Dark Escort - River - E.L. Todd - E-Book

Dark Escort - River E-Book

E.L. Todd

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Beschreibung

Schon seit Jahren sucht River nach der Richtigen. Aber trotz seiner Bemühungen hat er noch keine Frau gefunden, die dieses gewisse Gefühl in ihm weckt. Und so sind die vielen Frauen nur weitere Striche auf seiner Liste.

Vielleicht sollte er die Suche nach Mrs. Right einfach aufgeben? Doch dann begleitet River eine attraktive Frau, deren scharfzüngigen Bemerkungen und lockere Art seine Aufmerksamkeit erregen. Dieser Cocktail an Eigenschaften lässt nicht nur seinen Körper reagieren, auch sein Herz schlägt auf einmal schneller. Aber als professioneller Escort muss River bestimmte Regeln befolgen:

1. Keine Küsse.
2. Keine Gefühle.
3. Kein Sex. Nicht mal im Traum!

Oder sind Regeln dazu da, um gebrochen zu werden?

Ein prickelndes Lesevergnügen! Band 1 der Liebesroman-Reihe DARK ESCORT von New York Times Bestsellerautorin E.L. Todd. Verlieb dich in die heißen Typen von »Beautiful Entourage«: einer Agentur, die weiß, was Frauen wollen. Alle Bände können unabhängig voneinander gelesen werden.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.


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Seitenzahl: 286

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11

Dark Escort – Die Serie

Die Begleiter des Escort Services Beautiful Entourage sind ihr Geld absolut wert. Viele Frauen finden die gutaussehenden, durchtrainierten jungen Männer schlichtweg unwiderstehlich. Doch sie arbeiten hoch professionell und haben strenge Regeln aufgestellt, die nicht gebrochen werden dürfen. Niemals.

1. Keine Küsse.

2. Keine Gefühle.

3. Kein Sex. Absolut keinen Sex.

Über diese Folge

Schon seit Jahren sucht River nach der Richtigen. Aber trotz seiner Bemühungen hat er noch keine Frau gefunden, die dieses gewisse Gefühl in ihm geweckt hätte. Und so sind sie nur weitere Striche auf seiner Liste. Mittlerweile hat er die Suche aufgegeben.

Aber als River eine attraktive Frau begleitet, erregen ihre scharfzüngigen Bemerkungen und ihre lockere Art seine Aufmerksamkeit. Dieser Cocktail an Eigenschaften lässt nicht nur seinen Körper reagieren, auch sein Herz schlägt auf einmal schneller. Eine Beziehung kommt jedoch nicht in Frage, denn als professioneller Escort hat er bestimmte Regeln zu befolgen.

Aber auf der anderen Seite … sind Regeln nicht auch da, um gebrochen zu werden?

Über die Autorin

USA-Today-Bestsellerautorin E. L. Todd lebt im sonnigen Kalifornien und hat bereits über einhundert Bücher veröffentlicht. Sie schreibt Liebesromane in verschiedenen Genres über Contemporary Romance, New Adult Romance bis Romantic Fantasy.

Die Reihe um den Escortservice ist allerdings die erste, die ins Deutsche übersetzt wurde.

Neben Büchern liebt E. L. Todd Kaffee, Eis und eigentlich alles mit viel Zucker.

E. L. Todd

Dark Escort

River

Aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Neumann

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Mona Gabriel

Covergestaltung: Jeannine Schmelzer unter Verwendung von Motiven © shutterstock | Happy MIA | RoyStudioEU | rdrgraphe

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2015 by E. L. Todd

Titel der amerikanischen Originalausgabe: Seductive Guest

ISBN 978-3-7325-3283-4

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Kapitel 1

Meadow

Nathan Maxwell war ein echter Traummann. Er war zwar eher der starke, stille Typ, aber er musste auch nicht viel sagen. Das übernahmen seine Augen. Sie waren dunkel und tiefgründig, und man verlor sich förmlich in ihnen. Ich konnte sie ewig anstarren und dabei in sein Innerstes schauen und jeden seiner Gedanken lesen. Vielleicht meinte ich aber auch nur zu wissen, was in ihm vorging, weil ich ihn besser kannte als irgendjemand sonst. Als seine Assistentin hatte ich einen genauen Einblick in sein Leben. Ich kannte all seine Gewohnheiten und Eigenarten. Ich wusste sogar akribisch genau, wie er seinen Kaffee am liebsten trank.

Nathan war groß, bestimmt zwei Köpfe größer als ich, und er sah jeden Tag zum Anbeißen aus in seinen schnieken Anzügen. Er trug nie einen davon zweimal, und ich ließ mich morgens nur zu gerne überraschen, wenn er ins Büro kam. Das Einzige, was man öfter an ihm sah, waren seine Krawatten. Die erkannte ich von Zeit zu Zeit wieder.

Ich weiß nicht mehr, wann es mit meiner Obsession angefangen hat. Es begann mit einer unschuldigen Schwärmerei. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Nathan, seit ich mich für Jungs interessierte. Er war einige Jahre älter als ich, also hatte ich ihn natürlich immer für unerreichbar gehalten. Als sein Vater mir den Job anbot, sagte ich zu, aber nicht des Geldes wegen. Dumm, wie ich war, hoffte ich, dass Nathan mich endlich bemerken würde, wenn wir mehr Zeit miteinander verbrachten. Dass ich dann nicht mehr nur eine Freundin der Familie wäre, die er ab und zu sah, nicht mehr das Mädchen, das er schon als Kind gekannt hatte, sondern eine Frau, die er attraktiv fand.

Aber inzwischen war ein Jahr vergangen, und ich wartete immer noch darauf, dass etwas passierte.

Ich war mir nicht sicher, wo das Problem lag. Normalerweise hatte ich keinerlei Schwierigkeiten damit, die Aufmerksamkeit von Männern auf mich zu ziehen. Ich war schon öfters gefragt worden, ob ich als Model arbeiten wolle, hatte aber die Angebote natürlich immer abgelehnt. Vor einer Kamera zu posen war alles andere als ein Traum von mir. Aber wenn andere Leute mich für eine begehrenswerte Frau hielten, warum tat er es dann nicht? Lag es an meinen Haaren? An meiner Kleidung? Ich beobachtete die Frauen, mit denen er sich traf, genau. Er schien auf keinen speziellen Typ zu stehen. Hauptsache, sie waren wunderschön.

Ich saß an meinem Schreibtisch und malte mir aus, wie Nathan wohl heute Morgen aussehen würde, als der Aufzug sein Kommen ankündigte. Ich brachte schnell meine Frisur in Ordnung und tat dann mein Bestes, um nicht so auszusehen, als wartete ich sehnsüchtig darauf, dass er endlich aus dem Lift trat.

Die Tür ging auf, und er kam heraus, heute in einem grauen Hugo-Boss-Anzug, der seine breiten Schultern betonte. Beim Gehen öffnete sich das Sakko ganz leicht und gab den Blick frei auf seine schmalen Hüften und seinen flachen Bauch. Dass er durchtrainiert war, wusste ich, weil ich ihn schon ein paarmal ohne Hemd gesehen hatte. Das waren unvergessliche Nachmittage gewesen.

Ich starrte ihn an und atmete dabei leise aus. Jeden Morgen war ich aufs Neue erstaunt darüber, wie schön dieser Mann war. Er hatte strahlend blaue Augen, tolle Wangenknochen und schmale Lippen, in die ich am liebsten meine Zähne graben wollte. Auf seinem markanten Kinn waren ganz leichte Bartstoppeln zu erkennen. Er rasierte sich jeden zweiten Tag. Sogar das wusste ich.

Mit seiner Umhängetasche über der Schulter erinnerte er mich an Indiana Jones – nur ohne Hut und Peitsche. Er näherte sich meinem Schreibtisch. »Morgen, Meadow!«

Ich atmete tief ein und inhalierte seinen Geruch. Der Duft des Rasierwassers, das ich so gut kannte, brannte in meiner Nase, aber das war es wert. »Hi …« Ich wusste, dass ich wie ein Schulmädchen klang, aber ich hatte meine Stimme einfach nicht unter Kontrolle.

Nathan schien es nicht zu bemerken. »Hattest du einen schönen Feierabend gestern?«

»Ja«, stieß ich hervor. »Und du?« Ich wollte jedes noch so kleine Detail seines Lebens wissen.

»Ja, großartig«, sagte er. »Ist das meiner?« Er deutete auf den Kaffeebecher, der auf meinem Tisch stand.

»Oh, ja.« Ich schob ihn zu ihm hinüber. »Genauso, wie du ihn am liebsten magst.«

»Danke, Meadow!« Er lächelte mich an.

Oh mein Gott!

»Irgendwelche Nachrichten?«, fragte er.

»Liegt alles auf deinem Tisch. Die Sachen aus der Reinigung sind auch schon in deinem Büro. Und Mike lässt dein Auto waschen.«

»Super. Danke!« Er nahm den Kaffee und machte sich auf den Weg in sein Büro. Doch dann blieb er stehen und drehte sich zu mir um. »Ach ja, mein Neffe …«

»Das Geschenk liegt auf deinem Schreibtisch. Es ist schon eingepackt.«

Er warf einen Blick in sein Büro und wandte sich dann wieder mir zu. »Woher wusstest du …?«

»Mein Dad hat es erwähnt. Es ist ein ferngesteuerter Hubschrauber.«

Sein Blick wurde warm. »Was würde ich nur ohne dich tun, Meadow?«

»Das wirst du nie rausfinden müssen, Nathan.« Gott, war ich erbärmlich!

Das Lächeln, mit dem er mich ansah, verursachte ein Ziehen zwischen meinen Beinen, und ich musste meine Schenkel zusammenpressen. Ich wünschte, ich wäre von diesem Mann nicht so jämmerlich besessen. Er war ein normaler Kerl wie jeder andere auch. Aber er brachte mein Herz zum Rasen wie niemand sonst.

***

Elaine trat aus dem Aufzug und kam zu mir herüber. »Wow, nettes Büro.«

»Ich weiß«, sagte ich. »Nathan mag es gerne superstylish.«

»Was für eine Firma ist das noch mal genau?« Sie hängte sich ihre Tasche über die Schulter und sah sich interessiert um. Sie trug ein enges schwarzes Kleid und dazu eine goldene Halskette. Ihre braunen Haare fielen ihr in üppigen Locken über den Rücken.

»Ein Architekturbüro.« Ich hatte ihr das schon ungefähr hundertmal erzählt, aber sie vergaß es immer wieder.

»Und wo ist jetzt die Liebe deines Lebens?«

»Schhhh!« Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. »Jemand könnte dich hören.«

Sie verdrehte die Augen. »Du trägst dein Herz auf der Zunge, Meadow. Er weiß es bestimmt schon längst.«

Ich hoffte inständig, dass sie da falschlag. Etwas Peinlicheres konnte ich mir nicht vorstellen. »Wo willst du Mittag essen?«

Sie zuckte mit den Achseln. »Irgendwo, wo es Alkohol gibt.«

»Es ist zwölf Uhr mittags«, erinnerte ich sie.

»Aber in London ist es schon fünf.«

Ich brachte kurz meinen Schreibtisch in Ordnung und griff dann nach meiner Tasche. »Ich habe Lust auf ein Sandwich.«

»Gibt es in dem Deli Alkohol?«, fragte sie.

»Vielleicht solltest du dir einen Flachmann zulegen.«

Die Glastür zu Nathans Büro ging auf, und er kam mit einem Ordner in der Hand zu meinem Tisch herüber. Als er von dem Ordner aufsah, entdeckte er Elaine. Seine Augen verengten sich, und er musterte sie diskret von Kopf bis Fuß, wobei sein Blick an ihren Beinen hängen blieb.

Das Herz rutschte mir in den Magen, wo es augenblicklich von Magensäure zerfressen wurde.

»Nathan.« Er streckte ihr die Hand entgegen. Den Grund, warum er überhaupt hierherüber gekommen war, schien er komplett vergessen zu haben.

»Elaine.« Sie schüttelte ihm die Hand. »Ich habe schon so viel von Ihnen gehört. Meadow sagt, Sie sind der beste Chef der Welt.«

Er lächelte sie herzlich an. »Sie übertreibt. Sie ist einfach eine tolle Mitarbeiterin. Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne sie tun würde.«

Hier wurde gerade mein schlimmster Albtraum wahr.

»Ihr zwei seid also befreundet?«, fragte er.

»Ja«, erwiderte Elaine. »Wir wollen gerade los, etwas zu Mittag essen.«

»Klingt gut«, sagte er. »Meadow braucht unbedingt hin und wieder eine Pause.«

Sie taten so, als wäre ich überhaupt nicht da. »Benötigst du irgendetwas, Nathan?«

Widerwillig wandte er den Blick von Elaine ab und sah mich an. »Ja, das hier muss an die Buchhaltung gefaxt werden. Aber das kann warten, bis du wieder da bist.«

»Okay.« Ich nahm ihm den Ordner ab und hätte am liebsten geschrien. Ihm dabei zuzuschauen, wie er meine Freundin taxierte, war eine Qual. Warum musste er jeder hübschen Frau, die in unserem Büro aufkreuzte, schöne Augen machen? Da ich ihn so gut kannte, wusste ich natürlich auch einiges über sein Privatleben. Und auch wenn er hart arbeitete und im Beruf sehr ehrgeizig war, hatte er eine Schwäche für schöne Frauen. Er schleppte eine nach der anderen ab, ohne ein ernsthaftes Interesse daran, sesshaft zu werden. Ich wäre schon mit einer einzigen Nacht mit ihm glücklich gewesen, aber heimlich träumte ich davon, die Frau zu sein, die sein Leben komplett veränderte. Mir war klar, wie dumm das war. Aber ein Mädchen wird ja wohl noch träumen dürfen, oder? »Okay, wir müssen jetzt los.« Ich stand auf und ging um den Tisch herum, um Elaine von ihm loszueisen.

»Es war schön, Sie kennenzulernen.« Er legte all seinen Charme in den intensiven Blick, den er ihr zuwarf.

Ich konnte es nicht mehr länger mit ansehen. »Wir haben einen Tisch reserviert. Wir kommen zu spät, Elaine«, sagte ich und zog sie sanft am Ellbogen mit mir.

Sie kam sofort mit. »Die Freude ist ganz meinerseits«, rief sie Nathan über die Schulter zu.

Ich atmete erst wieder durch, als wir im Aufzug waren und sich die Tür geschlossen hatte. Ich würde Elaine definitiv nie wieder bitten, mich im Büro abzuholen.

»Ich verstehe, dass du so auf ihn fixiert bist«, sagte sie mit dem Gesicht zur Tür. »Er ist wirklich ein ganz besonderes Exemplar Mann.«

Warum musste ich ausgerechnet in meinen Chef verliebt sein? »Das lenkt echt total von der Arbeit ab …«

»Er hat dich nie nach einem Date gefragt?«

»Nicht ein einziges Mal«, seufzte ich.

»Das tut mir leid«, sagte sie.

»Ja.« Ich wollte nicht länger darüber nachdenken. Sonst fühlte ich mich nur wie ein komplett hoffnungsloser Fall.

***

Ich klopfte, bevor ich Nathans Büro betrat. »John fragt, ob du heute Abend Zeit für eine Partie Golf hast?«

Er war gerade dabei, sich auf seinem iPad Notizen zu machen, und sah zu mir auf. »Heute nicht.«

»Okay.« Ich drehte mich um und verließ sein Büro.

»Meadow.«

Ich ging wieder hinein und sah ihn an. Sein Haar war leicht zerzaust, aber das stand ihm gut. Seine blauen Augen schienen von innen heraus zu funkeln. Alles an ihm zog mich wie magisch an. Warum konnte er nicht einfach hässlich sein? »Ja?«

Er spielte mit einem Kugelschreiber, während er mich ansah. »Deine Freundin Elaine … Ist sie Single?«

Meine Knie gaben nach, und das Herz raste in meiner Brust. Ich hatte das dringende Bedürfnis zu schreien und hasste mich selbst dafür. Nathan zeigte nie irgendein Interesse an mir. Warum ließ ich zu, dass mir das immer so zu schaffen machte? »Sie ist lesbisch«, platzte ich heraus, ohne nachzudenken. Ich könnte es niemals ertragen, meine Freundin an der Seite des Mannes zu sehen, von dem ich so besessen war. Es wäre eine einzige Qual.

»Oh!« Er zog überrascht eine Augenbraue hoch. »Das war mir nicht bewusst. Tut mir leid.«

Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass alle meine Freundinnen auf Frauen standen. »Schon okay. Machst du bald Feierabend? Es ist schon nach fünf.«

Er seufzte tief. »Wenn du nicht hier wärst, um mich rauszuschmeißen, würde ich wahrscheinlich nie aus dem Büro rauskommen.« Er ließ den Stift fallen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Vor ihm lag der Entwurf eines Gebäudes.

»Na, zum Glück bin ich hier«, sagte ich mit einem neckenden Tonfall. »Du musst schließlich auch mal leben.«

»Du bist eine gute Sekretärin, Meadow. Die beste, die ich je hatte.«

Das war zwar ein Kompliment, aber es fühlte sich nicht gut an, es zu hören. Es erinnerte mich bloß daran, dass ich eben nur seine Sekretärin war und für ihn nie mehr sein würde als eine Angestellte. »Danke! Ich tue mein Bestes.«

»Du solltest nach Hause gehen«, sagte er. »Ich mache Feierabend, sobald ich hiermit fertig bin.« Er nahm den Stift wieder in die Hand. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Er wirkte niedergeschlagen – und zwar nicht, weil er Elaine nicht haben konnte. »Alles okay, Nathan?«

Er starrte einen Moment lang auf seinen Entwurf und sah mir dann in die Augen. »Hast du dir dein Leben anders vorgestellt? Oder verläuft es genauso, wie du es dir immer gewünscht hast?«

Das war eine tiefgründige Frage. »Nein, ich habe mir mein Leben nicht so vorgestellt. Aber das ist nicht unbedingt schlecht.«

Er drehte nachdenklich den Stift zwischen den Fingern hin und her.

»Wünschst du dir denn etwas anderes vom Leben?«

Er schwieg so lange, dass ich schon dachte, ich würde keine Antwort mehr bekommen. »Manchmal ist es hier oben ziemlich einsam.«

Es war nicht das erste Mal, dass er so offen war. Hin und wieder zeigte er sich von seiner verletzlichen Seite. Und ich nahm an, dass er sich nur vor mir so gab. Das brachte mich noch mehr auf die Palme. Warum war ich unsichtbar für ihn? Ich war die einzige Frau, die ihn so liebte, wie er war. Ich kannte ihn in- und auswendig.

»Weil es eben nur eine Handvoll Leute ganz nach oben schaffen«, sagte ich. »Und andere werden immer versuchen, dich nach unten zu ziehen. Das darfst du nicht zulassen.«

Er sah mich ernst an. »Du bist zu klug, um für mich zu arbeiten, weißt du das?«

»Ja«, sagte ich ehrlich.

»Aber ich würde nicht wollen, dass du jemals gehst.«

Ich hatte so oft davon geträumt, diese Worte von ihm zu hören, wenn auch in einem ganz anderen Kontext. »Mir gefällt es hier. Darüber musst du dir also keine Sorgen machen.«

»Puh«, sagte er mit gespielter Dramatik in der Stimme.

»Bis morgen dann, Nathan!« Ich war im Begriff, die Tür zu schließen.

»Meadow.«

Ich öffnete sie wieder, in der Hoffnung, etwas aus seinem Mund zu hören, das ich hören wollte. Ich wollte, dass er mich auf einen Drink einlud. Selbst wenn er mich freiheraus gefragt hätte, ob ich mit ihm schlafen wollte, hätte ich sofort Ja gesagt. So besessen war ich. »Ja?«

Er starrte auf den Stift hinunter, den er in der Hand hielt. »Hat er angerufen?«

Ich wusste, von wem die Rede war. »Er ruft jede Woche an.«

Er nickte, den Blick immer noch starr auf seinen Kugelschreiber gerichtet.

»Er würde sich bestimmt freuen, von dir zu hören.«

Nathan hörte auf, mit dem Stift herumzuspielen. »Da bin ich mir sicher.«

***

»Du hast ihm erzählt, ich wäre lesbisch?« Elaine war gerade dabei, einen Schluck von ihrem Drink zu nehmen, stellte dann aber das Glas wieder ab.

»Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.«

»Dass ich einen Freund habe, vielleicht?«

»Aber ich wollte nicht, dass er mich bittet, ihm Bescheid zu sagen, falls du irgendwann wieder Single bist«, sagte ich. »So war es eben einfacher.«

Elaine seufzte. »Süße, das alles ist wirklich ganz schön krank.«

»Ich weiß.« Ich vergrub vor Scham das Gesicht in meinen Händen. »Glaub mir, ich hasse mich selbst.«

»Warum fragst du ihn nicht einfach nach einem Date?«

Ich ließ die Hände sinken. »Bist du wahnsinnig?«

»Was ist denn dabei? Ich frage ständig Typen, ob sie mit mir ausgehen.«

»Aber er ist mein Chef.«

»Frag ihn einfach«, sagte sie. »Wenn er Nein sagt, tut es zwar weh, aber dann weißt du endlich, woran du bist. Das ist doch gut, oder?«

»Oder es tut weh und ändert sonst überhaupt nichts an meinen Gefühlen.« Und das war wesentlich wahrscheinlicher.

»Dann musst du kündigen.«

»Das kann ich auch nicht machen«, seufzte ich.

»Warum nicht?«

»Es ist der beste Job der Welt, das Gehalt ist der Hammer, es gibt Boni, und ich habe eine Menge Urlaubstage.«

»Aber ist es das wirklich wert, wenn du den ganzen Tag deinem Chef hinterhersabberst?«

»Wahrscheinlich nicht …«

»Wann hattest du das letzte Mal ein Date?«

»Letztes Wochenende.«

»Wie ist es gelaufen?«, fragte sie und nahm einen Schluck aus ihrem Glas.

»Äh …« Ich hob die Schultern.

»Äh?« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Das ist noch nicht mal ein Wort.«

»Es war okay«, sagte ich. »Er war süß, und wir hatten Spaß.«

»Hast du mit ihm geschlafen?«

»Ja.«

»Und wie war das? Und sag jetzt bloß nicht ›Äh‹ …«

»Ganz gut«, sagte ich. »Aber ich habe mich danach nicht mehr bei ihm gemeldet.«

»Also war es nicht so gut.«

Ich zuckte mit den Achseln. »Ich glaube eben nicht, dass daraus irgendetwas hätte werden können.«

Sie sah mich verärgert an. »Wie soll jemals aus irgendetwas was werden, wenn du die ganze Zeit nur an diesem einen Typen festhängst? Das wird sich nie ändern, es sei denn, du unternimmst etwas dagegen.«

Das wusste ich doch selbst längst. »Ja …«

»Glaubst du, er wird irgendwann mal Interesse an dir haben?«

Es war mir peinlich, es zuzugeben. »Manchmal glaube ich das, ja. Wir verstehen uns wirklich gut, und ich schwöre, da ist eine Art Verbindung zwischen uns. Ich spüre es genau, und manchmal kommt es mir vor, als würde es ihm genauso gehen. Aber er sagt nie irgendetwas in diese Richtung.«

»Vielleicht, weil du seine Assistentin bist«, sagte sie. »Vielleicht trennt er einfach strikt Berufliches und Privates. Oder vielleicht, weil du eine Freundin der Familie bist und somit eben nur eine Freundin.«

»Möglicherweise.«

»Du bist nämlich eine wunderschöne Frau«, sagte sie. »Vielleicht bist du für ihn einfach wie eine Schwester.«

Ich zuckte zusammen. »Hoffentlich nicht.«

Sie leerte ihr Glas. »Weißt du, was du tun könntest?«

Elaine hatte normalerweise nicht gerade die besten Ideen. Ich sah sie skeptisch an. »Hmm?«

»Eine Freundin von mir hat bei Beautiful Entourage einen gut aussehenden Typen angeheuert, der ihren Freund spielen sollte. Ihr Ex wurde so eifersüchtig, dass er auf Knien wieder zu ihr zurückgekrochen kam.«

Ich konnte ihr nicht ganz folgen. »Du willst, dass ich einen Typen anheuere, um Nathan eifersüchtig zu machen? Er nimmt mich überhaupt nicht als Frau wahr. Ich glaube nicht, dass sich das ändert, wenn ich einen Mann an meiner Seite habe. Und außerdem muss ich keinen Typen dafür bezahlen, dass er mit mir ausgeht.«

»Er hat dich noch nie mit einem Freund gesehen, oder?«, fragte sie. »Vielleicht will er dich, wenn er sieht, dass dich ein anderer Mann will.«

»Ich weiß nicht …«

»Das ist deine letzte Chance«, sagte sie. »Dann musst du entweder kündigen oder ihn endlich vergessen.«

»Aber warum muss ich gleich Geld dafür bezahlen?«

»Würdest du dich nicht total schlecht fühlen, wenn du einen Typen nur dafür benutzt, einen anderen Mann eifersüchtig zu machen, aber eigentlich gar kein Interesse an ihm hast?«, fragte sie. »Also, wenn irgendein Kerl diese Nummer mit mir abziehen würde, fände ich das alles andere als lustig.«

Sie hatte recht. »Nein, das könnte ich niemandem antun.«

»Also brauchst du jemanden an der Seite, der professionell ist. Jemanden, der das Ganze rein geschäftlich sieht. Versuch es doch einfach.«

Es konnte wahrscheinlich nicht schaden.

Sie wurde ernst und beugte sich über den Tisch. »Aber wenn es nicht funktioniert, lässt du das alles hinter dir. Das meine ich ernst. Egal, was es kostet. Du verschwendest deine Zeit damit, dich nach einem Mann zu verzehren, für den du so unsichtbar bist wie Casper, der freundliche Geist.«

Ich musste lachen. »Danke, dass du es so milde ausdrückst.«

»Hey, dafür bin ich da«, sagte sie. »Und je schneller du über ihn hinwegkommst, desto schneller kann ich mit ihm schlafen.«

Ich verdrehte die Augen. »Ich wusste doch, dass du Hintergedanken hast.«

»Ich verstehe es total, dass du so auf den Typen fixiert bist. Er ist umwerfend. Aber du bist nicht die Einzige, der das auffällt.«

Ich wusste, was sie meinte. Ich hätte Nathan auch nur schwer widerstehen können, wenn er mich gewollt hätte, aber meine beste Freundin in ihn verliebt gewesen wäre. Es hätte mich all meine Willenskraft gekostet, Nein zu sagen. Also wusste ich ihre Loyalität wirklich zu schätzen. »Danke, dass du dein Höschen anbehältst!«

Sie lächelte. »Alles klar, Babe.«

Kapitel 2

River

Ich öffnete die Augen und sah zu meiner Schlafzimmerdecke hoch. Die Decke hatte sich um meine Füße gewickelt, und dank der Rollos war es im Zimmer schattig und kühl. Zwei Blondinen lagen rechts und links von mir. Eine kuschelte sich an mich wie an einen Teddybären, die andere hatte mir eine Hand auf die Brust gelegt.

Jetzt, da der Spaß vorbei war, musste ich sie langsam loswerden.

Ich setzte mich auf, sodass ihre Arme zurück aufs Bett fielen. Blondie links rekelte sich und ließ ein schwaches Seufzen hören, die andere schien noch tief und fest zu schlafen. Ich kletterte aus dem großen Bett und fand meine Boxershorts auf dem Boden – garniert mit zwei winzigen Höschen.

Die linke Blondine setzte sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Wie spät ist es …?« Sie klang müde. Ich hatte keine Ahnung, wie sie hieß. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie es mir überhaupt gesagt hatte. »Zehn.«

Sie ließ sich zurück in die Kissen fallen. »Viel zu früh …«

Die andere regte sich nicht.

»Dann schlaf weiter.« Ich zog mir eine Jogginghose an und verließ das Zimmer. In der Küche setzte ich Kaffee auf und öffnete das Fenster, um frische Luft in die Wohnung zu lassen. Ich strich mir durchs Haar und merkte, wie zerzaust es war. Ich erinnerte mich deutlich an letzte Nacht. Ich hatte mit beiden eine Menge Spaß gehabt, und es war offensichtlich, dass sie das hier nicht zum ersten Mal gemacht hatten.

Ich war gerade im Begriff, einen Schluck aus meiner Kaffeetasse zu nehmen, als es an der Wohnungstür klopfte.

»River, ich bin’s.«

»Wer ist ich?«, fragte ich und trank meinen Kaffee.

»Jett, du Penner.«

»Es ist offen.«

Er kam rein und ließ die Tür laut hinter sich zufallen.

»Du bist gerade erst aufgestanden?«, fragte er ungläubig. »Es ist zehn Uhr.«

»Lange Nacht.« Ich setzte mich an den Küchentisch. »Willst du einen Kaffee?«

»Nein, ich hatte meinen schon vor ungefähr drei Stunden.« Er setzte sich mir gegenüber an den Tisch. »Warst du gestern lange unterwegs?«

»Ich war nicht unterwegs«, sagte ich. »Aber ich war wach.«

»Warum?«

So blöd konnte er nicht sein. »Was glaubst du?«

Er grinste. »Brünette? Blondine? Rothaarige?«

»Zwei Blondinen.«

»Wow …« Er zwinkerte mir zu. »Ein paar Nummern zu groß für dich, oder?«

»Würde ich nicht gerade behaupten.«

»So viel zu deinem Plan, Mrs Right zu finden«, stichelte er.

»Die Suche habe ich aufgegeben.« Ich strich mir durchs Haar.

»Mann, du findest sie schon noch. Und du findest sie genau dann, wenn du es am wenigsten erwartest. Und sich die Zwischenzeit mit einem Dreier zu versüßen kann nicht so schrecklich sein, oder?«

»Nein, wirklich nicht«, sagte ich. »Aber ganz im Ernst: Ich bin echt neidisch auf dich und die anderen Jungs.«

Er sah mich an und wirkte dabei plötzlich ein wenig traurig.

»Hättest du lieber einen Dreier oder das, was du jetzt hast?«

Jett zuckte mit den Achseln. »Ophelia bedeutet mir alles. Aber eine von der Sorte reicht mir völlig. Das ist schon anstrengend genug.«

»Sie ist doch eine Traumfrau.«

»Ja, ist sie«, stimmte er mir zu. »Und genau deshalb bin ich übrigens hier …«

Ich starrte ihn verständnislos an.

Er zog eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche und stellte sie auf den Tisch. »Ich werde sie fragen, ob sie mich heiraten will.«

Ich musste grinsen, als ich die Schachtel öffnete. »Schön für dich, Mann.« Ich sah auf den Ring hinunter und bemerkte die funkelnden Diamanten. »Sie wird ihn lieben.«

»Ja?«

»Ja.«

Ich sah ihm in die Augen und gab ihm die Schachtel zurück. »Ich freue mich für dich.«

»Danke!« Er steckte sie wieder ein.

»Wann willst du sie fragen?«

»Dieses Wochenende«, antwortete er.

»Ophelia ist eine wunderschöne Frau«, sagte ich. »Du hast echt ein Schweineglück, Arschloch.«

»Ich weiß.« Er trommelte mit den Fingerknöcheln auf den Küchentisch. »Eines Tages wirst du auch so ein Schweineglück haben.«

Darauf würde ich nicht unbedingt wetten.

»Ophelia hat eine echt süße Freundin. Sie heißt Theresa. Soll ich dir ein Date mit ihr verschaffen?«

»Ich bin kein großer Fan von Blind Dates …«

»Wie willst du die Richtige finden, wenn du nicht auf die Jagd gehst?«

Ich deutete mit dem Kinn zum Schlafzimmer hinüber. »Ich bin ständig auf der Jagd, Mann.«

»Aber ist deine zukünftige Ehefrau wirklich eine Frau, die einem Dreier zustimmen würde?«

Wenn ich mir meine Frau in spe vorstellte, sah ich kein Gesicht vor mir. Aber sie hatte Klasse, war elegant und wunderschön. »Nein.«

»Theresa würde das nie machen, also hat sie schon mal etwas, das dir gefällt.«

Ich lachte leise. »Du machst das doch nur, weil ich dir leidtue.«

»Nein«, sagte er. »Ich mache das, weil ich will, dass du glücklich bist – und damit du das bekommst, was ich habe.«

Ich hatte lange Zeit nichts anbrennen lassen und dabei eine Menge Spaß gehabt, aber irgendwie war schon seit Jahren die Luft raus. Von all meinen Freunden war ich der Erste gewesen, der bereit war, sesshaft zu werden, aber trotzdem hatten sie alle vor mir die Frau fürs Leben gefunden. Was für eine Ironie! »Je älter ich werde, desto weniger glaube ich daran, dass es mir mal genauso gehen wird wie euch.«

»Gib nicht auf«, sagte er. »Es wird schon noch passieren. Also, was ist jetzt mit Theresa?«

Ich zuckte mit den Achseln. »Von mir aus. Warum eigentlich nicht?«

»Das ist die richtige Einstellung.« Er nickte zufrieden.

Die Schlafzimmertür ging auf, und die beiden Blondinen kamen heraus.

»Kaffee … sofort.« Eine der beiden trug eines meiner T-Shirts.

Jett beäugte sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

»Entschuldige mich kurz.« Ich stand auf, um ihr eine Tasse einzuschenken. »Zucker oder Milch, Baby?«

»Milch, bitte.« Sie setzte sich zu Jett an den Tisch und schirmte ihre Augen ab, als wäre es ihr zu hell in der Küche.

Jett blieb sitzen und tat ungerührt.

Ich stellte die Tasse vor ihr ab. »Willst du einen Toast?«

»Nein«, flüsterte sie. Sie nahm einen Schluck Kaffee und stöhnte auf.

»Guten Morgen, Hübscher!« Die andere Blondine küsste mich auf den Mund.

»Morgen, Baby!« Baby war eine sichere Wahl, da ich keine Ahnung hatte, wie sie hießen.

Jett beobachtete mich.

»Kaffee?«, fragte ich.

»Schwarz.«

Ich holte ihr eine Tasse, und sie setzte sich ebenfalls an den Tisch.

Jett blickte von einer zur anderen. »Also, dann lasse ich euch mal in Ruhe frühstücken.«

Sie fuhren beide zu ihm herum, als hätten sie ihn vorher gar nicht bemerkt.

»Ich bringe dich raus«, sagte ich und folgte Jett zur Tür.

Er hielt inne, bevor er ging. »Du weißt, dass die meisten Typen für deinen Lifestyle töten würden?!«

»Ich weiß«, sagte ich. »Aber nach einer Weile würden sie auch merken, wie bedeutungslos das alles ist.«

Er schlug mir auf die Schulter. »Vielleicht ist Theresa ja die Richtige.«

»Vielleicht.« Ich bezweifelte es.

***

Theresa schob sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund, während ihr Soße von den Wangen und vom Kinn heruntertropfte. Sie war blass und hatte einen hellrosa Teint, und ihre Tischmanieren erinnerten mich an die eines Schweins. »Und ich so: Ist das dein Ernst?« Sie verdrehte die Augen. »Ich habe dir gesagt, dass ich das Kleid schrecklich finde, aber du willst, dass ich es trotzdem trage?« Der Gesichtsausdruck, mit dem sie mich ansah, verriet, dass sie glaubte, ich würde ihr in allem zustimmen. »Warum muss ich als Trauzeugin so ein hässliches Kleid tragen? Sie ist so egoistisch …« Sie aß weiter ihre Spaghetti und tropfte dabei ganze Soßenpfützen auf den Tisch.

Ihr beim Essen zuzuschauen hatte mir den Appetit verdorben, also stocherte ich nur lustlos auf meinem Teller herum. Ich war wirklich kein Pedant, wenn es um Tischmanieren ging, aber so etwas wie Theresa hatte ich noch nicht erlebt. Auf den ersten Blick war sie süß gewesen, aber sobald sie den Mund aufmachte, fühlte ich mich überhaupt nicht mehr zu ihr hingezogen. Sie war oberflächlich, engstirnig und wusste offensichtlich nicht, wie man mit Messer und Gabel umging.

»Stimmt doch, oder?«, fragte sie. »Sie ist doch diejenige, die total egoistisch ist, oder?«

Ich hob die Schultern. Soweit ich es beurteilen konnte, war es Theresa, die sich wie eine verwöhnte, trotzige Göre benahm, nicht die Braut.

»Und als wäre das noch nicht genug, war das Kleid auch noch unverschämt teuer. Glaubt sie, ich hätte einfach so dreihundert Dollar rumliegen für so einen hässlichen Fetzen?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte Nein sagen sollen, als sie mich gefragt hat, ob ich ihre Trauzeugin sein will.«

»Aber damit hättest du sie ziemlich verletzt, oder?« Ich kannte mich mit solchen Frauenthemen nicht besonders gut aus, aber ich hatte eine Schwester. Und ich wusste, dass es ihr bestimmt unheimlich wehtäte, wenn ihre beste Freundin ablehnen würde, ihre Trauzeugin zu sein.

»Kann sein«, sagte sie. »Aber wenn sie mich so behandelt, ist das ja wohl egal.« Sie biss in ihr Knoblauchbrot und verteilte dabei Krümel auf dem gesamten Tisch.

Ich hatte schon eine Menge Dates gehabt, aber dieses hier war eines der schlimmsten. Diese Frau war gemein und kaltherzig.

Ich werde einsam sterben.

Ich wollte nicht unhöflich sein, also blieb ich sitzen und hörte ihr zu, wie sie sich über so ziemlich jede Freundin beschwerte, die sie hatte. Sie schien sich immer in der Opferrolle zu sehen. Sobald etwas mal nicht nach ihrer Nase ging, bedeutete das für sie das Ende der Welt. Und sie redete – extrem viel. So langsam taten mir schon die Ohren weh.

»Du sagst gar nichts«, fiel ihr schließlich auf. »Erzähl mal was von dir!«

Ich durfte jetzt tatsächlich auch mal etwas sagen? Allerdings hatte ich inzwischen überhaupt keine Lust mehr, groß was zu erzählen. »Ich stehe auf Sport.« Etwas anderes fiel mir nicht ein. Ich hatte nicht vor, noch übermäßig viel Energie in dieses Date zu stecken. Nachdem ich ihr beim Essen zugesehen hatte, verspürte ich keinerlei Lust darauf, mit ihr zu schlafen. Stattdessen konnte ich auf dem Nachhauseweg in irgendeiner Bar haltmachen und eine andere Frau aufreißen. Oder einfach eine anrufen, die ich schon kannte.

»Typisch«, sagte sie. Dann fing sie an, sich über ihren Exfreund zu beschweren, der anscheinend ein großer Fan der Yankees war.

Während sie redete, rieb ich mir die Wange und spürte dabei erste Stoppeln. Ich musste mich mal wieder rasieren. Ich schielte verstohlen nach dem Kellner, in der Hoffnung, er würde bald mit der Rechnung kommen. Dieses Date war schon vorbei gewesen, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte.

Sie wetterte noch immer über ihren Ex, nannte ihn einen schrecklichen Menschen. Wahrscheinlich hätte er sterben können, und es wäre ihr egal gewesen.

Warum zur Hölle hatte Jett dieses Date arrangiert? Kannte er diese Frau überhaupt?

Endlich brachte der Kellner die Rechnung. Ich gab ihm sofort meine Karte. »Die können sie direkt mitnehmen.« Ich bemühte mich, nicht so zu wirken, als hätte ich es eilig. Aber in Wirklichkeit wollte ich einfach nur, dass dieses Date endlich vorbei war.

»Natürlich, Sir.« Der Kellner ging mit meiner Karte zur Kasse hinüber.

Hoffentlich brauchte er nicht ewig.

»Hast du irgendwelche Exfreundinnen, die du hasst?«, fragte sie.

»Nein, eigentlich nicht.« Ich hatte überhaupt keine Exfreundinnen. Ich war noch nie länger mit einer Frau zusammen gewesen als einen Monat. Keine konnte meine Aufmerksamkeit länger fesseln. Mein Interesse erstarb einfach ziemlich schnell. Ich wusste, dass das nicht an den Frauen lag, sondern an mir selbst. Irgendetwas stimmte offensichtlich nicht mit mir. Vielleicht war ich einfach nicht dafür bestimmt, mit jemandem alt zu werden. Vielleicht war es für mich einfach nicht vorgesehen.

Der Kellner kam zurück.

Halleluja!

Ich steckte meine Karte ein. »Sollen wir los?«

»Klar.« Sie wischte sich den Mund und die fettigen Finger an der Stoffserviette ab.

Ich sah weg, weil mich der Anblick anekelte.

Dann verließen wir das Restaurant.

»Kann ich dich nach Hause bringen?«, bot ich an. Auch wenn ich diese Frau nicht mochte, wollte ich mich dennoch nicht wie ein komplettes Arschloch benehmen.

Sie warf mir einen argwöhnischen Blick zu, als hätte ich irgendetwas total Unerwartetes gesagt. »Ja … klar.«

Das war eine ziemlich seltsame Reaktion, aber ich dachte nicht weiter drüber nach.

Während wir Seite an Seite die Straße entlanggingen, beklagte sie sich über das schwierige Verhältnis, das sie zu ihrer Mutter hatte. Anscheinend konnte sie sie auch nicht ausstehen. Mochte sie überhaupt jemanden?

Als wir vor ihrer Wohnungstür standen, war ich dankbar, dass der Abend endlich vorbei war. Ich hatte Kopfschmerzen von ihrem andauernden Gezeter.

Sie drehte sich zu mir um und fummelte dabei an ihrer Tasche herum. »Ich habe keinen Sex beim ersten Date. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber so bin ich einfach nicht.«

Ich hätte fast laut losgelacht. »Das ist okay. Ich wollte nur, dass du sicher zu Hause ankommst.«

»Ja, klar«, sagte sie. »Erwartest du ernsthaft, dass ich das glaube?«

So langsam wurde ich wütend. Warum war sie davon überzeugt, so verdammt unwiderstehlich zu sein?