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Stefanie, die viele Jahre nur für ihren autistischen Sohn Tobias da war und mit ihm sehr schlimme Zeiten durchlitten hat (dies wird im Buch "Weibliche Revanche" erzählt) hatte die Hoffnung auf eine neue Liebe schon aufgegeben. Da lernt sie den attraktiven und charismatischen Polizisten Jan kennen. Sie ist fasziniert von seiner Art und genießt die leidenschaftliche Beziehung in vollen Zügen. Doch Tobias findet diesen Jan überhaupt nicht gut und erhebt schwere Vorwürfe gegen ihn, um seiner Mutter die Augen zu öffnen. Ist Tobias nur eifersüchtig oder steckt mehr hinter seinen Anschuldigungen?
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Seitenzahl: 189
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Ich widme dieses Buch all den tollen Frauen, die für mich da sind, wenn ich sie brauche.
Stefanie stand an der Staumauer des Rurstausees und hielt die Pistole in der Hand, mit der vor ein paar Stunden ein Mann erschossen worden war. Sie musste daran denken, wie sein Körper leblos auf dem Boden gelegen hatte…
Dann schaute sie sich nochmal um, ob auch niemand sah, was sie hier tat, wischte vorsichtshalber noch die Fingerabdrücke mit einem Taschentuch ab - sicher ist sicher - und warf die Waffe entschlossen in den dunklen See. Es platschte kurz, als die Pistole auf dem Wasser aufkam und dann war wieder alles still. Sie stand noch kurz da, starrte auf die Wasseroberfläche, die im Mondlicht glitzerte und setzte sich dann ins Auto, um nach Hause zu fahren.
Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass die Polizei oder die Mafia sie nicht mit der Sache in Verbindung bringen würden…
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Elke strahlte, als der Möbelwagen vorfuhr. Sie hatte sich, nach dem Tod ihres Mannes, einen großen Wunsch erfüllt und sich endlich die Möbel gekauft, die sie schon immer schön fand. Andreas hatte einen ganz anderen Geschmack gehabt und wollte, dass das Haus sehr modern eingerichtet ist. Da sie jedem Streit mit ihm aus dem Weg gegangen war, hatte sie immer nachgegeben. Doch nun konnte sie tun und lassen, was sie wollte. Die Beerdigung lag nun fast neun Monate zurück und sie wollte nun wieder in ihr eigenes Haus ziehen. Alleine schon, damit nicht alles im Haus an ihn erinnern würde, wollte sie sich ganz neu einrichten, aber sie nutzte auch die Gelegenheit, sich zu verwirklichen. Stefanie gönnte ihr dieses Gefühl von ganzem Herzen, auch wenn sie etwas traurig war, dass ihre beste Freundin mit ihrem Sohn Maximilian wieder bei ihr auszog. Sie hatte sich so daran gewöhnt, dass mittags, wenn sie von der Arbeit kam, ein warmes Essen auf sie wartete und ihr Haus hatte noch nie so sauber ausgesehen. Die Gespräche abends bei einem Glas Wein würde sie auch sehr vermissen, aber Elke wohnte ja nur ein paar Meter von ihr entfernt. Sie konnte jederzeit zu ihr rüber gehen.
Nachdem sie alle Möbel in die Zimmer verteilt und aufgebaut hatten, verabschiedete sich Stefanie von ihrer Freundin und ging mit Tobias, ihrem sechzehnjährigen Sohn und seiner gleichaltrigen Freundin Johanna nach Hause. Johanna wohnte, seit dem Tod ihrer Mutter, an dem Stefanie nicht ganz unbeteiligt gewesen war, auch bei ihr und hatte sich wunderbar eingelebt. Sie wohnte im Gästezimmer und Stefanie hoffte, dass sie noch lange bei ihr wohnen würde. Das Jugendamt hatte seine Zustimmung gegeben, da es keine weiteren Familienmitglieder gab und Johanna war glücklich darüber. Stefanie mochte sie sehr und Johanna mochte Tobias, seit sie Kinder waren. Die zwei waren immer schon unzertrennlich, obwohl Tobias nicht war wie andere Jungs. Schon im Kleinkindalter wurde Autismus bei ihm festgestellt und Stefanie und Tobias hatten einen harten und steinigen Weg hinter sich. In dem kleinen Dorf in der Eifel waren sie und ihr Sohn oft Gesprächsthema gewesen.
Doch mittlerweile hatte Tobias seinen Schulabschluss geschafft und machte eine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker. Er hatte schon immer ein Faible für Traktoren und Landmaschinen und Stefanie hatte sich sehr gewünscht, dass er diese Möglichkeit bekommen würde. Mit Hilfe ihres Chefs Thorsten, bei dem sie halbtags als Steuerfachgehilfin arbeitete, hatte er dann auch eine Ausbildungsstelle in dem ortsansässigen Betrieb bekommen. Seine Noten waren zwar nicht die besten, aber sein Engagement dafür umso größer. Johanna hatte einen Ausbildungsplatz als Friseurin in dem Friseursalon im Dorf gefunden. Auch ihr machte dieser Beruf Spaß und sie übte schon fleißig an Stefanies und Tobias Haaren.
Als sie Zuhause ankamen, gingen Tobias und Johanna direkt nach oben in Tobias Zimmer und Stefanie holte sich eine Flasche Wein und ein Glas aus der Küche und setzte sich auf ihre Couch. Gestern noch hatte sie mit Elke hier gesessen und sie hatten über einen albernen Film im Fernsehen gelacht. Jetzt saß sie da und hörte die Stille. Es war schön gewesen, dass Elke mehrere Monate bei ihr gewohnt hatte. Natürlich gab es schon mal öfters Streit um das Bad, besonders morgens, aber die meiste Zeit hörte sie Lachen im Haus und das genoss Stefanie sehr. Elke hatte vor neun Monaten ihren Mann verloren, aber Elkes Trauer währte nicht lange, so ungefähr 5 Minuten. Dann begriff sie, dass sie frei war und sich nicht mehr von ihrem cholerischen Ehemann tyrannisieren lassen musste. Die Leute im Dorf hatten natürlich getratscht und es wurde erzählt, dass Elke und sie eine lesbische Beziehung hätten und sie deshalb den Andreas beseitigen mussten, aber im Dorf wird ja immer getratscht. Stefanie gab schon lange nichts mehr um das Gerede in Engelau. Sie war zwar hier aufgewachsen, aber seit der Geburt ihres Sohnes hatte sie keinen besonders guten Draht mehr zu den Leuten hier. Man hatte ihr auch ein Verhältnis mit ihrem Chef, dem Steuerberater im Ort, nachgesagt. Dabei war sie seit Jahren alleinerziehende Mutter, nachdem ihr Mann Matthias sie verlassen hatte. Sie hätte also ganz legitim mit ihm eine Beziehung haben können, zumal er geschieden war, aber das wollte sie überhaupt nicht. Er baggerte so ziemlich alles, was bei drei nicht auf dem Baum war an und sie wollte nicht nur eine Eroberung sein. Obwohl sie schon Lust auf ihn hatte…
Stefanie trank ihr Glas leer, brachte es in die Küche und ging in ihr Bett, in dem sie ab sofort wieder alleine schlafen musste. Gestern Nacht hatte Elke noch neben ihr gelegen und sie hatte sich schon so an ihr leises Schnarchen gewöhnt. Jetzt war alles still und sie konnte gar nicht einschlafen. Ob es Elke in ihrem Bett auch so erging? Sie nahm ihr Handy und schrieb ihr eine Nachricht.
„Schläfst du schon?“
Es kam sofort eine Antwort.
„Nein. Es ist so still hier und das Bett ist so groß :(“, schrieb Elke zurück.
„Geht mir genauso… Ich wünsche dir eine gute, erste Nacht in deinem Zuhause. Schlaf gut und träume etwas Schönes.“
„Ist schon komisch. Ich rufe dich morgen an. Schlaf du auch schön. Hab dich lieb.“, antwortete Elke.
Stefanie fielen dann doch die Augen zu, nach dem anstrengenden Tag und sie träumte von Thorsten, ihrem Chef.
Am nächsten Morgen erwachte Stefanie quer im Bett und musste sich erst einmal sortieren. Ach ja, sie schlief ja wieder alleine in ihrem Bett. Sie ging ins Bad und machte sich fertig, bevor Johanna und Tobias das Bad in Beschlag nehmen konnten, zog sich an und ging zur Arbeit. Als sie in ihr Büro kam, sie musste nur ein Haus weiter gehen, war Thorsten schon da und telefonierte. Sie setzte Kaffee auf und biss in ihr Croissant, das Thorsten jeden Morgen für sie kaufte. Als er fertig war mit seinem Telefonat kam er zu ihr.
„Nächste Woche muss ich auf eine Fortbildung und ich möchte, dass du mitkommst. Hast du Lust mit mir auf eine zweitägige Reise nach Köln zu gehen?“, fragte er sie mit einem lüsternen Unterton.
„Nach Köln? Das sind nur knapp 70 Kilometer? Da müssen wir nicht übernachten.“, antwortete Stefanie irritiert.
„Ich weiß, aber ich kann doch die Übernachtungskosten absetzen und ich möchte mit dir um die Häuser ziehen. Du gibst mir ja sonst immer eine Abfuhr.“, sagte Thorsten mit einem Augenzwinkern.
„Wann wäre das denn?“, fragte Stefanie unsicher.
„Nächste Woche von Montag bis Dienstag. Komm, sag ja!“, bat Thorsten sie mit einem Ausdruck in seinen tiefblauen Augen, dem Stefanie nur schwer widerstehen konnte.
„Okay, einverstanden. Aber wir haben getrennte Zimmer!“, forderte Stefanie mit hochgezogener Augenbraue.
„Was denkst du von mir. Ich bin dein Chef!“, sagte er mit gespielter Entrüstung.
„Das möchtest du nicht wissen…“, antwortete Stefanie frotzelnd.
Thorsten lachte laut auf. „So so…Dann buche uns bitte zwei Zimmer. Ich gebe dir gleich die Adresse, wo das Seminar stattfindet. Aber bloß keine Absteige. Es sollte schon etwas Luxus bieten. Ein Whirlpool im Zimmer wäre nett…“, sagte Thorsten und grinste breit.
Jetzt musste Stefanie lachen. „Sonst noch was?“
„Lass mich mal kurz überlegen…“ Thorsten tat so, als überlege er ernsthaft. „Thai-Massage, Zimmerservice und ein zwei Meter Flachbildschirm…Spaß beiseite. Du machst das schon…“, sagte Thorsten augenzwinkernd und ging in sein Büro.
Stefanie rollte lachend mit den Augen und setzte sich an ihren Schreibtisch. Eine Kurzreise mit Thorsten würde bestimmt Spaß machen. Er war sehr galant und er war großzügig. Wenn sie zusammen essen gingen, und das kam öfters vor, lud er sie immer ein und bestand darauf, dass sie auch eine Vorspeise nahm. Er kaufte ihr jeden Morgen ein Croissant, weil er wusste, dass sie das so gerne isst. Aber sie waren nur gute Freunde, mehr nicht. Am Anfang hatte er mit allen Mitteln versucht sie ins Bett zu bekommen, aber Stefanie war hart geblieben. Sie hatte zu große Angst, dass es danach zu Problemen kam und sie wollte ihren Job nicht verlieren. Er war einfach kein Mann für eine feste Beziehung, das wusste sie.
Stefanie suchte im Internet nach Hotels, nachdem sie die Adresse von Thorsten bekommen hatte und stellte fest, dass in dieser Woche mehrere Messen in Köln waren und die Auswahl an freien Zimmern begrenzt war. Sie fand noch zwei Zimmer in einem drei Sterne Hotel und wusste jetzt schon, dass Thorsten damit nicht zufrieden sein würde. Aber was sollte sie machen? Hexen konnte sie noch nicht. Sie buchte die Zimmer online und schickte Thorsten einen Screenshot der Buchung. Er kam sofort aus seinem Büro gestürmt.
„Nicht dein Ernst, oder?“, sagte er vorwurfsvoll.
„Es ist nichts mehr frei. Messe…“, sagte Stefanie entschuldigend und zuckte mit den Schultern.
„Na ja, dann muss ich mir meine Massage woanders holen…“, sagte er maulend, drehte sich um und ging wieder in sein Büro.
Seine Sorgen möchte ich haben, dachte sich Stefanie und widmete sich dem Stapel Einkommensteueranträgen, die auf ihrem Schreibtisch lagen. Da klingelte ihr Handy. Elke war dran.
„Guten Morgen Liebelein, wie war deine erste Nacht? Konntest du schlafen?“, fragte Stefanie freudig.
„Ach, es geht so. Ich war oft wach und bin durchs Haus getigert. Jede Stelle im Haus erinnert mich an ihn. Da steht ja auch noch sein Wagen in der Garage. Den muss ich auch noch verkaufen. Aber das wird schon. Und du?“, fragte Elke.
„Ich habe auch unruhig geschlafen. Es war so still im Zimmer…“, sagte Stefanie und lachte.
„Ich schnarche nicht!“, protestierte Elke lachend.
„Nur ein bisschen… Du schnurrst.“, foppte Stefanie sie. „Aber was anderes, ich fahre nächste Woche mit Thorsten auf eine Dienstreise.“, sagte Stefanie geschwollen.
„Echt?“, fragte Elke sie überrascht. „Wohin?“
„Nach Köln…“, lachte Stefanie. „Aber immerhin meine erste Dienstreise!“
„Ein oder zwei Zimmer?“, wollte Elke spöttisch wissen.
„Natürlich zwei! Wo denkst du hin?“, antwortete Stefanie entrüstet.
„Warum denn? Das wäre doch eine Gelegenheit…“, fragte Elke und Stefanie konnte förmlich ihr Grinsen sehen.
„Nee lass mal. So, ich muss was tun. Bis später Süße.“, sagte Stefanie und legte auf.
Aber sie konnte sich kaum konzentrieren. Immer wieder tauchten Bilder in ihrem Kopf von Thorsten auf und er war nackt.
„Jetzt reiß dich mal zusammen!“, sagte sie laut zu sich selbst.
Die Zwillinge Sven und Nils hatten mittlerweile ihre Haftstrafe verbüßt. Sie waren wegen Drogenbesitz zu einer Jugendhaftstrafe von einem Jahr verurteilt worden und auch daran war Stefanie nicht ganz unbeteiligt gewesen. Tobias hatte seine ganze Kindheit unter den Beiden gelitten und sie hatten ihn dazu bringen wollen, auf einen Waggon zu klettern, damit sie das Video davon ins Internet stellen konnten. Stefanie hatte dies verhindern können und die Polizei, die Elke gerufen hatte, fand jede Menge Tabletten einer Designerdroge und Haschisch in ihren Taschen. Unter normalen Umständen hätten sie gewiss eine Bewährungsstrafe bekommen, aber der Richter war ein guter Freund von Andreas, Elkes verstorbenem Mann, gewesen und Stefanie hatte ein Druckmittel gehabt, mit dem sie Andreas dazu gebracht hatte, den Richter von der Notwendigkeit einer Haftstrafe zu überzeugen. Andreas hatte spezielle Vorlieben gehabt und besuchte in regelmäßigen Abständen eine Domina „Lady Morena“ in Euskirchen. Stefanie war, auf nicht ganz legalem Wege, an die Überwachungsvideos von diesen Besuchen gekommen und hatte dabei einen interessanten Einblick in die Arbeit einer Domina erhalten. Von diesen Besuchen sollte natürlich niemand erfahren, auch nicht Elke und so gingen die Zwillinge in den Jugendarrest und Anette, ihre perfektionistische und arrogante Mutter, war seitdem extrem freundlich zu Stefanie.
Tobias traf vor dem Kiosk mit den Zwillingen zusammen. Er rechnete damit, dass sie zornig auf ihn wären und er sich wieder irgendeine Gemeinheit anhören musste, aber sie grüßten ihn fast schon freundlich. Er war überrascht und grüßte zurück. Johanna, die bei ihm war, sagte misstrauisch:
„Ich wusste gar nicht, dass die schon wieder aus dem Knast raus sind. Ich trau denen nicht über den Weg. Die hecken doch immer irgendetwas aus.“, flüsterte Johanna.
„Vielleicht haben sie sich geändert“, antwortete Tobias nachdenklich und schaute ihnen hinterher, während sie in dem Kiosk verschwanden.
„Die? Niemals!“, zischte Johanna fies. „Die haben die Gene ihrer Mutter.“
Beide kicherten und die Zwillinge, die in dem Moment wieder aus dem Kiosk kamen schauten irritiert.
„Hör mal Tobi, wir wollten uns bei dir entschuldigen. Frieden?“, fragte Nils. Tobias war sich nicht sicher, ob sie ihn verarschen wollten, aber die Beiden wirkten sehr schuldbewusst.
„Klar…“, sagte Tobias nur und Nils hielt ihm die geschlossene Faust hin. Er drückte seine Faust gegen die von Nils und nickte. Dann zogen die Zwillinge weiter.
„Was war das denn?“, wollte Johanna wissen.
„Keine Ahnung…“, antwortete Tobias irritiert.
„Hauptsache, sie lassen uns in Ruhe.“
„Ich trau dem Braten nicht…“, sagte Johanna skeptisch. Dann betraten sie den Kiosk und kauften sich zwei Cokes.
Johanna und Tobias waren beste Freunde. Das hatte sich auch nicht geändert, nachdem sie einmal miteinander geschlafen hatten. Leider war es anders gekommen, als es von Johanna geplant gewesen war. Sie waren alleine im Wald gewesen, in einem Geheimversteck, das nur Tobias und sie kannten, doch leider waren die Zwillinge ihr gefolgt und hatten alles mit dem Handy gefilmt. Als sie das bemerkt hatten, war die Situation eskaliert. Tobias bekam eine Panikattacke und hatte Johanna völlig aufgelöst zurück gelassen. In der Nacht starb dann noch ihre Mutter, weil diese streng religiöse Frau in Tobias einen vom Teufel besessenen Jungen sah und einen Exorzismus an ihm vollziehen wollte. Stefanie, die ihren Sohn retten wollte, hatte Johannas Mutter daraufhin die Treppe hinunter gestoßen.
Das alles war traumatisierend für die Beiden gewesen, so dass sie seitdem keinerlei sexuelle Versuche mehr gestartet hatten. Aber es hatte sie auch enger zusammen geschweißt. Sie hatten schon so viel miteinander erlebt und konnten sich blind aufeinander verlassen.
Kurz darauf erhielt Tobias eine Nachricht von Nils auf seinem Handy.
„Hi Tobi, Lust auf eine Runde Zocken?“
Die Eltern von Sven und Nils hatten beide leitende Jobs in großen Unternehmen und verdienten sehr gut. Deshalb hatten sie auch hohe Erwartungen an ihre Söhne. Sie sollten gute Noten nach Hause bringen und wurden dafür reichlich belohnt. So hatten sie alle computertechnischen Geräte, die neu auf dem Markt waren und stellenweise vor dem öffentlichen Verkauf. Tobias war schon bei ihnen Zuhause gewesen und hatte den riesigen Fernseher bestaunt, der in ihrem Wohnzimmer stand. Auf diesem Bildschirm zu zocken, war schon etwas Besonderes. Deshalb war er hin- und hergerissen, als er die Nachricht von Nils las. Wollte er ihn reinlegen oder wollte er wirklich wieder gut machen, was er getan hatte? Johanna reagierte wütend, als sie von der Nachricht erfuhr.
„Du willst doch nicht ernsthaft zu denen gehen?
Nachdem was sie uns angetan haben!“, sagte sie erbost.
„Aber sie haben ihre Strafe dafür verbüßt. Vielleicht wollen sie wirklich Freundschaft.“, erwiderte Tobias beschwichtigend.
„Ja klar. Mensch Tobi, die haben bestimmt nichts Gutes im Sinn!“, redete Johanna auf ihn ein.
„Ich werde mal hingehen und sehen, was passiert.“, sagte Tobias entschlossen und Johanna verdrehte die Augen.
„Da kannst du aber alleine hingehen. Ich komme da nicht mit!“, sagte Johanna entschlossen.
„Du zockst doch eh nicht gerne.“, erwiderte Tobias und verstand nicht, warum Johanna beleidigt das Zimmer verließ.
Am Montag fuhren Stefanie und Thorsten um halb sieben Uhr los, da das Seminar schon um acht Uhr in Köln begann. Sie fuhren mit seinem Audi Cabrio auf die Autobahn und Stefanie genoss die Fahrt mit offenem Verdeck an diesem schönen Morgen. Durch den morgendlichen Berufsverkehr hatten sie unterwegs mehrere Staus, waren aber pünktlich um 8 Uhr in dem Seminarsaal. Dieser war sehr groß und schon gut gefüllt. Es wurden langatmige Vorträge gehalten und mittags gab es eine einstündige Pause. Diese nutzten Stefanie und Thorsten um in dem Hotel einzuchecken, das nur ein paar Meter entfernt lag. Als sie an der Rezeption standen und ein Formular ausgefüllt hatten, überreichte ihnen die Hotelangestellte einen Zimmerschlüssel.
„Ähm… Ich hatte aber zwei Zimmer bestellt!“, sagte Stefanie irritiert.
„Oh, Entschuldigung. Ich schaue direkt mal nach.“, sagte die junge Frau lächelnd und schaute in ihrem PC nach. „Ich habe hier eine Reservierung für ein Zimmer für 2 Personen, Frau Reimann.“
„Ich hatte aber zwei Zimmer reservieren lassen! Das weiß ich ganz genau.“, sagte Stefanie aufgebracht.
„Es tut mir sehr leid, aber wir sind leider ausgebucht. Ich habe nur dieses Zimmer für Sie.“, sagte die junge Frau entschuldigend lächelnd.
Stefanie schaute Thorsten an, der vor sich hin grinste.
„Hast du was damit zu tun?“, fragte sie ihn empört.
„Ich? Aber du hast doch die Zimmer reserviert.“, sagte Thorsten gelassen. „Also ich habe nichts dagegen, wenn wir uns ein Zimmer teilen.“
„Das kann ich mir denken.“, murmelte sie mürrisch vor sich hin. „Und da können Sie wirklich nichts machen?“, fragte Stefanie die junge Frau.
„Leider nein.“, antwortete diese immer noch lächelnd. Stefanie fragte sich, ob die junge Frau ein Mensch oder ein Android war. Dieses Dauergrinsen machte sie aggressiv. Sie war nicht mit dem eigenen Auto hier, also konnte sie auch nicht nach Hause fahren und ihn um seinen Wagen bitten, wollte sie auch nicht.
„Okay, denke jetzt bloß nicht, dass ich das so geplant habe! Ich wollte mein eigenes Zimmer haben!“, sagte Stefanie aufgebracht.
„Ich denke gar nichts.“, antwortete Thorsten immer noch grinsend und nahm ihr den Schlüssel ab. „Wo müssen wir denn hin? Zimmer 36, also dritter Stock. Komm Braune…“
Stefanie ging hinter ihm her zum Fahrstuhl und redete kein Wort mit ihm. Als sie das Hotelzimmer Nr. 36 betraten, stellte sie erschrocken fest, dass es sich um ein französisches Bett handelte. Er musste doch denken, dass sie das absichtlich gemacht hatte. Thorsten legte sich auf das Bett und wippte hoch und runter.
„Die Matratze ist okay.“, stellte er zufrieden fest. Stefanie ging ins Bad und begutachtete die sanitären Einrichtungen. Es sah alles sehr sauber aus. Das Zimmer hatte einen schönen Blick auf die Hinterhöfe, das versprach zumindest eine ruhige Nacht. Sie mussten sich wieder auf den Rückweg machen und kauften sich unterwegs noch eine Bratwurst auf die Hand. Die Vorträge gingen weiter und Stefanie war froh, dass viel Kaffee bereit stand. Als um 17 Uhr endlich der Seminarleiter allen einen schönen Abend wünschte, strömten die Teilnehmer auf die Straße. Stefanie und Thorsten warteten, bis die meisten den Saal verlassen hatten und gingen dann auch an die frische Luft. Es war ein milder Abend und Beide hatten großen Hunger. Deshalb suchten sie sich ein nettes Lokal und bestellten sich Steak und Pasta. Während sie auf das Essen warteten und die ganze Zeit über Berufliches gesprochen hatten, fragte Thorsten sie plötzlich:
„Was hälst du von einer schönen, entspannenden Massage nach dem Essen?“
„Da hätte ich jetzt nichts dagegen. Das stundenlange Sitzen macht mich fertig. Aber wo bekommen wir denn jetzt noch eine Massage? Und ohne Termin?“, fragte Stefanie skeptisch.
„Ich kenne hier in Köln einen Club. Da bekommt man eine wunderbare Massage und gute Cocktails.“, antwortete Thorsten und schaute sie herausfordernd an.
„Club? Was für eine Art von Club?“, fragte Stefanie irritiert.
„Also kein Golfclub.“, grinste Thorsten. „Ein Club für Erwachsene…“
Stefanie überlegte kurz. Dann verstand sie. „Du meinst einen Swingerclub?“, fragte Stefanie irritiert.
„Da musst du nicht vögeln. Du kannst dich auch massieren lassen oder nur trinken, wie du willst. Es gibt einen großen Whirlpool und das wird dir gut tun, nach so einem anstrengenden Tag.“, versuchte Thorsten sie zu überzeugen.
Stefanie überlegte, was sie tun sollte. Sie war jahrelang nur für Tobias da gewesen und der Halbtagsjob bei Thorsten bot ihr auch nicht wirklich eine Herausforderung. Jetzt hatte sie die Gelegenheit vielleicht etwas Aufregendes zu erleben. Sie hatte viel zu wenig an sich gedacht. Also warum nicht?
„Okay, lass uns da hinfahren!“, sagte Stefanie entschlossen und lächelte Thorsten selbstbewusst an.
„Prima!“, freute sich Thorsten und hob sein Weinglas, um mit ihr anzustoßen.
Nach dem Essen nahmen sie sich ein Taxi und fuhren zu der Adresse, die Thorsten dem Taxifahrer nannte. Er war wahrscheinlich schon öfters dort gewesen, dachte sich Stefanie. Sie fuhren in einen Stadtteil, den Stefanie nicht kannte, hier waren viele Bars und Bordelle. Überall waren rote Leuchtreklamen an den Häusern und hier und da standen leicht bekleidete Frauen auf der Straße. Sie fuhren weiter und nachdem sie den Stadtteil verlassen hatten, schloss sich ein Waldstück an. Das Taxi hielt vor einem großen geschmiedeten Tor und dieses öffnete sich automatisch. Der Fahrer fuhr das Taxi über einen Kiesweg und dann sah Stefanie ein beleuchtetes Haus. Es war eine große, alte Stadtvilla und es brannten zwei Fackeln vor dem Eingang, an dem ein breitschultriger Mann stand. Sie stiegen aus, Thorsten bezahlte den Taxifahrer und dann gingen sie auf den Eingang zu. Der Türsteher sah Thorsten und begrüßte ihn mit Namen, während er ihnen die Tür aufhielt. Drinnen war es nur dezent beleuchtet und wenige Meter vom Eingang entfernt war eine Rezeption. Thorsten bezahlte den Eintritt für sie Beide und führte Stefanie in einen Raum, in dem viele Spinde standen.
„Hier kannst du deine Kleidung und Wertsachen einschließen.“, sagte Thorsten und fing an seine Kleidung auszuziehen.
„Alles?“, fragte Stefanie nervös.
„Nein. Die Unterwäsche lässt du an.“, antwortete Thorsten lachend.
Sie zog ihre Schuhe, ihre Jeans und ihre Bluse aus und war froh, dass sie heute Morgen ihre schöne Unterwäsche angezogen hatte. Warum hatte sie das eigentlich getan? Stefanie stand etwas unsicher vor Thorsten, der jetzt ebenfalls nur noch in Unterhose vor ihr stand und betrachtete seinen Körper. Er war genauso wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Seine muskulöse Brust war leicht behaart und an seinem Bauch zeichnete sich ein Sixpack ab. Stefanie musste plötzlich schwerer atmen und wippte von einem Bein auf das andere.
Er nahm ihre Hand und sagte: