Der abenteuerliche Simplicissimus. Königs Erläuterungen. - Maria-Felicitas Herforth - E-Book

Der abenteuerliche Simplicissimus. Königs Erläuterungen. E-Book

Maria-Felicitas Herforth

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen: Der abenteuerliche Simplicissimus. - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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Seitenzahl: 108

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 149

Textanalyse und Interpretation zu

Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen

DER ABENTEUERLICHE SIMPLICISSIMUS

Maria-Felicitas Herforth

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Grimmelshausen, Hans Jacob Christoffel von, Der abenteuerliche Simplicissimus. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag 2010 (Hamburger Leseheft Nr. 207, Heftbearbeitung: Elke und Uwe Lehmann). Zitatverweise sind mit HL gekennzeichnet.Grimmelshausen, Hans Jacob Christoph von, Der abenteuerliche Simplicissimus. Gekürzte Ausgabe. Herausgegeben von Walter Schafarschik. Stuttgart: Philipp Reclam jun., durchgesehene Ausgabe 2001 (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7452). Zitatverweise sind mit R gekennzeichnet.

Über die Autorin dieser Erläuterung: Maria-Felicitas Herforth, geboren 1980, Studium der Anglistik und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum (1999–2005), Studienaufenthalt in Großbritannien (2001–2002), 2005−2006 Doktorandin und wissenschaftliche Hilfskraft im Englischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum, seit 2009 Studienrätin mit den Fächern Englisch und Deutsch an einem Gymnasium in Bochum, Autorin von Königs Erläuterungen.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2011

ISBN 978-3-8044-6955-6

© 2009, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Titelkupfer zum ‚Simplicissimus‘ 1669, © akg-images

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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INHALT

1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK – SCHNELLÜBERSICHT

2. H. J. C. VON GRIMMELSHAUSEN: LEBEN UND WERK

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Vorgeschichte des Konflikts

Innenpolitische Situation vor Kriegsausbruch

Beginn des Kriegs

Stationen des Kriegs

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Erstes Buch

Zweites Buch

Drittes Buch

Viertes Buch

Fünftes Buch

3.3 Aufbau

Der Erzähler – erzählendes und erlebendes Ich

Äußere Strukturzüge

Erzählebenen

Die allegorisch-satirischen Episoden im Kontext des Romans

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Der sprechende Name des Protagonisten

Die charakterliche Entwicklung des Protagonisten

Nebenfiguren

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

Deutungsvielfalt im Kontext der gesellschaftlichen Wirklichkeit

Deutung im Kontext des simplicianischen Zyklus

Simplicissimus als tumber Narr und als Schalksnarr

Grimmelshausens Simplicissimus und Wolfram von Eschenbachs Parzival

4. REZEPTIONSGESCHICHTE

5. MATERIALIEN

6. PRÜFUNGSAUFGABEN MIT MUSTERLÖSUNGEN

Aufgabe 1 ***

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 *

Aufgabe 4 **

LITERATUR

Zitierte Ausgabe

Sekundärliteratur

Internet-Links

Verfilmung

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in diesem Band sofort zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, folgt hier eine Übersicht.

Das 2. Kapitel beschreibt Grimmelshausens Leben und stellt den zeitgeschichtlichen Hintergrund vor:

Grimmelshausen lebte von ca. 1622 bis 1676, u. a. in Offenburg, Gaisbach und Renchen.

Grimmelshausen verfasste seinen barocken Schelmenroman Der abenteuerliche Simplicissimus vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) und seinen verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft.

Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch steht im Kontext des simplicianischen Zyklus.

Im 3. Kapitel geht es um eine Textanalyse und -interpretation.

Der abenteuerliche Simplicissimus – Entstehung und Quellen:

Der Entstehungszeitraum des Romans ist nicht genau festlegbar. 1648/1649 und 1662 sind entscheidende Eckpunkte. 1665/1666 scheint der Roman abgeschlossen gewesen zu sein.

Inhalt:

In fünf Büchern erzählt der Protagonist Melchior Sternfels von Fuchshaim, genannt Simplicius Simplicissimus, die zentralen Episoden und Abenteuer seines Lebenswegs vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges. Nach dem Tod seiner Eltern lebt er in völliger Unwissenheit und ohne Kenntnis seiner adeligen Abstammung und seines Namens auf einem Bauernhof im Spessart. Erst durch einen Einsiedler, der ihn nach dem Überfall des Hofes durch Soldaten bei sich aufnimmt, lernt er, die Welt um sich herum zu begreifen. Nach dessen Tod muss er jedoch den Wald verlassen und in der Welt bestehen. Hier erlebt er verschiedene Abenteuer, insbesondere unter deutschem und schwedischem Militär. Unter anderem wird er Dragoner, der gefürchtete „Jäger von Soest“, als der er viele moralische Verfehlungen begeht, welche die Grundlage für seine spätere Reue und Weltabkehr sind. Zuletzt erfährt Simplicius die Wahrheit über seine Familiengeschichte und Herkunft, bevor er sich, wie einst sein wirklicher Vater, der verstorbene Einsiedler, in den Spessarter Wald zurückzieht.

Aufbau:

Der Roman ist aus der Perspektive des Protagonisten Melchior Sternfels von Fuchshaim, genannt Simplicius Simplicissimus, verfasst und als fiktive Autobiografie (Ich-Erzähler) konzipiert. Charakteristisch für die Erzählerebene des Romans ist das Perspektivenspiel durch den Wechsel von erzählendem Ich und erlebendem Ich. Prägnante äußere Strukturzüge der gekürzten Ausgabe des Romans sind seine Rahmen- bzw. Kreisstruktur sowie die drei zentralen Erzählebenen mit unterschiedlicher Funktion und Prägung (historisch-unterhaltend, zeitkritisch, religiös-moralisch belehrend).

Personen:

Melchior Sternfels von Fuchshaim, genannt Simplicius Simplicissimus, wird bereits über seinen sprechenden Namen charakterisiert: Er ist einfältig, aufrichtig, seltsam und im Verlauf des Romans kaum eindeutig bestimmbar. Insgesamt unterliegt er einer Entwicklung von quasi unwissender Einfältigkeit hin zu allgemein-menschlicher Ambivalenz, analog zu anderen Menschen in Kriegssituationen.

Eine wichtige Nebenfigur, die den Protagonisten bis zu einem gewissen Grad beeinflusst, ist der Einsiedel, der – wie Simplicius zuletzt erfährt – sein eigentlicher Vater von adeliger Herkunft ist.

Auch der Pfarrer hat eine unterstützende Funktion für Simplicius während dessen Zeit als Narr im Dienste des Gubernators, ebenso wie der Hofmeister und sein Sohn Ulrich Herzbruder, der der erste wichtige Freund des Protagonisten ist.

Stil und Sprache in Simplicius Simplicissimus:

Stil und Sprache des Simplicissimus-Romans stehen im Kontext der von Grimmelshausen auf der Titelseite explizit angeführten Funktion von Literatur gemäß dem Motto von Horaz: Literatur soll sowohl unterhalten als auch nutzen (prodesse et delectare). Dementsprechend werden im Verlauf des Romans bewusst unterhaltende und moralisch-belehrende Mittel – oftmals miteinander vermischt – eingesetzt.

Interpretationsansätze:

Für die Interpretation des Barockromans ist eine Berücksichtigung der geschichtlichen Wirklichkeit, in der sich im 17. Jahrhundert mittelalterliche und neuzeitliche Denkströmungen überlagern, notwendig. Das besondere, perspektivengebundene Erzählverfahren Grimmelshausens wird durch eine Deutung des Romans im Kontext des simplicianischen Zyklus greifbar. Weitere Deutungsmöglichkeiten bieten die Konzepte des Simplicius als tumber Narr und als Schalksnarr, ebenso ein Vergleich des Simplicissimus-Romans mit Wolfram von Eschenbachs hochmittelalterlichem Parzival-Roman.

2. Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen: Leben und Werk

Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, wahrscheinlich 1622–1676 © wikipedia

2.1 Biografie

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

um 1622

Gelnhausen (Hessen)

Grimmelshausen wird als Sohn des Gastwirts Johann von Grimmelshausen in der lutherischen Reichsstadt Gelnhausen geboren.[1]

1634

Gelnhausen

Bis zum Jahre 1634 hat er vermutlich die protestantische Lateinschule besucht.

Die Stadt Gelnhausen wird im Zuge des Dreißigjährigen Krieges von kroatischen Truppen der spanischen Armee zerstört. Dies gilt als Auslöser für eine entscheidende Lebenswendung des Autors, der nach der Zerstörung seiner Heimatstadt nach Hanau zieht. Von nun an bestimmt der Krieg sein Leben.

12

1635

Hanau

Grimmelshausen wird zuerst von kroatischen Truppen ins Stift Hersfeld verschleppt und anschließend von hessischen Truppen gefangen genommen. Diese überführen ihn nach Kassel.

13

1636

im Felde (Ort unbekannt)

Der Autor nimmt als „Trossbub“ auf kaiserlicher Seite an der Belagerung von Magdeburg und an der Schlacht bei Wittstock teil.

14

1637–1638

Westfalen (Ort unbekannt)

Grimmelshausen schließt sich dem Leibdragonerregiment des kaiserlichen Feldmarschalls Graf Hans von Götz an und nimmt an der Schlacht bei Wittenweil teil.

15–16

1638

Breisach (Oberrhein)

Grimmelshausen nimmt an Entsetzungsangriffen für die eingeschlossene Stadt Breisach teil.

16

1639–1649

Offenburg

Grimmelshausen meldet sich freiwillig als Musketier zur Verteidigung der Stadt im Regiment des kaiserlichen Obersten Freiherr Hans Reinhard von Schauenburg. Spätestens ab 1645 wird er als Regimentsschreiber eingesetzt, später als Regimentssekretär.

17–27

1649

Offenburg

Grimmelshausen heiratet am 30. August Catharina Henninger, die Tochter eines Offenburger Wachtmeisterleutnants und späteren Zaberner Ratsherren. Die katholisch vollzogene Trauung deutet auf eine Konversion Grimmelshausens zum Katholizismus hin. Aus der Ehe gehen zwischen 1650 und 1669 zehn Kinder hervor.

27

1649–1660

Gaisbach bei Oberkirch

Grimmelshausen begibt sich als „Schaffner“ in die Dienste der Schauenburger; er ist als Vermögensverwalter und Rechnungsführer tätig.

28–39

1657–1658

Gaisbach bei Oberkirch

Grimmelshausen betreibt die Gastwirtschaft Zum silbernen Stern.

35–36

1662

Ullenburg

Grimmelshausen begibt sich in die Dienste des Straßburger Arztes Johannes Küeffer auf dessen Ullenburg. Zu diesem Zeitpunkt muss Grimmelshausen bereits mit seiner Schriftstellerei begonnen haben.

40

1665

Gaisbach

Grimmelshausen eröffnet wieder eine Wirtschaft (Zum silbernen Stern).

43

1667

Gaisbach

Seine ersten beiden Bücher erscheinen: Der satyrische Pilgram und Histori vom keuschen Joseph in Egypten. Gleichzeitig wird Grim­melshausen Schultheiß (Gemeindevorsteher) im Dienste des Straßburger Bischofs in der Marktgemeinde Renchen und somit Beamter auf Lebenszeit. Er widmet sich verstärkt der Schriftstellerei.

45

1668

Renchen

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch erscheint (vordatiert auf 1669).

46

1669

Renchen

Continuatio des abenteuerlichen Simplicissimus Oder der Schluss desselben erscheint.

47

1670

Renchen

Es erscheinen:

Trutz Simplex: oder Ausführliche und wunderseltzame Lebensbeschreibung Der Erzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche

Der Seltsame Springinsfeld

Dietwalts und Amelindens anmuthige Lieb- und Leids-Beschreibung

Der erste Beernhäuter

Simplicissimi Gauckel-Tasche

Des Abenteurlichen Simplicissimi Ewig-Währender Calender

Des Weltberufenen Simplicissimi Pralerey und Geprang mit seinem Teutschen Michel

Simplicianischer Zweyköpfiger Ratio Status

48

1672

Renchen

Des Durchleuchtigen Prinzen Proximi und seiner ohnvergleichlichen Lympidae Liebs-Geschicht-Erzehlung

Des Abenteuerlichen Simplicii Verkehrte Welt Rathstübel Plutonis oder Kunst reich zu werden Der stoltze Melcher

Das wunderbarliche Vogelnest (Teil 1)

50

1673

Renchen

Simplicissimi Galgenmännlein erscheint.

51

1676

Renchen

Grimmelshausen stirbt am 17. August[2].

54

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Simplicissimus-Romans bilden Leben und Gesellschaft Deutschlands zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648). Dieser Krieg begann als Konfessionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten, entwickelte sich aber zunehmend zu einem Konflikt zwischen den europäischen Mächten um die Vorherrschaft[3]. Seine politischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen waren gravierend: Das Heilige Römische Reich deutscher Nation war nach dem Krieg nur noch ein machtloser Fleckenteppich aus Hunderten von Einzelstaaten; die Bevölkerung verringerte sich aufgrund der Kriegsfolgen um etwa ein Drittel.

Vorgeschichte des Konflikts

Der Dreißigjährige Krieg wird oft als Religionskrieg und innerdeutsche Angelegenheit dargestellt. Die Religion, in diesem Fall der Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten, diente jedoch eher der Identifikation der politischen Ziele der verschiedenen Lager sowie ihrer moralischen Rechtfertigung. Dementsprechend sind die Ursachen des Dreißigjährigen Krieges hauptsächlich in den unterschiedlichen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den beteiligten europäischen Mächten zu finden. Die Kontrahenten identifizierten sich in diesem Krieg über ihre Konfessionszugehörigkeit.

Vor Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs hatten sich die verschiedenen europäischen Mächte in einem komplizierten Netz aus gegenseitigen diplomatischen und ökonomischen Abhängigkeiten verfangen. Neben diesen Abhängigkeiten prägten religiöse und nationale Gegensätze, Vorurteile sowie konkurrierende Interessenlagen die Verhältnisse der Staaten untereinander.

Das Heilige Römische Reich deutscher Nation, zu diesem Zeitpunkt vom Adelsgeschlecht der Habsburger regiert (die Habsburger stellten mit Ausnahme der Periode von 1742–1745 alle Könige bzw. Kaiser des Reiches von 1438 bis 1806), durchlief im Vorfeld des Kriegs eine innen- wie außenpolitische Schwächeperiode. Diese hatte ihren Ursprung in einer Entscheidung Kaiser Ferdinands I. (1503–1564), der vor seinem Tod verfügte, dass das Reich unter seinen drei Söhnen aufgeteilt und die Kaisermacht auf Deutschland beschränkt sein sollte.

Seinem ältesten Sohn, Maximilian II., der Ferdinands Nachfolger auf dem Kaiserthron wurde, war die Königswürde von Ungarn und Böhmen übertragen worden; außerdem regierte er Nieder- und Oberösterreich. Karl II. erhielt die Steiermark, Kärnten und Krain, Ferdinand II. die rheinisch-schwäbischen, vorderösterreichischen Gebiete in Tirol und im Vorarlberg. Diese territoriale Teilung zog eine Verwaltungsteilung nach sich und wurde von Mächten außerhalb des Reiches, aber auch von Fürsten innerhalb des Reiches, als Zeichen der Schwäche des Kaisertums empfunden.

Innenpolitische Situation vor Kriegsausbruch