Der Kommunismus im Teufelsfrack - Astrid M. Helmers - E-Book

Der Kommunismus im Teufelsfrack E-Book

Astrid M. Helmers

4,6

Beschreibung

Die Siebenbürger Sachsen, eine deutsche Minderheit in Rumänien, bekommen nach dem Zweiten Weltkrieg die Rache der "russischen Befreier" voll zu spüren: Sie müssen für etwas bezahlen, was sie nie getan haben. In dieser Zeit ist die große Familiensaga von Astrid M. Helmers angesiedelt, die selbst in Siebenbürgen aufgewachsen ist: Durch die kommunistische Diktatur und deren Repressalien wandern die meisten Siebenbürger Sachsen in den 1950er-Jahren aus. Doch Julius bleibt mit seiner Frau Lya und den drei Töchtern im Land und hofft auf bessere Zeiten. Diese Entscheidung erweist sich als folgenschwerer Fehler, denn Julius ist dem Druck der Kommunisten nicht gewachsen. Es beginnt der tragische Niedergang einer mutigen Familie, die sich nicht nur mit aller Macht gegen ihr Schicksal und die Willkür des Kommunismus stemmt, sondern ebenso mit Leidenschaft und Liebe, mit Fluch und Flucht, mit Ehrgeiz und Eifersucht zu kämpfen hat.

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Astrid M.Helmers

Der Kommunismus imTeufelsfrack

Ein deutsches Familienschicksal

AQUENSIS

Astrid M.Helmers:

Der Kommunismus im Teufelsfrack –

Ein deutsches Familienschicksal

Copyright by AQUENSIS Verlag Pressbüro Baden-Baden GmbH 2014

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe jeder Art, elektronische Daten, im Internet, auszugsweiser Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsunterlagen aller Art ist verboten.

Lektorat: Gereon Wiesehöfer

Satz, Gestaltung und Titelfoto: Tania Stuchl, [email protected]

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH

ISBN 9783954571123

www.aquensis-verlag.de

www.baden-baden-shop.de

aquensis-verlag.e-bookshelf.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Der Kommunismus im Teufelsfrack

Die Geschichte und Besiedlung Siebenbürgens – ein Überblick

Über die Autorin

Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nicht wohin, und er wusste auch nicht, was geschehen würde. Das erste Mal in seinem Leben. Aber die Warnung war ganz klar. Ein guter Freund hatte ihm geraten, mit seiner ganzen Familie zu verschwinden, ins Exil zu gehen. Nur waren da noch drei kleine Kinder und ein Haufen Vermögen. Und es war auch klar, dass Deutschland, sein geliebtes Land, weit, weit weg war. Und es war genauso klar, dass er enteignet werden würde. Man sprach davon, allen Deutschen das gesamte Vermögen zu enteignen. Da waren die Spielzeugfabrik und die Haferflockenfabrik – die einzige im Land–, und da waren noch die Häuser und die Grundstücke, die er so nicht einfach entbehren konnte. Aber das Schlimmste war die Sorge um die drei kleinen Kinder. Es war ein kalter April und immer wieder gab es in diesem Aprilwetter Schnee und Frost. Und wie sollte es dann weitergehen? Ohne Geld und ohne irgendeine Sicherheit nach Deutschland? In sein geliebtes Land? Würden nicht alle sagen, er sei ein Versager? Würden nicht alle sagen: Julius, du hast es nicht geschafft! Eine deutsche Botschaft gab es nicht und auch kein Konsulat. Damit wären auch seine Existenz und die seiner Familie zerstört. Und der Freund hatte ihn erneut gewarnt. Sie werden kommen, die von der CASBI, und werden dich enteignen, dir dein gesamtes Vermögen wegnehmen, und du wirst eventuell, wenn du dich widersetzt, auch noch ins Gefängnis kommen. Die Kommunisten werden die Macht übernehmen, es wird eine harte Zeit für uns alle werden. Aber er konnte es nicht glauben. Julius dachte, einfach für eine gewisse Zeit zu verschwinden, und es würde sich doch alles wieder beruhigen. Er bat seinen Freund, ihm einen Transporter zu organisieren, einen 10-Tonner, damit er auch wertvolle Sachen mitnehmen konnte, wie zum Beispiel Teppiche, Silberbesteck, Kristall, Rosenthal-Porzellan – und vor allem aber den Schmuck und die Pelzmäntel seiner Frau. Julius war mit all diesen bekannten Malern befreundet. Einer dieser Maler hatte ihm geraten, auch die Ölgemälde mitzunehmen. Diese wären besonders wertvoll, meinte er. Am besten aber ohne die Holzrahmen, die ja ohnehin nur Platz wegnehmen würden. Da waren noch einige sehr schöne antike Möbel, die auch wertvoll und ebenfalls als Wert objekte, also Geldanlage, gedacht waren. Man könnte ja zur Notauch mal etwas verkaufen. Aber darüber wollte er gar nicht erst nachdenken, denn Geld fehlte nicht, und sie sollten ja nur eine kurze Zeit in diesem unerwünschten Exil verbringen. Warum nicht gleich in sein geliebtes Deutschland? Dort würden sie erst hingehen, wenn er all seine geschäftlichen Angelegenheiten erledigt hatte. Das würde nicht lange dauern. Das Kinderfräulein, die Französin Babette, und das Hausmädchen Hanna würde er entlassen müssen, aber nur für kurze Zeit, das hat er den beiden versprochen. Babette weinte und Hanna versuchte, sich zu beherrschen. Es ging den beiden weniger um den Herren, der ihnen ohnehin zu streng war, es ging den beiden mehr um die Kinder und die Hausherrin, die sich um die Kinder nicht so intensiv kümmerte, dafür aber viel mit ihnen spielte. Sie führte ihnen Filme vor, Tiergeschichten oder Kinderfilme, oder auch eigene Filme, die hier in diesem wunderschönen Haus entstanden waren. Da konnten Hanna und Babette mitspielen und gucken. Das machten sie meistens, wenn er, der Hausherr, auf Geschäftsreisen war und nicht sah, dass gespielt wurde. Babette brachte den Kindern Französisch bei, und so wurde sehr oft ausschließlich französisch gesprochen. Sowohl Lya als auch Julius sprachen Französisch.

Lya war eine wunderbare Frau, die von allen Verwandten bewundert und darum beneidet wurde, einen solch charmanten, großzügigen Gatten zu haben, der auch noch reich war und sie dementsprechend beschenkte und verwöhnte. Natürlich waren die meisten neidisch. Aber das war normal bei einer Frau, die schön und reich war und drei gesunde Töchter hatte. Gerne hätte sie auch einen Sohn gehabt, doch durch die letzte Fehlgeburt eines Buben war ihr Wunsch bis dahin nicht in Erfüllung gegangen. Und auch später hatte sie keinen Jungen mehr bekommen. Doch die drei Töchter waren wie Engel, einfach Sonnenscheine, und sie konnte das Leben mit ihnen genießen. Die schweren Entscheidungen hatte sie ihrem Gatten überlassen, und damit hatte sie keine Meinung zu dieser baldigen Reise ins Unbekannte. Sie vertraute ihrem Gatten und dachte überhaupt nicht daran, dass es ein fataler Fehler sein könnte.

Da war noch ihre Mutter, die einfach im Haushalt mitmachte. Sie kümmerte sich jedoch nicht um die finanziellen Angelegenheiten. Es war ganz klar, dass Oma Karo mitkommen würde. Sie war verwitwet, jedoch noch jung und spritzig.

***

Als Oma Karo noch jung war und ihr Mann noch lebte, hatte er eine Destillerie in Siebenbürgen gegründet. Sie brannten Schnaps. Doch er fiel als Soldat im Ersten Weltkrieg, am ersten Tag. Es traf ihn eine Kugel mitten ins Herz, so berichteten seine Kameraden. Eine Todesnachricht gab es nicht, und so musste Karo die drei Kinder alleine aufziehen. Die Destillerie lief gut. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass es dort etwas zu trinken gab. Karo stellte einen Knecht ein, der sich gut in der Brennerei auskannte. Jon war fleißig und hatte gute Kenntnisse auch in der Herstellung anderer hochprozentiger Getränke. Man stellte beispielsweise auch einen Kirschtopf her, der dem Rumtopf sehr ähnelte. Im Herbst waren dann noch einige Kirschtöpfe übrig geblieben, und Karo bat die Magd, die Kirschtöpfe wegzuwerfen. Die Magd hielt es für richtig, diese in den Hühnerhof zu verstreuen. Vielleicht mögen die Hühner ja auch Kirschen. Nach einiger Zeit bemerkte Karo, dass die Hühner etwas taumelten. Sie konnte nicht nachvollziehen, was in Gottes Namen nun geschehen war. Eine Geflügelkrankheit? Sie waren erschrocken, denn die Hühner waren wichtig für die Eier und das Fleisch als tägliche Nahrung. Alle waren erschrocken und verwirrt. Da kam Jon, der Knecht, und sagte:

»Gnädige Frau, ich glaube zu wissen, was passiert ist!«

»Was denn, Jon, was ist passiert?«

»Ich glaube, die Hühner sind alkoholisiert von den Kirschen, welche die Magd in den Hühnerhof geworfen hat.«

»Oh, mein Gott! Was hat sie gemacht? Die Kirschgläser in den Hühnerhof geworfen? Jetzt ist ja alles klar. Und ich dachte schon, wir müssen alle Hühner notschlachten! Wie dumm!«

Alle waren erleichtert. Sie mussten nun abwarten, bis die besoffenen Hühner wieder aus dem Rausch aufwachten.

Die drei Kinder von Karo waren Cleo, Lya und Burschi. Cleo übernahm als Älteste auch etwas mehr Verantwortung. Sie war ruhig und sehr intelligent. Die Mädels spielten gerne zusammen. Der Bub war mehr mit den Buben auf der Pirsch. Karo bestand darauf, dass die Kinder eine gute Erziehung bekamen, auch wenn sie etwas abseits lebten. Vor allem aber musste sie als Witwe auf ihren guten Ruf achten. Ein anderer Mann kam für sie nicht infrage. Ihr Vater half ihr bei der Erziehung der Kinder und beruhigte sie immer wieder, er würde so lange bei ihr bleiben, bis die Kinder groß waren.

Zu der guten Erziehung gehörte auch Klavierunterricht. Natürlich nur für die Mädels. Lya war ein lebendiges Kind, und wichtiger als dieser dämliche Klavierunterricht war es ihr, draußen mit den anderen zu spielen. Cleo spielte stundenlang Klavier. Eines Tages lockte Lya Cleo zum Spielen in den Hof. Sie tobten beide draußen. Dann kam Lya auf die Idee, Holz zu spalten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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