TRIP IN DIE HÖLLE (Z Burbia 2) - Jake Bible - E-Book

TRIP IN DIE HÖLLE (Z Burbia 2) E-Book

Jake Bible

4,7

Beschreibung

Das Grove Park Inn. Vom frühen 20. Jahrhundert bis zum Z-Tag war das Grove Park Inn der Ort, an dem die Reichen verweilten, wenn sie in Asheville, NC, Urlaub machten. Jeder von F. Scott Fitzgerald bis hin zu Präsident Barack Obama war im Grove Park zu Gast gewesen. Künstler, Schauspieler, Diplomaten, Industriegrößen, alle hatten es irgendwann einmal ihr Zuhause auf Zeit genannt. Aber das war vor der Zombie-Apokalypse gewesen. Jetzt ist die fünfstöckige Luxusherberge aus Stein, Backstein und Holz das Zuhause von jemand anderem. Noch ist nicht klar, um wen es sich handelt. Fakt ist aber, er ist schwer bewaffnet. Whispering Pines wird wieder aufgebaut und so hat Jace "Long Pork" Stanford nichts Besseres zu tun als herauszufinden, wer die Neuankömmlinge sind. Natürlich nur , wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, mit den allgegenwärtigen Z-Horden fertig zu werden ... o der vor paramilitärischen Söldnern um sein Leben zu laufen ... o der möglicherweise mehr von der Zombie infizierten Stadt hochzujagen , weil er es nicht sein lassen kann, auf irgendwelche Knöpfe zu drücken. Knöpfe sind schließlich dazu da, dass man sie drückt, auch während der Apokalypse, richtig? Sieht also aus, wie ein ganz gewöhnlicher Tag in Z Burbia!

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Z BURBIA 2

Trip in die Hölle

Jake Bible

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Katrin Fahnert

This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com Title: Z BURBIA 2. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2014. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

Impressum

Deutsche Erstausgabe Originaltitel: Z BURBIA 2 Copyright Gesamtausgabe © 2016 LUZIFER-Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Katrin Fahnert Lektorat: Astrid Pfister

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2016) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-166-0

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt
Z BURBIA 2
Impressum
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Über den Autor
LUZIFER Verlag

Vorwort

Willkommen zurück in der Welt von Z Burbia!

Weil du vollkommen begeistert bist, hast du also beschlossen Jace und seine Familie sowie die anderen aus Whispering Pines bei ihrem niemals endenden Kampf ums Überleben im mit Zombies infizierten Asheville, NC zu begleiten. Apropos Asheville, ich muss sagen, dass die Mitbürger dieses Sündenpfuhls diese Reihe genauso mögen wie Zombies Gehirne. Wer hätte gedacht, dass eine Stadt voller Künstler, Intellektueller, Hippies, Rebellen, Außenseiter und Freaks Zombies so lieben würde?

Nun, ich hatte zumindest eine Vermutung, deshalb ich habe für jeden etwas in diesen Roman gepackt.

Das bringt mich zu meiner Lieblingsrezension von Z Burbia auf Amazon:

»Z Burbia (so der Titel) brachte mich von Anfang an zum Lachen. Obwohl dieses Wortspiel meine humoristischen Erwartungen gar nicht traf! Dieses Buch führt euch zu Orten, die glaubwürdig und beängstigend sind. Dieser Roman hat die richtige Mischung aus Spannung und Nervenkitzel, sodass es die Leser vor Spannung kaum aushalten. Ich empfehle eingefleischten Zombie-Fans das Buch ebenso wie Einsteigern in das Genre.«

Diese Rezension trifft den Nagel auf den Kopf! Ich wollte, dass es lustig wird, aber nicht albern. Es musste Horror, Nervenkitzel und Spannung geben, damit es als echter Zombie-Roman funktioniert. Eine Rezension wie diese zu bekommen, zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Geil!

Aber jetzt zu Z Burbia: Trip in die Hölle.

In diesem Buch musste ich einen Teil der umliegenden Gegenden miteinbeziehen. Es gibt so viel tolles Material für Storyideen, dass ich die Z Burbia Reihe noch eine lange Zeit weiterführen kann. Ich hoffe, ihr begleitet mich auf jedem Abschnitt dieser Reise aus Horror, Satire, Spannung und Nervenkitzel. Denn da kommt noch viel mehr!

Zum Wohl,

Jake

Kapitel 1

»Deine Vermutung ist genauso gut, wie meine«, sagt James Nenn-mich-nicht-Jimmy Stuart, während er das Fernglas senkt und zu Weapons Sergeant Sammy John Baptiste hinübersieht. »Aber ich glaube nicht, dass sie zu der Gruppe von Vance gehören.«

»Nein, das tun sie nicht«, erwidert John und nimmt sein Auge vom Sucher seines M110 Scharfschützengewehrs. Er schaut zu Stuart und runzelt die Stirn. »Das sind keine Gauner und das ist kein Verbrechen. Das ist rein geschäftlich.«

»Geschäft?«, fragt Stuart und schaut wieder durch das Fernglas. »Welches Geschäft könnte das wohl sein?«

Johns Auge wandert wieder zum Sucher und beide beobachten das Gebäude auf der anderen Seite des zerstörten Golfplatzes. Das Grove Park Inn. Vom frühen 20. Jahrhundert bis zum Z-Tag war das GPI der Ort gewesen, an dem Wohlhabende verweilten, wenn sie Urlaub in Asheville, NC machten. Jeder von F. Scott Fitzgerald bis Präsident Barak Obama hatte im GPI übernachtet. Schauspieler, Diplomaten, führende Größen aus der Industrie, alle hatten es irgendwann einmal ein vorübergehendes Zuhause genannt. Nun war die fünfstöckige Luxusherberge aus Ziegeln und Holz das Zuhause eines anderen, unbekannten Elements.

Der Z-Tag hatte Asheville am selben Tag wie den Rest der Welt getroffen. Niemand wusste bis jetzt, was es letztendlich verursacht hatte. Ein Virus wurde ausgeschlossen, da sich die Untoten überall zur gleichen Zeit aus den Gräbern, Betten, Leichenhallen und Schlachtfeldern erhoben. Einige vermuteten, es könnte ein Komet gewesen sein, der zu nahe an die Atmosphäre der Erde herangekommen war; andere waren sich sicher, dass es Gottes Zorn auf die Gottlosen war.

Aber was immer es verursacht hatte, das Resultat war das gleiche: Die Toten erhoben sich und sie waren hungrig. Sie gierten nach dem Fleisch der Lebenden. Die Apokalypse war in vollem Gange und auch die Blue Ridge Mountains im westlichen North Carolina konnten dem nicht entkommen. Die Zivilisation war zusammengebrochen, als sich die lebenden Toten exponentiell vermehrt hatten. Ein Biss bedeutete zuerst Erkrankung, Tod und dann war man untot. Diejenigen, die eines »natürlichen« Todes starben, erhoben sich ebenfalls. Schon bald waren die Lebenden in der Unterzahl. Die Welt, wie jeder sie kannte, hörte auf zu existieren und eine post-Z-Welt hielt sich in den Schatten versteckt.

Die Untoten oder Zs konnten hören, riechen und die Lebenden sehen. Bewegungen und Geräusche lockten sie an; der Geruch von Fleisch versetzte sie in Raserei. Die Raserei ging zwar nur langsam und torkelnd vonstatten, aber wenn genug Zs an einem Ort waren, würde sich automatisch eine Herde bilden und alle Lebenden umzingeln, die das Pech hatten, von ihnen geschnappt worden zu sein.

Die Überlebenden gründeten daraufhin Enklaven. Einige davon waren gut, andere nicht. Die Farm, Whispering Pines und Critter's Holler waren einige der guten Enklaven. Orte, die die Menschen errichtet hatten, um darin überleben zu können. Der Großteil von Asheville war mittlerweile unbewohnt (zumindest was die Lebenden anbelangte) bis auf vereinzelte Individuen und Kannibalengruppen. Kannibalen! Jeder muss schließlich irgendwann auch mal etwas essen.

Stuart beobachtet die Männer und Frauen, die auf dem rückseitigen Balkon und der massiven Veranda des Grove Park Inn patrouillieren und versucht dabei herauszufinden, in welche Kategorie sie passen: gut oder böse. Sie alle tragen verschiedene automatische Gewehre zur Schau. Es ist keine militärische Standardausrüstung und auch kein Abhängen am hiesigen Wal-Mart. Stuart zählt nicht weniger als sechs verschiedene, hochgradig anpassbare Arten, die die in Rüstung gekleideten Männer und Frauen mit sich tragen. Die meisten sind jedoch Varianten des Ares Defense Strike.

»Dann sind es also Söldner?«, fragt Stuart.

»Nein«, antwortet John. »Denn dafür sehen sie zu einheitlich aus. Sieh dir doch mal die Ausrüstung an. Bis auf die Waffen tragen sie alle die gleichen Klamotten und die gleichen Schutzwesten. Scheiße Mann, sie tragen sogar die gleichen Stiefel.«

»Dann stecken also private Auftraggeber dahinter?«

»Das vermute ich mal«, meint John. »Du sagst, sie waren schon da, als du vor Vance und seinen Schlägern davongelaufen bist?«

»Richtig«, entgegnet Stuart. »Sie patrouillierten genau so im Inn wie jetzt. Ich hatte nur eine Minute, um sie zu beobachten, deshalb habe nicht so sehr darauf geachtet. Ich habe vermutet, dass sie mit Vance zusammen hier waren.«

»Aber offensichtlich sind sie das nicht. Das ist nicht gut.«

»Wenn sie sich im Grove Park gegen Vance und seine Leute behaupten konnten, dann sollten wir uns nicht mit ihnen anlegen«, antwortet Stuart.

»Oh, ich würde mich liebend gerne mit ihnen anlegen«, sagt John, »aber vorher müssen wir noch mehr über sie herausbekommen. Sie stinken förmlich nach privaten Auftraggebern.«

»Blackwater vielleicht?«

»Wer verdammt noch mal weiß das heutzutage schon? Es ist mir wirklich egal, wer die sind. Es interessiert mich nur, wer sie angeheuert hat.«

»Vielleicht sind sie ja auf sich allein gestellt und niemand hat sie angeheuert. Wenn ich ein privates Militärunternehmen leiten würde, würde ich all meine Ressourcen und Güter für mich allein haben wollen. Scheiß auf die Klienten. Der Z-Tag hat so einen Handel für immer verändert.«

»Es sei denn, jemand hat genug Ressourcen, wodurch sich der Job lohnt«, meint John, »und das macht mir ehrlich gesagt Angst.«

»Ja, mir auch.«

»Wir kehren besser nach Whispering Pines zurück und melden uns dort«, entgegnet John und rutscht in den Rhododendrenbüschen, in denen sie sich verstecken, langsam rückwärts. »Captain Leeds und Long Pork werden ebenfalls bald zurück sein.«

»Vielleicht«, bestätigt Stuart, »wenn sie herausgefunden haben, was an der Gastransferstation nicht gestimmt hat.«

***

Gas stinkt, Mann.

Oder um genauer zu sein: Erdgas. Wusstest du, dass sie ihm den Geruch von totem Fleisch beifügen? Auf diese Art und Weise können sie, falls einmal mitten im Nirgendwo ein Leck sein sollte, dieses Leck schnell orten, da Bussarde darüber kreisen würden. Irgendwie cool, oder?

Weißt du, was auch cool ist? Die Erdgasinfrastruktur, die ich momentan anstarre. Ich habe keine Ahnung, wonach ich eigentlich suche. Ich weiß nur, dass der Gasstrom versiegt ist und wir das Gas brauchen, um Whispering Pines wieder aufbauen zu können. Nicht eine einzige Person hat sich zurückgehalten. Alle haben mich daran erinnert, dass meine Idee vor zwei Monaten, Whispering Pines hochzujagen, höchstwahrscheinlich der Grund war, weshalb sich die Gastransferstation abgeschaltet hat. Einige Gasmangelsicherungen haben die Gaszufuhr unterbrochen und die Leitungen waren plötzlich tot. Es war das letzte Überbleibsel der post-Z Zivilisation. Alles andere hat vielleicht nicht funktioniert, aber wir haben uns zumindest darauf verlassen können, dass das Gas floss und das Wasser heiß war. Und dass die Gasöfen in diesen extrem kalten Nächten liefen.

Ja, was die Vorzüge der Apokalypse anbelangt, waren wir vielleicht ein bisschen verwöhnt in Whispering Pines. Aber jetzt sind wir es bestimmt nicht mehr. In unserem ganzen Vorort gibt es kaum noch eine einzige Wohnung. Dort gibt es nur noch Mannschaften, die den Schutt in nutzbare und nicht nutzbare Dinge sortieren. Und das alles zwischen den Attacken der Zs. Die Befestigungsanlagen, die das Viertel umgaben, waren mittlerweile beschädigt. Das bedeutet, dass die Zs die ganze Zeit hereinkommen können. Und auch dafür werde ich verantwortlich gemacht. Arschlöcher!

»Fällt dir irgendwas ein, Stanford?«, fragt mich Captain Leeds, während wir auf einem kleinen Hügel stehen und über die Transferstation hinwegschauen.

Ich bin sehr dankbar, dass er mich nicht wie jeder andere Long Pork nennt. Diesen unglücklichen Spitznamen habe ich von einem Kannibalenmädchen bekommen, das ich gerettet habe. Elsbeth. Bad-Ass. Man macht Elsbeth besser nicht wütend. Sie hat mich zuerst Long Pork genannt und alle anderen haben sofort mitgemacht. Das ist ziemlich ätzend. Weißt du warum? Weil Long Pork eigentlich eine Umschreibung für menschliches Fleisch ist, das auf dem Teller von Kannibalen landet.

»Mir geht gerade vieles durch den Kopf, Captain«, sage ich und schaue auf die Rohrleitungen und die Geräte vor mir. »Aber nichts Nützliches, fürchte ich. Ich weiß nämlich überhaupt nichts über Erdgasleitungen.«

»Critter?«, fragt Leeds und wendet sich dem älteren, schlaksigen und drahtigen Mann neben uns zu. »Irgendwelche Erfahrungen damit?«

»Keine, fürchte ich«, sagt Critter, während er sich ungezwungen am Sack kratzt. »Long Pork hat diesen Scheiß verkackt. Wir brauchen hier einen Experten.«

»Du hast wohl nicht zufällig einen in deiner Bodensenke, oder?«, fragt Leeds. »Vielleicht einer deiner Kunden, die Glückspiel betreiben oder trinken?«

»Ich nenne sie nicht Kunden«, sagt Critter. »Ich bevorzuge die Bezeichnung Trottel. Während der Apokalypse ist es nicht notwendig, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.«

»Na gut«, sagt Leeds lächelnd. »Kennt sich einer dieser Trottel mit Erdgas aus?«

»Wäre möglich«, meint Critter, zuckt mit den Achseln und studiert dann die Gastransferstation, »aber ich wüsste nicht wer. Vielleicht sollten wir mal reingehen und nachsehen, ob dort irgendein Schalter ist, den wir betätigen können. Es könnte vielleicht etwas ganz Einfaches sein.«

»Das würde ich mir wünschen«, sage ich. »Aber nichts ist jemals einfach.«

»In der Regel ist es das schon für mich«, erwidert Critter lächelnd, »aber dann vermeide ich auch all die harte Scheiße. Das grenzt die Optionen deshalb ziemlich schnell ein.«

»Das ist natürlich auch eine Art durchs Leben zu gehen«, antwortet Leeds grinsend.

Captain Walt Leeds ist der kommandierende Offizier von ODA Cobra, einem US Army Special Forces Team aus Fort Bragg, das gerade eine Trainingsübung absolvierte, als der Z-Tag eintrat. Sie blieben am Leben und versteckten sich während der gesamten Apokalypse, bis sie irgendwann auf mich trafen. Zwei von Leeds Männern, Weapons Sergeant Danny Stick Kim und Engineer Sergeant Dale Cob Corning, waren getötet worden, als sie meinen Arsch in Whispering Pines gerettet hatten. Das ist allein meine Schuld. Dafür übernehme ich die volle Verantwortung; und das werde ich für den Rest meines Lebens.

»Jungs«, sagt Critter und wendet sich einer Gruppe Männer zu, die an der Seite stehen. »Wie wäre es, wenn ihr einmal da runter geht und euch um diese Zs kümmert? Macht das Tor auf und wir sind dann bald unten.«

Die meisten Männer sahen so aus, als würden sie rostige Nägel fressen und es lieben, sie blinzelten nicht einmal bei dem Befehl, den Critter ihnen gegeben hatte. Wenn sie es getan hätten, würden sie auch nicht lange überleben. Nicht bei Critter. Er ist ein guter Kerl, versteht mich nicht falsch, aber auch schon vor dem Z-Tag ist er kein Moralapostel gewesen. Und jetzt? Sagen wir einfach, er hat nicht die Zeit oder Geduld für jemanden, der seine Zeit oder seine Geduld verschwenden will.

Wir beobachten, wie die Männer zu Fuß den grasbewachsenen Hügel hinunter auf den Schwarm Zs zugehen, der die Transferstation umgibt. Habe ich den Geruch nach totem Fleisch schon erwähnt? Das ist nicht allzu hilfreich, wenn die Welt gerade von Untoten überrannt wird, die nach Fleisch hungern. Da es innerhalb des Zauns keinerlei Bewegungen oder Geräusche gibt, werden die Zs nicht wild. Der Geruch zieht sie einfach nur an. Dann stehen sie da, starren zwischen dem Maschendraht hindurch und warten.

Obwohl Pistolen an ihren Holstern hängen, nutzen die Männer nur Nahkampfwaffen: Brechstangen, Rohrstücke, Baseballschläger und Macheten. Ich habe meinen eigenen Baseballschläger, den ich liebevoll Das Miststück nenne. Früher gehörte er Elsbeth, aber sie hat ihn mir gegeben, nachdem ich meinen verloren hatte. Wir dachten, Das Miststück sei ebenfalls verloren gegangen, aber wir fanden ihn in den Trümmern von Whispering Pines wieder. Das Holz war ein bisschen verbrannt, aber mit den Stahlspitzen, die durch das Ende getrieben waren, war er immer noch tödlich wie die Hölle.

Die Männer verteilen sich nun, um den Schwarm Zs herum. Es dauert nicht allzu lange, bis die Dinger bemerken, dass sich frisches Fleisch hinter ihnen befindet. Einer dreht sich um, dann ein weiterer und schließlich tun es alle. Ihre verwesenden Körper bewegen sich ruckartig, als sie auf die Männer zuschreiten. Dies sind keine schnellen Zs wie in den klassischen Zombiefilmen. Das sind welche der torkelnden Art. Langsam und leicht zu pflücken; sie werden einem nicht gefährlich, es sei denn, es sind eine ganze Menge von ihnen oder man wird unachtsam und einer von ihnen schleicht sich an.

Das ist allerdings kein Problem für Critters Männer. Denn diese Jungs sind Profis. Seit dem Z-Tag töten sie nun schon Zs und sie sind verdammt gut darin. Ich beobachte, wie einer der Männer auf ein Knie sinkt und so tut, als sei er verwundet. Der ganze Schwarm stürzt sich daraufhin auf ihn, weil sie ihn als leichte Beute betrachten. Systematisch nehmen die anderen nun den Schwarm auseinander und zertrümmern und durchbohren in einem wohlüberlegten Muster Schädel. Dadurch teilen sie den Schwarm in kleinere Gruppen auf, die man besser im Griff hat. Gruppe für Gruppe dezimieren die Männer die Zs, bis nur noch ein paar von ihnen übrig sind. Sie knirschen mit den Zähnen, als die Männer sie umzingeln.

Ich schwöre, ich sehe fast so etwas wie Angst in ihren Augen, aber das ist in Wirklichkeit nur die graue Fäulnis, die einen Schleier auf die Augäpfel legt. Zs sind tot; da ist nichts mehr, das Angst kennt, Glück, Liebe oder Verlust. Sie sind lediglich leere, fleischfressende Monster. Sie niederzustrecken ist eigentlich nur ein Akt der Gnade, schließlich waren sie einmal menschlich.

»Sauber«, ruft einer der Männer nun aus.

Ich schaue mich sofort um, denn ich bin besorgt, dass seine Stimme noch mehr Zs anlocken könnte, aber nach ein paar Augenblicken ist offensichtlich, dass wir allein in der Gegend sind. Fürs Erste zumindest.

»Was zum Teufel …?«, sagt nun ein anderer Mann, als er am Maschendrahtzaun angelangt ist. »Die Scheiße ist verschlossen!«

»Das ist merkwürdig«, entgegnet Critter, während wir den Hügel hinuntergehen. »Wer würde denn dort hingehen und so dummes Zeug machen?«

»Das ist eine sehr gute Frage«, antwortet Leeds, »und ich möchte unbedingt eine Antwort darauf.«

»Vielleicht hat Vance es ja verschlossen, bevor er starb«, werfe ich ein.

»Du meinst, bevor du eine Spitzhacke in seinen Schädel gerammt hast?«, erwidert Critter lachend. »Ehre, wem Ehre gebührt, Junge. Schäm dich nicht für deine Fertigkeiten. Sie sind schließlich alles, was wir in dieser verdammten Apokalypse noch haben.«

»Ja, das hast du schon mal gesagt«, sage ich. »Aber ich bin trotzdem nicht stolz darauf. Zs töten ist eine Sache, aber Menschen töten? Selbst Menschen, die es verdienen? Das liegt einem etwas schwerer im Magen.«

»Das sollte es ja auch«, bestätigt Leeds. »Ein Leben zu nehmen ist schließlich keine beiläufige Sache.«

Critter zuckt mit den Achseln. »Ihr beide könnt euch später gerne noch umarmen. Aber wie wäre es, wenn wir jetzt erst einmal durch den Zaun gehen und sehen, was wir dort finden?«

Einer der Männer holt einen Bolzenschneider hervor und schneidet die Kette durch, wodurch das Vorhängeschloss auf den Bürgersteig fällt. Dann schieben sie das Tor auf und wir gehen zum Betongebäude, in dem die Bedienelemente der Transferstation untergebracht sind. Fenster umrahmen den Mauerabsatz, damit etwas natürliches Licht ins Innere fallen kann, aber davon abgesehen ist dort nur massiver Beton und die Stahltür. Critter versucht die Türklinke herunterzudrücken, doch die Tür ist verschlossen.

»Verdammt«, ruft Critter. »Wer hat den Hammer?«

Einer der Männer tritt jetzt mit einem Schlüsselring und einem Hammer vor. Ich habe wirklich versucht, ihre Namen zu lernen, aber Critter hat deswegen nur die Stirn gerunzelt. Er hat gesagt, dass er wolle, dass seine Jungs von dem Rest von uns unabhängig sind, falls er uns alle irgendwann mal töten muss. Ich bin mir zu fünfundsiebzig Prozent sicher, dass er nur einen Scherz gemacht hat. Der Typ steckt nun einen Schlüssel hinein und schlägt mit dem Hammer darauf herum, während er ihn dreht. Nach drei Versuchen schafft er es tatsächlich, die Tür zu entriegeln.

Leider ist er somit auch der Erste in der Reihe, als die Zs aus dem Gebäude platzen und auf uns losgehen. Der Mann fällt zu Boden und die gezackten Zähne eines Zs in Postuniform reißen ihm die Kehle auf. Er schreit und schiebt das Monster weg, aber dabei wird auch die Hälfte seines Halses mitgerissen. Hautlappen hängen nun zwischen den Zähnen der Kreatur. Blut spritzt in alle Richtungen, wodurch auch noch der Rest der Zs in Rage gerät. Bald werden noch mehr kommen, denn Zs können frisches Blut meilenweit riechen.

»Fuck!«, brüllt Critter, während er einem Z mit seiner Machete den Kopf abschlägt. Der Körper fällt zur einen, der Kopf zur anderen Seite. Die Zähne des Zs knirschen immer noch. Critter tritt den Kopf an die Seite, aber er wird zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt zu ihm zurückkommen.

Leeds hält einen stählernen Teleskopschlagstock, dessen Ende geschärft worden ist, in den Händen. Diesen lässt er nach vorne schnellen, wodurch er komplett ausfährt und dann einrastet. Leeds weicht nun einem Z aus, dann rammt er einem anderen das angespitzte Ende des Schlagstocks ins Auge. Das Ding hört auf, sich zu bewegen, und fällt um, als Leeds den Schlagstock wieder herausreißt. Danach wirbelt er herum und fertigt den Z ab, dem er gerade ausgewichen ist. Anschließend sinkt er auf ein Knie und lässt einen weiteren Z über sich fallen. Das Ding kommt hart auf dem Boden auf und macht einen Purzelbaum.

Ich habe dieses Wort immer sehr gerne gemocht. Ich muss meine Frau Stella mal fragen, woher es wohl kommt. Denn sie ist Lehrerin und wird es wahrscheinlich wissen.

»Jace!«, schreit Critter, als plötzlich drei Zs auf mich zukommen. »Krieg deinen Arsch hoch!«

Ich drifte manchmal etwas ab. Selbst wenn die Zs gerade versuchen, mich zu fressen. Es ist ein Nebeneffekt meiner Denkweise. Denn ich neige dazu mich in meinem Kopf zu verlieren, weil meine Gedanken unaufhörlich umherwirbeln. Aber ich reiße mich zusammen und lasse das Miststück in den Schädel eines Zs sausen, während ich meinen Fuß auf den Bauch eines anderen setze. Mein Fuß gleitet allerdings direkt in seinen Bauchraum hinein. Der Geruch lässt mich sofort würgen und ich kämpfe darum mich nicht übergeben zu müssen, während ich meinen Fuß mühsam wieder aus ihm herausziehe. Verfaulte Gedärme sind nun um mein Bein gewickelt. Ich ziehe das Miststück aus dem ersten Z und schwinge es nun in den Kopf von Gutsy, dem stinkenden Zombie. Die Hälfte seines Kopfes ist bereits ausgehöhlt und er fällt sofort zu einem Haufen zusammen.

Der dritte Z greift jetzt nach meiner Hand, in dem ich das Miststück halte, und will gerade schön hineinzubeißen, als sein rechtes Auge explodiert. Klebriges Zeug ist überall in meinem Gesicht. Ich wische das schwarze Blut weg und schüttele es angewidert von meiner Hand.

»Danke«, sage ich zu Leeds, der gerade den Schlagstock aus dem Schädel des Dings zieht.

»Kein Problem«, erwidert er nickend und wendet sich dem Rest der Zs zu.

Und da sind verdammt noch mal ganz schön viele. Das Gebäude muss voll von ihnen gewesen sein. Irgendjemand wollte uns offenbar unbedingt fernhalten, oder jeden anderen. Aber mein Bauch sagt mir, dass es um unsere spezielle Gruppe von Leuten geht.

Mein Bauch sagt mir auch, dass ich mich unbedingt ducken soll. Also tue ich es, sodass die Arme der Zs über mich hinweggreifen. Ich komme wieder hoch und grabe die Stacheln des Miststücks tief in den weichen Teil unter dem Kinn eines Zs. Nun, das grenzt es irgendwie nicht wirklich ein, denn schließlich sind die meisten Teile eines Zs weich; du weißt schon, wegen des verwesenden Fleisches und all dem. Aber umso weicher desto besser! Ich reiße das Miststück hoch und dem Ding damit den Kiefer ab. Dann lasse ich ihn auf den Schädel der Kreatur hinabsausen.

Finger greifen nach meinem Arm, ich schüttele sie ab und lasse das Miststück in das Gesicht des Übeltäters schnellen. Und schon habe ich einen weiteren Z ausgeschaltet. Jetzt sind es nur noch zwanzig. Scheiße! Critters Jungs geht es gut, aber als ich durch den Maschendrahtzaun hindurchsehe, bemerke ich, dass wir Gesellschaft bekommen haben.

»Noch mehr Zs«, verkünde ich. »Mindestens noch weitere fünfzehn. Sie kommen gerade den Hügel hinunter.«

»Ich sehe ein Dutzend, die von unten hochkommen«, erwidert Leeds und deutet mit seinem Schlagstock in die Richtung, bevor er den Kopf zweier Zs gleichzeitig durchbohrt. Die Köpfe der Zs schlagen gegeneinander; das Geräusch erinnert mich an Kokosnüsse.

»Da drüben sind noch acht«, sagt einer von Critters Leuten.

»Fuck«, murmele ich, während ich zwei weitere Zs ausschalte. »Sollen wir uns ins Gebäude flüchten, um uns in Sicherheit zu bringen? Oder kämpfen wir uns hier raus und kommen dann später wieder?«

»Die Strategie überlasse ich ganz dem Soldatenjungen«, sagt Critter. »Was meinst du, Captain?«

»Jace und ich werden reingehen und uns verstecken«, sagt Leeds. »Wir versuchen herauszufinden, was mit dem Gas los ist. Du teil dich mit deinen Männern in zwei Teams auf. Ein Team lockt die Zs weg, während das andere nach Whispering Pines marschiert und dort Verstärkung holt. Wie hört sich das an?«

»Klingt nach einem guten Plan«, sagt Critter. »Lasst uns aber noch ein paar mehr ausschalten, bevor wir uns auf den Weg machen. Dann haben wir weniger Zs, die sehen, dass ihr da reingeht.« Wir töten daraufhin die Hälfte der Zs in der Station, bevor Leeds und ich ins Gebäude gehen und die Tür hinter uns zuschlagen. Drinnen ist genug Licht, damit wir etwas sehen können, aber Leeds holt trotzdem noch eine Taschenlampe heraus und kurbelt kräftig daran, damit das Licht zum Leben erwacht. Er leuchtet umher und wir beide bedecken instinktiv wegen des Gestanks unsere Nase. Der Ort ist komplett mit Z-Dreck überzogen. Er ist überall auf den Instrumenten und den Bürostühlen, die in die Ecken geschoben worden waren.

»Gott«, sagt Leeds, »sie ja müssen Schulter an Schulter hier drin gesteckt haben.«

»Ich vermute, sie wurden davon angelockt«, antworte ich und deute auf die fast sauberen Knochen, die im Raum verstreut sind.

Der Raum ist vielleicht sechs mal sechs Meter. Ein effizientes Betongebäude, dazu entwickelt, die Bedienelemente der Transferstation zu bewahren und sie vor den Elementen zu schützen. Nicht unbedingt dazu gebaut, damit es gemütlich ist. Ich rolle einen der Stühle an die Wand und stelle mich auf ihn. Ich kann nun aus dem Fenster hinausspähen und sehe dort Critter, der seine Gruppe in zwei einzelne aufteilt. Eine Gruppe macht sich auf den Weg nach Whispering Pines, während die andere anfängt, zu springen und zu schreien. Sie ziehen so die Aufmerksamkeit der Zs auf sich und damit automatisch von uns weg. Ich kann sehen, dass Critter bei der Gruppe geblieben ist, die sie ablenken soll. Manchmal ist der Typ zwar eigennützig, aber er hat Eier.

»Sind sie weg?«, fragt Leeds und beobachtet mich aufmerksam. Das ist die einzige Art und Weise wie dieser Mann etwas beobachtet: aufmerksam. Er ist niemand, der die Dinge dem Zufall überlässt. Wenn es eine Sache gibt, die ich in den letzten zwei Monaten gelernt habe, ist es, dass Captain Walt Leeds gerne informiert sein will. Er übereilt Entscheidungen nicht.

»Jetzt sind sie es«, sage ich, »bis auf ein paar Nachzügler, aber das war ja zu erwarten.«

»Dann sollten wir wohl besser runtergehen«, erwidert Leeds und bedeutet mir, von dem Stuhl zu steigen. »Und versteck dich. Sie sehen unsere Bewegungen hier drin, und dann werden sie herlaufen, um das Ganze zu untersuchen. Dadurch werden nur noch weitere kommen.«

»Japp«, antworte ich lächelnd, als ich auf den verschmutzten Beton trete. »Nicht mein erstes Z-Rodeo.«

»Natürlich nicht«, entgegnet Leeds grinsend, »ich bin einfach nur daran gewöhnt, Befehle zu erteilen.«

»Ich bin verheiratet. Also bin ich daran gewöhnt sie entgegenzunehmen«, meine ich lachend. Dann schaue ich ihn ernst an. »Sag Stella aber nicht, dass ich das gesagt habe. Bitte.«

»Das würde mir doch nicht im Traum einfallen, Jace«, antwortet er und sieht sich nun das Bedienfeld an. »Wahrscheinlich sollten wir aus der Zeit, die uns noch bleibt, das Beste machen und rauskriegen, was es mit der ganzen Sache auf sich hat. Cob hätte daraus schlau werden können. Er war schließlich der Ingenieur des Teams.«

»Ja. Sorry«, sage ich und lege die Stirn in Falten.

»Wofür?«, fragt Leeds, während er mich ansieht. »Du gibst dir doch nicht immer noch die Schuld für Cob und Stick, oder? Falls du das tust, dann schüttele das endlich ab, Stanford. Sie waren Soldaten und sie sind im Kampf gestorben. Es gibt keine bessere Auszeichnung für sie.«

»Nun, da fallen mir wesentlich bessere ein, als den Arsch eines verwöhnten Vorstädters zu retten. Vor allem, da ich euch überhaupt erst in den Kampf verwickelt habe.«

Leeds winkt ab. »Irgendwann hätten wir uns sowieso an dem Kampf beteiligen müssen.« Er atmet tief ein und wendet sich von den Bedienelementen ab, um mich anzusehen. »Hör zu, Jace. Vance war ein Psycho, schlicht und einfach. Er war ein korrupter Banker, der sich selbst als Al Capone der Appalachen bezeichnete. Und das war vor den Zs. Post-Z vielleicht? Er dachte, er wäre ein römischer Kaiser. Und genau so krank und verdreht. Mein Team ist bereits auf mehrere seiner Anhänger gestoßen, die sich in die Nähe von Asheville gewagt haben. Deine Situation mag vielleicht den Zeitpunkt für uns gewählt haben, aber es war unser Kampf.«

»Ja, aber …«

»Kein aber. Spiele die Erinnerung an meine Männer nicht herunter, indem du nach Ausreden suchst. Sie haben dabei geholfen einen gefährlichen Mann zu stoppen, der im Begriff war viele deiner Freunde zu töten. Und in der heutigen Zeit können wir es uns nicht leisten, auch nur ein einziges Leben zu verlieren.«

»Das ist genau der Punkt«, entgegnete ich, »wir konnten es uns nicht leisten, Stick und Cob zu verlieren.«

»Na gut«, sagt Leeds nickend, »ich hab schon kapiert. Und weise das zurück. Sie starben, während sie taten, was sie liebten und wozu sie geboren worden sind. Sie waren Soldaten, genau wie ich. Irgendwann sterben wir nun einmal einen schrecklichen, blutigen Tod. Das ist unser Wesen.«

»Also hast du nicht vor, dich in Boca zur Ruhe zu setzen und bis zur nächsten Apokalypse Golf zu spielen?«

Er grinst. »Nein. Ich denke nicht.«

»Nun, dann knacken wir hier besser mal den Code«, antworte ich und lege meine Finger auf die Steuerkonsole. Angewidert ziehe ich meine Hände weg und wische sie mir an der Jeans ab. Z-Schleim. Ugh.

Die Konsole besteht aus Ziffernblättern, Knöpfen, Hebeln und anderem Zeug, was vollkommen wahllos zusammengeschustert aussieht. Aufschriften und Namen sind verblasst oder mit schmierigem Zeug bedeckt. Vorsichtig wische ich so viel von dem Z-Schleim ab, wie ich nur kann und hoffe, dass dadurch die Bedienung etwas klarer verständlich wird. Wird sie aber nicht. Es sieht weiterhin einfach nur aus wie ein Haufen Zifferblätter, Knöpfe, Hebel und anderem Zeug.

»Was? Ist das noch aus den Fünfzigern?«, frage ich. »Sieht aus wie das Set eines schlechten Sci-Fi-Films.«

»Hier drüben sind USB Ports«, sagt Leeds. »Statt die gesamte Einheit rauszureißen, haben sie diese einfach mit einer Computer-Schnittstelle ausgestattet.«

»Gut, dass der Ort solarbetrieben ist«, erwidere ich, »oder wir wären wirklich am Arsch. Jetzt kann ich einfach meinen Computer einstecken und …oh warte, ich hab ja gar keinen. Halb so wild. Wir sind wirklich am Arsch.«

»Für einen intelligenten Mann kannst du manchmal ganz schön dumm sein«, antwortet Leeds und deutet auf ein Regal auf der anderen Seite des Raums. »Glaubst du, es haben nur Doktoranden in dieser Station gearbeitet? Wahrscheinlich nicht.«

»Handbücher?«, frage ich.

»Handbücher«, bestätigt Leeds. »Wir lesen sie besser, bevor wir gar kein Licht mehr haben.«

»Kein Licht mehr haben?« Ich werfe einen Blick zum Fenster. »Du glaubst nicht, dass sie kommen, um uns abzuholen, bevor es dunkel ist?«

»Nicht ohne ein Fahrzeug«, antwortet er, »was zu viel Lärm machen würde und wodurch wir wieder genau so weit wären, wie vorhin. Wir würden unsere Zeit und Ressourcen verschwenden, um gegen Zs zu kämpfen, statt die Station in Ordnung zu bringen. Nein, sie werden garantiert erst morgen früh zurück sein.«

»Ich wünschte, ich hätte meine Kuscheldecke mit.«

Er nimmt sich nun einen Ordner aus dem Regal und wirft ihn zu mir. »Kuschel damit. Dann sollte dir schnell ganz warm ums Herz werden.«

»Captain, du musst mir zuerst etwas zum Abendessen kaufen. Sonst habe ich nichts zum Warmwerden.« Leeds lacht nicht. »Okay. Gut. War nicht mein bester Witz.«

»Weniger scherzen und mehr lesen!«

»Roger«, antworte ich, während ich mich auf einen der Stühle plumpsen lasse und dann den Ordner aufklappe. »Mehr lesen. Verstanden.«

Es dauert nicht lange, bis ich erkenne, dass mir das Handbuch ohne einen gewissen Zusammenhang nichts sagen wird. Ich schaue zum Regal hoch und sehe einen Ordner, auf dem »Technisches Handbuch« steht. Nützlich. Ich nehme ihn herunter und öffne ihn. Das ist es, was ich brauche! Er ist gefüllt mit grundlegenden Definitionen und Abläufen. Alles, was ich jetzt tun muss, ist dieses Handbuch zu studieren und so habe ich zumindest einen Schlüssel, um den Rest verstehen zu können.

Ich seufze und lasse mich nieder, um diesen Job zu erledigen. Nach ein paar Minuten schaue ich hoch und sehe, dass Leeds mich beobachtet.

»Was ist?«, frage ich.

»Du erinnerst mich nur an meinen Neffen«, erwidert Leeds. »Er hatte genau so viel Verstand wie du. Wie nennst du das?«

»Ich nenne mein Gehirn Steve«, sage ich.

»Nein Klugscheißer. Wie nennst du das, was du da gerade tust?«

»Ich bin ein Generalist«, antworte ich und zucke mit den Schultern. »Ich habe ein Händchen dafür mit nur wenig Recherche so ziemlich jedes Fachgebiet zu verstehen. Ich neige dazu, neue Fertigkeiten schnell zu meistern und dann einfach weiterzumachen. Nicht alles bleibt hängen, aber das Meiste schon.«

»Was bleibt denn nicht hängen?«

»Ich kann zum Verrecken kein Geschenk einpacken«, erkläre ich. »Ich habe es immer wieder versucht. Ich nehme mir Zeit, bin verdammt vorsichtig, aber sie sehen immer so aus, als hätte ein Vierjähriger sie verpackt. Ich verstehe das einfach nicht.«

»Aber das hier ist kein Problem?«, fragt er mit Hinweis auf die Steuerkonsolen.

»Ich weiß es noch nicht«, sage ich und tippe auf das technische Handbuch in meinen Händen. »Ich werde es dich wissen lassen.«

»Tu das.«

»Findest du denn irgendwas?«, erkundige ich mich.

»Nichts, das ich verstehen würde«, meint Leeds. »Ich habe Namen für die einzelnen Bedienelemente gefunden, aber nicht, wozu sie in der Lage sind.«

»Kann ich das einmal sehen?«, frage ich. Er reicht mir sein Handbuch. Ich überfliege es und rolle dann mit meinem Stuhl zur Konsole. Ich lege beide Handbücher nebeneinander hin. »Kann ich dieses hier behalten?«

»Du kannst sie alle behalten, wenn du denkst, dass es dir hilft.«

»Mit diesen beiden könnte ich das Ganze vielleicht wieder hinkriegen.« Ich sehe zu den Fenstern hoch. »Ich frage mich, ob wir die eventuell abdecken können, denn bald werde ich Licht brauchen, und ich möchte nicht, dass dadurch die Zs angelockt werden.«

»Ja, ich weiß«, seufzt Leeds. »Ich habe aber eine Idee.«

Ich habe auch eine Idee, aber ich möchte sie nicht sagen. Es ist kein Spaß. Als Leeds aufsteht und anfängt, den Z-Schleim aufzusammeln, sehe ich, dass er offenbar die gleiche Idee hat wie ich. Ich wende mich wieder den Handbüchern zu, während er damit beschäftigt ist, die Fenster mit klebrigem Zeug zu beschmieren. Bald ist der Raum in ein undeutliches, rötliches Licht getaucht. Leeds ist nun fertig und geht zur Tür, um den Lichtschalter daneben umzulegen.

»Wird das funktionieren?«, fragt er.

»Es wird perfekt funktionieren«, sage ich, »aber ob es die Zs anlocken wird, ist die eigentliche Frage.«

»Wir werden es herausfinden, sobald die Sonne untergeht«, sagt Leeds. Er rollt einen Stuhl zur Tür und lehnt sich in diesem zurück. Seinen Kopf hat er so gedreht, dass sein Ohr direkt auf dem Stahl liegt. »Du machst diese Sache mit deinem Gehirn, und ich tue das, was Soldaten so machen. Wenn ich sie kommen höre, schalte ich die Lichter wieder aus, bis sie abhauen.«

»Und wenn sie nicht weggehen?«

»Dann ist das Studium passé und wir warten im Dunklen, bis es vorbei ist«, sagt Leeds. »Ich würde ja empfehlen zu schlafen, aber ich bezweifle, dass du oder ich schlafen können, wenn die Gefahr besteht, dass Zs klopfen und hereinkommen wollen.«

»Dann lass uns einfach hoffen, dass sie nicht klopfen«, sage ich und fokussiere mich wieder auf die Handbücher.

»Das kann man nur hoffen«, antwortet Leeds.

Ein paar Stunden vergingen, bis ich meinen ersten Durchbruch hatte. Ich drehe mich um und schaue auf die Konsolen, die sich hinter mir an der Wand befinden.

»Etwas gefunden?«, fragt Leeds. Seine Augen sind geschlossen, deshalb hatte ich gedacht, dass er eingeschlafen ist.

»Ich weiß es noch nicht«, sage ich und studiere die Schalttafeln. »Ich glaube schon.«

Ich zeichne die Schalttafel mit meinen Fingern nach, schaue anschließend in die Handbücher und dann wieder zu der Tafel; hin und her.

»Ich war nicht die Ursache dafür, dass sich das Ding abgeschaltet hat«, sage ich. »Da bin ich aber echt erleichtert. Vielleicht wird Brenda jetzt verdammt noch mal die Klappe deswegen halten.«

»Wahrscheinlich eher nicht«, entgegnet Leeds, während er vom Stuhl aufsteht und sich über mich beugt, um sich die Schalttafel anzusehen.

Brenda Kelly ist die Vorstandsvorsitzende der Hauseigentümervereinigung HOA. Ja, trotz der Tatsache, dass Whispering Pines größtenteils niedergebrannt worden war, gibt es immer noch eine Hauseigentümervereinigung. Und das ist noch nicht einmal der überraschende Teil! Brenda hat insgeheim mit Vance zusammengearbeitet. In welchem Ausmaß weiß keiner von uns. Aber trotzdem hat sie mit ihm zusammengearbeitet und das führte letztendlich zum Tod meiner Freunde und Nachbarn.

Dennoch hat der HOA sie wieder zur Vorstandsvorsitzenden gewählt. Warum frage ich mich? Wahrscheinlich, weil sie verängstigte Schafe sind, und weil sie erfolgreich den Glauben an mich untergraben hat, indem sie sich die Tatsache zunutze gemacht hat, dass ich Whispering Pines in die Luft gejagt habe. Natürlich habe ich das nur getan, um jedem zu helfen, und habe lediglich versucht, Vance und seine geisteskranken Gefolgsleute damit aufzuhalten. Das Problem war aber, dass ich einige Tage halb im Koma lag, während sie schon fleißig damit beschäftigt war, ihre Truppen zusammenzuscharen. Eine Abstimmung später und sie hat in Whispering Pines immer noch das Sagen, während ich hier draußen bin, meine Hände von dem ganzen Z-Schleim ganz klebrig sind, und ich versuche herauszufinden, wie man die Dinge für alle besser machen kann. Ganz im Gegensatz zu Brenda Kelly, der fetten Fotze.

Nicht, dass ich den Posten als Vorstandsvorsitzender überhaupt haben möchte. Scheiße nein! Undankbarer Job und voller Bullshit. Manche Leute sind für die Bürokratie einfach gemacht, aber ich bin definitiv keiner von ihnen. Ich denke eher unbürokratisch.

»Jace? Hallo Stanford. Bist du da drin?«

»Was? Tut mir leid«, erwidere ich lächelnd, »ich habe nur gerade im Geiste Brenda gehasst, das ist alles.«

»Hasse sie besser bei einer anderen Gelegenheit«, meint Leeds. »Sag mir lieber, warum du denkst, dass die Sache mit dem Gas nicht deine Schuld war.«

Ich zeige auf ein Diagramm in einem der Handbücher und dann auf die Schalttafeln. »Jede dieser Schalttafeln steuert einen Teilbereich von Asheville. Siehst du?«

Er betrachtet die Schalttafeln und schüttelt dann den Kopf. »Nein, wonach suche ich denn?«

»Siehst du das? Westen. Dieses hier? Osten. Da ist Norden, Süden, das Stadtzentrum etc. Du kannst also jederzeit bestimmte Bereiche abschalten, ohne die ganze Station herunterfahren zu müssen.«

»Das macht Sinn«, meint er nickend. »Also was hast du gefunden?«

»Schau dir diese Schalttafeln an«, sage ich und deute auf alle bis auf eine. Sie sind dunkel und kein Licht blinkt. Die Letzte ist allerdings nicht schwarz, denn etliche der Kontrolllampen darauf blinken. »Sie sind manuell abgeschaltet worden! Die Schalter sind nicht wegen eines Ausfalls deaktiviert worden. Man hat sie absichtlich abgeschaltet. Demnach ist der Ausfall nur lokal. Whispering Pines wurde automatisch abgeschaltet, aber wahrscheinlich an der Hauptleitung und nicht von hier aus.«

»Das hört sich immer noch so an, als wäre es deine Schuld«, beharrt Leeds. »Ich urteile nicht, ich beobachte nur.«

»Ja, ja, du hast recht, aber das Entscheidende ist, dass man es direkt in Whispering Pines reparieren kann. Sobald es sicher ist, das Gas wieder anzustellen, können wir es also vor Ort tun. Wir brauchen nicht mehr extra hierher zu kommen.«

»Was ist denn das da?«, fragt er und zeigt auf das aktive Bedienfeld. »Was steuert das?«

»Den Norden von Asheville«, antworte ich, »und wenn ich recht habe, schließt uns das mit ein, außer wir sind zu sehr an der westlichen Linie, aber eigentlich bin ich mir sicher. Im Augenblick ist das aber auch nicht wirklich wichtig. Was zählt, ist, dass jemand absichtlich jede Region abgeschaltet hat, bis auf diese eine.«

»Also war es ganz sicher Vance«, entgegnet Leeds. »Was wollte er damit nur bezwecken?«

»Ich denke nicht, dass es Vance war«, erwidere ich. »Denk doch mal daran, dass seine Villa unten in Biltmore ist. Er mag vielleicht im Norden von Asheville Fuß gefasst haben, aber die untote Familie des verrückten Arschlochs war noch im südlichen Teil der Stadt. Warum hätte er also die Ressourcen dorthin abstellen sollen? Ich bin mir sicher, er brauchte sie noch für irgendetwas.«

»Neue Spieler?«

»Vielleicht«, antworte ich und zucke mit den Achseln. »Ich habe verdammt noch mal keine Ahnung. Aber darauf konzentriere ich mich jetzt.«

»Studier die Bücher weiter«, sagt er und setzt sich wieder hin, »bis jetzt hast du es großartig gemacht. Bleib dran.«

»Sehr aufmunternde Worte«, erwidere ich lächelnd, als ich aufstehe, alle Ordner nehme und diese vor mir ausbreite.

Leeds schließt die Augen und lächelt ebenfalls. »Ich bin halt ein geborener Anführer. Das ist ganz natürlich.«

Ich stelle fest, dass die Leuchtstoffröhren über mir leicht flackern, und schaue nun über meine Schulter. Es ist dunkel geworden draußen. Daumen drücken, dass ich mir alles zusammenreimen kann, bevor wir das Licht ausschalten müssen.

»Bald werden wir Gesellschaft bekommen«, erwidert auch Leeds.

»Woher weißt du das?«, frage ich und schaue zu ihm hinüber. Seine Augen sind immer noch geschlossen.

Er tippt sich an seine Ohren. »Ich kann sie da draußen bereits hören. Nicht viele, aber genug. Wie läuft es bei dir?«

»Ich denke, ich habe schon ein paar Dinge herausbekommen«, antworte ich. »Wie viel Zeit habe ich denn noch ungefähr?«

»Eine Stunde, vielleicht länger«, schätzt Leeds. »Was hast du denn bereits herausgefunden?«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese Tafeln einschalten und das Gas in die gesamte Stadt zurückleiten kann«, erkläre ich.

»Wollen wir das denn tun?«, fragt er.

»Kann doch nicht schaden«, erwidere ich.

Er öffnet nun ein Auge und sieht mich an. »Wir reden über Erdgas, Stanford. Das kann ganz schön wehtun.«

»Richtig. Mein Fehler«, antworte ich. »Dazu sind Ausfälle da. Wenn etwas mit den Leitungen nicht stimmt, dann schalten sie sich sofort gebietsweise ab.«

»Das ist eine ganz schöne Mutmaßung«, meint Leeds. »Vielleicht waren sie ja auch alle aus einem bestimmten Grund abgeschaltet. Vielleicht war es doch Vance und trotz seiner Villa in Biltmore hat er das Gas absichtlich abgestellt.«

»Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass es nicht so war«, antworte ich. »Ich kann nicht sagen, warum, nur, dass es sich nicht richtig anfühlt. Das scheint einfach nicht sein Stil zu sein.«

»Du hast den Mann nur getötet, Jace«, sagt Leeds. »Ihr habt nicht miteinander rumgehangen und gegenseitig eure Tagebücher gelesen. Du hast doch keine Ahnung davon, was sein Stil ist oder was er gedacht hat.«

»Was bist du? Der Advokat des Teufels? Ich mühe mich hier ab, so gut ich kann. Ich könnte einen Vertrauensschub gebrauchen und keinen Schlag in die Fresse.«

Leeds seufzt und beugt sich nach vorne. Seine Unterarme ruhen auf seinen Knien. Er sieht mich mit diesem stechenden Blick an, den er als Captain immer drauf hat. »Mein Job ist es, Leben zu schützen, nicht geistigen Egos zu schmeicheln. Dein Job ist es, intelligent zu sein und nicht deinem eigenen Ego zu schmeicheln. Wenn ich meinen Job mache und du deinen, dann wird die Scheiße garantiert besser werden. Und wenn einer von uns versagt, dann wird die Scheiße noch beschissener. Ist dieser Vertrauensschub für dich ausreichend?«

»Perfekt«, antworte ich und gebe ihm ein Daumenhoch. »Ich fühle mich jetzt so, als könnte ich alles tun.«

»Gut«, erwidert Leeds. Er legt den Kopf schief und schüttelt ihn dann. »Noch mehr Zs. Die Fenster sind nicht genug verdunkelt. Und sie können uns wahrscheinlich auch hören. Zeit, still zu sein. Du hast vielleicht noch zwanzig Minuten, bis es dunkel wird und wir uns wirklich versteckt halten müssen.«

Ich antworte nicht einmal, sondern studiere einfach weiter die Unterlagen. Erst fünf Minuten, dann zehn Minuten und schließlich zwanzig Minuten vergehen und ich bin mir sogar noch sicherer geworden, dass Vance das Gas nicht abgestellt hat. Aber wer hat es dann getan?

»Ich möchte gerne alles einschalten«, sage ich schließlich, »bevor wir den Rest der Nacht hier im Dunkeln herumsitzen.«

Leeds beobachtet mich eine sehr lange Zeit. »Bist du dir wirklich sicher?«

»Nein«, antworte ich ehrlich. »Ich bin mir nie über irgendetwas sicher, aber trotzdem fragt mich jeder, ob ich es ergründen kann. Wir werden dieses Risiko wohl eingehen müssen.«

»Und warum sollen wir alle einschalten?«

Das ist eine gute Frage. Warum? Warum lassen wir sie nicht einfach ausgeschaltet, zumal die Leitung, die (wahrscheinlich) Whispering Pines speist, sowieso noch offen ist?

»Weil ich es kann«, sage ich schließlich, »und weil es andere Überlebende geben könnte, die vielleicht gerade in ihren Kellern im Osten von Asheville kauern und das Gas dringend brauchen, um die nächsten Tage überstehen zu können. Wenn es nicht bereits zu spät ist.«

»Es ist die Apokalypse, Jace«, erklärt Leeds. »Wenn sie nicht herausfinden können, wie sie ohne Erdgas überleben, dann werden sie sowieso nicht lange überleben, egal was wir tun.«

»Gib mir wenigstens eine Chance«, antworte ich. »Ich werde uns schon nicht in die Luft jagen.«

»Natürlich.«

»Ernsthaft«, sage ich und zeige ihm ein Diagramm und einen Absatz darunter. »Die Transferstation hat Rückflussregler. Wenn etwas schief gehen sollte, ist dieser Ort trotzdem absolut sicher. Wir müssten ein Rohr aufbrechen und ein Streichholz direkt hineinfallen lassen, um hier einen Schaden anrichten zu können.«

Eine weitere Minute starrt Leeds mich stumm an.

»Captain?«, frage ich. Jetzt kann ich die Zs draußen ebenfalls hören. Ihr Stöhnen wird immer lauter. Ich weiß nicht, wie viele da draußen sind, aber es sind genug, um unsere Stimmen zu hören. Wir müssen uns jetzt sofort entscheiden.

»Na schön«, meint Leeds. »Dann tu es.«

»Cool«, sage ich lächelnd. »Wünsch mir Glück.«

»Nein«, erwidert Leeds. »Glück hat besser nichts damit zu tun.«

Ich nicke und betrachte zuerst die Handbücher und dann die Schalttafel. Langsam und vorsichtig, beginne ich die Schalter umzulegen. Systematisch gehe ich von einer Schalttafel zur nächsten und schalte sie nacheinander ein, bis irgendwann die gesamte Steuerkonsole blinkt und flackert.

»Da«, erkläre ich lächelnd und reibe mir die Hände, »Asheville hat wieder Gas.«

»Gut«, sagt Leeds. Er greift hinüber, schaltet die Deckenbeleuchtung aus und taucht uns so in eine Dunkelheit, die nur von der Konsole unterbrochen wird. »Jetzt schlaf etwas und ruh dein Gehirn aus. Morgen früh werden wir garantiert ein bisschen töten müssen, da bin ich mir sicher.«

Ich versuche, es mir in dem rollenden Stuhl gemütlich zu machen, aber es funktioniert einfach nicht. Ich denke kurz darüber nach, mich auf den Boden zu legen, aber die Menge an Z-Schleim schreckt mich ehrlich gesagt ab. Es wird wohl eine lange Nacht werden.

Dann ertönten plötzlich die Explosionen. Es waren nicht gerade wenige. Irgendwo in der Stadt in Richtung Osten.

»Long Pork«, knurrt Leeds.

Verdammt!

Kapitel 2

»Links von dir«, ruft Julio, während er sich zur Seite dreht und einen Speer in die Augenhöhle eines Zs rammt, der gerade auf ihn zustolpert. Er dreht den Speer und schleudert den Z damit auf einen stetig größer werdenden Leichenhaufen, der mittlerweile den Eingang von Whispering Pines füllt.

Julio ist ein kleiner Mann spanischer Herkunft. Der Teil seines Körpers, der nicht durch sein schwarzes Shirt bedeckt ist, ist voller schwarzer und blauer Tätowierungen. Sie reichen über seine kompletten Arme bis hoch zu seinem Hals. Sein Kopf ist bis auf einen dünnen, kurzen Irokesenschnitt rasiert. An seinem Gürtel und an seinem rechten Bein festgebunden, befindet sich ein übel aussehendes Kurzschwert. Aber der Speer war nun mal besser dazu geeignet, die Zs niederzustrecken, die in Reichweite waren.

Die Person, mit der er gerade spricht, ist Elsbeth. Sie hält nicht inne, um zu antworten, sondern wirbelt herum und köpft einen Z mit einem der zwei geschwungenen Langschwerter, die sie in den Händen hält. Sie tritt den Kopf und den fallenden Körper daraufhin in Richtung des Haufens, ist dabei aber nicht so präzise wie Julio. Sie ist eine große, junge Frau und äußerst schön. Ihr Haar ist kurz geschnitten und unter dem Hello-Kitty-Basecap versteckt. Das ärmellose Tank-Top, das sie trägt, zeigt ihre muskulösen Arme und sie bewegt sich mit der Anmut einer Katze. Einer sehr tödlichen Katze.

»Versuchst du überhaupt, den Haufen zu treffen?«, fragt Julio amüsiert, während er einen weiteren Z aufspießt und ihn auf dem Haufen entsorgt.

Elsbeth zuckt mit den Schultern, als sie sich unter den ausgestreckten Armen eines Zs hinwegduckt. Als sie wieder hochkommt, dringt ihre Klinge in das Kinn des Zs ein und durchsticht danach seinen Schädel. Der Kiefer des Dings kann sich so nicht mehr öffnen und es wird still, als sie die Klinge wieder herauszieht und den Z wegtritt. Er geht abermals knapp an dem Stapel vorbei. Elsbeth schaut über ihre Schulter zu Julio und lächelt. Der Zustand ihrer Zähne ist alles, was ihre Schönheit trübt, aber als Kannibale großgezogen zu werden, widerspricht nun mal leider der richtigen Mundpflege.

»Ich töte sie schon«, erklärt Elsbeth. »Lass die anderen dann wenigstens aufräumen.«

»Es sei denn, wir werden später diejenigen sein, die hier aufräumen müssen, weil die Hälfte des Lagers heute zurück zur Farm gegangen ist«, meint Julio. »Wir haben nicht mehr viele Leute, bis die neue Mannschaft in zwei Tagen erscheint.«

»Warum müssen wir denn dann die ganze Arbeit machen?«, fragt Elsbeth und jammert dabei ein wenig herum. Die meisten würden es wahrscheinlich gar nicht bemerken, aber seit genau zwei Monaten kämpfte Julio nun schon mit ihr Schulter an Schulter. Deshalb nahm er es sofort wahr.

»Weil wir es richtig machen!«, antwortet Julio. »Besser wir als einige dieser faulen Ärsche, für die wir das tun. Wir hätten sowieso zurückkommen müssen, um den Job richtig zu beenden.«

»Ich mag keine faulen Ärsche«, sagt Elsbeth, schlägt mit beiden Schwertern um sich und trennt mühelos Z-Köpfe von Z-Körpern ab. Sie bemüht sich nicht einmal sonderlich, die Körper und Köpfe in Richtung des Haufens zu schieben. »Sie sollten härter arbeiten. Nicht wir … sie. Diese beschissenen, rotznäsigen Furzgesichter.«

»Du hängst echt zu viel mit den Kindern herum«, meint Julio lachend, während er einem Z den Speer in den Bauch rammt. Dann dreht er diesen etwas zur Seite, um zwei Zs abzublocken, die sich ihm gerade von links nähern. Elsbeth rückt sofort an und trennt allen Dreien die Köpfe ab. Julio reißt danach den Speer wieder heraus und sticht jedem noch einmal in den Schädel. Dadurch beendet er ihr knirschendes Wühlen. Auch wenn sie schon von ihren Körpern getrennt sind, versuchen die Zs immer noch, etwas Menschenfleisch zu erwischen. Der einzige Weg, sie vollkommen zu stoppen, ist, das Gehirn zu zerstören. Das ist die normale Vorgehensweise bei einer Zombie-Apokalypse.

»Na und?«, fragt Elsbeth. »Die Kinder sind wenigstens unterhaltsam.«

»Nicht so unterhaltsam wie ich«, erwidert Julio grinsend und sieht Elsbeth intensiv von oben bis unten an. Er liebt es, wie sich ihr Shirt zwischen ihren Brüsten und am Bauch mit Schweiß vollsaugt.

»Nein«, sagt sie grinsend zurück. »Lange nicht so unterhaltsam wie du. Heute Abend werden wir aber Spaß haben, nicht wahr? Letzte Nacht bist du ja einfach eingeschlafen.«

»Ich war müde, El«, rechtfertigt sich Julio. »Wir haben den ganzen Tag damit verbracht, Zs zu töten. Ein Mann braucht eben auch einmal seine Ruhe.«

»Und ein Mädchen braucht ihren Spaß«, kontert Elsbeth. »Heute Abend wird nicht geschlafen!«

»Du bist so grausam«, entgegnet Julio lachend, »aber ich denke, ich kann damit umgehen.«

»Versprochen?«

»Ich verspreche es. Heute Abend wird nicht geschlafen!«

Elsbeth weicht vom Eingang von Whispering Pines zurück und schaltet erst einen und dann insgesamt fünf Zs aus, bevor sie sich wieder zurückzieht. Julio gesellt sich zu ihr und tötet ebenfalls drei. Einen Moment lang stehen sie da und blicken auf all die Z-Leichen hinab, die den Highway 251 mittlerweile übersäen. Die Sonne geht gerade unter und der French Road River gegenüber des Highways, der fast zwanzig Meter vom Eingang entfernt ist, beginnt, das orange-rote Glühen des Himmels zu reflektieren.

»Hübsch«, meint Elsbeth.

»Ich kann nicht glauben, dass du die Special Forces Ausbildung abgelehnt hast, um ein Teil dieser Mannschaft zu werden«, sagt Julio. »Du bist echt verrückt.«

»Verrückt nach dir«, erwidert Elsbeth und packt nun seinen Arsch. »Mmmmm. Und außerdem schreit Platt ganz schön viel, und ich mag diese Schreierei nun mal nicht.«

»Wie wäre es stattdessen mit etwas Gebrüll?«, fragt er mit einem Augenzwinkern. »Ich weiß, dass du es magst zu brüllen.«

Julio nimmt sie hoch in seine Arme und küsst sie fest. Ihre Hände kneifen ihm fester in den Arsch und Julio springt hoch. Sie drückt sich an ihn und umschlingt mit einem Bein seine Hüfte. Ihre Münder kleben aneinander, hungrig vor Leidenschaft.

»Jesus«, ruft John, als er und Stuart um die Kurve kommen. »Könnt ihr nicht warten, bis ihr in eurem Zelt seid?«

»Und euch sauber gemacht habt«, fügt Stuart hinzu. »Ihr seid vollkommen mit Z-Schleim bedeckt.«

Elsbeth drückt sich von Julio weg und lächelt die beiden Männer an. »Heute Abend wird er nicht einschlafen. Ich werde stattdessen stundenlang auf ihm sein.«

Julio schüttelt den Kopf, nimmt ihre Hand und zieht sie zu dem neuen Tor, das am Eingang von Whispering Pines offen steht. Es ist nicht so groß oder sicher wie das ursprüngliche Tor, aber in den meisten Fällen hält es die Zs trotzdem draußen. Es ist gut genug, dass alle in Whispering Pines eine erholsame Nachtruhe haben können, während nur ein paar Wachen im Dienst sind.

»Du bist wirklich ein glücklicher Bastard«, sagt John zu Julio, während er ihm folgt und das Tor schließt, sobald auch Stuart drin ist. Er und Stuart legen nun verstärkte Balken über das Tor und sichern es so für die Nacht.