Biblisch fasten - Arthur Wallis - E-Book

Biblisch fasten E-Book

Arthur Wallis

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Beschreibung

Ein Fasten, das mit reinem Herzen und aufrichtigen Motiven praktiziert wird, kann zu einem Schlüssel werden, der Türen öffnet, wo andere Schlüssel versagt haben; ein Fenster, welches in der unsichtbaren Welt neue Horizonte eröffnet; eine geistliche Waffe, die uns Gott zur Verfügung stellt und „die mächtig ist, Festungen zu zerstören“ (2 Kor 10,4). Das ist die Erfahrung von Arthur Wallis, die er mit diesem 1968 erstmals veröffentlichten Handbuch zum Thema Fasten weitergibt. Er führt nicht nur die wichtigsten biblischen Beispiele und Aussagen an, sondern geht auch umfassend auf die damit verbundenen praktischen Fragen ein, insbesondere auf die körperliche Seite bei längeren Fastenzeiten. Die Ausgewogenheit und die theologische Breite machen das Buch zu einem wertvollen und zeitlosen Nachschlagewerk. Es motiviert, sich nach den Segnungen Gottes auszustrecken, die er für das mit Fasten verbundene Gebet verheißt.

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Arthur Wallis

Biblisch fasten

Ein verkannter Weg zu mehr Vollmacht

GloryWorld-Medien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage 2024

© 2024 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de

Originally published in English under the title „God’s Chosen Fast”; copyright © 1968 by Victory Press, London

Published by CLC Publications, USA. All rights reserved.

German translation edition © 2024 by GloryWorld-Medien, Germany. All rights reserved.

This German edition published in arrangement with CLC Publications through Riggins Rights Management.

Dieses Buch ist eine überarbeitete Neuauflage des Titels „Ein Fasten, das Gott gefällt“ (Herold-Schriftenmission e.V., Leun, 2000).

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders vermerkt, der Luther-Übersetzung 1984 entnommen. Hervorhebungen stammen vom Autor. Weitere Bibelübersetzungen:

ELB: Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 2006JDM: Jesus der Messias, GloryWorld-Medien 2024HFA:Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 2015

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Lektorat: Anne Horn, Günter KretzSatz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Jens Neuhaus, www.7dinge.de

Foto: Pixabay

ISBN (epub): 978-3-95578-732-5ISBN (Druck): 978-3-95578-632-8

 

 

Stimmen zum Buch

Arthur Wallis schrieb dieses Buch vor fast sechzig Jahren. Er ahnte nicht, dass sein Buch das Standardwerk des Fastens für viele Generationen von Gläubigen werden würde. Diejenigen, die danach strebten, Gott näher kennenzulernen und Gottes wunderbare Kraft als Antwort auf ihr Gebet zu erleben, haben dieses Buch gelesen, studiert und angewendet. Möge es weitere sechzig Jahre geisterfüllten Dienstes haben.

Elmer L. TownsMitbegründer und Vizepräsident der Liberty University

Ich habe dieses Buch gelesen, als ich achtzehn Jahre alt war, und mehr als vierzig Jahre später praktiziere ich immer noch, was Arthur Wallis mich gelehrt hat.

Rick WarrenAutor von Leben mit einer Vision

Dieses Buch ist nach wie vor der gut recherchierte, biblisch fundierte Leitfaden für alle, die mit dem Fasten beginnen oder mehr über diese beeindruckende geistliche Disziplin erfahren wollen, die die Macht hat, dein Leben zu verändern.

Susan GregoryAutorin von The Daniel Fast

 

Inhalt

Vorwort des Autors

1 Warum fasten?

2 Normales Fasten

3 Absolutes Fasten

4 Teilweises Fasten

5 Nicht „falls“, sondern „wenn“

6 Jetzt ist die Zeit

7 Regelmäßiges und öffentliches Fasten

8 Fasten für Gott

9 Hilfe zur persönlichen Heiligung

10 Erwirkt Gebetserhörungen

11 Um das Gericht Gottes abzuwenden

12 Um die Gebundenen zu befreien

13 Um von den Mächten der Finsternis zu befreien

14 Um Erkenntnis zu erlangen

15 Die Fleischtöpfe Ägyptens

16 Den Leib disziplinieren

17 Askese heute?

18 Auswirkungen auf den Körper

19 Heilfasten

20 Wie man ein Fasten beginnt

21 Wie man ein Fasten beendet

22 Tagebuch eines Fastens

23 In den letzten Tagen

Anhang 1: Fragen und Antworten

Anhang 2: Gesunde Ernährung

Anhang 3: Bibelstellenverzeichnis

 

Vorwort des Autors

In einer großen Stadt erkundigte ich mich in allen christlichen Buchläden nach einer Publikation zum Thema Fasten. Sie konnten mir nicht einen einzigen Titel empfehlen. Ein paar Tage später kaufte ich in einem Bioladen in derselben Stadt ein Buch über Gesundheitsfasten. Bald stellte ich fest, dass die Ernährungsreformer viel mehr über den körperlichen Aspekt dieses Themas schrieben als die christlichen Autoren über den geistlichen Aspekt. Später fand ich doch noch zwei geistliche Bücher, die einige hilfreiche Lehren und weise Ratschläge enthielten.

Da sich der Wert und der Segen des Fastens in meinem Leben über viele Jahre hinweg erwiesen hatte, gab es mir zu denken, dass so viele ernsthafte Gläubige sich anscheinend noch nie eingehend mit diesem Thema beschäftigt haben. Darum sah ich mich regelrecht genötigt, denen, die sich nach dem Besten von Gott sehnen, aufzuzeigen, was die Bibel über diese geistliche Übung zu sagen hat. Mein Ziel war es, ein Handbuch zu verfassen, das nicht nur die wichtigsten Bibelstellen zu diesem Thema behandelt und ein Bibelstellenverzeichnis enthält, sondern auch so umfassend wie möglich auf die damit verbundenen praktischen Fragen eingeht.

In dem Teil des Buches, der sich mit der körperlichen und praktischen Seite befasst, wurde dem längeren Fasten mehr Platz eingeräumt, da dafür ein richtiges Verständnis der körperlichen Aspekte sehr wichtig ist. Das heißt aber nicht, dass jeder zu einem längeren Fasten berufen ist und ein kurzes Fasten vergleichsweise weniger wertvoll wäre. Das trifft auf keinen Fall zu. Aber auch für den, der selbst nur kurze Zeit fastet, ist es nützlich, die Reaktion des Körpers auf ein längeres Fasten zu verstehen.

Natürlich ist die Erörterung dieser körperlichen Seite eher Sache der Medizin als des Bibellesers. Hier bin ich besonders Dr. Otto Buchinger aus Deutschland und Dr. Herbert Sheldon aus San Antonio, Texas, zu Dank verpflichtet, die beide Experten auf dem Gebiet des Heilfastens sind. Ich danke meinen medizinischen Freunden, die das Manuskript gelesen und sorgfältig geprüft haben, und auch allen anderen, die mir wertvolle Hinweise gegeben haben.

Wenn eine vernachlässigte Wahrheit wieder neu entdeckt wird, besteht immer die Gefahr, dass man sie dann überbetont. Ich bin mir dieser Gefahr im Zusammenhang mit diesem Thema durchaus bewusst und habe darum versucht, ihm kein stärkeres Gewicht beizumessen, als es der Bibel entspricht. Man kann die Wahrheit mit einem gemalten Portrait vergleichen: Wird ein Merkmal überbetont, so wird das Portrait zur Karikatur der Wahrheit. Das hätte im Fall des Fastens zur Folge, dass vernünftige Menschen dieses von Gott eingesetzte Mittel der Gnade verwerfen und als etwas für Exzentriker oder Fanatiker abtun.

Fasten ist – wie dieses Buch hoffentlich zeigen wird – wichtig, wichtiger als viele von uns denken. Trotzdem ist es weder eine maßgebende biblische Lehre noch ein Fundament des Glaubens noch ein Allheilmittel für geistliche Probleme. Ein Fasten jedoch, das mit reinem Herzen und aufrichtigen Motiven praktiziert wird, kann zu einem Schlüssel werden, der Türen öffnet, wo andere Schlüssel versagt haben; ein Fenster, welches in der unsichtbaren Welt neue Horizonte eröffnet; eine geistliche Waffe, die uns Gott zur Verfügung stellt und „die mächtig ist, Festungen zu zerstören“1. Möge Gott dieses Buch gebrauchen, dass viele aus seinem Volk aufwachen und der ganzen Palette geistlicher Segnungen auf die Spur kommen, die ein echtes biblisches Fasten mit sich bringt.

 

1 S. 2. Korinther 10,4.

Kapitel 1: Warum fasten?

Fasten ist in den letzten 200 Jahren aus der Mode gekommen – zumindest in den Kirchen des Westens. Der Gedanke, es könne heute tatsächlich jemand fasten, erscheint den meisten heutigen Christen seltsam. Sie bringen es vielleicht mit dem Christentum des Mittelalters in Verbindung oder womöglich auch mit den Bräuchen der katholischen Kirche. Oder sie erinnern sich, dass politische Führer, wie Mahatma Ghandi, das Fasten als Waffe des passiven Widerstands benutzt haben. Als geistliche Disziplin jedoch ist es ihrer Meinung nach auf Gläubige beschränkt, die ein bisschen extrem oder fanatisch sind.

Andere haben Bedenken, was den praktischen Aspekt betrifft. Für sie sind Fasten und Hungern gleichbedeutend, und sie befürchten, dass es schädliche Folgen hat. Weil „niemand je sein eigenes Fleisch hasst, sondern es nährt und pflegt“ (Epheser 5,29), sind sie sozusagen instinktiv gegen das Fasten. „Sei vorsichtig“, warnen sie, „du könntest deiner Gesundheit ernsthaft schaden. Mit einem solch hohen Arbeitspensum kannst du es dir nicht leisten, dich körperlich zu entkräften!“

Woher kommt diese Einstellung gegen eine geistliche Disziplin, die doch so offensichtlich biblisch ist? Eine Erklärung ist, dass das Fasten eines der Hauptmerkmale einer Askese war, die in der nachapostolischen Zeit erstmals in Erscheinung trat und im Mittelalter ex­treme Formen annahm und zugleich weit verbreitet war. In der Folgezeit lehnten die Leute alles ab, was nur irgendwie nach Askese aussah, und noch heute leidet die Kirche unter dieser Reaktion. Auch in unseren Tagen haben wir die geistliche Ausgewogenheit des neutestamentlichen Christseins noch nicht wiedererlangt.

Ich hörte einmal eine wirklich anregende Predigt eines fähigen Bibellehrers über die Antwort Jesu auf die Frage nach dem Fasten. Damals sagte Jesus, die Hochzeitsgäste würden nicht fasten, bis der Bräutigam von ihnen genommen wird. Alles, was der Prediger sagte, war äußerst hilfreich, aber er ging nicht ein einziges Mal auf das Fasten ein, noch gab er irgendeinen Hinweis, ob und wieweit es heute noch einen Platz im christlichen Leben habe.

Wenn wir von Vorurteilen bestimmt oder von traditionellen Ansichten geprägt sind, können wir immer wieder mit biblischen Wahrheiten konfrontiert werden, ohne dass diese uns innerlich wirklich anrühren. Unsere geistliche Blockade lässt uns diese Wahrheit zwar zur Kenntnis nehmen, aber wir sind nicht in der Lage, sie wirklich zu begreifen. Die Wahrheit schlummert in uns, wird mit dem Verstand erfasst, aber geistlich nicht angewendet. Dies trifft besonders auf das Fasten zu.

Wird aber eine solche Wahrheit erst einmal durch den Heiligen Geist erhellt, kommt es bei den meisten sogleich zu einem inneren Konflikt, weil die Wahrheit der Bibel plötzlich „lebendig und mächtig“ geworden ist und unsere traditionellen Ansichten und Vorurteile in Frage stellt.

Je nachdem wie diese innere Auseinandersetzung ausgeht, zeigt sich, wie offen wir dafür sind, neue Klarheit von Gott zu empfangen, ihm zu gehorchen und dadurch in der Erkenntnis der Wahrheit zu wachsen. Dieses Buch will uns vor die Frage stellen, ob wir bereit sind, unsere derzeitige Einstellung zum Thema Fasten (oder das Fehlen einer solchen) auf den Prüfstand von Gottes Wort zu stellen, um dann „der Schrift gemäß“ zu leben (1. Korinther 4,6).

Die meisten Bibelstellen über das Fasten werden in diesem Buch behandelt. Es mag den Leser überraschen, wie es zweifellos auch mich erstaunte, wie viel uns die Schrift über den Wert des Fastens sowohl durch Beispiele als auch durch Lehre zu sagen hat. Sie warnt uns aber auch vor den Gefahren, die mit dem Fasten verbunden sind, und diese werden hier ebenfalls zur Sprache gebracht.

Zu den großen Heiligen der Bibel, die gefastet haben, gehören der Gesetzgeber Mose, König David, der Prophet Elia und der Seher Daniel. Im Neuen Testament haben wir das Beispiel unseres Herrn wie das seiner Apostel. Fasten hatte ganz klar seinen festen Platz im Leben der Urgemeinde. Zudem war diese biblische Praxis auch nicht auf Männer beschränkt, denn wir finden Hanna im Alten und Hanna im Neuen Testament in der Reihe der Fürbitter, die sowohl gefastet als auch gebetet haben.

Große Gottesmänner der Kirchengeschichte praktizierten das Fasten und bestätigten seinen Wert, unter ihnen die großen Reformatoren, wie Luther, Calvin und Knox. Fasten war nie auf eine bestimmte theologische Richtung beschränkt. Wir finden unter den Fastenden den Calvinisten Jonathan Edwards, den Arminianer John Wesley oder auch David Brainerd und Charles Finney, also große Theologen und Prediger, Pastoren und Missionare, Erweckungsprediger und Evangelisten. Zu ihnen gehören auch Pastor Hsi aus China und Pastor Blumhardt aus Deutschland, die Gott vor über einem Jahrhundert zur Befreiung der von Satan Gebundenen gebraucht hat, jeder an seinem Platz. Die Zeit würde nicht ausreichen, die wachsende Zahl derer zu erwähnen, die Gott heute zum gleichen Dienst des Betens und Fastens berufen und zubereitet hat.

Die Taten der Großen können fast nie verborgen bleiben. Kaum sind sie im Grab erkaltet, so durchwühlen schon ihre Biographen ihre Aufzeichnungen und privaten Tagebücher. Doch erst, wenn die Bücher im Himmel aufgeschlagen werden, wird die Zahl der unbekannten Heiligen ohne Tagebücher und Biografien offenbar, die fasteten und zu dem Gott beteten, der ins Verborgene sieht. Auch sie werden dann in der unzählbaren Schar erlesener Heiliger glänzen „wie die Sterne von Ewigkeit zu Ewigkeit“.

In neutestamentlicher Zeit war das Fasten ein Kanal der Kraft. Als dann aber das geistliche Leben mehr und mehr abflaute und die Weltlichkeit in den Kirchen einzog, wurden ihnen die Kraft und die Gaben des Geistes entzogen. Ohne innere Kraft konnten die Menschen sich nur noch an die äußeren Formen klammern. Dies führte dazu, dass der äußerliche Akt des Fastens immer mehr betont wurde, obwohl er doch des lebendigen Geistes beraubt war, der dem Fasten den eigentlichen Wert verleiht. Askese wurde zum Merkmal der Frömmigkeit und des geistlichen Lebens. Was Paulus über „die Leute, die eine äußere Form der Frömmigkeit besitzen, deren Kraft aber verleugnen“ (2. Timotheus 3,5) gesagt hatte, traf auf sie zu.

Aber, dem Herrn sei Dank, ein neuer Tag bricht an und ein neuer Durst nach dem Geist fängt an, die schlummernde Kirche aus ihrem Schlaf zu wecken. Es ist eine Zeit der geistlichen Erneuerung, überall gibt es ein Suchen und Fragen, eine Last und ein tiefes Verlangen. Der Herzensschrei der Gemeinde steigt zum Himmel empor. Der Geist Gottes fängt an, sich zu regen. Das ist nichts anderes als die ersten Geburtswehen des neuen Zeitalters, das bald geboren wird.

Gott will eine herrliche Gemeinde ohne Flecken und Runzeln, eine Braut, die seines geliebten Sohnes würdig ist. Ich bin überzeugt, dass wir in diesen Geburtswehen eines der verlorenen Geheimnisse der Urgemeinde wieder entdecken werden: die Kraft, die freigesetzt wird durch wahrhaft biblisches Fasten, ein Fasten für Gott.

 

 

Kapitel 2: Normales Fasten

Er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte, und danach hungerte ihn (Matthäus 4,2).

Wenn manchen Leuten eine klare, wörtliche Aussage in der Bibel nicht behagt, sind sie versucht, diese in einem übertragenen Sinne zu deuten und damit ihrer Wirksamkeit zu berauben. Ist die Wahrheit erst einmal vernebelt, verliert sie ihre praktische Bedeutung. Ihre Schneide ist stumpf, sie kann nicht mehr durchdringen. So ist die Kirche – insbesondere die evangelikale – mit der biblischen Lehre vom Fasten verfahren.

„Fasten“, heißt es dann, „ist nicht einfach Verzicht auf Nahrung, sondern Verzicht auf alles, was unsere Gemeinschaft mit Gott hindert.“ Oder: „Fasten bedeutet verzichten, Selbstverleugnung üben.“ Die Bedeutung muss nur entsprechend erweitert werden, und schon ist ihr die die trennende Schärfe genommen.

Sicher gibt es neben Essen viele Dinge, die unserer Gemeinschaft mit Gott im Wege stehen. Ohne Zweifel sollen wir grundsätzlich Selbstverleugnung üben. Doch Tatsache ist, dass „fasten“ zuerst einmal „nicht essen“ bedeutet1. In biblischen Zeiten gab es drei Hauptarten des Fastens, doch jede Form bestand aus buchstäblicher Enthaltsamkeit. Wenn der Begriff auch zeitweise erweitert wird, um andere Arten der Selbstverleugnung mit einzubeziehen, so ändert das nichts an seiner Grundbedeutung.

Der Einfachheit halber wollen wir diese erste und bekannteste Art „das normale Fasten“ nennen. Worum es sich dabei handelt, geht klar aus der ersten Erwähnung des Fastens im Neuen Testament hervor: Jesus fastete … und danach war er hungrig. Es bedeutete Verzicht auf jegliche Nahrung in fester oder flüssiger Form, aber nicht auf Wasser. Aus den Einzelheiten des Berichts können wir schließen, dass unser Herr auf diese Weise gefastet hat.

Es heißt, dass „er nichts aß“ (Lukas 4,2), jedoch nicht, dass er nichts trank. Danach „hungerte ihn“; von Durst wird nichts berichtet. Obwohl Durstqualen schlimmer sind als Hunger, wollte Satan ihn zum Essen verführen, nicht zum Trinken. All dies lässt uns annehmen, dass dieses Fasten ein Verzicht auf Nahrung, aber nicht auf Wasser war. Der menschliche Organismus könnte auch keine vierzig Tage ohne Wasser leben, es sei denn, er würde auf übernatürliche Weise erhalten und versorgt.

Es besteht keine Veranlassung anzunehmen, dass echtes Fasten den Verzicht auf Schlaf einschließt. Gott ruft uns vielleicht dazu auf, dies für sehr kurze Zeitspannen zu tun, z. B. den Schlaf einer Nacht zu opfern. Paulus spricht von „wachen“ im Unterschied zu „fasten“ (2. Korinther 6,5; 11,27). Wenn der Verzicht auf Schlaf für das Fasten von Bedeutung wäre, wäre ein langes Fasten nie möglich, es sei denn mit übernatürlicher Hilfe. Der Körper verlangt nach Schlaf noch mehr als nach Wasser und würde früher oder später von Müdigkeit übermannt werden, womit dann das Fasten ungewollt unterbrochen wäre.

Das normale Fasten war also Verzicht auf jede Form von Nahrung, jedoch nicht auf Wasser. Dieses Fasten muss von den beiden anderen Formen, dem absoluten und dem teilweisen Fasten, unterschieden werden, denen wir uns nun zuwenden wollen.

 

 

1 Griechisch nesteuo: ne, ein negatives Präfix, und esthio, essen.

Kapitel 3: Absolutes Fasten

Drei Tage aß und trank er nicht (Apostelgeschichte 9,9).

Es gibt in der Bibel ein paar Beispiele des absoluten Fastens, das heißt, des Verzichts auf Essen und Trinken. Normalerweise war es auf drei Tage beschränkt, weil ein längerer Verzicht sich wahrscheinlich schädlich auf den Körper ausgewirkt hätte. Der Körper kann zwar lange Zeit ohne Nahrung sein und physisch dadurch sogar profitieren; doch ohne Wasser hält er es nur sehr kurze Zeit aus.

Von Esra wird berichtet, dass er die Nacht verbrachte, ohne zu essen und Wasser zu trinken, denn er trauerte über die Treulosigkeit derer, die aus der Gefangenschaft gekommen waren (Esra 10,6). Entsetzen und tiefe Trauer kamen über ihn, als er den schändlichen Kompromiss sah, in dem das Volk, angeführt von den Priestern, Leviten und Beamten, lebte. Er berichtet: „Ich zerriss mein Kleid und meinen Mantel und raufte mir Haupthaar und Bart und setzte mich bestürzt hin“ (Esra 9,3). Überwältigende Sorge trieb ihn zum Fasten, und er nahm weder Nahrung noch Wasser zu sich.

Königin Ester gab Mordechai die Anweisung: „Fastet für mich, dass ihr nicht esst und trinkt drei Tage lang, weder Tag noch Nacht. Auch ich und meine Dienerinnen wollen so fasten“ (Ester 4,16). Ein äußerst gefährliches Edikt drohte das ganze jüdische Volk auszurotten. Selbst Ester als Königin durfte für sich keine Schonung erwarten. Sie rief zu diesem absoluten Fasten auf, weil verzweifelte Situationen ebenso radikale Maßnahmen erfordern.

Saulus von Tarsus kam in Damaskus an, benommen und geblendet durch seine Begegnung mit dem auferstandenen Christus, und „drei Tage lang aß und trank er nichts“ (Apostelgeschichte 9,9). Die geistliche Revolution im Innern dieses jungen Pharisäers veränderte nicht nur sein ganzes Leben, sondern prägte auch die Geschichte der Gemeinde Jesu. Möglicherweise war die Umwälzung in ihm so tiefgreifend, dass er an Essen oder Trinken einfach nicht dachte.

Die Bibel gibt uns Beispiele absoluten Fastens, die in Anbetracht der jeweils langen Dauer übernatürlichen Charakters gewesen sein müssen. Zweimal weilte Mose jeweils vierzig Tage und vierzig Nächte in der Gegenwart Gottes, ohne zu essen oder zu trinken (s. 5. Mose 9,9.18; 2. Mose 34,28). Das erste Mal war die Zeit, als er die Zehn Gebote von Gott erhielt, das zweite Mal folgte unmittelbar darauf, nachdem er entdeckt hatte, dass das Volk das goldene Kalb anbetete und so das Gesetz gebrochen hatte, bevor es ihm offiziell gegeben worden war. Diese beiden Fastenzeiten folgen einander zeitlich ohne Pause und bilden zusammen das zweifellos längste Fasten in der Bibel, nämlich 80 Tage ohne Nahrung und Flüssigkeit.

Auch Elias Weg zum Berg Horeb wurde allem Anschein nach unter absolutem Fasten zurückgelegt. Trifft dies zu, so muss es sich um ein übernatürliches Fasten gehandelt haben. Als er unter dem Wacholderbaum schlief, auf der Flucht vor Isebel, wurde er von einem Engel geweckt und mit einem gerösteten Brot und einem Krug Wasser versorgt. Zweimal wurde er aufgefordert zu essen und zu trinken, und dann „ging er durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb“ (1. Könige 19,8).

Eine so lange Reise durch die glühende Wüste, wenn sie, wie in der Schrift angedeutet, ohne weitere Nahrung zu Ende geführt wurde, stellt ein absolutes Fasten dar, das genauso übernatürlich war wie das Fasten des Mose. Darin sehen wir eine weitere bedeutungsvolle Parallele zwischen diesen beiden führenden Vertretern des alten Bundes. Sowohl Mose, der Gesetzgeber, als auch Elia, der Wiederhersteller des Gesetzes (s. Maleachi 3,22-23; Markus 9,12), beendeten ihr Leben auf übernatürliche Weise, zudem war auch ihr Wiedererscheinen auf dem Berg der Verklärung übernatürlicher Art.

Wir lassen nun im Folgenden solche spektakulären, übernatürliche Fastenzeiten außer Betracht, wobei wir festhalten, dass das absolute Fasten eine außergewöhnliche Maßnahme für außergewöhnliche Situationen ist. Ein solches Fasten ist geistlichen Notfällen vorbehalten. Mir sind extreme Notsituationen bekannt, die sich durch normales Gebet und Fasten nicht geändert haben, sondern erst, als der Beter von Gott zum absoluten Fasten hingeführt wurde. Ganz besonders trifft dies auf Fälle starker Besessenheit durch böse Geister zu. Um länger als drei Tage in solchem Fasten zu verbringen, sollte man ganz sicher sein, dass dies der Wille Gottes ist.

 

 

Kapitel 4: Teilweises Fasten

Ich aß keine leckere Speise; Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund (Daniel 10,3).

Die Betonung liegt hierbei auf der Einschränkung der Kost, nicht auf völligen Verzicht. Zu Beginn des Buches Daniel werden uns Daniel und seine drei Gefährten vorgestellt. Sie waren aus den hebräischen Verbannten wegen ihrer vornehmen Herkunft und hohen Bildung ausgewählt worden und sollten eine besondere Ausbildung erhalten, um später am Hof des Königs von Babylon zu dienen.

Diese Männer beschlossen, sich weder mit der reichen Kost des Königs noch mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen, da diese zuvor den babylonischen Göttern geopfert wurden. Stattdessen erbaten sie sich Gemüse und Wasser. Der zuständige Aufseher erklärte sich damit einverstanden, die Wirkung dieser einfachen Kost zehn Tage lang zu erproben. Danach „sahen sie schöner und kräftiger aus als alle jungen Leute, die von des Königs Speise aßen“ (Daniel 1,15).

Ob es sich hierbei um ein übernatürliches Eingreifen handelte oder nicht, ist schwer zu sagen. Eine allgemein akzeptierte Tatsache in der Ernährungswissenschaft ist jedoch, dass einfache und vollwertige Speisen weitaus bekömmlicher sind als reichliche und üppige Kost. Leute, die sich in Kreisen bewegen, in denen ständig viel gegessen und getrunken wird, haben oft mit Krankheiten zu tun, die auf exzessiven Konsum zurückzuführen sind. Demgegenüber profitiert der Körper von allen Formen des Fastens. In vielen nichtchristlichen Kreisen wird deshalb allein aus gesundheitlichen Gründen gefastet.

Der Wert des Teilfastens beschränkt sich jedoch nicht nur auf den körperlichen Aspekt. Im Buch Daniel lesen wir später, wie dieser Prophet eine Offenbarung über die Zukunft seines Volkes Israel von Gott empfing. Dort sehen wir, wie er den Herrn suchte, um diese Vision verstehen zu können: „Zu der Zeit trauerte ich, Daniel, drei Wochen lang. Ich aß keine leckere Speise; Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund; und ich salbte mich auch nicht, bis die drei Wochen um waren“ (Daniel 10,2-3).

Wir erfahren nicht, weshalb er nicht die Form des normalen Fastens wählte, wie er es im vorhergehenden Kapitel getan hatte. Vielleicht ließen Staatsgeschäfte oder andere Umstände dies nicht zu; oder Gott führte ihn eben anders. Zweifellos ist eine solche Einschränkung der Kost in Zeiten intensiver Gottessuche äußerst wertvoll. Für Daniel ergaben sich daraus ein großartiger geistlicher Sieg über die Mächte der Finsternis sowie die Enthüllung der Vision durch einen Engel.

Was wir bei Elia in der Zeit seiner geistlichen Vorbereitung sehen können, kommt dem teilweisen Fasten sehr nahe. Morgens und abends brachten ihm die Raben Brot und Fleisch, und dazu trank er aus dem Bach Krith. Später im Haus der Witwe von Zarpat musste er sich dann mit einfachen Kuchen aus Mehl und Öl begnügen (s. 1. Könige 17).

Für einen, dem geistliche Kraft anvertraut werden sollte, war diese Übung in der Selbstverleugnung unerlässlich. Zudem war es durchaus angebracht, dass die Speise des Dieners Gottes sehr einfach war, denn im Lande herrschte Hungersnot und viele seiner eigenen Landsleute waren vom Hungertod bedroht. Um notleidenden Menschen wirklich dienen zu können, müssen wir uns so in ihre Lage versetzen, dass wir ihnen auf Augenhöhe begegnen.

Einst beeindruckte eine gläubige Russin mit dieser Einstellung zutiefst ein christliches Ehepaar, als sie vor einigen Jahren auf deren Farm kam. Durch ein Wunder bekehrt, erhielt sie Gottes Ruf, in einem Flüchtlingslager in Österreich für ihn zu arbeiten. Bei den Mahlzeiten auf der Farm wies sie höflich die Sahne zurück, die häufig angeboten wurde, und beschränkte sich auf das einfachste Essen mit dem Hinweis, sie könne nicht anders, da doch ihre Brüder und Schwestern und die Leute, unter denen sie sonst arbeitete, in so großer Not lebten. Gott weiß solche Selbstverleugnung zu schätzen.

Das neutestamentliche Gegenstück zu Elia war Johannes der Täufer. Die Evangelien berichten, dass er oft fastete und ansonsten nur von einfacher Kost lebte, die aus Heuschrecken und wildem Honig bestand.