Das kleine Gespenst Vincent entdeckt Thüringen - Anja Tettenborn - E-Book

Das kleine Gespenst Vincent entdeckt Thüringen E-Book

Anja Tettenborn

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Beschreibung

Das kleine Gespenst Vincent lebt schon lange auf dem Dachboden von Familie Strohmann. Doch immer, wenn auf dem Bauernhof in der Nähe von Erfurt etwas Spannendes passiert, muss Vincent ins Bett – denn Gespenster schlafen ja tagsüber. Alle Bücher im Haus hat er längst gelesen und sogar aus Verzweiflung die Kinderzimmer von Mia und Ben aufgeräumt. Da ist klar: Es muss etwas passieren, und zwar schnell. Eine Ansichtskarte von Schloss Molsdorf weckt Vincents Neugier – und er beschließt, umzuziehen. Gespannt macht sich Vincent auf den Weg. Doch das Leben als Schlossgespenst ist auf Dauer doch nicht das Richtige für ihn. Also reist er weiter nach Erfurt, wo er in Gustav einen neuen Freund findet. Gemeinsam begeben sich die beiden Gespenster auf eine spannende Reise quer durch Thüringen. Sie besuchen die Wartburg, die Wasserburg von Heldrungen und die Heidecksburg, die Feengrotten und die Barbarossahöhle, aber auch Städte wie Erfurt, Weimar, Jena, Apolda, Arnstadt, Suhl, Zella-Mehlis und Gotha.

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Seitenzahl: 95

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© Kinderbuchverlag Biber & Butzemann

Geschwister-Scholl-Str. 7

15566 Schöneiche

1. Auflage, Mai 2017

Alle Rechte vorbehalten. Die vollständige oder auszugsweise Speicherung, Vervielfältigung oder Übertragung dieses Werkes, ob elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie oder Aufzeichnung, ist ohne vorherige Genehmigung des Verlags urheberrechtlich untersagt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.

Text: Anja Tettenborn

Illustrationen: Wiebke Wilhelm

Layout und Satz: Mike Hopf

Lektorat: Kati Bieber, Martina Bieber, Steffi Bieber-Geske, Nicole Grom, Simona Herzig

Lektoratsassistenz: Vanessa Hansen, Tina Winkler

Korrektorat: Peggy Büttner, Jennifer Trapp

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

ISBN: 978-3-95916-033-9

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Karte

1. LANGEWEILE AUF DEM BAUERNHOF

2. DAS KLO IM SCHRANK VON SCHLOSS MOLSDORF

3. EIN SCHLAFPLATZ MIT AUSSICHT IN ERFURT

4. GESPENSTER AUF DER KRÄMERBRÜCKE

5. EIN UNERWARTETES WIEDERSEHEN ZUR WEIHNACHTSZEIT

6. PRINZESSINNEN UND MÖNCHE AUF DER WARTBURG

7. EIN NOTFALL IN DEN FEENGROTTEN

8. ZU BESUCH IM PUPPENTHEATER WAIDSPEICHER

9. DER SCHLAFENDE KAISER IN DER BARBAROSSAHÖHLE

10. EIN ABENDLICHES KONZERT IN APOLDA

11. DIE ILMNIXE IN WEIMAR

12. DIE STERNE ZUM GREIFEN NAH

13. FAHRZEUGE IN SUHL UND EIN BERGGEIST IM THÜRINGER WALD

14. GEISTERSTUNDE IN DER HEIDECKSBURG IN RUDOLSTADT

15. REISE IN DIE VERGANGENHEIT IN DER WASSERBURG VON HELDRUNGEN

16. ZU GAST BEI DER WEISSEN FRAU VON GOTHA

17. ZUHAUSE

Außerdem bei Biber & Butzemann

Die Autorin/Die Illustratorin

1.

LANGEWEILE AUF DEM BAUERNHOF

Hast du schon mal von Gespenstern auf einem Bauernhof gehört? Nein? Eben! Genau das war das Problem von Vincent, der auf einem schönen großen Bauernhof in Thüringen, nicht weit von Erfurt, wohnte. Eigentlich hieß er ja Fredericus Hubertus Bonifatius Vincent von der roten Mühle gleich neben dem alten Stadttor, doch das war selbst ihm zu lang.

Vincent hatte im Wohnhaus den ganzen Dachboden für sich allein und sich hier in einem alten Schrank einen Schlafplatz eingerichtet. Wann und wie er hierhergekommen war, wusste er nicht mehr so genau, aber es konnte noch nicht allzu lange her sein. Am Anfang störten ihn die Tauben, die hier ebenfalls wohnten, sehr. Doch schon bald war er froh über die Mitbewohner, denn es war schrecklich langweilig. Da niemand wusste, dass es ihn gab, kam auch nie jemand zu Besuch.

Im Dach war ein ganz kleines Fenster. Von dort aus konnte Vincent den Wald hinter dem Dorf und ein großes Feld sehen. Am Morgen graste dort immer eine kleine Gruppe Rehe. Alles war dann noch ganz still, aber nur für kurze Zeit, denn dann klingelte der Wecker von Bauer Strohmann und die ganze Familie stand auf. Zur Familie gehörten neben Mama und Papa Strohmann auch Mia und Ben. Mia ging noch in den Kindergarten. Sie freute sich schon auf die Schule. Dann würde sie jeden Tag mit dem Schulbus fahren, so wie Ben. Er ärgerte seine Schwester oft und nannte sie ein Baby.

Da Gespenster tagsüber schlafen und nachts herumgeistern, musste Vincent leider immer dann ins Bett, wenn das Leben auf dem Bauernhof begann.

Was dann geschah, erfuhr er aus den Gesprächen der Familie Strohmann am Abendbrottisch. Da ging es lustig zu! So erfuhr Vincent, was er alles verpasst hatte: das Einsammeln der Eier im Hühnerstall, wie der Hofhund mutig einen Fuchs verjagt hatte, wie Mia Ostern die kleinen weichen Küken zuerst entdeckt hatte und was Ben in der Schule gelernt hatte. Alles Spannende passierte anscheinend nur am Tag.

Nur einmal, als Tante Agnes zu Besuch war, wurde es auch für Vincent lustig. Er erschreckte die Tante nachts mit sanftem Luftsäuseln, lautem Huhu und Türenknarren. Da reiste sie verärgert über ihren gestörten Nachtschlaf ab.

Bauer Strohmann und seine Familie zu erschrecken, war leider unmöglich. Weil die immer so früh aufstanden und den ganzen Tag arbeiteten, waren sie nachts so müde, dass sie sich partout nicht erschrecken ließen. Sie wurden einfach nicht wach. Wie ärgerlich! Schließlich muss ein Gespenst doch Leute erschrecken, oder?

Nachts streifte Vincent also allein durchs Haus. Nur die Katzen konnten ihn sehen. Ihm war langweilig. Deswegen las er alle Kinderbücher, die er finden konnte. Am Morgen, wenn er schlafen gehen musste, legte Vincent anfangs die Bücher einfach irgendwo im Kinderzimmer ab und schwebte auf seinen Dachboden. Doch einmal im Winter hörte er, wie Mama mit Mia schimpfte, weil sie die Bücher schon wieder nicht aufgeräumt hatte. Mama wollte einfach nicht glauben, dass dies gar nicht Mias Schuld war.

Da räumte Vincent die Bücher lieber wieder ins Regal. Er wollte nicht, dass die Kinder seinetwegen Ärger bekamen. Manchmal räumte er sogar nachts ein bisschen das Kinderzimmer auf. Das durfte natürlich keiner wissen, denn: Ein Gespenst, das Kinderzimmer aufräumt statt Menschen zu erschrecken, wo gibt’s denn so was?

Nach den Kinderbüchern las er sich durch die Bücher im Wohnzimmer. Irgendwann hatte er selbst das dicke Lexikon studiert. Dann wurde es wieder langweilig. Es musste etwas passieren, und zwar schnell!

Es war am Ende des Sommers. Vincent mochte den Sommer nicht, weil die Nächte so kurz waren und die Tage so lang. Außerdem war es fürchterlich warm auf dem Dachboden.

Der Postbote warf wie jeden Morgen die Post durch den Türschlitz direkt in den Hausflur. Vincent merkte davon nichts, denn er schlief ja. Eine bunte Ansichtskarte war unter den Teppich gerutscht. Bauer Strohmann bemerkte sie nicht, als er die Zeitung aufhob. In der Nacht, als es endlich dunkel geworden war, stand Vincent auf und streifte durch das Haus. Vielleicht hatte sich ja jemand ein neues Buch gekauft? Und falls nicht, konnte er ja immer noch die Zeitung lesen. Da sah er eine kleine bunte Ecke am Teppich, die da nicht hingehörte. Er schwebte hinunter und zog die Ansichtskarte hervor.

Er las:

Bauer Strohmann würde nicht traurig sein, wenn Tante Agnes nicht kam. Er fand seine Schwester nämlich etwas „anstrengend“.

Vincent sah sich das alte Bild auf der Postkarte an. Es zeigte ein kleines, feines Schloss mit einem wunderschönen Park und einem Teich. Entlang der Gartenwege standen Steinfiguren. Ein Mann und eine Frau gingen spazieren. Sie sahen aus wie im Märchenfilm. Ein Reiter preschte an ihnen vorbei. Wow! Da war wohl richtig was los! Dort ließ es sich bestimmt herrlich spuken. Wenn er da wohnen könnte, wäre er ein richtiges Schlossgespenst. Das Leben wäre bestimmt viel aufregender als auf seinem Bauernhof.

Vincent beschloss, umzuziehen. Vielleicht gab es dort sogar noch eine richtige Prinzessin? So eine mit Löckchen und langem Kleid. Oh, das war ja so aufregend! Vielleicht würde er hinterher sogar selbst ein Buch über die Abenteuer, die er erleben würde, schreiben.

2.

DAS KLO IM SCHRANK VON SCHLOSS MOLSDORF

Vincent machte sich auf den Weg. Es fiel ihm nicht leicht, die Familie Strohmann und sein Zuhause zu verlassen, doch die Abenteuerlust hatte das kleine Gespenst gepackt. Weit breitete er seine Ärmchen aus und schwebte nach Gespensterart lautlos durch die Luft. Es war kühl. Der Mond wurde immer wieder von Wolken verdeckt und manchmal regnete es sogar. Aber das war Vincent egal, denn er hatte ein Ziel.

Der Herbst hatte praktisch über Nacht die Blätter bunt gefärbt und der Wind wirbelte sie durch die Straßen. Igel raschelten im Laub und fraßen sich schmatzend dick an Regenwürmern und Schnecken. Bald würde ihr Winterschlaf in einem Haufen aus Moos, Gras und Blättern beginnen. Uhus jagten durch die Nacht.

Vincent hatte schon viele Schlösser gesehen, allerdings nur in den Büchern. Solange er denken konnte, hatte er immer nur auf dem Bauernhof gelebt. In einer Ritterrüstung in einem Schloss würde Vincent zu gern wohnen. Das wäre bestimmt gemütlich.

Der Morgen graute, als Vincent Schloss Molsdorf endlich vor sich sah. Es war bestimmt schon 300 Jahre alt. Aber Vincent fand gar keine Zeit sich umzusehen, denn es war fast hell. Er flog einmal ums Schloss. Nirgends ein Eingang. Wo sollte er schlafen?

Da! An dem Fenster hinter einem goldenen Balkon fand er einen kleinen Spalt. Er machte sich ganz dünn und schlüpfte hinein. Sicher hatte jemand vergessen, das Fenster richtig zu schließen. Zwar können Gespenster auch durch Dinge hindurch fliegen, aber das kostet sie viel Konzentration. Einfacher ist es, um Gegenstände und Lebewesen herum zu fliegen.

Oh, die Sonne wollte aufgehen! Vincent sauste durch die Räume und in eine kleine Eckkommode, die nicht ganz geschlossen war. Hier richtete er sich zum Schlafen ein. Heute Abend wollte er alles erkunden, aber jetzt nur noch schlafen.

Doch auf einmal waren da Blitze, immer wieder Blitze, aber kein Donner. Es polterte und laute Stimmen riefen aufgeregt in verschiedenen Sprachen durcheinander. Ängstlich kauerte sich Vincent zusammen. Was war das nur? Da konnten ja sogar Gespenster Angst bekommen! Zum Glück wurde es irgendwann wieder ruhiger, aber Vincent konnte nicht wieder einschlafen. Fünfmal piepste ein Handy.

Dann wurde es endlich still. Die Lichter gingen aus und bald dämmerte es. Vincent döste noch etwas vor sich hin. Plötzlich wackelte jemand an der Kommode, hob Vincents Schlafplatz in die Höhe und schüttelte kräftig, sodass er herausfiel und über den Boden kullerte.

Vor Vincent stand – ein Gespenst! „Hahaha“, lachte es. Das andere Gespenst war dreimal so groß wie er selbst und seine Stimme war mächtig. Vincent hätte beinahe gezittert, aber als Gespenst durfte er sich ja nicht fürchten. Mit funkelnden Augen sah das große Gespenst den kleinen Vincent an. Sein Gewand glitzerte und auf dem Kopf trug es eine Perücke wie die Adligen in einigen der Bücher, die Vincent auf dem Bauernhof gelesen hatte. Ein echtes Schlossgespenst!

Vincent war sprachlos. Er kam sich winzig klein vor. Mit einem anderen Gespenst hatte er nicht gerechnet. Dieses schrumpfte sich nun auf die Größe von Vincent und erklärte freundlich: „Die vielen Blitze und der Lärm, das waren Touristen. Die fotografieren immer alles. Keine Angst, das ist nicht schlimm. Ich bin übrigens Anton.“

Anton streckte Vincent die Hand entgegen. Der nahm sie und stellte sich ebenfalls vor. Er hatte so viele Fragen, dass er gar nicht wusste, mit welcher er beginnen sollte. „Was sind denn Touristen? Und warum fotografieren sie alte Schränke?“, wollte Vincent schließlich wissen.

„Touristen sind Menschen, die Urlaub machen und sie mögen oft alte Sachen. Du hast dir einen schlechten Schlafplatz ausgesucht. Eines Gespenstes unwürdig!“, erklärte Anton. Er war offenbar ein ziemlicher Besserwisser, aber Vincent hatte sonst niemanden zum Reden, also fragte er nur erstaunt: „Warum?“ Er hatte seinen Schlafplatz recht gemütlich gefunden.

„Du hast im Klo geschlafen! In einem Schrankklo. Es ist zwar sauber geschrubbt, aber es ist und bleibt ein Klo.“ Anton zog die Nase kraus. „Zumindest war es das mal. Das war damals ganz modern, als der Graf noch hier wohnte. Doch jetzt komm mit nach draußen, um dich zu lüften.“

Neugierig sah Vincent sich um. Er kannte nur die Toilette mit Spülung im Haus der Familie Strohmann und das alte Plumpsklo hinter der Scheune. Das war ein klappriges Holzhäuschen mit einem Brett zum Sitzen und einem Loch im Boden. In der Tür war ein Herz als Fenster eingeschnitzt. Warum, wusste Vincent auch nicht. Der Uropa von Mia und Ben hatte das Plumpsklo selbst gebaut. Alle nannten es das „Herzhäuschen“, aber keiner benutzte es mehr. Im Sommer roch es sehr streng und im Winter fror man sich den Po ab, hatte Bauer Strohmann erzählt. Der musste nämlich als kleiner Junge noch auf das Plumpsklo gehen. Und wenn er nachts musste, nahm er eine Kerze mit, um den Weg zu finden.

Vincent warf noch einen Blick auf die merkwürdige alte Toilette und schwebte gehorsam hinter Anton her nach draußen.