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Hörbuchsprecherin Karla bekommt die einmalige Gelegenheit, einen Bestseller einzusprechen. Im Aufnahmestudio lernt sie den Schauspieler Viktor Ivo Penn kennen. Viktor ist überheblich und eingebildet und obwohl Karla ihn unsympathisch finden möchte, zieht seine Stimme sie magisch an. Viktors Schauspielkarriere nimmt langsam Fahrt auf, weswegen der Sprecherjob gerade zur rechten Zeit kommt. Karla und Viktor scheinen wie füreinander geschaffen, bis die Hörbuchpremiere ihre neue Freundschaft auf die Probe stellt. Zu allem Übel steht auch noch Karlas Ex-Freund vor der Tür, der sich eigentlich nach Amerika abgesetzt hatte …
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Seitenzahl: 366
Veröffentlichungsjahr: 2023
Kurzbeschreibung
Hörbuchsprecherin Karla bekommt die einmalige Gelegenheit, einen Bestseller einzusprechen. Im Aufnahmestudio lernt sie den Schauspieler Viktor Ivo Penn kennen. Viktor ist überheblich und eingebildet und obwohl Karla ihn unsympathisch finden möchte, zieht seine Stimme sie magisch an.Viktors Schauspielkarriere nimmt langsam Fahrt auf, weswegen der Sprecherjob gerade zur rechten Zeit kommt. Karla und Viktor scheinen wie füreinander geschaffen, bis die Hörbuchpremiere ihre neue Freundschaft auf die Probe stellt. Zu allem Übel steht auch noch Karlas Ex-Freund vor der Tür, der sich eigentlich nach Amerika abgesetzt hatte …
M.L. Busch
Zuckerkuss
Verliebt in den V.I.P.
RomanIns Deutsche übertragen von M.L. Busch
Edel Elements
Edel Elements
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© 2023 Edel Verlagsgruppe GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg
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Copyright © 2023 by M.L. Busch
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Agentur
Lektorat: Nina Krönes
Covergestaltung: Designomicon, München.
Konvertierung: Datagrafix
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.
ISBN: 978-3-96215-490-5
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Bist du bereit für eine Stimme, die dich verändert?
Hörbuchsprecherin Karla bekommt die einmalige Ge- legenheit, einen Bestseller einzusprechen. Im Aufnahmestudio lernt sie den Schauspieler Viktor Ivo Penn kennen. Viktor ist überheblich und eingebildet, und obwohl Karla ihn unsympathisch finden möchte, zieht seine Stimme sie magisch an.
Viktors Schauspielkarriere nimmt langsam Fahrt auf, weswegen der Sprecherjob gerade zur rechten Zeit kommt. Karla und Viktor scheinen wie füreinander geschaffen, bis die Hörbuchpremiere ihre neue Freundschaft auf die Probe stellt. Zu allem Übel steht auch noch Karlas Ex-Freund vor der Tür, der sich eigentlich nach Amerika abgesetzt hatte ...
Der Roman ZUCKERKUSS – Verliebt in den V.I.P. ist reine Fiktion und keine Realität. Die Autorin ist keine Sprachtherapeutin. Es entzieht sich ihrem Wissen, ob Redeflussstörungen, Blockaden oder Stottern, in der hier beschriebenen Form, therapiert werden können. Die Geschichte besitzt schriftstellerische Freiheit.
Achtung: Der Roman enthält potentiell triggernde Inhalte. Einen Hinweis dazu gibt es am Buchende. Dieser enthält Spoiler.
Für Ines, die gute Seele aus der Hörbuchmanufaktur Berlin.
Ja, wir sind eine Sprecherfamilie.
Ja, Stimmen können streicheln.
Ja, es ist einer der besten Jobs der Welt.
Martha Kindermann – Hörbuchsprecherin
Ich mag die Schule nicht. Sie ist blöd. An der Tafel stehen ist auch blöd, weil dann alle auf meine Zöpfe starren. Am Schlimmsten ist Davids Blick. Er ist der gemeinste von den Jungs. Nie kann ich das Klassenzimmer verlassen, ohne dass er mich an den Haaren zieht. Wenn die anderen Kinder bei ihm sind, fühlt er sich noch stärker. Meist nimmt er dann beide Zöpfe in die Hände und ruft Hü-ah! Als wäre ich sein Pferdchen. Ich bin kein Pferdchen. Ich bin Karla.
Keiner soll mich anfassen. Die Jungs sollen mich in Ruhe lassen.
Mama hat gesagt, dass Jungs Mädchen immer schon an ihren Haaren gezogen haben. Sogar als sie ein Kind war. Mir ist das egal. Ich will das nicht. Sie sollen das lassen.
»Karla, träumst du?«, fragt Frau Niermeier mich.
»Möchtest du uns vorlesen, was du an die Tafel geschrieben hast?«
Nein.
Die Blicke aller Kinder brennen in meinem Rücken. Obwohl ich mit dem Gesicht zu der grünen Wand vor mir stehe, weiß ich, dass David grinst. Ich hasse ihn. Er ist blöd.
»Wir hören dir zu«, versucht die Lehrerin mich zu motivieren. »Lass dir Zeit und konzentrier dich. Du schaffst das.«
Ich nicke, weil das einfacher ist als sprechen. Meine Hand, in der ich noch die Kreide halte, wandert zum ersten Wort, das ich an die Tafel geschrieben habe. Insgesamt sind es zehn. Einen ganzen Satz. Montags gehen die Schüler um acht Uhr in die Schule.
»Mo ...«
Die Kreide, die ich unter das Wort Montag drücke, fühlt sich plötzlich klebrig an. Sogar meine Hand wackelt ein bisschen und hinterlässt einen unschönen Punkt auf der sonst makellosen Tafel. Ich weiß, dass ich jedes Wort in dem Satz richtig geschrieben habe. Ich kann gut Schreiben. Von den Mädchen bin ich die beste. Leider kann ich nicht gut reden. Ich spreche nur selten und wenn ich etwas sage, dann kommt es nicht so raus wie ich es mir denke.
Dafür kann ich nichts, es passiert einfach.
Frau Niermeier weiß das und nur aus dem Grund hat sie mich nach vorne geholt. Sie ist gemein, die gemeinste von allen Lehrern an der Schule. Mama sagt, sie will mir etwas beibringen, aber ich finde, sie will mich nur ärgern.
»Mo ...«, setze ich erneut an und stocke gleich wieder. Menno, es passiert schon wieder.
David wird sich in der Pause lustig darüber machen. Wahrscheinlich wird er mir Mo... Mo... Mo... Mo... hinterherrufen. Seine schrille Stimme höre ich schon jetzt. Sein Lachen auch.
Mo... Nein. Es geht nicht.
Ich lasse die Hand sinken und sehe auf den Boden. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Es geht nicht. Nicht, wenn David in meinem Rücken lacht und alle darauf warten, dass ich zu sprechen anfange.
»Scheidentrockenheit! Ernsthaft?« Ich schüttele den Kopf und sehe meine beste Freundin Eveline an.
»Welcher Mann fragt eine Frau nach dem Sex, ob sie unter Scheidentrockenheit leidet?« Entrüstet von so viel männlicher Dummheit, schnaube ich.
»Ein Mann, der auf One-Night-Stands steht und keine zweite Nummer schieben will«, beantwortet Eveline die Frage ein bisschen zu ehrlich für meinen Geschmack.
Ist das ihr Ernst?
Mit weitaufgerissenen Augen sehe ich meine beste Freundin schockiert an. »Du bist keine Hilfe, wenn du so etwas Geschmackloses sagst. Ich bin eine Granate im Bett. Jeder Mann kann sich glücklich schätzen, meinen Körper auch nur ansehen, geschweige denn Sex mit ihm haben zu dürfen.« Ich strecke die Brust raus und hebe das Kinn, weil Eveline mich mit ihrer Aussage verletzt hat. Bestimmt hat sie es nicht mit Absicht getan, aber es ist ihr nun mal rausgerutscht. Ihre unbedacht ausgesprochenen Worte steigern nicht gerade meine Laune, die auf dem Tiefpunkt ist, seit ich diesen Versager aus meinem Bett geworfen habe.
Ein Mann für die Ewigkeit wäre toll und keine Eintagsfliegen, die nur hübsch anzusehen sind. Das denke ich nicht zum ersten Mal, seit ich mich vor einem Jahr von meinem Freund getrennt habe. Michael hat in einem Ingenieurbüro für Bauwesen gearbeitet und ist für seine Weiterbildung nach Amerika gegangen. Mich hat er, ohne sich einmal umzudrehen, in Berlin zurückgelassen. Offensichtlich habe ich ihn mehr geliebt als er mich, denn es ist ihm deutlich leichter gefallen, unsere Beziehung zu beenden als mir. Pech für mich. Hin und wieder, wenn mich die Erinnerungen überkommen, vermisse ich ihn mehr als mir lieb ist. Vielleicht war unsere Beziehung nicht die ganz große Liebe, aber ich hatte ein gewisses Maß an Glück, das mir jetzt, wo ich allein bin, fehlt.
Die One-Night-Stands, die ich mir aus reiner Hilflosigkeit suche, helfen nicht wirklich, um den ständigen Frust über die Einsamkeit zu überwinden.
Im nächsten Augenblick umschlingen mich die dünnen Arme meiner Freundin. »Karla, es tut mir leid. Du hast mich vollkommen falsch verstanden. Ich wollte nicht sagen, dass der Sex mit dir schlecht ist.« Sie drückt mich fester. »Ich wette, der Mistkerl zieht die Nummer mit der Scheidentrockenheit bei jeder ab. Das hat nichts mit dir und deinen Begabungen zu tun. Es ist bestimmt eine Masche, über die er sich im Anschluss mit seinen Kumpels lustig macht. Ganz sicher.«
Oh, wie wunderbar!
Etwas Schreckliches wie das, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
Mach das Kopfkino aus, Karla.
»Eveline?«
»Was?«
»Hör auf, mich aufmuntern zu wollen.« Mich aus der Umarmung lösend, versuche ich mich an einem Lächeln. Meine Freundin meint es gut. »Du machst es nur schlimmer.«
»Oh.« Sie hebt beide Augenbrauen und sieht nachdenklich drein. Es scheint ihr zu dämmern. »Das mit der Masche ... das war lediglich eine Vermutung«, wiegelt sie ab und versucht zu retten, was zu retten ist.
»Wahrscheinlich ist der Kerl so blöd und hat gar keine Maschen. Bestimmt bist du die Einzige, zu der er das mit der Scheidentrockenheit gesagt hat.« Sie nickt, um sich ihre Worte zu bestätigen.
Ach du grüne Neune! Diese Frau kennt kein Erbarmen, ihre Worte treffen mich wie eine Abrissbirne. Der Gedanke, dass er es zu jeder sagt, gefällt mir dann doch ein stückweit besser. Ich bin nicht sicher. Es ist verrückt, darüber nachzudenken. Was für ein heilloses Durcheinander.
Meine Gesichtsmuskeln zucken, ich kann sie kaum im Zaum halten. Das Gespräch hat eine merkwürdige Richtung eingeschlagen. Es ist zum Lachen und Heulen zugleich. Dabei wollte ich mich nur aufmuntern lassen. Der Versuch ist gehörig fehlgeschlagen.
Zumindest hat die Unterhaltung mich abgelenkt. Nicht, dass ich vor Schmerz zerflossen wäre. Lediglich mein Ego war nach der letzten Nacht ein wenig angeschlagen. Ich bin gerade sechsundzwanzig geworden und leide definitiv nicht unter vaginaler Trockenheit. Verdammt. Ich bin doch nicht in den Wechseljahren. Dieser Gigolo, mit dem ich idiotischerweise das Bett geteilt habe, wollte mich verunsichern. Oder verletzen. Eins von beiden.
Genau, Karla. Das muss es sein.
»Wenn der Kerl es nicht schafft, dich wundervolle Zuckerschnecke anzuheizen, dann ist das seine Schuld und nicht deine.« Eveline grinst breit und sehr selbstbewusst, wie es für sie üblich ist.
Bravo. Jetzt hat sie das Prinzip des Aufmunterns verstanden. Warum konnte sie nicht zu Anfang der Unterhaltung etwas derart Passendes sagen?
Seufzend fahre ich mir mit der Hand durch meine langen blonden Haare und halte den neuen Schwall Emotionen im Zaum. »Danke Eveline. Ich denke, wir sollten das Thema einfach fallen lassen.« Meine Handbewegung, die ich von links nach rechts ausführe, symbolisiert Endgültigkeit. »Einigen wir uns darauf, dass Männer Schweine sind.«
Totale Stille.
Oh, ein Fehler! Diesmal bin ich es, die etwas Falsches gesagt hat. Verdammt! Zur Strafe beiße ich mir auf die Zunge.
Natürlich stimmt meine Freundin mir nicht zu. Wieso sollte sie auch? Sie hat seit zwei Jahren einen festen Freund
und schwebt dauerhaft auf Wolke Sieben. Ich fühle mich ständig wie das fünfte Rad am Wagen, wenn ich mit den beiden unterwegs bin. Ich würde darauf wetten, dass Evelines Höschen nass wird, sobald Tom sie mit seinen himmelblauen Augen anschmachtet. Dass ein erwachsener Mann tiefblaue Augen hat, finde ich ungewöhnlich. Bisher ist mir eine so intensive Farbe nur bei Babys aufgefallen. Unter Umständen trägt Tom gefärbte Kontaktlinsen, von denen niemand erfahren soll. Möglich ist heutzutage schließlich alles. Vielleicht frage ich ihn irgendwann mal, falls sich die Gelegenheit ergibt.
»Lass uns einen Kaffee trinken gehen«, übergeht Eveline meine Bemerkung über Männer im Allgemeinen, und erhebt sich von der Couch. »Ein Karamell Macchiato wird dich auf andere Gedanken bringen.« Sie gibt mir einen Schubs, weil ich nicht sofort aufstehe. »Es ist schließlich Sonntag. Wir sollten den Nachmittag ein wenig genießen.« Sie zwinkert. »Ganz ohne Männer. Nur wir beide.«
Womöglich hat sie recht. Ein süßer Macchiato kann den Tag nur besser machen. Außerdem scheint draußen die Sonne. Es ist höchste Zeit, die letzte Nacht, samt Männerproblemen, zu vergessen.
Der Montag startet wie jeder Tag in den letzten Jahren: Mit langweiliger Schreibtischarbeit und einem durchschnittlichen Maß an Stress. Mein Teilzeitjob als Schreibkraft in dem Maklerbüro erfüllt mich nicht so sehr wie mein freiberuflicher als Hörbuchsprecherin. Zu gerne würde ich den lieben langen Tag vor meinem Mikro sitzen und in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen. Leider kann ich von den Auftragsarbeiten, die ich als Sprecherin annehme, nicht leben. Noch nicht. Irgendwann, das habe ich mir fest vorgenommen, wird sich das ändern. Ich muss nur am Ball bleiben, mir einen Namen aufbauen und meine liebste Tätigkeit – mein Hobby – zum Beruf machen.
Einen Bestseller einzusprechen, würde mich bekannter machen und sicherlich helfen, meinem Plan ein Stückchen näher zu kommen. Hoffentlich ...
»Karla Rode!«
Wie vom Donner gerührt fahre ich zusammen, als ich die anklagende Stimme meines Chefs höre. Offensichtlich ist er heute Morgen – wie so oft – mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ich drehe mich der Stimme entgegen und versuche ein freundliches Gesicht aufzusetzen, als er sich meinem Schreibtisch nähert. Seine Miene verspricht Ärger.
»Guten Morgen, Herr Kersen«, begrüße ich ihn mit einem gezwungenen Lächeln. Es ist kein Geheimnis, dass der Abteilungsleiter und ich uns nicht ausstehen können. Er weiß das und ich auch.
Was ich wohl jetzt wieder angestellt habe? Ich bin mir keiner Schuld bewusst.
Mein Blick hebt sich ... in sein Gesicht ...
Und ... los geht’s.
»Ist das Ihr Ernst?«, fragt er mich und wirft mir gleich zwei Akten auf meine Tastatur. »Diese Briefe hätten längst beantwortet und abgeschickt werden müssen. Wir haben unseren Auftragsgebern gegenüber Verpflichtungen. Wenn wir keine termingerechten Zahlungsaufforderungen versenden, können wir die offenen Beträge nicht anmahnen.«
»Äh ...« Mir fehlen die Worte. Ich setze mich aufrechter und greife nach den Akten, um eine der beiden aufzuschlagen. Habe ich das wirklich verschlampt oder waren das möglicherweise gar nicht meine Fälle? Für gewöhnlich bin ich sehr sorgfältig, was Zahlungsaufforderungen angeht. Das mir dabei ein solch schwerwiegender Fehler unterlaufen sein soll, kann ich kaum glauben.
»Was sagen Sie zu Ihrer Verteidigung?« Natürlich bekomme ich keine Zeit, die Unterlagen länger als eine Sekunde zu studieren. Herr Kersen rückt die Brille auf seiner knolligen und etwas unförmigen Nase zurecht, und tippt ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Dabei sieht er mir in die Augen und knirscht auffällig laut mit dem Kiefer. Eine störende Angewohnheit, die mir zeigen soll, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Sein Blick fordert mich stumm auf, besser keine Ausflüchte zu suchen.
»Äh ...«
Es passiert, ohne dass ich es aufhalten kann. Verdammte Wortlosigkeit! Ich bin Hörbuch-
sprecherin. Meine Stimme ist mein Kapital. Sie ist gut ausgebildet und wird von den meisten Aufnahmeleitern im Studio hoch gelobt. Warum fehlen mir jetzt die Worte? Es ist furchtbar und ungemein frustrierend.
»Äh ... ich ... meine Fälle ...«, fange ich an zu stottern, nur um gleich danach den Satz abzubrechen. Mist! Es geht nicht. Meine Schultern sacken nach unten. Es macht keinen Sinn, es weiter zu versuchen. Es würde mir nicht gelingen. Hoffentlich unbemerkt atme ich einmal tief durch. Das ist das Einzige, was mir in einer Situation wie dieser hilft. Einatmen und ausatmen. Mich auf einen gleichmäßigen Rhythmus zu fokussieren und nicht in Panik zu geraten. Manchmal wünsche ich mir einen Funken von Evelines Selbstsicherheit und Mut. Meine Freundin würde sich niemals unterbuttern lassen. Sie ist ein aktiver Vulkan. Wird sie provoziert oder ungerecht behandelt, spuckt sie Feuer und Lava.
»Sehen Sie zu, dass das erledigt wird. Heute noch!« Die Miene meines Chefs verrät mir, dass er mich für eine komplette Versagerin hält. »Und machen Sie nicht wieder unzählige Rechtschreibfehler. Das ist unprofessionell und wirft ein schlechtes Licht auf die Firma.«
Wie bitte?
Habe ich das richtig verstanden? Mein Mund klappt auf und ich halte inne. Prompt, und weil mir Probleme stets auf den Magen schlagen, setzen Bauchschmerzen ein. Wenn ich nicht versuche, mich zu beruhigen, kämpft sich gleich die Magensäure die Speiseröhre hinauf.
Kersens Vorwurf ist ungerechtfertigt und nicht fair. Ich habe noch nie einen fehlerhaften Text rausgeschickt – nicht mal per E-Mail. Strenggenommen ist es mein Chef, dessen E-Mails in regelmäßigen Abständen voller Fehler sind. Er ist der Abteilungsleiter eines Maklerbüros und hat keine Ahnung, wie Appartement geschrieben wird. Meist schreibt er es nur mit einem »p« wie im Englischen.
Meine Bestürzung über diesen unverschämten Vorwurf steigert sich, je länger ich darüber nachdenke. Was für eine bodenlose Frechheit.
Mühsam kratze ich einen Rest Mut zusammen und lege eine Hand auf meinen rebellierenden Magen.
»Äh ...« Wieder kommt nur ein stockender Laut aus meinem Mund. Ich ärgere mich über mich selbst, was mich zusätzlich hemmt und blockiert und es nicht besser macht. In seltenen Fällen kann ich in solchen Momenten überhaupt nicht mehr sprechen. Ist mir leider alles schon passiert. Und nicht nur einmal.
Mein Chef rollt mit den Augen, nur um gleich darauf mit dem Kopf zu schütteln. Natürlich denkt er, dass ich nicht dazu imstande bin, flüssig zu sprechen oder immer mitten im Satz stecken bleibe. Ich kann ihm seine Vermutung nicht einmal übelnehmen. Mein Verhalten lässt hin und wieder tatsächlich darauf schließen.
Aber ich stottere nicht. Jedenfalls nicht oft. Und dauerhaft schon gar nicht. Ich kann reden! Verflixt!
»Außerdem ...« Mein Chef tritt einen Schritt zurück, als hätte ich eine ansteckende Krankheit und keine nervöse Wortfindungsstörung. »Die Kaffeemaschine ...« Bitte? Ich verstehe nicht. Kann er vielleicht in ganzen Sätzen sprechen? »Ja?« Zumindest das Wort kommt mir ohne Probleme über die Lippen. Ein Erfolg, wenn auch nur ein minimaler mit zwei Buchstaben.
»Sie muss entkalkt werden. Sobald ich mir einen Cappuccino aufbrühe, piept sie und fordert mich auf, das Gerät vor der nächsten Benutzung zu entkalken.« Er sieht unglaublich empört drein. Als würde die Anweisung von mir persönlich kommen.
»Was für eine unverschämte Kaffeemaschine.« Die Worte sind raus, bevor ich sie zurückhalten kann. Laut, deutlich und ohne das kleinste Stottern. Mist! Das hätte ich nicht sagen sollen. Zu gerne würde ich meinen unpassenden Kommentar zurücknehmen. Hoffentlich gibt das keinen zusätzlichen Ärger.
Wie gut, dass ich nicht zu den Menschen gehöre, die schnell rot werden. Die Fassung zu wahren und mir nichts anmerken zu lassen, ist eine meiner besonderen Fähigkeiten.
Zum Glück ignoriert Herr Kersen meine sarkastische Bemerkung als hätte es sie nicht gegeben. »Bitte kümmern Sie sich darum. Die Beschreibung für den Kaffeevollautomaten finden Sie direkt neben dem Gerät«, klärt er mich auf und setzt sich unverzüglich in Bewegung. »Hilfreich wie ich bin, habe ich bereits die richtige Seite für Sie aufgeschlagen.« Und weg ist er. Unfassbar.
Glaubt dieser Nullchecker ich bin zu blöd die Bedienungsanleitung zu lesen, und die richtige Seite zu finden? Und außerdem ... wieso bin ich für das Entkalken der Maschine verantwortlich? Ich trinke auf der Arbeit äußerst selten Kaffee. Meist bevorzuge ich eine lose Früchteteemischung, die ich von zu Hause mitbringe. Zweifellos ist das alles Schikane. Herr Kersen hat mal wieder schlechte Laune und ist bereit, sie an mir auszulassen. Das wird es sein. Wäre nicht das erste Mal. Verdammter Leuteschinder!
Hoffentlich nimmt er unsere 10-jährige Firmenjubiläumsfeier in vierzehn Tagen nicht zum Anlass, mich mehr als üblich zu schikanieren. Frustriert und das Schlimmste befürchtend, schlage ich die zweite der beiden Akten auf, die Kersen vor mir abgeladen hat.
Natürlich. Meine Vorahnung bestätigt sich. Das sind nicht meine Fälle. Welcher meiner Kollegen für die Bearbeitung zuständig ist, kann ich nicht erkennen, aber ich bin es definitiv nicht. Diese schlampige und halbfertige Arbeit ist nicht von mir.
»Kersen macht das, weil er weiß, dass du ihm nicht antworten kannst, wenn er dich zusammenstaucht und aus dem Konzept bringt.« Eveline taucht neben meinem Schreibtisch auf und legt ihren Arm auf die halbhohe Trennwand, die meinen Arbeitsplatz vom nächsten trennt. Sie trägt ein elegantes Businesskostüm und eine weiße Bluse, die ihr ganz hervorragend steht. Ihre dunklen Haare fallen offen über ihre Schultern und rahmen ihr Gesicht ein. Nicht selten muss ich an eine zielstrebige und selbstbewusste Anwältin denken, wenn ich Evelins Arbeitsoutfit betrachte. Ihre sorgsam geschminkten Augen sehen mich mitfühlend an. Offenbar hat sie alles mitangehört. War sicher auch nicht besonders schwer. Mein idiotischer Chef hat meinen Namen schließlich über den ganzen Flur gebrüllt. Eveline und ich arbeiten für die gleiche Firma, in der gleichen Abteilung. Hier haben wir uns vor fünf Jahren kennengelernt.
»Gewiss hast du Recht«, pflichte ich ihr bei, klappe die Akten zu und lege sie beiseite. Ein Seufzen entweicht mir. Auch wenn es nicht meine Fälle sind, werde ich sie bearbeiten. Es ist wichtig, dass die Zahlungsaufforderungen schnellstmöglich abgeschickt werden. Den schuldigen Kollegen werde ich suchen und mir im Anschluss vorknöpfen. Etwas Ähnliches darf kein weiteres Mal passieren, sonst rollen demnächst Köpfe.
»Du könntest dich bei der Geschäftsleitung über Kersen beschweren.« Eveline tritt um die Trennwand herum und senkt ihre Stimme, damit uns nicht alle zuhören. Viel Privatsphäre gibt es in dem Großraumbüro nämlich nicht. »Das ist Mobbing. Otis Kersen schikaniert dich, weil es ihm Spaß macht zu sehen, wie dir die Worte ausgehen.«
Eveline scheint so aufgebracht wie ich zu sein. Wie gut, dass sie nicht weiß, wie häufig das passiert und wie oft ich mir wünsche, in jeder Situation frei sprechen zu können. Einfach reden, ohne nachzudenken. Genau wie im Tonstudio, wenn ich einem fiktiven Charakter meine Stimme leihe. Das wäre ein Traum. Wunderbar.
»Lass es gut sein. Du bekommst ein Magengeschwür, wenn du dich derart aufregst«, versuche ich Eveline zu beruhigen. Mit einem Griff an die Maus entsperre ich den Bildschirm, um in der Datenbank nach den Fällen zu suchen, die nicht meine sind. »Kersen ist den Ärger nicht wert.« Dass meine Stimme nun einwandfrei funktioniert und die Worte mir ohne Zögern über die Lippen kommen, wundert mich nicht. In der Regel klappt es, sobald der Druck zu sprechen nachgelassen hat. Dann geht es auf wundersame Weise von ganz allein.
Eveline gibt ein leises Pfff von sich. »Da habe ich eine andere Meinung. Irgendjemand sollte dem Abteilungsleiter die Hölle heiß machen.« Meine Freundin sieht nicht nur aus wie eine Anwältin, sie verhält sich auch so. Wie eine Löwin würde sie für meine Rechte kämpfen, wenn ich sie lassen würde. »Weißt du, ob er verheiratet ist? Bestimmt ist seine Frau ein Drache. Höchstwahrscheinlich hat er zu Hause nichts zu melden und muss deshalb hier den Obermacker spielen. Wir könnten ...«
Blitzschnell blicke ich vom Monitor hoch. »Eve!« Mein Tonfall duldet keinen Widerspruch. Falls ich sie jetzt nicht aufhalte, macht sie unter Umständen etwas sehr Dummes. »Nein! Aus! Pfui!«, sage ich und muss gleichzeitig lächeln. »Mach Platz!«
Meine persönliche Beschützerin hebt kapitulierend die Hände. Sie ist mir nicht böse. »Schon gut, schon gut. Ich mache nichts. War nur so eine Idee.« Ihr Mundwinkel fängt unkontrolliert an zu zucken.
»Hör auf zu denken! Ich kenne deine Ideen und möchte nicht, dass du etwas planst. Das macht alles nur schlimmer.«
Eveline rollt mit den Augen. »Ich könnte für dich als Zeugin aussagen. Mal darüber nachgedacht?« Sie sieht mich an, als wäre ich schwer von Kapee. »Willst du nicht, dass ich dich verteidige?« Jetzt sieht sie gekränkt aus. »Gestern wolltest du noch, dass ich dich tröste und gemeinsam mit dir über den Typen herziehe, der Angst vor einer Frau mit einer trockenen Scheide hat.«
Grundgütiger! Natürlich flüstert sie nicht mehr.
Eveline ist schließlich Eveline.
»Psst!« Ich recke den Hals und spähe über die Trennwand. Hoffentlich hat uns niemand gehört. »Sag das nicht.« Womit habe ich diese Unterhaltung verdient? Montage sind entsetzlich.
»Was? Scheide? Das ist kein Wort, das man flüstern muss. Scheide ist ein harmloses Wort mit sieben Buchstaben. Wir Frauen haben alle eine.«
Ich greife mir in die Haare, weil ich nicht weiß, wohin mit meinem Frust. Es fällt mir schwer, bei diesem Quatsch gelassen zu bleiben. Atmen Karla! Nur atmen.
Eveline macht das extra. Die Gute ist furchtbar, aber ich durchschaue sie. Meine Freundin will mich mit ihrem Gequatsche ablenken und auf andere Gedanken bringen. Sie weiß, wie sehr mir eine Auseinandersetzung mit Kersen zu schaffen macht. Ablenkung ist da oft die beste Medizin. »Lass mich bitte einfach in Ruhe arbeiten.« Mit einer Hand mache ich eine scheuchende Geste. Hoffentlich versteht sie es. »Sicher hast du ebenfalls mehr als genug zu tun. An deinem Schreibtisch!« Ich füge ein übertrieben niedliches Winke-Winke hinzu und schmunzele, als die treue Eveline sich im nächsten Moment kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, vom Acker macht.
Auch wenn es nicht immer einfach ist, sich den gleichen Arbeitgeber mit der besten Freundin zu teilen, bin ich trotzdem froh, dass ich Eve an meiner Seite habe. Sie ist mein Fels in der Brandung, auf den ich mich jederzeit stützen kann.
Als ich nach der Arbeit ins Teppo Studio fahre, bin ich voller Tatendrang. Endlich raus aus dem stickigen Büro und in eine fremde Welt eintauchen. Andere Menschen entspannen vor dem Fernseher oder treiben Sport. Ich spreche Hörbücher ein oder halte ein Pläuschchen mit Hettie.
Henriette Teppo – von allen nur Hettie genannt – gehört das Teppo Studio, welches aus zwei Aufnahmekabinen mit je einem Regieraum und einem angeschlossenen Büroraum besteht. Sie ist die Besitzerin, Vertriebsleiterin, sowie die gute Seele für Verlage und Autoren. Und natürlich ist sie der Big Boss, der sich nicht scheut, streng den Finger zu heben, wenn ihm etwas nicht in den Kram passt. Sie hat schon unzählige Träume von Autoren und Autorinnen erfüllt, indem sie dafür gesorgt hat, dass aus dem geliebten Roman ein Hörbuch wurde. Sie führt eisern Regie und kümmert sich um die Produktion. Die gute Hettie hat ihre Augen und Ohren überall. Und dass, obwohl sie die sechzig längst überschritten hat.
Gefühlt liegt ihr jede Seele persönlich am Herzen.
Henriette Teppo ist ein guter Mensch. Punkt.
Nicht selten komme ich einfach so vorbei, um meinen Sprecherkollegen zuzuhören oder mich in der entspannten Atmosphäre aufzuhalten. Das Teppo Studio ist mein liebster Ort. Das kann ich voller Überzeugung sagen.
Ich stoße die schwere Eingangstür auf und trete in den Flur. Während der Studiotime von morgens neun bis abends um sechs Uhr ist die vordere Tür nie abgeschlossen.
»Hettie, bist du da?«
Auch nach einem Moment des Abwartens kommt keine Antwort. Ausschauhaltend begebe ich mich auf die Suche und finde meine Chefin und gute Freundin im Regieraum. Sie steht vor der Glasscheibe und lauscht der Stimme, die aus Tonkabine 2 zu kommen scheint.
»Hey Karla, stell dich hier neben mich«, bittet Hettie mich, kaum dass ich eingetreten bin und noch bevor ich sehen kann, wer am Mikro steht. »Schließe die Augen und achte auf die Stimme. Was sagst du? Ich möchte deine ehrliche Meinung hören.«
Folgsam tue ich wie mir geheißen, schließe die Augen und konzentriere mich auf das, was ich durch die Lautsprecher höre. Da spricht eindeutig ein Mann. Das Alter ist schwer zu schätzen, da die Stimme rauchig und sehr besonders klingt. Irgendwie anders als gewöhnlich, basslastiger. Und dazu noch ein wenig kratzig. Sehr sexy. Ich bin sofort fasziniert. Solche einzigartigen Stimmen sind es, die den Zuhörer anlocken und völlig in der Geschichte versinken lassen. Mich hat dieser Bariton schon nach zwei Sätzen eingefangen und mitgerissen. Wahnsinn.
Neugierig geworden, öffne ich die Augen, ich muss. Der Drang ist zu groß. Ich will das Gesicht hinter der Stimme sehen. Ich will den Mann anschauen, der es schafft, einen solchen Raum um sich herum zu erzeugen. Nur mit Worten.
Wow! Eindeutig eine Granate. Hinter der Glasscheibe, keine zwei Meter von mir entfernt, steht ein Mann. Ich schätze ihn auf unter Dreißig. Er trägt seine dunklen Haare an den Seiten kürzer als oben, der typische Undercut, und dazu einen Vollbart. Einen gut gepflegten Vollbart, der ihm hervorragend steht und zusätzlich etwas Raubeiniges verleiht.
Sehr hübsch. Anziehend. Irgendwie betörend.
Ohne Frage, steht vor mir ein wunderschöner Mann.
Stimme: 10 Punkte.
Aussehen: 10 Punkte.
Hettie fängt neben mir an zu lachen. »Du hast es nicht mal eine Minute geschafft, deine Augen geschlossen zu halten, Karla. Wo ist dein Durchhaltevermögen?«
Keine Ahnung, vielleicht draußen vor der Tür?
»Entschuldige«, sage ich und schmunzele. »Aber diese Stärke und Kraft ist außergewöhnlich. Meine Neugier war zu groß.« Wie magisch angezogen sehe ich mir den Mann hinter der Scheibe genauer an. Ich möchte mir schließlich nicht das kleinste Bisschen entgehen lassen. Er trägt eine blaue Jeans und ein schlichtes weißes T-Shirt mit einem Bandlogo darauf, das oben am Ausschnitt ein kleines gewolltes Loch hat. Sehr stylisch. Solange sein Blick auf den Text gerichtet ist, kann ich ihn unter die Lupe nehmen, ohne dass es mir peinlich sein muss. »Ist das ein neuer Sprecher? Liest er eine Stelle aus Zuckerkuss?«
Zuckerkuss ist der neue Roman von Amanda Rose King. Die Romanze, bei der es um einen verliebten Kuchenbäcker geht, ist unerwartet in der ersten Erscheinungswoche auf Platz drei der Belletristik-Bestsellerliste geschossen. Kein Wunder, dass der Verlag schnellstmöglich das Hörbuch produzieren lassen möchte. Auch ich bin heute nicht nur gekommen, um ein bisschen abzuhängen. Ich möchte gerne für die weibliche Stimme vorsprechen. Hoffentlich habe ich Glück und der Verlag wählt mich aus.
»Zweimal Ja«, antwortet Hettie auf meine Fragen.
»Gleich kommen noch vier Leute zum Vorsprechen, dann trifft der Verlag eine Entscheidung. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Viktor Ivo Penn das Rennen bei den Männern machen wird. Seine Stimme ist einzigartig. Ich bin von ihm überzeugt. Er klingt grandios in meinen Ohren.«
Wenn Hettie das sagt, wird es so sein. Das Teppo Studio hat im letzten Jahr fünfhundertacht Hörbücher produziert. Hetties Erfahrung ist immens. Sämtliche großen Verlage wissen das und vertrauen ihrem Urteil.
»Moment. Wie heißt er noch mal?« Ich deute auf das Prachtexemplar mit der wunderschönen Stimme und dem kaputten T-Shirt. Irgendwas hat in meinem Unterbewusstsein geklingelt. Womöglich habe ich schon von ihm gehört.
»Viktor Ivo Penn. Spitzname: V.I.P..« Hettie nickt, als könnte sie meine Gedanken erahnen. »Er ist Schauspieler, hat eine Hauptrolle in Villa Berlin und ist zudem das Werbegesicht dieser exklusiven Bartserie, die gerade auf den Markt gekommen ist. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn dir sein Name oder sein Gesicht bekannt vorkommen.«
In dem Fall ist alles klar. »Bestimmt ist mir das Gesicht und der außergewöhnliche Bart bereits aufgefallen. Ich glaube, eben hat mich ein Bus überholt, auf dem ein Bild von Viktor zu sehen war.« Innenhaltend wende ich mich Hettie zu. »Was ist das für ein dämlicher Künstlername?« Mein Gesicht verzieht sich, als ob mir etwas schrecklich wehtut.
Stimme: 10 Punkte.
Aussehen: 10 Punkte.
Name: 1 Punkt.
»Woher willst du wissen, dass es ein Künstlername ist? Vielleicht hat seine Mutter ihm den Namen gegeben«, verteidigt meine Chefin unseren neuen Star.
Das kann sie nicht ernst meinen. »Hettie! Ich bitte dich.
V.I.P. ist niemals sein richtiger Name. Darauf würde ich mein bestes Mikrofon, das LTM103, verwetten.«
Hettie zuckt mit den Schultern, sagt aber nichts mehr. Anscheinend weiß sie nichts Genaues über seine Herkunft oder woher der Name stammt.
Auch gut. In Gedanken werde ich diesen Viktor Vip nennen. Das klingt irgendwie niedlich und nicht so einschüchternd wie Viktor Ivo Penn. Vip klingt wie ein kleines Hündchen, das einem ständig an den Hacken hängt. Ungewollt überkommt mich ein Schmunzeln. Mit dem Bild im Kopf, wirkt der Neuzugang des Teppo Studios nicht mehr einschüchternd und übermächtig.
Im nächsten Moment bekomme ich einen Schubs gegen die Schulter. »Du bist dran«, weist Hettie mich an. »Viktor ist fertig.«
Was? Hilfe!
Offensichtlich sind meine Gedanken abgedriftet.
»So schnell? Ich habe noch meine Jacke an«, beschwere ich mich und fühle mich überrumpelt. Für gewöhnlich lese ich erst ein paar Zeilen laut, um mich warm zu machen, bevor es in die Aufnahmekabine geht.
»Dann zieh sie aus, Mädchen. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Typisch Hettie. Sie gehört nicht zu den Menschen, die trödeln. Vermutlich hat sie in ihrem ganzen Leben noch keine Minute ihrer kostbaren Zeit verschwendet.
Eilig tue ich, was sie sagt, und tausche mit Viktor die Plätze, kaum dass ich meine Jacke und die Tasche abgelegt habe. Dass er mithören wird, macht mich nervös.
Natürlich ist es fair. Ich habe seiner Stimme schließlich auch hingebungsvoll lauschen dürfen – aber trotzdem. Meine Stimme ist nicht so außergewöhnlich wie seine. Kann ich mit seiner Qualität mithalten? Sicher bin ich mir nicht.
Hettie gibt mir ein Zeichen und schon geht es los. Ich knüpfe an der Stelle an, wo Viktor aufgehört hat. Das Kapitel hat gewechselt und die Gemma in der Geschichte bekommt ihren Auftritt. Schon zwei Zeilen später bin ich sie und leide mit ihr. Ich fühle ihren Schmerz und das Unwohlsein über die Situation und lege all meine Emotionen in das, was ich ins Mikro spreche. Als das Kapitel endet, stehen mir Tränen in den Augen. Arme Gemma. Ich kenne Zuckerkuss und habe das Taschenbuch bereits zweimal gelesen. Trotzdem rührt mich diese Stelle jedes Mal aufs Neue. Amanda Rose King ist zurecht eine Bestsellerautorin.
Ich hole Luft, sammele mich und suche bei Hettie Bestätigung. Während ich gelesen habe, habe ich die beiden Personen im Regieraum vollständig ausblenden können. Viktor sieht mich mit großen Augen an. Ist er überrascht? Zumindest scheint er sprachlos. Plötzlich sind mir die Tränen, die mir in den Augen stehen, peinlich. Es ist unprofessionell während der Aufnahme zu heulen. Zuckerkuss ist lediglich eine Liebesgeschichte, die einen traurigen Mittelteil hat, nicht die Wirklichkeit. Keiner will meine Schluchzer auf der Aufnahme hören. Das macht nur zusätzliche Arbeit beim Rausschneiden.
Egal. Ich glaube sowieso nicht, dass ich die Ehre haben werde, dieses wundervolle und unfassbar romantische Buch einzulesen. Es gibt so viele Sprecher, die sich beworben haben. Allein heute kommen noch vier, das hat Hettie eben erst erzählt. Meine Chancen sind also schwindend gering.
Wieder gefasst verlasse ich die Aufnahmekabine und bin überrascht, dass Viktor auf mich zu warten scheint. Er lehnt an der Wand, hat die Beine überkreuzt und ein Lächeln im Gesicht.
Ach du liebes Bisschen. Ein Kribbeln überkommt mich. Ich spüre sogar die Härchen auf meinem Unterarm. Wo ist Hettie? Warum lässt sie mich mit ihm allein?
Reiß dich zusammen Karla! Das ist ein Mann wie jeder andere auch. So berühmt ist er gar nicht. Er ist Vip.
Nachdem ich mir das gesagt habe, werde ich ruhiger. Mit Mühe schaffe ich es sogar zurückzulächeln. Bevor ich mit einem höflichen Nicken vorbeigehen kann, stoppt er mich, indem er sanft nach meinem Arm greift. Er hält mich kurz fest und lässt mich gleich wieder los.
»Unglaublich. Deine Stimme ist Wahnsinn«, sagt er und ich meine, Respekt herauszuhören. »Ich wünschte, ich könnte mit den Emotionen spielen wie du. Großes Lob. In meinen Augen war deine Vorstellung ganz großes Kino.«
Oh ... ein Kompliment. Die Härchen auf meinem Arm strecken sich höher. Mir wird wohlig warm.
Sagt er das gerade wirklich? Der Mann, dessen Stimme einzigartig und unverwechselbar klingt? »Danke.« Ich lächele ihn an und kann meine Freude nicht zurückhalten. Sie dringt mir aus jeder Pore. »Du warst auch nicht schlecht.«
Schreck lass nach! Habe ich das gerade wirklich gesagt? Du warst auch nicht schlecht, ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Wie kann mir das herausrutschen?
Viktors Mundwinkel zuckt, was mir verrät, dass er genau weiß, wie gut er war. Wie es aussieht, scheint er über ein gesundes Selbstwertgefühl zu verfügen. Bravo. Nichts anderes habe ich nach seinem Auftreten erwartet. Er ist für die Bühne geboren.
»Ich glaube, wir würden gut zusammenpassen«, sagt er und fängt gleich drauf an, über sich selbst zu lachen.
»Als Sprecherduo. Ich meine natürlich als Sprecherduo. Ich will dich nicht anmachen oder so. Versteh mich bitte nicht falsch. Sorry.« Er hebt die Hände.
O Gott. Ich bin verloren. Sein Lachen ist definitiv auch eine Zehn.
»Könnte sein«, antworte ich schmunzelnd. Natürlich kaufe ich ihm nicht eine Sekunde ab, dass ihm diese Doppeldeutigkeit unbeabsichtigt herausgerutscht ist. Never ever. Dafür scheint dieses Bürschchen zu schlau zu sein.
»Ich wäre die Posaune, die Stimme, die sehr nach draußen geht und du wärst mit deinem gefühlvollen zarten Ton das passende Gegenstück zu mir.«
Bitte? Habe ich mich gerade verhört?
»Es lässt dich nicht schlauer aussehen, wenn du Hettie zitierst.« Frechheit. Glaubt der Neuling wirklich, er könnte sich mit fremden Federn schmücken. Nicht mit mir.
»Erwischt.« Viktor verzieht den Mund und kratzt sich am Kopf, dabei sieht er kurz zu Boden. »Entschuldigung. Vorlaut wie ich bin, habe ich keine Ahnung, wovon ich rede.«
»Ich denke, wir sollten die Entscheidung des Verlages abwarten, bevor wir uns treffen, um gemeinsam im Skript zu lesen.«
Warum sage ich das? Ein Hörbuch ist kein Theaterstück, für das wir zusammen proben müssen. Jeder nimmt seinen Text auf und fertig. Den Rest macht das Studio.
Viktor setzt einen Dackelblick auf, der etwas Merkwürdiges mit meinem Inneren anstellt. Achtung, Gefahr! »Wärst du bereit mit mir zu arbeiten, sollte ich die Zusage bekommen? Du könntest mir ein paar Tipps geben. Zuckerkuss ist mein erstes Hörbuch. Nur äußerst ungern möchte ich es vermasseln.«
Ach Gottchen!
Die Chancen, dass Viktor es vermasseln könnte, sind gering. »Ich glaube, du brauchst keine Hilfe. Aber wenn du möchtest, höre ich dir gerne zu und gebe dir im Anschluss Feedback.« Lässig zucke ich mit den Schultern.
»Da ich sowieso fast jeden Tag nach der Arbeit hier bin, ist das kein Problem.« Es klingt, als würde ich ihm einen Gefallen tun, dabei freue ich mich schon jetzt darauf, seiner Stimme zu lauschen. Wie schön. Da warten ein paar vergnügliche Stunden auf mich.
*
Drei Tage später stehen die Sprecher für Zuckerkuss fest. Hettie ruft mich auf der Arbeit an, um mir mitzuteilen, dass neben Viktor auch ich ausgewählt wurde. Sie gratuliert mir und bittet mich morgen, sowie die ganze nächste Woche nach der Arbeit, ins Studio zu kommen. Das ist Wahnsinn! Ein Durchbruch. Ich kann es kaum glauben. Euphorie schäumt hoch und lässt mich
schwindeln. Wie toll ist das denn?
Die Nachricht trifft mich unerwartet. Obwohl ich mit Viktor über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen hatte, habe ich nicht wirklich mit einer Zusage gerechnet. Höchstwahrscheinlich hat Hettie ihre Finger im Spiel. Sie weiß, wie sehr ich mich darum bemühe, meine Sprecherkarriere voranzutreiben. Zuckerkuss ist die Gelegenheit mich zu beweisen und mir einen Namen zu machen. Ich bin überwältigt und nehme mir vor, Hettie irgendwie zu danken. Zwar weiß ich noch nicht wie, aber mir wird schon etwas einfallen. Sie ist und bleibt die Beste.
Meine Nervosität erreicht ein neues Level, wenn ich darüber nachdenke, mit Viktor zu arbeiten. O Gott! Ich werde nicht nur mit einem bekannten Schauspieler proben und ihm zuhören, nein, ich werde selbst ein Teil dieses supertollen Projektes sein.
Am Freitag ist es bereits sechzehn Uhr, als ich die Teppo Studios betrete. Zu gerne wäre ich früher aus dem Büro gekommen, aber Kersen hatte es wieder mal auf mich abgesehen. Manchmal frage ich mich, was ich dem Mann getan habe, dass er mich so hasst. Ständig sucht er nach Fehlern. Sogar dann, wenn es keine gibt.
Dass ich das Gefühl hatte, mir würde jemand auf dem Weg zum Studio nachlaufen, hat es auch nicht besser gemacht. Die U-Bahn ist voll, unzählige Menschen benutzen sie jeden Tag. Bestimmt habe ich mir meinen Verfolger nur eingebildet. Ich wurde noch nie gestalkt. Ich schaue zu viel Fernsehen, ist meine Selbstdiagnose.
Bestimmt ist Viktor längst da und hat angefangen, den Text einzulesen. Verdammte Zeitfresser! Zu spät kommen ist furchtbar, es gefällt mir überhaupt nicht. Für gewöhnlich bin ich ein äußerst pünktlicher Mensch.
Ungeduldig wie ich bin, würde ich am liebsten sofort zu Hettie in den Regieraum stürmen. Sie muss wissen, dass ich da bin. Einen so wichtigen Auftrag wie diesen darf ich nicht vermasseln. Auch nicht, weil mein Brotjob mich aufgehalten hat. Leider konnte ich ihr von unterwegs nur eine Textnachricht schicken, um meine Verspätung anzukündigen.
Da an manchen Tagen alles schiefläuft, steht ein mir unbekannter Mann vor der Tür zum Regieraum, sodass ich prompt zum Stehen komme. Erfolgreich ausgebremst. Was soll das? Wer ist der Kerl? Gibt es im Teppo seit neustem Türsteher? Oder ist das einer von Viktors Bodyguards? Gut möglich. Schließlich ist er nicht nur Werbegesicht und Hörbuchsprecher, sondern auch Schauspieler.
Haben nicht alle Schauspieler Bodyguards? Zumindest die, die berühmt sind oder berühmt erscheinen wollen.
»Hallo«, begrüße ich den Mann, der einen Anzug samt Krawatte trägt und die fünfzig längst überschritten hat. Ein fast vollständig ergrauter Spitzbart ziert sein Kinn und verleiht ihm ein strenges Aussehen.
»Dürfte ich bitte vorbei?« Ich deute auf die Tür, die er blockiert.
Ein prüfender, wenig höflicher Blick wandert von meinem Gesicht über meinen Körper nach unten und anschließend wieder hoch. »Wer sind Sie?«
»Wer sind Sie?«, stelle ich ihm die gleiche Frage. Sein abfälliger Ton gefällt mir nicht. Sein Blick übrigens auch nicht. Offensichtlich kennt er kein Benehmen. Oder er ist von Haus aus arrogant. Hoffentlich ist das kein neuer Mitarbeiter von Hettie. Der erste Eindruck lässt schwer zu wünschen übrig.
»Ich bin Axel Altmann, der Manager von V.I.P..« Er mustert erneut mein Gesicht, diesmal länger. »Wo Sie das nun wissen, darf ich vielleicht auch erfahren, wer Sie sind?«
Einen kurzen Moment zögere ich. Der Mann ist mir suspekt. »Ich bin Karla Rode«, erkläre ich und strecke ihm meine Hand entgegen, weil ich gut erzogen wurde.
»Ich spreche, genau wie Viktor, eine Rolle in Zuckerkuss.« Ich werde meinen neuen Kollegen niemals V.I.P. nennen. Das klingt einfach nur lächerlich.
Die Miene des Managers verändert sich nach dieser Information. Plötzlich sieht er nicht mehr so hochmütig und aufgeblasen aus. »Sie sprechen die Gemma?«
Gut kombiniert. Er scheint die Geschichte zu kennen. Sehr löblich. »Genau die.« Meine Mundwinkel heben sich ein winziges Bisschen. »Natürlich nur, wenn Sie mich durch die Tür treten lassen. Ich bin spät dran.« Hektisch deute ich auf die Uhr an meinem Handgelenk. Sofort tritt der Manager beiseite und gibt den Weg frei. »Gewiss doch. Selbstverständlich«, überschlägt er sich. Sein Tonfall ist jetzt, wo er weiß, wer ich bin, um einiges umgänglicher. »Haben Sie keinen Manager?« Er wirft einen Blick den Flur hinunter, als müsste ich
jemanden im Schlepptau haben.
Wie lustig. Mit Mühe halte ich einen Lacher zurück. Für was sollte ich einen Manager brauchen? »Nein. Kein Manager. Nur ich«, antworte ich kurz und schnell, weil ich es wirklich eilig habe.
Verrückter Gedanke. Ich und ein Manager. Was ein eigens für mich verantwortliches »Managerlein« wohl kostet? Zu viel, beantworte ich mir die Frage selbst. Aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, noch nie darüber nachgedacht zu haben. Es hätte auch Vorteile.
Ich sollte schleunigst zusehen, dass ich in die Aufnahmekabine komme. Mit einem entschuldigenden Nicken überlasse ich Herrn Altmann sich selbst.
Wie vermutet ist Viktor bereits in Aufnahmekabine 1 bei der Arbeit. Hettie sehe ich nirgends. Zögerlich und ungelenk hebe ich die Hand, um meinen Kollegen zu grüßen und bereue es sofort.
Viktor gerät ins Stocken und hört wenig später ganz auf zu sprechen. Er scheint überrascht zu sein, mich zu sehen. Weiß er denn nicht, dass ich die Rolle neben ihm bekommen habe? Mir hat Hettie gesagt, dass Viktor den Sam in Zuckerkuss spricht. Ich denke nicht weiter drüber nach, und lege meine Jacke ab. Gleichmäßig kreise ich meine Schultern und biege den Nacken nach rechts und links, weil ich gleich für einige Stunden am Stück sitzen muss, da taucht Viktor neben mir auf.
»Du bist hier.« Das ist keine Frage. Er scheint mehr als nur ein wenig überrascht zu sein. »Super. Entschuldige, ich dachte, jemand anderes würde die Gemma sprechen. Ich habe dich nicht erwartet.«
Lediglich ein paar Worte sind aus seinem Mund gekommen und trotzdem nimmt seine Stimme mich gleich wieder gefangen. Es muss Magie sein.
Verrückt. Ich reiße mich zusammen und schüttele das Kribbeln ab. »Einer von uns ist wohl falsch informiert worden.« Ich gönne mir einen zufriedenen Gesichtsausdruck. »Du wirst mit mir Vorlieb nehmen müssen«, sage ich und freue mich. Warum auch nicht? Ich bin stolz auf meine Leistung. Schließlich werde ich nicht jeden Tag für ein so großes Projekt ausgewählt.
Viktor verzieht sichtbar gutgelaunt den Mund. »Das mache ich sehr gerne. Deine Stimme ist toll«, lobt er mich, bevor er zurück in seine Aufnahmekabine verschwindet.
Weil das nicht mein erstes Hörbuch ist, komme ich ohne Hettie klar. Sie hat alles für mich in Aufnahmekabine 2 bereitgelegt. Sogar eine Nachricht, dass sie kurz wegmusste, hat sie mir dagelassen. Die Gute, denke ich, als ich das gefüllte Wasserglas neben dem Mikro stehen sehe. Wie immer hat sie an alles gedacht.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Gerade habe ich durch die Glasscheibe das Zeichen von Hettie bekommen, für heute Schluss zu machen. Endlich Feierabend. Die Gute hat mich höchstens eine Stunde allein gelassen. Verschwiegen wie sie ist, hat sie mir nicht verraten, was sie Dringendes zu erledigen hatte. Aber dass ihre Nägel Feuerrot und frisch lackiert sind, lässt mich Vermutungen anstellen. Hettie mag zwar über sechzig sein, das hindert sie aber nicht daran, sich auffallend zu kleiden oder zu schminken. Eine professionelle Maniküre ist in ihren Augen unverzichtbar. Mir soll es recht sein. Es passt zu Hettie. Ich könnte mir die grauhaarige Alleskönnerin nie anders vorstellen. Trotzdem, bei aller Liebe, ist dieses Feuerrot nicht unbedingt meine Farbe. Viel zu auffällig. Ich bin in der Regel unscheinbarer. In allem.
Keiner möchte gerne als normal bezeichnet werden. Denn normal ist langweilig. Aber ich bin es wirklich. Sehr normal, ohne das gewisse Etwas, das Hettie besitzt. Vielleicht sollte ich mir auch mal die Nägel lackieren. Nicht rot, aber eine andere, dezentere Farbe wäre durchaus denkbar.