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Alexander Weiss

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Beschreibung

„Herr Parker, bitte folgen Sie mir. Wir haben nicht viel Zeit. Die Kanzlerin muss Berlin in einer Stunde verlassen – und will Sie vorher sehen.“ Königsberg, 1945. Die Rote Armee rüstet sich zum Sturm auf die Stadt, in der eine junge Frau fieberhaft versucht, ihre gefährliche Mission zu vollenden. Doch dabei gerät sie in die Schusslinie der SS … Berlin, Gegenwart. Ein mysteriöser Todesfall und ein geheimer Auftrag der Bundeskanzlerin verändern das Leben des Kunstrechtsexperten Benjamin Parker auf dramatische Weise: Gemeinsam mit der Journalistin Zoé Velázquez muss er um jeden Preis herausfinden, was damals in Königsberg geschah. So stößt er auf ein Komplott, das Deutschland in den Grundfesten erschüttert. Eine mörderische Jagd beginnt – und als Parker sich in einem bretonischen Chateau der Wahrheit nahe wähnt, kommt ein fürchterlicher Zweifel in ihm auf: War es ein Fehler, der Kanzlerin zu vertrauen? Erschreckend realistisch, perfekt recherchiert und atemlos erzählt: Sind Sie bereit für eine schlaflose Nacht? Das sagt die Presse: „Nicht nur, wer die Schauplätze kennt, kann sich von diesem immer mehr an Tempo zunehmenden Thriller gut unterhalten fühlen.“ Hessische/Niedersächsische Allgemeine Jetzt als eBook: „Der Königsberg-Plan“ von Alexander Weiss. dotbooks – der eBook-Verlag.

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Über dieses Buch:

Königsberg, 1945. Die Rote Armee rüstet sich zum Sturm auf die Stadt, in der eine junge Frau fieberhaft versucht, ihre gefährliche Mission zu vollenden. Doch dabei gerät sie in die Schussline der SS …

Berlin, Gegenwart. Ein mysteriöser Todesfall und ein geheimer Auftrag der Bundeskanzlerin verändern das Leben des Kunstrechtsexperten Benjamin Parker auf dramatische Weise: Gemeinsam mit der Journalistin Zoé Velázquez muss er um jeden Preis herausfinden, was damals in Königsberg geschah. So stößt er auf ein Komplott, das Deutschland in den Grundfesten erschüttert. Eine mörderische Jagd beginnt – und als Parker sich in einem bretonischen Chateau der Wahrheit nahe wähnt, kommt ein fürchterlicher Zweifel in ihm auf: War es ein Fehler, der Kanzlerin zu vertrauen?

Erschreckend realistisch, perfekt recherchiert und atemlos erzählt: Sind Sie bereit für eine schlaflose Nacht?

Über den Autor:

Alexander Weiss, Jahrgang 1973, studierte in Heidelberg und New York Kunstgeschichte und internationales Kunstrecht und arbeitet heute als Berater eines internationalen Auktionshauses. Er beschäftigt sich im Wesentlichen mit dem Aufspüren verloren geglaubter Kunstwerke und deren Restitution an ihre Eigentümer. Weiss lebt mit seiner Familie abwechselnd in Paris und Berlin.

***

Originalausgabe August 2013

Copyright © 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Ralf Reiter

Titelbildgestaltung: Maria Seidel, www.atelier-seidel.de

Titelbildabbildung: © Thinkstockphoto; istockphoto

ISBN 978-3-95520-312-2

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Alexander Weiss

Der Königsberg-Plan

Thriller

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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Epilog
Lesetipps

Für meine Großeltern

Prolog

Januar 1945

Der eisige Wind spielte mit den blonden Locken der jungen Frau, doch sie nahm dies genauso wenig wahr wie das unendliche Elend der Flüchtlinge, welches am Hafen der Hauptstadt Ostpreußens herrschte.

Sie war mittelgroß und hatte eine zierliche Figur, was selbst ihr dicker grauer Wintermantel nicht verbergen konnte. Sie stand auf dem Oberdeck des Schiffs und hielt sich an der Reling fest, die Hände vor der Kälte geschützt durch elegante Fingerhandschuhe aus rötlichem Leder. Sie fühlten sich warm und vor allem geschmeidig an, so dass sie den kleinen Revolver in ihrer Tasche ohne Einschränkungen benutzen konnte. Wenn es sein musste.

Angespannt beobachtete sie die Verladung der letzten der insgesamt vierzig langen und für ihre Größe erstaunlich leichten Holzkisten auf das Transportschiff. Jede Kiste war mit der Aufschrift Museumsgut Foch-Königsberg / Unbefugtes Öffnen strengstens verboten! versehen worden. Darüber prangten ein deutlich sichtbares Hakenkreuz und der Reichsadler, was der Operation auf dem kurzen Weg vom Schloss bis hierher zum Hafen einen gewissen Schutz hatte bieten sollen. Genauso wie die gefälschten Papiere in ihrer Tasche.

Mit einem festen Griff um die Reling versuchte die junge Frau, aufwallende Furcht zu unterdrücken. Ob dieses Himmelfahrtskommando überhaupt eine Chance hatte?

Wir haben keine Wahl, verdrängte sie die Zweifel. Als gestern Abend die Bestätigung eingegangen war, dass Thalberg es nicht geschafft hatte, durch die russischen Linien in die belagerte Stadt zu gelangen, hatten sie eine Entscheidung gefällt.

Und das Glück schien auf ihrer Seite zu sein. Bislang war alles verlaufen wie geplant. Trotz der Anspannung überflog ein leichtes Lächeln ihr auffallend hübsches Gesicht mit der zarten Nase und den hohen Wangenknochen. Ihre blauen Augen strahlten, als ihr vom Unterdeck ein Mann in feldgrauer Uniform mit einem Handzeichen den Abschluss der Verladung signalisierte.

Das Schiff mit dem Namen H. Wessels war nur von geringer Größe, aber wegen seiner beiden starken Dieselmotoren und der wenigen Besatzungsmitglieder wie gemacht für ihre Zwecke.

Erleichtert beobachtete sie die Soldaten, welche die Kisten von den Lastwagen auf das Schiff geschleppt hatten und nun das Boot über den zur Kaimauer hinübergeschobenen Steg wieder verließen. Keiner von ihnen ahnte, was sich in den Kisten befand, und es schien sie auch nicht sonderlich zu interessieren. Jede Tätigkeit, die sie von einem Fronteinsatz befreite, war willkommen.

Die Männer bahnten sich ihren Weg über den Kai und zu den Lastwagen, mitten durch eine gespenstische Ansammlung von Frauen, Kindern und Alten, die eingehüllt in Decken und Mänteln auf eine Gelegenheit warteten, aus der nahezu eingeschlossenen Stadt zu entkommen – erst über den Seekanal nach Pillau und dann raus auf die Ostsee.

Für die, die es nicht schafften, einen rettenden Platz auf einem der Schiffe zu ergattern, blieb nur noch der Todesmarsch über das zugefrorene Frische Haff nach Danzig – oder das Ausharren in der sterbenden Stadt.

Das Schlimmste war das Gewimmer der kranken, frierenden und hungrigen Kinder, das der Wind zusammen mit dem Geruch von brackigem Hafenwasser von der Mole aufs Schiff trug. Nie würde die Frau die abgemagerten Kinder vergessen können, die sich voller Angst an ihre Mütter mit den ausgezehrten Gesichtern pressten.

Über sie war der Krieg erst spät, dann aber mit aller Grausamkeit hereingebrochen, und jetzt harrten sie hilflos in der eisigen Ruinenstadt aus, in die sich ihr geliebtes Königsberg innerhalb weniger Monate verwandelt hatte.

Entgegen dem eindeutigen Befehl hatte sie es nicht über sich gebracht, die mit ihrem letzten Hab und Gut geflüchteten Menschen einfach zu ignorieren. Beim Anblick der verzweifelten Flüchtlinge vor den zerbombten Hafengebäuden waren ihr Tränen in die Augen gestiegen. Sie war aus dem Führerhaus des Lastwagens gesprungen und hatte sich verschämt mit einem Taschentuch die Augen getrocknet, als sie die flehenden Blicke einer Mutter und ihrer Kinder getroffen hatten. Spontan hatte sie versprochen, die Familie mit an Bord zu nehmen. Mehr konnte sie nicht tun. Die anderen würden zurückbleiben müssen in der sterbenden Stadt, die die Nazis für einen selbstmörderischen Endkampf auserkoren hatten.

Der Gauleiter von Ostpreußen, Erich Foch, hatte sich selbst schon vor Monaten den Titel eines Reichsverteidigungskommissars für Ostpreußen verliehen und Hitler ergeben gemeldet, dass er Königsberg bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone verteidigen würde. Ohne ausdrückliche Genehmigung war es streng untersagt, Königsberg zu verlassen. Auf Zuwiderhandlung stand der Tod. Standgerichte der SS zogen im Auftrag des Gauleiters durch die Ruinen der alten Ordensstadt und machten blutige Beute.

Auf dem kurzen Weg zum Hafen war ihre Kolonne an fünf gehängten Wehrmachtssoldaten vorbeigefahren, die an festen Stricken baumelten, und sie hatte die Augen geschlossen.

Die sinnlose Verteidigung Königsbergs war eine tödliche Farce, die der Gauleiter vor der Nazi-Clique in Berlin aufführen ließ. Sie erinnerte sich eindringlich an das Gespräch mit Dr. Brandner, dem Direktor des Schlossmuseums. Hinter einer verschlossenen Tür hatte er ihr flüsternd verraten, dass der Gauleiter schon vor Wochen aus Königsberg geflohen war und seinen vermeintlich heroischen Abwehrkampf in Wirklichkeit aus einem sicheren Bunker in der Nähe des Frischen Haffs führte. Schon aus diesem Grund war es eine Genugtuung für sie, jetzt der Verladung der Kisten zuzusehen.

Sie machte sich jedoch keine Illusionen, was passieren würde, falls die Operation missglückte und sie dem Gauleiter lebend in die Hände fiel. Ein schneller Tod wäre eine höchst unwahrscheinliche Gnade. Unbewusst umfasste sie die geladene Pistole in ihrer linken Manteltasche.

Warten. Ihr blieb nur noch, auf das nächtliche Auslaufen des Kreuzers Emden zu warten. Wegen eines Maschinenschadens musste die Emden bis zum Ostseehafen Pillau geschleppt werden. Eisbrecher würden heute Nacht den zugefrorenen Seekanal freimachen, und im Gefolge konnte dann auch ihr Transportschiff H. Wessels die ersehnte Ostsee erreichen.

Welche Ironie, dass ausgerechnet der alte Reichspräsident Hindenburg, der Hitler zum Reichskanzler berufen hatte, als Verstorbener plötzlich zu ihrem Verbündeten zählte, dachte sie, während sie das Deck über die Außentreppe verließ. Hindenburg‚ in seinem Sarg auf der Emden ruhend, würde das Transportschiff samt der wertvollen Ladung sicher bis nach Pillau geleiten.

„Maria“, sagte sie hoffnungsvoll zu sich selbst. „Es soll Nacht werden und der alte Preuße gehen!“

Doch dann ließ sie ein Blick in die Menge am Kai vor Entsetzen erschaudern.

Instinktiv senkte sie den Kopf und drehte ihren Körper zur Deckwand, um nicht erkannt zu werden, aber auf der Außentreppe des erst vor kurzem weiß getünchten Schiffs war es nicht möglich, den Blicken der SS zu entgehen.

„Heil Hitler, Frau Adler, ich freue mich ganz außerordentlich, Sie zu sehen. Darf ich an Bord kommen?“, drang die Stimme des SS-Offiziers laut und vernehmlich an ihr Ohr.

Maria wandte sich dem rotblonden Mann zu, der um die vierzig war und eine untersetzte Figur hatte. Sie spürte ein nicht sichtbares, aber doch vorhandenes Zittern in ihren Beinen. Mit Schrecken bemerkte sie aus den Augenwinkeln die Leiter, die einladend aus der offenen Frachtluke herausragte. Der Mann mit der feldgrauen Uniform war verschwunden.

Als sie die schwerbewaffnete Begleitung des SS-Offiziers erblickte, packte sie die Angst. Zwei bullige Soldaten mit harten Gesichtern unter den Rändern ihrer schwarzen Stahlhelme sicherten mit Maschinenpistolen den Offizier nach allen Seiten ab, während der Mann mit den gefürchteten Totenkopfemblemen am Kragenspiegel mit gewichtiger Miene das Schiff enterte. Der Glanz seiner schwarzen Uniform mit den silbernen Runen des SS-Ordens stand in schaurigem Kontrast zu den hungernden und frierenden Menschen am Kai. Ein eisiger Schauer jagte ihr über den Rücken.

Wie sollte sie bloß mit diesen kaltblütigen und kampferprobten Männern fertig werden? Der kleine Revolver in ihrer Manteltasche war zwar schussbereit, würde ihr aber kaum weiterhelfen.

Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Heil Hitler, Herr Obersturmbannführer Gommel, bitte kommen Sie an Bord“, sagte sie mit so sorgloser und freudiger Stimme wie möglich.

Gommel blieb unten an der Reling stehen und wartete darauf, dass sie die Außentreppe herunterkam, um ihn in Empfang zu nehmen. Die beiden Matrosen zogen den Steg wieder auf das Schiff zurück, wobei sie nicht wagten, Gommel direkt anzusehen.

„Maria“, sagte Gommel und hielt ihr die Hand hin, um sie zu begrüßen und ihr gleichzeitig übertrieben galant beim Abstieg von der Treppe zu helfen. „Verraten Sie mir, was hier vor sich geht? Ist der Direktor auch an Bord?“

„Nein“, antwortete sie und log dann instinktiv: „Dr. Brandner hält sich noch im Schloss auf. Er will erst später zum Hafen kommen.“

Gommel hielt noch immer ihre Hand umfasst. Sie zog den Arm leicht zurück, und er ließ ihre Hand langsam durch seine Finger gleiten, bevor er sie ganz freigab. „Und was machen Sie hier, Frau Adler?“

„Ich bereite für Dr. Brandner die Verladung weiterer Kulturgüter des deutschen Volkes vor, um sie vor den Bombenangriffen zu schützen.“

Maria hielt sich strikt an die offizielle Sprachregelung in Königsberg, nach welcher die wertvollen Kunstgegenstände, die zuvor in Russland, der Ukraine und Polen erbeutet worden waren, ausschließlich zum Schutz gegen Bombenangriffe ausgelagert werden sollten. Vom sicheren Fall Königsbergs war offiziell keine Rede. Dass die Rote Armee Anfang Januar an der gesamten Front ihre lang erwartete Großoffensive begonnen hatte und die hilflose Wehrmacht nun vor sich hertrieb und Bataillon für Bataillon zermalmte, war eine Tatsache, die besser unausgesprochen blieb.

„Ein umsichtiger Mann, der Direktor, mit offensichtlich unendlichen Möglichkeiten“, stellte Gommel nicht ohne eine Spur Misstrauen fest. „Welch ein Glück für Sie, dass Sie nicht auf die Emden verladen haben, sonst säßen Sie auch in Pillau mit Maschinenschaden fest. Bin gespannt, den Direktor zu sprechen. Wann, meinen Sie, wird er eintreffen?“

Sie zuckte fast unmerklich mit den Achseln. „Ich hoffe, dass Dr. Brandner in der nächsten Stunde hier ist. Schließlich bin ich nur seine Assistentin. Er muss sich selbst ein Bild davon machen, dass alles ordnungsgemäß verladen wurde.“

Gommel nickte. „Der Museumsdirektor kann mit Ihnen sehr zufrieden sein. Sie sind ein tüchtiges Mädchen, Maria.“ Gönnerhaft streichelte er ihre Wange, während sein Blick für einen kurzen Moment über ihren Körper huschte.

Maria nahm sich mit aller Macht zusammen, um nicht dem Drang nachzugeben, ihren Kopf zurückzuziehen. Es musste ihr irgendwie gelingen, Gommel von den Kisten abzulenken und ihn wieder von Bord zu lotsen.

Normalerweise hatte sie mit Männern keine allzu großen Schwierigkeiten, was, wie sie wusste, nicht unerheblich mit ihrem Aussehen zusammenhing. Doch dieser Fall war eindeutig anders. Die kostbare Fracht im Bauch des Schiffs glich einem Pulverfass, und Gommel war der Funke, der alles in die Luft jagen konnte.

Sie unterdrückte das Zittern ihrer Beine und brachte es nur mit größter Selbstüberwindung fertig, den Obersturmbannführer erneut zaghaft anzulächeln.

„Was wirklich in einem steckt“, fuhr der SS-Offizier, offenkundig durch sie bestärkt, fort, „merkt man erst in Zeiten wie diesen. Sie, Maria, haben das deutsche Blut, von dem wir so viel mehr brauchen könnten.“

Nochmals tätschelte er ihre Wange. Maria lächelte und fühlte Panik in sich aufsteigen. Gommel blickte sie entschlossen an. „Unter der Führung des Gauleiters werden wir die Russen vor den Toren von Königsberg niederringen.“ Mit seinen dicken Fingern wedelte er vor ihren Augen herum. „Es ist der Schicksalskampf des deutschen Volkes! All die Volksschädlinge und Deserteure, die sich da drüben in der Menge versteckt halten“, wütend zeigte er auf die Flüchtlinge am Kai, „werden wir aufspüren und rücksichtslos vernichten. Wer das deutsche Volk in diesen entscheidenden Tagen im Stich lässt, hat nichts Besseres als eine Kugel oder den Strick verdient!“

Gommel hatte sich in Rage geredet und dabei einen roten Kopf bekommen. Bevor Maria etwas sagen konnte, drehte er sich voller Eifer um, zog sein Seitengewehr und sagte bestimmend: „So, und jetzt schauen wir mal, was der Direktor hier rausschmuggeln lässt!“

Ohne sich weiter um Maria zu kümmern, stürmte er auf die offene Frachtluke zu.

Einer seiner bewaffneten Wachleute folgte ihm, während der andere in der Nähe der beiden Matrosen eine Position einnahm, die ihm sowohl den Blick auf das Vorschiff, die Treppe zum Oberdeck als auch auf die Frachtluke ermöglichte.

Eilig folgte Maria dem SS-Offizier, der die Leiter in den Frachtraum schon hinabgestiegen war und nun unschlüssig vor den verladenen Kisten stand. Im Halbdunkel des Frachtraums wirkten seine eng beieinanderliegenden Augen, die abwechselnd die Kisten und Maria betrachteten, wie Schlangenhöhlen.

Ein quälend langer Augenblick verging, ohne dass Gommel sich rührte. Ganz augenscheinlich waren es nicht das Hakenkreuz oder der Reichsadler, sondern die Aufschriften, die den an Befehl und Gehorsam gewohnten SS-Mann bislang davon abhielten, eine der Kisten einfach mit dem Seitengewehr aufzubrechen.

„Was versteckt der Direktor denn in den Kisten, Maria?“

„Museumsgut des Gauleiters“, antwortete sie mit fester Stimme, „das eigentlich für sein Gut bei Metgethen bestimmt war, nun aber in Sicherheit gebracht werden muss.“

Unwillkürlich trat Gommel einen Schritt zur Seite. Metgethen wirkte wie ein Zauberwort, das sogar den Obersturmbannführer zurückweichen ließ.

Erich Foch, der Gauleiter von Ostpreußen, hatte jahrelang auf seinem Gut vor den Toren Königsbergs wie ein Fürst gelebt, umgeben von wertvollen Gemälden, Ikonen, Teppichen sowie Gold und Silber in jeder Form. Metgethen war der Aufbewahrungsort für eine der kostbarsten privaten Kunstsammlungen der Welt, die der Gauleiter größtenteils schon als Reichskommissar der Ukraine zusammengerafft hatte und die nur von wenigen Sammlungen anderer Nazi-Größen, etwa der Göring’schen, übertrumpft wurde.

Metgethen stand für die grenzenlose Macht des Gauleiters über Leib, Leben und Tod in Ostpreußen.

Gommels Augen glitten zweifelnd über die Kisten. Maria hielt den Atem an. Schon seit einigen Monaten genoss der Obersturmbannführer eine hervorgehobene Stellung beim Gauleiter, und sie hoffte inständig, dass der SS-Mann dieses Privileg nicht wegen ein paar Kisten aufs Spiel setzen wollte. Auf seiner Stirn bildeten sich tiefrote Falten.

Gommel verfluchte innerlich den Museumsdirektor. Er hatte dem blutleeren Wissenschaftler mit der verbogenen Nickelbrille nie getraut. Was führte der Direktor hier bloß im Schilde? Oder geschah alles auf diesem Schiff wirklich auf Anweisung des Gauleiters?

Gommel hatte Maria verschwiegen, dass in den nächsten Tagen unter seiner Leitung eine Fracht in auffallend ähnlicher Größe Königsberg in Richtung Weimar verlassen sollte. Hatte der Gauleiter seine Pläne geändert, ohne ihn zu benachrichtigen? War die Ladung geteilt worden? Oder spielte sich vor seinen Augen gerade der größte Diebstahl ab, den das Reich je erlebt hatte? Unmittelbar gegen den Führer gerichtet – denn die Angelegenheit stand unter ausdrücklichem Führervorbehalt.

In Gedanken betrachtete er das matt im Dämmerlicht schimmernde Seitengewehr in seiner Hand.

War es möglich, dass der zerstreute Wissenschaftler einen solchen Plan entwerfen und in die Tat umsetzen konnte? Gommel schüttelte unmerklich den Kopf. Ein abwegiger Gedanke. Andere schon, aber nicht der Museumsleiter. Und Maria? Eine dumme Gans, der es nur wegen ihrer schönen Augen gelungen war, sich vor dem Kriegsdienst zu drücken, und die sogar meinte, es ihm gegenüber am notwendigen Respekt mangeln lassen zu können. Es schmerzte ihn wie ein Stachel im Fleisch, dass die hübsche Frau seine Avancen mit immer neuen fadenscheinigen Ausreden höflich, aber bestimmt zurückgewiesen hatte.

Spätestens wenn er aus Weimar zurückgekehrt war, würde er die Sache mit ihr anders angehen. Wahrscheinlich brauchte er lediglich eine Fluchtgelegenheit in Aussicht zu stellen, um sie gefügig zu machen. Und falls sie auch dann nicht zur Vernunft käme, gab es noch andere Möglichkeiten. Er spürte sein Verlangen nach dem Körper der blonden Frau, die ihn ernst anschaute. Mehr und mehr beschlich ihn dabei das unbestimmte Gefühl, dass es ihr insgeheim zu gefallen schien, ihn so machtlos vor den verschlossenen Holzkisten zu sehen. Mit der Spitze des Seitengewehrs berührte er den Rand einer der Kisten und schabte darüber.

„Von einer solch großen Lieferung des Gauleiters ist mir nichts bekannt.“ Er musterte sie mit einem langen Blick. „Alle wichtigen Museumsstücke sollte Brandner doch schon im Dezember nach Mitteldeutschland transportieren lassen.“ Er sah es nicht, aber er spürte es: Maria zitterte unmerklich. „Warum ist das noch nicht geschehen?“

Ihr Herz schlug jetzt im Akkord. „Der Direktor hatte den Gauleiter schon Ende November um eine Freigabe für den Abtransport der Kisten gebeten“, erwiderte sie. „Aber erst in den letzten Tagen kam die Anweisung, dass die Kisten umgehend auf das Transportschiff H. Wessels gebracht werden sollen.“ Maria schluckte. Sie verhedderte sich zunehmend in ihrem Lügengebilde. Lange würde sie diese Befragung nicht mehr durchstehen.

Mit leicht nach unten gesenktem Kopf blickte Gommel sie aus den Augenwinkeln heraus an, argwöhnisch und aggressiv.

Sie versuchte, dem Blick mit aller Kraft standzuhalten, zuckte aber merklich zusammen, als er völlig unvermittelt mit dem Seitengewehr auf eine der Kisten schlug, ohne den Blick von ihr zu nehmen.

„Ich war noch nicht in Königsberg, als die Kisten verpackt wurden, Herr Obersturmbannführer“, bemühte sie sich, ihn zu beruhigen. „Ich kann Ihnen nur sagen, was mir der Direktor mitgeteilt hat. Bitte, so glauben Sie mir doch.“

Sie wusste sofort, dass sie einen Fehler gemacht hatte. In seinen Augen funkelte der ausgeprägte Instinkt des erfahrenen Vernehmungsoffiziers, der endlich eine Schwäche bei seinem Opfer gewittert hatte.

Furcht schlug wie eine Welle über ihr zusammen und schnürte ihr die Luft ab. Hatte sie zu unterwürfig geantwortet? Seit Monaten hielt sie Gommel hochmütig auf Distanz. Sie wusste, dass ihr abweisendes Auftreten den über alle Maßen eingebildeten SS-Mann zugleich gereizt und gekränkt hatte. Und nun spielte sie ihm hier plötzlich das kleine Mädchen vor.

Verdammt!

Gommel näherte sich ihrem Gesicht bis auf wenige Zentimeter. Sie roch seinen säuerlichen Atem. Die stechenden Augen glänzten vor Argwohn.

„Frau Adler, was auch immer hier vor sich geht, ich werde es herausfinden. Und ich rate Ihnen dringend: Lügen Sie mich nicht an!“

Sie errötete, was er sicher bemerkte, sie wich seinem Blick aber nicht aus.

„Wann soll das Schiff auslaufen?“, fragte er und musterte sie weiter streng.

„Heute Nacht im Gefolge der Emden und der Eisbrecher, Herr Obersturmbannführer.“ Sie hatte, ohne es zu wollen, Haltung angenommen.

„Wer soll die Ladung begleiten? Sie etwa, Frau Adler?“

„Nein, Herr Obersturmbannführer“, log sie abermals. „Der Direktor und ich sollen das Schiff samt Ladung an einen Beauftragten des Gauleiters übergeben.“

„Wer soll das sein?“

„Das weiß ich nicht, Herr Obersturmbannführer.“

Durchdringender hätte Gommels Blick nicht sein können. Er hatte offensichtlich einen Entschluss gefasst.

„Ich werde sofort eine Nachfrage beim Gauleiter veranlassen. Dann werden wir ja sehen, Frau Adler.“ Er reckte den Kopf wie ein römischer Imperator. „Aber vorher zeigen Sie mir noch die Frachtpapiere nebst Verladungsbefehl. Folgen Sie mir, hier gibt es bestimmt einen Platz, wo wir uns in Ruhe weiter unterhalten können.“ Er fasste sie fest am Arm, auf seinem hochroten Gesicht schimmerte der Schweiß. „Bewachen Sie die Ladung!“, befahl er dem Wachmann, der ihm in den Frachtraum gefolgt war, und stieg dann mit Maria über die Leiter aus dem Rumpf des Schiffs.

Als sie mittschiffs erreichten, fanden sie den Kapitän des Frachters und die beiden Matrosen unter Beobachtung. Die Maschinenpistole des zweiten SS-Mannes war direkt auf die drei verängstigten Männer gerichtet. Gommel ließ sich den Weg zur Kajüte des Kapitäns beschreiben und führte Maria mit eiligen Schritten dorthin.

Die Kabine war ein schlichter Raum mit einem sauber gemachten Bett sowie einem leeren Tisch und einem Stuhl aus Holz. An der Wand hing ein Regal mit einigen Büchern darin. Private Dinge des Kapitäns waren nicht zu sehen.

Der Obersturmbannführer bedeutete Maria, sich auf das Bett zu setzen, und nahm ihr gegenüber auf dem Stuhl Platz.

In der Kapitänskajüte herrschte im Gegensatz zu draußen eine angenehme Temperatur, so dass Gommel seinen Mantel öffnete und die Mütze abnahm. Aus seiner Seitentasche fischte er gewandt eine kleine lederbezogene Metallflasche, öffnete den Verschluss, nahm einen langen Schluck und bot sie dann Maria an.

„Trinken Sie, Maria, und sagen Sie mir endlich die Wahrheit. Wie es mir scheint, ist dies eine Angelegenheit, für die der Museumsdirektor die Verantwortung trägt.“ Er verzog das Gesicht zu einem angedeuteten Lächeln. „Der Gauleiter vertraut mir. Wenn Sie kooperieren, kann ich Ihnen helfen.“ Seine Stimme hatte jetzt einen warmen, beinahe einfühlsamen Ton angeschlagen. Maria hörte die aufgesetzt freundlichen Worte und sah in die wollüstigen Augen, die jede ihrer Regungen zu registrieren schienen.

Sie nahm die Flasche und führte sie an den Mund. Der Alkohol brannte noch in ihrem Rachen, als sie begann, mit ihren behandschuhten Fingern den Mantel aufzuknöpfen, langsam und ohne den SS-Offizier dabei auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

„Vertrauen Sie mir, mein Kind“, sagte Gommel und legte seine linke Hand auf ihren Winterrock.

Die Finger umfassten ihren Oberschenkel. Sollte sie ihn gewähren lassen? Ihr Blick schweifte durch die blitzblank aufgeräumte Zelle des Kapitäns, dessen Schiff es noch nicht mal aus dem Hafen von Königsberg geschafft hatte. Sie verlor jede Hoffnung auf eine Rettung.

Hier werde ich sterben.

Sie wusste, dass Gommel unmittelbar nach der Befriedigung seiner sexuellen Lust den Gauleiter benachrichtigen würde. Ihre sofortige Verhaftung wäre damit besiegelt, und man würde sie in einen der berüchtigten SS-Folterkeller werfen. Dort würde sie Gommel so lange gefügig sein müssen, bis er den Gefallen an ihr verlor und sie verrecken ließ oder das, was von ihr übrig geblieben war, an einen seiner Spießgesellen weiterreichte.

Und es gab keinen Ausweg. Schon der bloße Gedanke daran, Gommel zu überwältigen und das Schiff mit ihm als Geisel zu verlassen, war lächerlich. Wie sollte es ihr denn gelingen, den SS-Mann und seine Wache mit ihrer Pistole in Schach zu halten? Sie würde es wahrscheinlich noch nicht einmal lebend aus der Kabine schaffen. Und selbst wenn ihr die Flucht gelingen sollte, würde sie im abgeriegelten Königsberg früher oder später der SS in die Hände fallen – und den Folterungen nicht lange standhalten. Keine Stunde nach ihrer Verhaftung wäre die Gestapo über sämtliche Namen, Strukturen und Operationen im Bilde. Himmlers große Chance, ihnen endlich den Garaus zu machen.

Besser, es hier und jetzt zu Ende zu bringen, entschied sie und lächelte Gommel offen an.

Langsam stellte sie die Flasche auf den kleinen Holztisch und lehnte sich dabei weit vor, so dass sich ihre wohlgeformten Brüste unter der engen Strickjacke deutlich abzeichneten.

„Darf ich rauchen, Herr Obersturmbannführer?“

„Natürlich dürfen Sie das“, erwiderte Gommel und schob seine Hand unter den Saum ihres Rocks.

„Ich werde Ihnen alles sagen“, stieß sie hervor, während sie mit der linken Hand in ihre Manteltasche fasste.

„Gut so. Hab keine Angst, mein Kind.“ Unaufhaltsam glitten seine Finger an der Innenseite ihres Oberschenkels hinauf. „Dir wird nichts geschehen.“ Selbst durch die dicke Strumpfhose spürte sie den Schweiß an seinen Händen.

Vorsichtig tastete sie nach dem Griff des kleinen Revolvers in der Manteltasche. Ihr linker Zeigefinger schob sich über den Abzug, bereit, die tödlichen Schüsse durch den Stoff des Mantels abzufeuern. Um Gommel zu töten, musste sie die Waffe jetzt nur noch in die richtige Schussposition bringen und abdrücken.

Fünfmal. Und dann noch einmal.

Sie hatten ihr genau gezeigt, wie sie sich den Lauf der Waffe in den Mund schieben musste, damit die Kugel sie tödlich verletzte. „Nicht an die Schläfe, das ist zu unsicher“, hatte Thalberg ihr eingeschärft. Und sie würde die Anweisung peinlich genau befolgen. Auf keinen Fall durfte sie Gommels beiden Wachmännern lebend in die Hände fallen.

Unvermittelt spannten sich die Muskeln und Sehnen ihres Körpers. Ihr baldiger Tod spielte keine Rolle mehr, verschwand hinter dem einzigen Ziel, fünf Teilmantelgeschosse in den untersetzten Körper und das rotglänzende Gesicht des Obersturmbannführers zu jagen.

Gefühlvoll schob sie ihr Bein vor und bot es Gommels suchender Hand an. Zugleich umfasste sie beherzt den Griff des Revolvers und riss dann die Waffe nach vorne.

In diesem Augenblick traf ein brutaler Schlag ihr Handgelenk. Blitzschnell zog Gommel den Revolver aus ihrer Manteltasche und versetzte ihr sofort mit dem Griff der Waffe einen weiteren Schlag ins Gesicht, der ihre Vorderzähne zerbersten ließ. Die Nase brach beim nächsten Aufprall. Das Blut rann ihr wie ein Wasserfall über Wangen und Hals.

Die Wucht des Angriffs hatte sie zurück an die Schiffswand geworfen. Völlig benommen lag sie auf dem Bett des Kapitäns, das sich rot verfärbte. Durch eine Nebelwand sah sie, dass sich der SS-Mann erhob, die Hose aufknöpfte und sie über seine Stiefel fallen ließ.

Seine Hände grabschten unter ihrem Pullover nach ihren Brüsten, und sie hörte den Stoff der Bluse reißen. Wie gelähmt lag sie auf dem Bett. Sie wollte schreien, aber das viele Blut in ihrem Mund verwandelte alles in ein Röcheln. Eine Hand legte sich um ihren Hals, während die andere unter den Rock griff und mit einer schnellen Bewegung Strumpf- und Unterhose herunterzog, um sich dann an ihrer nackten Scham zu reiben.

Mit einem Stöhnen richtete Gommel sich über ihr auf und starrte sie mit einem irren Blick an.

Die Bilder begannen zu flimmern. Sie kämpfte gegen die nahende Ohnmacht an und sah alles nur noch verschwommen. So fest sie konnte, presste sie ihre Schenkel zusammen und rief sich verzweifelt ihre Ausbildung in Erinnerung. Auch solche Situationen hatten sie mit ihr geübt.

Ablenken und zuschlagen.

Sie konzentrierte sich. Die rechte Hand musste irgendwie an ihren rechten Stiefel gelangen.

Gommel lehnte sich über sie und versuchte, ihre Beine auseinanderzudrücken. Ein weiterer Schlag, den sie nicht kommen sah, traf sie erneut ins Gesicht, um ihren letzten Widerstand zu brechen. Aber sie gab nicht auf.

Bleib wach, Maria!

Gommel lag jetzt keuchend auf ihr. Als er ihre Beine brutal auseinanderzwang, war der Augenblick gekommen, auf den sie gewartet hatte.

Ablenken und zuschlagen.

Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und spuckte dem Obersturmbannführer ein Gemisch aus Blut und Speichel ins Gesicht.

Gommel schrie außer sich vor Wut, und wieder traf seine Faust ihr Gesicht, das nur noch eine blutige Masse zu sein schien.

Maria konnte nichts mehr sehen. Alles um sie herum war ein hell und dunkel schimmernder, undurchdringlicher roter Schleier.

Doch sie verspürte keine Schmerzen mehr. Ihr ganzes Sein konzentrierte sich auf den kleinen, beidseitig geschärften Dolch, der verborgen in ihrem Stiefel steckte und dessen Elfenbeingriff sie jetzt endlich mit ihrer rechten Hand umfasste.

Ablenken und zuschlagen.

Mit der linken Hand tastete sie schwach nach Gommels Gesicht, um sich zu orientieren. Fast zugleich öffnete sie weit ihre Beine, hob ihr Becken und streckte dem SS-Mann ihre entblößte Scham entgegen. Dann stieß sie ihm die Klinge von unten in den Kopf.

Sie merkte, wie er auf einmal regungslos wie eine Statue über ihr verharrte, zog das Messer aus seinem verletzten Schädel und stach nochmals zu, genau so, wie man es ihr beigebracht hatte. Sie spürte, wie der scharfe Dolch seidenweich durch das Auge ins Gehirn glitt.

Gommels untersetzter Körper kippte zur Seite weg.

Am ganzen Leib zitternd, versuchte Maria sich aufzurichten, doch sie war zu erschöpft, um sich zu erheben, und noch immer lag ein undurchdringlicher blutroter Nebel vor ihren Augen. Blind tasteten ihre Hände auf dem Bett nach dem Revolver, konnten ihn aber nicht finden.

Von draußen wurde jetzt heftig an die Tür geklopft.

„Herr Obersturmbannführer, eine dringende Nachricht für Sie!“, hörte sie jemanden rufen. „Darf ich eintreten?“

Wenn die Tür aufging, war sie gefangen. Sie musste unbedingt eine Waffe finden, um sich noch rechtzeitig selbst zu töten. Aber das Messer steckte im Auge ihres Peinigers, der unerreichbar für sie auf dem Boden lag. Und auch die Pistole war verschwunden. Maria verließen nun ihre letzten Kräfte. Regungslos blieb sie liegen.

„Herr Obersturmbannführer, ich habe eine Nachricht vom Gauleiter für Sie! Ich öffne jetzt von außen die Tür!“

Sie war verloren.

Sie versuchte, sich die Strumpfhose wieder hochzuziehen, doch es war unmöglich. Ihre zitternden Finger schafften es nur noch, den Rock über ihre Scham zu ziehen. Mit beiden Händen drückte sie den Stoff zwischen ihre Beine und begann leise zu weinen.

Ein gewaltiger Krach ertönte, und die Kabinentür sprang auf.

Bevor die Bewusstlosigkeit einsetzte, hörte Maria noch eine vertraute Stimme, die immer wieder ihren Namen sagte, während ein Mann sie sanft in den Arm nahm.

Wie geplant stach kurz nach Mitternacht des 24. Januar 1945 das Transportschiff H. Wessels im Gefolge des Kreuzers Emden von Königsberg aus in See. Entgegen dem Versprechen einer jungen blonden Frau hatte das Schiff keine Flüchtlinge mit an Bord genommen. Auf dem Deck des Transporters stand einsam ein Mann in feldgrauer Wehrmachtsuniform, rauchte und betrachtete lange die in der Dunkelheit verschwindende Silhouette Königsbergs, den Geschützdonner der nahen Front im Ohr.

Im großen Saal der Emden, der extra geräumt worden war, hatte man zwei Särge aufgebahrt, in welchen der ehemalige Reichspräsident, Generalfeldmarschall und Sieger der Schlacht von Tannenberg, Paul von Hindenburg, und seine Gemahlin lagen. Ein Pionierkommando hatte die Leichname aus der ostpreußischen Gruft bei Tannenberg gerade noch rechtzeitig vor dem Eintreffen der Roten Armee evakuiert.

Über Hindenburgs Sarg hatte man eine Reichskriegsflagge gelegt. Rechts und links vor den Särgen standen zwei Wehrmachtsoffiziere mit aufgepflanztem Bajonett Totenwache. Der Saal war vollständig abgedunkelt, so dass lediglich der flackernde Schein von Fackeln für ein wenig Licht sorgte und der Szenerie eine gespenstische Note verlieh.

Irgendwo auf der Route des weißgetünchten Transportschiffs H. Wessels durch die winterliche Ostsee fanden drei SS-Leute mit Gewichten belastet ihre letzte Ruhestätte auf dem Meeresgrund. Nur wenige Tage später, und ohne von russischen U-Booten oder alliierten Jagdflugzeugen behelligt worden zu sein, erreichte das Schiff, unter einem anderen Namen und an verschiedenen gut sichtbaren Stellen mit einem roten Kreuz bemalt, seinen Zielhafen.

Damit war der erste Teil eines Plans verwirklicht, der 1944 in den ostpreußischen Wäldern entworfen worden war und mehr als ein halbes Jahrhundert später die Geschicke Deutschlands bestimmen sollte.

Kapitel 1

Einundsechzig Jahre später, als längst wieder Frieden über Deutschland lag, betrachtete Benjamin Parker voller Bewunderung das Brandenburger Tor.

Es war bereits Mittag, und die winterliche Sonne des Januars erhellte seine dichten dunkelbraunen Haare und das Gesicht mit den markanten Zügen. Das Licht fiel in seine tiefliegenden dunkelgrünen Augen und ließ sie aufblitzen, als er nach oben schaute.

Majestätisch glänzte die bronzene Quadriga vor dem hellblauen, wolkenlosen Himmel. Mit nur einer Hand führte die geflügelte Viktoria die vier Pferde lässig an den Zügeln. Die Dame hatte Klasse, dachte Parker. Jedenfalls ließ sie sich ihre wechselvolle Geschichte nicht anmerken. Die Entführung nach Paris durch den stürmischen Kaiser Napoleon Bonaparte dürfte sie vielleicht noch als Kompliment gewertet haben, ihre fast völlige Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war hingegen sicherlich ein eher traumatisches Erlebnis gewesen.

Die hübsche Preußin schien Parkers Blick zu erwidern. Er nahm das als gutes Omen für den ereignisreichen Tag, der vor ihm lag. In wenigen Minuten würde er vor dem Brandenburger Tor ein Fernsehinterview geben, dann hatte er einige Stunden Zeit, bis ihn am frühen Abend ein Treffen mit einem Staatssekretär im Bundeskanzleramt erwartete. Es war seine erste Einladung ins Kanzleramt, und die Zusammenkunft versprach höchst interessant zu werden. Das galt allerdings auch für seine letzte Verabredung am heutigen Tag. Als er die Anfrage hierfür erhalten hatte, hatten in seinem Inneren mehrere Alarmglocken geläutet, und der vernünftige Teil seines Ichs hatte ihm dringend nahelegt, Berlin nach dem Treffen im Kanzleramt so schnell wie möglich zu verlassen. Aber er hatte dennoch zugesagt.

Er schob den Gedanken an den Abend beiseite, lächelte frohgemut der berühmten Siegesgöttin auf dem Brandenburger Tor zu und spürte dabei die Schminke auf dem Gesicht, die ihm kurz zuvor in der Maske aufgetragen worden war, und zwar nicht zu knapp. Verstohlen schaute er auf den Monitor, der ein, zwei Meter vor ihm auf einem kleinen Podest stand. Gelassen blickte ihm sein eigenes Konterfei entgegen.

Dr. Benjamin Parker, Experte für Kunstrecht, las er eingeblendet unter seinem Gesicht. Die Maske hatte ganz passable Arbeit geleistet, dachte er. Als er vor einer knappen Stunde aufgestanden war, hatte ein Blick in den Spiegel deutliche Spuren eines beträchtlichen Schlafmangels offenbart: Er hatte bis in die frühen Morgenstunden an der Präsentation für das Treffen im Kanzleramt gearbeitet.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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