Das Affenhaus - Jochen Beyse - E-Book

Das Affenhaus E-Book

Jochen Beyse

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Beschreibung

Ein alternder Schriftsteller deliriert sich aus dem Pflegeheim in den Urwald – oder umgekehrt. Er schwingt sich an Luftwurzeln durch die Bäume, schreibt an einem Dschungelbuch, humpelt, auf Hemingways Jagdwaffen gestützt, über Stock und Stein, sinniert unter dem Sonnenschirm mit anderen Greisen, ver­sucht, einer minderjährigen Jane die intelligible Liebe beizubringen, bevor sie sich schreiend nach Kalifornien verabschiedet...

Lage für Lage verschwimmen die Grenzen zwischen Literatur und Erinnerung, Pflege und Gefangenschaft, Herrentier und Herrenmensch, Flucht und Still­stand. Und die Lebenserzählung will einfach keinen Anfang nehmen.

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Seitenzahl: 102

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Jochen Beyse

Das Affenhaus

Erzählung

diaphanes

broschur

Bei einem so lebhaften, ruhelosen Tier, einem so hochgezüchteten absonderlichen Tier, einem Affen, der für so viele Seuchen anfällig ist, für Angst, Langeweile, ist eine solche Disziplin, ein solcher Drill, solche Kraft zur Regelmäßigkeit, solche Übernahme von Verantwortung, solcher Sinn für Ordnung (selbst in der Unordnung) auch ein großes Mysterium. Oh, es ist ein Mysterium.

Saul Bellow

I

Selten erreicht ein Geschöpf meine Höhen. Ich könnte es beweisen. Ich bin bei klarem Verstand, ich verspreche es. Nur die Seele schwebt über dem Abgrund haltloser Gedanken, sprengt den Käfig der Zeit und verschiebt die Grenzen aller Kontinente. Über den Fluss und in die Wälder. In einem andern Land. Später, wenn die Sonne untergeht, wenn die wilden Palmen an den Hängen der Berge dunkel werden und schwarz, wenn das Land sich aufwölbt und zum Himmel fährt und dicht unter den Sternen zur Ruhe kommt, liegen meine Blicke auf der Cordoba-Durchmusterung von Gould, verweilen meine Gedanken am Kreuz des Südens und durchmessen die Räume dieses mit verrückter Genauigkeit gebauten Universums. Das wäre eine Möglichkeit.

Ich bin für meine Geschichte noch nicht präpariert. Genau wie die Wiedererinnerung meiner Seele an die vor ihrer Verbindung mit dem Körper geschauten Ideen nicht unvorbereitet gelingen kann. Wenn ich beispielsweise nicht die Augen schließe, um meine Vergangenheit zu beschwören, sehe ich überhaupt nichts. Aber meine Anamnese interessiert nicht an dieser Stelle. Oder doch. Jede Schöpfung hat einen Anfang. Ich werde mich erinnern und eindringen in das entzückende Gehege meiner Vorgeschichte. Ich sehe wunderbare grüne Palmen, glaube ich. Oh, ich meine nicht die zarten Stämme unserer kalifornischen Gewächse, nein, Holz, das aus der Erde schießt und viel zu stark scheint für das Gewicht der zarten Kronen, und zwischen all den Palmenzweigen blitzen die Lichtfelder der Dämmerung, ein Sprühregen rötlicher, grünlicher Reflexe, ein Widerschein verrückter atmosphärischer Bewegungen, die Felder aus hellen Schraffuren über die Kronen zaubern, und dieser Wind aus farbigem Wasserdampf, der aus allen Richtungen zu kommen scheint, aus allen Raumtiefen, dabei unhörbar ist, ein Wirbel dunkler, aufrührerischer Wogen der Einbildung, ist vielleicht eher der Schwall ungezählter Gerüche, ein wehender Vorhang, gewebt aus unendlich fein aufeinander abgestimmten Essenzen, das Machtmittel einer versunkenen Welt, deren Mosaik aus Düften in den Poren der Blätter zerstäubt liegt, und alle diese seltsamen Erscheinungen verschlingen den Betrachter und reißen den Geist aus seinen Erfahrungsräumen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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