Als ich 13 war, überfiel mein Vater seine erste Bank - Molly Brodak - E-Book

Als ich 13 war, überfiel mein Vater seine erste Bank E-Book

Molly Brodak

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Beschreibung

Im Sommer 1993, als Molly dreizehn wird, überfällt ihr Vater elf Banken. Er wird geschnappt und sitzt jahrelang in Amerika im Gefängnis. Nach seiner Entlassung verhält er sich eine Weile ruhig, dann zieht er wieder los. Dazwischen ist Joseph Brodak für seine Familie da, mit einem Job bei GM, einem Haus mit Garten, einer Ferienreise nach Peru. Als Kind ahnte Molly eine unbekannte Seite; heimlich hatte er schon einmal eine Familie gehabt. Er bleibt tagelang verschwunden, als Geschenk für die Schwester steht plötzlich ein Sportwagen vor der Tür, und er ist ein notorischer Lügner. Als er verhaftet wird, ist niemand wirklich überrascht. Molly Brodak rekonstruiert ihre Geschichte mit rückhaltloser Offenheit; aus der kühlen Präzision entsteht eine mitreißende Wirkung.

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Seitenzahl: 339

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Im Verlauf des Sommers 1993, als Molly Brodak dreizehn wird, überfällt ihr Vater elf Banken. Seiner Verkleidung wegen wird er in den Medien als «Mario Brothers Bandit» berühmt. Er wird geschnappt, verurteilt und sitzt jahrelang im Gefängnis. Nach seiner Entlassung verhält er sich eine Weile lang ruhig, dann zieht er wieder los. Dazwischen ist Joseph Brodak auch für seine Familie da, mit einem Job bei GM, einem Häuschen mit Garten, einer Ferienreise nach Peru.

Als Kind ahnte Molly eine unbekannte Seite; heimlich hatte er schon einmal eine Familie gehabt. Nun bleibt er tagelang verschwunden, ist spielsüchtig, als Geschenk für Mollys Schwester steht plötzlich ein roter Sportwagen vor der Tür, und er ist ein notorischer Lügner. Als er verhaftet wird, ist niemand wirklich überrascht.

Während ihre Mutter und ihre Schwester im Lauf der Zeit mit dieser Geschichte zu leben lernen, kann Molly Brodak sich damit nicht abfinden. Sie macht sich auf die Suche nach den Ursachen und findet heraus, wie sich die kriminelle Ader ihres Vaters bei ihr selbst auswirkt. Ihr Buch ist klug, aufrichtig und unglaublich packend.

Nagel & Kimche E-Book

MOLLY BRODAK

Als ich 13 war,

überfiel mein Vater

seine erste Bank

Aus dem Englischen von

Barbara Schaden

Nagel & Kimche

Zitat S. 251/252: Walter Benjamin, Gesammelte Werke: Literarische und Ästhetische Essays, Rezensionen, Satiren, Autobiographische Schriften, Bd. I (2), IX, «Über einige Motive bei Baudelaire», 1939.

Titel der Originalausgabe: Bandit. A Memoir © 2016 Molly Brodak

Grove/Atlantic Inc., New York 2016

© 2016 Nagel & Kimche

im Carl Hanser Verlag München

Umschlag: Hauptmann & Kompanie, Zürich © Ayse Yavas

Herstellung: Rainald Schwarz

Satz: Gaby Michel, Hamburg

ISBN 978-3-312-01004-2

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Für Boo

Fiktion formt, was in uns fließt.

Natürlich ist das fragwürdig.

Anne Carson,

The Beauty of the Husband

1

Ich war mit meinem Dad unterwegs, als ich zum ersten Mal etwas klaute.

Es war ein kleines Buch mit Vornamen. Ich war damals sieben und verschlang Wortschätze: Lexika, Vokabellisten, Speisekarten. Die Verlockung dieser Aneinanderreihung von Namen, ihre ansprechende Gestalt und ihre klare Ordnung – das war für mich wie ein unlösbares Puzzle. Ich konnte nicht darum bitten, aber ich konnte es auch nicht liegen lassen. Ich hielt es an die Brust gedrückt, als wir den Laden wieder verließen. Es war hellblau, und über dem Archivbild eines lächelnden weißen Babys mit weißer Windelhose stand, in pastellfarbenen Blockbuchstaben, BABY. In die erste Seite vertieft, wartete ich neben Dad, während er die Tüten mit unseren Einkäufen im Kofferraum seines ramponierten goldenen Chevette verstaute; er hielt inne, als er es sah. Erst sagte er nichts. Er wich meinem Blick aus. Er drückte mir bloß fest die Hand in den Rücken und marschierte mit mir zurück zu der Kasse, von der wir gekommen waren, pflückte mir das bescheuerte Buch aus den Händen und reichte es der Kassiererin.

«Das hat meine Tochter gestohlen. Ich bitte um Verzeihung.» Er strahlte die Menge der Umstehenden mit rechtschaffenem Rundumblick an. Die schlaffe Kassiererin zuckte zusammen und murmelte mit einem gutmütigen Ki- chern, das sei schon okay. Dann beugte mein Dad sich über mich und rief: «Jetzt entschuldigst du dich. Das tust du nie wieder.» Der kalte Zorn in seiner Miene hatte einen glitzernden Rand, den ich nicht deuten konnte. Als er mich an den Schultern packte, lächelte er fast. Ich erinnere mich an seine glänzenden Augen über mir und an den hohen, riesigen Verkaufsraum und an die Helle darin. Bestimmt weinte ich, aber das weiß ich nicht mehr. An eins erinnere ich mich gut: an ein saures Aufwallen in meiner Brust, an den kalten Schweiß, der mir aus allen Poren brach; mir graute vor dem, was ich begehrt und was ich getan hatte; wie beschämt wir jetzt alle meinetwegen waren. Ich stahl nie mehr, bis ich ein Teenager war und er im Gefängnis saß.

2

Dad überfiel einen Sommer lang Banken.

Er überfiel die Community Choice Credit Union in der 13 Mile Road in Warren.

Er überfiel die Warren Bank in der 19 Mile Road.

Er überfiel die NBD Bank in Madison Heights.

Er überfiel die NBD Bank in Utica.

Er überfiel die TCF Bank in der 10 Mile Road in Warren.

Er überfiel die TCF Bank in der 14 Mile in Clawson, in der ich mit siebzehn mein erstes Konto eröffnete. Die mit den Bonbonsträußchen in jedem Fenster und dem säuerlichen Krautgeruch vom Bioladen nebenan.

Er überfiel die Credit Union One in der 15 Mile Road in Sterling Heights.

Er überfiel die Michigan First Credit Union in der Gratiot in Eastpointe.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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