Atlan 2: Griff nach der Macht - K.H. Scheer - E-Book

Atlan 2: Griff nach der Macht E-Book

K.H. Scheer

0,0

Beschreibung

Das galaktische Syndikat triumphiert. - Die Geheimwaffe des Solaren Imperiums erreicht Lepso, die Welt der Verbrecher. Die United Stars Organisation, kurz USO genannt, ist zur galaktischen Feuerwehr und Eingreifreserve des Solaren Imperiums der Menschheit geworden. Zur Zeit ihrer Gründung - es war im Jahre 2115 terranischer Zeitrechnung, als die Galaktische Allianz noch bestand - fungierte sie als überregionale Schutzmacht für alle humanoiden Völker der Galaxis. Doch inzwischen - man schreibt auf der Erde das Jahr 2406 - hat USO-Gründer Atlan, Lordadmiral und Ex-Imperator des Arkonidenreiches, seine weitgespannten Pläne revidieren müssen. Sein Freund Perry Rhodan, der das Solare Imperium leitet, benötigt dringend die Hilfe der USO. Es gärt in der Galaxis. Verschiedene Machtgruppen bekämpfen einander, das organisierte Verbrechertum droht überhandzunehmen, und die Menschheit ist in verstärktem Maße heimtückischen Anschlägen ausgesetzt. Unter solchen Umständen ist es selbstverständlich, dass der unsterbliche Arkonide, der sich bereits seit dem Untergang von Atlantis vor rund zehn Jahrtausenden als Freund der Terraner erwiesen hat, seine mächtige interstellare Organisation in den Dienst des Solaren Imperiums stellt. Ausgewählte USO-Spezialisten - unter ihnen vor allem Sinclair M. Kennon, der geniale Kosmokriminalist, und Oberstleutnant Ronald Tekener, Kennons Freund und Vertrauter - erhalten ihre Einsatzbefehle. Es gilt, das galaktische Verbrechersyndikat zu überlisten und zu verhindern, dass der GRIFF NACH DER MACHT gelingt ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 143

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.

Beliebtheit




Nr. 2

Griff nach der Macht

Das galaktische Syndikat triumphiert. – Die Geheimwaffe des Solaren Imperiums erreicht Lepso, die Welt der Verbrecher.

von K. H. Scheer

Die United Stars Organisation, kurz USO genannt, ist zur galaktischen Feuerwehr und Eingreifreserve des Solaren Imperiums der Menschheit geworden.

Zur Zeit ihrer Gründung – es war im Jahre 2115 terranischer Zeitrechnung, als die Galaktische Allianz noch bestand – fungierte sie als überregionale Schutzmacht für alle humanoiden Völker der Galaxis. Doch inzwischen – man schreibt auf der Erde das Jahr 2406 – hat USO-Gründer Atlan, Lordadmiral und Ex-Imperator des Arkonidenreiches, seine weitgespannten Pläne revidieren müssen. Sein Freund Perry Rhodan, der das Solare Imperium leitet, benötigt dringend die Hilfe der USO.

Es gärt in der Galaxis. Verschiedene Machtgruppen bekämpfen einander, das organisierte Verbrechertum droht überhandzunehmen, und die Menschheit ist in verstärktem Maße heimtückischen Anschlägen ausgesetzt.

Unter solchen Umständen ist es selbstverständlich, dass der unsterbliche Arkonide, der sich bereits seit dem Untergang von Atlantis vor rund zehn Jahrtausenden als Freund der Terraner erwiesen hat, seine mächtige interstellare Organisation in den Dienst des Solaren Imperiums stellt.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Ronald Tekener – Oberstleutnant und Spezialist der USO.

Sinclair M. Kennon – Der erste Mensch mit einer »Vollprothese«.

Dr. Tycho Braynzer – Arzt im Medo-Center von Tahun.

Potac Haikane – Kommandant eines solaren Flottentenders.

Ehret Jammun – Geheimdienstchef der Verbrecherwelt Lepso.

Larsat-Orn – Vertreter der Condos Vasac und Báalol-Priester.

Nuus-Onat

1.

Persönlicher Sicherheitsbericht Lordadmiral Atlan, Chef der USO

» ... nein!«

Allan D. Mercant war blass geworden. Seine Augen wirkten hinter den Gläsern der goldgefassten Brille abnorm geweitet.

Ich nahm ihm den Klarschriftstreifen der positronischen Funk-Dechiffrierung aus der Hand. Sie fiel kraftlos nach unten.

Oberst Szonan Mobirase, der afroterranische Verbindungsoffizier zwischen der Solaren Abwehr und der USO, blickte prüfend auf seinen Chef. Mobirase hatte den Schock bereits überwunden.

Ich überflog nochmals die inhaltsschwere Nachricht, obwohl ich sie schon auswendig kannte.

»RELAIS 5057-ATO an Quinto-Center, streng geheim, Chefsache. Information Lepso-Kommando über Funk-Umleitungsbrücke. Ermittlungsleiter in Sache T-1001 von Lepso-Dienst entdeckt. Ursache unbekannt. Flucht mit Space-Jet gelungen, jedoch Thermobeschuss während Übergang in Linearraum. Ungewiss, ob geortete Explosion Reaktionsfolge von Meiler und Bordwaffen, oder durch rechtzeitig ausgeschleuste Täuschungsbombe hervorgerufen. SWD von Vernichtung der Jet überzeugt. Keine akute Gefahr für Einsatzchef in Sache T-1001. Nachricht als Wirtschaftsmeldung in Rafferkode empfangen. Sender offizielle Großstation von Orbana. Ende ...!«

Ich legte den Streifen so vorsichtig auf meinen von Geräten und Instrumenten überladenen Arbeitstisch, als handle es sich um einen zerbrechlichen Gegenstand.

Allan D. Mercant, Chef der SolAb, atmete schwer. Ich hatte den zerbrechlich wirkenden, aber durch nichts zu zerbrechenden Mann selten so erregt gesehen. Es war nicht verwunderlich!

Das plötzliche Auftauchen einer galaxisumfassenden Geheimorganisation, Condos Vasac genannt, war schon schockierend genug gewesen.

Der nachfolgende Diebstahl einer Datenkopie mit dem Herstellungsgeheimnis der terranischen Transformkanone hatte der SolAb und mir schlaflose Nächte bereitet. Und nun das! Meine fähigsten Spezialisten schienen in größter Gefahr zu schweben. Einer von ihnen konnte bereits tot sein; gefallen im Dienst der USO und für die Menschheit.

Mercant fasste sich allmählich. Mobirase fühlte sich zu einer Erklärung verpflichtet. Sie war für Allan bestimmt.

»Die Sache T-1001 betrifft die Fahndung nach den entwendeten Daten. Ermittlungsleiter ist der Kosmokriminalist und Historiker Major Sinclair Marout Kennon. Einsatzchef ist Oberstleutnant Ronald Tekener, der ›Lächelnde‹ genannt.«

Mercant winkte ab. Er kannte beide Männer persönlich.

»Was ist geschehen, Atlan? Wie konnte überhaupt etwas geschehen?«

Ich tat das, was ich schon mehrere Male bei ähnlicher Fragestellung getan hatte: Ich zuckte mit den Schultern.

Mercant starrte mich etwas fassungslos an. Er war erst vor einer halben Stunde auf Quinto-Center eingetroffen. Das Nerven- und Befehlszentrum der USO, installiert in einem zweiundsechzig Kilometer durchmessenden und völlig ausgehöhlten Himmelskörper, war ihm verhasst. Jedermann wusste, dass der Solare Abwehrchef einen soliden Planeten vorzog.

»Ihre Geste sagt alles und nichts.«

»Ich bin völlig ahnungslos. Wenn Kennon den Entschluss zur Flucht fasste, dann muss er sich in höchster Not befunden haben – und nicht nur er! Wahrscheinlich waren Tekener und das Projekt ebenso gefährdet. Kennon konnte es sicher nicht darauf ankommen lassen, lebend in die Gewalt des ›Staatlichen Wohlfahrtsdienstes‹ zu geraten.«

Mercant verzog das Gesicht. Der Begriff »Staatlicher Wohlfahrtsdienst« für die verbrecherisch orientierte Abwehr von Lepso war lästerlich ohnegleichen.

»Das sind Hypothesen. Zum Teufel « Mercant sprang überraschend temperamentvoll auf, verschränkte die Hände auf dem Rücken und begann in meinem Arbeitszimmer auf und ab zu marschieren, » es muss sich doch feststellen lassen, was passiert ist!«

Ich schritt zu der großen Bildschirmgalerie hinüber. Weiter links erstreckte sich die einseitig durchsichtige Panzerplastwand, die einen Einblick in die Auswertungszentrale erlaubte. Etwa hundert Männer und Frauen des wissenschaftlichen Internstabes waren damit beschäftigt, eingehende Meldungen auszuwerten. Da meine Klarschriftschirme leer blieben, stand es fest, dass es sich nicht um bedeutungsvolle Informationen handeln konnte.

Ich nahm in dem verlassenen Sessel Platz. Mobirase, der schwarzhäutige Terraner, schien die Ruhe selbst zu sein. Er war ein seelisch ausgeglichener Mensch, der die Kunst der Weisen beherrschte: Er konnte warten!

Mercant blieb stehen. Er trug die lindgrüne Uniform der Solaren Flotte. Auf Rangabzeichen hatte er verzichtet.

»Warum wird Ihnen vom Lepso-Kommando nicht mitgeteilt, was kurz vor Kennons Flucht geschehen ist?«

»Überflüssig und gefährlich. Sie wissen, dass Geheimsender nicht angewendet werden können. Der SWD verfügt über hervorragende Ortungsstationen, die über den gesamten Planeten verteilt sind. Selbst scharf gebündelte Richtstrahlsendungen werden augenblicklich aufgefangen. Wir arbeiten nur noch mit der offiziellen Großfunkstation von Orbana. Das ist risikolos, weniger aufwändig und unverdächtig. Orbana sendet täglich mindestens zehntausend Wirtschaftsnachrichten. Unser Kode muss unverfänglich bleiben und jeder Überprüfung standhalten. Ich verzichte daher auf Informationen, die aus der Tatsache an sich herauslesbar sind.«

»Die USO scheint nicht schlecht zu sein, Sir!«, warf Mobirase mit einem feinen Lächeln ein.

»Wem sagen Sie das! Atlan – Sie sollten mindestens jede Minute einmal daran denken, dass es einem verbrecherischen Antrus-Administrator gelang, eine Aprex-Kopie mit den Herstellungsdaten über unsere geheimste und wirkungsvollste Waffe zu entwenden.«

»Ich denke jede Sekunde daran. Wollen Sie sich nicht setzen?«

»Ihre Nerven möchte ich haben. Muss man unbedingt zehntausend Jahre alt werden, um die größte Katastrophe seit dem Auftauchen der Meister der Insel derart gelassen hinnehmen zu können?«

Ich zwang mich zu einem Lachen. Wenn Mercant geahnt hätte, wie es in mir aussah, hätte er diese Worte nicht ausgesprochen. Normalerweise hätte er meine innere Unruhe auch sofort bemerkt. Schließlich war er einer der klügsten Männer der Menschheit und überdies ein Halbmutant mit geringen telepathischen Fähigkeiten.

Dazu kam noch eine weitere Tatsache.

Mercant war erst vor wenigen Tagen aus dem Andromedanebel zurückgekehrt, wo er mit gewohnter Geschicklichkeit eine Basis der SolAb aufgebaut hatte. Er war über den vorliegenden Fall bislang nur oberflächlich orientiert, oder es wäre unter keinen Umständen zu einer solchen Fragestellung gekommen.

»Ich habe einige Mutanten des Geheimkorps mitgebracht«, erklärte er mit jählings zurückkehrender Ruhe. »Können Sie die Männer und Frauen verwenden? Oder stehen Sie nach wie vor auf dem Standpunkt, die Anti-Priester von Lepso wären über jeden Mutanten informiert?«

»Nicht nur das. Selbst neuentdeckte Parapsitalente hätten keine Chance. Lepso scheint neuerdings eine einzige Ortungsstation zu sein. Man hat Geräte entwickelt, die jeden ungewöhnlichen Menschen augenblicklich identifizieren. Nein, Allan, auf der größten Freihandelswelt der Galaxis können nur Personen eingesetzt werden, die außer einem normalen Gehirn ein besonderes Image besitzen. Die erwähnten Gehirne müssen lediglich genial sein. Das ist bei Kennon und Tekener der Fall.«

Mercant sah sich nach einem Platz um. Als sein Blick auf meinen komfortablen Gliedersessel links des Arbeitstisches fiel, meldete sich mein Extrahirn mit einem schnellen Impuls.

»Aufpassen, nichts sagen!«

Mercant setzte sich, und schon begann die Prozedur. Das Beinstück klappte nach oben, die Pneumopolster passten sich den Körperformen an, und die Lehne kippte nach hinten.

Zugleich begann ein Kühlgebläse zu arbeiten; sanfte Musik erklang, und eine Frauenstimme erkundigte sich nach den Wünschen des Platznehmenden.

Ich konnte mir nicht helfen; aber ich musste trotz der ernsten Situation lachen. Dieses Monstrum von Sessel hatte mich schon mehr als einmal zu einem Zornausbruch verleitet.

Mercant bewies, dass er sich wieder in der Gewalt hatte. Sein verbindliches Lächeln verriet nichts von seinen Gefühlen.

»Ich nehme an, man hat auf den Einbau einer Dusche verzichtet, oder?«

»Sie können beruhigt sein! Das ist wohl einer der wenigen Technotricks, der von den Verantwortlichen der hiesigen Einrichtungszentrale nicht angewendet wurde. Nein, berühren Sie bitte nicht die Knöpfe und Schalter. Wollen Sie unseren ausgehöhlten Mond atomisieren? Oder einen Großalarm für sämtliche USO-Einheiten auslösen? Na also.«

Mercant wand sich gleich einem Schlangenmenschen aus dem pulsierenden Massagepolster. Er hüstelte dezent.

»Euer Lordschaft sind verwirrend. Können wir nun wieder zur Sache kommen? Ich wäre für exakte Informationen aus erster Hand sehr dankbar.«

»Immer höflich, immer korrekt. Ein echter Terraner«, erklärte ich nach wie vor erheitert. »Wenn ich mir vorstelle, dass Ihre Vorfahren noch mit Säbeln und anderen Mordwerkzeugen aufeinander losgingen, kann ich den Bewohnern des dritten Solplaneten eine gewisse Bewunderung nicht versagen.«

»Ich werde es Perry Rhodan ausrichten. Die Daten, Atlan!«

Ich seufzte. Mercant war schon wieder in seinem Element!

»Wie Sie wollen. Sie wissen, dass der ehemalige Administrator von Antrus IV, Rayan Homend, in den Besitz einer Datenkopie über das Herstellungsverfahren der Transformkanone kam. Homend stand überdies mit dem Generalzahlmeister des Wegasektors, Nurat Sasiner, in enger Verbindung. Sasiner war Homend unter anderem behilflich, einige hundert Milliarden Duplo-Banknoten in Umlauf zu bringen.«

»Bekannt. Halten Sie sich nicht auf.«

»Ich meine es gut. Seitdem mein geschätzter Freund, der Großadministrator des Solaren Imperiums, die finanziellen Mittel des Staates bis zur Neige ausschöpfte und fast jedes flugklare Kampfraumschiff in die benachbarte Andromedagalaxis abzog, begann es in der Heimatgalaxis zu gären. Revolten über Revolten, offene Auflehnung vereidigter Regierungsmitglieder, Autarkiebestrebungen von Planetenbewohnern, die noch längst nicht ohne Terras Hilfeleistung menschenwürdig existieren können und so fort. Sie kennen die Schwierigkeiten. Wir sprechen daher von der ›Verlagerten Front‹. Die Condos Vasac dürfte jedoch der bisherige Höhepunkt verbrecherisch orientierter Organisationen sein. Sehr viel ist über die CV noch nicht bekannt. Wir wissen nur, dass sie über ungeheure Mittel verfügt und mit Großmächten zusammenarbeitet, denen der Besitz unserer Transformkanone gewisse Träume von einer Vormachtstellung beschert. Tekeners und Kennons Einsatzberichte liegen vor.«

»Kann ich sie einsehen?«

»Nicht jetzt. Sie haben tagelang damit zu tun. Hören Sie sich meine Kurzfassung an. Als ich Tekener und Kennon auf den entflohenen Rayan Homend ansetzte, ahnten wir noch nicht, dass dieser Mann das größte Verbrechen seines Lebens begangen hatte. Die ursprüngliche Fahndungsplanung sah vor, die von Homend entwendeten acht Milliarden Solar in guten Noten wieder der Staatsbank zuzuführen. Dann aber erhielt ich verworrene Berichte. Sasiner wurde verhaftet und eine hervorragende Robotkopie von ihm angefertigt. Der Kosmokriminalist Sinclair M. Kennon, seit Jahren auf Lepso als Raumschiffsmakler stationiert, arbeitete den Einsatz aus. Tekener wurde von uns ›verheiratet‹. Eine Spezialistin namens Irna Irsata spielte die angebliche Ehefrau. Sie ging mit Sasiners Robotkopie nach Lepso, drohte ihrem Gatten Tekener mit beweiskräftigen Unterlagen über ein verbotenes Howalgoniumgeschäft und brachte somit die Lawine ins Rollen. Haben Sie Fragen?«

Er sah mich an. Diesen unergründlichen Blick kannte ich. Mercants Gehirn war in diesem Augenblick zu einer Art organischer Rechenmaschine geworden.

»Nein. Sie werden Ihre guten Gründe gehabt haben. Von hier an besitze ich überhaupt keine Informationen mehr.«

»Sie sind streng geheim. Oberstleutnant Tekener gilt in der Galaxis bekanntlich als Snob, undurchsichtiger Geschäftsmann mit phantastischen Verbindungen, als Spieler, Milliardär und was der Dinge mehr sind. Wir legen größten Wert darauf, Tekener ständig als Persönlichkeit zu bestätigen, die für jedes Geschäft zu haben ist, vorausgesetzt, man riskiert dabei nicht lebenslängliche Zwangsarbeit auf einem Strafplaneten des Imperiums.«

»Der Mann ist einzigartig. Ich habe ihn einmal im Einsatz erlebt. Er trägt die Lashat-Pocken im Gesicht?«

»Ja. Das ist eine gute Lebensversicherung in Kreisen, wie sie auf der Höllenwelt Lepso anzutreffen sind. Ein Mann, der auf Lashat war, um dort Traumkäfer zu suchen, riskiert sein Leben. Tekener überstand die Krankheit. Das war vor vier Jahren. Anschließend haben wir ihn in den galaktischen Untergrund eingeschleust. Er wird bewundert, gefürchtet, geliebt und beneidet. Außerdem kennt man seine Verbindung zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Galaxis. Tekener ist genau der Mann, der Homend finden konnte. Es war allerdings erforderlich, dass er nach seinem Befehlsempfang auf Lepso ein Schauspiel startete, das seinem Ruf als Abenteurer und völlig außergewöhnlichem Menschen Rechnung trug. Er erschoss den angeblichen Ehebrecher Sasiner im Kasino von Lepso und bestrafte seine Gattin anschließend in der Art, die von einem gerissenen Bösewicht wie Ronald Tekener erwartet wurde.«

»Wie?«

»Er trennte der Spezialistin Irna Irsata mit einem Fächerstrahlschuss beide Beine oberhalb der Knie ab.«

Ich beobachtete Mercants Reaktion. Er wurde ebenso blass, wie es Tekener bei der Befehlserteilung in der »Blase« geworden war.

»Die Spezialistin trug seit Jahren zwei Prothesen!«, fügte ich hinzu.

Allan atmete auf. Wortlos ging er zum Getränkeautomaten hinüber.

»Verzeihen Sie. Ich brauche jetzt etwas Scharfes. Was nimmt man da?«

Ich riet ihm, auf den violetten Knopf mit dem eingeprägten Totenkopf zu drücken.

Mercant musterte mich stirnrunzelnd, folgte meinem Rat, trank einen Schluck von dem schillernden Gebräu und sank luftschnappend in die Kniebeuge.

Mobirase lachte so unverschämt, wie man es in Gegenwart seines höchsten Chefs niemals tun soll.

»Das wird Ihnen helfen«, erklärte ich mitfühlend. »Meine Leute nennen das Getränk ›Erster Mondflug‹. Fühlen Sie sich besser?«

»Meine Schuhsohlen brennen«, ächzte er. »Weiter, was geschah dann?«

»Nicht mehr sehr viel. Tekener fand guten Kontakt zu dem neuen SWD-Chef von Lepso, einem gewissen Ehret Jammun.«

»Oh, demnach ist Kichi Alamit nicht mehr in Amt und Würden?«

»Man fand seine Überreste in einer großen Stahlkammer, die als Behausung für einen importierten Saurier diente. Die Bestie ist für Arena-Kampfspiele vorgesehen.«

Mercant erholte sich. Jetzt war er nicht mehr blass. Auf seinen Wangen glühten rote Flecken.

»Mister Ehret Jammun scheint ein liebenswerter Zeitgenosse zu sein. Ist er korrupt?«

»Kennen Sie jemand auf Lepso, der es nicht wäre? Man muss ihn allerdings vorsichtig behandeln. Der Herr entwickelt seltsame Ehrbegriffe. Das ändert aber nichts daran, dass er noch gefährlicher ist, als der erwähnte Saurier. Tekener hat Jammun ausgespielt. Wenig später wurde die Leiche des Administrators Rayan Homend gefunden. Sie lag auf einem Tisch in der Auflösungskammer von Isighat, Südkontinent.«

»Natürlich!«, bestätigte Mercant nüchtern. »Ein Mann, der mit acht Milliarden in guten Solarnoten nach Lepso geht, ist so gut wie tot, es sei denn, er hätte Trümpfe in der Hinterhand, die ein gewaltsames Ende von selbst verbieten.«

Mercant war und blieb ein Genie. Er fand sich mit fast spielerischer Leichtigkeit in unser kompliziertes Spiel hinein.

»Diese Trümpfe hatte er in dem Augenblick verspielt, als auf Lepso bekannt wurde, dass wir den Diebstahl der Datenkopie entdeckt hatten. Homend, wahrscheinlich für weitere Einsätze vorgesehen, war durch seine Flucht zu einer unwichtigen Person geworden. Er starb. Sasiner jedoch, ich meine seine Robotkopie, wurde von Tekener sehr gegen den Willen der Condos Vasac erschossen. Nach Tekeners letzten Meldungen steht es fest, dass Sasiner in seiner Eigenschaft als Chef der Nachschubbasis WEGA den Auftrag erhalten hatte, jene Zusatzteile zu beschaffen, die man auf Grund der Herstellungskopie nicht selbst anfertigen kann, Sie wissen, dass lediglich eine so genannte ›Auslasserkopie‹ in den Besitz der CV gelangte. Darin fehlen die Konstruktionsunterlagen über den Zustandswandler und den Zielmaterialisator. Es sind die wichtigsten und geheimsten Einzelteile der Transformkanone. Uns blieb also eine Galgenfrist. Ronald Tekener ist von der CV ausersehen worden, diese Daten zu beschaffen. Wenn ihm das nicht möglich ist, soll er versuchen, zwei komplette Einbausätze aus terranischen Nachschubbasen zu entwenden. Das traut man ihm zu. Die undurchsichtigste Erscheinung in diesem Spiel ist ein Anti-Priester namens Larsat-Orn. Er ist Jammun übergeordnet. Viel mehr kann ich Ihnen nicht verraten, Allan.«

»Wenig, sehr wenig«, sagte der kleingewachsene Mann vor sich hin. Seine Augen wirkten jetzt leer und glanzlos.

»Für mich nicht. In meinem stark gerafften Überblick fehlen viele Details, die alle von eminenter Wichtigkeit sind. Die Frage ist, warum Major Kennon, das kriminalistische Genie, sofort nach dem Beginn der Primärphase von Lepso entfloh. Ehe sich Tekener darüber nicht informieren kann, ist seine Position ständig bedroht. Kennon nannte sich auf Lepso ›Polos Tradino‹. Er galt als Tekeners Freund und Vertrauter. Tekener hatte demnach enorme Schwierigkeiten zu überwinden, um nach Kennons Flucht den kommenden Tag zu erleben. Wie er das gemacht hat, ist mir noch rätselhaft. Der Funkspruch beweist jedoch, dass er es verstanden haben muss, Jammun und den Anti Larsat-Orn zu übertölpeln. Wie es weitergehen soll, wird die Zukunft zeigen. Wappnen Sie sich mit Geduld, Allan. Tekener hat alle Vollmachten. Er wird notgedrungen nach eigenem Ermessen handeln müssen.«

*

Es war mir gelungen, Mercant dorthin zu bringen, wohin er nach einer anstrengenden Fernreise gehörte: ins Bett.

Damit waren aber nicht unsere Probleme beseitigt. Etwa vierzig Mitarbeiter der Solaren Abwehr, von Mercant gewissermaßen per Eilboten angefordert, versuchten zusammen mit der achttausendköpfigen Stammbesatzung von Quinto-Center, den verworrenen Dingen auf die Spur zu kommen.

Ich fühlte mich müde und erschöpft. Bei Anbruch des 4. August 2406 Standardzeit hatte ich noch immer keinen Schlaf gefunden.

Von Tekener oder unseren zahlreichen Verbindungsleuten auf Lepso, dem dritten Planeten der Sonne Firing, waren noch immer keine Nachrichten eingetroffen.