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Alarm in der Monsterschule! Eine ohrenbetäubende Warnklingel reißt Lukas und seine Mitschüler Mutanten-Horst, Bim, den Dreiköpfler und Drachenaffen Tongo-Bongo aus dem Schönschrift-Unterricht. Achtung, die Schulbehördenleiterin Frau Mistkäfer steht für eine Kontrolle vor der Tür! Dabei darf doch niemand erfahren, dass an dieser Schule in Wahrheit echte Monster unterrichtet werden! Ein erster Ablenkungsversuch endet im Chaos und Frau Mistkäfer droht damit, die Schule zu schließen. Jetzt müssen sich Lukas und seine beste Freundin Nicki ganz schnell eine Lösung einfallen lassen. Und dabei spielen eine nächtliche Mission mit Knalleffekt, ein Fluch im Gurkenglas und eine monstermäßige Party eine wichtige Rolle … Zum Vorlesen und ersten Selberlesen: ein Riesenspaß für die ganze Familie, mit viel Wortwitz und tollen bunten Illustrationen!
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Seitenzahl: 89
Mutanten-Horst
mag Käsekuchen. Und Fußballsammelbildchen!
Gertrud und Elvira, die Vampirbräute
sind ganz schön frech. Wer nicht aufpasst, bekommt was mit dem Sonnenschirm!
Bim der Dreiköpfler
kann mit seinen 3 Mündern 33 Instrumente nachmachen. Mindestens.
Jimmy der Werwolf
hat in Schönschrift eine Eins.
In dieser Reihe erschienen:
Band 1
Achtung, Pups-Pillen-Verschwörung
5 4 3 2 1
eISBN 978-3-649-67233-3
© 2023 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,
Hafenweg 30, 48155 Münster
Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise
Text: Christian Loeffelbein
Illustrationen: Nikolai Renger
Lektorat: Sara Falke
Satz: Helene Hillebrand
www.coppenrath.de
Die Print-Ausgabe erscheint unter der ISBN 978-3-649-64055-4.
Kapitel 1: Nickis Geheimnis
Kapitel 2: Monströser Unterricht
Kapitel 3: Alarm im Klassenzimmer
Kapitel 4: Die Mistkäfer-Glocke
Kapitel 5: Achtung, Angriff!
Kapitel 6: Hoch auf dem gelben Wagen
Kapitel 7: Der fliegende Müllsack
Kapitel 8: Blutgrätsche & Abseitsfalle
Kapitel 9: Himbeerschaum & Rasendreck
Kapitel 10: Schwermut im Anmarsch
Kapitel 11: Das verfluchte Gurkenglas
Kapitel 12: Schatten im Mondschein
Kapitel 13: „Unser Käpten ist der Schlauste!“
Kapitel 14: Pressfisch
Kapitel 15: Ab! Ins!! Bett!!!
Kapitel 16: Zu früh gefreut?
Kapitel 17: Die Bedenkenträger
Kapitel 18: Drops gelutscht?
Kapitel 19: Die Katastrophe!
Kapitel 20: Alarm im Geisterschloss
Kapitel 21: Happy Halloween!
Lukas hatte in den letzten Nächten sehr schlecht geschlafen, wenn überhaupt. Eigentlich hatte er sich zwischen Mitternacht und sieben Uhr nur in seinem Bett hin und her gedreht und die Nachttischlampe an- und ausgeknipst – ganz so wie es jemand tut, der Sorgen oder Kummer hat.
Und tatsächlich war in Lukas’ Leben in der letzten Zeit so einiges passiert, was einem zehnjährigen Jungen den Schlaf rauben konnte. Es ging schon mal damit los, dass er seit Kurzem bei seinem Onkel Gregorius lebte, der eine äußerst ungewöhnliche Schule in einem gruseligen alten Schloss leitete. Dort wurden allerdings keine schwer erziehbaren Kinder unterrichtet, wie die Bewohner des nahe gelegenen Ortes Gammelbrügg dachten. Stattdessen gingen hier Monster zur Schule. Richtig echte, leibhaftige Monster wie Vampire, Werwölfe, Mutanten, Zyklopen, Ghule, Klabautermänner, Octopusterixe, Schamäleons, Schgebenster und andere Gesellen, deren Namen noch komplizierter klangen.
Onkel Gregorius hatte sich vorgenommen, ihnen gutes Benehmen beizubringen und nebenbei natürlich auch Rechnen, Schreiben, Lesen, Fußballspielen, Sackhüpfen und textiles Werken. Irgendwann einmal sollten die Monster ganz normal mit den Menschen zusammenleben und arbeiten können – davon träumte der Professor.
Und die Monster taten das auch!
Gerade in diesem Moment hörte Lukas Mutanten-Uwe im Nebenzimmer so laut schnarchen, dass sein Nachttischchen durch die Erschütterung quer durchs Zimmer wanderte.
Aber das war es nicht, was Lukas den Schlaf raubte.
Dann war da natürlich noch der Anruf seiner Eltern, die ihm vor ein paar Tagen mitgeteilt hatten, dass sie nicht nach sieben, sondern erst nach siebzehn Monaten von ihrer Forschungsreise ins Nordpolarmeer zurückkehren würden. Und selbst das war ungewiss, wie seine Mutter ihm am Telefon erklärt hatte.
Wenn er seinen Vater richtig verstanden hatte, war die ganze Expedition obendrein noch viel gefährlicher als gedacht. Beispielsweise hatte niemand im Team seiner Eltern damit gerechnet, dass ihre Forschungsstation von schlecht gelaunten Eisbären angegriffen werden würde. Das war aber leider bereits zweimal der Fall gewesen. „Mach dir um uns mal keine Sorgen“, hatte Lukas’ Vater seinem Sohn kurz vor Ende des Telefonats mitgegeben.
Das war leichter gesagt als getan, wie so vieles, was Erwachsene zu Kindern sagen.
Es gab also ziemlich viele ziemlich beunruhigende Dinge um Lukas herum, aber erstaunlicherweise hatten sie nichts mit seiner Schlaflosigkeit zu tun.
Lukas war nämlich ein recht tapferer kleiner Junge und an das schaurige Schloss und seine monströsen Mitschüler hatte er sich genauso schnell gewöhnt wie an die Tatsache, dass er seine Eltern so bald nicht wiedersehen würde.
Was Lukas um den Schlaf brachte, war eine seiner Mitschülerinnen. Sie hieß Nicoletta Amalia Dorothea von Blumenkohl, wurde von allen aber nur Nicki genannt. Sie war genauso alt wie Lukas, hatte rote Haare, unzählig viele Sommersprossen, und sie hatte die unangenehme Angewohnheit, Lukas zu allen möglichen Gelegenheiten ihre spitzen Ellenbogen in die Seite zu rammen.
Aber das war auch nicht das Problem.
Lukas mochte Nicki, sehr sogar. Und deswegen machte es ihn wahnsinnig, dass sie nicht damit herausrückte, warum sie die Monsterschule seines Onkels besuchte.
Nicki war kein Monster, das stand schon mal fest. Und sie hatte auch keine Eltern, die sich auf einer Forschungsreise befanden. Die Familie von Blumenkohl lebte, soweit Lukas wusste, still und friedlich in einem alten Schlösschen in Süddeutschland. Warum also ging Nicki hier zur Schule und nicht dort? Das war ein Geheimnis – und es gab nichts auf der Welt, was Lukas so sehr den Schlaf raubte wie Geheimnisse, die er nicht aufdecken konnte.
Nicki hatte auf sein neugieriges Nachfragen bisher noch nie geantwortet. Sie machte jedes Mal einen Scherz oder setzte ihre spitzen Ellenbogen ein, manchmal auch beides zusammen. Aber mit einer vernünftigen Antwort rückte sie nie raus.
„So geht’s nicht weiter!“, murmelte Lukas deshalb laut vor sich hin, während er die Beine aus dem Bett schwang, ein Hemd anzog und sich an dem kleinen Waschbecken in seinem Zimmer die Zähne putzte. „Heute muss mir Nicki sagen, was los ist. Und ich weiß auch schon wie ich das hinkriege!“
Tatsächlich war ihm nämlich vorhin, als er sich gegen Mutanten-Uwes Geschnarche Gummistöpsel in die Ohren gestopft hatte, eine gute Idee gekommen. Die Idee hatte etwas mit der Stillarbeitsphase im Schönschriftunterricht zu tun.
Wenn alles klappte, kannte er vielleicht schon heute nach den ersten beiden Stunden Nickis Geheimnis.
Beschwingt riss Lukas die Tür seines Zimmers auf und wäre fast in Dieter, den Ghul, hineingerannt, der gerade bei ihm klopfen wollte.
„Überraschung!“, rief Dieter.
„Wie jetzt?“, fragte Lukas.
„Fällt dir nichts auf?“, wollte Dieter wissen.
Lukas sah seinen Mitschüler genau an. Dieter war wie immer sehr vornehm gekleidet. Er trug einen Anzug, ein frisches weißes Hemd mit goldenen Manschettenknöpfen, eine Seidenkrawatte und der Seitenscheitel auf seinem bleichen Totenkopfgesicht glänzte vor frischem Haaröl. Dieters Ohren und Hände sahen wie immer ein wenig verfault und wurmstichig aus, rochen aber im Gegensatz zu ihrer modrigen Erscheinung nach feiner Zitronenseife. Diese ließ Dieter sich seit ungefähr dreihundert Jahren von der immer gleichen Parfümerie aus London schicken.
„Und?“, hakte der Ghul nach.
„Äh, nö“, meinte Lukas und riet dann aufs Geratewohl: „Neue Socken?“
„Neiiiin“, rief Dieter und tippte sich mit einem seiner Skelettfinger ins Gesicht: „Ich habe meine Nase wiedergefunden!“
„Stimmt“, bestätigte Lukas und kniff die Augen zusammen. Dort, wo gestern noch ein schwarzes Loch in Dieters Gesicht gewesen war, befand sich nun immer noch ein schwarzes Loch – aber es war vielleicht ein wenig kleiner. Und wenn man genau hinsah, konnte man so etwas wie ein bleiches Knöchelchen erkennen.
„Wo war sie denn, die Nase?“, fragte Lukas.
„In einem der Geheimgänge, und zwar in dem, der hinter dem Gummibaum im zweiten Stock neben der Truhe mit der kaputten Marmorplatte anfängt“, erklärte Dieter.
Dann legte er mit einem noch ausführlicheren Bericht los. Geheimgänge waren die große Leidenschaft des Ghuls und er konnte ohne Punkt und Komma stundenlang über sie reden. Heute erklärte er beispielsweise, wie man eine Abkürzung von einem Flur im Westflügel in den Alten Tanzsaal nehmen konnte. Lukas hörte nur mit halber Aufmerksamkeit zu und war froh, dass sie im Treppenhaus auf die Werwölfe Timmy und Tommy trafen. Nun konnte Dieter ihnen noch einmal alles von vorne erzählen.
„Guten Morgen“, sagte Lukas zu Nicki, als er den Klassenraum betrat. Dort herrschte wie immer ein großes Gedränge und Gelärme.
Die Klabautermänner stritten sich mit den Werwölfen, wer in dieser Woche den Preis für das längste Schönschriftwort bekommen würde: Käpten Hackbart oder Jimmy, der Werwolf-Boss.
Die Vampirbräute Elvira und Gertrud neckten Graf Gottfried, indem sie kleine Aschewölkchen aus ihren Puderdöschen vor seine Sonnenbrille bliesen. „Es immer finsterer wird“, bemerkte der stets trübsinnige Fürst und wedelte mit seinen langen, spitzen Fingernägeln in der Luft herum.
Rechts von ihm veranstalteten die beiden Glibbermonster Chipie und Chupie einen Wettbewerb, wer am längsten an der Decke kleben konnte.
Und eine Tischreihe dahinter röstete Tongo-Bongo, der Drachenaffe, eine Banane auf kleiner Flamme. Das klappte allerdings nicht so gut, weil Gabi, die vieläugige Glupsch-Else, immer wieder versuchte, ihren altertümlichen Lockenstab in dem Feuer zu erwärmen. Dabei nörgelte sie ständig an der Hitze der Flamme herum, die Tongo-Bongo zwischen seinen Zähnen hindurchpustete: „Jetzt blas doch mal wat Ordentlichet, ollet Affentier!“
Gabis Sprechweise erschien Lukas stets noch merkwürdiger als die von Graf Gottfried.
Doch schon wurde sie vollends von Bim, dem Dreiköpfler, übertönt. Der zeigte nämlich wieder einmal, wie gut er mit seinen drei Mündern Musikinstrumente nachmachen konnte. Diesmal hörte Lukas ein Saxofon, eine elektrische Gitarre und einen Dudelsack heraus.
Nicki antwortete etwas, das Lukas nicht verstand. Aber sie grinste ihn dabei an und ließ ihre Augen rechtsherum im Kreis kullern, was bei ihr ein sicheres Zeichen für gute Laune war. Lukas’ Nervosität legte sich ein wenig, doch er kam nicht mehr dazu, etwas Fröhliches zu Nicki zu sagen, denn auf einmal wurde es mucksmäuschenstill im Klassenraum.
Onkel Gregorius war hereingekommen und alle Monster waren wie die geölten Blitze zu ihren Plätzen gesaust. Sie hatten jeweils einen Tentakel, eine Klaue, eine Tatze oder einen Finger auf ihren Mund gepresst. Das war in der Monsterschule das Begrüßungsritual, und Lukas beeilte sich, ebenfalls seinen Zeigefinger auf die Lippen zu legen.
„Guten Morgen, ihr Lieben“, donnerte der Professor mit seiner tiefen Stimme in die Stille. „Heute wird der Unterricht ein klein wenig anders verlaufen als sonst. Denn ich muss mich noch um etwas für unsere große Schulversammlung kümmern, die in zwei Stunden in der Roten Halle beginnt. Natürlich verzichten wir trotzdem nicht auf die Prämierung des längsten Schönschriftwortes.“
Aus der Gruppe der Klabautermänner, die hinter Lukas und Nicki saßen, erklang ein erleichtertes „Uff“, das vermutlich Käpten Hackbart ausgestoßen hatte. Jimmy vorne in der ersten Reihe ließ ebenfalls ein kurzes, zufriedenes Knurren hören.
Lukas rutschte ein wenig unruhig auf seinem Stuhl hin und her, denn wenn sein Onkel jetzt die Stillarbeitsphase ausfallen ließe, dann war sein ganzer Plan im Eimer. Davon konnte aber zum Glück keine Rede sein.
Der Professor hatte eine große Rolle mitgebracht, die er nun an einen Haken hängte. Dann löste er einen kleinen Riemen und aus der Rolle wurde ein riesiges Wandplakat. Darauf war ein Wimmelbild zu sehen – und was für eins! Es gab so viel zu entdecken, dass Lukas vom Hin- und Hergucken ganz schwindelig wurde. Den Monstern schien es ähnlich zu gehen – begeistert und gebannt ließen sie ihre Augen rollen. Nur Graf Gottfried murmelte etwas von „noch düsteren Aussichten“.
„Versuch’s doch mal ohne Sonnenbrille“, zischte die Vampirbraut Elvira ihm zu, verstummte dann aber schnell wieder.