Aus der zweiten Reihe tanzen - Torsten Schröder - E-Book

Aus der zweiten Reihe tanzen E-Book

Torsten Schröder

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Beschreibung

Mit einem Nachwort von Profifußballerin Nina Windmüller Wie soll es weitergehen, wenn sich ein seit Jahren bestehender Lebensentwurf von einem Moment zum nächsten in Nichts auflöst? Der Leistungssportler, Moderator und Coach Torsten Schröder hat diese Erfahrung gleich mehrfach in seinem Leben machen müssen – und er hat sich im Anschluss immer wieder neu erfunden, stärker und vielseitiger als je zuvor. "Aus der zweiten Reihe tanzen" erzählt eine sehr persönliche, authentische Geschichte über hart erarbeitete Erfolge sowie unerwartete Rückschläge - und die Kraft, die aus ihnen entstehen kann. Gleichzeitig ist dieses Buch ein lebensnaher, inspirierender Wegweiser für alle, die ihrem Leben neuen Schwung und eine andere Richtung geben wollen. Torsten Schröder, Jahrgang 1985, ist seit einigen Jahren mit großer Resonanz als Moderator, Redner, Autor und Coach tätig. Nach einer bundesweit erfolgreichen Karriere als Tanzsportler und Tanzlehrer liegen jetzt die Schwerpunkte seiner Tätigkeit auf der Beratung von Unternehmen und Führungskräften sowie in der Unterstützung im Umgang mit Lebenskrisen. Torsten Schröder lebt im Großraum Köln, wo er sich auch ehrenamtlich als Botschafter des Vereins "Breakfast4kids" engagiert. "Aus der zweiten Reihe tanzen - Wenn Du merkst, dass Du Dich im Kreis drehst, wird es Zeit, aus der Reihe zu tanzen" ist sein bislang persönlichstes Buch.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation inder Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. AuflageJuni2020

Copyright © 2020 by Ebozon Verlag

ein Unternehmen der CONDURIS UG (haftungsbeschränkt)

Alle Rechte vorbehalten.

Covergestaltung: Denise Möller

Coverfoto:Auf der Wolke Fotostudio, Köln

Layout/Satz/Konvertierung: Ebozon Verlag

ISBN 978-3-95963-707-7(PDF)

ISBN 978-3-95963-705-3 (ePUB)

ISBN 978-3-95963-706-0 (Mobipocket)

ISBN der Printausgabe 978-3-95963-708-4

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors/Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Veröffentlichung, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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Torsten Schröder

AUS DER ZWEITEN

REIHE TANZEN

Wenn du merkst, dass Du Dich im Kreis drehst,

wird es Zeit, aus der Reihe zu tanzen

Mit einem Nachwort von Profifußballerin Nina Windmüller

Ebozon Verlag

Für meinen Vater

Vorwort

Dass ich jemals ein Buch schreiben würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Viele Umstände in den letzten Jahren führten dazu, dass nun das entstanden ist, was Sie heute in Ihren Händen halten. Manchmal muss man einfach mal machen, um zu sehen, wo die Reise hingeht. Seinem Bauchgefühl vertrauen und aus »der zweiten Reihe tanzen.«

Großes Glück habe ich mit meiner Frau gehabt, die immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, und nun an meiner Seite steht und unseren wunderbaren Sohn Luke zur Welt gebracht hat. Auch durch Sie ist das Bedürfnis vor fast zwei Jahren entstanden, dieses Buch zu schreiben. Danke meiner Mutter und meinem Bruder für die letzten 34 Jahre meines Lebens, dass Sie mich so nehmen, wie ich nun mal bin, und für alle tollen Erlebnisse miteinander.

Danken möchte ich allen Verstorbenen unserer Familie, die für immer in meinem Herzen bleiben werden. Vor allem meinem Vater, der mir trotz endloser Diskussionen immer die richtigen Dinge mitgegeben hat, auch wenn ich Sie häufig nicht verstanden habe oder nicht verstehen wollte. Zum Schluss möchte ich meinem Ziehvater Oliver Kästle danken, der mir bis heute in vielen beruflichen und privaten Situationen zur Seite steht und es mehr als verdient hätte, häufiger selbst »aus der zweiten Reihe zu tanzen«.

Eine Reise mit tausend Meilen

beginnt mit einem kleinen Schritt.(Laotse)

Mein Tanz aus der 2. Reihe

Prolog: Mein persönliches Warum

»Bis zur Rente durchhalten«, war die Devise meines Vaters. Rente bedeutete für ihn das Gegenteil von Arbeit, die Freiheit, das zu tun, was Spaß macht, die Belohnung für ein langes Arbeitsleben. Von seiner Arbeit sprach er immer mit einer Art Groll.

Er hat es nicht bis zur Rente geschafft.

Mein Vater war Bürokaufmann bei einer großen Firma in Köln. Seine Arbeit brachte das Geld für den Lebensunterhalt unserer Familie – Freude, Erfüllung oder sogar Leichtigkeit hat er in seinem Job nie gefunden. Meistens kam er müde und abgespannt nach Hause und ging früh schlafen.

War er ein Workaholic? Mit Sicherheit nicht im klassischen Sinn. Er war nicht süchtig nach seiner Arbeit, sondern hatte, aus welchen Gründen auch immer, Angst. Angst zu scheitern, Angst, nicht gut genug zu sein, Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren und dann seine Rolle als Ernährer der Familie nicht mehr erfüllen zu können.

Gemessen an unserem Familienbudget haben unsere Eltern meinem Bruder und mir viel ermöglicht. Sie haben eine Menge Geld und Zeit in uns investiert: bei mir vor allem in Musikunterricht, später in den Tanzsport, der zur Schule meines Lebens wurde. Als Kind und Jugendlicher durfte ich alles ausprobieren, Fußball, Handball, Tischtennis, aber die Konstante Tanzen ist geblieben.

Es war kein Druck dahinter, sondern so, als müsste es so sein. Auch wenn ich mich als Jugendlicher oft dafür geschämt habe, denn auf dem Dorf – und ich glaube, das ist heute auch noch so – wird man sehr schnell als schwul abgestempelt, wenn man tanzt.

Meine Eltern haben mich auch zum Tanzen gebracht. Ich tanze seit meinem sechsten Lebensjahr, mit 15 wurde ich Leistungssportler. Woher mein Ehrgeiz und meine Ambitionen kommen, weiß ich nicht. Tief in mir steckt etwas, das mich immer weitermachen lässt, weil ich nach vorne will, besser sein will als die Konkurrenz. Das sind meine Motivation und mein Warum. Das und vermutlich auch eine große Portion Angst als Motor.

Ich habe meinem Vater viel zu verdanken. Er war ein hervorragender Redner und Erzähler, der sein Publikum in den Bann ziehen konnte. Eigentlich hätte er Politiker oder Moderator werden sollen. Den Spaß am Vortragen und das Talent zum Reden habe ich mit Sicherheit von ihm geerbt; gut möglich, dass ich mit meinem Beruf die Berufung vollende, die er eigentlich schon hatte. Er war außerdem ein extrem hilfsbereiter Mensch. Aber weil er meistens auch sagte, was er dachte, wurde er zwar respektiert, war aber nicht bei allen beliebt.

»Nur nett sein, ist fatal«, ist eine der wichtigsten Leitlinien, die mir mein Vater vorgelebt hat. Lange Zeit habe ich mich viel zu selten daran gehalten und musste als Erwachsener mühsam und oft auf die harte Tour lernen, wie man das umsetzt. Sich nicht alles gefallen lassen, sichtbar Position beziehen und für sich und seine Anliegen zu kämpfen, bedeutet natürlich nicht, sich von Ethik und Moral zu verabschieden. Aber mit Brav-Sein und Sich-Anpassen schafft man es nicht in die 1. Reihe.

Dort wollte ich immer hin. Ich war als Kind sehr schüchtern und konnte durch meinen Sport Schüchternheit und Angst überwinden. Weil meine Schulzeit sehr schlecht war und mir meine Lehrer nichts beibringen konnten, möchte ich heute andere unterstützen und ihnen etwas beibringen. Und weil ich als Kind lesen und schreiben gehasst habe, schreibe ich heute ein Buch.

Es steckt viel Wahres darin, dass man genau das tun sollte, wovor man die größte Angst hat. Ich möchte Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Angst überwinden und Ihr Leben zu Ihrer Bühne machen können.

Wie Sie Ihre eigene 1. Reihe finden und Ihre Träume umsetzen können. Denn das Leben ist viel zu kurz und zu spannend, um wie mein Vater müde und abgespannt auf die Rente zu warten.

Es gibt mehr Leute, die kapitulieren,

als solche, die scheitern.(Henry Ford)

Talent ist nicht alles

An Oliver Kahn fasziniert mich, dass er sich selbst – genau wie ich – nicht als Talent sieht, nie gesehen hat. Er musste sich immer alles hart erarbeiten.

Viele waren talentierter als er, haben den Sprung aber nicht geschafft und sind auf ihrem Weg in die erste Reihe gescheitert. Denn Erfolg stellt sich nicht automatisch dadurch ein, dass man ein besonderes Talent hat. Erfolg ist eben auch: die Zähne zusammenzubeißen und durchhalten, einsam am Schreibtisch sitzen, während die anderen feiern, morgens um 5.00 Uhr trainieren und dann nochmal abends um 22.30 Uhr nach einem Tag voller Arbeit.

Ich habe in meine Tanzkarriere ein Auto der Oberklasse, also etwa 100.000 Euro, investiert: für Turnierfahrten, Trainerstunden, Kleidung, Fortbildungen und vielem mehr. Dazu kommen 12 Jahre Leistungssport. Das bedeutet auch 12 Jahre jeden Tag Zweifel – Selbstzweifel, aber auch Zweifler auf Funktionärsebene, die mit der Person Torsten Schröder nicht einverstanden waren.

Wofür das alles? Das frage ich mich in meinen Frust-Momenten auch. Es ist und bleibt das große Fragezeichen, das jeden zwischendurch quält, der sich auf den Weg macht, weil er in die erste Reihe will. Die Antwort lautet: Weil es keine Garantie gibt.

Ein »Träume dein Leben, lebe deinen Traum«, kommt jedem Coach leicht über die Lippen, aber ob wir nach sehr viel harter Arbeit tatsächlich dort ankommen, wo wir hinwollen, garantiert uns niemand.

Oliver Kahn wusste als junger Sportler nicht, dass er eine Weltkarriere vor sich hat, und Sie wissen nicht, ob Ihr Plan für die erste Reihe aufgehen wird. Trotzdem lohnt es sich, diesen Weg zu gehen.

Es gibt keine Garantie

Warum soll man sich das alles antun, wenn es so anstrengend ist und man nie weiß, ob es klappt?

Weil es keine Garantie gibt. Nicht dafür, dass man die erste Reihe erreicht, aber auch nicht dafür, dass es in der zweiten so gemütlich bleibt wie es ist.

»Stillstand ist Rückschritt«, heißt es. Eine Plattitüde, denken Sie jetzt vermutlich. Zugegeben, der Spruch ist alt und platt, aber er hat einen sehr wahren Kern.

Wer garantiert Ihnen denn, dass Sie den Job, in dem Sie zwar lustlos, aber zuverlässig ausharren, behalten werden? Ihr Chef? Sie arbeiten seit Jahren als braver und unbescholtener Angestellter in einem Riesen-Konzern oder sogar im öffentlichen Dienst, Ihr Arbeitsplatz ist sicher? Dann denken Sie beispielsweise mal an Nokia, dem finnischen Holzstoffhersteller, der plötzlich sehr erfolgreich im Handy-Geschäft war und mehr als ein Jahrzehnt lang Marktführer war. Wer hatte Anfang der 2000er Jahre kein Handy von Nokia?

Und dann verpassten die Finnen die Entwicklung des Smartphones und verschwanden genauso schnell von der Bildfläche, wie sie gekommen waren. Nokia gehörter zur großen Zahl der Konzerne, die nicht »too big to fail« waren und einfach untergingen. Blöd, wenn man bei so einem Unternehmen seinen Arbeitsplatz hatte und glaubte, dass man dort in aller Ruhe bis zur Rente durchhalten könnte. Unternehmen werden heutzutage schnell groß und verschwinden noch schneller – den festen Job von der Lehre bis zur Rente können sich die meisten unsere Generation abschminken.

Wer sagt denn, dass eine Beziehung, aus der eigentlich schon lange die Luft raus ist, für ewig hält? Der Trauring am Finger? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen: Die Partnerin oder der Partner spürt doch auch, dass »es« trotz Ring und den verliebten Versprechungen von einst schon lange nicht mehr zwischen Ihnen stimmt und sitzt vielleicht gedanklich schon auf gepackten Koffern. Unter Umständen packt er oder sie diesen Koffer tatsächlich eines Tages, auch wenn es anders einfacher wäre.

Warum gemütlich schnell ungemütlich werden kann:

Natürlich können Sie es sich auf Ihrem Sofa in der zweiten Reihe bequem machen, die Bein hochlegen und sagen: »Das habe ich jetzt erreicht, so soll es bleiben!« Aber wundern Sie sich nicht, wenn jemand kommt, Sie vom Sofa schubst und Ihre Sitzgelegenheit wegträgt.

Je weniger Sie innerlich darauf vorbereitet sind, desto härter wird Ihr Fall sein. Je bequemer Sie es sich machen und sich und Ihre Talente verkümmern lassen, desto schwieriger wird es für Sie sein, sich in Ihrem Leben zurecht zu finden und sich wohl zu fühlen, Wer nicht handelt, wird behandelt, ist noch so ein Spruch, an dem viel Wahres dran ist. Denn es gibt keine Garantie. Vor allem nicht in der Welt, in der wir heute leben.

Willkommen in der VUKA-Welt!

Die Bezeichnung VUKA oder VUKA-Welt ist nicht jedem bekannt, aber jeder ist in irgendeiner Form von ihr betroffen. Es ist keine moderne Variante vonVokuhila, dem bevorzugten Haarschnitt vieler Fußballprofis in den 1980er Jahren (ich erinnere mich besonders gerne an die Matte von Rudi Völler).

Auch VUKA ist haarig, aber weit weniger lustig als eine komische Männerfrisur. Die Bezeichnung setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Begriffe zusammen, die den Zustand unserer Welt, wie sie heute ist, beschreiben:

Volatilität

Unsicherheit

Komplexität

Ambivalenz/Ambiguität

Schnell, unsicher, kompliziert und unvorhersehbar – Tendenz steigend. Das ist unser Leben heute.

Die beiden Wirtschaftswissenschaftler Warren Bennis und Burt Nanus haben den Begriff VUKA im Jahr 1987 geprägt, als sie die Arbeitswelt im Zeitalter von Globalisierung und Digitalisierung beschreiben wolten.

Dass die VUKA-Welt nicht irgendein Hirngespinst aus dem Elfenbeinturm durchgeistigter Wissenschaftler ist, merkt man daran, dass sich der Begriff wie ein Lauffeuer verbreitet hat und in unzähligen Büchern und Blog- und Zeitungsartikeln beschrieben wird.

VUKA ist überall – und viele Menschen spüren dieses neue Lebensgefühl sehr deutlich jeden Tag:

Volatilität: ist ein Begriff, der aus der Physik stammt und so viel wie »Schwankung« und »Unbeständigkeit« bedeutet. Veränderungen wie beispielsweise Kursschwankungen an der Börse treten überraschend und sehr schnell auf. Oft können sie von niemanden vorhergesehen werden,

Unsicherheit: Regeln und Gesetzmäßigkeiten sind mit einem Schlag veraltet, viele Prognosen und Vorhersagen sind sehr schnell das Papier nicht mehr wert, auf dem sie gedruckt sind. Durch die schlechte Vorhersehbarkeit entsteht ein Gefühl von Ungewissheit und Unsicherheit – bei die Unternehmen genauso wie bei Arbeitnehmern.

Komplexität: Der Flügelschlag eines Schmetterlings in China kann irgendwo in den USA einen Wirbelsturm auslösen. Weil die Welt durch Digitalisierung und Globalisierung zusammengewachsen und eng vernetzt ist, kann niemand mehr absehen, was eine kleine Änderung, ein falsches Wort oder eine Entscheidung auf der einen Seite der Erde auf der anderen Seite bewirkt.

Ambivalenz/Ambiguität: Nichts ist mehr so, wie es scheint. Einfache Erklärungen und Muster reichen nicht aus, um die Welt zu verstehen, viele Sachverhalte sind mehrdeutig und vielschichtig. Einfache und eindeutige Lösungen für ein Problem gibt es nicht mehr.

So lebt es sich in der VUKA-Welt: Alles ist gut, solange sich nichts ändert. Aber es ändert sich ständig etwas und sobald sich nur eine winzige Stellschraube anders dreht, können Projekte und Karrieren völlig aus dem Ruder laufen.

Das kann von einer Sekunde auf die andere und ohne Vorwarnung passieren, was viele Menschen, auch in ihrem persönlichen Bereich, als extrem belastend empfinden. Denken Sie an die Konsequenzen, die dieLehmann-Pleiteauf unser Leben hatte und immer noch hat!

Die Volatilität und Unvorhersehbarkeit zieht eine permanente Unsicherheit nach sich: Keiner weiß heute, welche Herausforderungen morgen auf ihn zukommen, Karrieren sind nicht mehr planbar, Unternehmen haben eine kürzere Lebensdauer. Kein gutes Gefühl, wenn man langfristig etwas aufbauen möchte.

Umso wichtiger werden in dieser Welt unser »Ass im Ärmel« und unser innerer Diamant, also unsere Werte, auf die ich gleich noch näher eingehen werde. Sie sind wichtig, wenn man in dieser Welt bestehen und nicht eines Tages abgehängt werden möchte. Sie sind absolut essenziell, wenn man in die 1. Reihe will.

Denn die VUKA-Welt kann auch eine positive Kehrseite haben, wenn man sie für sich nutzt: Sie fegt verkrustete Strukturen weg und kann Türen öffnen, die lange Zeit nur für eine kleine Schicht von Auserwählten offen waren. Die totale Unsicherheit auf der einen Seite bedeutet anders – positiv – betrachtet: Alles ist möglich.

Wer an sich und seinen Talenten und Möglichkeiten arbeitet und bereit ist, sich zu bewegen, kann VUKA für sich nutzen. Dann kann der Begriff für etwas ganz anderes stehen:

Vision (»Vision«)

Understanding (»Verstehen«)

Clarity (»Klarheit«)

Agility (»Agilität«).

Bestehen in der VUKA-Welt:Wer sich entscheidet, mutig zu sein, und seinen eigenen Weg zu gehen, wer sein Komfortzonen-Sofa freiwillig verlässt, um nicht länger Zuschauer seines eigenen Lebens zu sein, kann VUKA zu seiner Chance machen.

Nie waren die Möglichkeiten größer, aus der zweiten Reihe zu tanzen. Zugegebenermaßen gelegentlich mit aufgeschlagenen Knien vom Hinfallen, aber auch mit Stolz auf die eigene Leistung (Sie sind wieder aufgestanden!) und mit erwartungsvoller Neugier auf das, was morgen passieren wird.

Hinfallen ist schmerzhaft, aber nicht schlimm.

Eigentlich alle, die etwas in ihrem Leben erreicht haben, sind gefallen und gescheitert. Und das nicht nur einmal, sondern mehrmals.

Hinfallen zeigt Ihnen, dass Sie in Bewegung sind. Es kann schon sein, dass das Leben mit Ihnen gelegentlich Cha-Cha-Cha oder Quickstep tanzt und Sie aus der Puste kommen, wenn Sie etwas ändern. Mit dem richtigen Training kann man das aushalten. Nur Liegenbleiben sollte keine Option sein, wenn Sie mehr aus Ihrem Leben machen wollen.

Klingt eigentlich ganz gut, oder? Eine Hürde, um aus der Reihe zu tanzen, gibt es allerdings noch: Angst.

Ein Gefühl übrigens, das die VUKA-Welt bei vielen noch verstärkt. Und eins, mit dem jeder immer wieder zu kämpfen hat. Auch die Erfolgreichen.

Wenn du alles gibst, kannst du dir nichts vorwerfen.(Dirk Nowitzki)

In der zweiten Reihe: Was hält Sie zurück?

Angst ist ein Gefühl, das jeder hat, aber kaum jemand zugibt. Kinder dürfen Angst haben, aber über ängstliche Erwachsene macht man sich oft lustig. Wer lacht nicht über Stan Laurel bei »Dick und Doof«, wenn er sich vor lauter Angst fast in die Hosen macht, am liebsten wegrennen würde und sein »Mimimi«-Gesicht zieht? Oliver Hardy ist genervt von seinem ängstlichen Kompagnon, tatsächlich hat er aber selbst oft Angst und versucht, sie zu verbergen.

Was das Slapstick-Duo Laurel und Hardy uns vorspielt, ist lediglich das, was wir alle aus unserem Alltag kennen: Aus Angst, als Feigling zu gelten, sind viele wie »Dick« beim Thema Angsthaben verschlossen wie eine Auster. Auch sich selbst gegenüber. Unsere Angst ist uns so peinlich, dass viele sie nicht einmal sich selbst gegenüber eingestehen wollen.

Tatsache ist, dass wir alle Angst haben.

Nicht unbedingt wie der Kindskopf »Doof« vor dunklen Kellern oder schwarzen Männern, aber vor Unbekanntem und Neuem. Wir schrecken vor dem zurück, was wir nicht kennen, weil wir es nicht kontrollieren können und nicht wissen, was auf uns zukommt.

Wenn wir uns unsere Angst nicht bewusst machen, und sie nicht als Teil von uns und als normale Reaktion akzeptieren, kann sie uns lähmen. Dann verhindert sie, dass wir vorankommen und uns entwickeln.

Angst kann dazu führen, dass Menschen wie mein Vater leben: wegen der Sicherheit einer ungeliebten Arbeit nachgehen und auf die Rente (oder auf’s Wochenende und den Jahresurlaub) warten. Angst ist verantwortlich, dass Menschen in Jobs, Beziehungen und Verhaltensweisen stecken bleiben, aus denen sie eigentlich schon längst herausgewachsen sind.

Angst kann zum größten Glücks-Killer unseres Lebens werden, wenn wir nicht lernen, mit ihr umzugehen.

Ein Leben in »stiller Verzweiflung«?

Es ist nicht schlimm, Angst zu haben.

Im Gegenteil: Sie ist auch ein »gutes« Gefühl, denn sie hält uns davon ab, zu wagemutig zu werden und Kopf und Kragen zu riskieren. Schlimm wird es, wenn wir vor Angst gelähmt sind. Dann lässt sie uns gerade mal ein paar vorsichtige Trippelschritte nach vorne gehen, bevor sie uns wie ein unsichtbares Gummiband wieder zurück in die zweite Reihe und unser altes Leben zerrt.

Ein ängstliches Leben passt für die meisten Menschen ungefähr genauso gut oder schlecht wie der Konfirmationsanzug, in den wir uns 20 Jahre lang Tag für Tag hineinzwängen: Passt zwar irgendwie noch, aber die Ärmel sind viel zu kurz, die Hosen haben Hochwasser und an den Schultern kneift es unangenehm. Schön ist das nicht, aber trotzdem ignorieren wir den Altkleidersack und tragen das gute Stück in der zweiten Reihe auf.

Dafür gibt es viele gute Gründe.

Der Anzug war damals, als wir ihn angeschafft haben, teuer. Den Eltern hat er immer so gut gefallen. Außerdem: Was sollen wir denn sonst tragen?

Die Liste der scheinbar guten Gründe können Sie unendlich erweitern; es spricht vieles dafür, alles beim Alten zu belassen und nichts Neues zu wagen. Aber wenn wir ehrlich sind, lautet die Kurzfassung unserer Argumente gegen ein neues Leben: Angst.

So lange es Ihnen gut geht, ist es völlig in Ordnung, wenn Sie Ihrer Angst nachgeben und den Weg des geringsten Widerstands gehen, den Sie kennen und im Griff haben. Bleiben Sie, wenn Sie wollen, in Ihrem kneifenden Konfirmationsanzug auf Ihrem Komfortzonen-Sofa sitzen und machen Sie es sich gemütlich. Das spart zugegebenermaßen Zeit, Geld und Nerven (außer die VUKA-Welt da draußen überrollt sie plötzlich).

Etwas anderes ist es, wenn Sie Ihr Leben in »stiller Verzweiflung« führen. Dann sollten Sie den Mut haben, Ihre Angst zu überwinden, um einen neuen Weg für sich zu finden.

Unsere Angst, aus der Reihe zu tanzen

»Wer Wind sät, wird Sturm ernten« oder »Hochmut kommt vor dem Fall