Der Menschenfeind (Le Misanthrope) - Jean Baptiste Molière - E-Book

Der Menschenfeind (Le Misanthrope) E-Book

Jean Baptiste Molière

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Beschreibung

Dieses eBook: "Der Menschenfeind (Le Misanthrope)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Der Menschenfeind ist eine Komödie von Molière, die am 4. Juni 1666 uraufgeführt wurde. Zur Inhalt: Der Idealist und "Menschenfeind" Alceste erhebt für sich den Anspruch, ohne Heuchelei zu leben. Obwohl er Adeliger ist, zelebriert er seine Unabhängigkeit gegenüber dem königlichen Hof und weigert sich, in seinem Reden und Verhalten Kompromisse mit der Wahrhaftigkeit zu machen. Auf seinen Freund Philinte, der ihn zur Mäßigung und einer gewissen Anpassung auffordert, will Alceste nicht hören. So zieht er sich auch gleich die Feindschaft des ihn besuchenden Höflings und Verseschmieds Oronte zu, weil er dessen schlechtes Gedicht nicht lobt, sondern verreißt. Als er erfährt, dass Oronte beleidigt vor Gericht ziehen wird, fühlt er sich in seinem negativen Menschenbild bestätigt und rechnet genussvoll damit, den Prozess zu verlieren, weil er anders als sein Gegner die Richter nicht für sich einzunehmen versuchen will. Seine Beziehung zu Célimène, einer jungen koketten Witwe, die seine Neigung nicht unerwidert lässt, führt zu dem komischen Gegensatz, der im vollständigen Originaltitel zum Ausdruck kommt.

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Jean Baptiste Molière

Der Menschenfeind (Le Misanthrope)

Der verliebte Melancholiker (Eine Komödie)

Übersetzer: Ludwig Fulda

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-1893-9

Inhaltsverzeichnis

Personen
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Vierter Akt
Fünfter Akt

Personen

Inhaltsverzeichnis

Alcest

Philint, sein Freund

Oront

Celimene

Eliante, ihre Cousine

Aisinoë, ihre Freundin

Acast, Marquis

Clitander, Basque, Diener Celimenens

Ein Bote des Marschallamtes

Dubois, Diener Alcests

Schauplatz: Paris, in Celimenens Haus

Erster Akt

Inhaltsverzeichnis

Erster Auftritt

Philint. Alcest

Philint. Was ist?

Was gibt es?

Alcest. Lassen Sie mir Ruh'!

Philint. Nein wahrlich – welche sonderbare Grille ... ?

Alcest. Sie sollen gehn – sogleich; das ist mein Wille.

Philint. Eh' man sich ärgert, hört man doch erst zu.

Alcest. Ich will mich ärgern, und ich will nichts hören.

Philint. Wo soll nur dieser wilde Zorn hinaus? Die beste Freundschaft muß es stören, Wenn ...

Alcest(steht schnell auf) . Ich Ihr Freund? Nein, streichen Sie mich aus! Das Band, das uns gefesselt, ging in Stücke; Nachdem sich heut verraten hat Ihr Sinn, Erklär' ich, daß ich nicht Ihr Freund mehr bin Und nichts gemein will haben mit der Tücke.

Philint. Was ist's denn, was Sie mir so übel nehmen?

Alcest. Fürwahr, zu Tode sollten Sie sich schämen. Ein solches Tun verdient das schärfste Wort, Muß jeden Ehrlichen in Harnisch bringen! Ich sehe, wie Sie jenen Menschen dort Mit Artigkeit und Süßigkeit umringen; Sie häufen auf dies feurige Betragen Beteuerungen, Anerbieten, Schwüre Und können mir, nachdem er aus der Türe, Nicht einmal seinen Namen sagen. Verschwunden ist das herzliche Gefühl; Sie reden über ihn gleichgültig kühl. Potz Wetter, das ist elend, feig, gemein, Die eigne Seele so mit Schmutz zu mengen, Und sollte mir das widerfahren sein, Ich eilte, mich vor Ekel aufzuhängen,

Philint. Je nun, mir scheint der Fall nicht hängenswert; Ich bitte Sie recht freundlich um die Liebe, Daß mir für diesmal Gnade widerfährt, Und daß ich's mit dem Hängen noch verschiebe.

Alcest. Wie schlecht doch dies Gewitzel Ihnen steht!

Philint. Im Ernst – ich weiß nicht, was Sie wollen.

Alcest. Die Wahrheit will ich; dem Charaktervollen Entschlüpft kein Wort, das nicht von Herzen geht.

Philint. Wenn jemand uns mit Freundesgruß begegnet, Dann mein' ich, daß man sich erkenntlich zeigt, Zu seiner Liebenswürdigkeit nicht schweigt Und ihn für seinen Segen wieder segnet.

Alcest. Unleidlich ist mir dieser feige Schacher, Den ihr zum guten Ton gehören laßt! Nichts ist mir so im Innersten verhaßt wie diese kunstgerechten Phrasenmacher, Die Schmeichler, stets zum Liebesgruß bereit, Die uns mit leerem Redeschwall bedecken, Die mit derselben süßen Höflichkeit Den ernsten Mann behandeln wie den Gecken. Was frommt es noch, wenn jemand hoch und hehr Uns Treue schwört, Hingebung, Freundesglut, Mit Lob uns überschüttet und nachher Dem ersten besten Tropf ein Gleiches tut? Wer noch gesund empfinden kann, dankt für solche feilgebotnen Ehren, Und wenn sie noch so überschwenglich wären, Der teilt nicht gern mit jedermann. Auf ein Verdienst muß sich Verehrung gründen: er jeden achtet, achtet keinen; Und weil auch Sie der Knecht sind dieser Sünden, Drum sind wir fertig – ein für allemal. Mir widerstrebt's, mich Leuten zu vereinen, Die sich verschenken ohne Wahl. Ich fordere, daß man mich höher stellt; Der Allerweltsfreund kann mir nicht genügen.

Philint. Wir leben doch nun einmal in der Welt, Und ihren Sitten müssen wir uns fügen.

Alcest. Brandmarken, sag' ich, muß man ohn' Erbarmen Dies falsche Händedrücken und Umarmen. Ein Mann sei männlich, und in jedem Fall Soll er in seinem Wort sein Denken spiegeln; Nie soll des Herzens echter Widerhall Mit leeren Floskeln sich verriegeln.

Philint. Doch was die Offenheit zum Lohn erhält, ist meistenteils Verfolgung und Gelächter, Und manches Mal, Herr Weltverächter, Verlangt die Klugheit, daß man sich verstellt. Ist's schicklich, ist es wohlerzogen, Wenn man zu jedermann die Wahrheit spricht? Und wenn ich einem Menschen nicht gewogen, Soll ich es ihm bekennen ins Gesicht?

Alcest. Ja!

Philint. Würden Sie der alten Schönheit sagen, Daß es in ihren Jahren nur empört, Wenn Frau'n sich schminken und kokett betragen?

Alcest. Gewiß!

Philint. Dem Dorilas, wie sehr es jeden stört, Wenn er bei Hof mit prahlender Betonung Von seinen Taten, seinen Ahnen spricht?

Alcest. Jawohl!

Philint. Sie scherzen.

Alcest. Nein, ich scherze nicht Und kenn' in diesem Punkte keine Schonung. Was Hof und Stadt mir vor die Augen brachte, Reizt mir die Galle, raubt mir meinen Schlummer, Und Schwermut überfällt mich, tiefer Kummer, Wenn ich das Treiben dieser Welt betrachte. Ich sehe, wie ich meinen Blick auch schärfe, Nur Unrecht, Selbstsucht, Lüge, falschen Sinn; Mir wird's zu viel; es macht mich toll; ich werfe Dem ganzen Menschenvolk den Handschuh hin.

Philint. Das ist ja lächerlich: Sie nehmen's allzu schwer Mit ihrem philosoph'schen Herzeleide! – Paßt nicht vortrefflich auf uns beide Die »Ehemännerschule« von Molière, Wo auch zwei Brüder...

Alcest. Törichter Vergleich!

Philint. Nein, wirklich, sparen Sie die Zorngebärden. Die Welt wird deshalb doch nicht anders werden, Und weil der Freimut gar so tugendreich, Drum sag' ich Ihnen frei heraus: Dies all ist krankhaft, und man lacht Sie aus. Ja, solch ein unbarmherz'ger Menschenfresser Macht sich zum Narren überall.

Alcest. Potz Wetter – um so besser, um so besser! Das freut mich äußerst, das ist grad mein Fall. Gält' ich dem Volk für einen weisen Mann, Das würde mich verzweifeln lassen.

Philint. So bitter klagen Sie die Menschheit an!

Alcest. Ich lernte sie aus tiefster Seele hassen.

Philint. Hat denn Ihr Grimm die armen Erdenseelen In Bausch und Bogen ausnahmslos verdammt? Ich denke doch, daß Männer uns nicht fehlen...

Alcest. Die Menschen hass ich, alle – insgesamt: Die einen, weil sie falsch und ränkevoll, Die andern, weil sie Falschheit höflich dulden, Statt sie zu geißeln mit dem tapfern Groll, Den sie der Tugend und sich selber schulden. Hilft dies Vertuscheln nicht sogar zum Siege Dem Schuft, mit dem ich im Prozesse liege? Man kennt die Maske, die er umgehangen, Man kennt ihn als den schändlichsten Kujon; Sein Augenspiel, sein zuckersüßer Ton Vermögen nur noch Bauern einzufangen. Man weiß, daß nur durch Bubenstücke Der Leisetreter es so weit gebracht, Weiß, daß der Glanz von seinem Glücke Verdienst entrüstet, Tugend schamrot macht. Trotz allen Titeln, die er sich erworben, Gibt's niemand, der für seine Ehre ficht; Nennt man ihn ruchlos, diebisch und verdorben, Stimmt jeder ein und keiner widerspricht. Und doch ist seine Fratze stets willkommen, Ist er in allen Häusern aufgenommen, Und wo ein Amt zum Wettbewerb gestellt, Schlägt er die besten aus dem Feld. Zum Henker auch, ich kann's nicht überstehn, Wie sie mit Schonung die Verruchtheit züchten, Und manchmal möcht' ich in die Wüste flüchten, Um keines Menschen Antlitz mehr zu sehn.

Philint. Ich bitte, zürnen wir etwas geringer Auf die Gesellschaft unsrer Zeit; Gehn wir in unsrer Strenge nicht zu weit Und sehen wir ein wenig durch die Finger. Die Welt verlangt zwar Tugend, doch mit Maß, Und auch die Weisheit läßt sich übertreiben; Vernunft, die ihrer Grenzen nicht vergaß, Wird hübsch auf festem Boden bleiben. Die starre Tugend der antiken Sitten Ist heute nicht mehr wohlgelitten; Sie fordert von den Menschen allzuviel. Die eigne Zeit soll man nicht trotzig meistern, Und Weltverbesserung, das ist ein Ziel, Für das nur Toren sich begeistern. So gut wie Sie begegn' ich hundert Dingen Auf Schritt und Tritt und Tag für Tag, Die anders sind, als man sie wünschen mag; Ich aber weiß mich zu bezwingen. Die Menschen nehm' ich, wie sie einmal sind, Und was sie tun, ich trag's gelind Und glaube, daß bei Hof und in der Stadt Mein Phlegma klüger ist als Ihre Wut.

Alcest. Dies Phlegma, das so gute Gründe hat,