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Werner Kopacka

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Beschreibung

Ein wahnsinniger Killer geht um. Seine Opfer sind Honoratioren der Politk und Gesellschaft. Kripo-Oberstleutnant Ferri Leimböck hat kaum Spuren, dafür aber massiven Druck „von oben“. Ist der verschwundene Starkolumnist der auflagenstärksten Lokalzeitung wirklich der Täter? Zwei erfahrene Autoren – Werner Kopacka und Thomas Schrems – schreiben in diesem Krimi gegeneinander an. Der eine in der Rolle des teuflisch-schlauen Serienmörders, der andere in der des eigenwilligen Ermittlers. Der Leser befindet sich mitten in einer irrwitzigen Katz-und-Maus-Jagd.

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Ähnliche


Cover

Titel

Werner Kopacka

Thomas Schrems

ZUADRAHT

Kriminalroman

Leykam

Prolog

Kaum eine Grundregel des Lebens ist einfacher: Wer zudreht und verliert, lässt den Gegner zwei Punkte schreiben. Zumindest zwei. Denn, und das ist nicht minder einfach: Hat der Gegner vor dem Zudrehen keinen Stich, sogehen drei bei ihm,wie landläufig gesagt wird. Er schreibt drei Punkte. Einfach, oder?

Soweit beherrscht auch Herr Ludwig, der keinesfalls Herr Ludwig gerufen werden will, die Grundregeln des Lebens. Des Schnapserlebens, um präzise zu sein. Herr Ludwig, der, wie wir nun bereits wissen, keinesfalls Herr Ludwig gerufen werden will, hatte sich auch an diesem verhängnisvollen Frühlingsdonnerstagabend des Jahres achtundneunzig beim Meinhart droben in Wenisbuch eingefunden. (Menschen, die sich donnerstags den Grundregeln des Lebens verschreiben, kennen im Norden von Graz keine bessere Gaststätte als den Meinhart droben in Wenisbuch, aber das nur nebenbei.) Alles schien wie immer und auf Gegenseitigkeit bedacht – das wolfsäugige Funkeln in den Augen der Kontrahenten, kleine Blitze, die das rauchgeschwängerte Dickicht durchdrangen wie ein Nebellicht die trübe See; dazu das übliche Dozieren; dazu die üblichen Belehrungen; dazu der übliche Unflat. Und doch hing ein unheilvoller Schatten über Herrn Ludwig, der keinesfalls Herr Ludwig gerufen werden will. An diesem Donnerstagabend widerfuhr ihm, was ihm in keiner der zahllosen Amtsstuben, die er in all den Jahren seit Eintreten in den Polizeidienst durchwandert hatte, je widerfahren war: Herr Ludwig konnte ein Bummerl nicht zu Ende spielen.

Keine große Sache, ließe sich jetzt und hier sagen. Unbedeutend. Mag sein. Nicht jedoch für einen wie Herrn Ludwig, der keinesfalls …, aber das hatten wir ja schon, und auch nicht unter diesen Umständen. Sie müssen wissen: Gezählt wird von Sieben abwärts der Null entgegen. Das ist Standard, von Scheibbs bis Palermo. Herr Ludwig für seinen Teil zählt durchwegs von Null aufwärts der Sieben zu. Auch daran haben sich schon immer die Geister geschieden. Von der korrekten, weil einzig wahrhaften Zählwarte aus besehen, stand Herr Ludwig also auf drei und war (einer mehr als nur glücklichen Blattfügung zufolge) einen Punkt voran, als das Schicksalhafte im Klingelton meines Handys, wenn Sie so wollen,akustische Gestaltannahm. Später, womöglich tags darauf, womöglich auch erst nach Wochen oder Jahren, sollte er glauben zu verstehen, was sich zugetragen hatte an diesem Donnerstagabend, nach dem nichts mehr war, wie es war.

Herr Ludwig hatte soeben das kompakte Päckchen in zwei gleich starke geteilt, die Karten im Zangengriff schräg zueinander gehalten, nach unten zum Bogen gespannt, die oberen Schmalseiten blitzschnell über die Daumenkuppen rasseln und ineinander gleiten lassen. Pfrrrrt. Beim richtigen Mischen fange es an, Leimböck, hatte er noch gesagt, da werde einer wie ich bereits das erste Mal aufgemischt, dazu das gleichfalls übliche Geplänkel des Abhebens vom Kartenpäckchen mit Weisheiten allerlei. (Hebst seicht, g’winnst leicht, hebst schwaa, g’winnst aa, et cetera) Er hatte gerade noch ausgegeben, drei Karten für mich, drei für ihn, eine aufgedeckt auf den Tisch, Schell-Bube, Verliererkarte, hatte Herr Ludwig gerufen, typisch für einen wie dich, Leimböck, dann wieder zwei für mich und zwei für ihn, automatisierte Routine, und so nebenher ein wahres Scheißblatt.

So gesehen kam er also mehr als gelegen, dieser Anruf. Wo ich denn schon wieder sei, doch nicht etwa beim Meinhart, oder doch?, doch nicht etwa mit demKollegenbeim Meinhart, oder doch? Ich nickte, als hätte ich geahnt, dass es zur Bildtelefonie nicht mehr weit war. Hallo, Leimböck, WO SIND SIE!? Doch, doch. Also beim Meinhart? Ja, ja. Mit ihm? Wem? Dem Kollegen? Ja, ja. Der Hut brenne, eine Sache von allerhöchster Brisanz, ich solle alles liegen und stehen lassen. Wir sitzen. Dann eben sitzen, Leimböck, Bier, Schnaps, Karten, alles liegen lassen. Die Karten liegen, Bier und Schnaps stehen, der Kollege sitzt. Also gut, Leimböck, Karten liegen, Getränke stehen undihnsitzen lassen, und sofort abbrechen, das Spiel, den Kontakt und überhaupt, alles Weitere folge nach meiner Ankunft in der Polizeidirektion, ja, im Paulustor, die binnen zwanzig Minuten zu erfolgen habe, folgen und erfolgen, haha, sei das nicht doppelbödig?

Doppelbödig ist auch die Moral, wenn die Stimme verleugnet, was das Auge verrät. Was denn sei, fragte Herr Ludwig. Nichts weiter, Herr Ludwig, ich müsse nur noch mal rein ins Paulustor. Jetzt? Ja, jetzt, ein Notfall. Betreffe das auch ihn, ein Mord, solle er gleich mitkommen? Nein, nein, kein Mord, also nicht direkt, mehr intern. Ob er warten solle, das Bummerl, das Bier, der Schnaps und alles? Nein, nein, das auch nicht, er könne auf mich aufschreiben lassen, ein andermal wieder, Herr Ludwig.

Zurück blieb ein reichlich verwirrter Herr Ludwig, der, wie wir ja bereits wissen, aber man weiß ja nie, dachte ich, keinesfalls Herr Ludwig gerufen werden will. Dann war ich draußen bei der Tür, immer noch gehüllt in den Schwall dichter Meinhart­atmosphäre, immer noch irritiert vom Inhalt des Telefonats, immer noch unschlüssig, ob ich, einer spontanen Eingebung folgend, richtig gehandelt oder besser gesagt: richtig geschwiegen hatte. Ich hätte es ihm schon sagen können, murmelte ich vor mich hin, andererseits erführe er es eben erst morgen, was machten denn schon ein paar Stunden mehr oder weniger. Unschlüssigkeiten also, bis die Wenisbucher Abendluft den letzten Hauch des Stickigen und mit ihm den letzten Rest von Zweifel aufgesogen hatte und ich mit einem Mal alles sternenklar sah. Auch ohne in die Nacht über mir zu blicken. Ich lächelte, schlang die Jacke eng um mich, ließ den Ring des Schlüsselbundes um den emporgereckten Zeigefinger kreisen, schürzte die Lippen zum gepfiffenen Ambrosliedchen und schlenderte gemächlich dem Wagen zu.

Im Keller, ein Freitagabend im Oktober 2005

Es gibt Pflanzen und Tiere. Unter den Tieren gibt es solche, die andere töten, um sich zu ernähren. Das sind die Jäger. Der Rest besteht aus Sammlern. Der Mensch ist das einzige Tier, das Jäger und Sammler zugleich ist. Ich war bis jetzt ein Sammler. Aber alles, was ich gesammelt habe, dient nur einem Zweck. Dem der Jagd. Ich habe auch mich selbst gesammelt. Gedanken, Erfahrungen, Informationen, Wissen, alles was mir nützen würde, wenn der Tag gekommen war. Jetzt ist er da, jetzt bin ich bereit.

Jetzt bin ich ein Jäger!

Was ist von deiner Überlegenheit geblieben? Der Präpotenz, mit der du auf Menschen einschreibst, sie niederschreibst, sie von deinem feinpinkeligen Schreibtisch in deinem klimatisierten Büro aus kalt grinsend vernichtest, nur um deine eigene miese Existenz zu sichern? Wie viele leben in ständiger Angst vor dir? Jetzt hast aber du selbst Angst. Ordinäre, entwürdigende Angst.

Du zitterst ja.

„Lassen Sie mich los, Sie sind ja wahnsinnig, was soll das Ganze, was wollen Sie von mir. Geld? Wie viel. Ich geb’s Ihnen!“

Na, na, na. Wer wird denn gleich so ungeduldig sein? Ich sag dir schon, wenn die Zeit gekommen ist. Ich mache dich berühmt, noch berühmter, als du es schon bist. Sie werden sich vor dir fürchten, noch mehr, als sie es jetzt schon tun.

Alles, was ich dafür brauche, habe ich gesammelt. Auch dieses Messer. Ich habe es irgendwo liegen gesehen und mitgenommen. Keiner hat es gemerkt. Es liegt ja so viel irgendwo herum. Die Menschen sind unachtsam und dann beklagen sie sich, wenn sie bestohlen werden. Auch du warst unachtsam. Da habe ich dich genommen. Gesammelt. Wie das Messer. Jetzt gehörst du mir.

„Irrsinn, Sie haben mich gekidnappt, entführt. Man wird Sie finden. Aber noch ist es nicht zu spät. Lassen Sie mich frei und ich werde niemandem davon erzählen. Es ist ein Scherz? Habe ich Recht? Nur ein schlechter Scherz, Ha, ha, ha. Ich versteh’s ja. Ist auch lustig. Gelungen. Aber jetzt ist Schluss. Ich muss ins Büro. Die warten auf mich.“

Rüttle nur an deinen Fesseln, es wird dir nichts nützen. Siehst du die Knoten? Das ist Expertenarbeit. Habe ich gelernt. Zuerst aus Büchern, dann mit Geduld. Immer wieder. Derselbe Knoten. Bis zur Perfektion. Zwei, drei Handgriffe, so rasch, dass du sie kaum mitverfolgen kannst. Der perfekte Knoten! Ich habe sogar ein Video, in dem gelehrt wird, wie man Seemannsknoten knüpft. Gehört zum Sammeln. Wissen, weißt du. Und Können. Rüttle nur. Der Stuhl ist am Boden festgeschraubt. Den kannst du nicht umwerfen. Ich habe geplant, weißt du? Jahrelang gesammelt und geplant. Du bist Teil meines perfekten Plans. Und dieses Messer ist es auch. Oder doch nicht? Habe ich etwas vergessen? Nein! Ich werde nun einen Knoten lösen und deine rechte Hand wird frei sein. Dann werde ich dir das Messer reichen und dir fünf Sekunden lang Zeit geben, dich selbst loszuschneiden. Du schaffst es nicht. Weil die Angst deine Gedanken lähmt. Und deine Finger. Weil du nicht perfekt bist!

„Und wenn ich es doch schaffe? Ist der Spuk dann zu Ende? Darf ich dann gehen?“

Natürlich darfst du dann gehen, Dummkopf. Frei wie ein Vogel! Siehst du, jetzt löse ich den Knoten, noch etwas Geduld. So, jetzt ist deine Hand frei. Taub, habe ich Recht. Die Durchblutung. Du musst die Finger bewegen, dann kommt das Gefühl zurück. Nimm jetzt das Messer!

„Wozu, wenn ich ohnehin nicht frei komme?“

Du sollst das verdammte Messer nehmen, hörst Du? Du sollst es nehmen, weil ich es sage! Weil du mir gehörst und weil ich es so will. So ist es gut. Nun versuche, die Fesseln zu durchtrennen. Schneiden, fest. Geht nicht? Klar, weil das Seil stahlverstärkt ist. Keine Klinge kann da durch. Doch an alles gedacht, nicht wahr? Lege jetzt das Messer vor dir auf den Tisch. Du sollst es nicht anglotzen, sondern weglegen. Sofort!

„Ja, du bist der Kerkermeister, verdammt noch mal. Der große Zampano. Was soll das alles? Sag mir doch endlich, was dieser Irrsinn soll? Was habe ich dir getan, warum quälst du mich?“

Alles hat einen Sinn, auch wenn es auf den ersten Blick sinnlos zu sein scheint. Warum glaubst du, trage ich diese Handschuhe. Aus feinstem weißem Gewebe. Nur weil sie angenehm zu tragen sind? Nein. Weil man damit keine Fingerabdrücke hinterlässt. Und auch keine DNS-Spuren, wie du. Was du in deiner Ahnungslosikgkeit Irrsinn nennst, war die Präparierung des Messers mit deinen Fingerabdrücken, mit deinen Körpersäften. Jetzt befinden sich Hautpartikeln auf dem Griff und dein Schweiß. Kriminalistisch betrachtet ist es damit dein Messer. Die Tatwaffe.

„Tatwaffe? Wovon redest du? Welche Tat? Was planst du? Sag es mir. Ich habe ein Recht es zu wissen!“

Du hast keine Rechte mehr. Und auch keine Pflichten. Du bist ein Ding, ein Spielzeug, mit dem ich tun kann, was ich will, verstehst du? Die Zeiten haben sich geändert, Herr Redakteur. Herr Kolumnenstar. Herr Menschenvernichter. Sie sind nicht einmal mehr ein Wurm. Sie sind ein Paket, das atmen darf und noch leben muss, weil ich es so will und weil ich es so brauche.

„Noch leben? Heißt das, dass du mich töten willst? Dann tu’s doch, tu’s jetzt gleich. Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ha, ha, siehst du, ich lache über dich. Du bist eine lächerliche Figur mit deinem großsprecherischen Blödsinn. Aus deinem Mund kommt nur Scheiße, Herr Sammler. Ich weiß zwar nicht, wer und was du bist, aber im Vergleich zu mir bist du der Wurm. Ich habe Erfolg gehabt im Leben, man kennt mich im Lande. Ich bin ein Star, verstehst du? Man wird mich vermissen und nach mir zu suchen beginnen. Und man wird mich finden. Und dich auch. Wenn sie dich nicht gleich erschießen, dann wird dich der Richter zerfleischen. Lebenslang. Du wirst hinter den Gittern der Karlau verrotten!“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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