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Wer ist die geheimnisvolle Fremde, die an allen möglichen Orten auftaucht, um dann genau so plötzlich wieder zu verschwinden, wie vom Erdboden verschluckt ? Das fragt sich die junge Journalistin Manja, deren behütetes Dasein völlig auf den Kopf gestellt wird, nachdem diese seltsame Frau in ihr Leben getreten ist. Sie nennt sich Dana...behauptet aber, nicht nur Dana zu heißen, sondern auch eine Dana zu SEIN...Mehr noch...diese Fremde scheint Manja sehr gut zu kennen...und obwohl Manja diese Frau noch nie zuvor gesehen hat, fühlt sie doch eine unerklärliche Verbundenheit zu ihr...aber auch Furcht. Die Fremde kündigt an, sie sei gekommen, um Manja mitzunehmen...in die Zukunft...so behauptet sie jedenfalls. Sie erzählt wirre Geschichten, aus längst vergangenen Zeiten, behauptet gar, mit Menschen gesprochen zu haben, die seit Jahrtausenden tot sind... Doch da ist Niklas, der Mann, mit dem Manja eine tiefe Liebe verbindet, und den sie niemals verlassen würde. Zusammen versuchen sie, dem Geheimnis der seltsamen Fremden auf die Spur zu kommen. Schließlich werden ihre besten Freunde, zu denen auch der weltbekannte Archäologe Thomas Klingenberg gehört...in eine schier unglaubliche Geschichte hineingezogen. Und...warum benehmen sich Manjas Mutter...und ihr Onkel Klaus so seltsam ? Was verschweigen sie ihr ?... Doch dann...einige unglaubliche Abenteuer später, muss Manja sich eingestehen, dass ihre Lebensgeschichte auf einer großen...wenn auch barmherzigen...Lüge aufgebaut wurde...und sie wird herausfinden...WER sie wirklich ist.....
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Seitenzahl: 643
Veröffentlichungsjahr: 2015
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2917 Letzter Tag auf der Erde
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2917. Die letzten Stunden.
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Nachwort
Danksagungen
Es musste etwa um die Mittagszeit sein, als sie landeten. In früheren, weit zurückliegenden Zeiten, wählten sie stets die Dunkelheit, um neugierigen Blicken zu entgehen, und auch das war nicht immer gelungen.
Aber das war jetzt nicht mehr nötig, denn Menschen gab es auf der Erde schon lange nicht mehr, seit sie sich vor etwa 900 Jahren selbst ausgelöscht hatten. Die verheerenden Waffen, die sie angewendet hatten, sorgten gründlich dafür, dass jegliches Überleben unmöglich geworden war, und selbst den Wenigen, die ein sicheres Versteck gefunden hatten, als die Raketen jaulend durch die Luft dröhnten, war ein Weiterleben nicht möglich gewesen, zu vernichtend hatten die tödlichen Waffen zugeschlagen. Die nachfolgenden Naturkatastrophen hatten das Ihrige getan, Stürme, meterhohe Wasserwände, Feuersbrünste und Erdbeben hatten das Antlitz der Erde für immer verändert. Tagelang hatte das Inferno gewütet, zerstört, vernichtet, gebrüllt. Dann war es still!
Hier und da waren zitternde, verängstigte, vor Angst halb wahnsinnige Gestalten aus Erdlöchern oder Höhlen ins Freie gekrochen, nur um nach einigen Atemzügen in der verpesteten Luft elendiglich zu krepieren.
Jetzt war die Luft wieder rein, die Gewässer wieder sauber und kristallklar, Messungen hatten das ergeben, und deshalb waren sie zurückgekommen.
Enki machte einen letzten Erkundigungsgang durch das Raumschiff, betrat die Räume, in denen die Passagiere schlafend in ihren bettenähnlichen Behältern lagen, die es ermöglicht hatten, sich langsam an die Schwerkraft zu gewöhnen.
Versonnen betrachtete er sie, diese zwanzig Männer und Frauen, Nachkommen der letzten Menschen, die sie damals eingesammelt hatten, bevor das große Vernichten begonnen hatte.
Sie waren auserwählt worden für den Neuanfang, würden sie sich dieses Mal anders entwickeln? Nun, die Zeit würde es zeigen.
Ein Geräusch riss ihn aus seiner Versunkenheit heraus, schnell drehte er sich um. „Ach du bist es mein Sohn , hast du angenehm geruht?“
Marduk antwortete mit einem leichten Nicken seines kahlgeschorenen Kopfes, den nur ein langer zu einem Zopf geflochtenen Schweif, schwarzen Haares schmückte.
„Und du selbst mein Vater, wie geht es dir nach dieser langen Reise, bist du aufgeregt?“
Enki lachte verhalten. „Du weißt mein Sohn, ich habe diesen Planeten immer besonders geliebt, die Menschheit lag mir stets am Herzen, wirkte ich doch selbst an ihrem Werdegang tatkräftig mit. Ach... mit Wehmut denke ich an meine erste Stadt, die ich hier erbaute, Eridu!“
Er straffte entschlossen seine Schultern. „Nun komm, mein Sohn, lass uns einen ersten Erkundigungsgang machen, und sag den Betreuern Bescheid, dass sie ihre Schützlinge jetzt vorsichtig aufwecken sollen. Aber sie sollen noch an Bord bleiben, ich muss mir erst noch überlegen,
wie ich vorgehen werde, schließlich betreten sie hier das erste Mal festen Boden, nicht wahr?“
Damit drückte er einen Knopf seiner Uniform und lautlos öffnete sich eine Luke, die ins Freie führte.
Festen Schrittes schritt er die Rampe herunter, Marduk folgte ihm etwas zögerlich. Doch kaum hatten seine Füße den mit Gras und Blumen übersäten Erdboden berührt, hatte er seine ersten Atemzüge in dieser herrlich frischen köstlichen Luft getan, ließ er seine Zurückhaltung sausen, streckte seine Arme begeistert nach in die Luft, drehte sich einmal um seine Achse und ließ seiner Freude freien Lauf indem er einen hellen Jauchzer ausstieß.
„Ach Vater, ich hatte vergessen, wie herrlich es hier ist, schau dich nur um, wie sich die Natur erholt hat, sieh dir diese Pflanzenvielfalt an, diese Bäume dort hinten! Sehe ich da sogar Sträucher mit den uns bekannten Früchten?“
Eilig machte er sich auf den Weg, die Büsche zu erkunden, die er gerade entdeckt hatte.
Enki schaute seinem Sohn milde lächelnd hinterher. Man könnte denken, er wäre gerade der Kindheit entwachsen, dachte er, dabei ist er mehrfacher Ur-Ur-Ur- Ur Großvater und damals, als wir diesen Planeten nach so vielen Fehlschlägen wieder verließen, sah er auch so aus, genau wie ich und die anderen, die so lange Zeit hier gelebt hatten. Viele viele tausend Jahre dauert unsere Lebensspanne auf unserem Heimatplaneten, hier auf der Erde jedoch machte uns die schnelle Umlaufbahn, das starke Sonnenlicht zu schaffen. Unser Biorhythmus konnte sich daran nicht gewöhnen, und wir alterten schneller, nicht so schnell wie die Menschen, bei Weitem nicht, aber es war dennoch unangenehm und belastend. Zum Glück konnte ein Elixier, hergestellt von den Weisen unseres Planeten, uns wieder in unseren normalen Zustand zurückversetzen, dem jeweiligen Alter gemäß, das auf Nibiru so ganz anders abläuft als auf der Erde.
Er lächelte vergnügt in sich hinein, als er daran dachte, dass die Menschen sie damals für Götter gehalten hatten, da sie dachten, sie seien unsterblich, da sie damals viele, sehr viele Generationen, der Menschheit überlebt hatten. Gestorben waren sie nur in den von ihnen angezettelten Kriegen, oder sogar durch Mord.... Ihn schauderte! Damals war sichtbar geworden, dass Marduk ganz und gar nicht kindlich war, sondern, hart, verbittert, und brutal.
Hatte er nicht seinen eigenen Bruder, den von Enki, und auch seiner Frau Ninki so sehr geliebten Sohn Dumuzi zu Tode gebracht??
Sicher, es hatte eher wie ein Unfall ausgesehen, und doch.......Zweifel würde es wohl immer geben!
Energisch schüttelte er die betrüblichen Erinnerungen ab. Was geschehen war, konnte nicht rückgängig gemacht. Man musste es hinnehmen, ob man wollte oder nicht.
Staunend schaute auch er sich auf dem Landeplatz um. Es hatte sich gelohnt, fürwahr, das hatte es.
Kurz nach der vollständigen Vernichtung damals hatten sie den Planeten von seinen giftigen Stoffen wieder gereinigt, hatten die Samen, welche auf diesem Planeten gut gediehen, erneut ausgesät. Die neuen Flussläufe und die Ozeane, die sich in natürlicher Weise wieder bildeten, hatten sie nicht verändert, die Natur selbst sollte nach der Entgiftung und der Neusaat selbst entscheiden, sich nach eigenen Gutdünken entwickeln, und das war geschehen. Das Ergebnis war einfach atemberaubend.
Mehrere tausend Menschen aus allen Teilen der Welt hatten sie damals gerade noch rechtzeitig evakuiert, auf einem anderen erdähnlichen Planeten angesiedelt, und versprochen, sie beizeiten wieder zurück zu bringen. Dennoch, über die Jahrhunderte hinweg, hatten sie ihre alte Heimat fast vergessen, so das sie ihre neue Welt gar nicht mehr verlassen wollten...!
Mittlerweile hatten sie sich eine recht ansehnliche Kultur aufgebaut, und um ihre Herkunft rankten sich bereits Legenden, die der Wahrheit zwar recht nahe kamen, jedoch hatte sich bereits ein Schleier über die wahren Ereignisse gelegt, wie das halt immer so geschieht innerhalb der verschiedenen Generationen.
Ihre aggressiven Gelüste hatten sie allerdings noch immer nicht ganz abgelegt, aber es waren immer einige Abgesandte vor Ort, die beobachteten, was geschah. Nochmals durfte sich solch ein Szenario in diesem Sonnensystem nicht wiederholen, hatte es damals doch Auswirkungen auf viele umliegende Planeten gegeben, die nicht wenige Schwierigkeiten hervorgebracht hatten.
Und doch....Enki stieß einen tiefen Seufzer aus! Diese kriegerischen Gene waren der damaligen Menschheit schließlich von ihnen selbst mitgegeben worden, und auch die Bekanntschaft mit tödlichen Waffen hatte man ihnen erst beigebracht, um sie in den eigenen Machtkämpfen zu benutzen... Wie begeistert sie damals gewesen waren, diese naiven, schnell zu beeinflussenden kindlichen Erdlinge...... Den Göttern zu dienen, das eigene Leben für sie zu opfern, welch eine Ehre, welch eine Gelegenheit, sich tapfer und heldenhaft zu zeigen.
Wieder ein tiefer Seufzer. Dieses Mal würde man ihrer natürlichen Entwicklung jedenfalls ihren freien Lauf lassen, und niemand würde sich wieder einmischen, das hatte er sich geschworen.
Zuviel Unheil war passiert, das sollte sich auf keinen Fall wiederholen, es war so unendlich viel wieder gutzumachen....
Marduk kam aus einem nahe gelegenen Wald herangeschlendert. In der linken Hand hielt er wunderbar duftende Früchte, während er mit der anderen genüsslich einen Pfirsich verspeiste, er hatte schon immer einen gesunden Appetit gehabt.
„Es ist einfach unglaublich Vater, sie dir diese Früchte an, sie sind köstlich, probier mal diese Trauben, du wirst staunen, sie sind denen aus der Vergangenheit ganz ähnlich, und doch viel nahrhafter. Weißt du, eigentlich könnten wir doch.....“
Enki sah ihn scharf von der Seite an. „Nein“!
Damit drehte er sich um, und kehrte zum Raumschiff zurück. Wie ein Fremdkörper, der es ja auch war, ruhte es in dieser lichtdurchfluteten Ebene, umgeben von Fora und Fauna aller Art. Auch für einen geringen Tierbestand war gesorgt worden, in der Luft flogen zwitschernde Vögel.
Er betrat das Schiff, und rief nach den Betreuern. Iddal, Urmo und Kara erschienen.
„Sind sie wach?“
Ja, Herr, alle sind geweckt worden, haben bereits Nahrung erhalten, und sind wohlauf, allerdings sind sie ziemlich verwirrt, sie kennen den Stillstand nicht,“ antwortete Urmo.
„Ja natürlich,“ antwortete Enki lächelnd. „Sie sind alle auf dem Schiff aufgewachsen, kennen keine andere Heimat, aber jeder von ihnen ist wohlausgebildet, in Schrift, Mathematik, Handwerk und ihre künstlerischen Talente sind alle sehr gefördert worden. Das sollte ein gutes Fundament für einen Neuanfang sein, meinst du nicht auch Kara?“
Die Angesprochene zuckte kurz zusammen, als ihr Name fiel. „Ja, natürlich Herr,“ stotterte sie wobei sie heftig errötete. Kara war sehr schüchtern, und kümmerte sich am liebsten um ihre Schützlinge, denen sie sehr verbunden war. Für diese Reise war sie extra ausgewählt worden, weil sie sich so sehr in die Menschen hineinversetzen konnte, denn sie weinten oft, wenn sie sich ängstigten, und nur Kara war dann in der Lage sie wieder aufzuheitern. Die anderen Besatzungsmitglieder verstanden diese Gefühle einfach nicht, und waren völlig hilflos, wenn die starken Emotionen der Menschen zutage traten, denn sie selbst kannten so etwas einfach nicht.
Kein Wunder, dachte Enki , gab es doch in Karas Ahnenreihe einen, oder sogar mehrere Menschen, was sie selbst allerdings nicht wusste, und auch nicht zu erfahren brauchte.
„Nun denn, warum schaust du dann so bedrückt drein,“ fragte er verwundert. „Nummer 12 wollte gestern gar nichts essen,“ meinte Kara, „sie sagt, es sei ein komisches Gefühl in ihrem Bauch, und ich mache mir Sorgen, weil...“
„Schon gut, das ist ganz normal, es kommt vom plötzlichen Stillstand des Schiffes, manche Menschen sind da sehr empfindlich. Das Gefühl in seinem Bauch rührt vom Magen her, man nennt es Übelkeit, aber Kara, das solltest du doch eigentlich wissen, bist du nicht in der Anatomie der Menschen ausgebildet?“
Er bekam keine Antwort, doch die Röte im Gesicht der Angesprochenen vertiefte sich, Kara war immer sehr verlegen, wenn sie mit Enki sprach, oder getadelt wurde.
„Nun denn,“ Enki klatschte in die Hände, „dann wollen wir mal nach unseren Gästen sehen, und sie mit ihrer neuen Heimat bekannt machen.“ Innerlich ärgerte er sich. Karas menschliche Gene kamen mitunter voll zum Vorschein, diese Schüchternheit, diese dauernde Verlegenheit war völlig untypisch für einen Nibiruianer.
Entschlossen betrat er den Schlafraum, die anderen drei in seinem Schlepptau. Zwanzig Augenpaare schauten ihn erwartungsvoll an, sie alle kannten ihn gut, und sie mochten ihn, denn stets war er gütig und freundlich zu ihnen gewesen.
Enki schaute sie der Reihe nach an, zehn junge Frauen, zehn junge Männer, alle zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahre alt. Einige blond, einige braunhaarig, und andere besaßen einen tiefschwarzen Schopf. Manche hatten blaue Augen, andere wiederum rehbraune, oder sogar schwarze, aber alle waren ausnehmend wohlgestaltet und hatten ausdrucksstarke gleichmäßige Gesichtszüge.
Ihre Hautfarbe war hell, denn Sonneneinwirkung kannten sie noch nicht, aber das würde sich ja bald ändern. Alle trugen sie einen enganliegenden braunen Overall, auch das musste noch verändert werden, sollten sie doch ihre eigenen Vorlieben auch hinsichtlich der Kleidung entwickeln.
Enki dachte an ihre Eltern, sie waren bei verschiedenen Anlässen ums Leben gekommen, darunter mehrere schwangere Frauen, deren Geburt kurz bevorgestanden hatte. Die Babys wurden in einer Notoperation gerettet, und er hatte sich ihrer sofort angenommen, eine Kinderstation in seinem Raumschiff eingerichtet, und war als das Letzte vor achtzehn Jahren geboren wurde, sofort losgeflogen. Die ältesten waren zu jenem Zeitpunkt schon sieben Jahre alt gewesen, kannten jedoch nur das Leben im Schiff, welches sich ständig im Weltraum aufhielt, hierhin flog, dorthin flog, und nur kurz halt machte, um wieder einen neuen Säugling an Bord zu nehmen. Als sie komplett waren, nahm es Kurs auf die Erde, und jetzt begann ein ganz neues Leben für die Zwanzig.
Enki räusperte sich verhalten, und begann dann mit seiner Ansprache. „Seit vielen Jahren sind wir nun unterwegs, heute aber sind wir endlich angekommen. Eure neue Heimat ist wirklich wunderschön, so wie ich es ja versprochen hatte, ich denke, wir verlassen jetzt alle zusammen unser Schiff und schauen uns einmal um, was meint ihr dazu?“ Als alle erwartungsvoll nickten, ging er auf die Luke zu, und winkte ihnen ihm zu folgen. Zögernd verließen sie das Schiff, schauten sich mit großen Augen erstaunt um. Zunächst standen sie noch verschüchtert eng beieinander, dann waren die ersten entzückten Ausrufe zu hören.
Einige bückten sich, um mit den Händen über den mit saftigem Gras bedeckten Boden zu streichen, andere liefen umher, um Bäume, Büsche und Blumen zu berühren. Sie alle sogen mit tiefen Atemzügen die wundervolle Luft in ihre Lungen.
„Enki schaute ihnen eine Weile zu, während Kara beobachtend neben ihm stand. „Es scheint ihnen zu gefallen, Herr,“ meinte sie erleichtert. „Das will ich doch hoffen,“ brummte er, „schließlich ist es ihr angestammter Heimatplanet, nicht wahr?“
Endlich kamen einige der jungen Menschen zu den beiden zurückgerannt. „Ist das ein Stein?“ fragte einer, „Sind das dort hinten Bäume?“ Ist das dort vielleicht ein Vogel?“ Die Fragen kamen atemlos und begierig nach Bestätigung, denn sie alle hatten diese Dinge schon gesehen, allerdings nur in Büchern, Über viele Jahre hinweg, hatte man sie auf ihre neue Heimat vorbereitet, jedoch sahen sie es an diesem Tage zum ersten Mal in Natura.
„Hier ist es wunderschön,“ jauchzte ein Junge von ungefähr achtzehn Jahren, „hier will ich bleiben, ich hatte es mir nicht so vorgestellt, so...so eeeecht!“ schrie er begeistert, während er einen jungen Baum umarmte.
„Es ist echt, mein Junge, das kannst du mir glauben,“ versetzte Marduk der sich zu ihnen gesellt hatte trocken. Nach einer Weile klatschte Enki energisch in die Hände. „Alle mal herkommen,“ rief er laut, denn Einige hatten sich schon weit entfernt, immer neue Wunder zu entdecken. Als die Gruppe wieder komplett war, begann er zu sprechen:
„Dies ist also der Planet Erde, eure Heimat. Hier werdet ihr von nun an wohnen, Unterkünfte bauen, Gärten anlegen, und Familien gründen. Ihr habt während unserer langen Reise bereits viel über diesen Planeten gelernt, nun müsst ihr anfangen zu entdecken, und lernen, für euch selbst zu sorgen. Wir alle werden für einige Zeit hier bleiben um euch alles beizubringen, was ihr wissen sollt, über Anbau, Tierzucht, und was ihr sonst noch lernen müsst, um hier eine neue glückliche Gemeinschaft zu gründen.
Aber... zunächst müsst ihr alle Namen bekommen, die Zeit der Nummern ist vorbei.
Es gehört sich einfach, dass Lebewesen, besonders solch intelligente, wie ihr es seid, einen Namen tragen. Hier habe ich eine Liste mit den Vornamen, die zur Zeit der großen Vernichtung von den Menschen, die damals die Erde bevölkerten oft benutzt wurden. Man nannte das damals „in Mode sein“ Jeder von euch darf sich einen Namen aussuchen, der ihm gefällt,“ damit setzte er sich auf einen großen Stein, und zeigte ihnen ein eng beschriebenes Blatt Papier, auf denen nach dem Alphabet jede Menge Vornamen aufgelistet waren.
Alle setzten sich um ihn herum auf den weichen Grasboden. Enki reichte das Blatt einer jungen Frau mit braunen Haaren und leuchtend blauen Augen, die ihm am nächsten saß. Dann gab er Urmo einen Wink, und dieser zog eine große Anzahl gleicher Blätter aus seiner Umhängetasche und reichte jedem ein Exemplar.
Begierig nahmen sie die Namenslisten entgegen und vertieften sich darin. „Ich möchte Lisa heißen,“ rief Nr. 17, ein Junge mit einem tiefschwarzen Lockenschopf. Enki musste ein Lächeln verbergen. „Das geht nicht, mein Junge, das ist ein weiblicher Vorname, schau dir nur die Liste an, auf denen steht MÄNNLICHE BEZEICHNUNGEN, das gleiche gilt für die Mädchen, schaut dort nach, wo steht WEIBLICHE BEZEICHNUNGEN, also los, nur zu, schau noch mal genauer nach, und wählt alle sorgfältig, denn dieser Name wird für immer eure neue Bezeichnung sein.“
Der Lockenschopf hatte sich schnell entschieden.
„Johannes!“ rief er triumphierend, so möchte ich genannt werden, es klingt gut finde ich und passt irgendwie zu mir, ich glaube, ein Johannes sollte so wie ich sein, meinst du nicht auch Nr. 15?“ Das angesprochene Mädchen warf ihm einem empörten Blick zu, lächelte dann versöhnlich und sagte:“ Maja bitte.... ab heute heiße ich Maja, du.... Johannes du! Ist das in Ordnung?“ Der Junge nickte beeindruckt mit dem Kopf. „Maja...Maja! Das hört sich wirklich gut an, du Maja...du,“ erklärte er lachend.
Nach und nach hatten sich alle für einen Namen entschieden, den sie fortan zu tragen gedachten, und gaben ihre Wahl laut rufend bekannt.
Enki bedeutete Urmo mit einem Wink alles aufzulisten, dann nahm er die neue Liste wieder in Empfang.
„Also, ich rufe jetzt alle notierten Namen auf, und der ab heute so Genannte hebt kurz die Hand“
Die erwählten Mädchennamen lauteten Maja, Andrea, Alexandra, Antonia, Dana, Kathrin, Anna, Tabea, Tina, und Sophia.
Die Jungen entschieden sich für Johannes, Björn, Daniel, Erik, Julian, Jonas, Laurin, Paul, Severin, Sven und Yannick.
Enki schaute sie alle sehr ernst an. „Heute nun habt ihr euch alle für einen Namen entschieden, und so sollt ihr fortan genannt werden, bis ihr euch eines Tages zu euren Vätern versammelt. „Was sollen wir denn dort?“ rief Johannes, ehemalige Nr. 15. „Wir sind doch gerade erst angekommen, und sollen schon bald wieder fort?“ Enttäuscht blickte er sich um. „Es gefällt uns allen doch so gut hier....“
Enki schwieg einen Augenblick, diese jungen Menschen hatten noch keine genaue Vorstellung von dem körperlichen Tod, nur diffuse Vorstellungen davon, die sie ihren Lehrbüchern entnommen hatten.
„Ihr werdet beizeiten lernen, was es mit diesem Ausdruck auf sich hat,“ sagte er leise.
Dann erhob er sich von seinem steinernen Sitzplatz, atmete einmal tief ein, und verkündete: „So jetzt werden wir uns noch ein wenig umsehen, dann geht es für heute zurück in unser Schiff. ab morgen werden wir dann damit beginnen, kleine Häuser zu errichten, in denen ihr wohnen könnt. Jeder erhält ein Stück Land, und Saatgut. Außerdem haben wir Hühner, Kühe, Schafe und Ziegen im unteren Teil unseres Raumschiffes untergebracht. Morgen werden wir ihnen Pferche und Ställe bauen. Werkzeuge für alle handwerklichen Arbeiten haben wir ebenfalls dabei. Und ja, dann sind da noch einen großen Vorrat mit anderen Kleidungsstücken, Jungen und Mädchen sollen nämlich verschiedene Kleidung erhalten, so das man den Unterschied der Geschlechter auch an der Art sich zu kleiden erkennen kann. Aber ihr müsst beizeiten lernen, eure Kleider selbst herzustellen, denn sie sind nur begrenzt haltbar, ja, lernen, lernen, lernen müsst ihr in dieser Anfangszeit, denn wir bleiben nur noch solange hier, bis ihr alleine zurechtkommen könnt, dann...ja dann meine lieben Pioniere, dann werden wir uns voneinander verabschieden müssen. Aber bis dahin vergeht noch einige Zeit,“ beruhigte er sofort, als er die erschrockenen Gesichter sah.
Alle begaben sich zurück in ihr bisheriges Quartier, als die bisherige Nr. 12 an Enki vorbeikam, hielt er sie einen Augenblick zurück. „Welchen Namen hast du gewählt, mein Kind?“ „Dana,“ antwortete sie bescheiden. Er betrachtete sie ausführlich, sah das lange seidenweiche blonde Haar, das bis weit über die schlanken Hüften fiel, die großen himmelblauen Augen und die zarten Wangen, die jetzt von einem leichten rosa Schimmer überhaucht waren.
„Die frische Luft tut dir gut, Dana,“ meinte er lächelnd, geht es dir jetzt wieder besser, oder macht dein Bauch immer noch Probleme?“ „Oh nein Herr,“ antwortete sie, „mir geht es ganz wunderbar, jetzt wo ich diese Welt kennen gelernt habe, und nun habe ich gewaltigen Hunger!“ „Dann wünsche ich dir einen guten Appetit, Dana,“ meinte er, schlaf gut, denn die kommenden Wochen werden anstrengend sein, und du wirst all deine Kraft brauchen. „Ach,“ meinte er noch während er sich bereits zum Gehen gewandt hatte, gibt es einen unter den Jungen, den du besonders gern hast?“
Die rosa übertönten Wangen färbten sich um einen Ton tiefer....“Johannes,“ flüsterte sie etwas verlegen, er ist immer so...so.. ach ich weiß auch nicht, ich bin gerne mit ihm zusammen, er bringt mich immer zum Lachen...ja!“
„Johannes also, so so! Und mag er dich auch leiden?”
Sie überlegte einen Augenblick angestrengt. „Ach, ich weiß nicht so genau, in der letzten Zeit schaut er so oft nach Nr. neun, äh, ich meine, Alexandra rüber, aber er schaut sie immer ganz anders an, als mich, ich verstehe das nicht, mit ihr lacht er gar nicht so oft wie mit mir, verstehst du das Herr?“
Enki stieß einen kurzen Seufzer aus. „Nun ja, Dana ich denke schon, dass ich das verstehe, aber darüber musst du mit Kara reden, sie wird euch alle Fragen beantworten, und über alles unterrichten, was ihr noch wissen müsst, so und jetzt lauf, mein Kind!“ Gerade wollte er sich abwenden, als ihm doch noch etwas einfiel. „Warum ausgerechnet Dana?“ fragte er neugierig.
„Der Name gefällt mir Herr, magst du ihn nicht?“ „Doch doch,“ beeilte sich Enki zu versichern, aber ich hätte mir für dich etwas Weicheres vorgestellt, vielleicht,“ er überlegte einen Augenblick...... „Manja!“ meinte er dann leicht versonnen, „ja, Manja würde gut zu deiner Erscheinung passen finde ich, gefällt dir dieser Name nicht auch gut?“ Das Mädchen überlegte kurz, dann schüttelte sie entschlossen ihre blonde Mähne. „Es ist ein sehr schön klingender Name Herr, vielleicht verwende ich ihn einst für meine Tochter, sollte ich einst eine bekommen, aber ich, also ich bin eine Dana!“
Sprach`s, und lief dann eilig hinter den anderen her und verschwand im Inneren des Schiffes.
Die Sonne ging gerade unter, und Enki besah sich staunend die wundervollen Farbspiele des Himmels. Wie sehr hatte er diesen Anblick über die Jahrtausende lang vermisst.
Vielleicht hatte Marduk ja doch recht, und sie könnten ebenfalls eine kleine Kolonie gründen, und sich ansiedeln, so wie einst, als sie sich mit den Gefährten von damals herrliche Städte errichtet hatten.....
NEIN!!! rief er sich sofort zurecht. Nicht noch mal, wir haben genug Unheil angerichtet damals, und es würde wieder so kommen, das weiß ich gewiss, schlimm genug, dass wir die sich damals entwickelnden Erdlinge mit unseren Genen zu einer viel schnelleren Entwicklung vorangebracht hatten, sicher, sie waren in einem noch sehr primitiven Entwicklungsstadium, aber noch ein paar Millionen, Jahre, oder mehr, vielleicht auch etwas weniger, wer weiß das schon so genau, und sie hätten ihre eigene Evolution durchgemacht. Statt dessen hatten sie große Teile der natürlichen Entwicklung überspringen müssen, weil sie, die Nibiriuaner, unbedingt Arbeitskräfte brauchten, die Verstand genug besaßen, ihnen zu dienen, und stark genug waren, Schwerstarbeit in den Minen zu leisten, um die begehrten
Edelmetalle zutage zu fördern....
Wie stolz waren sie gewesen, seine Schwester Ninmah und er, der damals noch EA hieß, weil er das Wasser so liebte, als sie im Labor nach vielen Fehlschlägen das erste intelligente Menschenkind hervorgebracht hatten....
Ein männliches Exemplar war es gewesen, ein weibliches kam hinzu, und noch mehrere wurden im Labor gezeugt. Die ersten Exemplare waren Hybriden , konnten sich also nicht selbstständig vermehren. Also wurde eine Chromosomenveränderung durchgeführt, er selbst und seine Schwester lieferten die fehlenden X- und Y-Chromosomen, und dann???
Sie vermehrten sich, und wie schnell, nach ein paar Jahrzehnten gab es eine riesige Menge intelligenter Erdlinge. Einige wurden auserwählt, um Schrift und Naturwissenschaften zu lernen, andere beherrschten meisterhaft zu musizieren, andere taten sich in Schmiedearbeiten hervor. Wieder andere, bildeten hier und da kleine Grüppchen, blieben aber unter sich, und verwilderten im Laufe der Zeit wieder etwas, so wie ihre primitiven Vorfahren, deren Gene Enki einst veredelt hatte.
Damit sich die schwere Arbeit im Labor zur Erschaffung der Arbeitskräfte auch lohnte, die Ausbildungen, die Einzelne erhielten, um ein bestimmtes Wissen zu erhalten, damit sie selbstständig denken konnten, und natürlich um sich die wertvollen Arbeiter recht lange zu erhalten, wurden die damaligen Menschen viel älter, als in viel späteren Zeiten. Eine kleine Änderung des Erbgutes machte dieses möglich.
Enki fuhr sich mit der Hand über sein schweißnasses Gesicht, die Erinnerung an das, was dann geschah, nahm ihn sehr mit, war kaum zu ertragen!
Annunaki wurden sie von den Menschen genannt, „Jene, die vom Himmel zur Erde herab stiegen“, bedeutete das, später bezeichnete man sie gar als „Götter“!
Welch ein Frevel, das zuzulassen!
Aber es kam noch schlimmer. Einige der damals auf der Erde weilenden Kameraden, ließen sich mit Menschenfrauen ein, und schwängerten sie. Wieder wurden Gene weitergegeben, die Intelligenz und Eigenständigkeit noch förderten. Es wurde gefährlich für uns, dachte Enki wehmütig, aber immerhin, wir besaßen die Waffen, und sie hatten Angst vor uns, aber sie lernten schnell, sehr schnell.
Dennoch, dann kam eine verheerende Katastrophe auf den Erdball zu, in den Annalen der späteren Menschheit „die Sintflut“ genannt. Tatsächlich kam der größte Teil von ihnen damals um, während sich die sogenannten Götter in ihren Raumschiffen verkrochen, um die Katastrophe vom Weltenraum aus zu beobachten, schlimm war es zugegangen, unvorstellbar schlimm.
Die Gletscher waren abgetaut, rutschten ins Meer, uns verursachten Überschwemmungen, wie sie bis dahin noch kein menschliches Auge erblickt hatte.
Er, Enki hatte das kommen sehen, und sein Bruder Enlil, der damals als Befehlshaber auf der Erde weilte, ließ die Menschheit ungewarnt in ihren Untergang gehen. Er hatte sich wiederholt über sie geärgert, den Lärm den sie machten, ihren Geruch nach Schweiß, den die schwere Arbeit auf den Feldern und in den Minen mit sich brachte, und nicht zuletzt ihre rasante Vermehrung.
Wie oft hatten sie gestritten, Enlil, seine Söhne, und er selbst mit seinen Söhnen, und die anderen Annunaki! Enlil wollte die Menschheit vernichten, so sehr gingen sie ihm auf die Nerven, aber das konnte immer wieder aufgehalten werden, denn Enki wollte das auf keinen Fall zulassen. Er hatte eine tiefe Zuneigung zu diesen von ihm selbst kreierten Geschöpfen gefasst, wusste er doch, was Enlil unbekannt war: nämlich, das die Menschenwesen eine Seele besaßen, hoch spirituell waren, und in dieser Form sowieso beizeiten die Bühne des Lebens betreten hätten, da dies eine Bestimmung war, geplant vom Urschöpfer und seinen Lichtwesen, nur, so nahm Enki ganz sicher an, weitaus weniger kriegerisch.
So hatten sie denn in ihren natürlichen Werdegang hineingepfuscht, schlimmer noch, hatten sie den Krieg gelehrt, weil sie sich selbst untereinander zerstritten hatten, Enki und Enlil mitsamt ihren Nachkommen!
Die Sonne war untergegangen, als Enki soweit mit seinen Überlegungen gekommen war, eine warme Brise ließ sein helles Haar leicht wehen, es war ein angenehmes Gefühl, und weckte weitere Erinnerungen.
Auch er selbst konnte den Reizen der Menschenfrauen nicht immer wiederstehen, und so gab es auch von ihm Nachkommen unter der Menschheit, deren Werdegang er sorgfältig überwachte. Einen von ihnen warnte er damals rechtzeitig, und half ihm heimlich dabei, ein sicheres Schiff zu bauen, Utnapischtim wurde er genannt! Er fand mit seiner Frau, den drei Söhnen samt deren Ehefrauen Schutz in dem bereitgestellten sicher gebauten Schiff, und er überlebte.
Aber auch in anderen Gegenden der Erde hatten Menschen sich retten können, später waren sie weit fortgegangen, in Landstriche, die später Europa, Australien oder Amerika genannt wurden. Hier siedelten sie sich an, und entwickelten ganz verschiedene Kulturen.
Nachdem die große Flut endlich vorüber war, kehrten sie mit ihren Raumschiffen auf die Erde zurück. Auch Enlil war erschüttert, über das Ausmaß der Zerstörung, und war bereit, der verbliebenen Menschheit Kultur und Einiges an Wissen zu überlassen. Viele Schriften wurden sorgfältig versteckt, um kommende Generationen über des erhaltene Wissen aufzuklären, vieles wurde aber auch absichtlich vernichtet, von einigen wenigen Menschen, die dieses Wissen für sich alleine behalten wollten.
Auch die Streitereien unter den Familien von Enki und Enlil brachen wieder auf, es ging um die Vorherrschaft der Erde, die damals von seinem Sohn Marduk beansprucht wurde. Dieser hatte sich zum Ärger von Enlil mit einer Menschenfrau, der lieblichen Sarpanit vermählt, und einer seiner Söhne wurde in dem Land, welches später Ägypten hieß sehr verehrt, unter dem Namen Osiris. Nun ja, es kam wie es kommen musste, Osiris wurde von seinem Bruder, dem eifersüchtigen Seth, der selbst ein Auge auf Sarpanit geworfen hatte ums Leben gebracht. Aber noch andere Eifersüchteleien zerstörten damals die anfängliche Harmonie, und am Ende waren alle Annunaki so sehr zerstritten, dass sie ihre schlimmsten Waffen gegeneinander einsetzten.
Wieder starben Tausende von Menschen, in dem Giftodem dieser Waffen. Diese Verheerung blieb noch Jahrtausendelang in den Legenden der Menschheit erhalten. Sie sprachen von der Vernichtung der sündigen Städte Sodom und Gomorra. Aber die eigentlichen Sünder waren die Götter selbst, da jeder von ihnen nach der Vorherrschaft über die Erde strebte.
Tief musste Enki aufstöhnen während er sich all dieser Vorkommnisse erinnerte.
Kurz nach dieser atomaren Vernichtung verließen die meisten Annunaki die Erde, nur Einige blieben zurück, und handelten im Verborgenen weiter.
Letztendlich entwickelten sich die Menschen technologisch derart schnell weiter, das man nur staunen konnte. Sie errichteten riesige Städte, erfanden Autos, Computer Fernsehapparate, und allerlei technischen Schnickschnack, mit dem sie sich stundenlang beschäftigten, und natürlich wieder die todbringenden Waffen. Je weiter ihre Hochtechnologie sich entwickelte, umso weniger wurde die geistige Entwicklung betrieben. Roh und grausam gingen sie miteinander um, und wähnten sich dabei noch im Recht in ihrer grenzenlosen Verblendung, und ihrer Gier nach Besitz und Macht, vor allem Macht!
Sie führten zwei fürchterliche Weltkriege gegeneinander, dennoch wurden sie nicht klug aus dem, was sie während dieser grausamen Metzeleien erleiden mussten. Stets nach einigen Jahre Ruhe, fanden sie wieder Gründe, nichtig und dumm, um sich zu bekämpfen, bis es letztendlich zu dem Wahnsinn kam, mit der sie sich schließlich selbst auslöschten.
Das war jetzt ungefähr neunhundert Jahre her
Langsam stieg Enki die Rampe des Raumschiffes empor. Dieses Mädchen, das da unbedingt Dana heißen wollte, obwohl sie seiner Meinung nach viel eher eine Manja war, interessierte ihn irgendwie. Er nahm sich vor, nächstens einmal in der Datenbank nachzusehen, wer ihre Vorfahren waren, also von wem unter den damals Evakuierten sie abstammte. Als er auf sein Quartier zuschlenderte, bemerkte er zu seinem großen Erstaunen, das er eine alte Erdmelodie vor sich hinsummte. Abrupt verstummte er, konnte sich aber dann ein leichtes Grinsen einfach nicht verkneifen. Nur gemach mein Alter, ermahnte er sich selbst, dieser wunderschöne Planet hatte also erneut seine zauberhafte Wirkung auf ihn nicht verfehlt.
Na ja, vielleicht konnte man den Aufenthalt hier ja doch etwas verlängern, auf ein paar Jahrzehnte mehr oder weniger kam es schließlich auch nicht an, nicht wahr?
Manja schaute erleichtert auf ihre Uhr, zum Glück hatte sie doch noch einen Parkplatz gefunden, was um diese Zeit, es war kurz vor achtzehn Uhr gar nicht so leicht war. Immerhin, sie hatte es geschafft, wenn sie sich jetzt beeilte, würde sie noch rechtzeitig zum Vortrag ihres alten Professors schaffen. Er hielt heute in der Stadthalle einen Vortrag über das alte Ägypten, ein Thema, für das sich Manja brennend interessierte. Zwar spielte sie in diesem Fall auch ihr Beruf als Journalistin eine große Rolle - sie würde einen großartigen Artikel über diesen Abend und die neuen Erkenntnisse von Professor Klingenberg verfassen - aber in erster Linie ging es ihr um das Thema.
Schon im zarten Alter von zehn Jahren hatte sie alles gesammelt, was sie über die Pharaonen in die Finger gekriegt hatte, und die Faszination war mit den Jahren nicht verblasst, im Gegenteil.
In der Uni hatte sie sich dann auch für altägyptische Geschichte eingeschrieben, und Professor Klingenberg, der ihre Wissbegierde hinsichtlich dieses Themas schnell bemerkte, und seine Freude daran hatte, versorgte sie immer wieder mit außerordentlichen Lesestoff . Einmal hatte er ihr sogar erlaubt, ihn zu einer Ausgrabung zu begleiten, und das war ein unvergessliches Erlebnis für sie gewesen.
Fast hätte sie sich dafür entschieden, Archäologie zu studieren, hatte aber die harte körperliche Arbeit nicht lange aushalten können. Auch das Klima war nichts für sie gewesen, starke Sonnenstrahlung vertrug sie einfach nicht, leider! So hatte sie dann ihr zweites Hobby zu ihrem Beruf gemacht, das Schreiben.
Die Stadthalle war natürlich, genau wie sie erwartete hatte, gerammelt voll. Die Karten waren ratzfatz ausverkauft gewesen wie immer, wenn Thomas Klingenberg referierte, aber Manja wusste, dass er mit Sicherheit einen Platz für sie reserviert hatte, denn sie verpasste nie einen Vortrag von ihm, und daran hatte er auch dieses Mal wieder gedacht. Sie sah ihn von Weitem vorne auf dem Podium stehen, wo er gerade mit einer erregt gestikulierenden Frau diskutierte, die ihr vage bekannt vorkam. Der gute Professor schaute etwas entnervt drein, während er offensichtlich nach einem Grund suchte, das Gespräch zu beenden ohne unhöflich zu sein. Endlich zeigte er vielsagend auf seine Uhr, und die Frau zog sich widerstrebend zurück, und nahm ihren Platz in der ersten Reihe ein. Thomas Klingenberg sah ihr nach, als sie sich entfernte, und Manja erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass er äußerst verwirrt war, was höchst selten bei ihm vorkam, wenn überhaupt jemals!
Hoch in den Fünfzigern, war er immer noch ein attraktiver Mann, mit tief gebräunter Haut, die von seinen Aufenthalten in Ländern herrührte, in denen die Sonne stets heiß brannte, und dichten mittlerweile schlohweißen Haaren, die früher dunkelbraun gewesen waren. Seine hellen Augen blickten meistens gelassen, intelligent und mit einem kleinen Lächeln in den Augenwinkeln. Im Moment allerdings wirkte er fast so, als hätte er soeben eine schockierende Nachricht erhalten..., was zum Kuckuck hatte die Fremde ihm da eben denn nur erzählt...?
Endlich trat er ans Mikro und schaute suchend über die Menge hinweg, die nach und nach laut schnatternd auf ihren rot gepolsterten Sitzen Platz genommen hatte. Als er Manja entdeckte, die angestrengt nach einem freien Stuhl suchte, aber nirgends einen entdecken konnte, winkte er ihr lebhaft zu, und zeigte mit dem Zeigefinger vielsagend auf einen kleinen Hocker, rechts neben dem Podium, kein Logenplatz, aber immerhin.
Manja war keineswegs enttäuscht, wusste sie doch, das sich die Leute immer um die hochbegehrten Plätze der Klingenberg-Vorträge rissen, so winkte sie dankbar zurück. Während sie in Richtung des Hockers ging, sah sie wie er entschuldigend mit den Händen gestikulierte, was soviel heißen sollte: „Sorry, aber was Besseres konnte ich heute nicht für dich freihalten!“
„Ist schon okay,“ signalisierte sie lächelnd, indem sie den rechten Daumen hochhielt, ein altes Zeichen der Übereinstimmung zwischen ihnen.
Da der Hocker ziemlich nahe am Rednerpult stand, war der Platz gar nicht so schlecht, weil sie so jedes Wort gut verstehen konnte, und dabei auch seine Mimik beobachten konnte, was für sie ein besonderes Vergnügen war, da er bei seinen Ausführungen so richtig mit ganzer Seele dabei war, und sein Gesicht all diese Schattierungen wiederspiegelte. Manja konnte sich nicht satt sehen daran, wie das ausdrucksvolle Gesicht von Thomas Klingenberg mal begeistert, mal amüsiert, mal todernst, dann wieder eher gelangweilt ausschaute, um gleich darauf alle mit seinem ansteckenden Lachen für sich einzunehmen. Der geborene Redner, das konnte nun wirklich niemand bestreiten.
Heute allerdings wirkte er keineswegs so selbstsicher wie sie ihn im Allgemeinen kannte, immer noch machte er einen hochnervösen Eindruck. War er etwa krank?
„Blödsinn,“ murmelte sie halblaut vor sich hin. Aber irgendwas musste ihn trotzdem so erschüttert haben, das er eher wie ein gescholtener kleiner Junge aussah, und nicht wie der selbstsichere Mann, als den Manja ihn immer gekannt hatte.
Das hing bestimmt mit dieser Frau zusammen, die vor einigen Minuten so temperamentvoll auf ihn eingeredet hatte, da war sich Manja plötzlich ganz sicher, aber was hatte die ihm denn schon sagen können, um ihn derart aus der Fassung zu bringen?
Verstohlen sucht sie die erste Reihe mit ihren scharfen Augen ab, bis sie die Fremde entdeckte.
Hellblondes zu einem Zopf zusammengefasstes Haar, eine zierliche Gestalt, die in einem Jeansanzug steckte der irgendwie nicht zu ihr passte, und wunderschöne himmelblaue Augen, die tieftraurig dreinblickten.
Unwillkürlich zuckte Manja zusammen.
Dieses Gesicht kannte sie, da war sie sich ganz sicher, irgendwo hatte sie diese wissenden traurigen Augen schon einmal gesehen....aber wo nur! Vergeblich zermarterte sie ihren Kopf, aber es wollte ihr einfach nicht einfallen.
Es waren diese Augen... nicht die Farbe, nicht der Schnitt, sondern eher das tiefe Wissen das darin lag, uraltes Wissen, verbunden mit einer Trauer, die einem ans Herz ging.
Der Professor rückte sein Mikro zurecht, und Manja riss sich gewaltsam vom Anblick der Fremden los, die sie, wie sie jetzt erst bemerkte mit offenen Mund angestarrt hatte.
„Verdammt noch mal,“ murmelte sie ärgerlich vor sich hin, ich benehme mich wirklich wie eine Idiotin,“ Hoffentlich hat mich keiner von meinen Bekannten dabei beobachtet, wie ich gerade eine Frau angestarrt habe, als hätte ich noch nie eine gesehen, dachte sie bei sich, und sah sich heimlich um.
„Na toll, ausgerechnet der...“entfuhr es ihr ärgerlich, als sie auf der anderen Seite, ihr genau gegenüber, einen Kollegen entdeckte. Niklas Waldner, der immer versuchte, ihr eine gute Story vor der Nase wegzuschnappen, und sich mit Vorliebe über sie lustig machte. Dieser Trottel hatte ihr den Spitznamen „Manja Wunderlampe“ verpasst, weil sie in der Lage war über die seltsamsten Dinge in atemloses Staunen zu geraten, was die Mehrzahl ihrer abgebrühten Kollegen längst nicht mehr fertig brachten, zuviel hatten sie schon erlebt, und waren dementsprechend abgestumpft.
Na ja, die meisten waren auch schon weitaus älter als sie selbst, und mit ihren knapp 23 Jahren (vor wenigen Tagen hatte sie ihren Geburtstag gefeiert) war sie ja auch wirklich noch so was wie ein Küken in der Branche, trotzdem hatte sie sich von Anfang an vorgenommen, Ihre Fähigkeit in höchstes Entzücken oder kindliches Staunen zu geraten niemals zu verlieren, es war solch ein wichtiger Teil von ihr.
Sie wollte nicht so ein menschlicher Bioroboter werden, wie sie ihrerseits die ganz Hartgesottenen ihrer Zunft nannte.
Niklas ihr gegenüber zog ein übertrieben verwundertes Gesicht, riss die Augen riesengroß auf, wozu er seine Finger benutzte, und spitzte seinen Mund zu einem lautlosen Ohhhh, womit er ihr zeigen wollte, das er sie gerade eben genau beobachtet hatte. Sie streckte ihm wütend die Zunge raus, musste aber trotzdem lachen, weil dir Fratze die er zog, einfach zu dämlich aussah, was er mit einem fröhlichen Grinsen quittierte.
Eigentlich konnte sie Niklas ziemlich gut leiden, immerhin sah er gar nicht so übel aus, durchtrainiert, braune Haare, die immer irgendwie verwuselt waren haselnussbraune Augen, und ein umwerfendes Lächeln, wenn er es nur nicht immer darauf abgesehen hätte sich über sie lustig zu machen, das konnte Manja nun einmal auf den Tod nicht ausstehen.
In diesem Augenblick ertönte die sonore, angenehme Stimme von Thomas Klingenberg.
„Guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich sehr, sie an diesem kalten Januarabend begrüßen zu dürfen, und bin besonders dankbar, dass sie trotz der sibirischen Temperaturen hergekommen sind, um meinen Ausführungen über Kleopatra, den weiblichen Pharao zu lauschen.
Wie Ihnen allen sicherlich bekannt ist, da Sie sich ja doch wahrscheinlich ausgiebig mit dieser Thematik befasst haben, ist es uns Archäologen bis zum heutigen Tag nicht gelungen, ihre Mumie ausfindig zu machen, einfach deshalb, weil,“ er unterbrach sich einen Augenblick, da einer der anwesenden Reporter die Hand hob.
„Ja bitte?“ Die Umsitzenden schauten empört ob der Unterbrechung, aber der Störenfried schien das gar nicht zu merken.
„Wieso sagen sie „weiblicher Pharao“, Professor, und nehmen nicht den allbekannten Ausdruck „Pharaonin“, wie er zum Beispiel auch auf Hatschepsut angewandt wird?“
Klingenberg, der sich offenbar nach seiner unangenehmen Begegnung von vorhin wieder gefasst hatte, da er sich in einer Thematik bewegte, in der er sich wie zu Hause fühlte, beantwortete die Frage freundlich.
„Pharao, mein Lieber bedeutet „Grosses Haus“. Ich weiß zwar, das sich der Begriff „Pharaonin auch, oder besonders in, und vor allen Dingen durch die Medien eingebürgert hat, weigere mich jedoch, diesen Begriff zu benutzen, da er einfach albern ist. Schauen Sie, Es ging um eben das große Haus, in dem der jeweilige Herrscher, egal ob männlich oder weiblich, was eher selten vorkam, residierte, und von dem alle Macht ausging. Palast und König, oder Königin verkörperten für die alten Ägypter ein und dasselbe. Würde ich mich der gängigen Redewendung anpassen, müssten wir im Falle einer weiblichen Regentschaft also von einer „Häusin“ sprechen, und das ist schlichtweg falsch, und hört sich zudem ziemlich dämlich an, meine ich! Zufrieden junger Mann?“
Unter leisem Gelächter setzte sich der Fragesteller wieder auf seinem Platz und machte sich eifrig Notizen auf seinem Block.
„Und bitte meine Damen und Herren von den Medien, wollen wir es doch bitte so halten wie ansonsten auch immer,“ fuhr der Professor fort, „Fragen zum Thema... bitte NACH dem Vortrag.“
Er nahm einen kleinen Schluck aus dem Bereitstehenden Glas, gefüllt mit verdünntem Wein, wie Manja wusste, und fuhr mit seinen Ausführungen fort.
„So, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, also, wir haben die Mumie von Kleopatra bis zum heutigen Tage nicht auffinden können, da wir nicht genau wissen, wo wir überhaupt suchen sollen. Beigesetzt an der Seite ihres Geliebten Marcus Antonius und Vaters dreier ihrer Kinder, den Zwillingen Kleopatra Selene und Alexander Helios, außerdem ihres jüngsten Sohnes Ptolemäus Philadelphos, dürfte es eigentlich nicht so schwierig sein, da wir ja schließlich wissen, oder zumindest glauben zu wissen wo sie ihr prächtiges Mausoleum errichtet hat. Aber leider wurde ja der Standort eben dieser Ruhestätte leider durch ein Erdbeben zerstört. Trotzdem sind ....“
Hier wurde Thomas Klingenberg zum zweiten Mal unterbrochen.
Die Fremde, mit der Manja ihn bei ihrer Ankunft so heftig hatte diskutieren sehen war von Ihrem Platz aufgesprungen.
„Was soll dieses Gefasel, Sie verdammter Idiot? Ich habe Ihnen doch eben ausgiebig erklärt, das Kleopatra überhaupt nicht in dem Mausoleum beigesetzt wurde, einfach, weil sie noch gar nicht gestorben war. Dieses dumme Gerede von einem Schlangenbiss nicht wahr, obwohl ja überhaupt nie eine Spur von einer Schlange gefunden wurde nicht wahr, obwohl Oktavian alles absuchen ließ nicht wahr, und das seit Jahrhunderten in den Köpfen der total verblödeten Menschheit herumgeistert, ist doch unglaublich, und völlig absurd nicht wahr!!!!. Ich habe Ihnen doch eben ausführlich erzählt, wie es sich in Wirklichkeit zugetragen hat, NICHT WAHR! Ihr letztes „Nicht Wahr“, schrie sie förmlich in Richtung des armen Professors, der sie entgeistert anstarrte. Er war bei jedem „nicht wahr“ zusammengezuckt.
Hunderte von Augenpaaren starrten auf die offensichtlich geistig verwirrte Person, die vor Zorn am ganzen Leib zitterte.
Was nahm sich diese Verrückte denn da heraus, eine Koryphäe wie Professor Klingenberg derart verbal anzugreifen, und was meinte sie damit? Jedem war doch wohl bekannt, das sich Kleopatra in ihrer Verzweiflung, angesichts der völligen Aussichtslosigkeit ihrer Lage das Leben genommen hatte, wenn man einen Vortrag über altägyptische Geschichte besuchte, sollte man eigentlich ein bisschen mit dem Thema vertraut sein! Also wirklich! Trotzdem fanden doch nicht Wenige diesen peinlichen Vorfall höchst interessant, wie meistens, wenn man sich über Andere das Maul zerreißen konnte, weil die sich blamierten.
Auch Manja fand das Verhalten dieser seltsamen Person empörend, die Peinlichkeit der ganzen Situation war kaum noch zu ertragen.
Sie schaute hilfesuchend auf ihren alten Professor. Dieser wischte sich gerade den Schweiß von der fahl gewordenen Stirn.
„Meine verehrte Dame,“ versuchte er zu beschwichtigen, „ bitte beruhigen Sie sich doch, ich muss Sie doch sehr bitten, Ihre private Meinung zu diesem Thema für sich zu behalten.,, Hier geht es um wissenschaftliche Fakten, und nicht um...um;“ verzweifelt sucht er nach den richtigen Worten. Manja hatte ihn noch nie so durcheinander gesehen.
Verdammt noch mal, was war denn los mit ihm? Er musste doch krank sein, schließlich pflegte er sich stets zu übernehmen, und....
Hier wurde sie in ihren Überlegungen unterbrochen, denn die offenbar Verrückte war nach vorn aufs Podium gelaufen, und schrie mit wild fuchtelnden Armen auf ihn ein.
„Was heißt hier persönliche Meinung,“ schrie sie zornsprühend, sie hat mir doch selbst erzählt, wie das alles in Wirklichkeit abgelaufen ist. Die Priesterschaft von Memphis...“ Weiter kam sie nicht.
Die Sicherheitskräfte waren herbeigeeilt, und wollten sie aus dem Saal entfernen. Als einer der Männer sie grob am Arm packte, riss sie sich wütend los.
„Ihr Idioten, fasst mich nicht an, ich gehe schon von alleine, warum sollte ich mir diesen Schwachsinn auch noch länger anhören!“
Blitzschnell zog sie einen Ring von ihrem Finger und warf ihn mit aller Kraft auf den Boden, wo er Thomas Klingelberg mit einen leisem Scheppern direkt vor die Füße rollte.
„Hier, den hat sie mir selbst geschenkt, sehen Sie doch die Inschrift an, wenn Sie mir nicht glauben wollen!“
Damit riss sie erneut ihren Arm aus der harten Umklammerung des grimmig aussehenden Sicherheitsbeamten, der ihn umständlich, aber fest ihn umklammert hatte, und nicht genau zu wissen schien, wie er mit dieser völlig ausgeflippten Person umgehen sollte, drehte sich um, und verließ hocherhobenen Hauptes den Saal.
Hinter sich tödliche Stille zurücklassend!
Selbst die Reporter waren erstarrt. Sonst geistesgegenwärtig jeden Skandal auf der Spur, und nicht faul alles mit ihren Kameras einzufangen, was bei sensationslüsternen Lesern so begehrt war, standen sie da wie Schwachsinnige, und erwachten erst bei dem spektakulären Abgang der Unruhestifterin aus ihrer Erstarrung. Zu spät um noch gute Fotos zu schießen, die Fremde war fort, nur vereinzelte Blitzlichter waren noch zu sehen, von denen, deren Gehirne dann doch noch reagierten. Aber mehr als die Rückenansicht der schnell Enteilenden konnte keiner mehr fotografieren.
Kaum war sie verschwunden, kamen die erstarrte Zuhörerschaft auch wieder zu sich.
„Was sollte das denn,“ rief ein junger Bursche, und entfachte damit einen wahren Tumult. Alles schrie wild durcheinander, und jeder fragte sich in der Tat, was das da eben denn eigentlich zu bedeuten habe. Grüppchen taten sich zusammen, um über das eben Geschehene zu diskutieren, einige der anwesenden Reporter versuchten durch das Getümmel ins Freie zu gelangen, fast aussichtslos, da niemand mehr auf seinem Platz saß. Jeder gab lautstark seine Meinung zum Besten, Bekannte liefen aufeinander zu, um über das Unfassbare, das man soeben mitbekommen hatte zu schimpfen, zu lästern. Ältere Leute, wurden zum Teil einfach überrannt, Sanitäter, immer bei solchen Veranstaltungen einsatzbereit, eilten hinzu, um helfend einzuspringen....
In dem Durcheinander bemerkte niemand, außer Manja, das Professor Klingenberg den Ring aufgehoben hatte, mit erstarrter Mine auf das Schmuckstück in seiner Hand schaute, und dann mit völlig verstörtem Gesicht dem Getümmel im Saal zusah. Er schien gar nicht wahrzunehmen, was sich da direkt vor seinen Auge abspielte
Manja gelang es sich durch das Gedrängel zu ihm vorzuboxen, und bekam selbst hie und da einen empfindlichen Rüffel ab.
„Was hatte das da eben zu bedeuten Thomas, woher kennst du diese Frau, was wollte sie von dir?“ sprudelte sie heraus, kaum dass sie oben bei ihm angekommen war.
Er schüttelte nur hilflos den Kopf. „Ich weiß es nicht! Sie kam vorhin zu mir, als der Saal schon fast voll war, und erzählte mir wirres Zeug. Sie habe einige Zeit mit Kleopatra zusammen gelebt, in irgendeinem abgelegenen Tempel oder so ähnlich, sie seien gute Freundinnen gewesen, dieser Ring hier sei ein Geschenk von ihrer Majestät, sie wollte ihn mir schon eben unbedingt aufdrängen, sabbelte irgendwas von einem Versprechen, und...ach was weiß ich denn?“ schrie er plötzlich völlig entnervt, „wahrscheinlich ist sie aus irgendeiner Anstalt ausgerissen, und bildet sich sonst was ein. Wäre ja nun wirklich nicht das erste Mal, es gibt schließlich genug Geisteskranke, die glauben, sie wären Napoleon, Friedrich der Große, oder wer auch immer!“
„Beruhige dich bitte Tom,“ flüsterte Manja beschwichtigend, automatisch die vertraute Anrede benutzend, die noch aus den Tagen stammte, als sie nächtelang in irgendeinem Camp an einer Ausgrabungsstelle über die alten Ägypter, und Gott und die Welt miteinander geredet hatten.
„Das ist es nicht deine Schuld, und das wird auch niemand behaupten, aber warum bist du so aufgelöst, so habe ich dich ja noch nie gesehen. Hier trink erst einmal einen Schluck!“ Damit reichte sie ihm sein noch halb gefülltes Glas, und er trank es in einem Zug leer.
„Danke mein Kind,“ murmelte er. „Es geht schon. Sagst du bitte dem Veranstalter Bescheid, das er den Vortrag absagen soll, ich...ich kann jetzt wirklich nicht mehr da raus, weißt du, mein Herz will in der letzten Zeit nicht mehr so recht...“
Manja legte ihm den Arm um die Mitte, und führte ihn in einen Nebenraum. Von hier aus war der Lärm nur noch gedämpft zu hören. Sie hörten beide, wie der Veranstalter dieses Abends, Klaus Raabe, den Leuten sein Bedauern aussprach, und ihnen empfahl sich ihr Eintrittsgeld an der Kasse zurückgeben zu lassen. Nach und nach schien sich der Saal zu leeren, aber es dauerte doch noch eine gute Stunde, bis endlich Ruhe einkehrte.
Thomas Klingenberg hockte bleich in einem abgewetzten Ledersessel, Tanja hatte sich einen Stuhl gesucht, und setzte sich ihm gegenüber. Besorgt sah sie in sein eingefallenes Gesicht.
„Soll ich einen Arzt anrufen, Tom, du siehst fürchterlich aus.“
„Hm?! Was sagtest du gerade?“ Abrupt hob der Angesprochene den Kopf, scheinbar weit weg mir seinen Gedanken. „Nein, nein, geht schon.“ Mühsam kam er auf die Beine, nur um sofort wieder in den Sessel zurück zu sacken.
„Verdammt noch mal,“ entfuhr es ihm erschöpft.
Manja bekam es mit der Angst zu tun. Was sollte sie nur tun?
Die ganze Situation begann aus dem Ruder zu laufen, und allmählich machte sie sich ehrliche Sorgen. Sie hatte in Thomas Klingenberg immer so etwas wie eine Vaterfigur gesehen, besonders, da sie ihren eigenen Vater nie kennen gelernt hatte. Er verkörperte für sie Sicherheit, Gelassenheit, absolutes Selbstvertrauen, und auch einen Hort der Sicherheit. Sie hatte immer mit ihren Problemen zu ihm kommen können, und nicht nur sie, auch andere Studenten wandten sich oft an ihn, wenn sie mit irgendwelchen Dingen nicht klar kamen.
Dieses Häuflein Elend da vor ihr, in dem lächerlichen kaputten Ledersessel hatte kaum noch Ähnlichkeit mit der starken Persönlichkeit, die er für sie bis noch vor knapp einer Stunde dargestellt hatte.
Und das alles nur wegen einer völlig durchgeknallten Fremden??? Die sich wahrscheinlich nur wichtig machen wollte???
Was sollte dieser ganze Blödsinn hier überhaupt?
Wieso hatte er sich nur so aus der Fassung bringen lassen?
„Tom,“ begann sie noch einmal zögernd. Doch er winkte nur ab,
schien er sich plötzlich wieder gefasst zu haben.
Entschlossen öffnete er seine verkrampfte Hand, und schaute mit ungläubigen Kopfschütteln auf den Ring, den er bis dahin fest umklammert gehalten hatte.
„Unglaublich,“ murmelte er vor sich hin, und doch...“
„Sie mag verrückt gewesen sein, Manja, aber woher hat sie dieses Schmuckstück?“ Sie starrte auf den verdammten Ring in seiner zittrigen Rechten. „Was weiß ich? Du meine Güte Tom, jeder kann doch an so ein Ding herankommen, ein Besuch auf irgendeinem Flohmarkt, wo man ihr den Ring als echt angedreht hat, ein altes Erbstück von einer Großtante oder so was,... obwohl,“ sie schaute sich das von ihr gerade so geschmähte Schmuckstück etwas genauer an. „Ist ziemlich gut nachgemacht!“ meinte sie dann zögernd.
„ Trotzdem...! Du lieber Himmel, Tom...Tom! Auf so was fallen viele Menschen herein, aber doch nicht DU, eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Also wirklich, ich muss mich schon sehr wundern!“ Plötzlich lachte sie unsicher auf, wobei sie selbst merkte, wie unecht es klang.
„Bitte Thomas, wenn du mich hochnehmen willst, dann such dir bitte einen anderen Zeitpunkt aus, für heute habe ich ehrlich genug von idiotischen Aufregungen, und du siehst wirklich miserabel aus. Am Besten, ich rufe dir jetzt ein Taxi. Oder soll ich dich fahren, mein Wagen steht allerdings etwas weiter weg von hier, aber frische Luft tut dir bestimmt gut. Komm jetzt!“
Energisch griff sie nach seinem Arm, und wollte ihn aus dem Sessel ziehen. Schwer wie ein Stein blieb er sitzen. „Soll ich doch lieber einen von den Sanitätern rufen?“ fragte sie etwas zittrig, denn langsam wurde ihr die Sache unheimlich, und sie machte sich ernsthafte Sorgen um ihren alten Professor, der sonst immer so vital und geradezu unverwüstlich war. Und der sich jetzt wegen solch einem lächerlichen Vorfall derart abgefahren gebärdete. Sicher, das Ganze war echt peinlich..., aber mehr auch nicht!
„Um deine Karriere brauchst du dir bestimmt keine Sorgen machen,“ verkündete sie verzweifelt bemüht, irgendwas Aufmunterndes zu sagen, das nächste Mal wird der Saal schier bersten, so viele Leute werden neugierig hereingeströmt kommen. Letztendlich war das alles doch eigentlich so was wie eine kostenlose Werbung. Die Zeitungen werden morgen voll davon sein.“
Betont neckisch fügte sie hinzu: „Oder hast du die Dame etwa bestellt um diesen Aufruhr zu verursachen, also Tom, wirklich, das hast du doch gar nicht nötig!“
Sie schaute ihn mit gespielter Empörung an.
„Verdammt noch mal, Manja, sei endlich still,“ fuhr er sie unerwartet heftig an. „Siehst du diese Inschrift hier auf diesem Ring? Ich muss noch ins Institut, die C 14 Untersuchung machen lassen,“ fügte er ruhiger geworden hinzu. Dann schaute er ihr geradeaus und eindringlich in die Augen
„Aber, wie du schon sagtest, ich bin ein Experte auf diesem Gebiet, kann Schund von echten außergewöhnlichen Stücken unterscheiden.“
„Na dann ist ja alles gut,“ antwortete sie erleichtert in, da die gespenstige Angelegenheit damit offensichtlich behoben worden war.
„Dann wirf das Ding jetzt endlich weg, und lass uns zusammen einen Kaffee trinken gehen, oder wohl besser einen Kognak, den kann ich jetzt schon besser gebrauchen!“
Schon stand sie auf, und wollte ihren Mantel holen, den sie in der ganzen Aufregung neben ihrem Hocker vergessen hatte.
„Du verstehst mich immer noch nicht Manja. Dieser Ring trägt das Siegel von Kleopatra VII Philopator. Er ist einzigartig, er ist echt“!
Heute würde wieder eine Hochzeit stattfinden.
Enki ging zufrieden durch das Dorf. Ja, es war mittlerweile mehr als nur eine kleine Ansiedlung, so wie ganz am Anfang. Was hatten sie alle geschuftet, damals kurz nach ihrer Ankunft; und was hatten die jungen Leute alles lernen müssen, und wie freudig, begierig hatten sie gelernt.
Unweit der Landestelle hatten sie eine weite ebene Fläche entdeckt, direkt an einem kleinem Bach, der sauberes Wasser führte. Etwas entfernt lag ein kleiner glitzernder See, in dem man herrlich herum plantschen konnte. Er wurde auch zum Baden benutzt, solange es noch keine anderen Gelegenheiten gab.
Sicher, in den ersten Tagen waren sie ins nahe Raumschiff gegangen, um der Körperpflege gerecht zu werden, aber nach ziemlich kurzer Zeit hatte keiner mehr die sanitären Einrichtungen des Schiffes genutzt. Tatsächlich blieben sie alle lieber fern, fühlten sich so wohl, das sie sogar im Freien übernachten wollten, was Enki jedoch anfangs nicht zulassen wollte. Erst musste die Gegend genauer erkundet werden.
Es war etwas schwierig gewesen, herauszufinden, wo sie sich eigentlich befanden, denn er hatte festgestellt, dass damals innerhalb der großen Vernichtung auch ein kleiner Polsprung stattgefunden hatte, der die Erde eine Weile lang ordentlich taumeln ließ. Mittlerweile war aber klar, das sie sich in dem Land befanden, das man früher Deutschland genannt hatte.
Allerdings hatte sich das Klima verändert, es war wärmer, sogar ein wenig tropisch geworden. Kein Wunder also, das die Pflanzenwelt so üppig gedieh.
Sie hatten ein recht großes Lehmvorkommen gefunden, und konnten sogleich damit beginnen, Ziegel zu brennen. Auch Holz gab es genug, und da alle erforderlichen Werkzeuge mitgebracht worden waren, von dem weise vorausschauenden Enki sorgsam ausgesucht. Er konnte sich noch gut erinnern, an damals, als er vor Tausenden von Jahren das erste Mal mit fünfzig Kameraden hier angekommen war. Was da alles gebraucht wurde, an Material und Sonstigem, um die ersten primitiven Wohnstätten zu errichten?! Dieses Mal hatte er vorgesorgt.
So war es schnell vorangegangen, nach einem halben Jahr standen bereits die ersten zehn geräumigen luftigen Häuser, alle mit einer Veranda und einem kleinem Garten.
Betten, Truhen, Tische und Stühle wurden gezimmert, mehrere Webstühle gebaut, um Stoffe für Wäsche und Kleidung herzustellen.
Schafe, Kühe Hühner und Ziegen, die prächtig gediehen, nach dem jahrelangen Aufenthalt im Innern des Schiffes..., jetzt an der frischen Luft, auf saftigen Weiden, und sich schnell vermehrten, lieferten Wolle, Milch, und Eier. Sie hatten ein Stück Land gerodet, und Korn ausgesät. Wilde Obstbäume wurden veredelt und zu einem ansehnlichen Obsthain angepflanzt.
Jedes Haus besaß eine kleine Badestube, meisterlich gespeist durch eine Quelle, die man mit einer Rute aufgespürt hatte. Enki hatte Ihnen gezeigt, wie man so etwas macht. Es war jedoch der unermüdliche Johannes gewesen, der sie entdeckt hatte. Er hatte sich überhaupt als unglaublich begabt in vielerlei Hinsicht, besonders aber in Schrift, Mathematik und Medizin entpuppt. Mittlerweile fünfundzwanzig Jahre alt, hatte er sich zu einem stattlichen Burschen entwickelt, zwar seine Kindlichkeit, jedoch nicht seine Begeisterungsfähigkeit verloren.
Aber das galt eigentlich für alle dieser Pioniere. Selbstsicher waren sie geworden, konnten schnell eigenständige Entscheidungen treffen, und hatten gelernt Verantwortung zu übernehmen,. Und das ganz besonders, seit vor drei Jahren das erste Neugeborene das Licht dieser neubesiedelten Welt erblickt hatte.
Erik und Antonia hatten sich als Erste dazu entschieden ihr Leben gemeinsam zu verbringen, Kathrin und Daniel waren die Nächsten, gefolgt von Paul und Andrea. Alexandra hatte sich wider Erwarten nicht für Johannes entschieden, wie man hätte annehmen können, nachdem die Beiden anfangs unzertrennlich gewesen waren.
Sie hatte sich überraschend dem eher stillen Laurin zugewendet, und vor einigen Wochen war bereits ihr zweites Kind, ein strammer Junge geboren worden. Sein ein Jahr zuvor geborenes Schwesterchen war ebenso gesund, wie auch die anderen sieben Kinder, die den verschiedenen Paaren geschenkt worden waren; Yannick und Anna, Tabea und Björn, Severin und Maya. Heute nun würden die quirlige zierliche Tina und der stämmige Sven heiraten.
Blieben eigentlich nur noch Johannes, Julian, Sophia und Kathrin übrig, dachte Enki. Aber diese Vier hatten noch nicht den Wunsch geäußert, sich einen Partner zu suchen. Nun, das würde wohl noch kommen, schließlich war die Auswahlmöglichkeit inzwischen auch wesentlich kleiner geworden.
Allerdings hatte Johannes eine ganze Weile geschmollt, nachdem sich seine Angebetete einem Anderen zugewendet hatte. Aber inzwischen war er zu einem tüchtigen Arzt ausgebildet worden. Er hatte einer der Geburten beigewohnt, und dieses Erlebnis hatte ihn derart fasziniert, das er von Nichts anderem mehr redete. Er wollte unbedingt medizinisch ausgebildet werden, und Kara hatte ihm alles beigebracht, was sie selbst auf diesem Gebiet gelernt hatte. Das war keinesfalls wenig.
Tja, Johannes verfügte wirklich über viele Talente, und übertraf bald sogar seine Lehrerin, da er viele eigene Ideen entwickelte. Er fand heraus, wo die benötigten Heilkräuter zu finden waren, und legte sich sogar selbst einen kleinen Kräutergarten an, der beständig wuchs.
Kara war sehr stolz auf ihren Schüler. Enki runzelte kurz die Stirn; Jedenfalls hoffte er, das es nur Stolz war, den Kara für ihren Schützling empfand, und doch nicht etwa andere Gefühle...?! Na, das fehlte gerade noch.
Er hatte sämtlichen Besatzungsmitgliedern, und das waren außer den Betreuern immerhin noch ungefähr zehn, elf Mann, unter der Androhung schwerster Strafen verboten sich den neuen Erdlingen sexuell zu nähern, und das galt auch für Kara, egal, wie viele menschliche Vorfahren sich in ihrer Ahnenreihe befanden. Punktum!
Enki betrat das etwas abseits gelegene rot gestrichene Haus, in dem man alle amtlichen Angelegenheiten, wie Geburten, Eheschließungen und Beschlüsse schriftlich niederlegte.
Auch jene Namenslisten, die damals herumgereicht worden waren, wurden dort aufbewahrt, und stets bei der Geburt eines Neuankömmlings ernsthaft studiert.
Weil in diesem Gebäude auch alle wichtigen Entscheidungen der Gemeinschaft erörtert wurden, und man sich stets dort mit Kara oder Enki treffen konnte, wenn man einen Rat brauchte, wurde es auch so genannt: Rathaus!
Hier fanden natürlich auch die Eheschließungen statt, eine Aufgabe, die er bislang immer selbst übernommen hatte, aber schon nach einem Nachfolger suchte, denn allzu lange würden er und seine Leute nicht mehr bleiben. Er würde noch ein paar Regeln aufstellen, Gesetze erlassen, und Einiges mehr, dann würden sie wieder Richtung Heimat fliegen.
Es wurde langsam Zeit, beunruhigt hatte er festgestellt, wie sehr er selbst und auch einige der anderen Nibiriuaner sich an den Planeten Erde gewöhnt hatten. Es handelte sich aber auch um ein herrliches Plätzchen hier, am Rande dieser Milchstraße, wenn ihnen auch die ungewohnte Sonne und die schnelle Umlaufbahn einige Schwierigkeiten bereiteten, wie Einst, als diese unangenehmen Begleiterscheinungen besonders seinem Bruder Enlil zugesetzt hatten. Der hatte sich seinerzeit immer in die kühleren Gefilde auf diesem Planeten zurückgezogen. Auf die Zedernberge, wo er sich seinen Wohnsitz errichtet hatte.
Enki kicherte ein wenig, als er daran dachte, was sich sein Bruder damals alles ausgedacht hatte, um wenigstens die Sonne von sich fernzuhalten. Komische Kopfbedeckungen hatte er
immer getragen, und dunkle Brillen, um seine Augen zu schützen. Trotzdem hatten sein Gesicht und die Hände schon nach kurzen Aufenthalten im Freien eine tiefrote Färbung angenommen, was ihn mit tiefer Wut auf diesen Planeten und seine Umweltverhältnisse erfüllt hatte. So war es auch jetzt wieder. Während die Haut der Erdlinge inzwischen eine gesunde Bräune aufwies, waren die Gesichter von ihm uns seiner Mannschaft andauernd so rot, wie die Farbe, mit der das Rathaus angestrichen worden war. Unangenehm, wirklich unangenehm.
Einzig sein Sohn Marduk schien dem ungewohnten Klima zu trotzen, zwar bräunte seine Haut nicht so wie die der Menschen, wurde aber auch nicht knallrot, sondern eher rosig. Lange Aufenthalte außerhalb des Raumschiffes vertrug allerdings auch er nicht, aber bei ihm zeigte es sich mehr in Form von Erschöpfung, und Atemnot.