erfüllung in den eigenen Kindern, die es dann aushalten müssen. Unterhaltung, Arbeit, Sex, Sport, Kunst und Konsum; alles soll und muss dazu dienen, mich diesem Einheitserlebnis wieder näher zu bringen. Letztlich schaffen es jedoch all diese Unternehmungen nur, uns von unserem inneren Trennungsschmerz abzulenken. Das Glück, das sie versprechen ist meistens sehr flüchtig.

Übung8

Nehmen Sie sich wieder einen Augenblick Zeit und sinnieren Sie über Ihre emotionelle Prägung. Was treibt Sie in ihrem Leben? Was ist Ihnen wichtig, für was kämpfen Sie? Und was davon reicht bis in Ihre Kindheit zurück? Was verschafft Ihnen Glück und als wie haltbar erweist sich dieses Glück?

Das innere Kind

Diesen ganzen Rucksack, den wir aus unserer frühen Vergangenheit mit uns herumschleppen, wird in der neueren Psychologie als das innere Kind bezeichnet. Dabei wird meist zwischen dem verletzten und dem freien oder befreiten inneren Kind unterschieden.

Sehen wir uns zuerst die problematische Seite an: Das verletzte innere Kind, auch bezeichnet als Kinderschmerzmuster. Sie stehen für die ganzen schmerzhaften Erfahrungen, die wir in der Kindheit und auch Jugend gemacht haben. Also alles, was unserem Paradies entgegensteht. Diese Erfahrungen prägen nicht nur unsere Anschauungen von heute, sondern sie sitzen oftmals so tief, dass sie ein adäquates Handeln in der Gegenwart verhindern.

Wie schon erwähnt, ist unsere Kinderstube unsere Welt, in und an der wir lernen, mit der großen Welt zu Recht zu kommen. Die ganze Entwicklung besteht im Grunde aus Erfahrung und Anpassung. Die Erfahrung ist die Information von außen, die Anpassung ist unsere Reaktion darauf. Und hier zeigt sich schon, dass wir nicht nur eine jungfräuliche Festplatte sind, auf der Programme niedergeschrieben werden, sondern irgendetwas in uns reagiert. Irgendetwas entscheidet, ob die Information zuträglich ist, oder nicht. Wenn sie zuträglich ist, dann öffne ich mich dem Außen, wenn sie nicht oder nur schlecht zu mir passt, dann verschließe ich mich dem Außen. Wenn ich mich nicht entsprechend verschließen kann, weil das Außen mächtiger ist als ich, dann habe ich ein Problem. Dann überwältigt die Erfahrung meine Integrationsfähigkeit und damit meine Integrität.

Für diese Situation gibt es in der Natur das entsprechende Notfallprogramm. Tiere fallen in die Schockstarre, wenn ihr Leben bedroht wird. Dadurch soll dem Angreifer vermittelt werden, dass die mögliche Beute schon tot und somit uninteressant sei. Dieser Mechanismus erlaubt es dem schwächeren Tier vor dem mächtigeren davon zu kommen und nicht gefressen zu werden.

Ähnliches passiert bei uns Menschen. Allerdings hinterlässt das Erlebnis bei uns oft eine bleibende Wirkung: Wir meiden, oft unbewusst, ähnliche Situationen und ziehen uns somit zurück, oder fallen bei ähnlichen Situationen wieder in eine ähnliche Schockstarre.

Konkretes Beispiel: Wenn ich als Kind von einem Mann missbraucht worden bin, dann versuche ich vielleicht Männer zu meiden und wenn das nicht möglich ist, friere ich gegenüber einem Mann förmlich ein. Ich bringe kein Wort mehr heraus, mein Puls rast oder ich fange an zu zittern und der kalte Schweiß tritt mir auf die Stirn. Damit kann ich kein normales Leben mehr führen. Die Erfahrung aus der Vergangenheit hat mich im Griff.

Das ist ein Extremfall und wir sprechen hier von einer traumatischen Erfahrung, die der besonderen Behandlung bedarf. Aber auch alle Erfahrungen unterhalb dieser lebensbedrohlichen Grenze werden von uns mit der uns entsprechenden Anpassungsleistung beantwortet und hinterlassen Eindrücke in unserem Unterbewusstsein, die das nächste Mal wieder als Referenz dienen.

So entsteht im Laufe unserer Entwicklung eine ganze Sammlung an schmerzhaften Erlebnissen, die in ihrer Gesamtheit unseren Pfad abstecken. Wenn wir wieder von der Landkarte sprechen wollen, dann zeichnen wir über die Jahre eine Karte mit ganz vielen Verbotsschildern, die unsere Bewegungsfreiheit ziemlich einschränken.

Das sind dann unsere Überzeugungen und Glaubensmuster, im Gesamten unsere Identität. Und da uns diese ganzen Zusammenhänge nicht mehr bewusst sind, glauben wir, dass dies die Realität sei. So ist die Welt, was uns auch immer wieder bestätigt wird, da wir uns auf neue Erkenntnisse wegen der Verbotsschilder kaum mehr einlassen.

Übung 9

Versuchen Sie, Ihren schmerzhaften Kindheitserfahrungen nachzuspüren. Eventuell schiebt sich das eine oder andere Erlebnis in den Vordergrund. Das muss aber nicht sein. Versuchen Sie einfach wahrzunehmen, was diese gesammelten schmerzlichen Erfahrungen in Ihnen hinterlassen haben. Wie schwer fühlt sich das heute noch an? Gibt es da so eine latente Traurigkeit, die Ihr Leben durchzieht? Oder eine latente Aggression, die vielleicht auch öfter ausbricht. Oder haben Sie vielleicht entschieden, davon nichts mehr hören und sehen zu wollen? Wie unbeschwert fühlt sich Ihr Leben an? Oder empfinden Sie es eher als mühsam?

Unsere Automatismen

Unsere Handlungsmuster, die wir als Kinder entwickeln, sind also so gut eintrainiert, dass wir sie in entsprechenden Situationen sofort zur Verfügung haben. Aber wir machen das nicht bewusst, sondern wir rutschen automatisch hinein. Und es ist uns auch lange nicht klar, dass dies ein Automatismus aus der Kindheit ist. Wir haben eher das Gefühl, dass die Person, die den Automatismus auslöst, uns schlecht behandelt hat und wir uns dagegen wehren wollen/müssen/sollten.

Im Laufe unserer Entwicklung haben wir einen kompletten Werkzeugkoffer für jede Situation zusammengestellt; und sogar für unerwartete Situationen haben wir für gewöhnlich unser eingefahrenes Repertoire, wie wir uns darin bewegen.

Sobald eine entsprechende Situation auftaucht, und die gibt es täglich unzählige, läuft das dazu passende Handlungsmuster aus der Vergangenheit ab. Das heißt, unser inneres Erleben ist das des Kindes, das wir einmal waren. Die Impulse der Gegenwart katapultieren uns immer wieder in die Vergangenheit.

Wir wechseln also ständig vom Erwachsenen in unterschiedliche Aspekte des Kindes, das wir einmal waren, als sich die entsprechende Situation in uns eingebrannt hat. Das können sowohl schmerzhafte als auch glückliche Aspekte sein.