Das Mädchen am Ufer - Hardy Crueger - E-Book

Das Mädchen am Ufer E-Book

Hardy Crueger

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Beschreibung

3 feminine Kurzgeschichten mit Tiefgang, Fantasie und Spannung: "Im Namen des Vaters und des Sohnes" - eine Frau zieht einen Schlussstrich. "Gun Girl" - ein Cowgirl geht über Leichen. "Das Mädchen am Ufer" - es ist furchtbar, gefährlich und zerbrochen. Der kurze Thrill für zwischendurch! "Hardy Crueger beweist eine sprachliche Bandbreite, die das Lesen zum Vergnügen macht." Ostsee-Zeitung

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Seitenzahl: 43

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Hardy Crueger

Das Mädchen am Ufer

3 feminine Kurzgeschichten

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Im Namen des Vaters und des Sohnes

Gun Girl

Das Mädchen am Ufer

crueger ebooks

Impressum neobooks

Vorwort

Zwei Frauen, ein Mädchen, drei Geschichten, ein Thema: Der Missbrauch und die Folgen.

Diese Kurzgeschichten entstanden in einem Zeitraum von fast zwanzig Jahren. Jede widmet sich einem anderen Genre, aber allen gemein ist das Thema und die weibliche Besetzung der Hauptrolle:

"Im Namen des Vaters und des Sohnes", nach dem Tode der Mutter wird in der Familie schmutzige Wäsche gewaschen, auch der Priester ist anwesend, und die verstoßene Tochter, die jetzt endlich einen Schlussstrich zieht.

Zum ersten Mal erschien diese literarische Erzählung 1993 in dem Kurzgeschichtenband "Meine Woche".

"Gun Girl", eine Frau geht ihren ganz eigenen, individuellen, aber zum Glück nicht realen Weg. Auch über Leichen.

Diese Fantastik-Geschichte habe ich 2003 für eine Freundin geschrieben, die damals ein großer Western-Fan war, dem klassischen Männer-Genre.

"Das Mädchen am Ufer", nach den furchtbaren Morden an zwei alten Menschen tappen die Mitarbeiter der Sonderkommission im Dunkeln. Erst als sie beginnen, die mysteriösen Berichte der Bewohner des kleinen Ortes ernst zu nehmen, kommen sie der Lösung des Falles näher: Berichte von einem Mädchen, das schon seit vielen Jahren tot ist.

Erschienen ist der Kurzkrimi 2012 in meinem Storyband "Okergeschichten - Verbrechen. Wahnsinn. Leidenschaft".

"Gewalt gegen Frauen" ist das übergreifende Thema, das nicht nur in diesen Shortstories präsent ist, sondern sich durch viele meiner Geschichten und Romane zieht: Die brutale und die alltägliche Gewalt, denen laut einer Internetquelle, ca.1 Milliarde Frauen auf der Welt ausgesetzt sind. Viele meiner Protagonistinnen wehren sich dagegen. Und ich hoffe, sie geben denjenigen, die davon betroffen sind, Mut, Hoffnung und Stärke.

Im Namen des Vaters und des Sohnes

Betty stand fröstelnd im Zwielicht vor dem kleinen Haus. Der Garten sah durch die schneelose Winterlichkeit trostlos und abgerissen aus. Ein paar Blätter, die es trotz der Stürme nicht geschafft hatten von den tropfenden Zweigen loszukommen, hingen einsam zwischen dem scheinbar toten Holz der Bäume. Die anderen lagen auf dem Boden verstreut und bedeckten schützend die kalte Erde.

Betty leerte die kleine Schnapsflasche, warf sie in das Skelett eines Busches und öffnete vorsichtig die morsche Gartentür. Langsam legte sie den mit Steinplatten gepflasterten Weg zurück, von denen einige durch zu kräftiges Wurzelwerk angehoben wurden. Jeder Schritt brachte ihr ein Stück Erinnerung. Da vorn, gleich zwischen den beiden Kiefern, hatte sie mit sieben Jahren ihr erstes Blumenbeet angelegt, hauptsächlich Stiefmütterchen und Geranien. An die Pappel da links hatte ihr Bruder Edmont sie gefesselt als sie neun war. Nicht sehr fest, zwei Minuten hatte sie nur gebraucht, um sich wieder zu befreien.

Sekundenlang blieb Betty auf dem schiefen Weg stehen und sah das Haus an. Unten links lag die Küche, rechts das WC, im ersten Stock war das Fenster des elterlichen Schlafzimmers spärlich erleuchtet, daneben das Bad. Das Wohnzimmer lag nach hinten raus, ebenso ihr Zimmer, wo der Vater ihr blutig die Jungfernschaft entrissen, sie mit seinem nach Korn und Urin stinkenden Sperma befleckt hatte, als sie acht Jahre alt war. Durch das Schimpfen der Mutter verdrängte sie das schmerzende, zerstörerische Ereignis; durch das Totschweigen wurde es irreal, bis sie fast selbst daran glaubte, das es nur in ihrer Fantasie entsprungen war.

Endlich hatte sie die farblose Haustür erreicht und klingelte. Ihr Bruder Ed öffnete. Sie hatten sich seit Jahren nicht gesehen, Betty war spontaner und hatte weniger Hemmungen. Sie umarmte ihn, und sein "Hallo Bettina" gab seinen Alkoholatem preis, der sich mit dem ihren mischte.

"Lebt sie noch?"

Edmont nickte.

"Und, wie geht es ihr?"

Ed verzog nur den Mund, blickte zu Boden und schüttelte langsam den Kopf.

Es hatte sich nichts verändert in dem Haus. Die Garderobe, der Schuhschrank, das Schränkchen mit dem Telefon, alles sah lediglich älter und verbrauchter aus, wie Ed selbst - und Betty. Sie streifte den schwarzen Lackmantel ab, der an ihr klebte wie eine zweite Haut, und schüttelte ihre blondgefärbte Mähne.

"Papa ist im Wohnzimmer."

"Ist jemand bei ihr?"

"Der Priester. Möchtest du was trinken?"

"Nein, später."

Betty betrat das Wohnzimmer, alles stand an seinem Platz. Nur eine Lampe brannte und verbreitete ein unter anderen Umständen gemütliches Licht. Jetzt war es kalt und traurig. Der Vater saß in seinem Sessel gegenüber dem abgeschalteten Fernseher; auf dem Tisch standen Flaschen und Gläser.

"Edmont?" fragte der Vater und seine Stimme blubberte vom Alkohol.

"Nein, ich bin’s, Bettina." Vorsichtig machte sie ein paar Schritte auf ihn zu.

"Nutte", zischte der Vater. "Woher wusstest du ..."

"Ed hat mich angerufen."

Der Vater goss sich ein und stürzte das Glas hinunter. "Du solltest nie wieder herkommen."

"Ich komme nicht deinetwegen." Betty setzte sich auf das Sofa und suchte in ihrer Tasche nach Zigaretten und Feuerzeug, froh etwas zu tun.

Edmond setzte sich neben sie und goss ihnen die Gläser voll. Er sah Betty fragend, mit einer Kopfbewegung zum Vater hin an, diesmal war Betty es, die den Kopf schüttelte. "Wie geht es Susanne? Und den Kindern?" fragte sie.

"Wir lassen uns scheiden. Ein Kind kriege ich, eins sie."