Dialog-Prinzip - Dieter Braun - E-Book

Dialog-Prinzip E-Book

Dieter Braun

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Beschreibung

Altdorf. Ein kleiner Ort südlich von Stuttgart. Eine Zimmermannswerkstatt ist hier zur Keimzelle für all das geworden, was dieses Buch beschreibt: das Dialog-Prinzip. Es ist ein Meilenstein in der evangelistischen Jugendarbeit: Menschen einer postmodernen, säkularisierten Zeit werden mit dem Evangelium erreicht. Lesen in der Bibel. Stellen Fragen. Ohne sich zu langweilen. Das Dialog-Prinzip macht sie durch ihre eigenen Fragen zu Beteiligten der Predigt. Es funktioniert. Mit zehn Personen und mit dreitausend. In einer Zimmermannswerkstatt und in großen Hallen. Auf Zeltlagern, Freizeiten, in Gruppen und in Gottesdiensten. Mit Teens, Jugendlichen, (Jungen) Erwachsenen und Senioren. "Hinter dem Dialog-Prinzip steckt nicht weniger als ein Paradigmenwechsel in der Jugendarbeit. Denn es zeigt den Weg vom (einseitigen) Lehren zum (gemeinsamen) Lernen. Wer möchte, dass Jugendliche selbstständig und mündig glauben, sollte dieses Buch nicht nur lesen, sondern auch anwenden." – Karsten Hüttmann, Bereichsleiter CVJM-Arbeit in Deutschland

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Dieter Braun

DIALOG-PRINZIP

Wenn das Gespräch mit Jugendlichen die Predigt wird

buch+musik

In unseren Veröffentlichungen bemühen wir uns, die Inhalte so zu formulieren, dass sie Frauen und Männern gerecht werden, dass sich beide Geschlechter angesprochen fühlen, wo beide gemeint sind, oder dass ein Geschlecht spezifisch genannt wird. Nicht immer gelingt dies auf eine Weise, dass der Text gut lesbar und leicht verständlich bleibt. In diesen Fällen geben wir der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes den Vorrang. Dies ist ausdrücklich keine Benachteiligung von Frauen oder Männern.

Dieser Titel ist entstanden in Zusammenarbeit mit

Christival e. V. – www.christival.de

JESUSHOUSE by proChrist – www.jesushouse.de

Impressum

© 2. aktualisierte Auflage 2019

buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart 2017

All rights reserved.

ISBN Buch 978-3-86687-191-5

ISBN E-Book 978-3-86687-192-2

Lektorat: buch+musik – Claudia Siebert, Kassel

Umschlaggestaltung: buch+musik – Daniela Buess, Heidi Frank, Stuttgart

Bildrechte Umschlag: iStock: Lubushka

Bildrechte Deckblätter: Christival 2016 (Fotografen: Lena Gresser, Florian Hofmann, Caro Kleinker, Uwe Rannefeld, Andreas Schurian)

Bildrechte Autorenfotos: bei den Autoren

www.ejw-buch.de

INHALTSVERZEICHNIS

Vom kleinen Anfang

1 Das Prinzip des Dialogs

Aktuelle Herausforderungen in der Jugendarbeit

Die Geburtsstunde des Dialog-Prinzips

Keine Antwort ohne Frage – was wir vom Judentum lernen können

Warum Jugendliche mitreden wollen und sollen

Vom Thema zum Bibeltext – eine der grundlegendsten Fragen

2 Das Dialog-Prinzip in der PraxisDie Basisformate TeenieKirche, BibelLive und Dialog

Von der kleinen TeenieKirche zum evangelistischen Dialog

Downloads

TeenieKirche

Ablauf der TeenieKirche

Grundelemente der TeenieKirche

BibelLive

Ablauf von BibelLive

Grundelemente von BibelLive

Dialog

Ablauf von Dialog – die 18 Schritte in der Übersicht

Grundelemente von Dialog

Die 18 Schritte von Dialog

3 Das Dialog-Prinzip in der PraxisWortWechsel – das Dialog-Prinzip in vier besonderen Formaten

WortWechsel – besondere dialogische Formate

WortWechsel Take it

Ablauf des WortWechsel Take it

Grundelemente des WortWechsel Take it

WortWechsel Log in

Ablauf des WortWechsel Log in

Grundelemente des WortWechsel Log in

WortWechsel Spot on

Ablauf des WortWechsel Spot on

Grundelemente des WortWechsel Spot on

WortWechsel Plug in

Ablauf des WortWechsel Plug in

Grundelemente des WortWechsel Plug in

Die Autoren

VOM KLEINEN ANFANG

Altdorf ist nicht groß.

Ein kleiner württembergischer Ort mit viereinhalbtausend Einwohnern südlich von Stuttgart.

Es ist der dritte Sonntag im Monat – kurz vor halb zehn. Ich stehe vor der Zimmermannswerkstatt von Karlheinz Huber. Sie liegt mitten im Ort. Die Sonne scheint, es ist warm … und ich weiß, sie werden kommen.

Zehn Minuten später drängen sich Jungen und Mädchen in die Werkstatt. Aus allen Winkeln des Ortes sind sie aufgebrochen. Vor der Tür parken Fahrräder, Street- und Longboards. Auf der großen Sägebank in der Werkstatt stehen ein Berg frischer Brezeln, ein Block Butter und kühle Bionade bereit. Im Hintergrund läuft Musik. Die Fußballergebnisse von gestern werden diskutiert und die neuesten Ereignisse im Ort ausgetauscht.

So beginnt sie immer, die kleine TeenieKirche in Altdorf. Seit acht Jahren. Bis heute.

Sie ist zur Keimzelle für all das geworden, was in diesem Buch beschrieben wird. Hier in der Zimmermannswerkstatt liegt der Geburtsort für eine Art und Weise der Verkündigung, wie ich sie zuvor noch nirgends erlebt habe. Sie wurde nicht am Reißbrett entworfen, sondern hat ihren Ursprung in der Praxis der evangelischen Jugendarbeit. Sie ist erprobt in vielfältiger Weise. Sie hat sich bewährt bei christlich sozialisierten Jugendlichen und solchen, die keinerlei Vorkenntnisse haben. Sie funktioniert mit zehn Personen und mit dreitausend. In einer Zimmermannswerkstatt und in großen Hallen. Einsprachig und mehrsprachig. Auf Zeltlagern, Sommer- und Winterfreizeiten, in Alltagsangeboten und in Gottesdiensten. Mit Teens, Jugendlichen, Jungen Erwachsenen, Erwachsenen und Senioren. Als Bibelarbeitsform und als Jugendevangelisationsformat. Diese Verkündigungsweise hat viele Varianten. Die bewährtesten davon beschreibe ich auf den kommenden Seiten. Sie alle verbindet eines: das Dialog-Prinzip. Fragen und Antworten. Beteiligte Zuhörerinnen und Zuhörer. Authentische Verkündigerinnen und Verkündiger.

Das Dialog-Prinzip hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Von der TeenieKirche in Altdorf über BibelLive als Bibelarbeitsformat beim Deutschen Ev. Kirchentag (erstmals 2015) bis hin zu den Dialogformaten der Christival-WortWechsel (erstmals 2016) und als eine Jugendevangelisationsform von JESUSHOUSE (erstmals 2017). Im Kern aber geht es immer noch um dasselbe: Es geht darum, Menschen in einer postmodernen, säkularisierten Zeit mit dem Evangelium zu erreichen und sie dabei mit der Bibel in Verbindung zu bringen – ohne sie zu langweilen.

Es war eigentlich nur eine kleine Idee. Aber mit den Jahren habe ich begonnen, darüber zu staunen, was uns mit dieser kleinen Idee zugefallen ist. Und was daraus gewachsen ist.

Dieter Braun, Juni 2017

AKTUELLE HERAUSFORDERUNGEN IN DER JUGENDARBEIT

Unsere Welt ist in Bewegung. Sie dreht und verändert sich. Und jede Generation unterscheidet sich von der vorangegangenen. In der Folge davon steht die christliche – evangelische genauso wie katholische oder freikirchliche – Jugendarbeit ständig vor neuen Herausforderungen. Sie will Mädchen und Jungen, junge Frauen und Männer in ihrer Entwicklung begleiten und ihnen den christlichen Glauben als tragfähige Orientierung für ihr Leben nahebringen. Aber wie kann das heute gelingen? In welcher Form und in welcher Sprache muss das geschehen, damit Evangelium gehört und verstanden werden kann? Auf was kann man aufbauen? Kann man überhaupt etwas voraussetzen? Wie kann sich die Jugendarbeit auf die Situation Jugendlicher heute einstellen? Und wie kann sie sich auf die Zukunft vorbereiten?

Die Gesellschaft verändert sich

Seit Jahren liefern uns umfangreiche Sinus-Studien detaillierte Informationen über die Veränderung unserer Gesellschaft. So wissen wir längst, dass wir keine gleichförmige Gemeinschaft sind, in der man beispielsweise verallgemeinernd von „den Jugendlichen“ sprechen kann – so als wären die Jugendlichen in Deutschland alle gleich. Die Wahrheit ist: unsere Gesellschaft spaltet sich zunehmend auf. Sie teilt sich in diverse Milieus, die auf dem Fundament ihrer sozialen Lage und ihrer Grundorientierungen ihre je eigene Kultur und Lebensphilosophie entwickelt haben. Solche Milieus sind nie fix. Nie fest betoniert. Im Gegenteil – sie sind durchlässig, aber vor allem in ständiger Bewegung und Veränderung. Wie und wohin, ist dabei die entscheidende Frage. Zusammenfassend sagen uns die Sinus-Forscher, dass zumindest eines klar ist: die Zusammensetzung unserer Gesellschaft wird in Zukunft noch bunter werden. Noch vielfältiger. Und nicht nur das. Die Milieus werden sich weiter aufsplitten und sie werden auch weiter auseinanderdriften. Wir werden in unserer Unterschiedlichkeit also noch pluralistischer werden. Und es wird schneller gehen, als wir denken. Schon heute ahnen wir, dass eine neu veröffentlichte Studie in der Regel eine Situation beschreibt, die bereits wieder überholt ist und der Vergangenheit angehört. So schnell verändern wir uns.

Die Fundamente bröseln

Für die christliche Jugendarbeit bedeutet das, dass sich auch die religiöse Sozialisation Jugendlicher im Vergleich zu früheren Generationen in einem rasanten Veränderungsprozess befindet. Abgesehen von einem kleiner werdenden Insiderkreis, werden wir auf zunehmend weniger christliches Basiswissen treffen. Uns bricht das religiöse Wissensfundament weg, auf das wir noch vor Jahren wie selbstverständlich aufbauen konnten. Für viele ist das nichts Neues. Diesen Wissensabbruch erleben Pfarrerinnen/Pfarrer seit Jahren in ihren Konfirmandengruppen. Neu ist, dass dieser Prozess sich beschleunigt hat. Neu ist, dass wir nun an einem Punkt angekommen sind, an dem man nicht mehr nur bei der Diagnose stehen bleiben kann, sondern klar wird, dass wir uns etwas einfallen lassen müssen, um dieser Entwicklung zu begegnen.

Es droht der Rückfall in eine vorreformatorische Situation

Uns droht – etwas überspitzt formuliert – der Rückfall in eine Art vorreformatorische Zeit. Nur dass sie diesmal selbst gewählt ist und keine Folge der gesellschaftlichen Zustände. Damals, vor der Reformation – vor 500 Jahren – stand vielen Christen die Bibel als Maßstab und geistliche Orientierungshilfe nicht zur Verfügung, weil sie nicht in ihre Sprache, nicht ins Deutsche übersetzt war. Sie konnten sie nicht lesen. Es ist eine bleibende Folge der Reformation, dass sich dies geändert hat. Heute haben wir mehr deutsche Bibelübersetzungen als jemals zuvor. Nur leider wird die Bibel auch so wenig gelesen wie nie zuvor. Wir haben das Wort Gottes und nutzen es nicht mehr. So verlieren wir die Bibel als geistliche Prüfinstanz.

Die Wissensquellen werden unsicherer

Und noch eine weitere Entwicklung kommt dazu, drängt sich geradezu auf, darf nicht übersehen werden: Betrachtet man einmal das theologische Wissen der sogenannten „Insider-Jugendlichen“ in der christlichen Jugendarbeit, erhebt sich schnell die Frage, woher diese Jugendlichen ihr Wissen und ihr Verständnis eigentlich haben. Wo sie es sich angeeignet haben und wer es ihnen vermittelt hat. Der Eindruck erhärtet sich, dass das Wissen der nachfolgenden Generation junger Christen wesentlich auf dem beruht, was ihnen mehr oder minder charismatisch begabte Verkündigerinnen und Verkündiger vermittelt haben. Das muss nicht schlecht sein. Aber es birgt auch eine Gefahr für die Zukunft.

Die Trinkflasche wird der Quelle vorgezogen

Das ist in doppelter Hinsicht fatal. Zum einen weil die nächste Generation junger Christen damit Gefahr läuft, einfach ungeprüft zu übernehmen, was ihr prägende Verkündigerinnen und Verkündiger vermitteln. Zum anderen weil niemand von uns sagen kann, vor welchen Herausforderungen und Fragen die nächste Generation überhaupt steht. Über Jahrhunderte hinweg waren den Christen die Texte der Bibel in den jeweils neu aufkommenden Fragen eine wesentliche Orientierungshilfe. Was aber, wenn diese Basishilfe wegbricht? Wenn sie nicht mehr verwendet wird, weil wir uns nur noch dort informieren, wo uns Inhalte aufgearbeitet und komprimiert zur Verfügung gestellt werden – aber eben auch gefiltert und versetzt mit all den Tendenzen, die eine zusammengefasste Auslegung so in sich birgt? Das zumindest wäre ein typischer Vorgang in einer mehr und mehr säkularisierten Zeit. Denn die zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass das Sekundäre – das Nachgereihte – dem Primären – dem Ursprünglichen – vorgezogen wird. Wir begnügen uns mit der Auslegung, anstatt den Text zu lesen. Wir ziehen die begrenzte Trinkflasche der unbegrenzten Quelle vor.

Die Vorbereitung auf die unbekannten Fragen der Zukunft fehlt

So ist die Neuentdeckung der Bibel ein weiteres Thema, das uns herausfordert. Wir müssen die Bibel wieder ins Spiel bringen und die Jugendlichen für sie interessieren – um ihnen das Fundament an die Hand zu geben, das sie brauchen werden, damit sie für die unbekannten Fragen der Zukunft gewappnet sind. Für die Jugendlichen heute muss erlebbar werden, dass die Heilige Schrift nichts an Alltagsrelevanz eingebüßt hat.

Die Herausforderungen und das Dialog-Prinzip

Die bis hierher angesprochenen Punkte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sicher gibt es darüber hinaus noch weitere Entdeckungen, die sich hier aufführen ließen.

• Was davon steht euch vor Augen?

• Was müsste hinzugefügt werden

• Wo seht ihr – aufgrund eurer eigenen Erfahrung in der Jugendarbeit – Handlungsbedarf?

Sieht man einmal auf das große Ganze, zeichnet sich – was immer ihr auch noch hinzufügt – dennoch schnell ein grobes Bild ab. Denn obwohl sich manches hier und dort regional unterschiedlich dynamisch entwickeln mag, wird deutlich: Es gibt Herausforderungen, wohin wir sehen! Aber genauso wird deutlich: Diese Herausforderungen sind nicht das letzte Wort. Es gibt auch Ansätze, die hoffen lassen. Und Entdeckungen, die konkret weiterhelfen.

Eine davon ist in der aktuellen Situation das Dialog-Prinzip, von dessen Entdeckung das nächste Kapitel berichtet.

DIE GEBURTSSTUNDE DES DIALOG-PRINZIPS

Die Entscheidung fiel irgendwann in der Nacht. Der Gemeinderat von Altdorf hatte die Faktenlage sorgfältig abgewogen: Altdorf würde ein groß angelegtes Neubaugebiet bekommen.

Jahre später, als die Häuser bereits gebaut waren und eine stattliche Zahl junger Familien mit Kindern zugezogen war, zeichnete sich eine Entwicklung ab, die vorhersehbar und für uns dennoch überraschend war: Durch die vielen zugezogenen Kinder und Jugendlichen füllten sich die Gruppen und Kreise der Jugendarbeit in erstaunlichem Maß. Altdorf erlebte, wofür andere Gemeinden jahrzehntelang beten: einen Boom in der Jugendarbeit. Dieser kleine Ort bei Böblingen mit seinen viereinhalbtausend Einwohnern hatte zeitweise dreizehn Jungscharen und sechs Jugendkreise.