Chinesische Medizin 1 - Michael Kotsch - E-Book

Chinesische Medizin 1 E-Book

Michael Kotsch

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Beschreibung

Asiatische Heilmethoden sind mehr als Medizin. Sie sind religiöse Heilsysteme. Was wollen sie eigentlich? In diesem Band sollen die geistlichen und religiösen Hintergründe der weit verbreiteten asiatischen Heilmethoden genannt und bewertet werden.

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Michael Kotsch

Chinesische Medizin I

Weltbild - Menschenbild - Krankheitsbild Religiöse und ideologische Hintergründe

Reihe AUFKLÄRUNG

Band 42

Michael Kotsch

Chinesische Medizin I

Weltbild - Menschenbild - Krankheitsbild

1. Auflage 2000

2. Auflage 2003

3. Auflage 2005

4. Auflage 2007

5. Auflage 2011

6. Auflage 2011

© 2013 Lichtzeichen Verlag GmbH, Lage

Umschlag: Jakob Siemens

Satz: Gerhard Friesen

ISBN: 9783869549514

Bestell Nr.: 548950

E-Book Erstellung: LICHTZEICHEN Medien www.lichtzeichen-medien.com

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Erlaubnis des Verlegers in irgendeiner Form reproduziert werden.

Inhalt

Einleitung1.Chinesische Medizin in Westeuropa1.1.Geschichte der TCM in Westeuropa1.2.Technikkritik und Alternative Heilmethoden1.3.Wer heilt, hat recht?I.Hintergrund2.Geschichte der chinesischen Medizin2.1.Anfänge2.2.Weiterentwicklungen2.3.Konsolidierung2.4.Wesentliche Entwicklungshöhepunkte der TCM2.5.Niedergang von Akupunktur und Moxibustion2.6.Auseinandersetzung von westlicher Schulmedizin mit der TCM2.7.Neubelebung der TCM3.Die weltanschaulichen Grundlagen chinesischer Medizin3.1.Schamanismus3.2.Taoismus3.3.Konfuzianismus3.4.Buddhismus3.5.UniversismusII.Grundlagen4.Grundkategorien chinesischer Medizin4.1.Die Lebensenergie Qi4.2.Yin und Yang4.3.Die fünf Wandlungsphasen4.4.Die Orbiskongraphie - die Energieorte4.5.Die Sinarteriologie - die Leitbahnen der EnergieIII.Beurteilung5.Kritik an der Chinesischen Medizin5.1.Das chinesische Welt- und Menschenbild5.2.Naturwissenschaftliche Medizin und TCM5.3.Prinzipielle Kritik5.4.Kritik an der Systematik6.Chinesische Medizin und christlicher Glaube6.1.Das Verhältnis von Mensch und Wirklichkeit6.2.Das Verhältnis von Mensch und Umwelt6.3.Das Verhältnis von Mensch und Mensch6.4.Das Verhältnis von Gesundheit und Krankheit6.5.Das Verhältnis von Mensch und Gott7.FazitGlossar - WorterklärungenLiteraturInternetseitenAdressenEndnotenAnhang: Grafische Darstellungen

Einleitung

„Die traditionelle chinesische Medizin [TCM] ist ein Teil der großen philosophischen Richtungen Taoismus und Konfuzianismus. Beide Philosophien definieren den Zustand von Glück als die absolute Harmonie zwischen Mensch und Natur. Dieses Gleichgewicht erreicht man durch eine entsprechende Lebensweise. Die traditionelle chinesische Medizin vereinigt das konfuzianische Denken mit umfangreichen Beobachtungen von konkreten Vorgängen im menschlichen Körper und mit jahrhundertealten Erfahrungen. Die traditionelle chinesische Medizin versteht den Körper als ein zusammenhängendes System, in dem alle Körperteile, Organe und Organsysteme durch Energiebahnen miteinander verbunden sind. Gesund ist ein Mensch dann, wenn sich alle seine Energien in Harmonie und im Gleichgewicht befinden.”1

Im Folgenden werden wir uns näher mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und deren Therapieformen auseinandersetzen. Um beurteilen zu können, ob und inwiefern diese Medizin für Christen akzeptabel ist, müssen wir zuerst einmal kennenlernen, wie sie den Menschen und die Welt versteht und durch welche Mechanismen sie zu heilen vorgibt. Darauf hin müssen wir dann prüfen, ob es sich um ein ernsthaftes Konzept handelt, das in sich stimmig und logisch ist, mit der von uns beobachteten Wirklichkeit übereinstimmt und echte Heilung bewirken kann. Im Weiteren müssen wir uns die Frage stellen, ob diese Heilungen auf biologisch chemischen Weg, durch psychischen Einfluss oder mit übernatürlichem Eingriff zustande kommen. Um das zu überprüfen, müssen wir zum einen die Angaben der Heilmethode selber, dann aber auch deren bisherige wissenschaftliche Erforschung berücksichtigen. So können wir ausschließen, 1. dass eine Methode von sich behauptet, naturwissenschaftlich zu wirken, dies aber nirgends nachweisbar ist, sodass wir mit der Möglichkeit einer übernatürlichen Heilung rechnen müssen, die uns in Kontakt mit unerwünschten übernatürlichen Mächten bringen kann; 2. dass eine andere Therapie, die vorgibt, übernatürliche Kraft zu nutzen, in Wirklichkeit aber normale naturwissenschaftliche Gegebenheiten nutzt, also keine Gefahr geistlicher Abhängigkeit birgt. Um das entscheiden zu können, müssen wir uns allerdings erst eingehend mit dem System der TCM auseinandersetzen. Nur dann können wir ihr Selbstverständnis, ihr Weltbild und ihre möglichen Wirkungsweisen beurteilen. Im Folgenden findet sich deshalb ein kurzer Abriss der historischen, geistesgeschichtlichen, religiösen und naturwissenschaftlichen Hintergründe. Dabei wird die TCM erst einmal dargestellt, wie sie selbst versteht, ohne sofort zu relativieren oder Interpretationen in Frage zu stellen. Zitate und Literaturhinweise sollen ebenfalls dem Zweck dienen, das System der TCM von innen heraus zu verstehen. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Annahmen, Behauptungen und weltanschaulichen Grundlagen der TCM erfolgt dann in einem vierten Hauptteil. Wem diese Auseinandersetzung zu aufwendig erscheint, der kann die resümierende „Zusammenfassung” am Ende eines jeden Kapitels und im Schlussteil dieser Abhandlung lesen, in dem die Ergebnisse und Schlussfolgerungen jeweils kurz zusammengefasst werden.

Zahlreiche Zitate im laufenden Text sollen Vertreter der TCM zu Wort kommen, um mögliche Verzerrungen in der Darstellung ihrer Positionen auszuschließen. Bei wichtigen Begriffen der chinesischen Medizin sind die entsprechenden chinesischen Ausdrücke in Klammern angegeben. Andere wissenschaftliche Fachausdrücke sind entweder im Text selbst oder in dem am Ende angefügten Glossar erklärt. Für jeden, der sich noch intensiver mit alternativen Heilmethoden auseinandersetzen will, sind unter den Literaturhinweisen ein paar verständlich geschriebene Bücher und einzelne Internetadressen angegeben.

Auf medizinische Methoden im Einzelnen gehe ich in Band 2 ein.

1. Chinesische Medizin in Westeuropa

1.1. Geschichte der TCM in Westeuropa

Die frühesten Nachrichten über die TCM erreichten Westeuropa mit den Berichten franziskanischer und vor allem jesuitischer Missionare im 16. und 17. Jahrhundert. Neben diesen ist uns insbesondere der niederländisch- ostindische Schiffsarzt Andreas Clyder namentlich bekannt, der sich schon früh um den Import heilkundlicher Kenntnisse aus China bemühte. Die fremdartigen und skurril anmutenden Techniken der TCM wurden neugierig registriert, nicht aber für die eigene medizinische Praxis übernommen. Im 18. und 19. Jahrhundert fanden besonders die philosophischen und religiösen Überzeugungen der Chinesen Anklang bei europäischen Gelehrten. Dazu gehörten Wolff, Lessing, Goethe und Schopenhauer, vor allem aber französische Denker, die durch den Handel und das entstehende französische Kolonialreich in Asien eine intensivere Beziehung zu China entwickelten. In Frankreich gab es um 1840 eine regelrechte Akupunkturmode. Dort wurde 1937 auch die älteste bestehende Gesellschaft für Akupunktur gegründet. Trotz zahlreicher weiterer nationaler Akupunkturgesellschaften kam es erst durch die Veröffentlichungen von James Reston über seine Erfahrungen mit der Akupunktur in China in der New York Times zu einer breiten öffentlichen Diskussion um die Akupunktur. Um die sich anschließende wissenschaftliche Aufarbeitung der traditionellen chinesischen Medizin in Deutschland bemühten sich insbesondere der Berliner Medizinprofessor Franz Hübotter, der Frankfurter Medizinhistoriker Willy Hartner und Professor Paul Unschuld. 1979 hielt die WHO in Peking einen Kongress über Akupunktur, Moxibustion und Akupunkturanalgesie ab, auf dem eine Liste von fast 100 Krankheiten vorgestellt wurde, gegen die sinnvoll auch Akupunktur eingesetzt werden könne.

1.2. Technikkritik und Alternative Heilmethoden

Weitreichendere Bedeutung erhielt die TCM erst durch die oben genannte Skepsis gegenüber der Wissenschaft, insbesondere gegenüber der modernen Medizin. Der seit dem 19. Jahrhundert angefachte Forschrittsoptimismus erweckte den Eindruck, alles sei durch die Macht von Forschung und Technik beherrsch-und erreichbar. So war es nur eine Frage der Zeit, wann diese Erwartungen enttäuscht werden mussten. Diese neue Skepsis gegenüber den Aussagen und Möglichkeiten moderner medizinischer Wssenschaft wird bis heute immer wieder von Vertretern alternativer Heilkonzepte vorgebracht, um die Notwendigkeit der eigenen Methode zu begründen. Hier einige diesbezügliche Beispiele: Theodor Meyer Steinhagen schreibt: „Die Medizin verhindert in vielen Fällen das Sterben, macht aber nicht gesund. Sie bewirkt den Zustand des chronischen Leidens.”2 Arthur Jores wiederum beruft sich auf „Untersuchungen Hamburger Kassenärzte, wonach etwa die Hälfte aller Patienten unter chronischen Krankheiten litten. Weitere 30 bis 40 Prozent seien Neurotiker, so dass nur 10 bis 20 Prozent jener Krankheiten übrigbleiben, gegen die allein die westliche Medizin über zuverlässige Behandlungsmethoden verfüge. Sie sei, so Jores, verglichen mit dem Krankengut des praktischen Arztes, weitgehend zu einer Medizin der seltenen Krankheiten geworden.”3 Thure von Uexküll schließt sich dieser Beurteilung moderner Medizin an: „Am Ende weiß der Patient, worunter er gewiss nicht leidet; aber was ihm wirklich fehlt, erfährt er nicht. Die moderne Medizin ist für den Kranken längst zu einem Milchstraßensystem geworden, in dem er sich hoffnungslos verirrt - und in dem mit zunehmender Spezialisierung die kompetenten Berater und Helfer des Kranken unweigerlich aussterben”4.

Diese Bedenken gegenüber der Praxis und den Möglichkeiten moderner Medizin sind natürlich nicht aus der Luft gegriffen, sondern beruhen durchaus auf offensichtlichen Missständen. Auch Christen sollten diese Begrenzungen ehrlich sehen und keiner falschen Absolutsetzung westlicher Medizin das Wort reden. Eine darüber hinausgehende Skepsis gegen den methodischen Atheismus und den weitgehenden Ausschluss seelischer und geislicher Zusammenhänge bei Erkrankungen ist für den Christen ebenfalls geboten.

1.3. Wer heilt, hat recht?

Wenn nun vorbehaltloses sicheres Wissen sowohl bei der klassischen Medizin als auch bei der Komplementärmedizin nicht gefunden werden kann, wird fälschlicherweise häufig daraus die Konsequenz gezogen, dass die wirksame Methode auch die richtige sei: „Wenn Patienten geholfen werden kann, ist jedes medizinische Verfahren gerechtfertigt.”5 Das gilt auch insbesondere für die TCM: „Es gibt einen zuverlässigen Bewertungsmaßtab, den man an die fernöstliche Heilkunde auch von außen anlegen kann: ihren therapeutischen Erfolg.”6 „So gilt im Grunde das Prinzip: „Wer heilt, hat recht”. Viele Heilverfahren sind in der TCM allein unter dem Eindruck, dass ein bestimmtes Heilverfahren unter den und den Umständen wirkt, therapeutischer Bestandteil eines ganzen Kanons von Heilstrategien in der Heilkunde geworden, ohne dass man gewusst hätte, warum im Einzelfall eine heilende Wirkung erzielt wird.”7 Da für den Christen allerdings nicht nur Erfolg oder das positiv zu erreichende Ziel Maßstab richtigen Handelns ist, sondern die Ordnungen, Werte und Maßstäbe Gottes, wie sie in der Bibel niedergelegt sind, kann er sich diesem Gedankengang nicht anschließen. Das ist im Bereich der Medizin genausowenig angebracht wie beim Hausbau, wo ich den Banküberfall zur Finanzierung meines Hauses ablehnen muss, weil das zweifellos gute Ziel über einen biblisch nicht akzeptablen Weg erreicht werden soll.

So erfasst der Schweizer Arzt und Psychologe C.G. Jung Tragweite und mögliche Gefahr umfassender Aufnahme östlichen Gedankenguts scharf: „Man bedenke, was es heißt, wenn der praktische Arzt, der ganz unmittelbar mit dem leidenden und darum empfänglichen Menschen zu tun hat, Fühlung mit östlichen Heilsystemen nimmt! So dringt der Geist des Ostens durch alle Poren ein und erreicht die wundesten Stellen Europas. Es könnte eine gefährliche Infektion sein, vielleicht ist es aber auch ein Heilmittel.”8

I. Hintergrund

2. Geschichte der chinesischen Medizin

„Ganz am Anfang … war der Kosmos mit Gas angefüllt, aus dem sich zusehends im Laufe der Zeit ein überdimensional großes Ei aus Stein herausbildete. Das aus diesem Ei geborene Wesen hieß Pan Gu. … Mit dem Meißel in der Hand und einem Hammer in der anderen machte sich Pan Gu daran, das steinerne Ei in zwei Hälften, eine obere und eine untere zu zerteilen. Aus der oberen Hälfte wurde der Himmel und aus der unteren die Erde. Nach getaner Arbeit verstarb Pan Gu, und aus seinen Augen entstanden Sonne und Mond, aus seinem Atem wurden Wind und Wolken und aus seiner Stimme der Donner…. Sein Schweiß fiel als Regen zur Erde hernieder, und die Flöhe und Läuse an seinem Körper sind die Urformen alles erschaffenen Lebens.”9

In der nun entstanden paradiesischen Welt lebten die Menschen ohne Sorgen, soziale Konflikte und Krankheit. Nacheinander herrschten der Himmlische Kaiser (Tianhuang), der Irdische Kaiser (Dihuang) und der Menschliche Kaiser (Renhuang).

Nach chinesischer Überlieferung lebten in ungewisser Vorzeit zehn Medizinkönige10, denen in zahlreichen Städten Tempel gebaut wurden, in denen die Bevölkerung ihren Geistern opfert und sie um Hilfe bei Krankheit bittet.

2.1. Anfänge (1700-400 v.Chr.)

Beherrscht wird diese Epoche von der dämonistischen Medizin der Chou- Zeit. „Die Heilkunde jener Zeit versteht Krankheit als Resultat feindseliger, dämonischer Angriffe…. Dämonen sind böswillige Geister, die den Körper des von ihnen heimgesuchten Menschen ”besetzen”. Krankheit ist Besessenheit in diesem Sinne. Folgerichtig müssen sich auch die therapeutischen Methoden einer Dämonenmedizin magischer Elemente bedienen. So finden wir Amulette, Talismane (Fu) oder Siegel (Yin) als Vertreiber des dämonischen Übels. Bannsprüche und Besprechungsformeln tauchen auf, und auch Arzneimittel gegen den Einfluss dämonischer Geister werden entwickelt.”11

In dieser Zeit entsteht die grundlegende Philosophie