Palermo 1933 - Jochen Beyse - E-Book

Palermo 1933 E-Book

Jochen Beyse

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Beschreibung

1933 wird der Schriftsteller Raymond Roussel in einem Luxushotel in Palermo tot aufgefunden – »und neunzehnhundertdreiunddreißig ist ein Jahr, das man in jedem Fall zur Kenntnis nehmen muss.« Neben dem Toten sitzt ein namenloser »Blutsauger«. Sein Monolog eröffnet und skandiert Jochen Beyses neuen Prosatext, eine dichte Erzählung über die phänomenalen Selbstbegegnungen im Lesen und im Schreiben.

In den Vordergrund rückt immer mehr die Nachtexistenz eines heutigen Schriftstellers, der seine ganz private Dunkelzone durchstreift und nach Wegen sucht, endlich einmal Verbündeter des Lebens zu sein. Im Wechsel zwischen der fiktiven Rückblende, dem Gang durchs eigene Leben und der Vergegenwärtigung zentraler Lektüreerlebnisse entsteht die Topographie eines literarischen Exerzierfeldes. Eine messerscharfe und anspielungsreiche Prosa von eigentümlicher Anziehungskraft.

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Seitenzahl: 196

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Jochen Beyse

Palermo 1933

Erzählung

diaphanes

broschur

Es ist etwas Wundervolles, tot zu sein.

Curzio Malaparte

DER Durst ist unerbittlich. Ein Biss, ein kurzes Schlucken, das reicht nicht. Am Ende bleibt der Hunger nach Leben ungestillt, der Durst nach Wissen sowieso. Er hört nie auf. Einer schönen Seele ginge es anders. Die hätte so viel Frieden genossen, dass es für alle Ewigkeit vorbei wäre mit der Lust auf funkelnde Gedanken. Noch etwas: Die Verhältnisse haben sich geändert. Früher sprachen selbst Tote ein ungetrübtes Nachwort auf die Zeit, heute fault bereits der Geist der Lebenden. Er meldet sich im Schatten eines Winkels, und schon steigt einem der Ekel hoch. Man schreckt auf, flieht, sucht das Weite –

Der Atem, der Geist, das Fleisch: Ich bin noch nicht am Ende. Vor Anstrengung geht einiges durcheinander. MONOLOG EINES BLUTSAUGERS, KURZE GESCHICHTE DES SCHREIBENS, PALERMO 1933 – ich hätte noch mehr Titel im Kopf. Wohin die Gedanken gingen, wenn man sie nicht festhielte … Aber es geht nicht anders, leider, sie müssen festgehalten werden, weil: in den entscheidenden Fragen kommt man sonst nicht weiter. Die Frage zum Beispiel, wo sich das Leben am meisten lohnt – dabei lohnt es sich überall, in Palermo, in Berlin, damals, heute …

ES dreht sich ja nicht immer nur um erotisch-mystische Verzückungsspitzen. Heute lebt man in Ländern, wo seit vielen Jahrzehnten bedingungsloser Frieden herrscht und jeder Mensch sein Stammgericht serviert bekommt. Es gibt keinen Mangel, an nichts. Selbst die Minderbemittelten fressen sich durch die Köstlichkeiten, ein bisschen bescheidener zwar, aber sie fressen. Blutwurst, die frisst keiner mehr. Die wahren Köstlichkeiten: zählen nicht. Niemand hat sie länger auf der Rechnung. Die Zeit ein optimistischer Fluss. Trotzdem haben es die Menschen inzwischen satt, angedickt wie sie sind, fett geworden … hocken an den Ufern des trägen Flusses Zeit, schlimme Scheusale, heimgesucht von einem einzigen, großen, nie endenden Verdauungsschiss. Ja, sie haben ihr verfluchtes Leben wirklich und wahrhaftig satt.

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