Zuckerwatteküsse - Faye Donaghue - E-Book

Zuckerwatteküsse E-Book

Faye Donaghue

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Beschreibung

Abby arbeitet im Blue Lagoon Luxusresort und verliebt sich ausgerechnet in Theo, den Sohn des Besitzers. Diese Gefühle beruhen auf Gegenseitigkeit und sind doch verboten, denn eine Beziehung zu den Angestellten ist untersagt. Die Beiden müssen sich entscheiden: Lohnt es sich um ihre Liebe zu kämpfen?

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Inhaltsverzeichnis

Epilog

Ende

Danksagungen

Wo Du mich findest

Leseproben

Rosa Post-it I – Einsame Wut

Melody’s Bakery

Dragon Chronicles – A Dragon’s Love

Zuckerwatteküsse

Über das Buch:

Abbys Leben ist nicht einfach. Während sie in einem Luxusresort arbeitet, muss sie nebenbei Sozialstunden ableisten. Glück im Unglück, denn so lernt sie ihren Traumhund Stella kennen, den sie auch adoptiert.

Kompliziert wird es so richtig, als sie Theo kennenlernt. Den verwöhnten Sohn des Chefs. Und Theo gibt alles, um Abby herumzukriegen. Doch er merkt schnell, dass sie mehr als nur eine schnelle Nummer ist.

Sobald ihre Beziehung bekannt wird, müssen sich beide entscheiden, was ihnen wichtig ist ...

Über die Autorin:

Geboren 1989, lebe ich mit meinem Lebensgefährten und unseren Fellnasen in Weimar.

Ich bin Vollzeit-Autorin und kümmere mich nebenbei um die Erziehung von dem chaotischen Junghund. Ehrlich, mit Baileys ist mein Leben lustig. (Ja, die Doppeldeutigkeit dieser Worte ist mir bewusst! )

Ich schreibe Liebesromane mit dem gewissen Extra. Ohne Happy End geht bei mir gar nichts.

Faye Donaghue

Zuckerwatteküsse

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Copyright © Faye Donaghue

Die Buch- und Coverrechte liegen allein bei der Autorin. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung und Vervielfältigung (auch auszugsweise) ist nur mit der ausdrücklichen, schriftlichen Genehmigung der Autorin gestattet. Alle Rechte, inklusive Übersetzungs-, Film- und Medienrechte liegen allein bei der Autorin.

Zuwiderhandlungen sind strafbar und verpflichten zu entsprechendem Schadenersatz.

Solvig Schneeberg

Am Waldesrand 2

99427 Weimar

Umschlaggestaltung: Germancreative

Lektorat: Beatrice Barby

Dieses Werk ist rein fiktiv.

Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Für

Die Liebe meines Lebens.

All die wundervollen Frauen unserer Schreibgruppe, die mir um jede Tages- und Nachtzeit mit ihrem Rat zur Seite stehen.

Für Tanja, der ich jetzt eine große Flasche Schnaps schulde!

Kapitel – Abigail

Seufzend hockte sich Abigail hin.

Hundehaufen aufzuheben war bei Weitem nicht ihre Lieblingsbeschäftigung im Tierheim. Dennoch gehörte es zu ihrer Arbeit nun einmal dazu. Eigentlich war es der Hauptteil ihrer Arbeit hier. Sie war die Dumme, die für die Drecksarbeit verantwortlich war. Vermutlich waren ihre Kollegen froh darüber, dass es jemanden gab, der das erledigte, ohne sich beschweren zu können.

Denn egal wie sie sehr sie sich darüber aufregen würde, oder sich wünschte, dass die Kollegen auch mal selber die Schaufel in die Hand nehmen würden, sie hatte keine Wahl.

Mit der Arbeit im Tierheim absolvierte sie ihre Sozialstunden. Als wäre Abby eine Schwerverbrecherin. Dabei hatte sie nur ein paar Strafzettel nicht bezahlt! Mehr als nur ein paar, aber sie hatte das Geld für die Miete gebraucht. Und den Wagen für den Weg zu Arbeit. Der Richter war damals sehr gnädig gewesen, er hätte sie auch ins Gefängnis stecken können.

Manchmal fragte sie sich, ob das nicht besser gewesen wäre.

„Abigail?“

Sie drehte sich halb zu Mrs Smith, der Leiterin des Tierheimes um. Mit einem breiten Grinsen stand die resolute Frau hinter ihr. „Du machst das toll. Und da du hier fertig bist“, meinte sie und deutete auf den Rasen, „kannst du hinten weitermachen.“

„Selbstverständlich.“ Abby rang sich ein Lächeln ab, stand auf und klopfte sich das Gras von den Knien. Sie atmete tief durch und beobachtete, wie Mrs Smith wieder zurück zum Hauptgebäude ging.

Sie nahm die Tüte mit den Kothaufen und ging um das Hauptgebäude herum, in dem der Empfang und die Krankenstation untergebracht waren.

Auf dem hinteren Teil des riesigen Grundstückes waren die Zwinger für die Hunde. Dazwischen gab es jede Menge Wiese und kleinere, abgezäunte Trainingsflächen für die Hunde. Und ausgerechnet auf diesen Flächen hielten sich die Hunde beziehungsweise die Tierheimmitarbeiter nicht immer an die Regeln. Und das bedeutete, jede Menge Hundehaufen.

Seufzend machte sich Abby auf den Weg, vorbei an mehreren Zwingern, in denen sie aufgeregte Hunde ansahen und am Gatter hochsprangen. Sie erwarteten, dass Abby sich um sie kümmerte, sie fütterte oder mit ihnen spielte. Dann folgten zwei leere Zwinger. Im Letzten lebte eine Hündin, die bereits seit einiger Zeit im Tierheim war. Das Blechschild an dem kleinen Gehege war das Einzige, das graviert war: Stella.

Was genau Stella für eine Rasse war, schien keiner genau zu wissen. Sie war in etwa so groß wie der Dobermann, der im vordersten Zwinger untergebracht war, hatte die Fellfarbe eines Schäferhundes und das Temperament eines verängstigten Chihuahuas.

„Hallo, du Hübsche“, sagte Abby leise und ging näher an das Gitter.

Die 3-jährige Hündin saß in der hinteren Ecke ihres Zwingers und sah sie aus traurigen Augen an.

„War ein langer Tag, oder?“

Abby legte den Müllbeutel ab und hockte sich hin. Sie streckte die Fingerspitzen durch das Gitter.

„Hat dich wieder keiner besuchen wollen?“, fragte sie und griff mit der anderen Hand nach den Leckerlis, die sie in ihrer Hosentasche hatte. Nur für Stella. Seit sie ihre Arbeit hier vor vier Wochen angefangen hatte, war nie jemand bei Stella gewesen. Viele Hunde wurden adoptiert, einige Neulinge kamen dazu. Doch Stella blieb einsam. Daher hatte sie jeden Tag etwas für die Hündin mitgebracht und sich so langsam deren Vertrauen erarbeitet. Die Mitarbeiter kümmerten sich um Stella, keine Frage, aber keiner hatte die Zeit und vermutlich auch die Lust, sich mit ihr zu beschäftigen.

„Sieh mal, was ich hier für dich habe, Süße.“ Sie hielt das Stückchen aus getrocknetem Rind zwischen die Gitterstäbe. Stella schnupperte in der Luft und setzte dann vorsichtig einen Fuß vor der anderen.

„So ein gutes Mädchen“, lobte Abby und lockte Stella mit sanften Worten weiter nach vorne, bis sie die zaghafte Berührung des Hundes spürte, als Stella das Leckerchen annahm und kaute.

„Möchtest du noch etwas?“

Abby holte ein paar weitere Rindfleischstücke aus der Hosentasche und verfütterte sie an Stella.

„Ich muss jetzt weitermachen, aber danach komme ich dich noch einmal besuchen, ja?“ Abby stand auf und nahm ihre Gerätschaften, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Wenn sie sich nicht beeilte, dann würde sie zu spät zur Arbeit kommen. Zu ihrer richtigen Arbeit. Die, bei der sie bezahlt wurde.

Eine halbe Stunde später entsorgte sie die Hinterlassenschaften und kehrte zurück zu Stella. Wieder saß die Hündin in ihrer Ecke, bis sie Abbys Stimme hörte. Dann tapste sie wieder vorsichtig nach vorne.

„Hey, meine Süße. Ich hatte doch versprochen, dass ich noch mal wiederkomme.“ Abby steckte ihre Finger wieder durch das Gitter und Stella leckte über ihre Finger.

„Was denn? Meinst du, ich habe noch was für dich?“ Abby griff grinsend in ihre Hosentasche und steckte Stella noch ein paar Stückchen zu.

„Sie scheint dich zu mögen.“

Erschrocken zog Abigail ihre Hand zurück und stand stolpernd auf. Neben ihr stand Mrs Smith, mit verschränkten Armen und strenger Miene.

„Entschuldigen Sie, ich war mit meiner Arbeit fertig und wollte nur noch mal kurz nach ihr sehen.“

„Was hast du ihr gegeben?“

Abby holte die Reste der Leckerlis aus ihrer Hose und hielt sie in der flachen Hand. „Getrocknete Rinderstreifen. Ich habe auch darauf geachtet, dass es genug Kalorien hat. Stella muss doch zunehmen und -“

Die gebieterische Hand der Leiterin unterbrach sie. „Du wirst morgen früh eine halbe Stunde früher kommen.“

Verblüfft sah Abby sie an und rechnete im Kopf aus, wie lange sie die nächste Nacht schlafen konnte. Groben Schätzungen nach zu urteilen, kam sie auf fünf Stunden. Kapitulierend nickte sie.

„Natürlich.“

„Geh jetzt.“ Mrs Smith scheuchte sie ungeduldig davon und Abby eilte über das weitläufige Gelände zurück zum Hauptgebäude. Am Tresen wurde sie von der jungen Mitarbeiterin Karen begrüßt.

„Du bist spät dran.“

„Ja, ist mir auch aufgefallen!“ Abby rannte in die Umkleiden und zog im Gehen bereits die moosgrüne Weste aus, die sie als Mitarbeiterin des Tierheimes auswies. In ihrem Spind wartete bereits die Uniform ihres eigentlichen Arbeitgebers auf sie: dunkelblauer Minirock, weiße Bluse und eine Krawatte aus Seide, in der gleichen Farbe wie der Rock.

Abby machte sich in dem engen Bad schnell frisch und schlüpfte anschließend in ihre Arbeitskleidung. Auch die hohen Pumps waren in dem gleichen dunklen Blau gehalten und fürchterlich unbequem. Nach einem langen Tag taten ihr die Füße unglaublich weh. Deshalb verzichtete sie so lange wie möglich auf die hohen Schuhe und zog ihre bequemen Turnschuhe an – zum Autofahren war das eh viel sicherer.

Seufzend verließ sie die Umkleide. Im Vorbeigehen winkte sie Karen, hetzte aber ohne Abschiedswort zum Parkplatz.

Der alte BMW, den sie vor fünf Jahren gebraucht gekauft hatte, wirkte neben den total modernen SUVs und E-Wagen komplett fehl am Platz. Besonders weil der rote Lack an mehreren Stellen abplatzte. Aber mehr hatte sie sich damals nicht leisten können. Und konnte es auch jetzt nicht.

Fluchend registrierte sie wie spät es bereits war.

Verdammt!

Bei dem Verkehr auf dem Highway würde sie mindestens weitere zwanzig Minuten verlieren.

Am Ende kam sie eine ganze Stunde zu spät zur Arbeit und hatte während der Fahrt zum Blue Lagoon Resort bereits vier Anrufe von ihrem Manager Mitch entgegengenommen. Und jedes Mal hatte sie ihn vertröstet. Mitch war gerade mal 28 Jahre alt, leitete das Restaurant aber schon mit einer erstaunlichen Erfahrung und Routine. Sie hasste es, ihn zu enttäuschen.

Viel zu schnell bog sie auf den staubigen Mitarbeiterparkplatz hinter dem Restaurant ein. Während sie auf ihre Parklücke zusteuerte, registrierte sie den jungen Mann auf dem Boden fast zu spät.

Fluchend riss sie das Lenkrad herum und trat auf die Bremse. Hatte sie es so in der Fahrschule gelernt? Sie war sich gerade nicht sicher. Sie betete nur, dass sie keinen Unfall baute.

Ihr Wagen rutschte ein paar Meter auf dem Kiesboden, bevor er kurz vor dem SUV eines Kollegen zum Stehen kam. Gott sei Dank rammte sie dabei keines der anderen Autos, die säuberlich in einer Reihe parkten.

Zitternd schaltete sie den Motor aus und atmete tief durch. Im Rückspiegel sah sie wie der Mann langsam aufstand und sich ihr zuwandte. Er klopfte sich etwas Staub von der Jeanshose und legte dann grinsend den Kopf schief.

Wütend stieg sie aus.

„Verdammt! Bist du durchgeknallt?!“

Etwas verwirrt strich der Typ sich seine blonde Wuschelmähne aus dem Gesicht.

„Ich? Wer ist denn hier wie eine Irre auf den Parkplatz gerast?“

Er klang nicht sonderlich wütend oder geschockt. Eher – gelangweilt. Und ja, zugegeben, sie war zu schnell gefahren. Aber dennoch.

„Du hast es richtig erkannt. Das ist ein Parkplatz, keine Liegewiese.“

„Ich lag nicht“, erwiderte er und kam näher. Er betrachtete sie genauer. „Du arbeitest hier?“

Da sie bereits ihre Uniform trug, war das nicht schwer zu erraten.

„Ganz schlauer Junge“, meinte sie trocken und stieg wieder in ihren Wagen. Gemütlich ging er zur Seite, damit sie einparken konnte. Sie griff nach ihrer Tasche und zog die Schlüssel ab, als die Fahrertür aufging. Der Typ besaß tatsächlich die Frechheit, sie immer noch anzugrinsen.

„Kann ich dir helfen?“ Er streckte ihr die Hand entgegen.

„Beim Aussteigen? Nein, danke.“ Mühsam quetschte sie sich an ihm vorbei, weil er keine Anstalten machte, ihr aus dem Weg zu gehen.

„Ich bin Theo.“

„Schön für dich. Ich bin zu spät.“

„Abby!“

Ertappt drehte sie sich um. Mitch eilte über den Parkplatz.

„Du bist zu spät!“, rief er ihr zu, während er näher kam.

„Ich weiß, entschuldige bitte. Der Verkehr war die Hölle -“

„Ich habe sie aufgehalten“, warf Theo ein.

Mitch hielt überrascht inne. „Theo? Was hast du hier hinten verloren? Der Bereich ist nur für Mitarbeiter.“

„Mir gehört der Laden, ich darf mich überall aufhalten.“

Skeptisch zog Mitch eine Augenbraue hoch und Theo lenkte ein. „Okay, technisch gesehen gehört der Laden meinem Vater, aber es kommt auf das Gleiche hinaus.“

„Ich geh dann mal.“ Halbherzig winkend verabschiedete sie sich und beeilte sich, von den beiden Männern wegzukommen. Mitch holte sie ein, als sie durch die Hintertür die Küche betrat, in der bereits reger Betrieb herrschte.

„Theodore Hawthorne?“, fragte er und folgte ihr zu den Umkleiden, wo sie ihre Tasche verstaute und dann in die unbequemen Schuhe schlüpfte.

„Wenn er so heißt“, meinte sie achselzuckend.

„Woher kennt ihr euch?“

„Ich habe ihn gerade fast überfahren.“ Sie band ihren Zopf neu. Es hatten sich mehrere Strähnen aus dem Dutt gelöst. Aber sie musste tadellos aussehen, wenn sie Trinkgeld verdienen wollte.

„Du hast die Dienstbesprechung verpasst“, erklärte Mitch und versperrte ihr den Weg zurück in die Küche.

„Ich weiß, tut mir leid.“

Seufzend fuhr er sich durch die braunen Haare und sah sie dann strafend an. „Das darf nicht noch einmal vorkommen, hörst du? Ich habe versprochen, dich nicht beim Boss zu melden wegen dieser Tierheimsache, aber du musst mir entgegenkommen.“

„Wirklich, Mitch. Es kommt nicht noch einmal vor!“

Das letzte, was sie gebrauchen konnte, war ihren Job zu verlieren. Dann wäre sie wirklich verloren. Und pleite. So richtig.

„Okay“, lenkte Mitch ein. „Hör zu, die Semesterferien haben begonnen. Das ist gut und schlecht. Gut, weil es mehr Trinkgeld gibt, wenn die Kerle betrunken sind. Schlecht, weil sie – na, du hast Theo ja kennengelernt.“

Nickend ging sie neben ihm zurück in die Küche. „Kennst du ihn?“

„Du meinst, außer von hier? Ja, wir waren zusammen in der Schule. Vermutlich könnte man sagen, wir waren Freunde.“

„Waren?“, fragte sie nach und sah auf den Plan, welche Tische sie heute bedienen würde.

„Ach, das Übliche. Wir kommen aus verschiedenen Welten.“ Melodramatisch fasste sich Mitch ans Herz. „Sein Vater würde nie erlauben, dass er einen Diener ehelicht.“

„Spinner.“ Grinsend schnappte sich Abby ein Tablet und war bereits durch die Schwingtür verschwunden, als sie Mitchs Lachen hörte.

Wie üblich stockte ihr für einen Moment der Atem, als sie das Restaurant betrat. Es war nicht nur die Aussicht, obwohl die spektakulär war. Sie hatte noch nie verstanden, warum das Resort an einer Klippe gebaut wurde, aber der Blick über die rauen Felsen und den Lake Marion, South Carolina, war es definitiv wert. Und wer immer die Idee hatte, ein riesiges Aquarium mitten im Raum zu platzieren, war ein Genie. Die Morgensonne schien direkt durch das Glas und tauchte die hintere Hälfte des Restaurants und den Barbereich in ein herrliches Licht.

Zu dieser Uhrzeit herrschte angenehmes Treiben. Nur wenige Tische waren besetzt. Hauptsächlich die üblichen älteren Herren, die bereits die kühleren Morgentemperaturen für eine Runde Golf genutzt hatten.

Lächelnd ging sie zu einem runden Tisch direkt vor dem Panoramafenster und begrüßte ihre Stammgäste. Mr Miller und seine Freunde gaben ihr immer ein großzügiges Trinkgeld, aber nicht allein deshalb gab sie sich Mühe.

Die älteren Männer waren stets zuvorkommend, ganz und gar Gentleman der alten Schule. Keine unangebrachten Sprüche oder gar Berührungen. Wenn Abby Zeit hatte, hörte sie sich auch die ein oder andere Geschichte „aus der alten Zeit“ an, wie sie es gerne nannte.

Mit einem Krug gekühltem Wasser trat sie an den Tisch.

„Guten Morgen, meine Herren. Was kann ich heute für Sie tun?“, fragte sie, während sie die Wassergläser auffüllte. „Wir haben heute Morgen ein besonderes Highlight. Ich konnte dem Koch über die Schulter schauen, während er ganz herrliche Lachsrosen zubereitet hat.“

Eine glatte Lüge. Aber sie hatte Jack wirklich kurz mit dem Lachs hantieren sehen. Der alte Koch filetierte den frischen Fisch mit einer Hingabe, die Abby bisher nur bei wenigen Köchen gesehen hatte. Und sie hatte viele Köche gesehen. Seit ihrem 16. Lebensjahr arbeitete sie schließlich als Kellnerin in diversen Restaurants, Bars und Orten, die weder den einen noch den anderen Namen verdienten.

„Das klingt herrlich, wenn Sie uns dazu noch Rührei anbieten können?“, fragte Mr Miller.

„Nein, nein. Für mich ein paar von diesen leckeren Pancakes mit Erdbeeren“, verlangte sein Freund, Mr Jefferson.

„Aber natürlich. Was ist mit Ihnen, Mister Clarkson?“, fragte Abby und notierte sich zwischenzeitlich die Wünsche der beiden Männer.

„Für mich einen Obstsalat aber -“

„Aber ohne Melone“, warf Abby ein und lächelte ihn an.

„Gutes Mädchen.“

„Also, das wären dann zweimal Rührei“, sie warf dem vierten und stummen Mr Hugh einen fragenden Blick zu. Er nickte. „Ein Obstsalat und Pancakes. Darf es sonst noch etwas sein?“

„Das Übliche“, antwortete Mr Miller für alle, bezogen auf die Getränke.

Abby mochte solche Gäste. Sie waren verlässlich. Vorhersehbar.

Gerade als sie sich umdrehte, um zurück in die Küche zu gehen, ertönte das laute Gelächter einer größeren Gruppe. Abby sah auf.

Theo und fünf weitere Leute betraten das Restaurant. Es sah aus, als hätte er eine eigene Gefolgschaft. Zielstrebig setzten sie sich direkt ans Aquarium. Und somit in ihren Bereich.

Abby ging zu der kleinen Theke und tippte in den Computer die Bestellungen der vier Herren ein. Dann nahm sie sich einen neuen Krug Wasser und machte sich auf den Weg zu den kleinen Gruppe.

„Guten Morgen“, sagte sie lächelnd und goss ihnen Wasser ein. Dabei musste sie sich über den Tisch beugen, um auch an Theos Glas und das seines Freundes zu gelangen. Vermutlich bot sie einen tiefen Einblick, denn der Freund grinste breit und stieß seinen Sitznachbarn an. Abbys Lächeln gefror auf ihren Lippen, aber sie riss sich schnell wieder zusammen. Sie brauchte das Geld. Wenn die Kerle starren wollten, musste sie damit leben.

„Was kann ich Ihnen bringen?“

„Dich auf einem Silbertablett mit Schlagsahne“, feixte der starrende Kerl und seine Kumpels lachten. Bis auf Theo. Der starrte ebenfalls. Aber nicht auf ihre üppige Oberweite, sondern er suchte ihren Blick.

„Ryan meint das nicht so“, entschuldigte er sich ziemlich lahm und versuchte, nach ihrer Hand zu greifen. Schnell zog sich Abby ein Stück zurück und stellte den Krug in die Mitte des runden Tisches.

„Ich nehme einen Kaffee, wenn die Idioten hier fertig sind mit Gaffen“, sagte eine junge Frau und rutschte neben Theo auf die Bank.

Sie lächelte Abby freundlich an und offenbarte so eine kleine Zahnlücke zwischen den oberen Schneidezähnen. Ihre Haare waren in einem modischen Bob geschnitten, der sicherlich Abbys gesamtes Monatseinkommen verschlungen hatte.

„Camille, ich wusste gar nicht, dass du auch kommst.“ Theo klang etwas genervt, legte der Frau aber trotzdem einen Arm um die Schultern.

„Du weißt doch, dass ich immer da bin, wo du bist, Brüderchen.“ Sie schüttelte seinen Arm ab und Abby besann sich endlich auf ihre Manieren. Und ihren Job. Sie goss Camille ein Glas Wasser ein.

Aus den Augenwinkeln betrachtete sie die Geschwister genauer. Die Ähnlichkeit war wirklich nicht zu übersehen. Vielleicht sogar Zwillinge, sinnierte sie.

Nacheinander nahm sie die Wünsche der Gäste auf, darunter etliche Sonderwünsche, die Jack in der Küche sicherlich zum Verzweifeln bringen würden.

„Wenn Sie noch etwas brauchen, rufen Sie mich.“

Schnell eilte sie zurück zum Computer und gab auch diese Bestellung ein. Sie war sich durchaus bewusst, dass die Kerle, allen voran aber dieser Ryan ihr nachsahen.

Erleichtert atmete sie tief durch, als sie die Küche betrat, um nach der ersten Bestellung zu sehen. In diesem Moment spuckte das kleine Terminal beim Koch die Bestellung von Theos Tisch aus. Jack warf einen Blick darauf und sah dann zu Mitch.

„Hast du vergessen, mir was zu sagen?“

Verwundert kam Abby näher und beobachtete, wie Mitch rot anlief.

„Vielleicht sind die Zwillinge wieder da?“

„Die Zwillinge?“, fragte Abby, obwohl sie eine Ahnung hatte, wen er meinte.

„Theo und seine Schwester Cam. Eigentlich sind sie keine Zwillinge. Sie sind aber auf den Tag genau ein Jahr auseinander.“

Nickend stapelte Abby das Frühstück für Mr Miller und seine Freunde auf dem Tablett.

„Halte dich bloß von denen fern.“ Jack wedelte mit dem Bestellungszettel. „Die sind echt anstrengend.“

Grinsend gab sie ihm ein Küsschen auf die Wange. „Solange ich euch habe, komme ich schon damit klar.“

„Du solltest wirklich vorsichtig sein“, mischte sich auch Mitch ein. „Jedes Jahr machen sie eine andere Kellnerin klar. Also die Kerle, nicht Cam.“

„Oder eines der Mädchen draußen auf dem Golfplatz“, warf Jack ein. „Wir haben einen hohen Fluchtanteil der weiblichen Angestellten, wenn die Semesterferien vorbei sind.“

„Er ist also ein Player?“

„Vermutlich nennt man das heute so“, meinte Jack. „Zu meiner Zeit nannte man das Rumtreiber. Aber da er der Sohn vom Chef ist, glaubt er, er kann sich alles erlauben.“

„Es ist wirklich süß, dass ihr euch Gedanken um mich macht, aber ich komme klar. Ich brauche den Job hier.“

„Und wir brauchen dich.“ Mitch umarmte sie kurz. „Du bist zwar erst sechs Monate hier, aber du machst deinen Job wirklich toll.“

„War nicht sowieso eine der Klauseln im Vertrag, dass man nichts mit den Gästen anfangen darf?“, fragte Abby, kurz bevor sie die Küche verließ.

Mitch und Jack sahen sich grinsend an.

„Hormone“, sagten sie dann unisono.

Augenverdrehend brachte sie Mr Miller und seinen Freunden das Frühstück.

***

Sie kam wirklich mit der Gruppe von Theo und seinen Freunden klar. Zumindest bis sich zu den Jungs dann noch drei Damen gesellten, die diese Bezeichnung bei weitem nicht verdienten. Eine dünner als die andere, versuchten sie sich augenscheinlich damit zu übertrumpfen, wer die wenigsten Kalorien zu sich nehmen konnte.

Abby konnte einen Blick auf Camille erhaschen, die gerade genüsslich in ein Schokoladen-Croissant biss und dabei breit grinste.

„Also wirklich, Cam, wenn du so weiterisst, wirst du nie in eines der Designerkleider von Callum passen“, kommentierte die Wasserstoffblondine gehässig. Ihre Begleiterinnen kicherten.

Geschockt hielt Abby mitten in der Bewegung inne. Sie hatte der Blondine gerade einen Kaffee hinstellen wollen.

Cams Grinsen verrutschte kurz und sie schluckte den Bissen hinunter.

„Keine Sorge, Jenna. Ich bin mir sicher, so ein angesagter Designer wie Callum wird dir noch ein paar Kleider mehr schneidern, wenn du ihn noch einmal über dich drüber rutschen lässt.“

„Wie kannst du es wagen?!“ Entsetzt sprang Jenna auf und stieß dabei gegen den Kaffee, den Abby immer noch in der Hand hielt. Die Flüssigkeit ergoss sich über ihr blütenweißes Kleid. Ihr Kreischen wurde augenblicklich lauter und andere Gäste wandten sich dem Geschehen zu.

„Oh mein Gott, das tut mir so leid!“ Abby griff nach einer Serviette und versuchte, den Kaffee abzutupfen. Jenna schlug ihre Hand weg.

„Finger weg, du Trampel! Sieh nur, was du angerichtet hast! Das ist Chanel!“ Wütend riss sie Abby die Serviette aus der Hand und rubbelte nun selber auf dem Stoff herum.

„Reg dich nicht so auf, Jenna. Die Leute starren schon“, meinte Theo gelangweilt und trank ungerührt einen Schluck Wasser.

Sofort war Jenna still. Sie holte Luft, als wäre sie ein Fisch auf dem Wasser und Abby nutzte ihre Chance, etwas zu sagen.

„Das tut mir unglaublich leid. Ich werde selbstverständlich für den Schaden aufkommen.“

„Oh, dafür wirst du wirklich bezahlen“, giftete Jenna und warf ihre blonden Haare über die Schulter zurück. Sie schnipste kurz mit den Fingern. „Mädels.“

Simultan erhoben sich ihre Freundinnen, als wären es Roboter.

---ENDE DER LESEPROBE---