AD(H)S – Erziehen statt Behandeln - Miriam Stiehler - E-Book

AD(H)S – Erziehen statt Behandeln E-Book

Miriam Stiehler

4,6

Beschreibung

Wie helfe ich meinem Kind, damit es sich besser konzentrieren kann? Ist Impulsivität wirklich eine Krankheit oder »nur« störendes Verhalten?Unkonzentriertheit und Impulsivität lassen sich als Krankheit mit dem Namen »AD(H)S« beschreiben. Aber warum sich ein Kind so verhält, das kann man nur aus pädagogischer Sicht verstehen. Medikamente verlieren ihre Wirkung beim Absetzen – Erziehung kann eine dauerhafte und stabile Veränderung bewirken. Mithilfe dieses Buches können Erziehende ein Profil ihres Kindes erstellen und herausfinden, welche Erziehungsaufgaben in den Bereichen Wille, Können und Gefühl noch ungelöst sind und daher zur »AD(H)S«-Symptomatik führen. Sie lernen, bei ihrem Kind das Fehlende aufzubauen statt den vermeintlichen Fehler zu therapieren.

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Miriam Stiehler

AD(H)SErziehen statt Behandeln

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

ISBN 978-3-525-31538-5

© 2007, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. – Printed in Germany.Druck und Bindearbeit: Hubert & Co, Göttingen

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier

Inhalt

Einleitung und Anleitung

Erziehen oder behandeln?

Kann die Konzentration »krank« sein?

Was kann Pädagogik, was Medizin nicht kann?

Regeln und Voraussetzungen

Die Grundregeln

Drei Stufen des erzieherischen Verstehens

Drei Stufen der Erzieherliebe

Überblick: die drei Erziehungsbereiche

Der Wille

Erstes Erziehungsziel: Aufgaben bemerken

Zweites Erziehungsziel: die Aufgabe annehmen

Drittes Erziehungsziel: das Wagnis eingehen

Das Können

Das vierte Erziehungsziel: Fähigkeiten üben

Das fünfte Erziehungsziel: Antriebe befrieden

Wie geht man richtig mit Gehorsam um?

Gute Gewohnheiten

Fühlen

Das sechste Erziehungsziel: Verwirklichung

Krankheitstheorie und Gefühlserziehung

Typische Erziehungsaufgaben

»AD(H)S-Symptome«?

Physische Krankheiten und Behinderungen

Auswertung der Fragekästen

Fragen von Eltern und Lehrern

Schlusswort

Literatur

Einleitung und Anleitung

Ich habe bei meiner Arbeit als Lehrerin und in der Elternberatung ständig mit unkonzentrierten, desorganisierten, fahrigen Kindern zu tun. Manche von ihnen werden mir bereits als »das AD(H)S-Kind« vorgestellt. Andere lerne ich kennen, weil es dauernd Streit bei den Hausaufgaben gibt. Wieder andere haben von der Lehrkraft gehört, sie hätten sicher das AD(H)S, und sind nun genauso verunsichert wie ihre Eltern. Bei all diesen Kindern hat sich vor allem eines erwiesen: Nicht zwei von ihnen sind aus denselben Gründen unkonzentriert, und in keinem Fall hat diese Etikettierung echte Lernfortschritte ermöglicht.

Was mir am meisten hilft, Kindern zu helfen, ist das pädagogische System von Paul Moor. Ich stütze mich in weiten Teilen dieses Buches auf seine Erkenntnisse über Erziehung und die Ursachen von Unkonzentriertheit. Dieser Schweizer Vater der Heilpädagogik hatte eine wichtige Grundregel für seine Arbeit: »Erst verstehen, dann erziehen.« Das klingt trivial, ist es aber nicht. Es gehört eine Menge dazu, die Ursachen für Unkonzentriertheit, Nachlässigkeit, schlechte Schulleistungen und häusliche Konflikte zu verstehen. Mindestens so anspruchsvoll ist es, das einmal verstandene Kind dann richtig zu erziehen. Viele Eltern sind unsicher, ob sie selbst das Nötige tun können. Manchen ist das auch zu anstrengend. Ich habe aber in jahrelanger Erziehungsarbeit die Erfahrung gemacht, dass das Ergebnis diese Mühe immer wert ist. Kein einziges Kind habe ich durch eine ausgelagerte Therapie zu einer starken Persönlichkeit heranreifen sehen. Statt dessen werden mir immer häufiger Kinder vorgestellt, die schon seit Jahren von einer Behandlung zur nächsten eilen, ohne dass jemand sie verstanden hätte.

Mit diesem Buch möchte ich Eltern und Lehrkräften helfen, ungelöste Erziehungsaufgaben zu erkennen und zu bewältigen. Es geht dabei nicht um Schuldzuweisungen. Häufig genug spüren Eltern selbst, dass sie zur Unkonzentriertheit des Kindes beitragen, aber sie wissen schlicht nicht, was sie anders machen könnten. Ähnlich geht es Lehrkräften, die nicht wissen, wie sie mit den unaufmerksamen, impulsiven oder überaktiven Kindern umgehen sollen. Weil Eltern und Lehrer – ob sie es wollen oder nicht – Erzieher des Kindes sind, werde ich sie im Buch auch so nennen. Fast alles, was Sie tun, erzieht das Kind. Es liegt bei Ihnen, das zum Guten zu nutzen. Damit Sie das individuelle unkonzentrierte Kind besser verstehen, ist ein Fragebogen für Eltern und Lehrer in das Buch integriert. Es ist darin immer nur von »dem Kind« die Rede und nicht von einer Gruppe. Denn wie schon Karl Popper richtig festgestellt hat, kann man immer nur den Einzelnen erziehen. Wenn Sie als Lehrkraft also den Fragebogen für mehrere Kinder verwenden möchten, notieren Sie die Antworten am besten mit der entsprechenden Nummerierung auf ein gesondertes Blatt. Die Auswertung ist einfach: Sie beantworten zunächst die jeweiligen Fragen ganz frei. Unten in jedem Kästchen können Sie beim Stichwort »Handlungsbedarf« eine 0, 1 oder 2 ankreuzen. Wenn Sie der Meinung sind, die im Kästchen erwähnte Erziehungsaufgabe haben Sie schon gelöst, dann kreuzen Sie die 0 an. Wenn Sie an dieser Aufgabe noch arbeiten, sie aber nicht allzu dringlich ist, dann kreuzen Sie 1 an. Und wenn Sie finden, dieser Punkt trifft den Nagel auf den Kopf, hier muss unbedingt etwas passieren, dann wählen Sie die 2. Am Ende des Buches finden Sie eine Auswertungsseite, auf der Sie für jede der sechs vorgestellten Erziehungsaufgaben eine Gesamtsumme ausrechnen können. Sie haben damit eine grobe Orientierung, welcher Erziehungsbereich am dringlichsten Ihr Engagement erfordert. Wenn Sie sich selbst als »AD(H)S-krank« betrachten, können Sie den Fragebogen auch für sich ausfüllen.

Ach ja, um der politischen Korrektheit willen: Als Frau erlaube ich mir, das grammatikalische Geschlecht von Wörtern wie Erzieher, Lehrer, Pädagoge zu respektieren. ErzieherInnen, LehrerInnen und PädagogInnen werden Sie daher vergeblich suchen. Schließlich sind wir alle MenschInnen.

Erziehen oder behandeln?

Für Eltern und Lehrer wird es immer schwieriger, sich der Gleichung »Unkonzentriertheit ist eine Krankheit« zu entziehen. In Fernsehsendungen, Zeitschriftenbeiträgen und Fachbüchern, auf Fortbildungen und über die Websites der entsprechenden Pharmakonzerne wird diese These mit Nachdruck verbreitet. (Und der Mensch neigt dazu, Aussagen mit jeder Wiederholung für ein bisschen wahrer zu halten, bis er sie irgendwann aufgrund ihrer schieren Allgegenwärtigkeit glaubt.) Es ist sogar schwer geworden, überhaupt noch einen Kinderarzt zu finden, der sagt: »Nein, das kann man nicht behandeln. Da müssen Sie als Erzieher etwas tun.« Diese Situation wird von den Beteiligten gerne als Errungenschaft dargestellt. Man habe endlich flächendeckende »Netzwerke zur Diagnose und Therapie von AD(H)S« geschaffen. Für Eltern und Lehrer machen es diese vermeintlichen Errungenschaften in erster Linie schwieriger, eine unvoreingenommene oder alternative Erklärung zu erhalten. Unkonzentrierte Kinder können dem Label »AD(H)S-krank« kaum noch entgehen. Wenn sich die Eltern auf die Krankheitserklärung einlassen, besteht die Gefahr, dass wesentliche Erziehungsaufgaben für den Rest der Kindheit ungelöst bleiben. Diese trübe Aussicht gilt vielfach für den Rest des Lebens. Das zeigt die steigende Zahl der AD(H)S-Diagnosen bei Erwachsenen. Mediziner sprechen daher gerne von einer unheilbaren, aber lebenslangen Krankheit. Was sie nicht erwähnen: Eltern haben eine Wahl. Sie können diesen Erklärungsweg einschlagen und eine solch düstere Zukunft für ihr Kind akzeptieren. Sie können aber auch verstehen lernen, welche ungelösten Erziehungsaufgaben hinter der »Krankheit« stecken, und sie können diese Aufgaben lösen. Sie sind in dieser Entscheidung völlig frei, denn die Theorie, AD(H)S-Kinder seien unheilbar krank, ist keine unumstößliche Wahrheit. Sie ist nur die eine von zwei Ansichten, die lauter und mit größerem PR-Aufwand vertreten wird. Die Prophezeiung von der Unheilbarkeit erfüllt sich allerdings selbst, wenn Eltern gar keinen anderen Weg einschlagen. Dann bleibt ungetan, was nötig wäre, und die Schwierigkeiten des Kindes verfestigen sich. Es liegt bei Ihnen, ob sich im Leben Ihres Kindes oder Ihres Schülers etwas ändert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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