Zum Teufel mit den Ideologien! - Günter Dedié - E-Book

Zum Teufel mit den Ideologien! E-Book

Günter Dedié

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Beschreibung

Wirtschaft und Gesellschaft der BRD und großer Teile der westlichen Welt sind in eine gewaltige Schieflage geraten. Gründe sind die enorme Geldschwemme der Zentralbanken zur Abwehr von Staatspleiten, der zunehmende Einfluss nicht gewählter politischer Entscheider und die einseitige Fokussierung auf totalitäre Maßnahmen gegen Ereignisse, die zu globalen Menschheitsbedrohungen erklärt worden sind, wie der Klimawandel, die Corona-Epidemie und der Ukraine-Krieg. Die sich überlagernden und gegenseitig verstärkenden Krisen sind "hausgemacht" und das Ergebnis eines jahrelangen zerstörerischen Wütens entfesselter Ideologien. Die Folgen sind einerseits der Boom von Aktien, Immobilien und der Vermögenswerte der Multimilliardäre und andererseits die stagnierenden Realeinkommen der Bürger, fehlende Zinsen für Ersparnisse sowie eine enorme Inflation. Der Freihandel und die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit werden seit mehr als zwei Jahren durch Corona-Zwangsmaßnahmen und nun zusätzlich von den USA angeordnete Sanktionen gegen Russland und China massiv beschädigt. Ist ein Ende dieser fundamentalistischen Herrschaft der Ideologien überhaupt vorstellbar? Ohne die Zielsetzung einer Staatsorganisation, die den Fortbestand einer aufgeklärten Gesellschaft sicherstellt und in der die Bürger nicht mehr von Ideologien beherrscht werden können, ist das nicht möglich. Dieses Ziel erfordert aber eine deutlich "andere Sicht" der Gesellschaft. Die dafür notwendigen Konstruktionsprinzipien, Analysen und Lösungsansätze sind Gegenstand dieses Buches. Wir beschreiben, warum eine neue Aufklärung auf Basis der empirischen Wissenschaften und ihrer Arbeitsmethode notwendig ist, sowie eine andere Demokratie, bei der durch nachhaltige strukturelle Änderungen die Herrschaft der Parteien und der von ihnen dominierten Einrichtungen der Gesellschaft verhindert wird. "Das Buch kommt zur rechten Zeit. Die Autoren zeigen konkrete Ansätze auf, wie wir das Erbe der Aufklärung retten und zu einer menschengerechten Politik und Gesellschaft zurückkehren können." (Prof. Max Otte)

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Seitenzahl: 322

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Zu den Autoren:

Günter Dedié (1940) ist promovierter Physiker und war in der Systementwicklung der IT-Bereiche von Siemens und Canon tätig. Er ist Wikipedia-Autor und Herausgeber der Internet-Seite Emergenz-Netzwerk. 2014 hat er das Buch Die Kraft der Naturgesetze veröffentlicht und 2019 das Buch Gesellschaft ohne Ideologie – eine Utopie? Darin werden Natur und Gesellschaft auf der Basis des ontologischen Naturalismus und der emergenten selbstorganisierten Prozesse beschrieben. Er ist Mitglied des Hayek-Clubs Salzburg.

Ramin Peymani (1968) arbeitete nach dem Studium der Wirtschaftsinformatik für die Citibank, Goldman Sachs und den Deutschen Fußball-Bund, bevor es ihn in die Kommunalpolitik zog. Seit zehn Jahren betätigt er sich darüber hinaus publizistisch für eine Reihe bekannter Debattenmagazine und als Autor von inzwischen zehn Büchern. Seine wöchentliche Kolumne „Liberale Warte“ erfreut sich eines großen Leserkreises. Er ist Mitglied der Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft sowie der FDP und betrachtet die Vorgänge in Deutschland und Europa mit dem geschärften Blick eines Wahl-Londoners.

Geleitwort

Der englische Parlamentsabgeordnete und Intellektuelle Edmund Burke (1729–1797) gilt als „Vater des Konservatismus“. In seinem wohl bekanntesten Werk „Bemerkungen über die Französische Revolution“ (Reflections on the Revolution in France) geht er der Frage nach, wie es sein kann, dass eine auf den Ideen der Aufklärung fußende politische Bewegung in Hysterie, Inhumanität, Despotismus und Terror umschlagen kann und wie so etwas verhindert werden kann.

Burkes Schlussfolgerung: Immer, wenn eine abstrakte Idee ohne Rücksicht auf Menschen und konkrete Verhältnisse realisiert werden soll, endet ein solcher Versuch in der Katastrophe. Als Gegenmittel empfahl Burke die praktische Vernunft. Es sei zwar abstrakt und philosophisch durchaus (folge)richtig, Prinzipien ohne Rücksicht auf die Verhältnisse durchzusetzen; moralisch und politisch sei es aber grundfalsch. Die Rechte der Menschen ließen sich nicht exakt definieren, wohl aber erkennen und berücksichtigen. Burke war damit ein Kritiker des reinen Rationalismus, der sich in dieser Form in der Französischen Revolution politisch zum ersten Mal und später auch in Form der sozialistischen oder nationalsozialistischen Planwirtschaft manifestierte.

Mit Ihrem neuesten Werk „Zum Teufel mit den Ideologien!“ stehen Günter Dedié und Ramin Peymani in der Tradition von Edmund Burke. Das Buch kommt zur rechten Zeit. Mittlerweile scheint es wieder so zu sein, dass Ideen ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Menschen durchgesetzt werden sollen: Klimaideologie, Impfflicht, Gender-Ideologie und zentralistische Planwirtschaft der Notenbanken im Namen von Klima und Nachhaltigkeit sind nur einige der menschenfeindlichen Ideologien, die derzeit durch die Politik vorangetrieben werden.

Durch empirisch begründete, evidenzbasierte Politik, so die Autoren, kann der unheilvolle Kurs korrigiert werden, auf dem wir uns befinden. Nachdem sie die Machtstrukturen und Ideologien analysiert haben, die drohen, die westliche Welt ins Verderben zu reißen, zeigen Dedié und Peymani konkrete Ansätze auf, wie wir das Erbe der Aufklärung retten und zu einer menschengerechten Politik und Gesellschaft zurückkehren können.

Prof. Max Otte, Fondsmanager, Bestseller-Autor und Bundespräsidentschaftskandidat 2022

Inhalt

Mensch und Gesellschaft

Entwicklung und Rückentwicklung der Gesellschaft

Zur Natur der Menschen (Conditio Humana)

Komplexität und emergente Selbstorganisation

Die kulturelle Evolution

Wissen und Wissensvermittlung

Die Soziale Funktion der Emotionen

Kollektive Fähigkeiten

Ideologien und öffentliche Meinung

Für eine neue Aufklärung

Konstruktionsprinzipien

Freiheit und Verantwortung

Die zwei Gesichter des Kapitalismus

Unternehmen als Institutionen der Gesellschaft

Demokratien und ihre Verbesserungspotentiale

Defekte Demokratien und Diktaturen

Zur Starken Verfassung

Anforderungen an eine Starke Verfassung

Schlusswort

Anhang: Verzeichnisse von Begriffen und Büchern

„Und immer wieder schickt ihr mir Briefe / in denen ihr – dick unterstrichen – schreibt: / Herr Kästner, wo bleibt das Positive? / Ja weiß der Teufel, wo das bleibt.“ (Erich Kästner, 1930)

„In einer Welt, die überflutet wird von bedeutungslosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ (Yuval N. Harari, 2020)

„Wir wollen unser Land, das unsere Eltern und Großeltern aufgebaut haben, nicht tatenlos versumpfen lassen und das Unsere tun, um es unseren Kindern und Kindeskindern einigermaßen lebbar zu übergeben.“ (Ernst Kögler 2021)

Vorwort

Wirtschaft und Gesellschaft der BRD und großer Teile der westlichen Welt sind in eine gewaltige Schieflage geraten. Gründe sind die enorme Geldschwemme der Zentralbanken zur Abwehr von Staatspleiten, der zunehmende Einfluss nicht gewählter politischer Entscheider und die einseitige Fokussierung auf totalitäre Maßnahmen gegen Ereignisse, die zu globalen Menschheitsbedrohungen erklärt worden sind, wie der Klimawandel, die Corona-Epidemie und der Ukraine-Krieg. Die sich überlagernden und gegenseitig verstärkenden Krisen sind „hausgemacht“ und das Ergebnis eines jahrelangen zerstörerischen Wütens entfesselter Ideologien.

Die Folgen sind einerseits der Boom von Aktien, Immobilien und der Vermögenswerte der Multimilliardäre und andererseits die stagnierenden Realeinkommen der Bürger, fehlende Zinsen für Ersparnisse sowie eine enorme Inflation. Der Freihandel und die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit werden seit mehr als zwei Jahren durch Corona-Zwangsmaßnahmen und nun zusätzlich von den USA angeordnete Sanktionen gegen Russland und China massiv beschädigt.

Die Probleme werden von einer Allianz aus global agierenden Konzernen, großen digitalen Plattformen, supranationalen Gremien und sogenannten Nichtregierungsorganisationen eskaliert, mit dem Ziel, eine Massenhysterie großer Teile der westlichen Wohlstandsgesellschaft zu erzeugen. Diese Allianz arbeitet in einem rückgekoppelten Teufelskreis gezielt mit Politikern und Leitmedien zusammen, um Ängste zu schüren und das vorhersagbare Verhalten der Bürger für die Steigerung der eigenen Profite und die Ausweitung der Macht zu nutzen.

Zu diesem Zweck werden in der Gesellschaft immer wieder desinformative Ideologien verkündet, die mit Zensur, der Löschung politisch nicht korrekter Texte und Videos, mit Kontaktsperren, gesellschaftlicher Diskriminierung und einer rasch zunehmenden totalitären digitalen Kontrolle der Bürger verbunden sind. Auch die bürgerlichen Grundrechte werden immer mehr außer Kraft gesetzt. Schon im Jahr 2030 könnte es in Europa ein Social Credit System wie in China geben.

Ist ein Ende dieser fundamentalistischen Herrschaft der Ideologien überhaupt vorstellbar? Ohne die Zielsetzung einer Staatsorganisation, die den Fortbestand einer aufgeklärten Gesellschaft sicherstellt und in der die Bürger nicht mehr von Ideologien beherrscht werden können, ist das nicht möglich. Dieses Ziel erfordert aber eine deutlich „andere Sicht“ der Gesellschaft. Die dafür notwendigen Konstruktionsprinzipien, Analysen und Lösungsansätze sind Gegenstand dieses Buches. Wir beschreiben, warum eine neue Aufklärung auf Basis der empirischen Wissenschaften und ihrer Arbeitsmethode notwendig ist, sowie eine andere Demokratie, bei der durch nachhaltige strukturelle Änderungen die Herrschaft der Parteien und der von ihnen dominierten Einrichtungen der Gesellschaft verhindert wird.

Zur Formatierung des Textes: Absätze in Kursivschrift beschreiben Beispiele, einzelne Worte in Kursivschrift Hervorhebungen von Begriffen. In einem Glossar (Link im Anhang) finden Sie kurze Erläuterungen zu wichtigen Begriffen. Auf Quellen und weiterführende Literatur weisen wir mit dem Namen des Autors und dem Erscheinungsjahr des Buches oder Artikels hin. Wörtliche Zitate werden durch Hochkommas markiert.

Für die kritische Durchsicht des Manuskripts und wertvolle Hinweise zur Verbesserung danken wir Helmut Clemm, Kuni Dedié, Tom-Oliver Regenauer und Dr. Manfred Wechsberg. Herrn Prof. Max Otte danken wir für sein ausgezeichnetes Geleitwort und Books on Demand für die freundliche und sachkundige Unterstützung bei der Druckfreigabe.

Günter Dedié, Ramin Peymani

September 2022

1. Mensch und Gesellschaft

Der Homo sapiens ist kein „Irrtum der Natur“, wie links-grüne Ideologen und transhumanistische Spekulanten meinen, sondern ein normales Ergebnis der Evolution. Er ist auch kein egoistischer Einzelkämpfer, sondern ein sehr anpassungsfähiges, überwiegend soziales, staatenbildendes Lebewesen. Die Bandbreite seines Verhaltens reicht, abhängig von seiner Situation, vom Individuum mit „Revieranspruch“ über die kollektiven Fähigkeiten in einer Gruppe, wo jeder jeden kennt, bis hin zum Schwarm- oder Herdenverhalten in der anonymen Masse. Er hat sich aufgrund dieser vielseitigen Fähigkeiten bisher ungemein erfolgreich entwickelt. Die Ordnung und die Funktionsfähigkeit der menschlichen Gesellschaft ist deshalb auch für seinen weiteren Erfolg oder Misserfolg als Spezies von großer Bedeutung. Seine heutigen Fähigkeiten und sozialen Bedürfnisse sind ein Erbe aus der Evolution sowie seiner kulturellen Entwicklung.

Das ist einer der Gründe dafür, dass die Menschen in einer Gemeinschaft zusammenleben wollen. Andere Gründe sind die Vorteile einer Gemeinschaft bei der Arbeitsteilung, für ihre Sicherheit und für die vielfältigen Möglichkeiten kultureller Aktivitäten. Ideal ist die Verbindung von angemessener individueller Freiheit und Selbstverantwortung mit den kollektiven Vorteilen der Gemeinschaft und einer geeigneten staatlichen Infrastruktur als Rahmen dafür.

Die menschliche Gesellschaft ist kein formloses Aggregat, sondern ein komplexes System, das aus sozialen Teilsystemen wie z.B. Familien, Schulen, Vereinen, Firmen und einer Vielzahl unterschiedlichster Interessensgemeinschaften besteht. Jedes dieser Teilsysteme und die Gesellschaft als Ganzes wird durch soziale Beziehungen und eine gemeinsame Kultur zusammengehalten. Soziale Systeme haben Eigenschaften und Fähigkeiten wie die Arbeitsteilung, eine verbesserte Produktivität, eine Struktur und ein Rechtssystem, die es bei einzelnen Menschen nicht gibt.

Die Grundlage unserer weiteren Erörterungen ist der ontologische Naturalismus, der die Welt auf der Grundlage der empirischen Wissenschaften so beschreibt, wie sie ist: Sie ist das Ergebnis der emergenten Selbstorganisation der unbelebten Natur auf Basis der Naturgesetze sowie der selbstorganisierten Evolution der belebten Natur. Alle diese Prozesse erzeugen seit dem hypothetischen Urknall von selbst zunehmend komplexe Systeme. Der göttliche Uhrmacher und ähnliche Weltbilder werden dadurch überflüssig. Emergente Prozesse werden zwar von ihrer Umgebung beeinflusst, sind aber ergebnisoffen, also nicht auf irgendein Ziel ausgerichtet, insbesondere nicht auf den Menschen als Krone der Schöpfung. Die Evolution hat aber Lebewesen wie die Menschen hervorgebracht, die zielstrebig handeln können.

Auch Philosophen und andere literarisch gebildete Intellektuelle berufen sich inzwischen mehrheitlich auf die Realität des ontologischen Naturalismus. Sie spekulieren aber über unterschiedliche Realitäten, weil sie die ontologische Basis, die Arbeitsmethode der empirischen Wissenschaften und die selbstorganisierten Prozesse, durch die die Realität entsteht, nicht anwenden oder sich darüber nicht einig sind (siehe C. J. Hopkins 2021). Einige setzen auch auf eine technokratische und transhumanistische Welterlösung wie den Great Reset des Weltwirtschaftsforums (WEF, Klaus Schwab 2020), bei der soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit durch eine zentrale, überwiegend digitale und vollständige Kontrolle aller Lebensbereiche der Bürger erreicht werden sollen. Das Ergebnis dieser quasi-religiösen ideologischen Vorstellungen werden allerdings weltweite totalitäre Überwachungsdiktaturen, eine monströse Bürokratie und gesellschaftspolitisch entmündigte Bürger sein. Der Great Reset des WEF hat wenig mit einer neuen Aufklärung zu tun, die viel dringender notwendig wäre, und einen evidenzbasierten Great Reset erfordert.

Zum Sinn des Lebens

Die Frage, warum Menschen in einer Gemeinschaft leben wollen, ist eng verbunden mit der Frage nach dem Sinn ihres Lebens. Um das zu veranschaulichen, möchten wir in Anlehnung an Terry Eagleton (2010) als Beispiel eine Jazzband betrachten. Sie kann als Modell für einen Prozess der erfolgreichen, innovativen Zusammenarbeit von einzelnen Menschen in einer Gemeinschaft dienen und gleichzeitig die Bedeutung von Regeln für diese Zusammenarbeit aufzeigen. Sie ist deshalb ein einfaches, aber gleichzeitig auch sehr treffendes Beispiel für das, was Friedrich v. Hayek die Erweiterte Ordnung nennt.

Die Musiker einer Jazzband sind frei in ihrem musikalischen Ausdruck, sie dürfen und sollen beim Musizieren improvisieren. Sie nutzen diese Möglichkeit jedoch mit einfühlsamer Rücksichtnahme auf die Harmonien des zugrundeliegenden Musikstücks, eine verabredete Ordnung der musikalischen Darbietung aus Soli und Tutti und auf die Ausdrucksfreiheit der anderen Musiker der Band. Daraus ergibt sich eine komplexe Harmonie, die nicht aus einer Partitur stammt. Jeder einzelne Musiker kann die anderen Musiker inspirieren. Es gibt - im Rahmen der o.g. Ordnung - keinen Konflikt zwischen der Freiheit und Selbstverwirklichung des Einzelnen und dem Wohl des Ganzen. Aus der gemeinsamen künstlerischen Leistung erwachsen Freude und Zufriedenheit durch die damit verbundene freie und gleichzeitig geordnete Entfaltung der einzelnen Musiker, sowie durch einen erfolgreichen Auftritt.

Für den Sinn des Lebens haben Zufriedenheit und Glück eine große Bedeutung. Die Zufriedenheit und insbesondere das Glück sind aber keine dauerhaften Zustände, sondern müssen immer wieder neu erworben werden, denn in der Evolution wurde der Mensch als Homo activus selektiert. Das galt ganz besonders für Regionen, in denen es jedes Jahr einen Winter gibt, für den Vorsorge getroffen werden muss.

Ein krasser Gegensatz dazu ist beispielweise die Peter-Pan-Kultur (Dan Kiley 1980, Norbert Bolz 2020). Sie wird auch als „reine Rhetorik der Empörung“ bezeichnet, durch die Jugendliche von den Medien propagandistisch zur Anklage gegen Erwachsene missbraucht werden. Ein bekanntes Beispiel ist die Rede Greta Thunbergs auf dem UN-Klimagipfel 2019 mit ihrem gänzlich unberechtigten Vorwurf „wie könnt ihr es wagen, mich um meine Kindheit zu betrügen“, oder die ebenso unberechtigte Verunglimpfung der Großeltern als „Umweltsäue“ 2019 durch einen Kinderchor im Staatsfernsehen der BRD. Es sind Zeugnisse einer in Mode gekommenen Beschimpfung der Erwachsenen durch Kinder, die von einigen Erwachsenen geradezu masochistisch genossen wird, wenn sie die ideologischen Ziele der jugendlichen Pöbeleien billigen. „Das Schöne am Leben der Kinder ist, dass man ihnen ihre Verantwortungslosigkeit und ihr unbegrenztes Anspruchsdenken nicht übelnimmt. Viele Eltern honorieren das, indem sie ihre Kinder nicht mehr erziehen, sondern vergöttern.“ (Norbert Bolz 2020) Greta darf maßlose Forderungen stellen und kann sich unter dem Beifall der Welt zugleich als bedauernswertes Opfer stilisieren. „Wir müssen gegenwärtig Neil Postmans bekannte These korrigieren: Nicht die Kindheit verschwindet, sondern die Welt der Erwachsenen – unter deren tätiger Mitwirkung.“ (Bolz)

Eine weitere Ursache für diese Umkehrung der Werte zwischen Eltern und Kindern ist im familiären Bereich die Erpressbarkeit jener Eltern, die sich nicht die Zeit nehmen oder nicht fähig sind, ihre Kinder zu erziehen. Hier werden die Grundlagen für die heutige Wohlstandsverwahrlosung gelegt.

Im gesellschaftlichen Bereich wird die Peter-Pan-Kultur durch die Herrschaft von Ideologien und die Gier der Medien nach Sensationen verursacht und verstärkt, sowie durch den zunehmenden, dekadenten Verfall der kulturellen Werte bei einem großen Teil der anonymen städtischen Massengesellschaft.

Werte, Ethik und Moral

Kulturelle Werte und ethische Regeln sind nicht nur aus einer Religion oder einer Philosophie ableitbar, sondern auch aus einer naturalistischen Weltanschauung (Mario Bunge, Martin Mahner 2004). Werte ergaben sich dadurch, dass Objekte oder Eigenschaften von Objekten die Bedürfnisse einer Gruppe von Menschen erfüllen. Werte gibt es also nur relativ zu bewertenden Individuen. Primäre Werte beziehen sich auf primäre Bedürfnisse, die zur Erhaltung des Lebens erfüllt werden müssen, sekundäre Werte auf gesundheitliche und andere sekundäre Bedürfnisse.

Einzelne Werte sind nicht für alle Bürger eines Staates von gleicher Bedeutung, sondern abhängig von ihrem sozialen Status und ihren Interessen sehr unterschiedlich. Das kann durch eine Pyramide der Bedürfnisse veranschaulicht werden (Abraham Maslow 1971). Ganz unten in der Pyramide zählen vor allem die primären Werte, nach Bert Brecht „erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“.

Die psychologischen Schulen und die vergleichende Verhaltenswissenschaft des 19. Jahrhunderts gingen von einer negativen Natur der Menschen aus. Der Mensch wurde weitgehend auf Instinkte und Triebe reduziert. Maslow lehnte dieses Menschenbild ab, wie vor ihm auch schon Rousseau. Er war der Ansicht, dass Menschen als „grundsätzlich gut“ angesehen werden können. Diese Sicht hat sich im 20. Jahrhundert auch bei den Anthropologen durchgesetzt.

Obwohl das Verhalten von Tieren oder das von neurotischen Menschen nicht als zentraler Ausgangspunkt zur Erklärung menschlichen Verhaltens verwendet werden sollte, erkannte Maslow die Formen extremen Verhaltens an und bezog sie in seine Überlegungen mit ein: „Destruktivität, Sadismus und Grausamkeit sind nicht inhärent (also keine ureigenen menschlichen Bedürfnisse wie etwa bei Freud), sondern wesentliche Reaktionen auf Frustrationen unserer inhärenten Bedürfnisse.“ Dafür spielt aber seit Jahrzehnten auch die sehr wirksame Verführung der Menschen durch die ideologisch begründete Propaganda der Medien eine große Rolle.

Bild 1.1: Bedürfnispyramide nach Maslow (Quelle Wikimedia)

Kritisiert wird an dem Modell beispielsweise, dass die Pyramide den Individualismus der westlichen Wohlfahrtsstaaten voraussetzt, der in anderen Kulturkreisen nicht selbstverständlich ist. Das gilt insbesondere für die beiden obersten Stufen. Die drei unteren Ebenen bilden oft eine gemeinsame Vorstufe der materiellen Statussicherung für die höheren Bereiche der individuellen Werte, beispielsweise wenn es um eine traditionelle, lebenswichtige Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe geht (Ebene 3). In der Regel ist das Verhalten der Menschen nicht durch ein einziges Bedürfnis, sondern durch mehrere Bedürfnisse gleichzeitig motiviert.

Auch nach der ERG-Theorie (Clayton Alderfer 1969) bauen Existenz-, Beziehungs- und kreative Bedürfnisse aufeinander auf. Sie sind aber durch Progressions- und Regressionsbeziehungen miteinander verknüpft und können auch gleichzeitig wirksam sein.

Es gibt in der Gesellschaft auch eine Rangfolge der Werte für globale Gemeingüter wie Wasser, Luft und Umwelt, und auch da gilt beispielsweise: Überleben und ausreichender Wohlstand sind wichtiger als eine (extrem) sauberere Umwelt.

Zufriedenheit und Glück

Auch die Zufriedenheit ist ein Beispiel für einen kulturellen Wert, der subjektiv von einem Individuum empfunden wird. Empirische Untersuchungen zeigen, dass jenseits einer bestimmten Grenze des Einkommens der materielle Wohlstand eine bemerkenswert geringe Rolle für die persönliche Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Menschen spielt (Daniel Kahneman et al. 2006). Der Zusammenhang von Reichtum bzw. Einkommen und persönlichem Wohlbefinden ist nichtlinear, vgl. Bild 1.2: Zunächst nimmt das Wohlbefinden mit wachsendem Wohlstand rasch zu. Rechts von der gestrichelten Grenze wächst es aber immer langsamer und stagniert allmählich bei einem „Sättigungswert“ (hier passt die Metapher besonders gut).

Rechts von der gestrichelten Grenze in Bild 1.2 wachsen bestenfalls noch Macht und Einfluss, meist aber zum Nachteil des Individuums und der Gesellschaft. Das Wohlbefinden des Einzelnen wird in diesem Bereich durch andere Faktoren wie Gesundheit, Freundschaft, harmonisches Zusammenleben sowie anspruchsvolle und erfolgreiche persönliche oder gesellige Aktivitäten gefördert. Die Lage der gestrichelten Grenze hängt natürlich sehr stark von den Ansprüchen des einzelnen Menschen und seiner kulturellen Umgebung ab. Diese Ansprüche werden in einer Wohlstandsgesellschaft durch viele gesellschaftliche Faktoren stark und oft falsch beeinflusst. Die Grenze ist deshalb schwer zu beziffern. Einkommen und Vermögen der Mittelklasse eines Industriestaats dürften aber ein guter Richtwert sein.

Bild 1.2: Nichtlinearer Zusammenhang zwischen materiellem Wohlstand und persönlichem Wohlbefinden (schematisch; eigene Grafik nach Ronald Inglehart et al. 2008)

Die fehlende Einsicht in diesen Zusammenhang hat schon Alexander v. Humboldt auf den Punkt gebracht: „Wohlstand ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag.“ Aber auch Langeweile, neurotisches Verhalten oder Machtbesessenheit können zur Unzufriedenheit führen, die dann oft mit übertriebenen Ansprüchen bis hin zur quasi-religiösen Öko- und Natur-Verherrlichung oder grenzenlosem Streben nach Reichtum, Prominenz und Macht kompensiert werden.

Man kann davon ausgehen, dass die mehr als 440 Milliardäre der USA (Kahnemann 2021) entweder ihren Kahnemann nicht aufmerksam gelesen haben oder in ihrer Karriere ganz andere Ziele im Auge hatten als persönliches Glück und Wohlbefinden, nämlich wirtschaftliche und politische Macht.

Auch die Regeln einer naturalistischen Ethik beziehen sich auf die Gesellschaft und ihre sozialen Beziehungen. Sie umfassen Rechte und Pflichten, und es gibt kein Recht ohne begleitende Pflicht. „Dein Recht ist meine Pflicht und deine Pflicht ist mein Recht“ (Thomas Hobbes 1651). Da das Meiste, was uns Menschen lieb und teuer ist, nur in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen zu finden ist, sind wir an der Aufrechterhaltung funktionierender, gerechter und fairer sozialer Systeme interessiert.

Dauerafter Wohlstand und Charakterschwäche können aber zum massiven Missbrauch des Wohlstands führen, zu Fettleibigkeit, Nikotin-, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie Bewegungsmangel bis hin zur Wohlstandsverwahrlosung. Auch das gehört zum Risiko der Natur des Menschen und erfordert Wissen dazu, Disziplin, Selbstverantwortung und die Vermittlung entsprechender Ziele durch Erziehung und Vorbilder. Wenn jemand seine Gesundheit selbst fahrlässig ruiniert, hat er keinen Anspruch darauf, dass andere Menschen zu ihrem eigenen Nachteil darauf Rücksicht nehmen müssen, wie beispielsweise im Fall der Corona-Zwangsmaßnahmen.

2. Entwicklung und Rückentwicklung der Gesellschaft

Zur Entwicklung der menschlichen Gesellschaft

Die Ursprünge der menschlichen Sozialordnungen dürften noch aus der Evolution des Verhaltens der höheren Lebewesen stammen. Die ersten Menschen könnten in Gruppen wie die Bonobos zusammengelebt haben, die unter sozialen Aspekten die nächsten Verwandten des Homo sapiens sind (Frans de Waal 2009). Die evolutionär bzw. spontan und kooperativ entstandenen Gruppen von Jägern und Sammlern haben sich in einer sehr dünn mit Menschen besiedelten Welt sehr lange gehalten. Am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren gab es auf der Welt nur etwa zwei Millionen Menschen (statista.de 2021).

Erst danach beschleunigte sich die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und ihrer Kultur. Zunächst weiter spontan und kooperativ. Friedrich v. Hayek (1961) bezeichnete diese spontane Sozialordnung als „…eine polyzentrische Ordnung, ungerichtet und ungeplant, die durch die Wechselwirkung vieler Individuen und vorgegebener Randbedingungen entsteht.“ Sie enthält Regeln in Form von Verboten. Wie alle Ergebnisse spontaner Selbstorganisation ist auch die spontane Sozialordnung zunächst wertfrei, d.h. weder gut noch böse.

Später bildeten sich auf der Basis der zehnfach höheren Produktivität von Ackerbau und Viehzucht im Vergleich zur Ökonomie der Jäger und Sammler (Josef Reichholf 2008) Dörfer und Städte, sowie vor etwa 5.000 Jahren die ersten Staaten. Diese Neolithische Revolution verlief offenbar sehr rasch als ein sich selbst verstärkender Prozess: Jede Verbesserung im Lebensunterhalt machte weitere soziale und handwerkliche Fortschritte möglich, und umgekehrt.

Zusammen mit den ersten Städten und Staaten entstehen soziale Organisationen als Ergebnis eines bewussten gesellschaftlichen Entwurfs (Hayek 1996). Damit sind die Menschen mit ihren geistigen Fähigkeiten die Urheber eines dramatischen Paradigmenwechsels in der Evolution, denn die Entwicklung der Lebewesen war davor überwiegend das Ergebnis emergenter selbstorganisierter Prozesse auf Basis der Gene, aber nicht das Ergebnis von geplanten Prozessen auf Basis geistiger Fähigkeiten.

Die geistigen Fähigkeiten der Menschen sind aber wie jede Innovation mit Chancen und Risiken verbunden; ihre Anwendung erfordert deshalb ethische Regeln. Aus den vielen unmenschlichen Grausamkeiten der Menschen und ihrer Institutionen in der Geschichte und in der Gegenwart kann man erkennen, dass die Regeln und ihre Anwendung unzureichend waren und auch heute noch unzureichend sind. Bei Tieren haben sich derartige Regeln während der Evolution in sehr langen Zeiträumen entwickelt und wurden durch die Selektion bereinigt. Sie sind in den Genen „fest verdrahtet“. Ein Beispiel ist die Beißhemmung bei vielen Tierarten im Fall innerartlicher Aggressionen (Konrad Lorenz 1963). Bei den Menschen fehlt dafür bisher die für eine Selektion nötige Entwicklungszeit und die Einsicht des Führungspersonals in die Notwendigkeit einer angemessenen Ethik.

Die mit der neolithischen Revolution erreichten ökonomischen Verhältnisse änderten sich mehrere tausend Jahre lang nicht allzu sehr. Ausnahmen waren regionale Unterschiede aufgrund des Klimas, landwirtschaftlich nutzbarer Böden, handwerklicher Fähigkeiten, günstiger Handelsrouten und Bodenschätzen. Eine große Rolle spielten aber auch unterschiedliche politische und weltanschauliche Bedingungen in den unterschiedlichen Staaten.

Mit der Aufklärung und der Industrialisierung entwickelte sich eine im Mittel enorm verbesserte Ökonomie, mehr Wohlstand und eine humanistisch-naturwissenschaftlich-technische Kultur. Die Industrialisierung hat auch in den Entwicklungsländern Krankheiten, Hunger und Armut erheblich verringert, obwohl die Weltbevölkerung inzwischen von 2 Mio. nach der letzten Eiszeit auf gegenwärtig 8 Mrd. Menschen angewachsen ist.

Aufgrund der Defizite in der ethischen Entwicklung der Menschheit und der zeitweisen totalitären Herrschaft von Ideologien in vielen Staaten wurde diese insgesamt positive Entwicklung allerdings immer wieder von großen Einbrüchen durch ideologisch bedingte Misswirtschaft und Kriege unterbrochen.

In der BRD hat die gesellschaftliche Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg mit der Sozialen Marktwirtschaft unter ökonomischen und weltanschaulichen Aspekten einen relativen Höhepunkt erreicht. Sie ist einer ordoliberalen Demokratie und einer ideologie-freien offenen Gesellschaft schon recht nahegekommen. Mit der Unterwanderung der Gesellschaft durch sozialromantische Ideologien ab den 1970er Jahren und der Übernahme der Ideologie des extremen Neoliberalismus der USA und der Globalisierung ab den 1980er Jahren begann dann eine Gegenaufklärung. Eine ihrer Folgen ist die De-Industrialisierung der BRD, deren Verursachung und Beginn wir als Zeitzeugen miterleben.

Nicht alle Staaten der Welt haben in gleicher Weise von dieser Entwicklung profitiert: „Die heutige Weltungleichheit existiert, weil manche Staaten im 19. und 20. Jahrhundert in der Lage waren, die technologischen und organisatorischen Vorteile der Industriellen Revolution zu nutzen, und andere nicht.“ (Daron Acemoglu, James A. Robinson 2013)

In der menschlichen Gesellschaft steckt das Potential zur erfolgreichen Weiterentwicklung und zur schöpferischen Anpassung an größere Änderungen vor allem in einer weltanschaulich offenen, pluralistischen und eigenverantwortlichen Beteiligung möglichst vieler kompetenter und kooperativer Bürger und Institutionen in einer symbiotisch organisierten Sozialordnung.

Zur Rückentwicklung einer Gesellschaft

Nicht nur für die Entwicklung, sondern auch für die Rückentwicklung und den Verfall von Gesellschaften und Staaten aufgrund von inneren und/oder äußeren Ursachen gibt es viele Beispiele.

Eine bekannte Verfallsgeschichte war der Wandel des Römischen Reichs von einer Republik mit teilweise symbiotischen Institutionen (mit Ausnahme der Sklaven) zu einer Herrschaft von Eliten im römischen Kaiserreich. Der Verfall wurde ausgelöst durch die zunehmend extraktiven Institutionen, die einfache Bürger um Mitbestimmungsrechte und Eigentum brachten. Außerdem würgten die Kaiser aus Angst vor Veränderungen der Machtverhältnisse den technologischen Fortschritt ab (Acemoglu et al. 2013).

Die islamische Welt des Vorderen Orients ist seit dem 13. Jahrhundert aufgrund der Dominanz der Fiqh-Orthodoxie, die alles rationale Denken und Wissen verhinderte, von einer blühenden und wohlhabenden feudalen Kultur in religiöse Erstarrung versunken. Sie hat deshalb später die Aufklärung und die Industrialisierung versäumt und sich bis heute davon nur aufgrund der Entdeckung und Ausbeutung von Erdölvorräten ökonomisch erholt (Bassam Tibi 1999).

Der Niedergang Venedigs im 16. Jahrhundert hatte zwei Ursachen: Den Rückgang der wichtigen symbiotischen Teilhabe der Bürger am Staat und die Verlagerung des Fernhandels zwischen Europa und Asien vom Land- und Seeweg über den Nahen Osten auf die Weltmeere. Heute lebt Venedig nur noch vom Tourismus.

Auch die USA, ehemals das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, zeigt Zeichen des gesellschaftlichen und ökonomischen Abstiegs aufgrund seiner extrem extraktiven Gesellschaft.

Die Beispiele zeigen, dass die Rückentwicklung einer Gesellschaft mit dem Verlust ihrer Wettbewerbsfähigkeit verbunden ist. Die Ursache war bisher meist eine ideologische Erstarrung und die dadurch reduzierte Innovationsfähigkeit aufgrund des fehlenden Pluralismus.

Eine ungewöhnliche Ausnahme von der Blockade innovativer Veränderungen war die friedliche gesellschaftliche Umgestaltung der UdSSR durch Gorbatschow und seine Mitstreiter, weil sie erkannten, dass die kommunistische Ökonomie mit der kapitalistischen Ökonomie des Westens nicht konkurrenzfähig ist.

Die BRD ist seit den 1980er Jahren auf dem Weg der Rückentwicklung ihrer erfolgreichen bürgerlich-liberalen Gesellschaft und sozialen Marktwirtschaft. Sie ist unter dem Einfluss eines rot-grünen Neokommunismus zu einer Gesinnungsdiktatur geworden, bei der mehrere quasi-religiöse Ideologien auf fundamentalistische Weise mit dem Staat verbunden sind und abweichende Meinungen zensiert, blockiert oder gelöscht werden und sogar die Kommunikation der Bürger untereinander blockiert wird (Facebook-Kontakte, Youtube-Beiträge, Versand von Emails, „Käfighaltung“ der Menschen während der Corona-Epidemie, ...). Die Parteien der BRD sind zu mafiösen, paternalistischen Wirtschaftsunternehmen degeneriert, deren primäres Ziel die persönliche Macht und die Wiederwahl der Berufspolitiker ist sowie die Herrschaft der von ihnen vertretenen Ideologien. Sie missbrauchen dadurch nachhaltig das Vertrauen der Wähler.

Die Parteien mit ihren Stiftungen und den viel zu vielen Abgeordneten des Bundestages, die angesichts der Machtübernahme durch die EU kaum noch benötigt werden, kosten unsere Gesellschaft mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr – Tendenz steigend.

Die Bürger sind durch anhaltenden Wohlstand, seichte Dauer-Unterhaltung und ständige sozialromantische Gehirnwäsche, die bereits im Kindergarten beginnt, gesellschaftspolitisch entmündigt und auf links-grün „dressiert“ worden. Sie werden durch die zunehmende staatliche Bevormundung abhängig gemacht und von ihrer persönlichen Verantwortung befreit. Die Ursache dafür ist eine Art masochistischer Selbstzerstörung der Gesellschaft durch die Herrschaft mehrerer totalitärer Ideologien, die sich in Summe wie ein links-grüner Neo-Kommunismus auswirken:

An der Spitze der Probleme steht die selektive Berichterstattung und die desinformative, emotional aufgeheizte Propaganda der Leitmedien und des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die fundamentalistisch mit dem Staat verbunden sind. Die Medien und ihre überwiegend linksgrünen Journalisten erzeugen spekulative Katastrophen, die es in der Realität und in den empirisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht gibt. Damit werden Massenhysterien und eine Spaltung der Gesellschaft gefördert.

Konzernchefs, Plutokraten und Politiker, die sich etwa in Think Tanks wie dem Council on Foreign Relations organisieren, installieren, finanzieren und steuern unter strategischer Führung der USA die Nomenklatura der global agierenden westlichen Eliten. Sie geben den Takt vor, bei der NATO ebenso wie beim WEF, dem IPCC, der UN, der WHO und den politischen Gipfeltreffen. Nationale Regierungen, die staatstragenden Leitmedien und das Führungspersonal der Parteien agieren weitgehend als Vasallen dieser Chain of Command. Ideologien und Hysterien dienen dabei als Verstärker für ein politisch und geschäftlich vorhersagbares Verhalten.

Die politischen Parteien und die Regierung sind abhängig von der öffentlichen Meinung, die die Leitmedien erzeugen und als Propaganda verbreiten. Die etablierten Parteien CDU, SPD, FDP und Grüne sind inzwischen alle auf die gleichen einseitigen Ideologien fixiert. Die Grünen zeichnen sich dabei aber durch einen besonders undifferenzierten und realitätsfremden Fanatismus aus.

Das Berufspolitikertum, das Listenwahlrecht, der Fraktionszwang, u.v.a. haben zu einer Kaste abgehobener Parteien und Politiker geführt, die sich vorrangig um ihre Wiederwahl kümmern, und nicht um das Wohlergehen des Staates und seiner Bürger.

Das Grundgesetz hat diese Fehlentwicklungen nicht verhindern können und das von Parteigenossen dominierte Bundesverfassungsgericht agiert dabei als Erfüllungsgehilfe des Establishments.

Die Folge dieser Fehlentwicklungen sind dauerhafte, gravierende Missstände wie die Herrschaft der Klimahysterie und des Corona- Regimes, die Einladung zur Massenmigration in die BRD seit 2015, die Schuldenorgie der EU, die Geldentwertung, die Verarmung der Rentner, die Verfälschung staatlicher Kennzahlen, die einseitig links-grüne Berichterstattung der Leitmedien, die ideologisch orientierte Gängelung der Wissenschaft durch den Staat, die Verfälschung der wissenschaftlichen Ergebnisse durch die Leitmedien, die ideologie-lastige Erziehung und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen sowie die Verteufelung politisch nicht korrekter Meinungen und der parlamentarischen Opposition.

Das alles ist verbunden mit der Ablösung der sozialen Marktwirtschaft durch die Herrschaft der neoliberalen Finanzspekulation und die Rückentwicklung der BRD von einer Demokratie zu einer totalitären Mehrparteien-Diktatur.

Der gefügige Konsum der Ideologien wird in den staatlichen Schulen und Hochschulen durch die staatlichen Lehrpläne und die überwiegend links-grünen Intellektuellen vorbereitet.

Die hegemoniale Anmaßung und die Kriege der USA und der NATO werden zwar im Sinne einer Pax Americana begründet, in Wirklichkeit dienen sie aber vor allem den geostrategischen Interessen der USA und einem ökonomischen Neokolonialismus, beides unter dem Vorwand des Exports der westlichen Werte.

Der Einfluss der Gesinnungsdiktatur der BRD hat im Westen eine Vorbildfunktion weit über die BRD hinaus, bis in internationale Organisationen wie die EU und die UN. In diesen Organisationen ist die Wirkung demokratischer Prozesse noch geringer als in den einzelnen Staaten; sie werden von einer Nomenklatura beherrscht, und – unter Führung der USA - durch Stimmungsmache und Geld von großen internationalen Konzernen, sogenannten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und vermeintlich altruistisch handelnden Multimilliardären massiv unterstützt.

Bild 2.1: Zur Rolle des Grundgesetzes (mit freundlicher Genehmigung von Paolo Callieri)

Ein fundamentales Problem der gegenwärtigen Gesellschaft ist die Dominanz der literarisch gebildeten Intellektuellen (siehe Kap. 6; im folgenden „Intellektuelle“ genannt) über die Vertreter der empirischen Wissenschaften. Erstere sind in einer statischen Gedankenwelt gefangen, die sich primär an Begriffen und subjektiven Werten orientiert, und deren Erkenntnisse i.d.R. nicht verifizierbar sind. Viele westliche Staaten haben sich dadurch zu Meinungs- und Gesinnungsdiktaturen zurückentwickelt. Empirische Wissenschaftler orientieren sich an der Untersuchung der Objekte und Prozesse von Natur und Gesellschaft mit der Arbeitsmethode der empirischen Wissenschaften (siehe Kap. 6).

Eine Umkehr dieser Entwicklung in der BRD ist sehr schwierig, weil alle wichtigen öffentlichen Einrichtungen vom Bundesverfassungsgericht bis zu den Leitmedien von den etablierten Parteien und den von ihnen propagierten Ideologien beherrscht werden. Die BRD ist dadurch zu einer totalitären Demokratie im Sinne einer Mehrparteien-Diktatur geworden. Die Übernahme der Kontrolle durch die Parteien über sämtliche Verfassungsorgane und alle relevanten Gremien hat 1967 mit dem Parteiengesetz begonnen und wurde später immer mehr erweitert.

Das Grundgesetz hat die Selbstermächtigung der Parteien nicht verhindert. Die meisten Bürger wurden durch „Brot und Spiele“ sowie durch Propaganda gesellschaftspolitisch weitgehend entmündigt.

Mit der Corona-Diktatur hat die Entmündigung durch Angst und Unterwerfung seit zwei Jahren deutlich zugenommen.

Ein Beispiel: Beim Verfassungsschutz wurde 2021 ein neues, wachsweiches Kriterium festgelegt, um seine Kontrollmöglichkeiten zu erweitern, die „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“.

Aufgrund dieses Kriteriums müsste der Verfassungsschutz als erstes den überwiegenden Teil der Parteien verbieten.

3. Zur Natur der Menschen (Conditio Humana)

Der Mensch wird oft als Zoon politikon bezeichnet: Ein soziales, auf Gemeinschaft angelegtes und Gemeinschaft bildendes Lebewesen. Der Mensch benötigt aber auch eine Privatsphäre, sowie ausreichend Ressourcen, über die er selbst uneingeschränkt bestimmen kann, um sich und seine Familie ernähren zu können und ggfs. einen Winter zu überstehen. Die Gemeinschaft beinhaltet dabei diverse Aspekte des Handelns der Individuen: politisches, wirtschaftliches, künstlerisches, wissenschaftliches und familiäres Handeln. Was treibt die Menschen an? Sie werden stets von dem Wunsch motiviert, ihre Lebenssituation zu erhalten oder zu verbessern.

Zur Entwicklung der menschlichen Natur

Die menschliche „Natur“ wird aus zwei Quellen gespeist: der biologischen und der kulturellen Evolution.

Die Menschen werden als freundliche, liebenswerte und anpassungsfähige Wesen geboren, die ihre Eltern und ihre Umwelt genau beobachten müssen, um zu überleben. Auch in der Gesellschaft waren offenbar in den kleinen Gruppen von Sammlern und Jägern Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft dominante Selektionskriterien, unverdiente Anmaßung von Macht und Schmarotzertum wurden geächtet. Alle negativen Eigenschaften moderner Menschen werden deshalb meist pauschal der Zivilisation, der „Erfindung“ von Eigentum, dem damit verbundenen Egoismus und seinen gesellschaftlichen Auswirkungen bis hin zur Erfindung von Landwirtschaft und Kapitalismus angelastet (siehe Rutger Bregman 2019). Ist das zutreffend?

Bei den Begründungen dafür oder dagegen werden oft wichtige Faktoren nicht beachtet:

Die geistigen Fähigkeiten der Kinder zum schnellen Lernen, zur aktiven Integration in die Gesellschaft und in die persönliche Umgebung sind ein Ergebnis der Evolution und angeboren. (Angeboren bedeutet: Als Ergebnis der Evolution teils in den Genen und teils während der Entwicklung des Gehirns vor der Geburt selbstorganisiert angelegt.) Wissen, Sprachen, Weltanschauungen, Religionen u.a. werden aber erst nach der Geburt erworben.

Der Mensch ist zwar ein soziales, auf Gemeinschaft angelegtes und Gemeinschaft bildendes Lebewesen, er benötigt aber auch eine Privatsphäre und hat von der Evolution her einen „Revieranspruch“ mitbekommen, damit er und seine Familie nicht verhungern.

Die Zahl der Menschen auf der Welt ist seit der Zeit der Jäger und Sammler in den letzten 10.000 Jahren von ca. zwei Millionen um den Faktor 4.000 auf ca. 8.000 Millionen gewachsen. Das bedeutet zweierlei: Die Welt war zur Zeit der Jäger und Sammler sehr dünn besiedelt und damit konfliktarm, und das damalige Jagdgebiet für einen Jäger (und seine Familie) müsste heute 4.000 Jäger und Sammler ernähren.

Durch die Landwirtschaft wurde die Nahrungs- und Lebensgrundlage um etwa den Faktor 10 je Hektar verbessert (Josef Reichholf 2008) und durch die Industrialisierung nochmal um ein Faktor 20 und mehr (Günter Dedié 2019).

Unzureichende oder falsche Gesetze und ethische Regeln für das Leben in der Gesellschaft werden seit mehr als 2.000 Jahren von den jeweiligen Machthabern vorgegeben.

Es sind nicht pauschal die Zivilisation und die Industrialisierung, die zur Entwicklung negativer Eigenschaften der menschlichen Natur führen, sondern vor allem die Masse der Menschen, und die Dichte, in der sie zusammenleben müssen, besonders in den Städten. In dieser anonymen Masse haben heutzutage Geld, Macht, ideologischer Fanatismus und exaltierte Gefühle einen größeren Einfluss als die Vernunft und die Erkenntnisse der empirischen Wissenschaften.

Die Entwicklung der heutigen kulturellen Spreizung hat vermutlich mit der Erfindung von persönlichem Eigentum begonnen, mit etwas Egoismus, ein wenig Betrug und Lügen, etwas mehr Macht als die Anderen und erstem religiösem Glauben. Das Ergebnis der weiteren, sich selbst verstärkenden Entwicklung der negativen Aspekte der Natur der Menschen beschreibt recht treffend der folgende fundamentale Algorithmus, den Alexander Solschenizyn unter dem Eindruck der Verhältnisse in der UdSSR formuliert hat: „Die Gewalt findet ihre einzige Zuflucht in der Lüge, die Lüge ihre einzige Stütze in der Gewalt.“ Diese Entwicklung kann aber nicht mit der Abschaffung des Eigentums wieder rückgängig gemacht werden, sondern nur mit aufgeklärten Strukturen und Regeln der menschlichen Gesellschaft, die uneingeschränkt für alle gelten, vor allem für die Reichen und Mächtigen. Diese müssen frei sein von quasi-religiösem ideologischen Fanatismus aller Art.

Zum Naturrecht

Das Naturrecht steht für ein universell gültiges Ordnungsprinzip, dessen Grundannahme es ist, dass aus der Natur des Menschen die Normen des menschlichen Zusammenlebens zu begründen sind. Im Mittelpunkt des Naturrechts steht deshalb die Natur der Menschen. Dem Naturrecht liegt seit der Antike die Überzeugung zugrunde, dass die Normen des menschlichen Zusammenlebens durch die Natur des Menschen begründet werden. Schon Platon und Aristoteles argumentierten, dass es der Vernunft bedürfe, um die Werte des rechtschaffenen Tuns, der Wahrheit, des Guten und des Schönen für den Menschen nutzbar zu machen, ihn vor seinen Trieben und Begierden zu schützen und eine Balance zu schaffen zwischen der Vernunft und den Emotionen. Das Naturrecht gilt als Basis der vom Menschen geschaffenen Rechtssysteme, dem positiven Recht.

Im 6. Jahrhundert v.Chr. entwickelten Griechen, die am Westrand Kleinasiens lebten, die ionische Naturphilosophie. Diese verstand die Natur als ursprünglich und von absoluter, ewiger innerer Gesetzmäßigkeit. Sie stellte sie dem menschlichen Gesetz gegenüber, dessen Gültigkeit nur auf gesellschaftlichen Konventionen beruht.

Die Naturrechtsidee ist eng mit der Idee der Menschenrechte verbunden. Das Naturrecht wird deshalb als vor- und überstaatliches „ewiges“ Recht angesehen, und als Maßstab und Korrektiv allen positiven Rechts.

Die Bedeutung der Arbeit

Das wirtschaftliche Handeln wurde von Karl Marx 1844 auf die These der Selbstentfremdung des Menschen von seiner eigentlichen Natur reduziert, durch die Arbeit für die Kapitalisten und ihre Produktionsprozesse. Diese ideologische Vereinfachung ist oft kritisiert worden, wird aber auch heute noch im Neokommunismus suggeriert. Ein aktueller Schritt zur Vermeidung von Arbeit (und Selbstverantwortung) ist die Spekulation auf das bedingungslose Grundeinkommen. Schon die Erwartung darauf untergräbt die Motivation für eine Ausbildung in vielen Berufen.

Warum die Ärmel hochkrempeln, wenn es reicht, die Hand aufzuhalten?

Das steht aber im Widerspruch zur Evolution und zu den empirisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen: Schon Friedrich Engels hat 1876 in einem Essay den „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen“ beschrieben. Er vertritt im Sinne der Evolutionstheorie die Ansicht, dass erst die Arbeit den (Vor-) Menschen zum Menschen gemacht hat, und dass Arbeit somit zum Menschsein gehört: „Die Arbeit ist die Quelle allen Reichtums (...) aber sie ist noch unendlich viel mehr (...) sie hat den Menschen selbst geschaffen.“ Tätig zu sein und zu handeln ist eine notwendige und hinreichende Bedingung der menschlichen Natur (Hannah Arendt 1958).

Die Erfindung der Arbeit wird oft mit der Erfindung der Landwirtschaft gleichgesetzt: „Im Schweiße deines Angesichts…“. Dabei wird angenommen, dass die Tätigkeiten der Jäger und Sammler keine Arbeit waren. Die Arbeit, obwohl oft wenig beliebt, hat aber vor allem sehr positive Auswirkungen: Arbeit ist genau die Fähigkeit, die die Menschen von höheren Tieren unterscheidet, und eine entscheidende Voraussetzung für seine weitere Entwicklung zum modernen Menschen. Josef Reichholf z.B. sieht das „extrem lange Leben“ der Menschen als biologischen Ausnahmefall, ebenso wie es Kindheit und Jugend als zwei unterschiedliche Phasen des Heranwachsens sind. Spezifisch für die Menschen ist auch die lange Lebensphase nach dem Ende der Vermehrungsfähigkeit. Sowohl die Jugend als auch das Alter sind nach Reichholf besondere Chancen für Beiträge zur kulturellen Weiterentwicklung der Menschen und ihrer Gesellschaft. Wir kommen auf die wünschenswerten Beiträge älterer Menschen in unserer Gesellschaft später noch zurück.

Die Arbeit hat auch zu mehr Kooperation der Menschen und zu mehr Bewusstsein vom Nutzen der Kooperation geführt (Engels). Mit der Kooperation wuchs auch der Bedarf, sich durch Gesten und Laute zu verständigen. Je komplexer die Kooperation, umso wichtiger wurde eine Sprache, mit der die komplexen Prozesse abgestimmt und beschrieben werden können. Schon Engels hat kritisiert, dass „die Menschen sich daran gewöhnten, ihr Tun aus ihrem Denken zu erklären“, statt umgekehrt, „...so entstand mit der Zeit jene idealistische Weltanschauung, die namentlich seit dem Untergang der antiken Welt die Köpfe beherrscht...“. Hinzu kommt, dass die Sprache nur ein Werkzeug für die Kommunikation ist und kein kultureller Selbstzweck, wie viele Intellektuelle meinen.

Die begrenzte Rationalität der Menschen

Für das Handeln der einzelnen Menschen gibt es zwei sehr unterschiedliche Modelle: Den Homo oeconomicus und das Modell der begrenzten Rationalität. Für den Homo oeconomicus bedeutet rational handeln, dass er sich auf Grundlage der vollständigen Information über Angebot und Nachfrage beispielsweise für den Einkauf zu günstigen Preisen entscheidet oder seine Produkte genau zu dem Preis auf den Markt bringt, der zum größten Gewinn führt. Beides entspricht einer linearen Optimierung.

Die Realität ist aber anders: Die Menschen können nicht alles wissen, sie werden von ihren Gefühlen, der Propaganda der Medien und der selektiven Wahrnehmung irregeführt, sowie durch Zensur und falsche Kennzahlen unzureichend informiert. Die dadurch begrenzte Rationalität führt zu nicht vorhersagbaren Entscheidungen und verhindert dadurch rationales Verhalten. Hemmungslose Profitgier und höchst spekulative Wetten von Banken ohne ausreichendes Eigenkapital können das Modell des Homo oeconomicus gänzlich sprengen.