Zwanzig Jahre später - Alexandre Dumas - E-Book

Zwanzig Jahre später E-Book

Dumas Alexandre

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Beschreibung

Die Rückkehr der Musketiere oder Alte Hiebe rosten nicht Vor zwanzig Jahren waren die drei Musketiere und ihr gewitzter gascognischer Freund d'Artagnan noch sehr jung und verwegen. Jetzt begegnen wir ihnen als nicht mehr ganz so jugendlichen Helden wieder; aber kühne Haudegen sind sie geblieben, und so stürzen sie sich erneut in Abenteuer und in die hohe Politik, von der sie, wie es scheint, nicht allzu viel verstehen. Doch selbst die Lenker des Staatsschiffes machen im Paris der Fronde einen recht hilflosen Eindruck. Sie brauchen kluge Köpfe, die ihnen die harte Arbeit des Kämpfens und die oft noch härtere des Denkens abnehmen, und da springen unsere vier Kavaliere in die Bresche. Allerhöchster Befehl führt sie - auf getrennten Wegen - nach England, wo dramatische Ereignisse ihrer harren. Wieder in Frankreich, erleben sie noch so manche böse Überraschung, bis sich sogar die stolze und schöne Anna von Österreich ihnen huldreich zuwendet – nachdem sie sie ein ganz klein wenig erpresst haben.

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Alexandre Dumas

Zwanzig Jahre später

Roman

Aus dem Französischen von Christine Hoeppener

Impressum

Titel der Originalausgabe

Vingt ans après

ISBN 978-3-8412-0548-3

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, April 2013

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die vorliegende Übersetzung erschien erstmals 1971 bei Rütten & Loening; Rütten & Loening ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

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unter Verwendung eines Motivs von Kai Dietrich/bobsairport

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Innentitel

Inhaltsübersicht

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Informationen zum Autor

Impressum

Inhaltsübersicht

Der Schatten Richelieus

Eine nächtliche Ronde

Zwei alte Feinde

Anna von Österreich mit sechsundvierzig Jahren

Gascogner und Italiener

D’Artagnan mit vierzig Jahren

D’Artagnan ist in Verlegenheit, aber einer von unsern alten Bekannten kommt ihm zu Hilfe

Über die verschiedene Wirkung, die eine Halbpistole auf einen Mesner und auf einen Ministranten ausüben kann

Wie d’Artagnan Aramis in der Ferne suchte und entdeckte, dass er hinter Planchet auf dem Pferd saß

Der Abbé d’Herblay

Weihrauch und Myrrhen

Monsieur Porthos du Vallon de Bracieux de Pierrefonds

Wie d’Artagnan bei der Begegnung mit Porthos gewahr wird, dass ein Vermögen nicht das Glück ausmacht

Zwei Engelsköpfe

Das Schloss Bragelonne

Athos’ Diplomatie

Monsieur de Beaufort

Womit sich der Herzog von Beaufort im Schlossturm von Vincennes belustigte

Was die Pasteten des Nachfolgers von Väterchen Marteau enthielten

Ein Abenteuer Marie Michons

Der Abbé Scarron

Saint-Denis

Eine der vierzig Fluchtmöglichkeiten Monsieur de Beauforts

D’Artagnan kommt zur rechten Zeit

Die Heerstraße

Das Zusammentreffen

Die Place Royale

Die Fähre über die Oise

Das Scharmützel

Der Mönch

Die Absolution

Grimaud spricht

Am Vorabend der Schlacht

Der Brief Karls I.

Cromwells Brief

Mazarin und Madame Henriette

Wie die Unglücklichen mitunter den Zufall für die Vorsehung halten

Onkel und Neffe

Vaterschaft

Wieder bittet eine Königin um Hilfe

Hier wird bewiesen, dass die erste Regung stets gut und richtig ist

Das Tedeum für den Sieg bei Lens

Der Bettler von Saint-Eustache

Der Turm von Saint-Jacques-la-Boucherie

Der Aufstand

Der Aufstand wird zur Revolte

Das Unglück verleiht Gedächtnis

Die Zusammenkunft

Die Flucht

Die Kutsche des Herrn Weihbischofs

Wie d’Artagnan und Porthos, der eine zweihundertneunzehn, der andere zweihundertfünfzehn Louis durch den Verkauf von Stroh einnahmen

Nachrichten von Athos und Aramis

Der Rächer

Oliver Cromwell

Die Edelleute

»Jesus Christus!«

Ein Ehrengruß an die gestürzte Majestät

Der Prozess

Whitehall

Die Arbeiter

Remember

Der Maskierte

Das Haus Cromwells

Das Gespräch

Die Feluke »Blitz«

Der Portwein

Verhängnis

Die Heimkehr

Die Gesandten

Die drei Stellvertreter des Generalissimus

Das Gefecht von Charenton

Die Suche

Die Dankbarkeit Annas von Österreich

Das Königtum Monsieur de Mazarins

Die Verliese des Monsieur de Mazarin

Man beginnt zu glauben, dass Porthos endlich Baron und d’Artagnan Hauptmann wird

Es ist für Könige mitunter schwieriger, in die Hauptstadt ihres Königreiches zurückzukehren, als diese zu verlassen

Schluss

Anmerkungen

Der Schatten Richelieus

In einem Zimmer des Kardinalspalastes, den wir bereits kennen, saß, den Kopf in beide Hände gestützt, an einem Tisch mit vergoldeten Silberecken, der mit Schriftstücken und Büchern beladen war, ein Mann.

Hinter ihm ragte ein mächtiger, rot flammender Kamin auf, dessen Feuerbrände über breiten vergoldeten Brennböcken zusammenfielen. Der Flammenschein beleuchtete von hinten die prächtige Kleidung des Träumers, die das Licht eines mit Wachskerzen besteckten Armleuchters von vorn erhellte.

Angesichts der roten Soutane und der kostbaren Spitzen, der bleichen und im Sinnen gebeugten Stirn, der Einsamkeit des Gemachs, der Stille in den Vorzimmern und des gemessenen Schritts der Wache auf dem Treppenabsatz hätte man meinen können, der Schatten Richelieus weile noch in seinem Zimmer.

Ach! Es war freilich nur der Schatten des großen Mannes. Frankreich geschwächt, die Machtvollkommenheit des Königs nicht anerkannt, die Großen wieder stark und unruhig, der Feind abermals diesseits der Grenzen – alles zeugte davon, dass Richelieu nicht mehr da war.

Doch was noch deutlicher als all das bewies, dass die rote Soutane nicht den alten Kardinal bekleidete, war diese Abgeschiedenheit, die eher der eines Schattens als eines Lebenden glich, waren die von Höflingen leeren Gänge, die von Wachen wimmelnden Höfe, war dieser Hohn, der von der Straße aufstieg und durch die Fensterscheiben des Gemachs drang, an dem der Atem einer ganzen gegen den Minister verbündeten Stadt rüttelte, waren schließlich das Getöse in der Ferne und die unaufhörlich vernehmbaren Schüsse, die zum Glück ohne Ziel und ohne Ergebnis abgegeben wurden, sondern nur um der Garde, den Schweizern und den Musketieren, die das Palais-Royal einschlossen – denn der Kardinalspalast hatte einen andern Namen erhalten –, zu zeigen, dass auch das Volk Waffen besaß.

Dieser Schatten Richelieus war Mazarin.

Mazarin war allein und fühlte sich machtlos.

»Ausländer!«, murmelte er. »Italiener! Das ist ihr so lange zurückgehaltenes und nun ausgesprochenes Wort! Mit diesem Wort haben sie Concini ermordet, gehängt und zerfleischt, und wenn ich sie gewähren lasse, werden sie mich wie ihn ermorden, hängen und zerfleischen, obgleich ich ihnen nie ein anderes Unrecht zugefügt habe, als sie ein wenig auszupressen. Diese Dummköpfe! Sie begreifen nicht, dass ihr Feind nicht dieser schlecht französisch sprechende Italiener ist, sondern vielmehr jene, die die Fähigkeit besitzen, ihnen mit einer so reinen und so vortrefflichen Pariser Aussprache leere Redensarten hinzuwerfen.

»Ja«, fuhr der Minister mit seinem verschlagenen Lächeln fort, das sich diesmal auf seinen bleichen Lippen sonderbar ausnahm, »ja, euer aufrührerischer Lärm sagt mir, dass das Schicksal der Günstlinge unsicher ist, aber wenn ihr das wisst, dann müsst ihr auch wissen, dass ich kein gewöhnlicher Günstling bin! Der Graf von Essex hatte einen herrlichen, mit Diamanten besetzten Ring als Geschenk von seiner königlichen Geliebten erhalten, ich dagegen besitze nur einen schlichten Fingerreif mit einem Namenszeichen und einem Datum1, aber dieser Reif ist in der Kapelle des Palais-Royal gesegnet worden, daher werden sie mich nicht, wie sie es sehnlichst wünschen, abschütteln können. Sie merken nicht, dass ich sie mit ihrem ewigen Geschrei ›Fort mit Mazarin!‹ dazu bringe, bald Monsieur de Beaufort, bald den Prinzen und bald das Parlament hochleben zu lassen. Nun, Monsieur de Beaufort befindet sich in Vincennes, der Prinz wird sich eines Tages zu ihm gesellen, und das Parlament ...«

Hier wandelte sich das Lächeln des Kardinals in einen Ausdruck von Hass, dessen sein sanftes Gesicht unfähig zu sein schien.

»Ja, und das Parlament ... wir werden sehen, was wir mit dem Parlament machen, wir haben Orléans und Montargis. Oh, ich werde dafür Zeit brauchen; aber die anfangs ›Fort mit Mazarin!‹ geschrien haben, werden am Ende ›Fort mit all diesen Leuten, mit einem nach dem andern!‹ schreien. Richelieu, den sie hassten, als er  noch lebte, und von dem sie ständig reden, seit er tot ist, war schlimmer dran als ich, denn er wurde mehrmals verjagt und hat noch häufiger gefürchtet, verjagt zu werden. Mich wird die Königin niemals verjagen, und sollte ich gezwungen sein, dem Volk zu weichen, wird sie mit mir weichen, fliehe ich, wird sie ebenfalls fliehen, und dann werden wir sehen, was die Aufrührer ohne ihre Königin und ihren König anfangen. Oh! Wäre ich doch nur kein Ausländer, wäre ich doch ein Franzose, wäre ich doch ein Edelmann!«

Er verfiel abermals in Sinnen.

Die Lage war tatsächlich schwierig, und der Tag, der nun zur Neige ging, hatte sie noch verschlimmert. Ständig von seiner schmutzigen Habsucht getrieben, bedrückte Mazarin das Volk mit Steuern, und das Volk, dem nach den Worten des Vizegeneralprokurators, Talon, nur die Seele übrigblieb und das ja seine Seele nicht meistbietend versteigern konnte, das Volk, dem man mit dem Lärm um errungene Siege Geduld einzuflößen versuchte und das dennoch Lorbeeren nicht für eine Speise hielt, von der es sich nähren konnte, das Volk hatte seit langem zu murren begonnen.

Aber das war noch nicht alles; da es nur das Volk war, das murrte, hörte der durch den Mittelstand und die Edelleute von ihm getrennte Hof nichts davon, doch Mazarin hatte die Unklugheit besessen, sich mit den höheren Beamten anzulegen. Er hatte ein Dutzend Bestallungsbriefe für das Amt eines Petitionsreferenten verkauft, und da die Beamten ihre Posten sehr hoch bezahlten und der Zuwachs durch diese zwölf neuen Kollegen den Preis senken musste, hatten sich die alten zusammengetan und auf die Evangelien geschworen, diese Erweiterung nicht zu dulden und sich gegen alle Verfolgungen des Hofes zur Wehr zu setzen; ferner hatten sie einander versprochen, falls einer von ihnen durch die Auflehnung sein Amt verlieren sollte, zusammenzulegen und ihm den bezahlten Preis zurückzuerstatten.

Von diesen beiden Parteien aus geschah nun Folgendes:

Am 7. Januar hatten sich sieben- bis achthundert Pariser Kaufleute versammelt und sich gegen eine neue Steuer empört, die den Hausbesitzern auferlegt werden sollte. Sie hatten zehn der Versammelten abgeordnet, mit dem Herzog von Orléans zu sprechen, der sich nach seiner alten Gewohnheit beliebt zu machen suchte. Der Herzog von Orléans hatte sie empfangen, und sie erklärten ihm ihre Entschlossenheit, diese neue Steuer nicht zu zahlen, müssten sie sich auch mit bewaffneter Hand gegen des Königs Steuereinnehmer schützen. Der Herzog von Orléans hatte sie mit großer Gefälligkeit angehört, ihnen Hoffnung auf eine Ermäßigung gemacht, ihnen versprochen, mit der Königin darüber zu reden, und sie mit dem Üblichen Fürstenwort verabschiedet: »Wir werden sehen.«

Die Petitionsreferenten wiederum hatten am 9. Januar den Kardinal aufgesucht, und einer von ihnen hatte als Wortführer aller übrigen mit so großer Entschiedenheit und Kühnheit zu ihm gesprochen, dass der Kardinal höchst erstaunt darüber gewesen war; daher hatte er sie fortgeschickt und wie der Herzog von Orléans gesagt, man werde sehen.

Um zu »sehen«, hatte man alsdann den Rat einberufen und den Oberfinanzintendanten, d’Émery, holen lassen.

Dieser d’Émery war dem Volk verhasst, einmal, weil er Oberfinanzintendant war und weil jeder Oberfinanzintendant verhasst sein muss, und zum andern, das muss gesagt werden, weil er es einigermaßen verdiente, gehasst zu werden. Er war der Sohn eines Lyoner Bankiers namens Particelli, der infolge seines Bankrotts einen anderen Namen angenommen hatte und sich d’Émery nennen ließ. Der Kardinal de Richelieu, der in ihm ein bedeutendes Finanzgenie sah, hatte ihn König Ludwig XIII. unter dem Namen d’Émery vorgestellt und ihm viel Gutes nachgesagt, da er ihn zum Finanzintendanten ernennen lassen wollte.

»Vortrefflich!«, hatte der König erwidert. »Es freut mich, dass Sie mir für dieses Amt, das einen ehrlichen Mann erfordert, Monsieur d’Émery vorschlagen. Man hat mir gesagt, Sie förderten diesen Schurken Particelli, und ich fürchtete schon, Sie wollten mich zwingen, ihn zu nehmen.«

»Sire«, entgegnete der Kardinal, »Eure Majestät können unbesorgt sein, der erwähnte Particelli ist gehängt worden.«

»Ah! Umso besser!«, rief der König. »Man nennt mich also nicht umsonst Ludwig den Gerechten.«

Und er unterzeichnete die Ernennung Monsieur d’Émerys. Es handelte sich um den nämlichen d’Émery, der Oberfinanzintendant geworden war.

Diesen hatte nun der Minister holen lassen, und er kam ganz bleich und verstört angelaufen und erzählte, man habe seinen Sohn selbigen Tags auf dem Platz vor dem Palais um ein Haar ermordet; die Menge sei auf ihn gestoßen und habe ihm den Luxus seiner Frau vorgeworfen, die eine in rotem Samt mit goldenen Fransen gehaltene Zimmerflucht bewohne. Sie war die Tochter von Nicolas Le Camus, der 1617 als Sekretär mit zwanzig Livres nach Paris gekommen war und, obwohl er vierzigtausend Livres Rente für sich behielt, neun Millionen unter seine Kinder verteilt hatte.

Der Sohn d’Émerys war fast totgedrückt worden, da einer von den Aufrührern vorgeschlagen hatte, ihn so lange zu pressen, bis er das verschlungene Gold herausgegeben habe. Der Rat hatte an diesem Tag nichts entschieden, da der Oberintendant von dem Vorfall zu sehr in Anspruch genommen war, um unbefangen zu urteilen.

Tags darauf wurde der Parlamentspräsident, Mathieu Molé, dessen Mut bei all diesen Unannehmlichkeiten nach den Worten des Kardinals de Retz dem des Herzogs von Beaufort und des Prinzen von Condé gleichkam, dem zweier Männer also, die als die tapfersten Frankreichs galten  – tags darauf wurde nun, wie gesagt, der Parlamentspräsident angegriffen. Das Volk drohte ihm, ihn das Böse, das man ihm zufügen wollte, entgelten zu lassen, doch, ohne sich aufzuregen oder zu verwundern, antwortete ihnen der Präsident mit seiner gewohnten Ruhe, wenn die Störenfriede nicht dem Willen des Königs gehorchten, werde er auf den Plätzen Galgen errichten und die Widersetzlichsten unter ihnen augenblicks hängen lassen. Worauf jene entgegneten, sie wünschten sich nichts Besseres, als Galgen errichtet zu sehen, und sie sollten dazu dienen, die schlechten Richter zu hängen, die sich auf Kosten der Not des Volkes die Gunst des Hofes erkauften.

Auch das war noch nicht alles. Als die Königin am 11. Januar die Messe in Notre-Dame besuchte, was sie regelmäßig an den Sonnabenden zu tun pflegte, folgten ihr mehr als zweihundert Frauen, die mit lautem Geschrei Gerechtigkeit verlangten. Sie hatten im Übrigen nichts Böses im Sinn, da sie sich nur vor ihr auf die Knie werfen und versuchen wollten, ihr Mitleid zu erregen, aber die Garde hinderte sie daran, und die Königin schritt hochmütig und erhaben vorbei, ohne auf ihr Geschrei zu hören.

Am Nachmittag trat von neuem der Rat zusammen, und es wurde beschlossen, die Macht des Königs aufrechtzuerhalten, folglich wurde für den nächsten Tag, den 12., das Parlament einberufen.

An diesem Tag, mit dessen Abend unsere Geschichte beginnt, hatte der damals zehnjährige und soeben von den Blattern genesene König, unter dem Vorwand, in Notre-Dame für seine Wiederherstellung zu danken, seine Garde, seine Schweizer und seine Musketiere auf die Beine gebracht und um das Palais-Royal, auf den Kais und auf dem Pont-Neuf verteilt, und nach Anhören der Messe hatte er sich ins Parlament begeben, wo er von einem improvisierten Thron aus nicht nur an seinen früheren Edikten festgehalten, sondern darüber hinaus fünf oder sechs neue erlassen hatte, eins immer verderblicher als das andere, wie der Kardinal de Retz behauptete. So dass der Parlamentspräsident, der an den vorangegangenen Tagen für den Hof gewesen war, sich dennoch sehr beherzt über die Art und Weise ausgesprochen hatte, wie der König im Palais angeleitet werde, die Stimmenfreiheit zu hintertreiben und ihr Gewalt anzutun.

Besonders scharf gegen die neuen Steuern erklärten sich aber der Vorsitzende Blancmesnil und der Ratsherr Broussel.

Nachdem der König diese Edikte erlassen hatte, kehrte er in das Palais-Royal zurück. Eine zahlreiche Volksmenge säumte seinen Weg, doch da man wusste, dass er aus dem Parlament kam, jedoch nicht, ob er dort gewesen war, um dem Volk Gerechtigkeit widerfahren zu lassen oder es von neuem zu unterdrücken, erklang nicht ein einziger Freudenschrei, ihn zu seiner wiedererlangten Gesundheit zu beglückwünschen. Alle Gesichter waren im Gegenteil finster und unruhig, einige sogar drohend.

Ungeachtet seiner Rückkehr verblieben die Truppen auf dem Platz, da man fürchtete, es werde zu einem Aufruhr kommen, wenn das Ergebnis der Parlamentssitzung bekannt würde, und tatsächlich, sobald sich in den Straßen das Gerücht verbreitete, statt die Steuern zu mindern, habe der König sie erhöht, bildeten sich Gruppen und ertönte ein Riesengeschrei: »Fort mit Mazarin! Es lebe Broussel! Es lebe Blancmesnil!« Denn das Volk hatte erfahren, dass Broussel und Blancmesnil zu seinen Gunsten gesprochen hatten, und obgleich ihre Beredsamkeit erfolglos geblieben war, wusste es ihnen dennoch Dank dafür.

Man hatte diese Gruppen zerstreuen, dieses Geschrei zum Schweigen bringen wollen, und wie es in solchen Fällen zu geschehen pflegt, waren die Gruppen angewachsen und hatte sich das Geschrei gesteigert. An die Königsgarde und die Schweizergarde war der Befehl ergangen, nicht nur standzuhalten, sondern darüber hinaus in der Rue Saint-Denis und der Rue Saint-Martin zu patrouillieren, wo diese Gruppen besonders zahlreich und besonders lebhaft zu sein schienen, als im Palais-Royal der Vorsteher der Kaufmannschaft gemeldet wurde.

Er wurde sogleich vorgelassen und sagte, wenn man nicht augenblicklich diese feindseligen Kundgebungen einstelle, werde in zwei Stunden ganz Paris unter Waffen stehen.

Man überlegte noch, was zu tun sei, als der Leutnant der Garde, Comminges, mit völlig zerrissener Kleidung und blutendem Gesicht erschien. Als die Königin ihn eintreten sah, stieß sie einen Schrei des Erstaunens aus und fragte ihn, was es gäbe.

Es war Folgendes: Der Anblick der Garde hatte, wie von dem Vorsteher der Kaufmannschaft vorausgesehen, die Gemüter erbittert. Man hatte sich der Glocken bemächtigt und Sturm geläutet. Comminges hatte sich tapfer gehalten, einen Mann arretiert, der zu den Hauptunruhestiftern zu gehören schien, und, um ein Exempel zu statuieren, befohlen, ihn am Croix du Trahoir aufzuhängen. Die Soldaten hatten ihn also fortgeschleppt, um den Befehl auszuführen. Bei den Markthallen waren sie jedoch mit Steinwürfen und Hellebardenstößen angegriffen worden, der Aufrührer hatte diesen Augenblick benutzt, um zu entwischen, war in die Rue des Lombards geflohen und dort in ein Haus gestürmt, dessen Türen alsbald eingeschlagen wurden.

Diese Gewalttat führte freilich zu nichts, der Schuldige war nicht aufzufinden gewesen. Comminges hatte einen Posten in der Straße zurückgelassen und sich mit dem Rest seiner Abteilung zum Palais-Royal begeben, um der Königin über das Vorgefallene Bericht zu erstatten. Den ganzen Weg lang hatten ihn Schreie und Drohungen verfolgt, mehrere von seinen Leuten waren durch Piken- und Hellebardenstöße verletzt worden, und ihm selbst hatte ein Stein die Augenbraue gespalten.

Comminges’ Bericht bekräftigte die Ansicht des Vorstehers der Kaufmannschaft, dass man nicht in der Lage sei, einem ernsthaften Aufstand die Stirn zu bieten. Der Kardinal ließ im Volk verbreiten, die Truppen seien nur wegen der Zeremonie auf den Kais und dem Pont-Neuf aufgestellt worden und würden sich entfernen. Tatsächlich zogen sie sich gegen vier Uhr nachmittags nach dem Palais-Royal zusammen; am Tor des Sergents, beim Blindenhospital und auf dem Saint-Roch wurden Posten aufgestellt. Die Höfe und Erdgeschosse wurden von Schweizern und Musketieren besetzt, und man wartete ab.

So lagen also die Dinge zu dem Zeitpunkt, da wir unsere Leser in das Arbeitszimmer des Kardinals Mazarin führten, das früher dem Kardinal Richelieu gehört hatte. Wir erlebten, in welcher Gemütsverfassung er dem Murren des Volkes lauschte, das bis zu ihm drang, und die Schüsse hörte, die bis in sein Zimmer hallten.

Plötzlich hob er den Kopf, heftete mit halb zusammengezogenen Brauen, wie ein Mann, der seinen Entschluss gefasst hatte, die Augen auf eine riesige Standuhr, die zehn geschlagen hatte, nahm eine in Reichweite auf dem Tisch liegende vergoldete Silberpfeife und pfiff zweimal.

Eine verborgene Tapetentür öffnete sich geräuschlos, und ein schwarz gekleideter Mann näherte sich stumm und stellte sich hinter den Sessel.

»Bernouin«, sagte der Kardinal, ohne sich umzudrehen, denn da er zweimal gepfiffen hatte, wusste er, dass es sein Kammerdiener sein musste, »welche Musketiere haben Dienst im Palais?«

»Die schwarzen Musketiere, Monseigneur.«

»Von welcher Kompanie?«

»Kompanie Tréville.«

»Ist ein Offizier dieser Kompanie im Vorzimmer?«

»Leutnant d’Artagnan.«

»Vermutlich tüchtig?«

»Ja, Monseigneur.«

»Bring mir eine Musketieruniform und hilf mir beim Ankleiden.«

So still, wie er eingetreten war, ging der Kammerdiener hinaus und brachte einen Augenblick später den gewünschten Anzug. Schweigend und nachdenklich begann sich der Kardinal der Galakleidung, die er für die Parlamentssitzung angelegt hatte, zu entledigen und zog die Musketierkasacke an, die er dank seinen früheren italienischen Feldzügen mit einer gewissen Ungezwungenheit trug ; als er fertig angekleidet war, sagte er: »Hol mir Monsieur d’Artagnan.«

Und diesmal ging der Kammerdiener durch die Mitteltür hinaus, aber immer noch ebenso still und stumm. Man hätte ihn für einen Geist halten können.

Allein geblieben, betrachtete sich der Kardinal nicht ohne Befriedigung in einem Spiegel. Er war mit seinen kaum sechsundvierzig Jahren noch jung, von zierlichem Wuchs und ein wenig unter Mittelgröße. Er hatte einen lebhaften und schönen Teint, einen feurigen Blick, eine große, aber gleichwohl recht gut proportionierte Nase, eine breite und majestätische Stirn, etwas krause kastanienbraune Haare und einen Bart, der dunkler als das Kopfhaar und stets mit der Brennschere sorgfältig nach oben gedreht war, was ihn anmutig kleidete.

Sodann legte er sein Degengehenk an, besah sich wohlgefällig seine Hände, die sehr schön waren und auf die er die allergrößte Sorgfalt verwandte, warf die mächtigen hirschledernen Handschuhe zurück, die zur Uniform gehörten und die er bereits ergriffen hatte, und zog einfache Seidenhandschuhe über.

In diesem Augenblick tat sich die Tür auf.

»Monsieur d’Artagnan«, meldete der Kammerdiener.

Ein Offizier trat ein.

Er war ein Mann von neununddreißig, vierzig Jahren, klein, aber gut gewachsen, mager, mit lebhaften und geistvollen Augen, schwarzem Bart und ergrauendem Haupthaar, wie es stets zu werden pflegt, wenn man das Leben zu gut oder zu schlecht angetroffen hat, und vor allem, wenn man sehr dunkel ist.

D’Artagnan trat mit vier Schritten in das Arbeitszimmer, das er wiedererkannte, weil er zur Zeit des Kardinals Richelieu einmal hier gewesen war, und als er in dem Raum niemanden als einen Musketier von seiner Kompanie erblickte, ließ er die Augen auf diesem Musketier ruhen, unter dessen Kleidung er auf den ersten Blick den Kardinal erkannte.

Er blieb in einer respektvollen, aber würdigen Haltung stehen, so wie es sich für einen Mann von Rang ziemt, der in seinem Leben häufig Gelegenheit gehabt hat, sich in Gegenwart großer Herren zu befinden.

Der Kardinal richtete seinen eher verschlagenen als unergründlichen Blick auf ihn, musterte ihn aufmerksam und sagte nach einigen Sekunden des Schweigens: »Sie sind Monsieur d’Artagnan?«

»Ja, Monseigneur«, erwiderte der Offizier.

Der Kardinal betrachtete noch einen Augenblick den so intelligenten Kopf und das Gesicht, dessen außerordentliche Beweglichkeit durch die Jahre und die Erfahrung bezähmt worden war, aber d’Artagnan hielt der Prüfung stand als ein Mann, der schon früher von viel durchdringenderen Augen als jenen betrachtet worden war, deren Musterung er zu dieser Stunde über sich ergehen ließ.

»Monsieur«, sagte der Kardinal, »Sie werden mit mir kommen oder vielmehr, ich werde mit Ihnen gehen.«

»Zu Befehl, Monseigneur«, erwiderte d’Artagnan.

»Ich möchte selbst die um das Palais-Royal aufgestellten Posten besichtigen; glauben Sie, dass Gefahr besteht?«

»Gefahr, Monseigneur?«, fragte d’Artagnan mit erstaunter Miene. »Und welche?«

»Das Volk soll sich völlig in Aufruhr befinden.«

»Die Uniform der Musketiere des Königs wird sehr respektiert, Monseigneur, und respektiert man sie nicht, dann mache ich mich anheischig, mit vier Mann hundert von diesen Lümmeln in die Flucht zu schlagen.«

»Sie haben doch aber gesehen, was Comminges widerfahren ist?«

»Monsieur de Comminges gehört der Garde, nicht den Musketieren an«, entgegnete d’Artagnan.

»Das heißt«, sagte der Kardinal lächelnd, »die Musketiere sind bessere Soldaten als die Garde?«

»Jeder hegt ein Ehrgefühl für seine Uniform, Monseigneur.«

»Außer mir, Monsieur«, erwiderte der Kardinal lächelnd, »denn wie Sie sehen, habe ich die meine abgelegt, um die Ihre anzuziehen.«

»Potztausend, Monseigneur, das nenne ich Bescheidenheit!«, sagte d’Artagnan. »Ich dagegen würde mich, hätte ich die Eurer Eminenz, mit ihr zufriedengeben und mich notfalls verpflichten, nie eine andere zu tragen.«

»Ja, aber um heute Abend auszugehen, wäre sie vielleicht nicht sehr sicher. Bernouin, meinen Filzhut.«

Der Kammerdiener brachte einen breitkrempigen Uniformhut. Der Kardinal setzte ihn lässig auf und wandte sich wieder an d’Artagnan: »Sie haben gesattelte Pferde in den Ställen, nicht wahr?«

»Ja, Monseigneur.«

»Also, gehen wir.«

»Wie viele Männer verlangen Monseigneur?«

»Sie haben gesagt, dass Sie es auf sich nehmen, mit vier Männern hundert Lümmel in die Flucht zu schlagen, da wir auf zweihundert stoßen könnten, nehmen Sie acht.«

»Wie Monseigneur wünschen.«

»Ich folge Ihnen«, sagte der Kardinal, »oder nein, lieber hier durch. Leuchte uns, Bernouin.«

Der Kammerdiener nahm eine Wachskerze und der Kardinal einen kleinen Hohlschlüssel von seinem Schreibtisch, und nachdem er die Tür zu einer Geheimtreppe geöffnet hatte, stand er einen Augenblick später im Hof des Palais-Royal.

Eine nächtliche Ronde

Zehn Minuten später kam der kleine Trupp in der Rue des Bons Enfants hinter dem Schauspielhaus heraus, das der Kardinal de Richelieu gebaut hatte, um dort »Mirame« spielen zu lassen, und in dem der Kardinal de Mazarin, der die Musik mehr liebte als die Literatur, die ersten Opern hatte spielen lassen, die in Frankreich aufgeführt worden waren.

Das Äußere der Stadt bot alle Merkmale einer großen Unruhe; zahlreiche Gruppen durcheilten die Straßen und blieben ungeachtet dessen, was d’Artagnan behauptet hatte, stehen, um die Soldaten mit einer höhnisch drohenden Miene vorbeireiten zu sehen, die verriet, dass sich die Bürger für den Augenblick ihrer üblichen Sanftmut um kriegerischerer Absichten willen begeben  hatten. Von Zeit zu Zeit drang aus der Gegend der Markthallen verworrenes Getöse. Schüsse knatterten von der Rue Saint-Denis, und mitunter begann plötzlich, keiner wusste warum, eine  von der Laune des Volkes in Bewegung gesetzte Glocke zu läuten.

D’Artagnan verfolgte seinen Weg mit der Gleichgültigkeit eines Mannes, dem dergleichen Lappalien keinen Eindruck machen. Als eine Gruppe die Straßenmitte einnahm, trieb er, ohne sie zu warnen, sein Pferd an, und als die Angehörigen dieser Gruppe, ob nun Aufrührer oder nicht, begriffen, mit was für einem Mann sie es zu tun hatten, traten sie beiseite und ließen die Patrouille passieren. Der Kardinal beneidete ihn um diese Ruhe, die er der Gewöhnung an Gefahr zuschrieb, nahm jedoch nichtsdestoweniger um des Offiziers willen, unter dessen Befehle er sich vorübergehend gestellt hatte, jene Rücksicht, welche die Klugheit dem sorglosen Mut zugesteht.

Als sie sich dem Posten am Tor des Sergents näherten, rief die Wache: »Wer da?« D’Artagnan antwortete, und nachdem er den Kardinal um das Passwort gebeten hatte, ritt er vor; die Parole lautete »Ludwig« und »Rocroy«.

Die Erkennungszeichen wurden gewechselt, und dann fragte d’Artagnan, ob nicht Monsieur de Comminges den Posten befehlige.

Darauf zeigte ihm die Wache einen Offizier, der neben einem Berittenen stand und sich mit ihm unterhielt, wobei er die Hand auf den Hals von dessen Pferd stützte. Es war der, nach dem d’Artagnan gefragt hatte.

»Da ist Monsieur de Comminges«, sagte d’Artagnan, als er zu dem Kardinal zurückkehrte.

Der Kardinal galoppierte auf die beiden zu, während sich d’Artagnan taktvoll entfernte; doch aus der Art und Weise, wie der  Offizier zu Fuß und der Offizier zu Pferd ihre Hüte zogen, ersah er, dass sie Seine Eminenz erkannt hatten.

»Bravo, Guitaut«, sagte der Kardinal zu dem Berittenen, »ich sehe, dass du trotz deiner vierundsechzig Jahre noch immer derselbe bist, wachsam und ergeben. Worüber sprichst du mit dem jungen Mann?«

»Monseigneur«, erwiderte Guitaut, »ich habe ihm gesagt, dass wir in einer sonderbaren Zeit leben und dass der heutige Tag große Ähnlichkeit mit einem jener Tage der Liga hat, von denen ich in meiner Jugend so viel habe erzählen hören. Wissen Sie, dass es in der Rue Saint-Denis und der Rue Saint-Martin um nichts weniger ging, als Barrikaden zu bauen?«

»Und was hat dir Comminges geantwortet, mein lieber Guitaut?«

»Monseigneur«, sagte Comminges, »ich habe geantwortet, um eine Liga zu bilden, fehlt ihnen nur eins, das mir recht wesentlich erscheint, und das ist ein Herzog von Guise; außerdem macht man nicht zweimal dasselbe.«

»Nein, aber sie werden, wie sie sagen, eine Fronde2 bilden«, erwiderte Guitaut »Was ist eine Fronde?«, fragte Mazarin.

»Das ist der Name, den sie ihrer Partei geben, Monseigneur.«

»Und woher kommt der Name?«

»Anscheinend hat vor ein paar Tagen der Ratsherr Bacleaumont im Palais geäußert, dass all diese Aufruhrstifter Schülern glichen, die in den Gräben von Paris die Schleuder betätigten und auseinanderliefen, wenn sie den Stellvertreter des Oberrichters erblickten, und wieder zusammenkämen, sobald er vorbei sei. Sie haben das Wort sofort aufgegabelt, wie es die Geusen3 in Brüssel machten, und nennen sich nun Mitglieder der Fronde. Heute wie gestern gehört alles der Fronde, die Brote, die Hüte, die Handschuhe, die Muffe, die Fächer und – da, hören Sie!«

In diesem Augenblick öffnete sich tatsächlich ein Fenster, und ein Mann stellte sich an das Fenster und begann zu singen:

Ein Fronde-Wind

hat heut sich erhoben,

gegen Mazarin beginnt

dieser stürmische Wind zu toben.

Ein Fronde-Wind

hat heut sich erhoben.

»Unverschämter Kerl!«, brummte Guitaut.

»Monseigneur«, sagte Comminges, den seine Verletzung übellaunig gemacht hatte und den es nur danach verlangte, Rache zu nehmen und Wunde um Beule zu vergelten, »wollen Sie, dass ich diesem Schlingel eine Kugel verpasse und ihn lehre, ein andermal nicht so falsch zu singen?« Und er legte die Hand an die Pistolenhalfter, die seines Oheims Pferd trug.

»Nein, nein!«, rief Mazarin. »Diavolo! Lieber Freund, Sie werden alles verderben, die Dinge laufen im Gegenteil sehr gut! Ich kenne Ihre Franzosen, als hätte ich sie vom ersten bis zum letzten erschaffen: Singen sie, dann werden sie zahlen. Zur Zeit der Liga, von der Guitaut soeben gesprochen hat, wurde nur die Messe gesungen, daher ging alles ganz schlecht. Komm, Guitaut, wir wollen sehen, ob man beim Blindenhospital ebenso gut Wache hält wie beim Tor des Sergents.«

Und nachdem er Comminges mit der Hand gegrüßt hatte, gesellte er sich wieder zu d’Artagnan, der sich an die Spitze des kleinen Trupps setzte, unmittelbar gefolgt von Guitaut und dem Kardinal, denen ihrerseits die Übrigen der Eskorte folgten.

»Das ist richtig«, murmelte Comminges, der ihnen nachsah, »ich vergaß, dass er weiter nichts braucht, als dass man zahlt.«

Sie bogen wieder in die Rue Saint-Honoré ein, wo sie ständig Gruppen verdrängten; in diesen Gruppen wurde nur von den Erlassen des Tages gesprochen; sie bedauerten den jungen König, der auf diese Weise, ohne es zu wissen, sein Volk zugrunde richte, und schoben alle Schuld auf Mazarin, sie sprachen davon, sich an den Herzog von Orléans und an den Prinzen wenden zu wollen, und rühmten Blancmesnil und Broussel.

D’Artagnan ritt mitten durch diese Gruppen so unbesorgt, als wären er und sein Pferd aus Eisen, Mazarin und Guitaut unterhielten sich leise, und die Musketiere, die endlich den Kardinal erkannt hatten, folgten schweigend.

Sie kamen in die Rue Saint-Thomas-du-Louvre, wo der Posten des Blindenhospitals aufgestellt war. Guitaut rief einen Unteroffizier, der herankam und Bericht erstattete.

»Ach, Herr Hauptmann«, sagte der Offizier, »hier geht alles gut, es sei denn, in dem Haus da ist etwas im Gange.« Und er deutete mit der Hand auf ein prächtiges Gebäude, das an der Stelle gelegen war, wo sich später das Vaudevilletheater erheben sollte.

»In dem Haus?«, sagte Guitaut. »Aber das ist doch das Haus Rambouillet.«

»Davon ist mir nichts bekannt«, erwiderte der Offizier, »ich weiß nur, dass ich eine Menge Leute von verdächtigem Äußern habe hineingehen sehen.«

»Ach was!«, rief Guitaut und brach in Gelächter aus. »Das sind Dichter.«

»Aber, aber, Guitaut!«, sagte Mazarin. »Vielleicht hast du die Güte, nicht so unehrerbietig von diesen Herren zu sprechen! Du weißt wohl nicht, dass ich in meiner Jugend ebenfalls ein Dichter gewesen bin und Verse nach der Art von Monsieur de Beuserade gemacht habe?«

»Sie, Monseigneur?«

»Jawohl, ich. Soll ich dir ein paar aufsagen?«

»Das ist mir gleich, Monseigneur! Italienisch verstehe ich nicht.«

»Aber Französisch verstehst du, nicht wahr, mein guter, braver Guitaut?«, erwiderte Mazarin und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Und du wirst jeden Befehl ausführen, den man dir in dieser Sprache gibt?«

»Ganz gewiss, Monseigneur, wie ich es bereits getan habe, vorausgesetzt, er kommt von der Königin.«

»Oh, natürlich!«, sagte Mazarin und biss sich auf die Lippen. »Ich weiß, dass du ihr völlig ergeben bist.«

»Ich bin seit mehr als zwanzig Jahren Hauptmann ihrer Garde.«

»Vorwärts, Monsieur d’Artagnan«, sagte der Kardinal, »hier geht alles gut.«

D’Artagnan setzte sich wieder, ohne ein Wort zu äußern und mit jenem passiven Gehorsam, der ein Merkmal des alten Soldaten ist, an die Spitze der Kolonne.

Er schlug den Weg zum Saint-Roch, wo sich der dritte Posten befand, durch die Rue Richelieu und die Rue Villedo ein. Es war der abgelegenste Posten, denn er stieß an die Festungswälle, und die Stadt war in dieser Gegend wenig bevölkert.

»Wer befehligt diesen Posten?«, fragte der Kardinal.

»Villequier«, antwortete Guitaut.

»Teufel!«, entfuhr es Mazarin. »Sprich allein mit ihm, du weißt, wir stehen auf gespanntem Fuß, denn seit du den Auftrag erhieltst, den Herzog von Beaufort zu arretieren, behauptet er, diese Ehre hätte ihm als Hauptmann der Königsgarde gebührt.«

»Das weiß ich, und ich habe ihm hundertmal gesagt, dass er unrecht hat, der König konnte ihm diesen Befehl nicht geben, da der König zu der Zeit knapp vier Jahre alt war.«

»Ja, aber ich konnte ihn erteilen, Guitaut, und du warst mir lieber.«

Guitaut trieb, ohne zu antworten, sein Pferd an und ließ, nachdem er sich der Wache zu erkennen gegeben hatte, Monsieur de Villequier rufen.

Er kam heraus. »Ah, Sie, Guitaut!«, sagte er in dem übellaunigen Ton, den er gewöhnlich an sich hatte. »Was, zum Teufel, wollen Sie hier?«

»Sie fragen, ob es hier etwas Neues gibt.«

»Was soll es schon geben? Sie schreien: ›Es lebe der König!‹ und ›Fort mit Mazarin!‹, und das ist ja nichts Neues, an das Geschrei sind wir schon seit geraumer Zeit gewöhnt.«

»Und Sie stimmen in den Chor ein?«, entgegnete Guitaut lachend.

»Meiner Treu, manchmal habe ich große Lust! Ich finde, die Leute haben recht, Guitaut, ich gäbe gern fünf Jahre meines Solds, den man mir nicht zahlt, wäre der König nur fünf Jahre älter.«

»Was Sie nicht sagen! Und was geschähe, wäre der König fünf Jahre älter?«

»In dem Augenblick, da der König mündig wäre, würde er seine Befehle selbst erteilen, und es ist erfreulicher, dem Enkel Heinrichs IV. als dem Sohn Pietro Mazarinis zu gehorchen. Tod und Teufel! Für den König würde ich mich mit Freuden umbringen lassen, aber müsste ich für den Mazarin ins Gras beißen, wie es Ihrem Neffen heute beinahe passiert wäre, dann gäbe es kein noch so schön gelegenes Paradies, mich darüber hinwegzutrösten.«

»Schon gut, Monsieur de Villequier«, sagte Mazarin. »Seien Sie unbesorgt, ich werde dem König über Ihre Ergebenheit berichten.« Dann, zu der Eskorte gewandt: »Vorwärts, meine Herren, alles geht gut, kehren wir zurück.«

»Sieh an«, sagte Villequier, »der Mazarin ist da! Umso besser, ich hatte schon seit langem Lust, ihm ins Gesicht zu sagen, was ich von ihm halte; Sie haben mir die Gelegenheit verschafft, Guitaut, und dafür danke ich Ihnen, wenn es vielleicht auch nicht in der besten Absicht geschah.«

Darauf machte er auf dem Absatz kehrt und ging, ein Fronde-Lied pfeifend, wieder in das Wachgebäude.

Mazarin ritt sehr nachdenklich zurück; was er nacheinander von Comminges, Guitaut und Villequier gehört hatte, bestätigte seine Ansicht, dass er, sollte es zu gefährlichen Vorfällen kommen, niemanden für sich haben würde als die Königin, und die Königin hatte ihre Freunde so oft im Stich gelassen, dass ihr Beistand dem Minister ungeachtet seiner Vorsichtsmaßregeln mitunter sehr zweifelhaft und unsicher erschien.

Die ganze Zeit während dieses nächtlichen Streifzugs, also fast eine Stunde lang, hatte der Kardinal, obwohl er der Reihe nach Comminges, Guitaut und Villequier aufmerksam beobachtete, einen Mann studiert. Dieser Mann, der gegen die bedrohliche Haltung des Volkes gleichgültig geblieben war und der zu dem Spott Mazarins ebenso wenig eine Miene verzogen hatte wie zu den spöttischen Reden, deren Zielscheibe der Kardinal war, mutete ihn als ein eigenartiger Mensch an, gestählt für Umstände solcher Art, in denen sie sich befanden, und vor allem jener, in denen sie sich befinden würden.

Übrigens war ihm der Name d’Artagnans nicht völlig unbekannt, und obgleich er, Mazarin, erst gegen 1634 oder 1635 nach Frankreich gekommen war, das heißt sieben oder acht Jahre nach den in einer vorangegangenen Geschichte wiedergegebenen Ereignissen, schien dem Kardinal, als habe er diesen Namen als den eines Mannes nennen hören, der sich bei einer Gelegenheit, die ihm nicht mehr gegenwärtig war, als ein Vorbild an Mut, Geschicklichkeit und Ergebenheit ausgezeichnet hatte.

Diese Vorstellung hatte sich so sehr seines Geistes bemächtigt, dass er beschloss, sich ohne Säumen Klarheit darüber zu verschaffen, aber die erwünschten Auskünfte über d’Artagnan durfte er nicht bei d’Artagnan selbst einholen. Aus einigen Worten des Musketierleutnants hatte der Kardinal erkannt, dass er aus der Gascogne stammte, und Italiener und Gascogner kennen sich zu gut und gleichen sich zu sehr, um sich nicht in dem, was sie von sich selbst behaupten können, aufeinander zu berufen. Als sie daher zu der Mauer kamen, die den Garten des Palais-Royal einschloss, pochte der Kardinal an eine kleine, fast genau dort gelegene Tür, wo sich heutigentags das Café de Foy erhebt, und nachdem er d’Artagnan gedankt und ihn aufgefordert hatte, im Hof des Palais-Royal auf ihn zu warten, gab er Guitaut ein Zeichen, ihm zu folgen.  Beide saßen ab, übergaben die Zügel ihrer Reitpferde dem Lakaien, der die Tür geöffnet hatte, und verschwanden im Garten.

»Mein lieber Guitaut«, begann der Kardinal, auf den Arm des alten Gardehauptmanns gestützt, »du hast mir vorhin erzählt, dass du seit bald zwanzig Jahren im Dienst der Königin stehst?«

»Ja, das stimmt«, erwiderte Guitaut.

»Nun, mein lieber Guitaut«, fuhr der Kardinal fort, »ich habe bemerkt, dass du, abgesehen von deinem unbestreitbaren Mut und deiner bewährten Treue, ein bewundernswertes Gedächtnis besitzt.«

»Haben Sie das bemerkt, Monseigneur?«, sagte der Gardehauptmann. »Teufel noch mal! Umso schlimmer für mich.«

»Warum?«

»Zweifellos gehört es zu den unerlässlichsten Eigenschaften des Höflings, dass er vergessen kann.«

»Aber du bist kein Höfling, Guitaut, du bist ein tapferer Soldat, einer von diesen Hauptleuten aus der Zeit König Heinrichs IV., von denen es noch einige gibt, aber leider bald keine mehr geben wird.«

»Potztausend, Monseigneur! Haben Sie mich mitgenommen, um mir mein Horoskop zu stellen?«

»Nein«, antwortete Mazarin lachend, »ich habe dich mitgenommen, um dich zu fragen, ob dir unser Musketierleutnant aufgefallen ist.«

»Monsieur d’Artagnan?«

»Ja.«

»Er brauchte mir nicht aufzufallen, Monseigneur, ich kenne ihn seit langem.«

»Und was für ein Mensch ist er?«

»Was schon«, sagte Guitaut, erstaunt über die Frage, »ein Gascogner ist er!«

»Ja, das weiß ich, aber ich wollte von dir erfahren, ob er ein Mann ist, zu dem man Vertrauen haben kann.«

»Monsieur de Tréville schätzt ihn sehr, und Monsieur de Tréville gehört, wie Sie wissen, zu den besten Freunden der Königin.«

»Ich wollte wissen, ob er ein Mann ist, der sich bewährt hat.«

»Wenn Sie damit meinen, als tapferer Soldat, dann kann ich das wohl mit Ja beantworten. Bei der Belagerung von La Rochelle, beim Pass von Suze und bei Perpignan soll er mehr als seine Pflicht getan haben.«

»Aber du weißt doch, Guitaut, wir armen Minister brauchen häufig noch andere Männer als tapfre. Wir brauchen geschickte Leute. War Monsieur d’Artagnan nicht zur Zeit des Kardinals in eine Intrige verwickelt, aus der er sich, wie das allgemeine Gerücht besagte, sehr geschickt herausgezogen hat?«

»Was das betrifft, Monseigneur«, sagte Guitaut, der deutlich merkte, dass der Kardinal ihn zum Reden bringen wollte, »bin ich genötigt, Eurer Eminenz zu erklären, dass ich von diesem allgemeinen Gerücht nicht mehr weiß, als Sie selbst darüber vernommen haben. Ich habe mich nie mit Intrigen befasst, und wenn ich mitunter über Intrigen anderer ins Vertrauen gezogen wurde, so gehört das Geheimnis nicht mir, und Monseigneur werden es gutheißen, wenn ich es denen hüte, die es mir anvertrauten.«

Mazarin schüttelte den Kopf. »Ach«, sagte er, »es gibt, auf Ehrenwort, sehr glückliche Minister, die alles erfahren, was sie erfahren wollen.«

»Monseigneur«, erwiderte Guitaut, »das liegt daran, weil jene nicht alle Menschen auf dieselbe Waage legen und weil sie wissen, dass sie sich an Kriegsleute zu wenden haben, wenn es sich um Krieg, und an Intriganten, wenn es sich um eine Intrige handelt. Wenden Sie sich an einen Intriganten aus der Zeit, von der Sie sprechen, und Sie werden aus ihm herausholen, was Sie wünschen, wohlgemerkt gegen Bezahlung.«

»Wahrhaftig!«, entgegnete Mazarin und zog dabei eine Grimasse wie stets, wenn ihm gegenüber die Frage von Geld in dem Sinne berührt wurde, wie es Guitaut getan hatte. »Nun, man wird zahlen ... wenn es keine andere Möglichkeit gibt.«

»Ist das ernst gemeint, dass Monseigneur von mir verlangen, ihm einen Mann zu bezeichnen, der in all die Kabalen jener Zeit verwickelt war?«

»Per Bacco!«, erwiderte Mazarin, der ungeduldig zu werden begann. »Seit einer Stunde verlange ich von dir nichts anderes, du Starrkopf.«

»Es gibt einen, für den ich Ihnen in der Hinsicht einstehe, sofern er überhaupt sprechen will.«

»Das ist meine Sache.«

»Ach, Monseigneur, es ist nicht immer leicht, sich von den Leuten erzählen zu lassen, was sie nicht erzählen wollen.«

»Pah! Mit Geduld erreicht man es. Nun ja, und dieser Mann ist ...«

»Der Graf von Rochefort.«

»Der Graf von Rochefort?«

»Unglücklicherweise ist er seit bald vier oder fünf Jahren verschwunden, und ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.«

»Ich weiß es, Guitaut«, sagte Mazarin.

»Wieso haben sich Eure Eminenz dann eben beklagt, nichts zu wissen?«

»Und du glaubst«, sagte Mazarin, »dass Rochefort ...«

»Er hatte sich dem Kardinal mit Leib und Seele verkauft, Monseigneur, aber ich sage Ihnen im Voraus, es wird Sie eine Menge kosten, der Kardinal war sehr freigebig gegen seine Kreaturen.«

»Ganz recht, Guitaut«, sagte Mazarin, »er war ein großer Mann, aber diesen Fehler besaß er. Danke, Guitaut, ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen, und noch heute Abend.«

Und da die beiden Gesprächspartner in diesem Augenblick auf dem Hof des Palais-Royal angelangt waren, grüßte der Kardinal Guitaut mit einer Handbewegung, und als er einen Offizier auf und nieder gehen sah, näherte er sich ihm.

»Kommen Sie, Monsieur d’Artagnan«, sagte Mazarin in seinem lieblichsten Flötenton, »ich habe Ihnen einen Befehl zu erteilen.«

D’Artagnan verneigte sich, folgte dem Kardinal über die Geheimtreppe und befand sich einen Augenblick später wieder in dem Arbeitszimmer, von dem er ausgegangen war. Der Kardinal setzte sich an seinen Schreibtisch und nahm ein Blatt Papier, auf das er einige Zeilen schrieb.

D’Artagnan, aufrecht stehend und ungerührt, wartete ohne Ungeduld und ohne Neugier, er war ein militärischer Automat geworden, der nach dem Antrieb anderer handelte oder vielmehr gehorchte.

Der Kardinal faltete den Brief und drückte ihm sein Siegel auf.

»Monsieur d’Artagnan«, sagte er, »bringen Sie diese Depesche zur Bastille und führen Sie die Person her, von der darin die Rede ist. Nehmen Sie eine Kutsche und ein Geleit, und bewachen Sie den Gefangenen sorgfältig.«

D’Artagnan nahm den Brief entgegen, legte die Hand an seinen Filzhut, drehte sich auf den Absätzen um wie der gewandteste Exerziersergeant, ging hinaus, und einen Augenblick später hörte man ihn mit seiner eintönigen Stimme kurz befehlen: »Vier Mann Geleit, eine Kutsche, mein Pferd.«

Fünf Minuten danach war das Räderrollen des Wagens zu vernehmen, und die Hufeisen der Pferde hallten auf dem Pflaster des Hofes.

Zwei alte Feinde

D’Artagnan langte bei der Bastille an, als es halb neun schlug. Er ließ sich bei dem Vorsteher melden, der ihm bis auf die Freitreppe entgegenkam, als er erfuhr, dass er von dem Minister und mit einem Befehl von ihm käme.

Der Vorsteher der Bastille war damals Monsieur du Tremblay, der Bruder des berüchtigten Kapuzinermönchs Joseph, jenes schrecklichen Richelieu-Günstlings, den man die graue Eminenz nannte. Monsieur du Tremblay empfing d’Artagnan mit der größten Höflichkeit, und da er sich just zu Tisch setzen wollte, lud er d’Artagnan ein, mit ihm zu speisen.

»Ich würde es mit dem größten Vergnügen«, antwortete d’Artagnan, »aber wenn ich nicht irre, steht auf dem Umschlag des Briefes: ›Sehr eilig!‹«

»Das ist richtig«, sagte Monsieur du Tremblay. »Heda, Major! Lassen Sie Nummer 256 herunterholen.«

Wenn man in die Bastille kam, hörte man auf, ein Mensch zu sein, und wurde eine Nummer.

D’Artagnan fröstelte es beim Geräusch der Schlüssel, daher blieb er aufgesessen und betrachtete die Gitter, die verstärkten Fenster und die ungeheuren Mauern, die er stets nur von der anderen Seite der Gräben gesehen hatte und die ihm vor etwa zwanzig Jahren so große Furcht eingejagt hatten.

Eine Glocke schlug an.

»Ich verlasse Sie«, sagte Monsieur du Tremblay, »man ruft mich, damit ich den Ausgangsschein des Gefangenen unterschreibe. Auf Wiedersehen, Monsieur d’Artagnan.«

»Der Teufel hol mich, wenn ich deinen Wunsch erwidere!«, murmelte d’Artagnan, während er seinen Fluch mit dem freundlichsten Lächeln begleitete. »Ich brauche nur noch fünf Minuten auf dem Hof zu bleiben und bin krank. Vorwärts, vorwärts, lieber im Elend sterben, was mir wahrscheinlich passieren wird, als Vorsteher der Bastille sein und zehntausend Livres Rente zusammenscharren.«

Kaum hatte er diesen Monolog beendet, als der Gefangene erschien. Als d’Artagnan ihn erblickte, entfuhr ihm eine Bewegung des Erstaunens, die er sogleich unterdrückte. Der Gefangene stieg in die Kutsche, anscheinend ohne d’Artagnan erkannt zu haben.

»Meine Herren«, sagte d’Artagnan zu den vier Musketieren, »man hat mich zur schärfsten Aufsicht über den Gefangenen ermahnt. Da die Kutschenschläge keine Schlösser haben, werde ich zu ihm einsteigen. Monsieur de Lillebonne, tun Sie mir den Gefallen, mein Pferd am Zügel zu führen.«

»Gern, Herr Leutnant«, erwiderte der Angeredete. D’Artagnan saß ab, übergab dem Musketier den Zügel seines Pferdes, stieg in die Kutsche, nahm neben dem Gefangenen Platz und sagte mit einer Stimme, der unmöglich die geringste Gemütsbewegung anzumerken war: »Zum Palais-Royal, im Trab.«

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