Zwischenfall in Seveso - Jörg Sambeth - E-Book

Zwischenfall in Seveso E-Book

Jörg Sambeth

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Beschreibung

Voll Tatendrang tritt der aufstrebende Chemiker seine Stelle im Konzern an. Zwar staunt er über die fremdartigen Sitten und Gebräuche auf den Direktionsetagen, aber die Tätigkeit auf allen Kontinenten fasziniert ihn. In einigen der Fabriken fallen ihm gefährliche Missstände auf und er fordert Maßnahmen. Seltsame Produktionsverfahren machen ihn nachdenklich. Da explodiert an einem Samstag in einer italienischen Fabrik, für die er verantwortlich ist, der Reaktor. Ein rätselhaftes Gift breitet sich in der Umgebung aus. Die Konzernleitung befiehlt ihm zu schweigen. Was soll er tun? Was darf er tun? Über Nacht fühlt er sich verantwortlich für die größte Umweltkatastrophe, die bis dahin in Europa geschah.

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Über dieses Buch

Der Chemieunfall in Seveso 1976 war die größte Umweltkatastrophe, die bis dahin in Europa geschah. Jörg Sambeth war für den Reaktor verantwortlich. Die Konzernleitung befahl ihm zu schweigen. Wer trägt die Schuld? Sambeth hat über seine Erlebnisse einen Tatsachenroman aus dem Innenleben eines Weltkonzerns geschrieben.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Jörg Sambeth (1932-2020) wurde als Technischer Direktor der Givaudan 1983 als einer der Hauptverantwortlichen des Dioxin-Unfalls in Seveso zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Im Gestrüpp von Lügen, Spekulationen und Fakten machte er sich daran, die Hintergründe zu ermitteln.

Zur Webseite von Jörg Sambeth.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Taschenbuch, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Jörg Sambeth

Zwischenfall in Seveso

Ein Tatsachenroman

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

© by Unionsverlag, Zürich 2022

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: The Image Bank/Jean-Pierre Pieuchot

Umschlaggestaltung: Martina Heuer

ISBN 978-3-293-30436-9

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

Produziert mit der Software transpect (le-tex, Leipzig)

Version vom 22.06.2022, 14:01h

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

Unsere Angebote für Sie

Inhaltsverzeichnis

ZWISCHENFALL IN SEVESO

VorbemerkungDie FirmaDie FabrikDie ExplosionDie VerteidigungDer Ausstieg

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Über Jörg Sambeth

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»Die Wirklichkeit ist der beste Beweis für

die Möglichkeit.«

Johann Nepomuk Nestroy

Für sie, die das Ende nicht mehr erlebte.

Für die beiden, die mir zur Seite

standen und die es besser machen.

Für sie, die mein Leben mit Liebe erfüllt.

Vorbemerkung

Die Ereignisse haben nicht immer genau wie geschildert stattgefunden. Auch die Personen haben nicht immer so gehandelt. Nicht alles, von dem ich erzähle, habe ich selbst erlebt. Einige Begebenheiten habe ich in Fabriken, Büros und Konferenzsäle verlegt, die ich kenne. Manches stammt aus Schilderungen von Dritten. Zwischen Wirklichkeit und Fantasie habe ich mir Freiheiten genommen, um meine Wahrheit darzustellen.

Viele Fragen bleiben ohne Antwort. »Wenn Fantasie und Wirklichkeit übereinstimmen, dann ist die Wirklichkeit schuld«, sagt der sizilianische Schriftsteller.

Meiner Frau und meiner gesamten Familie danke ich für die Geduld, mit der sie die schwere Textgeburt begleiteten. Meiner Tochter danke ich für die kritische Prüfung des Textes.

Die Firma

Es ist so weit. Der Zug setzt sich langsam in Bewegung. Anton, wegen definitiver Berufswahl unter Hochspannung, ist auf dem Weg zu einem Höhepunkt seiner Träume. Er fährt in die Zentrale des in der ganzen Welt bekannten Konzerns Vitalium, einer der ersten Adressen der pharmazeutischen Industrie. Hochwertige Produkte, äußerste Zurückhaltung und großzügige Gehälter sind seine Gütesiegel. Bei diesem Unternehmen hat er sich beworben.

Dr. Kohlbrunner, Leiter des Personals, hat ihm einen freundlichen Brief geschickt und zum Besuch eingeladen.

»Ich freue mich, dass Sie zu uns kommen möchten«, sagt er mit festem Händedruck und lächelt Anton wohlwollend an. Er sucht Antons Lebenslauf aus den Papieren auf seinem peinlich ordentlichen Schreibtisch. Seine Sekretärin hat ihn vor ein paar Minuten hingelegt.

»Klingt sehr interessant«, meint er. »Wir werden Sie brauchen können.«

Anton staunt. Kohlbrunner stellt keine Fragen und will keine Einzelheiten über seinen Werdegang wissen. Kennt er bereits alles? Er erwähnt weder Aufgabenbereich noch Gehalt. So einfach hat er sich die Prüfung nicht vorgestellt.

Doch es kommt anders. Kohlbrunner erhebt sich aus seinem tiefen Ledersessel: »Ich bringe Sie jetzt zu Herrn Dr. Rossmann.«

Anton ist perplex. Von Rossmann hat er gehört. Erst vor kurzem war sein Name in allen Zeitungen des Landes. Seine steile Karriere direkt ins Allerheiligste des Konzernhimmels beeindruckt. Böse Zungen spotten über Dr. Nonner, den alternden Generaldirektor des Konzerns. Der jugendliche Draufgänger habe es ihm angetan. Vor allem aber habe er seine Augen auf Rossmanns schlummernde Mitgift gerichtet. Sein Vater besitzt die ehrwürdige Limonadenfabrik gleich neben dem immensen Areal von Nonners Fabrik. Vitalium braucht Platz für Expansion. Nonners Auge kann Vater Rossmanns alte Gebäude bereits abgerissen und ersetzt durch eigene nagelneue Pharmabetriebe sehen. Rossmann wird er fürstlich mit Aktien des Konzerns belohnen. Das Erbe seines Assistenten würde ausgezeichnet in sein Machtspiel passen.

Vor einigen Tagen hat Kohlbrunner ihm Antons Lebenslauf gegeben. Nonner las ihn, lächelte und legte ihn eigenhändig auf Rossmanns Schreibtisch. Er ahnte es: Sein eitler, jedoch hellwacher Assistent wird in Anton eine Chance für sich selbst erkennen. Um im Intrigenkarussell des Konzerns zu überleben, muss er seine Augen und Ohren überall haben, sonst ist sein Sessel bald von einem anderen besetzt. Er braucht auch, wie Nonner, einen zuverlässigen Assistenten. Interessiert las Rossmann Antons Geschichte: Er ist in der Welt herumgekommen, kennt sich aus, spricht Sprachen und ist potenzielles Führungsmaterial. Vor allem scheint er zuverlässig und loyal zu sein. Der Mann ist noch nicht konzerngeschädigt, dachte er.

Anton geht durch die schwere Tür von Rossmanns Vorzimmer. Zwei Sekretärinnen blicken hoch. Die eine, ältere, mit gnädigem Augenaufschlag. Bei der anderen ist alles jung und peppig. Die eine sagt hoheitsvoll: »Der Herr Doktor erwartet sie.« Die andere flitzt zur Abschrankung, die die Damen vom Publikum trennt. Sie legt sich beinahe darüber und bietet Anton einen tiefen Einblick in ihre strahlend weiße Seidenbluse.

»Möchten Sie einen Kaffee?«, fragt sie schmeichelnd.

Er dankt ihr und versucht, seinen Blick nicht ablenken zu lassen. Sie steht jetzt in ihrem knappen schwarzledernen Minirock an der Kaffeemaschine.

Rossmann öffnet die Tür und erlöst Anton aus der unbequemen Situation. Die Hübsche lacht ihn nochmals an. Ihre Augen sagen: Wir sehen uns wieder. Die feine Dame schaut ihren Chef degoutiert an, als wollte sie sagen: Sie hat ein neues Opfer gefunden.

Beide wissen, dass alles nur Spiel ist. Das Playgirl gehört zu Rossmann. Das wissen nur die Neuen oder Naiven im Konzern nicht. In seinem Vorzimmer ist die Peppige der Lockvogel. Jeden, der auf sie hereinfällt, hat Rossmann fest in seiner Hand.

»Über Ihr Gehalt sprechen wir nicht lange«, beginnt Rossmann das Einstellungsgespräch. »Aber was für einen Titel geben wir Ihnen?«

Titel ist wichtiger als Geld, die erste Konzernlektion lernt Anton auf der Stelle. Dann staunt er über das großzügige Angebot. Er akzeptiert und ist zufrieden. Zum ersten Mal in seinem Leben verdient er wirklich gut.

Rossmann ruft nach seiner Sekretärin. Die Dame kommt mit Schreibzeug versehen. Sie weiß, seriöse Aufgaben sind ihr, der Seriösen, vorbehalten. »Unser Neuer«, sagt Rossmann mit seinem Arm weit ausholend und die ganze Welt, Anton eingeschlossen, umfassend, »braucht Schreibpapier mit Titel und Namen, dazu natürlich auch Visitenkarten. Sie wissen schon, das Übliche. Wann kann er das haben?«

Die Sekretärin lächelt milde: »Ist bereits unterwegs. Die Druckerei braucht zwei Tage.«

Rossmann ist beeindruckt. Woher weiß sie das? Er wird gelegentlich den Elektroniker der Konzernpolizei nach Mikros suchen lassen. Oder weiß sie, dass es das übliche Verfahren ist für Konzernnachwuchs, der es bis zu ihm geschafft hat?

Nach dem üppigen Abendessen mit Rossmann in den »Drei Kaisern« sitzt Anton in seinem Hotelzimmer. Seine Blitzvorstellung und den neuen Job im Ruckzuckverfahren hat er noch nicht verdaut. Er ruft seine Frau an und erzählt es ihr. Sie ist zufrieden. Sie werden gut leben können.

Im Bett überfliegt er die Tageszeitung. Die fett gedruckte Überschrift »Sieg des Marketing über die Wissenschaft?« interessiert ihn. Der Aktienkurs eines anderen Pharmakonzerns sinkt gewaltig. Aggressiv wirft er seine Pillen auf den Markt und macht sich die Angst der Patienten zunutze. Damit handelt er sich einen bedrohlichen Imageverlust ein. Eine Sammelklage kommt auf ihn zu. Anton wirft das Blatt auf den Boden und dreht sich um. »Das gibt es bei uns nicht«, sagt er sich und schläft ein. Kaum ein Tag ist vergangen, und schon fühlt er sich als Teil einer gut geölten Maschine.

Rossmann schickt ihn ohne Umwege in den Alltag

des Konzerns. Die Ehrerbietung seiner Mitarbeiter zeigt ihm die Bedeutung seines Titels. Die halbwegs normal Gebliebenen unter ihnen nennen ihn bei seinem Namen. Die Unterwürfigen sagen »Herr Direktor«. Sie sind die Gefährlichen, das wird er bald lernen. Rossmann muss Erfolg mit Anton haben, seiner persönlichen Waffe gegen die alte Garde. Für sie ist Anton der Neue, der Parachutist. Sie bekämpfen ihn, wie sie es gewohnt sind, von hinten. Bald machen sich die Neider an die Arbeit, ihn möglichst schnell zu erledigen, ohne dass Rossmann, den sie fürchten, etwas merkt.

Anton weiß, dass hier das Militär als die Schule des Vaterlandes gilt, und für die Manager ganz besonders. Dort lernen sie, generalstabsmäßig zu handeln. Das Militär ist traditionell die Startrampe für Ein- und Aufstieg in der Industrie. Das hat er schon oft aus dem Mund von Freunden und Kollegen gehört. Wird er es schaffen, ohne Krieger gewesen zu sein?

Er kümmert sich nicht weiter darum und packt die Arbeit fröhlich, unbesorgt und mit großem Einsatz an. Mit seiner Familie lebt er in seinem gelobten Land. Er hat eine verantwortungsvolle und ausgezeichnet bezahlte Stellung in einem der Renommierunternehmen des Landes errungen. So etwas schenken sie einem Ausländer nur selten.

Generaldirektor Dr. Nonner macht ihn im Handumdrehen zum Aufseher dieser Fabrik. Nicht mit einer Notiz, einem Ernennungsschreiben in der Hand und ganz ohne Vorankündigung. Er befördert Anton auf dem Korridor. »Ich brauche Sie in Italien. Kommen Sie nachher bei mir vorbei«, raunzt er ihn im Vorbeigehen an. »Und schauen Sie sich diese Fabrik ganz genau an, wenn Sie schon dort sind!«

Dr. Rossmann fängt Anton vor seinem Büro ab. »Sicher haben Sie keine Ahnung von der Organisation unseres Konzerns. Kommen Sie mit mir, ich zeige sie Ihnen.«

Anton folgt ihm und sieht, offensichtlich bereits für ihn vorbereitet, ein großes, mit wirren Linien und in den verschiedensten Farben versehenes Schema auf Rossmanns Schreibtisch liegen. »Hier sind wir«, sagt er und zeigt mit seinem Finger auf das Zentrum des Spinnennetzes. »Rundherum um uns sehen Sie unsere Filialen, Tochtergesellschaften und Beteiligungen. Um den gesamten Globus sind sie verteilt. Alle in verschiedenen Farben. Alle mit kaufmännischen Direktoren, technischen Direktoren, Prokuristen, Angestellten und Arbeitern ausgestattet. Natürlich in jedem Land mit anderen Problemen und Aufgaben. Alle gehören zu Vitalium. Alles klar?«

Nichts ist klar in Antons Kopf. Höflich fragt er: »Wie können Sie dieses komplizierte System kontrollieren?«

»Das werden wir Ihnen sehr schnell beibringen. Wir setzen Sie in vielen Ländern ein. Aber eines nach dem anderen. Vorläufig sprechen wir über Italien. Eine unserer Fabriken ist ein richtiges Sorgenkind. Bei ihr haben wir absoluten Handlungsbedarf. Auf sie setzen wir Sie zuerst an. Dann sehen wir weiter.«

Rossmann nimmt ihn am Arm und bringt ihn direkt zu Dr.Kutter, dem obersten Techniker des Konzerns. Der erledigt das Weitere. Er schiebt Anton eine Notiz von Nonner über den Tisch: Eine Chemieanlage in der italienischen Fabrik sei zügig in Betrieb zu nehmen. Wie und mit welchen Mitteln, lässt er offen. Kutter nimmt Anton die Notiz wieder ab und schickt ihn weiter zu Dr. Forder, seinem Mann für heikle Aufgaben.

Anton fragt nach den Unterlagen zur Chemieanlage. Forder gibt ihm ein Paket. Die heiklen Dokumente und Hinweise auf bewusstes Sparen sind darin nicht zu finden. Anton weiß es nicht.

Anton nimmt das Paket aus Zeichnungen, Formeln und Beschreibungen unter seinen Arm. »Wie steht es mit der Anlage?«, fragt er. »Wie viel Zeit benötigen wir noch bis zum Probelauf?«

Forder lacht ihn an. »Gar keine mehr. Sie ist fertig. Oder sozusagen fertig. Das haben wir auch Dr. Nonner gesagt. Er will sie so bald wie möglich unter Dampf haben.«

»Was gibt es dann überhaupt noch für mich zu tun?«

»Nichts mehr. Alles läuft nach Plan. Sie übernehmen sie und produzieren.«

»Alles in Ordnung? Nichts mehr zu tun?« Anton will es noch einmal genau wissen.

»Ja sicher«, beruhigt ihn Forder. »Übermorgen wird die Anlage eingeweiht. Seien Sie pünktlich vor Ort. Besorgen Sie sich Ihr Flugticket bei der Reisezentrale. Direktoren werden dort sofort bedient. Es wird lustig werden.«

Anton versteht die Neckerei nicht. Auch fällt ihm erst jetzt ein, dass er vergessen hat, nach dem Produktionsprogramm zu fragen. Sie werden schon wissen, was sie tun, sagt er sich. Sie planen die chemische Anlage ja seit langem. Die Daten auf den Plänen hat er immerhin gesehen.

Mit dem Flugticket in der Hand meldet sich Anton bei Dr.Nonner an. Er nimmt an, dass Nonner ihm auf den Zahn fühlen will. Diesmal muss Anton seine Blicke nicht verschämt von Pin-ups abwenden. Im Vorzimmer des Generaldirektors regiert ein Drachen. Auf ihre Weise elegant ist sie, das muss er ihr zugestehen. Ihre Sachen sind nicht vom Feinsten und Teuersten, aber sie stehen ihr. Sie hat freundliche Augen, doch bei Bedarf, wie er noch lernen wird, können sie hart wie Stein werden. Sie beschützt ihren Chef, von dessen Privatleben sie übrigens alles weiß. Sie ist nicht damit einverstanden, aber das ist seine Sache. Sie jedenfalls besorgt ihm keine jungen Damen. Das wird von einem anderen Büro aus erledigt, gehen die Gerüchte.

Sie mustert Anton kurz, schätzt ihn als offensichtlich ungefährlich ein und meldet ihn bei ihrem Chef an. Während er wartet, fragt sie ihn nach seiner Herkunft. Er erzählt ihr ohne Hintergedanken. Später wird sie damit ihres Chefs Bild über ihn vervollständigen.

Nonners erste Worte an ihn sind entwaffnend: »Dass Sie ein Nachbar aus dem Norden sind, spricht nicht unbedingt gegen Sie«, grinst er ihn an. »Sie wissen, was Sie zu tun haben?«

»Ja«, antwortet Anton. »Ich soll mich um mehrere Fabriken des Konzerns kümmern.«

»Sie verstehen, was das heißt?«

»Ich glaube ja. Dr. Armbruster ist mein Chef. Er gibt mir die nötigen Anweisungen und stimmt sie mit den Filialleitern und Fabrikdirektoren ab.«

»So ist es«, brummt Nonner hinter seinen dicken Brillengläsern hervor. Er winkt Anton auf einen Sessel und setzt sich zu ihm. Seine massige Gestalt ist beeindruckend. Er raucht eine dicke Zigarre. Seine scharfen Augen lassen die von Anton nicht einen Augenblick lang entwischen. Anton wird klar: Jetzt und heute wird er ein für alle Mal eingeschätzt. Niemandem wird es danach je gelingen, Nonners Meinung über ihn zu ändern.

Der Neue macht einen guten Eindruck auf Nonner. Er kommt ihm aber reichlich naiv und unschuldig vor. Er soll erst mal den Konzernstil lernen. Anschließend wird er sich persönlich um ihn kümmern.

Nonner legt seine Zigarre weg und steht auf. Anton erhebt sich ebenfalls. Ehe er es merkt, fühlt er Nonners Faust in seinem Nacken und einen kräftigen Schlag auf seinen Rücken. Hätte Nonner ihn nicht gehalten, wäre er in die entfernte Ecke seines Büros geflogen.

»Dann gehen Sie mal an die Arbeit«, sagt Nonner mit Kommandostimme.

Antons Vorstellung ist beendet. Nonner fragt ihn weder nach seiner Ausbildung noch nach seiner Herkunft und Familie.

Wahrscheinlich weiß er das alles bereits, sagt sich Anton und verabschiedet sich höflich von der Vorzimmerdame.

Sie geht sofort in Nonners Büro. Er schaut sie fragend an. »Nehmen Sie ihn«, sagt sie, »aber seien Sie vorsichtig. Korrekte Leute können gefährlich sein.«

Nonner lacht. »Wer mich aufs Kreuz legen will, muss erst noch geboren werden.«

Sie lacht zurück und lässt ihn mit seiner Zigarre allein. Er betrachtet ruhig den träge vorbeifliessenden, breiten Fluss und lacht vergnügt vor sich hin: »Der Typ ist genau richtig für mich. Er wird keine dummen Fragen stellen.«

Die Dame draußen hat über den Neuen andere Gedanken: »Hoffentlich brichst du dir nicht das Genick. Aber du willst es ja anscheinend so.«

Feierliche Stimmung herrscht im Werk. Der Chemiereaktor ist aufgebaut, und wieder einmal feiern nicht diejenigen, die ihn gebaut haben. Alberto, der Ingenieur der italienischen Fabrik, und seine Männer sind nur Staffage beim kurzen Festakt. Dr. Armbruster, einer von Nonners Zöglingen für die Zukunft des Konzerns, reist aus der Zentrale an. Er soll den Startknopf für den ersten Lauf des schweren Rührwerks für seinen Meister Nonner persönlich drücken.

Während Armbruster und Boncuore, der Direktor der italienischen Fabrik, ihre Ansprachen halten, beobachtet Alberto seine Arbeiter. Sie stehen gelangweilt daneben. Er weiß, dass sie statt der schönen Worte lieber einen Geldschein zur Belohnung für ihre Nachtschichten hätten.

»Wenn sie so weitermachen, klauen sie uns auch noch die Mittagspause«, raunt einer hinter Alberto. Verstohlen schiebt der Mann den Ärmel seines Blaumanns nach oben, um nach der Uhrzeit zu sehen. Als Boncuore fertig ist, klatschen sie pflichtgemäß und verschwinden eilig in die Kantine.

Draußen vor der Halle ruft Armbruster Anton und Alberto zu sich: »Sie sind heute Abend meine Gäste«, sagt er. »Ich werde Sie gegen acht abholen lassen. Ist das recht?« Er wartet die Antwort nicht ab, sondern steigt in Boncuores Auto, der die beiden zur Trattoria am Marktplatz führt. Alberto ist verwirrt, denn eine private Einladung von einem Konzernboss hat er bisher nie erhalten.

Pünktlich holt Boncuore sie im frisch polierten schwarzen Lancia ab. Alberto, dem solche Auftritte ungewohnt sind, hat sich in sein bestes Tuch gehüllt. Sein Bauch rumort vor Aufregung. Doch er lässt sich nichts anmerken. Unbeholfen und steif sitzt er neben Boncuore. Anton schaltet ab und lässt die Annehmlichkeiten des Konzernlebens auf sich einströmen.

So etwas haben beide noch nie gesehen. Das Restaurant am Ufer des Sees strahlt Luxus aus, wie sie ihn nur aus amerikanischen Filmen kennen. Das Wasser plätschert leise, und die tiefe Verbeugung des imposanten Herrn am Eingang macht jeden Besucher zum König. Seine goldverzierte Uniform, die seinen ansehnlichen Bauch umspannt, legt sich in unterwürfige Falten. Die ausgestreckte Hand nimmt den Schlüssel auf wie ein Kleinod. Der Wagen werde bestens versorgt, versichert er Boncuore. Der nimmt das als ganz selbstverständlich hin.

Armbruster sitzt schon an ihrem Tisch und erwartet sie. Alberto wundert sich über die Menge an Personal, das sich um sie herum bewegt. Nicht einmal die Speisekarte müssen sie selbst lesen, sie wird ihnen vorgelesen. Alberto hat den Eindruck, dass die Kellner ihnen sogar die Entscheidung für ihr Menü abnehmen, und er nimmt es hin. Je länger der Abend dauert, desto mehr lernt er den Service zu schätzen. Ja, denkt er, Boncuore möchte mir zeigen, wie zufrieden er mit meiner Arbeit ist.

Sie genießen das Carpaccio auf zarter Ruccola, über das einer der Kellner am Tisch weiße Trüffel hobelt. In solcher Vollendung haben sie es noch nie gegessen. Die Spaghetti mit Pesto genovese macht seine Mama besser, aber Alberto hat dennoch das Gefühl, im Paradies verwöhnt zu werden. Das Filet hätte ein Säugling kauen können, und nach der Zabaione, für die das Haus nach Boncuores Auskunft berühmt ist, legt sich die Unruhe in Albertos Bauch wie von selbst. Alberto fühlt, wie ihn der Barolo aus Piemont durch den Abend trägt.

Zufrieden lehnt er sich zurück und schaut auf die Lichter der Stadt, die sich im See spiegeln. Mailänder Dialekt dringt an sein Ohr. Offensichtlich feiert hier die feine Gesellschaft aus der lombardischen Hauptstadt. Sie bringen so wohl einen kleinen Teil ihrer Zinsen durch, die sie bei ihren Banken abgeholt haben.

»Sollen wir?« Boncuore reißt ihn aus seinen Gedanken. Armbruster nickt und sieht Alberto fragend an.

Anton steht auf und bedankt sich für die Einladung. »Ich lasse ein Taxi für Alberto und mich rufen?«, fragt er.

Boncuore schüttelt den Kopf, zieht ihn auf seinen Stuhl zurück und lacht. »Jetzt geht es erst richtig los. Ein gutes Essen ohne ein kleines Spielchen ist nur das halbe Leben«, sagt er. Armbruster ist einverstanden. »Ab und zu muss man auch mal Abstand gewinnen«, doziert er. Ehe sie etwas sagen können, sitzen sie wieder im Auto, und Boncuore lacht ihnen durch den Rückspiegel zu.

Im privaten, nur Eingeweihten bekannten und von der Polizei stillschweigend tolerierten kleinen Casino oben am Berg hören sie bereits beim Eintreten die Rouletteräder schnurren und die Croupiers die Chips schaufeln. Boncuore drängt sie an den Tischen vorbei. »Rein ins Vergnügen«, und er schiebt Armbruster, Anton und Alberto durch eine tiefschwarze, mit vergoldeten Beschlägen verzierte Tür.

Grelle Musik empfängt sie. Stroboskope schleudern Blitze auf eine Bühne, auf der eine dunkelhäutige Schönheit langsam ihren String nach unten zieht. Alberto schwirrt der Kopf, er kann seine Augen nicht von ihr lassen.

»Pass auf«, sagt Boncuore, nachdem sie an einen kleinen, runden Tisch geführt wurden.« Mit einem Wink holt er die Nackte heran. Sie packt Albertos Hand, zieht ihn an sich und raunt ihm zu: »Komm mit auf die Bühne.« Alberto weiß nicht, was er tun soll. In seinem Kopf dreht sich alles, aber ihm ist klar, dass er jetzt kein Spielverderber sein darf.

»Magst du blond?«, fragt sie ihn.

»Ja, natürlich«, krächzt Alberto.

»Der heißeste Hit des Abends«, dröhnt es in diesem Moment aus den Lautsprechern, und der Drummer der Band lässt die Sticks wie wild tanzen. Alberto folgt ihr widerstandslos.

Auf der Bühne erwartet ihn eine hoch gewachsene Blondine. Sie lächelt ihn herausfordernd an.

»Wer gewinnt?«, schreit der Discjockey in die Runde.

»Er«, brüllt das Publikum zurück.

Alberto zieht sie schnell aus. Sie hat ja fast nichts an, und der Beifall der Zuschauer feuert ihn an. Plötzlich beginnt sie, sich zu revanchieren.

»Lass das«, ruft er, aber er bleibt. Langsam zieht sie ihn bis auf seinen Slip aus. Das Publikum grölt vor Vergnügen.

Fassungslos bemerkt Alberto, dass sein bestes Stück nicht unbeteiligt bleibt. Sie fasst ihn an der Schulter und zieht ihn mit sich hinter die Bühne.

»Macht es vor dem Vorhang«, brüllen sie draußen.

In diesem Moment schickt irgendein Gott ihm die Kraft, nach seinen Sachen zu greifen, sich in Hemd und Hose zu stürzen und in Panik quer durch den Saal aus dem Casino zu eilen. Das Lachen der Zuschauer und der Tänzerinnen hallt in seinen Ohren nach, manche klatschen höhnisch Beifall.

Anton versteht die Welt nicht mehr. Werden so Geschäfte gemacht? Kompromittieren sie ihre Mitarbeiter auf solch primitive Weise? Armbruster und Boncuore sind offensichtlich wenig beeindruckt, als der Concierge ihnen nach diesem gelungenen Abend mit einem Augenzwinkern ihre Zimmerschlüssel gibt.

Am nächsten Morgen steht Anton über einen Plan gebeugt vor dem Chemiereaktor. Ganz oben unter dem Dach des Fabrikgebäudes sitzt der Ingenieur Alberto auf einer Leiter. Noch bleich vom Abend davor und mit leicht zittriger Hand verfolgt er die Dampfleitung, die an den Reaktor führt. Dann schüttelt er den Kopf und ruft nach unten: »Ich finde nichts, weder eine Farbmarkierung noch eine Beschriftung.«

»Das muss geändert werden. Es genügt, kommen Sie herunter, wir kommen so nicht weiter.« Anton macht sich Notizen.

»Was werden Sie tun?«, fragt Alberto.

»Ich weiß es im Augenblick noch nicht.« Anton hütet sich, schon jetzt von Änderungen zu reden. Zu Alberto sagt er: »Die Dampfzufuhr im Reaktorraum scheint normal zu sein. Das nächste Mal schauen wir uns das Kesselhaus und die Dampferzeugung genauer an.« Etwas stört ihn. Doch wahrscheinlich ist die Leitung nur schlampig beschriftet. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass sie eventuell absichtlich nicht markiert sein könnte. Warum auch?

Während der nächsten Tage sieht er sich die Fabrik genau an. Er findet Nonners Auftrag dafür nicht sehr präzis. Doch daran wird er sich wohl gewöhnen müssen. Die neue, soeben eingeweihte Anlage sieht gut aus. Auch das Kesselhaus ist modern und großzügig ausgelegt. Milde Gaben aus dem Europäischen Wiederaufbau-Programm, flüstert ihm Alberto zu. Der Zustand aller übrigen Gebäude und Chemieanlagen ist Mitleid erregend und erinnert an das vergangene Jahrhundert. Reparaturen und Unterhalt scheinen seit Jahren auf das unbedingt Nötige beschränkt worden zu sein. Ist kein Geld dafür vorhanden? Fließt es in andere Richtungen? Anton hat keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Die Haltung der Fabrikarbeiter ist dementsprechend nachlässig.

Das Telefon am Bedienungsstand der Destillationskolonne, die sie gerade untersuchen, läutet. Es ist Kutter aus der Zentrale. »Kommen Sie bitte morgen zu uns«, sagt er. »Die Direktion will Ihre Planung für die Fabrik besprechen.«

»In Ordnung, mache ich«, sagt Anton. Er lernt schnell. An willkürliche Aufgebote der Konzernoberen muss er sich gewöhnen.

Alberto bringt ihn zum Flughafen. Die beiden verabschieden sich. Alberto fährt zurück in die Fabrik.

Nach dem Flug und der eiligen Fahrt im Taxi wieder in der Konzernzentrale angelangt, begrüßt der hoheitsvolle, in unauffälliges Grau gekleidete Pförtner Anton. Forder holt ihn ab und sagt vorwurfsvoll zum Pförtner: »Wissen Sie nicht, dass er kein Schweizerdeutsch versteht?«

Der Pförtner entschuldigt sich überhöflich. Anton gibt sich einen Ruck. So viel war in kurzer Zeit geschehen. Er fühlt sich bereits als Teil des Landes. Der blöde Spruch dieses eingebildeten Konzernbeamten genügt, um ihn in die Wirklichkeit zurückzurufen. Aber er hat andere Sorgen. Die Direktion erwartet ihn.

Der Sicherheitsmann, der die Direktorenetage Tag und Nacht bewacht, klopft an die schwere Tür. Bereits bevor sie von innen geöffnet wird, verbeugt er sich tief. Kutter winkt Anton auf seinen Platz. Die anderen nicken kurz und lassen sich nicht unterbrechen.

Anton sieht sich um. Ein riesiger Konferenztisch aus Nussbaum nimmt fast die gesamte Halle ein. Um ihn sitzen, wie verloren und von ihren Akten umgeben, die direktorialen Gestalten. Dr. Nonner am Kopfende spricht. Alle schauen gebannt auf ihn und lauschen. Er fällt eine Entscheidung. Worum es gerade geht, weiß Anton nicht. Die Direktoren nicken andächtig, und der Protokollführer am anderen Kopfende notiert »einstimmig angenommen«. Er könnte einen Stempel mit diesem Spruch brauchen. Denn sie werden alle nacheinander einstimmig angenommen, Nonners Entscheidungen.

Dort in der Ecke steht er, der berühmte Fernseher mit dem größten Bildschirm des ganzen Konzerns. Nonners amerikanischer Vizekönig – seine Geschäfte gehen so gut, dass er sich den Klatsch leisten kann – hat erst vor kurzem herumerzählt, wie Nonner ihn zur Berichterstattung empfangen hat. Nonner und sein Assistent Rossmann, allein im Konferenzsaal. Eine Warteschlange vor Nonners Büro. Doch der sah gebannt in den Bildschirm. Er verfolgte ein Skirennen. Die Asse des Landes überschlugen sich vor Ehrgeiz. Das taten sie leider auch auf den Pisten mit ihren Ski. Der Weltcup war schon fast in der Hand der großen Feinde. Angewidert schaltete Nonner das Gerät ab. Der Vizekönig erhielt die Zusage für ein neues Bürogebäude in fünf Minuten. Ein Retourticket in der ersten Klasse von New York, zwei Nächte im teuersten Hotel der Stadt und fünf Minuten von Nonners und Rossmanns Zeit hatte sie gekostet. Ein Klacks für den Konzern. Nonners Wut auf den Klammer Franz wurde dadurch nicht gelindert.

Jetzt ist Anton dran. Bohrend starren ihn Dr. Thurnheers Augen an. Er ist Nonners Mann für Investitionsanträge. Thurnheer gegenüber sitzt der schwere und hoch gewachsene Dr. Dellenbach. Er ist der Chefjurist, Meister des Konzerns für knifflige Angelegenheiten wie Streitigkeiten mit aufsässigen Angestellten und Gerichtsverfahren mit eliminierten Direktoren. Er schaut ins Leere. Was Anton berichten wird, weiß er aus seinen Unterlagen. Anton interessiert ihn nicht. Vielleicht noch nicht? Er mustert ihn kurz und scharf.

Dann natürlich Kutter, der Obertechniker. An ihm ist alles gespanntes Seinem-Herrn-zur-Verfügung-Stehen. Er schießt lauernde Blicke auf seine Kollegen. Sieht er irgendwo ein Lächeln oder einen feindlichen Blick?

Rossmann bohrt ungeniert in seiner Nase. Ihn langweilt die Sitzung, wie alle zuvor und alle danach. Er könnte sich bereits jetzt auch ohne den Konzern ein üppiges und sorgenfreies Leben leisten. Onkel Demel, der Besitzer des Konzerns, ist natürlich nicht dabei. Er lässt sich nicht zu banalen Konzerngeschäften herab.

Professor Neuhaus, der Leiter der Forschung, sitzt weiter unten und schweigt. Seine Kollegen verstehen nichts von Wissenschaft, und er hat keine Lust, ihnen irgendetwas zu erklären. Drei weitere Figuren, von der Stange gekleidet, haben nichts zu sagen.

Auf präzisen und verständlichen Schaubildern präsentiert Anton seinen Plan dem Führungsgremium von Vitalium. Er spricht von den Gebäuden der Fabrik und den Chemieanlagen, von Wasser und Strom und von den Problemen mit Behörden und Gewerkschaften. In abgeschwächter Form spricht er von der allgemeinen Schlamperei und dem Mangel an Disziplin. Dem einen oder anderen seiner Zuhörer müssten die Zustände ja bekannt sein. Zumindest ihre Mitarbeiter müssen die Fabrik besucht und ihnen berichtet haben.

Er zitiert den ausführlichen Bericht des Fabrikverwalters Kroll. Darin werden der Zustand der Fabrik, die Anlagen, die Stimmung unter den Mitarbeitern geschildert und was dringend getan werden muss. Eine nüchterne Darstellung, jedoch keine Szenarien für die Zukunft.

Den anderen Bericht, den Dr. Faessler, Nonners Konzernpolizist, verfasst hat, erwähnt er vorsichtshalber nicht. Weder Dr. Kutter noch sonst ein Mitglied der Direktion hat ihn ihm gezeigt. Aber Alberto hat sich eine Kopie gemacht und sie Anton gezeigt: Die Gebäude sind renovationsbedürftig und die Büros in einem beklagenswerten Zustand. In den Werkshallen blättert der Mörtel ab, und Backsteine fallen hin und wieder aus der Decke. Hygiene und Gesundheit sind völlig vernachlässigt und liegen unter dem gesetzlichen Minimum … Warum haben sie nichts dagegen getan?

Anton nennt die Alternativen. »Entweder Sie schließen die Fabrik und verlieren noch einmal Geld dabei. Oder nehmen richtig Geld in die Hand und bringen sie in einen anständigen Zustand.«

»Können wir nicht ein wenig investieren und die Fabrik eine Weile lang über Wasser halten?« Thurnheer, der um den Cashflow besorgte Finanzmann, stellt die Frage.

»Kaum«, antwortet Anton. »Sie werden keine durchgreifende Änderung bewirken. Sie werfen gutes Geld hinter schlechtem her. Die Arbeitsbedingungen müssen unbedingt verbessert werden. Außerdem braucht die Fabrik dringend die von den Behörden schon seit langem geforderte Kläranlage. Wenig Geld lohnt sich nicht.«

Dr. Dellenbach setzt seine Brille auf die Nasenspitze. »Haben Sie den Aufruhr bedacht, wenn wir die Fabrik schließen?«

»Das stimmt«, sagt Anton. »Wir müssen mit der Besetzung der Fabrik rechnen. Das Arbeitsministerium wird sich einmischen. Radio und Fernsehen werden über uns herfallen.«

»Das ist untertrieben.« Nonner erwacht aus seinem Halbschlaf. Wie oft hat er das alles schon gehört? Eine Fabrik muss dichtgemacht werden. Keiner seiner Direktoren hat eine richtige Meinung dazu. Alle warten auf seine Entscheidung. Er lässt sie noch eine Weile zappeln und blickt in die Runde.

Thurnheer stellt die obligatorischen klugen Fragen. Anton beantwortet sie ausführlich. Thurnheer nickt zufrieden. Nonner und Rossmann amüsieren sich darüber. Dellenbach macht sich eine Notiz über Antons klare Aussagen, die ihn beeindrucken und daher beunruhigen. Keiner der anderen schaut auf.

Nonner sagt: »Wir behalten die Fabrik und investieren richtig. Meinen Sie, ich will meine Pillenverkäufe in Italien wegen schlechter Presse riskieren. Außerdem will ich sie so oder so behalten.« Niemand fragt ihn nach den Gründen. Die Direktoren des Weltkonzerns sind es gewohnt, nicht in alle Geheimnisse ihres Chefs eingeweiht zu werden.

Nonner lehnt sich zurück. »Also, wir sind einverstanden.« Das war es auch schon. Vortragsdauer eine halbe Stunde, möglichst wenig Diskussion, Beschlussfassung in zwei Minuten, so liebt er es.

»Das nächste Thema?«, fragt er Rossmann. Er weiß es natürlich, doch er will Rossmanns Aufmerksamkeit testen. Rossmann ist darauf vorbereitet und antwortet wie aus der Pistole geschossen: »Der jährliche Zuschuss zum Tennisklub.«

Und so geht es weiter in bunter Mischung. Anton wird nicht mehr gebraucht. Rossmann winkt ihn noch zu sich: »Wir treffen uns später.«

Anton wartet im Gang auf Rossmann. Er weiß nicht, was er vom Ergebnis der Konferenz halten soll und wie es weitergehen soll. Rossmann hat ihm bisher immer freundlich Auskunft gegeben und weitergeholfen.

Rossmann kommt ihm fröhlich lachend entgegen und zündet sich eine Zigarette an. »Alles klar?«, fragt er ihn.

»Ganz und gar nicht. Will Dr. Nonner investieren oder nicht?«

»Sie haben ihn doch gehört, er will.«

»Wie viel und wann?«

»Ja, mein Lieber. Daran werden Sie sich gewöhnen müssen. So schnell geht das nicht. Nonner steckt viel Geld auch in andere Investitionen. Das muss gut überlegt sein.«

»Er hat aber doch soeben angeordnet, dass …«

Rossmann unterbricht ihn. »Kommen Sie mit in mein Büro.« Dort sagt er: »Haben Sie gehört, wem er was klar und deutlich befohlen hat?«

»Genau, das habe ich nicht.«

»Sehen Sie, Sie beginnen zu verstehen. Ab jetzt werden die Mühlen mahlen. Langsam genug, damit jeder, der bei uns irgendetwas mit Investitionen zu tun hat oder ebenfalls auf welche hofft, sich einmischen kann. Alle Direktoren, Filialleiter und Konzernpolitiker haben direkten Zugang zu ihm. Jeder wird ihm seine Meinung zur Modernisierung der italienischen Fabrik sagen dürfen. Und jeder unter ihnen hat wieder seine Unterdirektoren und so weiter, die ihm ihre Ratschläge mit auf den Weg zu Nonner geben. Sie sehen, so schnell geht das nicht.«

»Wie und wann fällt Nonner seine endgültige Entscheidung?« Anton versteht es nicht. Kann es in einer großen Organisation so zugehen?

Rossmann lächelt. »Wenn er das Geschwätz über die Fabrik nicht mehr ausstehen kann. Fragen Sie mich jetzt nicht, wann das geschieht.«

»Welche Entscheidung fällt er dann?«

»Ich sehe, Sie beginnen zu verstehen. Er folgt gern der Meinung dessen, der gerade bei ihm ist.«

Anton ist von der unübersichtlichen Situation mehr und mehr deprimiert. »Kann es sein, dass die Entscheidung vom Gewicht der Personen, den Machtverhältnissen und seinen persönlichen Sympathien abhängt?«

»Manchmal auch vom Stand des Mondes.« Rossmann versucht Anton aufzuheitern. »Sie dürfen das alles nicht so todernst nehmen.«

»Gab es auf diese Weise nicht bereits echte Konfliktsituationen? Unfälle, Revolutionen der Unterlegenen oder Veruntreuung?«, will Anton wissen.

»Kaum. Wenn ja, wurden sie schnell gelöst. Sie erinnern sich an Nonners goldene Regel? ›Was ich sage, gilt. Alles andere ist verhandelbar.‹ Unserem Konzern geht es ausgezeichnet. Besser als der Konkurrenz. Auch wenn deren Organisation auf dem Papier schöner aussieht.«

Rossmann sieht Antons ungläubiges Gesicht. »Ganz so schlimm ist es vielleicht nicht«, versucht er ihn zu beruhigen. »Ab und zu geht mein böses Mundwerk mit mir durch. Ich werde Ihnen die Geheimnisse der Organisation unseres Konzerns enthüllen.« Die Blätter des Organigramms liegen noch auf seinem Tisch.

»Könnten Sie bei mir beginnen? Welche Kommandolinien führen zu mir? Welche von mir weg? Sind sie eindeutig festgelegt?« Anton stellt die richtigen Fragen, so wie er sie in seinem vor kurzem absolvierten Seminar für zukünftige Manager gelernt hat.

»Ihr Chef ist Dr. Armbruster, das wissen Sie.«

»Nur er kann mir Weisungen geben?« Anton will es genau wissen.

»Ja und nein«, windet sich Rossmann. »Auch ich kann Ihnen gelegentlich sagen, was zu tun ist. Nonner natürlich auch.«

»Was, wenn Ihr Befehl anders lautet als der von Armbruster?«

»Ich befehle nie, ich empfehle«, sagt Rossmann leise.

Anton merkt, dass er auf eine heikle Stelle gestoßen ist. »Was muss ich tun, wenn Ihre Empfehlung nicht Armbrusters Weisung entspricht?«

»Ihrem Gefühl folgen. Mit uns beiden sprechen.«

»Armbruster reagiert empfindlich, wenn man über seinen Kopf hinweg mit Ihnen oder Dr. Nonner spricht. Das ist allgemeine Konzernweisheit.«

»Woher wissen Sie das nach so kurzer Zeit?« Rossmann lacht. Er sieht: Der Neue hat Humor. Er wird schnell das richtige Gefühl für die Machtverhältnisse im Konzern bekommen.

Anton merkt, dass Rossmann guter Laune ist, und bohrt weiter. »Angenommen: Armbruster befiehlt, die besagten Investitionen in der italienischen Fabrik zu reduzieren und nur allmählich durchzuführen. Sie dagegen fragen mich, warum wir nicht schneller mit dem gesamten Paket vorankommen? Wie handle ich?«

Was soll er Anton raten? Im Konzern ist es eben so. Diese Frage stellt sich nicht. Jeder findet sich zurecht. Bis jetzt hat das System zur Zufriedenheit aller Beteiligten funktioniert. »Es gibt im Grund nur zwei unumstößliche Gebote: Was Dr. Nonner sagt, gilt. Alles andere ist verhandelbar. Sind Sie jetzt zufrieden?«

Rossmann nimmt Anton mit in die Direktionskantine, das beste Restaurant der Stadt, es wird vom Konzern für die hohen Herren der oberen Konzernetagen betrieben. Alle starren die beiden an, drehen sich dann schnell wieder wie unbeteiligt weg. Wer ist der Neue neben Rossmann? Ein potenzieller Konkurrent um den eigenen Job? Warum scheint ihn mein Tischnachbar bereits zu kennen? Werde ich bereits nicht mehr informiert? Allgemeines Rätselraten. Überlebenswichtige Fragen sind das. Sie liegen sauer auf dem Magen. Aber Rossmann liebt solche Überraschungen.

Ich hole meinen alten Freund Anton am Flugplatz ab. Er blinzelt unter seiner Sonnenbrille hervor und sagt ohne Umschweife: »Ich werde das Buch schreiben.«

»Alles? Alles, was du mir erzählt hast?« Er ist mutig, denke ich. Warum will er nach so vielen Jahren reden? Wenn er nicht redet, können die Herren, die damals dabei waren, ruhig sitzen bleiben. Als allseits geachtete Bürger genießen sie ihren wohlverdienten Ruhestand. Ihre Antennen haben sie seit langem eingezogen. Vielleicht lassen sie ihn unbehelligt erzählen? Wer ist eigentlich an der Wahrheit interessiert? Kennt er sie überhaupt? Übernimmt er sich am Ende auf seine alten Tage?

Anton lächelt, als hätte er meine Fragen verstanden. »Du glaubst es vielleicht nicht, die Loyalität zu meiner Firma hat tiefe Wunden in mir hinterlassen. Durch dick und dünn zu ihnen halten, nichts preisgeben, keine Mühe meiden, das wurde von uns verlangt. Und jetzt hat Dr. Kohlbrunner, der während den schlimmsten Zeiten immer besonderen Wert auf Loyalität legte, mich ohne Hemmungen als Schuldigen bezeichnet, als ihn ein Fernsehjournalist in die Mangel nahm. Er hat sich nicht einmal dafür entschuldigt.«

Das war also der Auslöser. Ich beginne, Antons Gedankengänge zu verstehen.

Wir telefonieren oft und schicken Faxe hin und her. Er schickt mir Kapitel um Kapitel, dann feilen wir an seinem Text. Er kommt zügig voran.

Antons Weg unterscheidet sich nur wenig von dem seiner Altersgenossen während der Nachkriegszeit. Die Lebensläufe, die er für Prüfungen an der Universität und dann für Bewerbungen schreibt, werden mit den Jahren umfangreicher. Schlüsselerlebnisse, nur die Welt seiner Gedanken berührend, bleiben unerwähnt. Die Mutter, die ihn mahnt, begonnene Klavierstücke zu Ende zu

spielen. Der Vater, der versucht, eine Disziplin zu diktieren, die seinem gesunden Menschenverstand absurd erscheint. Die Suche nach seinem gelobten Land. Darüber spricht er mit niemand. Unbewusst prägen sie Antons Weg.

Es geschieht während der ersten Tage des neu gewonnenen Friedens. Noch nie hat er so etwas gesehen. Die Bilder sind furchtbar. Haufen von ausgemergelten toten Menschen. Diese Toten waren keine gefallenen Soldaten, weder feindliche noch eigene. Wehrlose, ausgehungerte Menschen waren es. Es ist sein erster Eindruck von dem, was wirklich im Krieg geschah. Der heranwachsende Junge, kaum dreizehn Jahre alt, sieht die Bilder der aufgeschichteten Toten eines Lagers der Nazis.

Alle müssen die Bilder anschauen. Antons Mutter versucht, ihn davon abzuhalten. Sie schämt sich wie die meisten anderen Frauen. Wie können sie den Schrecken und die Toten abstreiten, nachdem sie diese Bilder gesehen haben?

Die amerikanischen Soldaten sind seit wenigen Tagen in seiner Heimatstadt. Auf offenen Jeeps kauernd, kamen ihre Vorkommandos. Seitdem ziehen endlose Panzerkolonnen durch die kleine Stadt. Auf ihnen sitzen Kaugummi kauende, schwer bewaffnete Soldaten. Während der Nächte davor versuchten verletzte und zerlumpte Soldaten der Wehrmacht, ihre Haut zu retten. Zwischen den zerschossenen Lastwagen und Panzern, die sich gegenseitig abschleppten, immer wieder ein Offizier im Kübelwagen. Er hatte es eiliger als seine Soldaten, davonzukommen. Auf militärischen Gruß legte er keinen Wert mehr. Er wollte nur noch seine Haut retten.

Einige schauen hasserfüllt auf die Amerikaner. Sie wissen nicht, wo ihre Männer und Söhne sind. Dabei haben sie Glück, wenn man es so nennen kann. In einer anderen Stadt zwingen amerikanische Soldaten vier Tage nach der Befreiung mehr als tausend Einwohner, unter denen selbst führende Nazis vorgaben, von nichts gewusst zu haben, das nahe gelegene Konzentrationslager zu besichtigen.

Den Lokalhelden, einen mit Ritterkreuz, findet ein GI, wie er sich quer durch einen Acker abzusetzen versucht. Jetzt sitzt er betrunken in der Polizeiwache, von Amerikanern bewacht. Die Kinder stehen vor dem Fenster und betrachten interessiert das Schauspiel. Der Schnaps ist seine einzige Überlebensration. Der GI lässt sie ihm. Vielleicht denkt er, dass auch er gefangen werden könnte und froh wäre, wenn die anderen ihm seine Lucky Strikes nicht abnähmen. Der mit dem Ritterkreuz will schon jetzt den ganzen Jammer vergessen, der auf ihn zukommt.

Anton erinnert sich an die Flucht der Soldaten und den hoffnungslosen Kampf der Waffen-SS. Die amerikanischen Tiefflieger, vor denen sie sich geübt in den Graben ducken. Solche Eindrücke lassen ihn nicht los. Die Gesichter der Verhungerten, ihre Rippen, die unter ihrer dünnen Haut hervorstehen, und die aufgeschichteten Haufen von Elend werden ihn sein ganzes Leben begleiten. Mit Menschen, die solches Leid verursachten und tolerierten, will er nichts zu tun haben.

Anton hat noch andere Gründe für seine Wut auf die Älteren. Sie haben ihm und seinen Gleichaltrigen, davon ist er überzeugt, die ganze Misere eingebrockt. »Meine Eltern wussten davon, also andere auch. Alle wussten es, und wir müssen es ausfressen. Sowie ich groß und unabhängig bin, werde ich ein besseres Land suchen«, nimmt er sich vor.

Er hat bereits eine Idee. Es ist das Land, dessen Menschen großzügig und selbstlos Lebensmittelpakete und Kleidung an die Hungernden und Frierenden seiner geschlagenen Heimat schicken.

Ein Freund seines Vaters besitzt eine wissenschaftliche Buchhandlung. In ihr schmökert der Schüler während der Schulferien. Dort lernt er einen Chemiker kennen. Er zeigt ihm Formeln von den Produkten, mit denen er arbeitet. Mit seinen Mitarbeitern sucht er nach neuen Vertilgungsmitteln für Unkraut und Insekten. Anton ist fasziniert. Der Chemiker erklärt ihm, wie wichtig sie für den Fortbestand der Menschheit sind. Nur mit ihrem Einsatz gebe es auf Dauer genug zu essen.