Zen - Geist   Anfänger - Geist - Shunryu Suzuki - E-Book
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Shunryu Suzuki

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Beschreibung

Was wir "Ich" nennen, ist nur eine Schwingtür, die sich bewegt, wenn wir einatmen und ausatmen. Shunryu SuzukiZen-Geist Anfänger-Geist", der moderne Klassiker des Zen von Shunryu Suzuki, vermittelt die Essenz des Zen und die Grundlagen der Zenpraxis. Die Frage nach dem eigenen Geist oder Sein ist "Zen-Geist". Und mit der Suche nach dem eigenen Geist beginnt die Zen-Praxis, der "Anfänger-Geist". Shunryu Suzuki, einer der bedeutendsten Zen-Meister des 20. Jahrhunderts, lehrt die zentrale Botschaft des Zen: jeden Augenblick offen und neu zu erleben, frei von Gewohnheiten und Vorstellungen.

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Seitenzahl: 204

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Die Schriftzeichen für „Anfänger-Geist“ in der Kalligraphie von Shunryu Suzuki

Zen-GeistAnfänger-Geist

von

SHUNRYU SUZUKI

Meister des Zen Centersvon San Francisco und Carmel Valley

redigiert von Trudy Dixonmit einer Vorbemerkung von Huston Smithund einer Einführung von Richard Baker

aus dem Amerikanischen von Silvius Dornierund Pirmin RaggNeubearbeitung von Susanne Schaup

Titel der amerikansichen Originalausgabe

Zen Mind, Beginner‘s Mind,

Informal talks on Zen meditation and practice

© 1970 Weatherhill, Inc., Tokyo, New York

© 1975 der deutschen Ausgabe: Theseus in J.Kamphausen Verlag und Distibution

GmbH, Bielefeld

Die Neubearbeitung von Susanne Schaup basiert auf der First revisited edition

der Originalausgabe, 1999

Shunryu Suzuki: Zen-Geist – Anfänger-Geist

© Theseus in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld 1975

Lektorat: Ursula Richard / Karlheinz Bernhard Grunwald

Titelgestaltung: Morian & Bayer-Eynck, Coesfeld

Kalligraphie von Shunryu Suzuki

Foto: Robert S. Boni

Gestaltung und Satz: Günter Hennersdorf, LVD

Druck & Verarbeitung Printausgabe: fgb • freiburger graphische betriebe

Datenkonvertierung: Bookwire GmbH

www.weltinnenraum.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN Print 978-3-89901-662-8

ISBN E-Book 978-3-89901-935-3

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und

sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe

sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

MEINEM LEHRERGYOKUJUN SO-ON-DAIOSHO

INHALT

Vorbemerkung von Huston Smith

Einführung von Richard Baker

Vorwort: Anfänger-Geist

TEIL EINSRECHTE PRAXIS

Haltung

Atmen

Kontrolle

Wellen des Geistes

Unkraut des Geistes

Das Mark des Zen

Keine Dualität

Sich Verbeugen

Nichts Besonderes

TEIL ZWEIRECHTE HALTUNG

Der Weg der ungeteilten Aufmerksamkeit

Wiederholung

Zen und Aufregung

Rechtes Bemühen

Keine Spur

Gott als Gebender

Fehler in der Praxis

Unsere Aktivität begrenzen

Sich selbst studieren

Einen Ziegel polieren

Beständigkeit

Kommunikation

Negativ und Positiv

Nirvana, der Wasserfall

TEIL DREIRECHTES VERSTEHEN

Traditioneller Zen-Geist

Vergänglichkeit

Die Eigenart des Seins

Natürlichkeit

Leerheit

Bereitschaft, Achtsamkeit

An nichts glauben

Anhaften, Nicht-Anhaften

Innere Ruhe

Erfahrung, nicht Philosophie

Ursprünglicher Buddhismus

Jenseits des Bewusstseins

Buddhas Erleuchtung

Epilog: Zen-Geist

VORBEMERKUNG

Es gibt zwei Suzukis. Es war Daisetz T. Suzuki, der vor einem halben Jahrhundert den Zen-Buddhismus in den Westen brachte. Die historische Bedeutung dieser Verpflanzung aus der Kraft eines Einzelnen wurde mit den Übersetzungen von Aristoteles im 13. Jahrhundert und von Platon im 15. Jahrhundert ins Lateinische verglichen. Fünfzig Jahre später schuf Shunryu Suzuki etwas, das fast ebenso wichtig war. In diesem Buch, seinem einzigen*, schlug er genau den Ton an, den die an Zen interessierten Amerikaner nach dem ersten Suzuki nötig hatten.

Während das Zen von Daisetz T. Suzuki dramatisch war, war dasjenige von Shunryu Suzuki ganz alltäglich. Der Schwerpunkt für Daisetz war satori, und es war größtenteils die Faszination dieses außerordentlichen Zustands, der an seinen Schriften so fesselte. Im Buch von Shunryu Suzuki dagegen tauchen die Worte satori und kensho, Worte mit nahezu derselben Bedeutung, gar nicht auf.

Als ich vier Monate vor seinem Tode die Gelegenheit hatte, ihn zu fragen, warum satori in seinem Buch nicht vorkäme, beugte seine Frau sich zu mir und flüsterte schelmisch: „Weil er es nie erlebt hat“, worauf ihr der Roshi in gespielter Verlegenheit einen Klaps mit seinem Fächer gab, den Finger auf den Mund legte und wisperte: „Pst! Sag’s ihm nicht!“ Als unser Lachen sich gelegt hatte, sagte er einfach: „Es ist nicht so, dass satori unwichtig wäre, aber es ist nicht der Teil von Zen, der betont werden sollte.“

Suzuki Roshi weilte nur zwölf Jahre bei uns in Amerika – ein Dutzend Jahre oder, nach der ostasiatischen Weise, die Jahre zu zählen, einen einzigen Zyklus –, aber es war genug. Durch die Arbeit dieses kleinen, stillen Mannes gibt es jetzt eine blühende Soto-Zen-Organisation auf unserem Kontinent. Sein Leben brachte den Soto-Weg so vollkommen zum Ausdruck, dass Mensch und Weg miteinander verschmolzen. „Seine Haltung des Nicht-Ich ließ keinen Raum für irgendeine Exzentrik, die wir hätten ausschmücken können. Obwohl er nichts von sich her machte und als Persönlichkeit im weltlichen Sinn keine Spuren hinterließ, sind seine Fußstapfen in der Welt der unsichtbaren Geschichte richtungweisend.“** Sein bleibendes Vermächtnis sind das Zen Mountain Center von Tassajara, das erste Soto-Zen-Kloster im Westen; das ihm als Stadtzentrum zugeordnete Zen Center von San Francisco; und dieses Buch für die breitere Öffentlichkeit.

Er überließ nichts dem Zufall und bereitete seine Schülerinnen und Schüler auf den schwierigen Augenblick vor, in dem seine fühlbare Gegenwart in die Leere entschwinden würde:

„Wenn ich sterbe, wenn ich im Augenblick meines Sterbens leide, dann wisst, dass das in Ordnung ist. Das ist dann der leidende Buddha. Darin ist nichts Verwirrendes. Vielleicht wird jeder zu kämpfen haben, wegen der Qualen des Körpers und auch des Geistes, aber das ist in Ordnung. Kein Problem. Wir sollten sehr dankbar dafür sein, dass wir einen begrenzten Körper haben … wie meiner oder wie der eure. Wenn ihr ein unbegrenztes Leben hättet, dann hättet ihr ein echtes Problem.“

Und er sicherte seine Nachfolge. In der Mountain-Seat-Zeremonie am 21. November 1971 setzte er Richard Baker als seinen Dharma-Nachfolger ein. Sein Krebsleiden war so weit fortgeschritten, dass er nur auf seinen Sohn gestützt in der feierlichen Prozession mitgehen konnte. Trotzdem stieß er bei jedem Schritt seinen Stock auf den Boden mit dem stählernen Zen-Willen, von dem seine sanfte äußere Erscheinung durchdrungen war. Baker nahm die Robe mit einem Gedicht in Empfang:

Dieses Stück Weihrauch,

das ich schon seit langer, langer Zeit habe,

bringe ich dar mit keiner-Hand

meinem Meister Suzuki Shunryu Daiosho,

meinem Freund, dem Gründer dieser Tempel.

Was du bewirkt hast, ist ohne Maß.

Unsere Roben sind durchtränkt

von unserem Gang im sanften Regen des Buddha,

doch auf den Blättern des Lotos

haftet nicht ein Tropfen.

Zwei Wochen später war der Meister dahingegangen, und bei seiner Beerdigung am 4. Dezember sprach Baker Roshi zu der Menge, die sich versammelt hatte, um Shunryu Suzuki die letzte Ehre zu erweisen:

„Es ist nicht leicht, Lehrer oder Schüler zu sein, obgleich das die höchste Freude dieses Lebens sein muss. Es ist nicht leicht, in ein Land zu kommen, in dem es keinen Buddhismus gibt, und es zu verlassen, wenn man viele Schüler, Priester und Laien auf den Weg gebracht und das Leben von tausenden Menschen im ganzen Land verändert hat. Es ist nicht leicht, ein Kloster zu gründen, eine Stadtgemeinde und Übungszentren in Kalifornien und an vielen anderen Orten in den Vereinigten Staaten aufzubauen. Aber dieser nicht-leichte Weg, diese außerordentliche Leistung, war keine Bürde für ihn, denn er gab uns von seiner eigenen, wahren Natur, unserer wahren Natur. Er hinterließ uns so viel, wie nur irgendein Mensch vermag, alles, was wesentlich ist, den Geist und das Herz des Buddha, die Übungen des Buddha, die Lehre und das Leben des Buddha. Er ist hier in jedem von uns, wenn wir seiner bedürfen.“

Huston Smith

Professor der Philosophie

Massachusetts Institute of Technology

* 1998 erschien unter dem Titel Leidender Buddha – Glücklicher Buddha. Zen-Unterweisungen zum Sandokai ein weiteres Buch von Shunryu Suzuki im Theseus Verlag.

** Aus einem Nachruf von Mary Farkas in Zen Notes, publiziert vom First Zen Institute of America im Januar 1972.

EINFÜHRUNG

Für einen Schüler von Suzuki Roshi wird dieses Buch Suzuki Roshis Geist sein – nicht sein gewöhnlicher oder persönlicher Geist, sondern sein Zen-Geist, der Geist seines Lehrers Gyokujun So-on-daiosho, der Geist von Dogen Zenji, der Geist der gesamten historischen oder mythischen, unterbrochenen oder ununterbrochenen Reihenfolge der Lehrer, Patriarchen, Mönche und Laien von der Zeit des Buddha bis heute, und es wird der Geist von Buddha selbst sein, der Geist der Zen-Praxis. Für die meisten Leser wird dieses Buch jedoch ein Beispiel dafür sein, wie ein Zen-Meister spricht und lehrt. Es wird ein Buch der Unterweisung sein, wie man Zen praktiziert, über das Zen-Leben und die innere Einstellung und Einsicht, die Zen-Praxis möglich machen. Für jeden Leser wird dieses Buch eine Ermutigung sein, die eigene Natur, den eigenen Zen-Geist zu verwirklichen.

„Zen-Geist“ ist eines jener geheimnisvollen Worte, die von Zen-Lehrern gebraucht werden, damit ich mich selbst wahrnehme, über Worte hinausgehe und mich frage: „Was ist mein eigener Geist, mein eigenes Sein?“ Dies ist Sinn und Zweck jeder Zen-Unterweisung – dass ihr euch Fragen stellt und mit dem tiefsten Ausdruck eures Wesens darauf antwortet. Die Kalligraphie auf dem Einband bedeutet nyorai im Japanischen oder tathagata in Sanskrit. Dies ist eine Bezeichnung für den Buddha, und sie bedeutet „der dem Weg gefolgt ist, der aus der Soheit zurückgekehrt ist, der Soheit, Istigkeit, Leerheit ist, der Vollendete.“ Dies ist das Grundprinzip, welches das Erscheinen eines Buddha möglich macht. Das ist der Zen-Geist. Als Suzuki Roshi dieses Schriftzeichen kalligraphierte – als Pinsel benutzte er das zerfranste Ende eines langen, schwertförmigen Blattes der Yucca-Pflanze, die in den Bergen rund um das Zen Mountain Center wächst –, sagte er: „Dies bedeutet, dass Tathagata der Leib der ganzen Erde ist.“

Die Praxis von Zen-Geist ist Anfänger-Geist. Die Unschuld der ersten Frage: „Was bin ich?“ ist in der gesamten Zen-Praxis notwendig. Der Geist des Anfängers ist leer, frei von den Gewohnheiten des „Experten“, bereit anzunehmen, zu zweifeln, und allen Möglichkeiten gegenüber offen. Es ist die Art von Geist, die die Dinge sehen kann, wie sie sind, die Schritt für Schritt und mit einem Schlag die ursprüngliche Natur aller Dinge zu erkennen vermag. Diese Praxis von Zen-Geist ist im ganzen Buch zu finden. Direkt, oder abgeleitet, berührt jeder Abschnitt dieses Buches die Frage, wie man in der Meditation und im Leben Anfänger-Geist bewahren kann. Dies ist eine uralte Art des Lehrens, mit Hilfe der einfachsten Sprache und der Situationen des täglichen Lebens. Das bedeutet, dass der Schüler sich selbst lehren soll.

„Anfänger-Geist“ war ein Lieblingsausdruck von Dogen Zenji. Die Kalligraphie auf Seite 2, die ebenfalls von Suzuki Roshi stammt, bedeutet shoshin oder Anfänger-Geist. Der Zen-Weg der Kalligraphie besteht darin, dass man auf die allerdirekteste, einfachste Weise schreibt, als ob man ein Anfänger wäre, ohne zu versuchen, etwas gewandt oder schön zu machen, sondern einfach mit voller Aufmerksamkeit zu schreiben, als ob man das, was man niederschreibt, zum ersten Mal entdeckte. Dann liegt eure ganze Natur in eurer Schrift. Das ist, Augenblick für Augenblick, der Weg eurer Praxis.

Dieses Buch wurde konzipiert und initiiert von Marian Derby, einer Suzuki Roshi nahe stehenden Schülerin, die die Zen-Gruppe in Los Altos organisierte. Suzuki Roshi schloss sich der Zazen-Meditation dieser Gruppe ein- oder zweimal die Woche an, und nach jeder Meditationsrunde sprach er zu den Anwesenden, um sie in ihrer Übung zu ermutigen und ihnen bei ihren Problemen zu helfen. Marian nahm seine Reden auf Band auf und stellte bald fest, dass die Vorträge in dem Maße, wie sich die Gruppe entwickelte, eine Kontinuität und Entwicklung aufwiesen, die sich gut für ein Buch eignen und das dringende Bedürfnis nach einer Aufzeichnung von Suzuki Roshis bemerkenswertem Geist und seiner besonderen Lehrweise erfüllen würden. Aus ihrer Niederschrift der Vorträge, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren gehalten wurden, stellte sie den ersten Entwurf des vorliegenden Buches zusammen.

Dann bearbeitete Trudy Dixon, ebenfalls eine mit Suzuki Roshi eng verbundene Schülerin, die viel Erfahrung als Redakteurin von Wind Bells (einer Publikation des Zen Centers) besaß, das Manuskript und bereitete die Herausgabe vor. Es ist keine leichte Aufgabe, ein Buch dieser Art herauszugeben. Eine Erläuterung, warum das so ist, wird für das Verständnis dieses Buches hilfreich sein. Suzuki Roshi geht den schwierigsten, jedoch überzeugendsten Weg, über den Buddhismus zu sprechen, indem er die alltäglichen Lebensumstände der Menschen einbezieht und die ganze Lehre in so einfachen Sätzen zu vermitteln sucht wie: „Trink eine Tasse Tee.“ Ein Herausgeber muss sich der tieferen Bedeutung solcher Aussagen bewusst sein, damit er nicht um der Klarheit oder der Grammatik willen den eigentlichen Sinn dieser Belehrungen wegredigiert. Ohne Suzuki Roshi gut zu kennen und schon mit ihm gearbeitet zu haben, ist es leicht möglich, dass aus denselben Gründen das Verständnis des Hintergrundes verloren geht, der seine Persönlichkeit, seine Energie oder sein Wille ist. Ebenso liegt die Gefahr nahe, dass damit der tiefere Geist des Lesers wegredigiert wird, der die Wiederholung, die scheinbar unstimmige Logik und die Poesie benötigt, um sich selbst zu erkennen. Abschnitte, die schwer verständlich oder allzu selbstverständlich erscheinen, leuchten oft ein, wenn sie sehr sorgfältig gelesen werden und man sich fragt, warum dieser Mann wohl so etwas gesagt hat.

Die Herausgabe wird noch komplizierter durch den Umstand, dass Englisch von seinen Grundvoraussetzungen her durch und durch dualistisch ist und nicht wie die japanische oder chinesische Sprache Jahrhunderte lang einen Weg ausbilden konnte, nichtdualistische buddhistische Vorstellungen auszudrücken. Suzuki Roshi handhabt dieses kulturell so unterschiedliche Vokabular ziemlich frei und drückt sich sowohl in japanischen wie westlichen Denkweisen aus. In seinen Vorträgen verschmelzen sie poetisch und philosophisch. Doch in einer schriftlichen Aufzeichnung gehen die Pausen, der Rhythmus und die Betonung, die seinen Worten ihren tieferen Sinn verleihen und seine Gedanken zusammenhalten, leicht verloren. Daher arbeitete Trudy viele Monate allein und mit Suzuki Roshi zusammen, um seine ursprünglichen Worte und deren Geschmack zu bewahren und trotzdem ein Manuskript herzustellen, das für den westlichen Menschen verständlich ist.

Trudy teilte das Buch nach Schwerpunkten in drei Teile ein – Rechte Praxis, Rechte Haltung und Rechtes Verstehen –, was in etwa Körper, Gefühl und Geist entspricht. Sie wählte auch die Überschriften für die einzelnen Vorträge und die Leitsprüche, die den Überschriften folgen, wobei letztere meistens dem Text der Vorträge entnommen sind. Diese Auswahl ist natürlich etwas willkürlich, aber Trudy tat dies, um zwischen den einzelnen Abschnitten, Überschriften und Leitsprüchen und den Vorträgen selbst eine Art von Spannung zu setzen. Die Beziehung zwischen den Vorträgen und diesen hinzugefügten Elementen wird dem Leser helfen, die Vorträge genauer zu ergründen. Die einzige Rede, die nicht ursprünglich vor der Gruppe von Los Altos gehalten wurde, ist der Epilog, der eine Zusammenfassung zweier Vorträge darstellt, die gehalten wurden, als das Zen Center seinen neuen Hauptsitz in San Francisco bezog.

Kurz nachdem sie die Arbeit an diesem Buch abgeschlossen hatte, starb Trudy im Alter von dreißig Jahren an Krebs. Sie hinterließ zwei Kinder, Annie und Will, und ihren Ehemann Mike, der Maler ist. Von ihm stammt die Zeichnung der Fliege auf Seite 77. Er ist selbst langjähriger Zen-Schüler, und als er um einen Beitrag für dieses Buch gebeten wurde, sagte er: „Eine Zen-Zeichnung kann ich nicht machen. Ich kann nicht anders zeichnen als um des Zeichnens willen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich zafu (Meditationskissen) oder Lotosblumen oder solches Zeug male. Aber diese Idee hier kann ich mir vorstellen.“ In Mikes Bildern kommt öfters eine realistische Fliege vor. Suzuki Roshi mag Frösche gern, die so still dasitzen, als würden sie schlafen, und doch so wachsam sind, dass sie jedes Insekt in ihrer Nähe bemerken. Vielleicht wartet die Fliege auf einen Frosch.

Trudy und ich arbeiteten auf mehrfache Weise an Zen-Geist – Anfänger-Geist zusammen, und sie bat mich, es fertig zu redigieren, die Einführung zu schreiben und mich um die Veröffentlichung zu kümmern. Nachdem ich verschiedene Verlage erwogen hatte, fand ich, dass John Weatherhill, Inc., mit Meredith Weatherby und Audie Bock, in der Lage sein würden, dieses Buch in genau der Weise fertig zu stellen, zu gestalten und herauszubringen, wie es sein sollte. Vor der Drucklegung wurde das Manuskript von Prof. Kogen Mizuno, dem Leiter des Institus für Buddhistische Studien an der Komazawa Universität, einem herausragenden Gelehrten und Kenner des indischen Buddhismus, gelesen. Bei der Transkription der buddhistischen Fachausdrücke aus dem Sanskrit und dem Japanischen war er in großzügiger Weise behilflich.

Suzuki Roshi sprach selten über seine Vergangenheit, nur ab und zu in seinen Vorträgen, aber so viel konnte ich zusammenfügen: Er war Schüler von Gyokujun So-on-daioshi. Er hatte auch andere Lehrer, von denen der einflussreichste Kishizawa Ian Roshi war, eine führende Dogen-Autorität, über den er Vorlesungen hielt. Kishizawa Roshi betonte ein tiefes, sorgfältiges Verständnis von Dogen, den Koans – insbesondere der „Niederschrift der Smaragdenen Felswand“ – sowie der Sutren. Suzuki Roshi war zwölf Jahre alt, als er unter Gyokujun, einem Schüler seines Vaters, seine Ausbildung begann. Nachdem er jahrelang bei seinem Lehrer gelebt hatte, setzte er seine Praxis und seine Studien in Komazawa, einer buddhistischen Universität fort, sowie in den beiden bedeutendsten Soto-Ausbildungsklöstern, Eiheiji und Sojiji. Eine Zeit lang studierte er auch bei einem Rinzai-Lehrer. Gyokujun Roshi starb, als Suzuki dreißig Jahre alt war. Dadurch hatte er schon in ziemlich jungen Jahren die Verantwortung für den Tempel seines Vaters (der kurz vor Gyokujun starb) und den Tempel seines Lehrers. Dieser letztere, Rinsoin, war ein kleines Kloster und der Haupttempel für etwa zweihundert andere Tempel. Eine von Suzuki Roshis wesentlichen Aufgaben war der Wiederaufbau von Rinsoin in der ursprünglichen Tradition, wie sein Lehrer und er das wünschten.

Er leitete Diskussionsgruppen in Rinsoin, die den militärischen Geist und die daraus resultierenden Handlungsweisen in jener Zeit in Frage stellten, was im Japan der 30er und 40er Jahre ganz ungewöhnlich war. Schon vor dem Krieg, seit seiner Jugend, wollte er gerne nach Amerika fahren, hatte diesen Wunsch aber auf Drängen seines Lehrers hin aufgegeben. Aber 1956 und erneut 1958 hatte ein Freund, einer der führenden Persönlichkeiten der Soto-Schule, ihn nachdrücklich gebeten, nach San Francisco zu gehen, um dort die japanische Soto-Gemeinde zu leiten. Bei der dritten Bitte stimmte Suzuki Roshi zu.

Im Jahre 1959 im Alter von fünfundfünfzig Jahren, kam er in die USA. Nachdem er seine Rückkehr nach Japan mehrmals verschoben hatte, entschloss er sich, in Amerika zu bleiben. Er blieb, weil er fand, dass die Amerikaner einen Anfänger-Geist besitzen, dass sie wenig Vorurteile gegenüber Zen haben, dass sie vielmehr aufgeschlossen sind und zuversichtlich glauben, dass Zen ihrem Leben helfen kann. Er fand, dass sie an Zen Fragen stellen, die Zen lebendig machen. Kurz nach seiner Ankunft kamen einige Leute vorbei und fragten, ob sie bei ihm Zen studieren könnten. Er sagte ihnen, dass er jeden Morgen in der Früh Zazen praktiziere und dass sie sich ihm anschließen könnten, wenn sie wollten. Seither ist eine ziemlich große Zen-Gruppe um ihn herum entstanden, die sich heute auf sechs verschiedene Orte in Kalifornien verteilt. Er verbringt gegenwärtig einen Großteil seiner Zeit im Zen Center von San Francisco, Page Street 300, wo etwa sechzig Schüler leben und noch weitaus mehr regelmäßig Zazen sitzen, sowie im Zen Mountain Center von Tassajara Springs über dem Carmel Valley. Dies ist das erste Zen-Kloster in Amerika, und dort leben und praktizieren etwa sechzig weitere Schüler für einen Zeitraum von drei Monaten oder länger.

Trudy war der Ansicht, mehr als alles andere würde es den Lesern helfen, diese Vorträge zu verstehen, wenn sie verstünden, wie Zen-Schüler ihrem Lehrer gegenüber eingestellt sind. Was der Lehrer dem Schüler anbietet, ist der buchstäblich lebende Beweis dafür, dass alle diese Lehren und die scheinbar unerreichbaren Ziele in diesem Leben verwirklicht werden können. Je tiefer ihr in eure Praxis eintaucht, als umso tiefer werdet ihr den Geist des Lehrers entdecken, bis ihr schließlich erkennt, dass euer Geist und sein Geist der Geist Buddhas sind. Und dann stellt ihr fest, dass Zazen der vollkommenste Ausdruck eurer wahren Natur ist.

Die folgende, von Trudy stammende Würdigung ihres Meisters beschreibt sehr gut das Verhältnis zwischen Zen-Lehrer und Zen-Schüler:

„Ein Roshi ist ein Mensch, der die in allen Menschen angelegte, vollkommene Freiheit verwirklicht hat. Er existiert frei in der Fülle seines ganzen Seins. Der Strom seines Bewusstseins folgt nicht den fixierten, sich wiederholenden Mustern unseres gewöhnlichen selbstbezogenen Bewusstseins, sondern entspringt vielmehr spontan und natürlich den tatsächlichen Umständen der Gegenwart. Die Auswirkungen dessen auf die Qualität seines Lebens sind außerordentlich – Spannkraft, Vitalität, Direktheit, Einfachheit, Demut, Gelassenheit, Heiterkeit, unheimliche Scharfsichtigkeit und grenzenloses Mitgefühl. Sein ganzes Sein bezeugt, was es bedeutet, in der Wirklichkeit der Gegenwart zu leben. Ohne dass irgendetwas gesagt oder getan worden wäre, kann die bloße Begegnung mit einer so hoch entwickelten Persönlichkeit genügen, den ganzen Lebensweg eines Menschen zu ändern. Aber letzten Endes ist es nicht die Außergewöhnlichkeit des Lehrers, die den Schüler verblüfft, fesselt und in die Tiefe führt, sondern die völlige Natürlichkeit, Alltäglichkeit des Lehrers. Weil er einfach er selbst ist, ist er für seine Schüler ein Spiegel. Wenn wir mit ihm zusammen sind, empfinden wir unsere eigenen Stärken und Schwächen, ohne ein Gefühl von Lob oder Tadel von ihm zu spüren. In seiner Gegenwart sehen wir unser ursprüngliches Gesicht, und das Außergewöhnliche, das wir sehen, ist nur unsere eigene wahre Natur. Wenn wir lernen, unsere eigene Natur freizusetzen, verschwinden die Grenzen zwischen Meister und Schüler in einem tiefen Strom des Seins und der Freude in der Entfaltung des Buddha-Geistes.“

Richard Baker

Kyoto, 1970

ZEN-GEIST ANFÄNGER-GEIST

Es ist Weisheit, die nach Weisheit sucht.

VORWORT

ANFÄNGER-GEIST

Im Anfänger-Geist gibt es viele Möglichkeiten, im Geist des Experten nur wenige.

Die Leute sagen, es sei schwierig, Zen zu praktizieren, aber sie missverstehen die Gründe. Es ist nicht deshalb schwierig, weil es schwer ist, in der Haltung mit gekreuzten Beinen zu sitzen oder Erleuchtung zu erlangen. Es ist schwierig, weil es uns schwer fällt, unseren Geist und unsere Praxis im ursprünglichen Sinn rein zu halten. Nachdem Zen in China eingeführt wurde, entfaltete sich die Zen-Schule auf mannigfache Weise, wurde aber gleichzeitig mehr und mehr unrein. Doch ich möchte nicht über das chinesische Zen oder die Geschichte des Zen sprechen. Ich möchte euch vielmehr dabei helfen zu vermeiden, dass eure Übung unrein wird.

In Japan verwenden wir den Ausdruck shoshin, das heißt „Anfänger-Geist“. Das Ziel der Übung ist immer, unseren Anfänger-Geist zu bewahren. Wenn ihr zum Beispiel das Prajnaparamita-Sutra nur einmal rezitiert, so ist das vielleicht eine sehr gute Rezitation. Aber was würde passieren, wenn ihr es zweimal, dreimal, viermal oder noch öfter rezitiert? Dann verliert ihr leicht eure ursprüngliche Einstellung dazu. Dasselbe geschieht bei euren anderen Zen-Übungen. Eine Weile bewahrt ihr euren Anfänger-Geist, aber wenn ihr ein Jahr, zwei, drei oder mehr Jahre weiterübt, werdet ihr zwar vielleicht etwas vorankommen, aber ihr seid in Gefahr, die grenzenlose Bedeutung des ursprünglichen Geistes zu verlieren.

Für Zen-Schüler ist es das Wichtigste, nicht dualistisch zu sein. Unser „ursprünglicher Geist“ enthält alles in sich. Er ist immer reich und genügt sich selbst. Diesen euren selbstgenügsamen Geisteszustand solltet ihr nicht verlieren. Damit ist kein verschlossener Geist gemeint, sondern dass er wirklich leer und bereit ist. Wenn euer Geist leer ist, ist er stets für alles bereit; er ist offen für alles. Im Anfänger-Geist gibt es viele Möglichkeiten, im Geist des Experten nur wenige.

Wenn ihr zu viele Unterscheidungen trefft, begrenzt ihr euch selbst. Wenn ihr zu viel verlangt oder zu gierig seid, ist euer Geist nicht reich und selbstgenügsam. Wenn wir unseren ursprünglichen selbstgenügsamen Geist verlieren, gehen uns unsere Grundsätze und Gebote verloren. Wenn euer Geist fordernd wird, wenn euch nach etwas verlangt, werdet ihr schließlich gegen eure eigenen Gebote verstoßen: nicht zu lügen, nicht zu stehlen, nicht zu töten, nicht unmoralisch zu sein, und so fort. Wenn ihr euren ursprünglichen Geist bewahrt, dann halten eure Gebote sich selbst ein.

Im Anfänger-Geist gibt es keinen Gedanken: „Ich habe etwas erreicht.“ Alle selbstbezogenen Gedanken grenzen unseren unendlich weiten Geist ein. Wenn wir nicht daran denken, etwas zu erreichen, nicht an uns selbst denken, sind wir wahre Anfänger. Dann können wir wirklich etwas lernen. Der Geist des Anfängers ist der Geist des Mitgefühls. Wenn unser Geist mitfühlend ist, ist er grenzenlos. Dogen Zenji, der Begründer unserer Schule, betonte immer, wie wichtig es ist, unseren ursprünglichen, grenzenlosen Geist wiederzugewinnen. Dann sind wir zu uns selbst immer wahrhaftig, dann fühlen wir mit allen Wesen und können wirklich praktizieren.

Das ist also das Schwierigste, immer den Anfänger-Geist beizubehalten. Es ist nicht notwendig, ein tiefes Verständnis von Zen zu haben. Auch wenn ihr noch so viel Zen-Literatur lest, ihr müsst jeden Satz mit einem frischen Geist lesen. Ihr solltet nicht sagen: „Ich weiß, was Zen ist“, oder „Ich habe Erleuchtung erlangt.“ Das ist auch das eigentliche Geheimnis der Künste: Immer ein Anfänger zu sein. Seid hierbei sehr, sehr sorgfältig. Wenn ihr beginnt, Zazen zu praktizieren, werdet ihr anfangen, euren Anfänger-Geist zu schätzen. Er ist das Geheimnis der Zen-Praxis.

TEIL EINS

RECHTE PRAXIS

Die Praxis von Zazen ist der direkte Ausdruck unserer wahren Natur. Genau genommen gibt es für einen Menschen keine andere Praxis als diese Praxis. Es gibt keine andere Lebensweise als diese Lebensweise.

HALTUNG

Diese Formen sind kein Mittel, den rechten Geisteszustand zu erlangen. Diese Haltung einzunehmen bedeutet, den rechten Geisteszustand zu haben. Es ist nicht nötig, einen besonderen Geisteszustand zu erlangen.