Angel  - Forbidden Love - Sophie-Victoria Oettl - E-Book

Angel - Forbidden Love E-Book

Sophie-Victoria Oettl

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Beschreibung

Ich glaube, dass mein Herz geprägt wurde. Zwei Buchstaben brannten sich darauf. Nur zwei. Is. Was würdest du alles für die Liebe riskieren? Nach dem Tod ihres Zwillingsbruders, zieht die 17-Jährige Isabella mit ihrem Vater zu seiner neuen Frau und Tochter nach Phoenix, Arizona. Um morgens einen klaren Kopf zu bekommen, dreht sie eine Joggingrunde und rennt gegen Jonah. Groß, arrogant, durchtrainiert, nervtötend und leider unwiderstehlich heiß. Für ihn ist Isabella jedoch mehr als die Stiefschwester seiner Freundin. Sie ist ein Engel. Der Feind seiner Art. Das Gift. Die Hüterin der größten Macht des Universums. Sein Auftrag. Doch was tun, wenn sich mit der Zeit die Sicht auf vieles ändert. Der Krieg zwischen ihren Arten existiert schon ewig und das Schicksal, welches beide verbindet droht, alles zu zerstören, an was sie je geglaubt haben.

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Sophie-Victoria Oettl ist am 02.06.2004 geboren und geht auf ein Mädchengymnasium. Sie lebt mit ihren Eltern am Rande von München. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, geht sie gerne tauchen, bakt oder trifft sich mit Freunden. Die Angel-Trilogie hat sie mit 13 Jahren angefangen zu schreiben.

Angel – Forbidden Love ist ihr erster Roman.

Für alle, die mich auf bei diesem Weg unterstützt

haben. Ihr seid die Besten!

Inhaltsverzeichnis

Isabella

Isabella

Jonah

Jonah

Isabella

Jonah

Isabella

Jonah

Jonah

Jonah

Isabella

Jonah

Isabella

Jonah

Jonah

Isabella

Isabella

Jonah

Isabella

Jonah

Isabella

Jonah

Isabella

Jonah

Isabella

Jonah

Isabella

Jonah

Isabella

Epilog: Jonah

Isabella

Was der Pfarrer sagte, interessierte mich, wenn ich ehrlich war, überhaupt nicht. Ich wollte auch nicht hören, welche belanglosen Worte er, wie bei der Beerdigung meiner Mutter damals, verwendete. Damals mein Bruder Daniel in die Arme genommen, und mir zu geflüstert, dass alles gut werde. Nur, dass heute seine Beerdigung war.

»Isabella«, riss mich mein Dad aus meinen Gedanken. »Es wird Zeit«, meinte er. Ich nickte und ging langsam auf den geöffneten Sarg meines Bruders zu. Ich umfasste mit zitternden Händen das massive Eichenholz, welches ich für ihn gewählt hatte, und sah ein letztes Mal in das kreidebleiche Gesicht des Menschen, der mich besser verstanden hat, als ich mich selbst, mit dem ich die Hölle auf Erden überstanden habe, der mir immer zur Seite gestanden ist, wenn ich ihn gebraucht habe. Aber ich sah auch die Person, die damals in meinen Armen gestorben ist. Während ich ihn schweigend betrachtete, erinnerte ich mich an seine letzten Worte zu mir.

»Pass auf es auf«, presste er damals heraus. Unter Tränen habe ich genickt, da ich dachte, dass er das Amulett meinte, was das Einzige war, was wir von unserer verstorbenen Mutter hatten. »Pass nur auf dein Herz auf, Is. Versprich es mir«, hat er damals noch gesagt. Als ich gerade meinen Mund aufmachte, um etwas zu erwidern, hatte er seinen letzten Atemzug getan und ist in meinen Händen zusammengesackt.

»Das werde ich, versprochen«, flüsterte ich ihm jetzt ins Ohr bevor mein Vater und ich den Sargdeckel schlossen. Ich drehte mich zu den Leuten um, die extra auf Daniels Beerdigung gekommen waren. Unter ihnen auch ein großer Teil von Schulkameraden und das gesamte Football-Team. Da Daniel und ich selber mit ihnen trainiert haben, hat sich das gesamte Team dazu bereiterklärt, ihm die letzte Ehre zu erweisen und seinen Sarg zu tragen, was sie jetzt auch taten. Alle stellten sich zur Rechten und Linken des Sarges auf, hoben ihn hoch und legten ihn sich auf die Schultern. So gingen wir schweigend bis zu unserem Familiengrab, wo neben der Ruhestätte meiner Mutter ein großes Loch ausgehoben worden wurde. Dort wurde der Sarg meines Bruders langsam hineingelegt und alle versammelten sich, um das Loch um Abschied zu nehmen. Ich steuerte auf die Bank zu, die direkt gegenüberstand und setzte mich hin, weil ich das Gefühl hatte, dass mich meine Beine bald nicht mehr tragen würden. Außerdem brauchte ich Abstand von den weinenden Menschen. Ich ertrug es nicht sie trauern zu sehen, während ich mich vollkommen leer fühlte und keine Emotionen zulassen wollte. Max, mein bester Freund, setzte sich neben mich auf und sah ebenfalls zum Grab herüber.

»Wie geht es Josie?«, fragte ich ihn leise. Josie war Max Schwester. Sie war zwei Jahre lang mit meinem Bruder zusammen und erlitt, nachdem sie von Daniels Tod erfahren hat, einen Nervenzusammenbruch. Heute Morgen schien es ihr besserzugehen, hat aber seit seinem Tod kein einziges Wort mehr gesagt.

»Sie wird es überstehen«, seufzte Max und sah mich an. »Dein Dad hat einen Tisch beim Mexikaner reserviert. Wir kommen später wieder hierher zurück«, versuchte er mich zu überreden mitzukommen.

»Nein«, erwiderte ich sofort. »Mein Dad fährt mit mir direkt nach der Beerdigung zu seiner neuen Frau und ihrer Tochter nach Phoenix, Arizona los. Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal hierherkommen werde. Also lass mich gefälligst in Ruhe, damit ich auf meine eigene Art Abschied nehmen kann, okay?!«, beim letzten Wort brach meine Stimme. Ich wandte mich schnell von Max ab, um mich zu beruhigen. Weinen war das letzte, was ich jetzt tun wollte. Daniel hat immer gesagt, dass es ihm jedes Mal das Herz zerreißt, wenn er mich weinen sieht und ich wollte das nicht mehr tun, für ihn.

»Is...«, fing Max wieder an, doch ich unterbrach ihn sofort.

»Geh einfach!«, schrie ich ihm fast ins Gesicht. Er sah

ein, dass es keinen Sinn machte, mich überreden zu wollen, stand auf und ging mit den anderen Leuten weg. Ich sah dabei zu, wie ein Mann die Erde auf Daniels Sarg lud. Nach einer Stunde war er fertig und hatte auch schon seinen Grabstein hingestellt und alles so hergerichtet, wie ich es mir gewünscht habe. Er ließ mich alleine und ich kniete mich vorsichtig vor das Grab meiner Mutter und meines Bruders. Mir schnürte es die Kehle zusammen, wie so oft in den zwei Wochen, seit er nun tot war. Ich spürte, wie eine heiße Träne sich aus meinen brennenden Augen löste und mir langsam die Wange herunterrannte. Es war nur eine einzige, aber sie spiegelte alle meine Gefühle wider, die sich in der Zeit seit er tot war, in mir aufgestaut hatten. Am liebsten würde ich jede einzelne Sekunde weinen. Ich könnte ganz Nordamerika unter Wasser setzen, wenn ich zulassen würde, dass meine Gefühle mich leiten würden. Aber ich durfte nicht. Es würde dann nur einen Bruchteil einer Sekunde dauern, bis ich die Kontrolle verlor. Deshalb wischte ich die Träne schnell weg, atmete tief durch, schloss meine Augen und erinnerte mich an unsere gemeinsame Zeit.

Eine Stunde später kniete ich immer noch vor dem Grab und verlor mich noch tiefer in den Erinnerungen von unseren Geburtstagen und den Thanksgiving Festen, von unseren Weihnachts- und Neujahrsfeiern, bis hin zu unseren gemeinsamen Ferien und Schulwegen. Die Hand meines Dads legte sich um mich und drückte meinen Kopf an seine Schulter. Seine andere Hand strich mir vorsichtig über das Haar. Ich wusste, dass er mich nur aufmuntern wollte, aber wie konnte ich auch nur einen Funken Freude besitzen, wenn nicht nur meine Mutter, sondern jetzt auch noch mein Zwillingsbruder tot waren?

»Welch eine Ironie«, dachte ich. »Die zwei nettesten und fürsorglichsten Engel haben unbedingt den ungerechtesten Tod erhalten«. Aber lieber wollte ich an den Gehirntumor meiner Mutter und an den Autounfall meines Bruders Daniel denken, als an den bevorstehenden Umzug zu der neuen Frau meines Vaters und ihre Tochter nach Phoenix. Doch jetzt zog mich mein Vater mit einem Ruck auf die Füße und schleifte mich gefühlskalt zu seinem Wagen. Ohne darauf zu achten, mir noch ein wenig Zeit zu geben, um mich zu verabschieden, öffnete er mir die Beifahrertür und ließ mich einsteigen. Innerlich sträubte ich mich, mich in den Wagen zu setzen, da ich wusste, dass wir jetzt nach Phoenix fahren würden. In meine neue Heimat, wie mein Dad es immer nannte. Aber ich hatte keinen Nerv mehr, mich dagegen zu wehren.

»Es ist das Beste für uns«, meinte Dad. »So können wir am besten mit der Sache abschließen«. Ich wollte aber nicht mit der Sache abschließen. Ich wollte nicht mit meinem Bruder abschließen. Ich wollte mich auch nicht von Los Angeles, Santa Monica, meiner Schule oder meinen Freunden verabschieden. Um mit meinen Gedanken allein zu sein, schloss ich die Augen und schon bald viel ich in einen unruhigen Schlaf.

Dad rüttelte mich wach. Wir parkten in der Einfahrt unseres neuen Hauses. Als wir beide eintraten, begrüßten uns auch schon Stella und ihre Tochter Charlotte.

»Isabella, meine Liebe. Schön, dass du hier bist«, meinte Stella, die neue Frau meines Vaters zu mir und umarmte mich. Klar, du mich auch. »Charlotte zeig Isabella bitte schon mal ihr neues Zimmer«, meinte sie und wandte sich meinem Vater zu. Charlotte schnaubte nur und ging die Treppe vor mir hoch, während sie anfing zu reden:

»Regel Nummer 1: Mein Zimmer ist verboten. Regel Nummer 2: Wenn meine Freunde da sind, bist du weg und Regel Nummer 3: Wehe du flirtest mit Jonah«. Ich schnaubte und antwortete auf diese ‘Regeln‘.

»Charlotte, die Personen, mit denen du befreundet bist, müssen entweder durchgehend irgendetwas einwerfen, um dich zu ertragen, dümmer als ein Kieselstein sein oder aus der Psychiatrie ausgebrochen sein.«

»Alle meine Freunde sind bestimmt intelligent als du und wir machen auch alle dieses Jahr unseren Abschluss«. Ich lachte in mich hinein und fragte:

»Wirst du nicht bald 20? Sollten Personen in deinem Alter nicht eigentlich schon auf dem College sein?«

»Okay, ich hasse dich und du hasst mich. Wir beide werden uns auf einen minimalen Kontakt beschränken und in der Schule kennen wir uns nicht«. Mit diesen Worten knallte Charlotte die Tür mit einem lauten Knall zu und ließ mich allein. Ich stöhnte auf, als ich die kahlen Wände und den, noch nicht einmal fertig ausgelegten, Laminatfußboden in meinem neuen Zimmer sah. Wahrscheinlich diente dieser Raum als Abstellkammer für die alten Sachen von Charlotte. In einer Ecke standen die Kisten mit meinen Sachen und ein Teil meiner Möbel, die mein Dad schon vor einer Woche hierherbringen hat lassen.

»Zeit für das Amulett«, murmelte ich und zog den Saphir Anhänger unter meinem Shirt hervor. Während ich das tat, erinnerte ich mich wieder daran, wie meine Mutter mir ihn an ihrem Sterbebett gegeben hatte.

»Beschütze es. Beschütze das Amulett mit deinem Leben«, hat sie mir damals zugeflüstert. Danach schlief sie ein und wachte nie wieder auf. Mit mulmigem Gefühl umgriff ich das Amulett, schloss die Augen und wünschte mir, dass alles fertig wäre. Als ich die Augen wieder öffnete, war das Zimmer weiß gestrichen und eine einzelne türkise Wand bildete einen schönen Kontrast. Meine Möbel waren aufgebaut und meine Sachen perfekt eingeräumt. Ich drehte eine kleine Runde in dem Raum, blieb mit meinem Blick kurz an den Bildern meiner Freunde hängen und ließ mich schließlich auf mein Wasserbett sinken. Das Bild von Daniel, meiner Mutter und mir, dass damals zu unserer Einschulung gemacht worden war stand, wie auch schon in meinem alten Zimmer auf dem Nachttisch. Obwohl ich fast die gesamte Fahrt geschlafen hatte, war ich hundemüde. Ein Blick auf die Uhr machte mir klar, dass ich in weniger als acht Stunden meinen ersten Tag in der neuen Schule beginnen würde.

Isabella

Musik dröhnte mir in den Ohren, während ich auf meinen erhöhten Puls beim Laufen achtete. Es war ungewohnt, nicht mehr die ganzen Geschäfte und den Hollywood-Schriftzug beim Joggen zu sehen. Ich erinnerte mich an meinen Lieblings-Starbucks, an dem ich immer vorbeikam und mir jedes Mal einen Kaffee holte. Stattdessen sah ich jetzt ältere Frauen, die die Buchsbäume in ihren perfekt gepflegten Vorgärten schnitten und das Unkraut aus dem Gras zupften. Ich sah schon unser neues Haus in der Ferne und.

»Aua«.

Ich prallte gegen jemanden und fiel auf den steinigen Parkboden. Dabei glitt mir mein Handy aus der Hosentasche und zog mir die Kopfhörer aus den Ohren.

»Pass doch auf!«, ertönte eine Männerstimme, die, wie ich jetzt sah, einem Jungen in meinem Alter gehörte.

Er war wahrscheinlich nicht viel älter als ich. Vielleicht 19 oder 20. Seine schweißnassen Haare klebten ihm im Gesicht. Und sein durchtrainierter Körper ließ mich wissen, dass er auf jeden Fall nicht nur hin und wieder hier joggen geht. Ich sah in seine dunklen Augen, die mich zornig anfunkelten. Obwohl er alles andere als schlecht aussah, wusste ich, dass ich mich vor ihm besser in Acht nehme.

»Wie bitte?!«, fragte ich empört. »Du bist doch in mich reingelaufen!«. Ich griff nach meinem Handy und stand wieder auf.

»Shit!«, kam es aus meinem Mund hinaus. Mein ganzes Display war gesplittert. Der Junge lachte höhnisch und meinte vergnügt:

»Da muss wohl jemand mal wieder in den Apple Store!«.

»Was meinst du, wenn ich dich nach fünf Jahren Erfahrung im Kickboxen, in deinen Arsch treten würde, muss da dann wohl jemand ins Krankenhaus?«, erwiderte ich sichtlich genervt.

»Halt deine Klappe, du kleine Hure«, sagte er nur noch und lief wieder los. Auch ich setzte meine morgendliche Jogging Runde fort und trat schon bald in das Haus, in dem ich jetzt wohnte. Schon im Eingang roch ich die Spezial-Pancakes von einem Vater, die er immer machte, wenn Daniel oder ich krank waren oder Geburtstag hatten. Als ich in die Küche trat, saß Charlotte schon am Tresen und aß meine Pancakes.

»Morgen, meine Kleine. Auch ein paar?«, fragte mich Dad.

»Die schmecken wirklich ausgezeichnet!«, meinte sie.

»Ich weiß. Die hat er früher immer für Daniel und mich gemacht«, antwortete ich zähneknirschend.

»Tja, Charlotte ist jetzt nun mal auch meine Tochter. Weswegen ich sie auch für sie mache und jetzt setz dich und iss«, sagte Dad. Schweigend ging ich zum Kühlschrank, um mir eine Flasche Wasser herauszuholen. Ich trank sie in einem Zug aus und verschwand ohne ein Wort in meinem neuen Zimmer unter der Dusche.

Als ich wieder runterkam, standen schon mein Dad, Stella und Charlotte im Gang. Hinter Charlotte stand... Der Typ aus dem Park. Seine Haare waren getrocknet und jetzt erkannte ich, dass sie dunkelbraun waren, aber ein paar hellere Strähnen drinnen hatten. Jetzt war es nicht mehr zu leugnen. Er sah verdammt gut aus, weshalb ich noch mehr auf Abstand zu ihm aus war. Je hübscher, der Typ, desto gefährlicher ist er. Dies musste ich schon schmerzlich lernen. Auch er erkannte mich, denn er meinte: »Eh, das ist die Schlampe aus dem Park, die mich angerempelt hat«.

»Soll ich dir wirklich einen Tritt in den Arsch geben. Oder willst du ihn direkt in dein Gesicht?«, fragte ich, schon wieder gereizt. »Wo ist mein Autoschlüssel?«. Er überreichte mir die Schlüssel meines Wagens. Ich nahm sie mir und quetschte mich an den anderen vorbei hinaus ins Freie. Nachdem ich in meinen Wagen gestiegen war, schaltete ich das Navi ein und fuhr zu meiner neuen Schule los.

Das Gebäude war größer als das meiner alten Schule und ich hatte große Probleme, das Direktorat zu finden. Während ich die Schilder neben den unzähligen Türen las, schweiften meine Gedanken zu dem Typen von heute Morgen.

»Irgendetwas ist komisch an diesem Kerl«, schoss es mir durch den Kopf. Nach weiteren 5 Minuten orientierungslosem Hin- und Herlaufen, fragte ich schließlich ein rothaariges Mädchen nach dem Weg. Sie strahlte mich an und meinte: »Du bist bestimmt Bella. Frisch aus Los Angeles hergezogen. Stiefschwester von Charlotte Mitchell«.

»Fast. Ich heiße Isabella. Aber woher kennst du meinen Namen, du Stalkerin?«. Wir lachten. Sie ist sympathisch.

»Weil Charlotte sich schon seit Monaten über dich beklagt. Ich bin übrigens Anna. Komm mit, ich zeige dir das Direktorat und dann den Weg zu deinem Klassenzimmer«. Mit diesem Satz ging sie voraus zum Direktorat.

»Warte wie heißt du eigentlich?«.

»Ich bin Anna«, meinte sie, bevor sie an einer Tür klopfte und die Klicke zum Direktorat runter drückte.

»Willkommen an der Centennial High-School. Ich bin Mrs. Thompson, die Schulleiterin. Schön, dass du Anna bereits kennen gelernt hast, sie kann dir alles zeigen, da ihr die meisten Kurse zusammen habt. Hier sind dein Stundenplan und deine Bücher. Dazu muss jeder Schüler hier mindesten ein Wahlfach belegen. Ach ja, deine Klasse fährt nächste Woche nach Los Angeles, bitte füll die Daten bis morgen aus und gib das Geld direkt mit den Anmeldungen ab. Soweit alles verstanden? Gut, und jetzt geht, ihr habt Unterricht«.

Sie verabschiedete uns mit einem kalten Händedruck, danach schickte sie uns aus dem Zimmer und machte die Tür zu.

»Okay, zuerst haben wir eine Stunde Weltgeschichte bei Mr. Smith. Er ist ziemlich cool und du wirst ihn mögen«, meinte Anna und zeigte mir den Weg zum Klassenzimmer. Wir betraten den Unterrichtsraum wo Mr. Smith schon auf uns wartete.

»Ah, Ms. Marten. Schön, dass sie hier sind. Ich bin Mr. Smith, ihr neuer Geschichtslehrer. Da wir uns hier in der Abschlussklasse befinden, handeln die Ausfragen und Tests über das gesamte angesammelte Wissen der Geschichte. Du hast aber genug Zeit den Stoff, die du noch nicht gelernt hast, nachzuholen. Ich hoffe, du lebst dich schnell ein«. Ich nickte und setzte mich neben Anna. Immer mehr Schüler kamen herein und füllten langsam den Raum. Währenddessen widmete ich mich der Anmeldung des Wahlunterrichts:

Jahrbuch

Volleyball

Ringen

Tanzen

Cheerleading

Theater

American Football

Turnen

Schülerzeitung

Schwimmen

Programmieren

Orchester

Leichtathletik

Boxen Chor

»Keine tolle Auswahl«, dachte ich mir.

»Nimm Cheerleading, da bin ich auch. Du musst dort zwar eine Aufnahmeprüfung bestehen, aber dafür darfst du mit den Jungs vom Football-Team zwei Wochen im Trainingslager verbringen«, meinte Anna.

»Ach, ich wusste gar nicht, dass wir jetzt jeden aufnehmen«, mischte sich Charlotte ein, die Hand in Hand mit dem Typen von heute Morgen in den Raum kam.

»H... H... Hi Jo... Jo... Jonah!«, stotterte Anna und wurde rot.

»Lass mich raten. Er ist der Star-Quarterback und du die Chef-Cheerleaderin?«, fragte ich süffisant.

»Klar, wir sind die beste Footballmannschaft in der USA!«, prahlte Jonah.

»Echt?«, fragte ich erstaunt. »Ich weiß zufällig, dass ihr nur die zweitbeste Mannschaft seid. Hat die Santa Monica High-School euch nicht letztes Jahr geschlagen?«.

»Schlampe«, murmelte Jonah und setzte sich mit Charlotte vor uns. Mr. Smith schloss die Tür und begrüßte uns.

»Jonathan kannst du mir sagen, welche drei Herrschaftsformen es gibt und was der Unterschied zwischen ihnen ist?«.

»Monarchie ist doch klar. Der Monarch regiert die Welt. Die anderen Formen sind: Königarchie und Kaiserarchie. Der Unterschied ist die Person, die regiert«, meinte Jonah achselzuckend und legte seine Beine überkreuzt auf den Tisch.

»Wenn Sie so weitermachen, fallen Sie in diesem Kurs durch. Kann mir irgendjemand anderes diese, anscheinend sehr schweren, Fragen beantworten?«, fragte Mr. Smith in die Runde hinein. Mein Finger schoss sofort in die Höhe.

»Ja, Isabella«, wurde ich aufgerufen.

»Monarchie bedeutet, dass der König regiert. Die anderen Formen sind einmal die Aristokratie was bedeutet, dass der Adel regiert und dann gibt es noch die Demokratie, das heißt, dass das Volk bestimmen darf.«

»Sieht so aus, als ob wir hier ein Geschichts-Genie haben. Machen wir weiter«. Ich lächelte in mich hinein und setzte mein Kreuz für den Wahlunterricht bei American Football. Die restliche Stunde bei Mr. Smith verlief ziemlich langweilig. Er erzählte uns mehr von den verschiedenen Herrschaftsformen, während ich die Unterlagen für die Klassenfahrt nach LA. ausfüllte. Mir verschlug es die Sprache, als ich die 1000 $ las, die wir für die Klassenfahrt bezahlen sollten.

»Ich muss heute sehr viel Geld abheben«, murmelte ich kopfschüttelnd und folgte Anna nach der Geschichtsstunde in die kurze Pause, die wir immer zwischen den Stunden hatten.

»Okay als Nächstes haben wir Physik bei Mr. Cohen«, meinte Anna, während sie mir den Weg zu meinem neuen Spind zeigte. Ich stopfte alle Bücher, die ich nicht brauchte, hinein und verstaute das Physikbuch in meiner Tasche.

»Und wo geht’s lang?«. Anna packte mich am Handgelenk und schleifte mich zum Physikraum. Auch dort setzte ich mich neben sie. Mr. Cohen betrat zwei Minuten später den Raum. Interessiert nahm ich die Personen in meinem Umfeld war. Die Football-Spieler, die in mittig mit ihren Trikots saßen und sich einen kleinen Football zuwarfen, wenn Mr. Cohen mal nicht hinsah. Hinter ihnen saßen die Cheerleader in ihren Jacken mit dem Schulmaskottchen drauf und sahen verliebt den Footballern beim Werfen des Balles zu. In der ersten Reihe erkannte ich die Nerds, die schon jetzt alle ihre Sachen auf dem Tisch hatten und sich angeregt über irgendwelche Motoren und Schaltkreise unterhielten. Leider kam es, wie es kommen musste. Anna setzte sich direkt hinter Jonah und Charlotte. Ich bin mir sicher, dass sie, wie der Rest der weiblichen Personen an dieser Schule, in ihn verknallt war. Würg. Mir wurde beim Anblick meiner Stiefschwester und ihrem Freund schlecht. Man konnte noch nicht einmal erkennen, ob ihre Zunge in seinem Mund war, oder seine in ihrem, jedenfalls war es verdammt ekelig. Das Gleiche dachte bestimmt auch Mr. Cohen, als er sagte: »Also, jetzt reicht es mir endgültig mit ihnen beiden. Ich habe sie beide schon oft genug darüber aufmerksam gemacht, dass ich es nicht möchte, dass sie sich hier in meinem Unterricht abschlecken. Jonathan, Sie tauschen jetzt mal den Platz mit Anna«. Jonah verdrehte die Augen, schnappte sich seine Sachen und warf sich auf den Platz neben mir, während Anna nach vorne ging.

»Bestrafen sie damit ihn oder mich?«, fragte ich genervt. Mr. Cohen ignorierte mich aber, zog die oberste Schublade seines Schreibtisches auf und holte einen dicken Stapel an Blättern heraus, während er freudestrahlend einen Überraschungstest über Atome verkündete. Das Einzige, was ich über dieses Thema wusste war, dass ich es hasste. Es erinnerte mich an Daniel, der Physik über alles liebte. Jeder hat gesagt, dass er irgendwann mal den Nobelpreis in dem Bereich bekommen würde. Ich spürte, wie mir langsam Tränen in die Augen traten, weswegen ich, ohne auch nur ein Wort zu sagen, den Raum verließ. Ich sah gegenüber dem Physikraum die Mädchentoilette und lief geradewegs hinein. Schluchzend lehnte ich mich an eines der Waschbecken und versuchte meine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Meine Mutter hat immer gesagt, dass die Gefühle von Engeln wie eine große tickende Zeitbombe sind.

»Wenn du sie nicht kontrollieren kannst, kannst du auch nicht mehr deine Menschengestalt bewahren und du würdest dann jedem zeigen, was du wirklich bist.« Meine Augen würden anfangen goldfarben zu leuchten, meine Haut würde beginnen, sich creme -farben zu verfärben, und irgendwann würden meine Flügel aus meinem Rücken wachsen. Ich habe die ersten beiden Schritte schon öfters durchlebt, aber mir sind noch nie die Flügel ungewollt aus dem Rücken gewachsen. Bis jetzt. Der Schmerz der wachsenden Schwingen ließ mich zusammensacken. Doch bevor ich den Boden berührte, packten mich zwei starke Arme und ich hörte Mr. Cohen sagen:

»Mann, ich habe das Gewicht einer Hüterin echt unterschätzt«. Er half mir, mich wiederaufzurichten und mich zu beruhigen, bis meine Flügel verschwanden, meine Hautfarbe sich normalisierte und meine Augen wieder ihr gewöhnliches Blau annahmen. Irgendwann fragte ich irritiert:

»Woher wissen Sie...«

»Was?«, fragte er lachend: »Dass du, Isabella Marten, Tochter von Emily Marten, die Hüterin bist?«. Zögernd nickte ich.

»Könnte vielleicht daran liegen, dass ich ein Gelehrter bin«. Mir klappte die Kinnlade runter. Vor mir stand einer der sieben Gelehrten. Einer der, die dafür sorgten, dass wir Engel kein Gesetz verstoßen. »Ich weiß, dass du das nicht glauben kannst. Einer der Sieben vor deinen Augen«, prahlte er, wurde dann aber sehr ernst: »Bitte, denk aber jedes Mal daran. Du wirst immer wichtiger sein, als alle Engel, die es gibt. Denn du bist der Schlüssel zu unserer gesamten Macht«. Er nahm mich in die Arme und ich empfand ein seltsames Gefühl der Vertrautheit. Ich hatte diesen Mann vorhin zum allerersten Mal in meinem Leben gesehen, doch es kam mir so vor, als ob wir seit Jahren gute Freunde wären.

»Ich glaube, dass du jetzt lieber mal nach Hause gehen solltest«, meinte er zu mir. »Du hast gestern sehr viel durchgemacht und bist bestimmt immer noch sehr erschöpft«. Damit reichte er mir meine Tasche in die Hand. Ich schaute ihn verwirrt über seine Hilfe an. »Ich hatte schon so eine Vermutung«, antwortete er auf meine nicht gestellte Frage mit einem Lächeln.

»Danke, Mr. Cohen«.

»Bitte, nenn mich Thomas«, verbesserte er mich, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen, aus dem Raum.

Isabella

Mein Navi zeigte mir den Weg, als ich, auf der Suche nach einem Elektronik-Geschäft in die Stadt fuhr. Ich musste mir dringend ein neues Handy kaufen, da die Reparatur meines Displays viel zu teuer wäre. Schon bald fand ich ein Einkaufszentrum, in dem sich auch ein Apple-Store befand. Ich parkte meinen Wagen in der Tiefgarage und ging rein.

»Na, wenn das nicht die kleine Isabella ist«, hörte ich jemanden rufen, als ich den Laden betrat. Der alte Freund meines Vaters begrüßte mich mit seinem einzigartigen Grinsen. »Steven«, sofort stieg meine Laune. Steven war, bevor er wegen seiner Arbeit umziehen musste, jeden Tag bei uns und hat Daniel und mir immer jeden Wunsch von den Lippen abgelesen und uns bei den Hausaufgaben und Tests geholfen.

»Was machst du den in so einer Stadt wie Phoenix?«, fragte er mich.

»Nachdem Daniel von einem Auto angefahren wurde und an innerer Verblutung verstarb, ist mein Dad mit mir zu seiner neuen Frau und ihrer Tochter hierhergezogen«, erklärte ich ihm.

»Oh Mann, das tut mir echt total leid für dich«, meinte Steven und drückte mich fest. »Aber was verschlägt dich in einen Apple Store?«.

»Mein Handy ist mir vorhin beim Joggen auf dem Boden gefallen«, erklärte ich ihm.

»Also brauchst du ein neues?«, schlussfolgerte er und ich nickte verlegen. Es war mir unangenehm, Steven zu sagen, dass mein Handy kaputt war, da ich es von ihm damals bekommen habe.

»Aber ich lasse wahrscheinlich nur das Display austauschen, mein Apple Care + läuft immer noch, deshalb...«

»Vergiss diesen Vorschlag direkt mal wieder«, unterbrach er mich kopfschüttelnd, bevor er entschieden meinte: »Du bekommst von mir ein neues. Und bevor du etwas erwiderst, sieh es als Entschuldigung, dass ich nicht bei Daniels Beerdigung war und ich vergessen habe, dir dieses Jahr etwas zum Geburtstag zu schenken. Deshalb frage ich jetzt: Welches Handy möchtest du haben?«. Ich lächelte und umarmte ihn kurz, bevor ich mich zu den neuen Handys umdrehte. Nach langem hin und her, bezahlte Steven mir mein neues IPhone und legte noch AirPods oben drauf.

»Das hättest du nicht tun müssen«, meinte ich zu Steven, als ich das neue Handy vorsichtig aus dem Karton nahm und anschaltete, um es einzurichten.

»Das war sogar notwendig. Da sich dein Dad anscheinend nicht um dich kümmert«, erklärte er mir mit einem Lächeln auf den Lippen und strich mir mit einer Hand langsam den Rücken auf und ab.

»Soweit ich weiß, denkt er, dass, solange ich Geld von ihm bekomme, alles in Ordnung wäre«.

»Wenn irgendwas sein sollte, ruf mich an, okay?«, meinte er und sein Handy fing an zu klingeln.

»Ich wünschte, ich könnte noch mit dir was essen gehen, aber da muss ich wirklich dran gehen. Ich hoffe wir sehen uns mal wieder und sag deinem Dad, er soll sich mal bei mir melden« Er umarmte mich kurz, nahm dann ab und entfernte sich von mir. Jede Begegnung mit Steven war besser als die andere. Er war mir in meiner gesamten Kindheit mehr Vater, als mein eigener Dad. Als mein neues Handy fertig eingerichtet war, linste ich auf meine Uhr. Es war bald Nachmittag und mein Magen meldete sich. Weil mir kein besserer Laden zum Essen einfiel, beschloss ich, zu McDonalds zu gehen. Nachdem ich in meinen Big Mac gebissen hatte, leuchtete mein neues Handydisplay auf. Es war eine Nachricht von Max. Wahrscheinlich eine Entschuldigung für gestern:

Max:Hey, Is. Wie geht’s? Alles okay bei dir?Ich drückte auf das Mikrofon neben der Tastatur, um eine Sprachnachricht aufzunehmen.

Ich:Hey, danke der Nachfrage. Eigentlich geht es mir ziemlich gut. Nachdem ich im Physikkurs einen emotionalen Zusammenbruch hatte, in dem ich sogar die 3. Phase erreicht habe, hat sich herausgestellt, dass mein Physiklehrer einer der Gelehrten ist. Danach hat mir Steven, den ich im Einkaufszentrum getroffen habe, ein neues Handy gekauft, da mein Display gesplittert, ist.

Und bei dir so?

Max:Moment mal, du hast im Physikkurs die 3. Phase erreicht?

Ich:Ich bin davor auf die Toilette gerannt, Dummkopf.

Nun vibrierte mein Handy und Max rief an:

»Was?«, meinte ich gespielt genervt.

»Wieso haben bei dir die Verwandlungsphasen angefangen und ist dein neuer Physiklehrer wirklich einer der Gelehrten?«, fragte er fassungslos und mit einem Hauch Besorgnis in seiner Stimme, die er zu verbergen versuchte.

»Ich kann es auch nicht glauben«, gab ich offen zu.

»Und mir geht es übrigens gut. Vielen Dank, dass du gefragt hast. Ich habe nur nicht erwartet, dass«, ich zögerte und hörte Max am anderen Ende meinen Satz zu Ende sprechen.

»Es dich so fertig macht«.

Ich nickte stumm. Er konnte es zwar nicht sehen, wusste aber anhand meines Schweigens, dass es so war. Kaum hörbar murmelte er: »Schön, dass wir nicht die einzigen sind«.

»Was meinst du mit wir?«, fragte ich nun neugierig und er begann zu lachen:

»Josie und ich. Uns hat Physik auch fertig gemacht«. Ich fing an zu grinsen, wechselte dann aber das Thema:

»Habt ihr schon einen Ersatz für meine Position im Team gefunden?«.

Ich war in meiner alten Schule, Wide Receiver gewesen und hatte letzte Saison den entscheidenden Punkt gegen meine jetzige Schule geholt.

»Peter Cameron wurde zu deinem Nachfolger gewählt. Obwohl er niemals an dich herankommen wird. Aber wehe, du fängst an deiner neuen Schule an, Football zu spielen«. Ich fing an zu lachen und prahlte:

»Wir würden euch so fertig machen, dass ihr in eurem Tränenmeer zurück nach Santa Monica schwimmen könnt«.

»Ich schwöre dir, dann ist es endgültig aus mit unserer Freundschaft«. Wir lachten und scherzten noch weiter, bis Max auf einmal zu fluchen begann:

»Scheiße, ich habe in drei Minuten Football-Training.«

»Okay, ich hoffe, ihr trainiert so hart, dass ihr es mit uns aufnehmen könnt«. Er lachte und legte auf. Schon 15:00 Uhr. Also aß auf und beschloss shoppen zu gehen. Ich war schon lange nicht mehr alleine Klamotten anprobieren gewesen. Früher ging ich immer mit Daniel, Max und seiner Schwester Josie durch die Läden. Josie hat mir beigebracht, dass ich, wenn ich sauer auf meinen Vater war, einfach seine Kreditkarte nehmen und damit shoppen gehen soll. Dad hat mir seine Karte heute Morgen gegeben, damit ich mein Auto tanken kann, was ich auch unbedingt noch machen muss, weil der Sprit nur noch für knappe zehn Kilometer reichte. Der Geruch von Leder stieg mir in die Nase, als ich meinen Lieblingsladen betrat.

»Hallo. Mein Name ist Natasha Torres. Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?«, begrüßte mich eine Frau mittleren Alters.

»Könnte ich vielleicht die neue Kollektion sehen?«

»Aber natürlich! Bitte folge mir«. Damit führte sie mich in die hintere Ecke des Ladens.

»Haben Sie schon mal etwas von uns gekauft oder ist dies das erste Mal?«, fragte sie mich.

»Fast alle meine Ledersachen, die ich habe, sind von hier«.

»Echt? Ich habe Sie noch nie hier gesehen«.

»Ich bin mit meinem Vater erst kürzlich hierhergezogen«.

Mein Blick huschte auf die rechte Seite und da sah ich sie. Eine graue Wildlederjacke mit silbernem Reißverschluss und ebenfalls mit silbernen Reißverschlüssen verschließbaren Taschen.

»Wie viel kostet die Jacke dort?«, fragte ich Natasha.

»Diese Jacke ist ein Unikat, ein Einzelstück. Ich bin mir nicht sicher, ob der Preis für eine so junge Frau bezahlbar ist«, gestand sie vorsichtig.

»Tja, ich habe die Kreditkarte meines Vaters und wenn sie zufällig Größe 38 hat, würde ich sie gerne anprobieren?«, fragte ich hoffnungsvoll.

»Aber natürlich«, sie lächelte mich an. Sie reichte mir die Jacke und ich zog sie schnell über. Das weiche Leder schmiegte sich angenehm an meinen Körper und ich genoss das Gefühl der Geborgenheit. Daniel hat damals angefangen Lederjacken zutragen und irgendwie auch mich mit dieser Liebe infiziert.

»Welche Schuhgröße haben Sie?«, riss mich Natasha aus meinen Erinnerungen.

»41. Warum?«, gab ich ihr schlicht zurück.

»Wir haben dazu, nämlich die passenden Stiefel«. Sie reichte mir graue Wildlederstiefel mit Absatz und ebenfalls silbernem Reißverschluss »Diese würden um die 400 $ kosten«, meinte sie, während ich hineinschlüpfte. Alles in diesem Laden in meiner Größe passte mir perfekt. Ich drehte mich noch etwas vor dem Spiegel, bevor ich mit einem Lächeln sagte:

»Ich nehme beides«.

Es war zwar extrem teuer, aber mein Vater hatte mir schließlich auch praktisch alles weggenommen. Meine Freunde, meine Schule, meine Hobbys, mein gesamtes Leben. Also ist der Preis für diese Sachen, nur ein kleiner Teil der Wiedergutmachung. Sie schaute mich überrascht an.

»Natürlich«. Sie nahm mir beides ab und führte mich zur Kasse. »Haben sie eine Kundenkarte?«. Ich reichte ihr die Kreditkarte meines Vaters und meine Premium-Kundenkarte. Sie zog beides durch den Schlitz und überreichte sie mir zusammen mit den Tüten.

»Wissen Sie, wo hier in der Nähe eine Tankstelle ist?«, fragte ich nebenbei.

»Aber sicher. Wenn Sie aus dem Parkhaus hinausfahren einfach rechts abbiegen und ca. einen Kilometer fahren, dann müsste auf der rechten Seite eine auftauchen«.

Ich bedankte mich bei ihr und verließ mit den Einkaufstaschen den Laden. Ich legte die Tüten auf den Beifahrersitz und stieg auf der Fahrerseite ein. Tatsächlich war genau dort, wo Natasha gemeint hat, eine Tankstelle. Kurz nachdem ich die Zapfsäule verließ, um drinnen zu zahlen, parkte ein verbeulter Pick-Up direkt neben mir und Jonah stieg zusammen mit noch jemandem aus. Auch er sah mich und meinte zu der anderen Person:

»Das ist die kleine Bitch von der ich dir erzählt habe«. Nun kamen beide auf mich zu. »Schlampe«, begrüßte er mich.

»Hey Arschgesicht. Ich habe mir gerade neue Stiefel gekauft die danach schreien, dir einen Arschtritt zu verpassen«. Er lachte. Doch dann hielt mir die Person, mit der Jonah hier war die Hand vor meine Nase.

»Verzeih meinen Bruder. Seine Zwillingsschwester ist definitiv die angenehmere Seite. Mein Name ist übrigens Sebastian«. Verwirrt nahm ich seine Hand entgegen und schüttelte sie.

»Ihr seid wirklich verwandt? Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen«.

»Ich auch nicht«, gab Sebastian zurück und wir begannen zu lachen. »Und du bist?«.

»Oh, Sorry. Isabella«.

»Du hast eine wunderschöne Halskette, Isabella. Dürfte ich sie mir vielleicht genauer anschauen?«

»Nein«, erwiderte ich sofort und umgriff schützend an das Amulett. Auf einmal spielte sich eine Szene vor meinem inneren Auge ab:

Ich hörte zwei Kinder schreien. Sie fielen von einem Dach. Nein, jemand hat sie geschubst. Ich sah glühend graue Augen. Sie gehörten einem Jungen, etwa zehn bis zwölf Jahre alt, der auf die fallenden Kinder hinabblickte. Ich begriff, dass ich eines der fallenden Kinder war.

»Alles okay?«, riss mich Sebastian aus dieser Szene.

»Ja«, gab ich zurück. »Es ist nur so, dass ich die Kette von meiner Mutter habe, die verstorben ist, als ich acht war. Ich gebe sie also ungern weiter«.

»Ach so, das verstehe ich natürlich«, gab er mir zu verstehen. »Wir müssen aber jetzt auch weiter«, ergänzte er und sah zur Ladentür. In dem Moment öffnete sich die Ladentür und Jonah trat heraus. Er warf Sebastian einen Blick zu und stieg ins Auto. »War schön dich kennengelernt zu haben, Isabella«, verabschiedete sich Sebastian von mir, stieg zu Jonah ins Auto und fuhr los. Jetzt ging auch ich in den Laden, um zu zahlen. Irgendwas stimmte nicht. Diese Szene in meinem Kopf. Es war nicht so, dass ich sie wie eine zusehende Person gesehen habe, wie sonst immer. Es war, als ob ich selber eine der Personen wäre. Mit diesem Gefühl stieg ich in meinen Wagen und fuhr nach Hause.

Jonah

»Jonah. Jonah«. Ich zuckte zusammen, als Charlotte meinen Namen sagte »Also die Party beginnt um acht«, meinte sie, während ich immer noch auf die Tür starrte, aus der zuerst Charlottes Stiefschwester und dann auch noch Mr. Cohen gestürmt sind. Ella schlug mir von hinten auf den Kopf.

»Was?!«, griff ich sie an.

»Sie hat von ihrer Geburtstagsparty am Wochenende gesprochen«.

»Das habe ich mitbekommen«, gab ich genervt zurück und blickte wieder zu der Tür.

»Du bist schon wieder mit den Gedanken woanders«, meinte sie, wobei ich eine kleine Spur von Besorgnis raushörte.

»Und?«.

»Im Gegensatz zu dir, passe ich auf«. Ella machte eine kurze Pause, um die Dramatik zu steigern: »Und genau deshalb bin ich nicht nur der schlauere, sondern auch der sympathischere Zwilling von uns beiden«. Leider konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich liebte die Art meiner Schwester einfach.

»Sei einfach um sieben da, okay«, meldete sich Charlotte wieder zu Wort und drehte sich zur Tafel, als Mr. Cohen den Klassenraum wieder betrat und uns mitteilte, dass der Test nicht gewertet wird. Ich starrte auf meinen fertig ausgefüllten Test.

»Wo ist Isabella, Mr. Cohen?«, fragte das Mädchen, mit dem ich Platz tauschen musste. Ich glaube, sie heißt Anna, oder so.

»Ihr ging es nicht so gut und ich habe sie nach Hause geschickt«, erklärte er. 10 Minuten später klingelte es zur Pause.

Ich kam aus der Jungs Umkleide und betrat die große Dreifach-Turnhalle, wo Mr. King schon auf uns wartete.

»Jonathan!«, begrüßte er mich.

»Hallo Mr. King. Wie geht es ihrer Tochter?«, fragte ich.

»Sehr gut. Nett, dass du fragst. Wäre es in Ordnung, wenn sie heute eine halbe Stunde später anfängt?«. Mr. Kings' Tochter Rose nahm auf der Ranch meiner Tante Reitunterricht bei mir. Sie war für eine 8-Jährige extrem talentiert.

»Natürlich«. Charlotte schlang von hinten ihre Arme um mich. Ich verdrehte die Augen. Klar, Charlotte war heiß und gut im Bett. Aber wenn ich mit ihr zusammen bin, ist es so, als ob ich mit einem Bambus-Rohr meine Zeit verbringe. Nur, dass das Bambus-Rohr nicht so teuer und anhänglich wäre. Mr. King bemerkte meinen Blick und rief in den Raum:

»Zehn Runden durch die Halle laufen und das, ohne abzukürzen!«. Damit drehte er die Musik auf und wir fingen an, durch die Halle zu laufen. Während ich mich auf meinen ruhigen Puls und den regelmäßigen Herzschlag achtete, tauchte plötzlich Ella neben mir auf und funkelte mich herausfordernd an.

»Na gut. Aber du hast es so gewollt«, gab ich ihr zurück und wir begannen beide zu rennen. Ich lief zwar jeden Morgen mehrere Kilometer, spielte seit Jahren als Quarterback in unserer Mannschaft und ritt, seit ich 9 war regelmäßig, aber Ella zu unterschätzen, wäre ein extremer Fehler. Sie turnte, seit sie 4 war, und ist letztes Jahr zum 2. Mal Landesmeisterin geworden. Gleichzeitig tanzt sie Ballett und Hip-Hop und geht fast jeden Tag ins Fitness-Studio. Nun rannten wir schon die 7te Runde Kopf an Kopf. Ich hörte, wie Mr. King lachte und ich zeigte ihm im Vorbeirennen flüchtig den Mittelfinger, was ihn aber nur noch mehr zum Lachen brachte. Wir waren nun in der letzten Runde, während die anderen noch in der 6-ten festhingen. Ich sah schon das Ende und wusste, das Ella hinter mir war. Auf einmal flog etwas blitzartig an mir vorbei und Ella blieb im Ziel grinsend stehen, während ihre Flügel wieder blitzartig verschwanden.

»Gewonnen, Brüderchen!«, lachte sie nur, als ich sie am Arm packte.

»Was hast du dir nur dabei gedacht?«, zischte ich.

»Dass ich gewinnen will«, gab sie grinsend zurück. »Wenn das irgendjemand gesehen hat, erzähl ich das unserem Vater«.

»Reg dich ab. Niemand hat auf uns geachtet«, erklärte sie mir und wand sich aus meinem festen Griff. Mr. King kam nun auf uns zu:

»Ich habe es gesehen Ella und das reicht«. Mr. King war in das Vampir-Familien-Geheimnis eingeweiht, seit ich zwei war. Er war ein ziemlich guter Freund meiner Mutter und ist für mich wie ein Onkel. Ella schluckte und sah Mr. King mit einem beschämten Blick an. An seinem Gesicht konnte man förmlich sehen, wie er weich wurde, als er sagte: »Das ist das letzte Mal, dass ich so etwas sehe. Euer Vater wird mich dafür definitiv umbringen«. Ella quiekte und umarmte ihn so feste und so lange, dass ich förmlich sehen konnte, dass er langsam keine Luft mehr bekam. Ich musste grinsen, da ich wusste, wie feste meine Schwester zudrücken konnte. Einmal hat sie mit meinem Kumpel aus dem Football-Team Armdrücken gemacht. Sie war so fokussiert zu gewinnen, dass sie ihm den Arm brach. Danach war die Saison leider für uns gelaufen, da unser bester Wide-Receiver somit ausgefallen ist. Das war die Saison, als uns die Santa Monica High-School fertig gemacht hatte. Leider hat er in diesem Jahr seinen Schulabschluss gemacht und uns fehlt immer noch ein guter Wide-Receiver für die kommenden Spiele. Wir machten den Rest der Stunde noch Zirkeltraining. Als wir zurück in der Jungs Umkleide waren, fingen die Gespräche schon wieder an. Von ‘Hast du die Neue gesehen. Die ist echt verdammt heiß‘ oder ‘Hat sie eigentlich einen Freund?‘. Die gesamten Gespräche drehten sich hauptsächlich um Isabella, weswegen ich keine große Lust hatte, mich an den verschiedenen Konversationen über sie zu beteiligen. Klar sie ist heiß. Extrem sogar. Aber ihre hochnäsige und arrogante Art kann selbst die hübscheste Person der Welt nicht wettmachen.

»Wer ist die hübscheste Person der Welt?«, fragte Ella, die neben der Tür zur Umkleide stand, als ich hinausging.

»Hör auf, meine Gedanken zu lesen«, raunte ich ihr zu und ging ohne ihr eine Antwort zugeben, zu meinem Spind. Sie folgte mir, wie ein Entenkind seiner Mutter. Wir bogen zeitgleich in den Korridor, indem unsere beiden Spinde standen, ein und erstarrten. Sebastian lehnte an unseren Schließfächern.

»Schön, dass ihr die Augen synchron verdrehen könnt«, grinste er uns an.

»Was willst du hier?«, fragte Ella genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. Sebastian stützte sich von den Spinden ab und kam auf uns zu.

»Heute Nachmittag kommen zwei neue Pferde an. Araber-Geschwister, die als unzähmbar eingestuft worden sind. Unsere Tante meinte, dass das zwei Fälle für Jonah seien könnten«. Die schmerzhafte Erinnerung an mein altes Pferd blitzte mir vor meinem inneren Auge auf. Wir mussten sie vor 2 Wochen einschläfern, da wir die Arthrose leider viel zu spät erst bemerkt haben.

»Und wieso bist du jetzt hier?«, fragte Ella und riss mich somit aus meinen Gedanken.

»Ich brauche dich, damit du einen fairen Preis für die Ausstattung der beiden erzielst«, antwortete er, fügte dann aber etwas leiser hinzu: »Und noch für ein paar andere Sachen«. Damit hielt er ihr einen Zettel vor das Gesicht. Sie nahm ihn entgegen, schon ahnend, was darauf stand, und faltete ihn auf. Ein sarkastisches Lachen kam aus ihrem Mund:

»Ich bin mir sicher, dass unser Vater etwas dagegen hat, das ich mich für das Zeug da drauf, prostituiere«.

»Deswegen kommt Jonah auch mit«.

»Schön, dass ich wenigstens einen Zuhälter bekomme«.

»Schön, dass mich niemand fragt, was ich davon halte«, mischte ich mich nun auch ein.

»Du hast auch nichts zu sagen, Brüderchen!«, griff Sebastian mich an und deutete mit seiner Hand hinter sich, um Ella und mir zu signalisieren, ihm zu folgen. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz von Sebastian. Dabei hörte ich die Federn unter mir quietschen. Das Röhren des Motors erklang, als der Zündschlüssel im Schloss umgedreht wurde.

»Wie konnte er diesen Lärm überhaupt ertragen?«, dachte ich mir. Aber das war Sebastians Sache. Wir waren von Grund auf verschieden: Ich mochte die Sonne, er bleibt lieber im Schatten. Ich liebe und fahre SUV's, er fährt ausschließlich Pick-Up‘s.

»Und wie war die Schule, außer kurz?«, versuchte es Sebastian mit Smalltalk.

»Du weißt ja, das Mädchen, von dem ich dir heute Morgen beim Frühstück erzählt habe. Das, was mich im Park angerempelt hat?«, begann ich.

»Die blonde Schlampe?«. Ich nickte und fuhr fort:

»Sie ist Charlottes neue Stiefschwester und in ein paar meiner Kurse«.

»Ist sie denn heiß?«, fragte er neugierig und ich boxte ihn auf den Oberarm, was mir nur ein Lachen einbrachte.

»Und zwar verdammt heiß«, mischte sich Ella von der Rückbank ein.

»Heißer als die Hohlbirne, die er als Freundin hat?«.

»Nicht nur heißer, sondern auch schlauer«. Ich drehte mich zu ihr um und warf ihr meinen ‘Ich kill dich gleich‘-Blick zu.

»Können wir vielleicht das Thema wechseln?«, fragte ich genervt. Ella schnappte nach Luft.

»Oh mein Gott«, flüsterte sie. »Sie ist das Mädchen, an das du vor der Sport-Umkleide gedacht hast«.

»Ich brauche eine kurze Erklärung«, stellte Sebastian in den Raum.

»Mein Bruder hat nach der Sportstunde, vor der Umkleide auf mich gewartet und in Gedanken gemeint, ich zitiere: "Aber ihre hochnäsige und arrogante Art kann selbst die hübscheste Person der Welt, nicht wettmachen"«.

»Oh, ist mein kleiner Bruder etwa verknallt?«. Sebastian wusste, dass er mich damit provozieren würde, weswegen ich nur tief durchatmete, mir mein Handy mit meinen Kopfhörern schnappte und Musik auf vollster Lautstärke anmachte. Wir mussten eine Stunde zum Reitladen nach Arizona City hineinfahren. Als wir ankamen, war der Parkplatz vor dem Laden wie leergefegt. Klar der Shop von unserem guten Freund Enzo und seinem Sohn Marcel, war ziemlich teuer. Aber die Preise lohnten sich immer. Ich bin jedes Mal fassungslos, wie gepflegt und sauber die Pferde nach dem Putzen sind und wie einfach sich die Sachen reinigen ließen. Der Geruch von neuem Leder stieg mir in die Nase, als Ella und ich den Laden betraten.

»Na, wenn das nicht meine Lieblingszwillinge sind«. Marcels raue Stimme erklang, als wir den Laden betraten. Ella setzte ihr perfektes Lächeln auf, umarmte ihn und sie machten dieses lächerliche rechts-Küsschen links-Küsschen Ding.

»Hast du heute Abend Zeit?«, fragte Ella mit einer Niedlichkeit in der Stimme, die ich sonst immer nur von unserer 8-jährigen Schwester Nora erlebte. Gut, meiner Meinung nach, ist sie die Niedlichkeit in Person.

»Ja, klar. Worauf hast du denn Lust?«, antwortete Marcel mit einem Lächeln.

»Indisch und Kino? Ich bezahle auch«. Das Lächeln auf Marcels Lippen verblasste. Stattdessen fragte er, mit einer leisen Vorahnung, was auf ihn zukommt, starr:

»Welche Sachen brauchst du?«. Sie kramte die Liste aus ihrer Hosentasche und reichte sie ihm. Er faltete sie langsam aus einender und lachte, wie Ella vorhin, laut auf.

»Dafür wird definitiv mehr fällig als eine Einladung zum Essen und Kino«, meinte er nur spöttisch und Ella nickte gewiss. Es war für sie zwar nicht wirklich schlimm, mit ihm Zeit zu verbringen, aber sie konnte sich auch Besseres vorstellen, als stundenlang einem Harry-Potter-Fan beim Reden zuzuhören, das wusste ich. Marcel holte seinen Vater zu Hilfe, der, genauso wie sein Sohn, auflachte, als er die Bestellung sah. Trotzdem hatten die beiden innerhalb einer viertel Stunde, alles zusammen, was auf der Liste stand.

»Wer zahlt?«, fragte Enzo und lächelte mich an. Ich seufzte nur, da nun mein Part anfing. Ich keuchte, als der Preis auf den Bildschirm der Kasse aufleuchtete. Nun kam auch Sebastian zu uns in den Laden. Zu fünft hatten wir das gesamte Zeug innerhalb von 20 Minuten auf der Ladefläche verstaut. Wir stiegen zu dritt, wieder in den Pick-up und fuhren zurück nach Phoenix.

»Worauf habt ihr Hunger?«, unterbrach Sebastian das Schweigen nach 10 Minuten.

»KFC?«, fragte Ella leise. Ich wusste, dass sie bei solchen Themen lieber den Mund hielt, als sich groß in diese Sachen einzumischen. Sebastian blickte fragend zu mir und ich nickte. Also tippte er in sein Navi die Fast-Food-Kette ein und schon in 3 Minuten fuhr er in den Drive-in.

»Hallo und willkommen bei KFC ihre Bestellung bitte«, ertönte die Stimme einer mexikanischen Frau.