Beutezeit - Jack Ketchum - E-Book
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Jack Ketchum

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Beschreibung

Wenn Menschen zu Bestien werden

Drei junge Paare wollen eine Urlaubswoche in einem abgelegenen Ferienhaus an der amerikanischen Ostküste verbringen. Was sie nicht wissen: Die Gegend wird von einer Gruppe Verwahrloster heimgesucht, die unter primitivsten Bedingungen leben und Urlauber nur als Beute betrachten. Die Jagd beginnt …

Jack Ketchums brillanter Debütroman gilt schon lange als Klassiker der Horrorliteratur. Sein entlarvender Blick auf die Grundmauern unserer Gesellschaft ist ein schockierender Kommentar auf die Frage, wo Menschlichkeit und Zivilisation aufhören und die Herrschaft ungezügelter Brutalität beginnt.

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Seitenzahl: 361

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ZUM BUCH

Maine 1981. Drei junge Paare wollen eine Urlaubswoche in einem abgelegenen Ferienhaus an der Ostküste verbringen. Was sie nicht wissen: Die Gegend wird von einer Gruppe verwahrloster, unter primitivsten Bedingungen lebender Kannibalen heimgesucht. Von jeder Zivilisation abgeschottet, betrachten sie Urlauber und Fischer als Jagdbeute. Bald bemerken sie die Neuankömmlinge, und die Jagd beginnt …

Jack Ketchums brillanter Debütroman gilt schon lange als Klassiker der Underground-Horrorliteratur. Sein entlarvender Blick auf die Grundfesten unserer Gesellschaft, verpackt in Schilderungen von bis dahin ungekannter Drastik und Intensität, ist nicht nur ein zutiefst verstörender Horrorthriller, sondern auch ein beißender Kommentar auf die Frage, wo Menschlichkeit und Zivilisation aufhören und die Herrschaft ungezügelter Brutalität beginnt.

Die vorliegende Ausgabe ist die erstmalig auf Deutsch erscheinende, ungekürzte (der Roman erschien in den USA zunächst in zensierter und gekürzter Form) und vom Autor abgesegnete Fassung.

ZUM AUTOR

Jack Ketchum ist das Pseudonym des ehemaligen Schauspielers, Lehrers, Literaturagenten und Holzverkäufers Dallas Mayr. Seine Horrorromane zählen in den USA unter Kennern neben den Werken von Stephen King oder Clive Barker zu den absoluten Meisterwerken des Genres, wofür Jack Ketchum mehrere namhafte Auszeichnungen verliehen wurden. Weitere Infos zum Autor findet man unter www.jackketchum.net. Im Heyne Verlag sind weitere Titel des Autors in Vorbereitung.

Inhaltsverzeichnis

Über den AutorDanksagungVORWORTTEIL EINS - 12. September 1981
0.26 Uhr1.15 Uhr11.30 Uhr16.35 Uhr17.17 Uhr21.30 Uhr23.20 Uhr
TEIL ZWEI - 13. September 1981
14.15 Uhr14.55 Uhr17.20 Uhr17.45 Uhr18.40 Uhr19.30 Uhr19.50 Uhr20.05 Uhr23.30 Uhr
TEIL DREI - 14. September 1981
0.02 Uhr1.15 Uhr1.18 Uhr3.30 Uhr4.08 Uhr4.12 Uhr4.15 Uhr4.17 Uhr4.20 Uhr4.22 Uhr4.25 Uhr4.50 Uhr5.35 Uhr5.40 Uhr
NACHWORTCopyright

Mein Dank an Doug und die zwei Daves (Hinchberger und Barnett) sowie an Neal für ihre großartige Arbeit an der Wiederbelebung dieses Buches.

Zwei Schriftsteller haben im Lauf der Jahre mit großem Einsatz dafür gesorgt, dass meine Karriere nicht einfach sang- und klanglos endete: der bereits verstorbene und schmerzlich vermisste Robert Bloch, dem ich Hide and Seek gewidmet habe, und Stephen King. Das hier ist für Steve, in großer Dankbarkeit. Der, wie ich inzwischen weiß, schon seinerzeit das Original gelesen hat.

VORWORT

von Douglas E. Winter

Auf jedes Tier hatten sie schon Jagd gemacht,aber kein Fleisch war so wie das des Menschen …

Willkommen zu Jack Ketchums grausigem, unvergesslichen ersten Roman Beutezeit. Das ursprünglich 1981 erschienene Werk wurde praktisch über Nacht zum Klassiker der zeitgenössischen Horrorliteratur, der bis heute nichts von seiner prägenden Wirkung auf die Autoren und Leser des Genres verloren hat.

Vor über fünfzehn Jahren – ist das wirklich schon so lange her? – verspürte ich das Bedürfnis, den plötzlichen kommerziellen Erfolg dieser von mir so geschätzten dunklen und bedrohlichen Dichtungsgattung zu dokumentieren. Ich las und las – Gutes, Schlechtes, Durchschnittliches. Ich schwelgte in der roten Ernte der späten siebziger und frühen achtziger Jahre und versuchte, den Sinn und auch den Stellenwert dieser Literatur zu ergründen. Weshalb Horror? Warum gerade jetzt?

Die Antworten zu erkennen und aufzuzeichnen war letztlich weniger schwierig als die Aufgabe, die Bücher tatsächlich zu lesen. Mit jedem Jahr wurden sie durchschaubarer, kalkulierter, langweiliger und zahmer, da die Verlage in ihrem Bemühen, den Gruselhunger des Publikums zu stillen, immer mehr Nachgeahmtes und Belangloses auf den Markt warfen. Die Autoren dieser Hervorbringungen arbeiteten nicht mit Herz und Verstand, sondern lieferten einfach die von den Verlagen geforderte Fließbandware für die Auslagen der Geschäfte. So entstand ein neues Genre – sowie eine neue Verkaufskategorie  –, und eine Literatur, die in ihrem Ursprung schrecklich und düster war, wurde brav und besänftigend: Aus Horror wurde eskapistische Fantasy.

Als ich Beutezeit las, war mir sofort klar, dass dieser Autor anders war, dass seine Arbeit von einer persönlichen Vision mit Ecken und Kanten durchdrungen war. Er hatte seinen eigenen Roman geschrieben und nicht das, was ein Verlag von ihm verlangt oder erwartet hatte. Im Schatten von Bestsellern und mitten in einem Wust von Stephen-King-Epigonen erschien Beutezeit als Taschenbuch bei einem Verlag, der eigentlich nie große Begeisterung für das Horrorgenre gezeigt hat. Die Umschlagsgestaltung war äußerst minimalistisch: der Titel schwarz auf schwarz geprägt und mit einem roten Blutfaden befleckt. Der Name des Autors – ein Pseudonym – war in weißen Großbuchstaben gedruckt, und am oberen Rand des Covers prangten die Worte: DER ULTIMATIVE HORRORROMAN.

Die überschwängliche Ankündigung war berechtigt. Beutezeit war der echte Stoff und bot eindringliches, beklemmendes, verstörendes Grauen. Wer das nicht weiß, hat das Buch nicht gelesen; und wer das Buch nicht gelesen hat, sollte das sofort nachholen und dieses Vorwort erst einmal überspringen. Vertrauen Sie nicht auf mein Wort und lassen Sie sich nicht beeinflussen – oder gar abschrecken  – von dem, was ich zu sagen habe. Ich werde Ihnen Dinge erzählen, die Sie bestimmt viel lieber selbst herausfinden, und ich möchte niemandem das Vergnügen (wenn man das so bezeichnen will) rauben, Beutezeit für sich zu entdecken, so wie ich es vor vielen Jahren getan habe – allein und arglos wie die Opfer im Buch. Also lesen Sie bitte zuerst den Roman und blättern Sie dann wieder nach vorn, um sich mit meinen Gedanken zu befassen.

Trotz seiner schon legendären Gewalttätigkeit ist Beutezeit ein Roman von bemerkenswerter Eleganz. Das Buch setzt sich aus knappen Vignetten zusammen, in denen Figuren und Handlung mit zermürbender Unausweichlichkeit aufeinander treffen.

Grundlegend betrachtet ist es, als würde man mit einer Mischung aus Neugier und hilfloser Angst einen Autounfall beobachten. Kein Zweifel, diese Vorführung von Gräueln, mit der Jack Ketchum unsere merkwürdige Liebe zur Gewalt veranschaulicht, ist durchdrungen von echter Kunstfertigkeit und einer düsteren, überzeugenden Ästhetik. Zudem war das Buch außerordentlich gewagt in einer Zeit, in der erst ganz wenige Horrorromane – vor allem die von James Herbert – das später als »Splatter« bekannte Terrain einer drastischeren Darstellung erkundet hatten.

Entscheidend für die Kraft von Beutezeit ist die Verwendung klassischer amerikanischer Horrormotive. Schauplatz und Eröffnung der Handlung wecken Erinnerungen an Shirley Jacksons »The Lottery« und »The Summer People« – oder auch an James Dickeys Flussfahrt –, indem sie die archetypische Konfrontation zwischen Rationalität und Natur, zwischen Stadt und Land heraufbeschwören. Der Mittelteil wiederum weist deutliche Parallelen zur Belagerung in George A. Romeros Nacht der lebenden Toten auf. Aber das Finale – wie überhaupt die Leidenschaft und der Schmerz des Buches – ist purer Jack Ketchum.

Nicht aus freien Stücken, sondern durch die Umstände gezwungen, übernimmt George Peters eine tragende Rolle bei den Ereignissen. Peters ist ein ausgebrannter Polizist, der nach dreiundzwanzig Dienstjahren den Glauben an seinen Beruf verloren hat. Nehmen wir zum Beispiel seine leicht benebelte Grübelei über das Leben in einer Stadt mit dem bezeichnenden Namen Dead River:

»In der Saison haben wir die Clowns. Die Touristen. Außerhalb der Saison sind nur wir da, und manchmal glaube ich fast, wir sind auch Clowns. Hocken hier in diesem Kaff und warten auf den nächsten Sommer. Und jedes Jahr wird’s schlechter mit den Fischen. Was hat das für einen Sinn? Ich schlafe nicht gut, Sam. Ich bin rastlos. Fast fünfundfünfzig und rastlos. Das ist doch echt ein Witz. Wenn alles so leicht wird, kommt mir das immer wie ein Witz vor. Klar, wir wuseln weiter herum, nur dass eigentlich nichts los ist. Aber ich glaube, dieses Jahr passiert was.«

Und tatsächlich passiert etwas in diesem Jahr, etwas, das dieser verlassene Ort hervorgebracht und ausgebrütet hat, etwas, das darauf gewartet hat, den letzten Funken Hoffnung für immer zu zerstören. Hinter der Wildnis in Maine verbirgt sich ein Herz, so finster wie das, das in Joseph Conrads Kongo schlägt: eine verwilderte, mörderische Randgruppe, die von der Lust auf Menschenfleisch getrieben wird. Es handelt sich nicht um Zombies oder eine andere übernatürliche Phantasie, sondern um echte Menschen – eine Horde verarmter Ausgestoßener mit schier grenzenloser Gewaltbereitschaft.

Wo die Reise hingeht, deutet sich schon früh im Roman an, als Peters über eine am Strand gefundene Schwerverletzte nachdenkt, die von einem »natürlichen« Räuber angefallen worden ist: »Ein Krebs war im Grunde nur ein Aasfresser. Er ernährte sich von Toten und – in diesem Fall – Sterbenden. Genauso wie ein Geier. Der Gedanke an die Krebszangen in ihrem Fleisch ließ ihn fast erschauern. Aber er war kein Mann, der erschauerte. Er war mehr ein Mann, der achselzuckend sagte, so ist das Leben, ein Mann, der davon ausging, dass der Krebs wie alle anderen Lebewesen seine gemeine kleine Nische gefunden hatte.«

Ketchum treibt ein wesentliches Element des amerikanischen Schauerromans auf die Spitze. Er vernichtet das Trugbild des gesellschaftlichen Zusammenhalts, die Fassade der Ordnung, die wir dem Chaos der Natur und somit auch dem Animalischen in uns überstülpen wollen.

Die ersten Opfer in Beutezeit sind die Eindringlinge, hauptsächlich Leute aus der Stadt, diejenigen, die sich törichterweise für zivilisiert, kultiviert und feinsinnig halten, die nicht wahrhaben wollen, dass sich auch Menschen, ähnlich wie der Krebs, eine gemeine kleine Nische suchen können. Nur Peters kommt unversehrt davon – zumindest körperlich; aber er verliert seinen Job und seine letzten Illusionen. Als Peters in der Endphase des Romans zu einem bitteren Urteil gelangt – »Ich sag dir … die Zivilisation stinkt« –, fasst sein Stellvertreter Shearing Ketchums Haltung auf treffende Weise zusammen: »Keine Ahnung. Bis jetzt ist sie mir noch nicht über den Weg gelaufen.«

Das Gute – als etwas Absolutes, als Seinszustand, als dauerhafte Eigenschaft der Menschheit – hat keinen Platz in dieser Welt. Das erfahren wir im Finale, als Shearing seinen Vorgesetzten mit einem Lächeln bedenkt: »Es war ein erregtes Lächeln, wie man es bei einem guten Mann sah, der zeigen wollte, was ihn zu einem guten Mann machte.« Zwei Seiten später wird Shearing die Kehle aufgeschlitzt, und er stirbt.

Niemand ist sicher. Mit einem raffinierten Täuschungsmanöver legt Ketchum den Roman so an, dass der Leser zunächst Carla, eine Lektorin, die sich eine Auszeit von New York und einer gescheiterten Beziehung genommen hat, für die Heldin hält. Ausführlich wird geschildert, wie sie sich an ihrem Rückzugsort häuslich niederlässt, wie sie ihre romantischen Probleme löst und ihr Leben – ganz wie ihr Sommerhaus – in Ordnung bringt. Doch Carla ist eine der Ersten, die den Tod finden – und sie stirbt gleichsam in einem Akt brutaler, puritanischer Vergeltung. Die Eindringlinge reißen sie im Augenblick des Orgasmus aus den Armen eines Mannes, mit dem sie nur wegen seines guten Aussehens, nicht aber aus Liebe oder Verbundenheit ins Bett gegangen ist. Er wird sofort getötet, doch sie stirbt einen langsamen, qualvollen Tod: Sie wird mit dem Kopf nach unten an einen Baum gehängt, wie eine Jagdbeute geschächtet, gebraten und verspeist. Übrig bleiben die verkohlten Reste ihrer Leiche als grausiges Symbol für Ketchums erbarmungslose Wildnis.

Auf den letzten Seiten des Romans erkennt der Leser allerdings, dass die Rollenverteilung zwischen Gut und Böse, Jäger und Gejagtem, die zunächst so klar scheint, verblasst ist. Hinter dem scheinbaren Chaos der mörderischen Kannibalen verbirgt sich eine gewachsene gesellschaftliche Struktur mit eigenen Bräuchen und Regeln; und die Staatsgewalt andererseits ist nicht in der Lage, für Recht und Ordnung zu sorgen. Die erwartete Rettung und Wiedervereinigung fällt aus. Die Ordnung wird nicht wiederhergestellt. Nein, die Vertreter des Gesetzes stürmen die Höhle der Kannibalen und richten ein Massaker à la My Lai an. Ihren Höhepunkt erreicht diese Orgie der Gewalt, als ein junger Gefangener von Polizeikugeln zerfetzt wird.

In der Welt von Beutezeit – aber auch in unserer Welt, wie uns Ketchum deutlich macht – gibt es nichts Absolutes, es gibt keine simplen Zuordnungen; am Ende bleibt für niemanden mehr eine klare Rolle, außer die des Opfers. Marjie – die ihre Schwester Carla als Heldin des Romans ablöst – betrachtet voller Verwunderung Laura, deren verstümmelter Körper um sein Überleben kämpft: »Wusste sie denn nicht, dass es jetzt besser für sie war, tot zu sein? Was war das für ein Betrug, der sie antrieb? Ihr Überlebenswille war genauso grausam wie ihr Peiniger. Marjie konnte nur beten, dass sie, wenn ihre Zeit kam … ja, was eigentlich?« Sie erkennt, dass sie keine Antwort darauf hat und dass sie dem Tod nicht entrinnen kann: »Laura hatte keine Wahl, das verstand sie jetzt. Und wenn sie an der Reihe war, würde es ihr nicht anders ergehen.«

Diese Erkenntnis führt den Roman zu einem Schluss, der einzigartig dasteht in einer Zeit, in der das Horrorgenre geprägt war vom altehrwürdigen Konflikt zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Chaos und Ordnung; in der Grau eine unbekannte Vorstellung war und die grundlegende Phantasie dieser Gattung darin bestand, dass wir in einer Welt des Friedens und der Ordnung leben, aus der es das Chaos zu vertreiben gilt. Der Zusammenbruch dieser Phantasie ist es, der Marjie neue Kraft verleiht: »In ihrem Kopf verschmolzen zwei Gedanken und wurden allmählich zu einer einzigen Idee. Der eine war ihr Hass auf ihn, dieser tiefe, berauschende Hass. Der andere war ein ganz neues, überwältigendes Gespür für das Böse in ihr selbst – für den schrecklichen Ort, an den diese Leute sie verschleppt hatten, ein Ort, wo es keine Liebe und Zärtlichkeit gab, sondern nur grausigen Tod und einen Trieb, der sich selbst auffraß und immer ungestillt blieb und jeden, der ihm begegnete, in den gleichen dunklen Kreis der Selbstzerstörung riss. Sie hatte eine Nacht voller Leichen vor Augen; das Haus wie eine verschwommene Nekropolis mit fremden Kindern, Freunden und einer geliebten Schwester; dieses schmutzige Loch der Endpunkt einer langen Lebensreise. Was sie jetzt tat, was mit ihr geschah, spielte keine Rolle mehr. Nick würde sie nicht finden. Niemand würde sie finden. Was sie jetzt tun musste, hatte von Anfang an festgestanden, als sie gesehen hatte, wie ihre Schwester starb. Im Grunde war es ganz einfach.«

Marjie hat die Finsternis gesehen – nicht nur die Finsternis in den anderen, die sie zu ihren kleinen oder großen Grausamkeiten treibt, sondern die Finsternis in sich selbst. Als sie diese Finsternis annimmt und ihre eigene Fähigkeit zum Bösen akzeptiert, kann sie sich von der Illusion des Absoluten befreien – und von der Furcht, die ihr diese Illusion eingeflößt hat –, und sie versteht zum ersten Mal, welche Kraft in der Komplexität und in der Wahlfreiheit liegt.

Mit all seinen blutigen Errungenschaften ist Beutezeit doch nur Jack Ketchums erster Roman und steht in einer Reihe von weiteren denkwürdigen Büchern, mit denen uns der Autor seither beschenkt hat. Sie alle haben großen Anklang bei Lesern und Schriftstellern gefunden. Dennoch bleibt Beutezeit mein Favorit.

Einige Jahre nach dem Erscheinen seines Erstlings habe ich den schwer zu fassenden Jack Ketchum persönlich kennen gelernt: einen feinen, gutaussehenden, wirklich netten Mann, den ehemaligen Schauspieler Dallas Mayr, den ich inzwischen zu meinen Freunden zähle. Die Umstände dieser Begegnung sagen viel über das augenzwinkernde Lächeln dieses Menschen aus, das in dem unheimlichen Buch Beutezeit kaum in Erscheinung tritt. Er führte mich in eine Bar in der Upper West Side von Manhattan und lud mich zu einem Drink ein. Er fragte mich, wie mir die Bar gefiel, und erzählte mir, dass er sie besonders mochte.

Erst später, als wir gingen, ließ er nebenher fallen – wie die Pointe eines Witzes –, dass sie auch der Ausgangspunkt für den Mord in Auf der Suche nach Mr. Goodbar war.

Auch wir kommen damit zum Ausgangspunkt zurück: zum Anfang von Beutezeit. Doch der Text ist ein anderer als der, den ich 1981 gelesen habe. Diese Neuausgabe von Beutezeit wurde von Dallas Mayr überarbeitet, um den Geist des leider für immer verlorenen Originalmanuskripts neu einzufangen, dessen verstörender Inhalt nur in stark abgeänderter Form den Segen seines damaligen Verlages erhalten konnte.

Hier wird der Text der ersten revidierten Fassung geboten, an der seinerzeit ebenfalls Einschnitte vorgenommen wurden. Das Ergebnis ist ein Roman, der nicht nur gewalttätiger ist, sondern auch grausiger als die Fassung von 1981 – und zum Schluss mit einer düsteren Überraschung für alle aufwartet, die schon die ursprüngliche Ausgabe gelesen haben.

DOUGLAS E. WINTER

Oakton, Virginia

November 1998

Mein Gott, mein Gott!

Muss ich so sterben?

– JACK SLADE

Sodom and Gomorrah,

they run the roadhouse.

– JOHN COUGAR

TEIL EINS

12. September 1981

0.26 Uhr

Sie beobachteten, wie sie die Wiese überquerte und nach der niedrigen Steinmauer auf den Wald zusteuerte. Sie wirkte unbeholfen. Ein leichter Fang.

Sie ließen sich Zeit. Brachen die weißen Birkenruten ab und schälten die Rinde herunter. Sie hörten, wie sie durchs Unterholz stapfte. Lächelnd sahen sie sich an, aber sie sagten nichts. Sie schälten die Ruten, und dann gingen sie ihr nach.

Sie dankte Gott für das Mondlicht. Fast hätte sie das alte Kellerloch übersehen, und es war tief. Nach einem vorsichtigen Bogen um die Stelle lief sie weiter durch das hohe Gras und Schilf, vorbei an Weiß- und Schwarzkiefern, Birken und Pappeln. Unter den Füßen Moos und Flechten. Geruch nach Moder und Immergrün. Sie hörte, wie sie mit hellen, musikalischen Stimmen durch das Gestrüpp hinter ihr brachen. Spielende Kinder im Dunkeln. Sie erinnerte sich an die Hände; raue, starke kleine Hände mit langen, scharfen, schmutzigen Nägeln, die über ihre Haut scharrten, als sie nach ihr grapschten. Sie erschauerte. Sie hörte ihr Lachen von ganz nahe. Vor ihr wurde der Wald immer dichter.

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