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Ein junger Historiker nimmt nach seinem Studium eine Stelle in einem Münchner Geschichtsverlag an und hofft auf eine berufliche Karriere. Sein Ziel gerät in den Hintergrund, als er sich in eine junge schöne Frisörin verliebt, der fortan sein ganzes Interesse gilt. Sie stammt aus der Lüneburger Heide wie er, kommt aus einer Arbeiterfamilie wie er. Durch die Beziehung zu ihr wird er in das Milieu zurückgeholt, das er in seinem Ehrgeiz durch sein Studium hinter sich lassen wollte. Aber er liebt Bettina über alles und mag die gleichen heimatlichen Speisen wie sie. Unterschiede gibt es im beruflichen Fortkommen. Bei ihr geht es durch Weiterbildung voran, bei ihm nicht. Wie sollte das auch gehen, wenn er während der Arbeit immer nur an Bettina denkt?
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Seitenzahl: 31
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Hannelore Furch
Der Historiker und die Frisörin
oder Liebe geht durch den Magen
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Beginn einer großen Liebe
Die zweite Begegnung
Frust in der Firma und Festigung in der Liebe
Impressum neobooks
Sein erster Angestellten-Vertrag! Abgeschlossen mit einem Münchner Verlag. München! Dort wollte er immer hin und hatte an einem schönen Augusttag dort einige möblierte Zimmer besichtigt und eines, das ihm gleich gefiel, in der Ainmillerstraße gefunden. Er wusste, dass einst auch Wassili Kandinsky in dieser Straße wohnte, es hatte ihn zusätzlich gereizt, hier anzumieten. Dazu lag die Straße in Schwabing. Als er zum ersten Mal da gewesen war und am Abend die Leopoldstraße entlangschlenderte, war sie gesäumt von Buden, die dicht an dicht standen und mit Laternen beleuchtet waren. Die Münchner Prachtstraße in zusätzlicher, nächtlicher Pracht. Der Budenzauber hatte ihn noch später in den unzähligen Erinnerungen daran in einen eigentümlichen Rausch versetzt.
Als er jetzt, Ende September und am späten Nachmittag, in seiner neuen Heimat eintraf, die Leopoldstraße entlangfuhr, bestimmte Nieselregen und Alltagsgrau die Atmosphäre. Er bog in die Ainmillerstraße ein, Alt- und Neubauten nebeneinander, Auto an Auto auf den Parkstreifen. Kaum Leute zu sehen, nur da vorn ein älterer Mann auf dem Gehweg mit einer Einkaufstasche. Weiter hinten stieg ein Mann aus einem gerade abgestellten Auto und ging auf einen Hauseingang zu. Der Regen verstärkte sich plötzlich, hinten der Mann lief die letzten Meter und verschwand im Haus. Der Rentner hatte keinen Schirm dabei und wurde pitschnass. Mühsam legte er einen Schritt zu.
Säße jetzt meine Oma mit im Auto, dachte Holger, würde sie die Tristesse, die ihn hier empfing, als schlechtes Vorzeichen sehen, als schlechtes Vorzeichen für seinen neuen Lebensabschnitt, seinen Lebensabschnitt in München. Aber die Oma sei ja nicht hier, und er wolle sich seinen Einzug in München nicht vermiesen lassen.
Das Haus, in dem er sein Zimmer angemietet hatte, tauchte linker Hand auf. Er bog in den Hof ein, wartete, bis der Regen schwächer wurde, stieg aus und klingelte bei Elsa Permader, einer Witwe in den Siebzigern, so schätzte er.
„Oh, da han Sie ja, Herr Reinfeld. Guadn Dog, so sogt ma wohl bei Ihna da im Noadn. Da geh i glei mid herauf, ob ois aa so gemacht is vo da Butzfrau, wia i es gsogt hob.“ Er ging hinter ihr die Treppe hoch, bis die dicke Frau auf dem viereckigen Flur schnaufend haltmachte, rechter Hand die weiß lackierte Tür aufschloss und ihren prüfenden Blick kreisen ließ.
„Ja schaun S' halt, ob no wos fehlt und song S' ma dann. Ich geh derweil wieda runta“, und damit verließ sie das Zimmer.
Es gefiel ihm nicht mehr ganz so gut wie bei der Besichtigung und Anmietung. Aber damals hatte die volle Sommersonne hereingeschienen und es vergoldet. Seine Braunschweiger Studentenbude kam ihm in den Sinn, im Vergleich dazu schnitt dieses Zimmer hier gut ab, war größer, moderner und insgesamt gepflegter, er konnte zufrieden sein, zumal zwei Fenster den Blick in zwei verschiedene Richtungen freigaben. Er trat an eines von ihnen, schob den weißen Spitzenstore beiseite, öffnete einen Flügel, denn die Luft im Zimmer schien ihm etwas abgestanden. Ein feucht-frischer Zug wehte ins Zimmer. Er sah auf die fensterlose Seitenwand eines Mehrfamilienhauses, von dem er wusste, dass es ebenfalls der Permader gehörte. Nicht gerade ein Anblick, der seine Stimmung hob, aber das andere Fenster böte ja den schönen Blick auf den Straßenverlauf. Er ging auch an dieses heran, sah auf die Straße hinunter, na ja, schön, wenn die Sonne schien und Lebendigkeit draußen war.