Die Schule in Großwölkau in den Jahrhunderten - Friedemann Steiger - E-Book

Die Schule in Großwölkau in den Jahrhunderten E-Book

Friedemann Steiger

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Beschreibung

Friedemann Steiger, Pfarrer im fleißigen Ruhestand seit dem Jahr 2000, beschäftigt sich unter anderem auch mit Regionalgeschichte in Nordsachsen. Da er selbst den Beruf des Lehrers für einen der wichtigsten hält, und er auch nach der Wende an zwei Gymnasien und an einer Fachschule für Sozialpädagogik unterrichtete, interessierte ihn auch besonders die Geschichte der Schule von Großwölkau in seinem ehemaligen Gemeindebereich. Es ist ein Glücksfall, dass neben den Namen der Pfarrer auch die der Lehrer seit der von Luther angeordneten 1. Kirchenvisitation von 1529 bekannt sind. Da gibt es viele Geschichten zu erzählen, von Bauern, die mitentscheiden wollten, vom Patron, der seinen eigenen Kopf hatte, von den Pfarrern, die auf die Hilfe des Küsterlehrers angewiesen waren und von den Lehrern selbst, die stets unterbezahlt, auch eine Familie ernähren mussten. So wechselten die Lehrer oft; wenige blieben lebenslang. Friedemann Steiger ergreift mit Sachkenntnis, Einfühlungsvermögen und Freude am Erzählen die alten Geschichten auf und vergisst auch nicht Bezüge zu heute herzustellen. Lassen Sie sich hineinnehmen in eine fast 500-jährige Geschichte, die immer auch eine Glaubensgeschichte war.

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Friedemann Steiger

DIE SCHULE IN GROSSWÖLKAU IN DEN JAHRHUNDERTEN

Von der Küstereischule

zur Evangelischen Volksschule

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2017

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-96145-179-1

Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Titelbild: Kleinwölkauer Schlosskirche vor dem Einsturz

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Vorwort

Im Pfarrarchiv von Wölkau fand ich die Chronik, die Pfarrer Carl Wilhelm Thon über das Kirchspiel Wölkau handschriftlich verfasst hat. (11 Bände mit über 1500 Seiten). Die Texte zu lesen und zu übersetzen war schwierig. Unendlich lange Schachtelsätze, oft ohne Punkt und Komma, die Mehrdeutigkeit bestimmter Worte, die manchmal sehr willkürlichen und sogar auch unverständlichen Abkürzungen, das Groß – und Kleinschreiben nach Bedarf oder auch Wichtigkeit oder überhaupt die Orthografie in freier Wahl, auch uns heute nicht mehr gebräuchliche Worte, erforderten die inhaltliche Ergründung der Zusammenhänge, verbunden mit dem Nachschlagen in entsprechenden Quellen, sowie das Übersetzen aus dem Lateinischen.

Zitiert wird aus den Visitationsprotokollen. Die hat Pfarrer Thon bis 1936 eifrig durchforscht. Sie beinhalten nicht nur die negativen Dinge und die Schwierigkeiten im Umgang miteinander. Sie hatten auch etwas zu tun mit Rechten, mit Land, mit Geld und Besoldung, aber eben auch mit menschlichen Fehlleistungen und mit Versagen.

Die amtierenden Geistlichen von Großwölkau habe ich in meinem Band „Die vier eisernen Inventarienkühe“ gesondert betrachtet und mich in ein Gespräch mit ihnen eingelassen.

Hier folgt nun der entsprechende Band, der sich mit den Lehrern des Kirchspiels beschäftigt. Das ist ebenso reizvoll und spannend. Sie werden sich wundern, wie viele Lehrer ihre Arbeit in Wölkau gemacht haben. Sie werden sich auch wundern, wie oft sie die Stelle gewechselt haben. Sie werden staunen, aus welchen bescheidenen Anfängen heraus, nämlich der Küsterschule, die evangelische Volksschule entstanden ist. Sie werden vielleicht auch entsetzt sein, wie brüchig das Verhältnis zu den entsprechenden Pfarrern war und wie sich der Zwist zwischen den gut ausgebildeten Pfarrern und den zunächst eher einfach ausgebildeten Lehrern war.

Sie warden Antworten bekommen auf folgende Fragen:

Wie entwickelte sich das Schulwesen in unseren Dörfern seit dem 16. Jahrhundert? Die evangelische Volksschule bestand immerhin bis nach dem ersten Weltkrieg.

Wie lebte die einfache Bevölkerung auf dem Dorf? Was besaßen sie? Wovon lebten sie? Wie waren ihre Wohnverhältnisse? Was bedeutete ihnen der evangelische Glaube?

Wie frei, selbständig und selbstbewusst waren die Bauern? Sie wollten bei der Auswahl der Pfarrer und Lehrer mitreden. Sie ließen sich von keiner weltlichen und geistlichen Ordnung beeindrucken.

Wie war das Verhältnis der Einwohner, aber auch des Patrons zu den Pfarrern und Lehrern? Hatte der Patron die dazu nötige Bildung?

Wie wurden die weltlichen und geistlichen Gebäude erbaut und unterhalten? Das Schloss, die Kirchen, die Schule? Woher kam das Geld?

Was hatte es für Folgen, dass Nordsachsen ab 1815 zu Preußen kam? Zog plötzlich mehr Ordnung ins Schulwesen ein? Was hatte dieser Besitzwechsel für kommunale, theologische und pastorale Folgen?

Wie haben die Pfarrer und Lehrer ihr Amt verwaltet?

Was hieß das für die allgemeine Bildung, dass ein Lehrer beten, lesen, schreiben, singen und etwas rechnen können musste?

Auf diese und andere Fragen werden sie in diesem Band über die dreiunddreißig Lehrer, die seit der Reformationszeit bis in das 20. Jahrhundert in Wölkau lebten und arbeiteten, eine Antwort bekommen.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

1. Eine uralte Küstereischule

2. Martin Luther: „dass man Kinder zur Schule halten solle“

3. Die Lehrer von Klein-Wölkau und Groß-Wölkau

4. Schule und Küsterei Großwölkau, Kleinwölkau und Krensitz

5. Die seit 1529 in Groß-Wölkau amtierenden Pfarrer

6. Kurze Ortschronik von Wölkau

Wölkau

1. Eine uralte Küstereischule

Die Schule in Großwölkau ist eine uralte Küstereischule. Sie wird 1529 zum ersten Mal genannt. Das geschah im Zusammenhang mit einer von Luther angeordneten Kirchenvisitation. Er musste ja mit der Reformation auch das Schulwesen neu ordnen. Vieles war zerschlagen worden. Die Klöster konnten ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen. Eine neuer Pfarrerstand war entstanden. Die Pfarrer waren verheiratet und brauchten Bildung auch für ihre Kinder. Auch die weltliche Obrigkeit drängte nach Aufforderung Luthers auf eine allgemeine Bildung.

Bei dieser ersten Kirchenvisitation wird als Einkommen für den Küster auch Geld genannt, aber vor allem geht es um Sachwerte zur Ernährung des Küsters: 8,5 Scheffel Korn sollte er bekommen und zwar von jedem Hof, ein Viertel vom Vorwerk, also dem Rittergut, Sprengelgeld von jedem Hof und 60 hausgebackene Brote.

Ein besonderes Küsterhaus gab es damals noch nicht und es wird auch kein Küster genannt. Das interessierte die Visitatoren offensichtlich nicht.

Auch bei der Visitation von 1555 werden die Einnahmen der Küsterei aufgeführt. Aber auch hier wird kein Name eines Küstern genannt. Es hatte sicher immer denselben Grund, es war keiner vorhanden. In der Matrikel von 1671 heißt es später: „Weil zur Küsterei ein gering Löhnlein gewest, so hat sich auch keine Person mit Weib und Kind daruf erhalten können, hat der Pfarr dieselbe geringe genommen und einen Knaben, der zugleich auch mit in die Schule zum Pfarrer gangen, zu leiten und singen gebraucht“. (Leiten ist hier sicher Läuten).

1564 kommt Augustin Heinrich als erster Schulmeister nach Großwölkau: „in den heiligen Weynachten, des ausgehenden 1564 und ist das löhnlein ein wenig gestärket und gebessert worden.“ Augustino Heinrich stammte aus Göllmiz (Gollmenz). In dem Vistationsprotokoll von 1602 wird er auch noch genannt, ein Leineweber, ein frommer, alter, fleißiger Mann. Ein Küster, der mit den Knaben den Katechismus beten soll (also ihnen denselben beibringen). Er soll auch alle Donnerstage in Krensitz den Katechismus halten. Er soll mit seinem Wirken still halten, während die Knaben in der Schule sind. Die Mädchen werden hier nicht erwähnt. Die dürfen wohl erst in späteren Jahren zur Schule gehen. Außerdem soll er dem Pfarrer anzeigen, wenn die Leute vom Nachbarort Boyda mit der Leiche nach Großwölkau kommen. Auch 1609 war Heinrich noch in Wölkau; ein direkter Nachfolger wird nicht genannt. Erst 1612 nennt der Superintendent dem Konsistorium einen neuen Schulmeister.

Am 26. September 1620 schreibt der Pfarrer Ottenklinger, „Pastor zu Welcka“ an den Ehrwürdigen, Großachtbaren und hochgelahrten Herrn Friederico Lysero, der heiligen Schrift Doctorn, Pfarrherrn und Superintendenten zu Eilenburck“ und empfiehlt Paul Lindener aus Rammsin, gemeint ist wohl Ramsin bei Roitzsch, Kreis Bitterfeld, als Lehrer von Großwölkau. Der Superintendent soll ihn prüfen. Er ist dann wohl genommen worden. Aber die Sache hatte ihre Schwierigkeiten.

Am 2. Februar 1622 beschwert sich Pfarrer Buhsinius gegenüber dem Superintendenten über diesen Lindener. Er hat wohl keine gutes Verhältnis zueinander aufbauen können. Nun soll ein neuer Lehrer kommen. Aber der alte wohnt noch in der Küsterei. Also gab es die dann doch schon. Vielleicht war es das Schulhaus neben dem Pfarrhaus und der Kirche.

Ein gewisser Brender oder Bränder soll „konfirmiert“ werden. So hieß die Prüfung für den Küsterlehrer. Das Konsistorium in Leipzig soll aber noch zustimmen (später, nach 1815, wurde Nordsachsen Preußisch). 1628 gab es wieder einen Nachfolger. Der Leineweber Ambrosius Schulze soll eingeführt werden. Er macht die „Proba“. Der Pfarrer ist zufrieden. Er scheint geeiget zu sein. Aber einige Bauern halten ihn nicht für geeignet. „Die Stirn ist zu schwach und zu furchtsam”. Er kann aber verständlich und fein chormäßig singen und ist zu diesem Amt ausreichend qualifiziert und reicht für Schule und Kirche aus. Beten, Lesen, Schreiben und Singen muss er können. Das ist die Hauptsache. Die Bauern aber wollen mit ihrer Meinung gehört werden. So gibt es Streit. Ich finde es erstaunlich, dass die Bauern eine Meinung haben und sogar damit gehört werden. Sicher, sie müssen den Mann und seine Familie auch ernähren. Auch wurde allerlei gemunkelt, ja „unrühmliche“ Nachrede getrieben, auch gegen den Schlossherrn, aber auf Bitten des Pfarrers wurde er doch angenommen.

Dann kam die furchtbare Zeit des 30-jährigen Krieges. Wölkau hatte weder Pfarrer noch Küster. Wie lange Ambrosius Schule Lehrer in Wölkau war, ist nicht bekannt.

Aber aus dem Einkommensverzeichnis, das Pfarrer Zörler am 18. Juni 1655 erstellte und das auf den Matrikel von 1545 zurückgeht ist zu entnehmen, dass zu dieser Zeit wieder ein Küsterlehrer vorhanden ist. Dessen Einnahmen werden ausführlich benannt.

Nach dem Krieg kommt ein gewisser Antonius Völcker aus Langewiese in Thüringen als Lehrer nach Wölkau. Der hat wohl seine Familie im Thüringer Wald nicht sattbekommen. Aber er hat es trotzdem nicht lange ausgehalten. 1663 ist ein gewisser Andreas Müller Lehrer in Wölkau. Ihm folgt 1664 Johannes Wöttich. Der blieb immerhin bis 1677. Er hatte einen unrühmlichen Abgang. Er hatte die Tochter Christina des Hans Märtensohn in Krensitz geschwängert. Die wurde am 11. September 1677 als Kindsmörderin in Wölkau mit dem Schwert hingerichtet. So musste Johannes Wöttich, der ja letztlich die Ursache war, Wölkau verlassen.

Ihm sollte der „Kinderlehrer“ Caspar Lehmann aus Görschlitz folgen, obwohl er so sehr darum gebeten hatte. Stattdessen empfahl Pfarrer Sehling Andreas Meye. Der wurde auf seine Empfehlung „Küster der Kirchen zu Großwökau und Crensitz“. Auch die im Bau befindliche Kirche in Kleinwölkau, die Schlosskirche, gehörte dazu.

Schon 1681 ging Meye nach Liehmehna und der Wölkische Schuldienst wurde mit dem Richter und Kirchvater in Großwölkau Johanes Hehrich besetzt (an anderer Stelle heißt er Hornig). Er muss sich als Schulmeister bewährt haben, denn er kommt 1685 nach Drohsin (Trosien). Darauf kommt zu Ostern 1685 Christoph Taschenberger aus Moritzburg bei Dresden (1685-1707). Er wird sofort verpflichtet, die Orgel in der neuen Schlosskirche zu Kleinwölkau zu schlagen. 1689 wird er zum Schulmeister und Organisten eingesetzt. Aber was hatte die Gemeinde sich da eingehandelt? Streit mit dem Patron, dem Pfarrer und der Gemeinde. Besonders über die Krensitzer beschwerte er sich. Die hatten sich nämlich um 1700 ohne Einwilligung des Superintendenten einen eigenen Kinderlehrer angeschafft. Die Bauern hatten sich das so einfach gedacht, aber dadurch wurden natürlich die Einkünfte von Taschenberger geschmälert. Der Patron aber lag auch im Streit mit ihm. Er hatte eine neues Schulhaus in Kleinwölkau bauen lassen. In dieses musste Taschenberg nun gegen seinen Willen einziehen. Das machte er eigentlich trotzdem auch ganz gern, denn das Schulhaus in Großwölkau war sehr baufällig.

Die Organistenbesoldung war ein Diskusionspunkt. Die Bauern wollten dafür nicht bezahlen. Es kam auch hier zum Streit. Der Patron konnte selbst mit einem in Anschlag gebrachten Gewehr keine Ruhe herstellen. Schließlich wurde die Schule in Kleinwölkau wieder aufgegeben und Taschenberger musste wieder nach Großwölkau ziehen.

Aber Taschenberger hielt sich nicht zu seinen Pflichten. Er war hochmütig und auch gegen die Pfarrer aufmüpsig. Er wollte die kleinen Dienste, die von ihm verlangt wurden, einfach nicht tun. Er wollte auch dem Pfarrer Müselius nicht das Buch und den Mantel nach Krensitz tragen. 1707 spitzte sich auch der Konflikt zwischen Taschenberger und dem Patron und auch mit dem Pfarrer zu. Der wurde krank. Am 19. August 1707 wurde die „remotio ab officio“, also die Amtsentsetzung Taschenbergers ausgesprochen.

Sein Nachfolger wurde Daniel Burghardt (1710-1713). Auch der konnte sich mit dem Pfarrer Laurentius nicht vertragen. Burghardt ging dann nach Naundorf bei Halle. Am 8. Mai 1713 wurde sein Nachfolger Christian Röder. Der war ein ruhiger und verträglicher Mann. Er hatte ein gutes Verhältnis zum Pfarrer Laurentius. So etwas gab es also auch. Er hat es in Wölkau auch zu einigem Wohlstand gebracht. Am 2. März 1754 wurde er in Wölkau begraben.

Am 26. März 1754 bewirbt sich um die Stelle ein Christoph Heinrich Söffner aus Sausedlitz (1754 - 1758). Aber 1758 geht er schon wieder nach Püchen. Sein Nachfoger wird Johann Valentin Christian Kaufmann, geboren 1737 in Löbnitz. Am 25. Juni 1758 findet die Probe statt. Bald nach seinem Antritt gibt es die ersten Beschwerden. 1764 meldet er sich zum Schlossorganistenamt in Zeitz. Er war musikalisch sehr auf der Höhe und sehr gut ausgebildet.

Da traf ihn ein heftiger Schlag. Er wurde Anfang es Jahres 1766 gemütskrank. Das war für alle ein heftiger Schlag, auch für den damals amtierenden Pfarrer Heyer. Der Kranke kam zu seinem Vater nach Löbnitz. Michaelis 1767 trat Kaufmann sein Amt wieder an. Aber er hatte einen ausgesprochenen Verfolgungswahn bekommen. Er machte in der Schenke zu Krensitz den Pfarrer schlecht. Er lachte laut während dessen Predigt im Gottesdienst. Er spielte die falschen Lieder, am liebsten „Trotz dem alten Drachen“. Er rief ihm hinterher: Der Magister ist vom Teufel besessen. Der Vater Kaufmann nahm seinen Sohn wieder nach Löbnitz mit. Ein Kinderlehrer, Conradi, übernahm das Amt (1767-1768). Am 15. Januar 1768 wird Kaufmann in Tiefensee festgenommen und in Wölkau „in Verwahrung gebracht“. Am 14. Februar 1769 wird Kaufmann in das Zuchthaus Waldheim gebracht.

Johann Adolph Krüger, der in Wölkau geboren war, wird am 23. März 1768 zusammen mit Gottfried Scheibe aus Sprotta zur Probe geladen. Beide bestanden sie nicht.

Darauf wird Johann Christian Lange, der am 15. Februar 1743 geboren war, am 1. Juli 1768 zum Küster, Kinderlehrer und Schul-Substituten berufen. 1784 hören wir wieder von ihm. Er bittet darum, nicht mehr 40 r an Kaufmann zahlen zu müssen. Kaufmann hatte sich 1779 in Gräfenhainichen ein Haus gebaut, lebte aso nicht in ärmlichen Verhälnissen. Am 9. Dezember 1808 stirbt Kaufmann, zuletzt war er in Wurzen. Er starb „an der Schwulst“. Was man sich auch immer darunter vorstellen mag. Vielleicht war es Krebs. Nun wird der 66-jährige Lange am 25. Mai 1809 präsentiert. 1812 wird Lange, der schon 44 Jahre den Schuldienst gemacht hat, eingesetzt und übernimmt ihn hauptamtlich. Man muss sich das einmal vorstellen. Er hat die ganze Zeit über die Hälfte seines Gehaltes dem Kaufmann abgeben müssen. Am 16. November 1816 stirbt er an Altersschwäche und Lungensucht.

Am 16. Juli 1817 fand der 1. Konvent aller Lehrer der Diözese Eilenburg statt. Mit den Preußen zog auch ins Schulwesen Ordnung ein. Es ging um den 31. Oktober 1817, das Reformationsjubläum.

Wilhelm Carlmann (1838-1880) wurde der nächste Lehrer und Küster. Der feiert dann auch am 15. Dezember 1863 sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Wölkau und tritt am 1. Juli 1880 in den Ruhestand.

Nach Carlmanns Emeritierung bewarb sich der Lehrer Gottlob Nicklisch, seit 1872 Lehrer, um die Lehrer und Küsterstelle Großwölkau. Er nahm aber die Bewerbung aus Gesundheitsgründen wieder zurück. Da berief der Patron den 2. Lehrer in Creisfeld (Mansfeld). Die Probe für Paul Troitzsch (1880-1888) war am 6. Juni 1880. Am 1. Juli trat er sein Amt an. Am 10. November 1883 wurde der 400. Geburtstag Martin Luthers festlich begangen. Es wurde auch eine zweite Lehrerstelle verfügt. Am 10. Januar 1888 wurde Paul Fritzsche eingeführt (1888-1892). Troitzsch ging darauf 1888 als 1. Lehrer und Küster nach Rotha. Sein Nachfolger war der 2. Lehrer von Hohenleina Carl Hermann Precht (1888-1893). Am 30. März 1893 ging der als Lehrer und Küster nach Zschornewitz. Am 1. 10. 1925 starb er dort auch an einer heimtückischen Krankheit. Der Nachfolger von Precht, Paul Fritzsche, war nach Halle gegangen. Dessen Nachfolger wurde nun Richard Ulrich, geboren am 9. April 1872 in Reuden, Kreis Bitterfeld. Er war im Lehrerseminar in Delitzsch ausgebildet worden.

An die 1. Lehrerstelle (vorher Precht) kam der Lehrer Friedrich Wilhelm Liebmann, geboren am 5. September 1870 in Schützburg bei Schweinitz, ausgebildet auf dem Seminar in Elsterwerda, seit dem 1. Oktober 1890 Lehrer in Zschettgau. Am 19. März 1893 fand die Probe statt und zwar in der Kirche zu Kleinwölkau. Am 1. April 1893 trat er sein Amt an. 1896 aber ging er nach Trebitz/Elbe. Er starb im 54. Lebensjahr am 22. September 1925. Der Patron berief für die 2. Lehrerstelle den Lehrer Hermann Pagel (1896-1898). Er stammte aus Engers, Kreis Neuwied, vorgebildet in Pyritz (Pommern). Er wurde am 9. Oktober 1896 als 2. Lehrer in Großwölkau eingeführt. 1898 bekommt Kleinwölkau ein eigenes Schulhaus. Der bisherige Lehrer und Küster von Großwölkau Wilhelm Liebmann zieht dort ein.

Am 15. November 1898 kommt Albert Naumann (1898-1906) als Nachfolger von Liebmann. Er war ein sehr rühriger Lehrer. Er hielt Elternabende. (Geboren war er übrigens am 4. Juli 1864 in Delitzsch). Er unternahm etwas mit den Kindern, übte Theaterstücke ein und war sehr beliebt. Naumann ging dann nach Krensitz. Zwei Monate vertrat Chrstian Adolf Briese, der aus Mühlhausen stammte. Er wurde am 1. April 1905 Lehrer in Hohenprießnitz. Er kam aber doch am 1. Dezember 1906 nach Großwölkau. Später ging er nach Kyhna bei Delitzsch.

Die Geschichte des Lehrers Liebmann liest sich wie ein Krimi. Er verging sich oft an älteren Schülerinnen. Am 20. November 1921 warf er sich vor einen Zug und war sofort tot.

Nach kurzer Vakanz übernahm am 6. Januar 1922 Carl Paul Bergmann die Lehrer und Küsterstelle Großwölkau. Er war auf dem Seminar in Naumburg ausgebildet. Aber schon am 30. März 1922 wurde Emil Reuhsner (1922-1925) Küster, Kantor und Organist im Pfarrbereich. Er war in Weißenfels und Merseburg ausgebildet.

Am 1. April 1920 war er Lehrer an der Mittelschule in Torgau gewesen. Es gab aber inzwischen 100 Schüler in Wölkau. So wurde als 2. Lehrer Friedrich Kalle angestellt, geboren 1900 in Muhsdorf am Harz. Ausgebildet war er in den Seminaren in Merseburg und Halberstadt. Der 1. Lehrer Reuhsner verließ am 13. Januar 1925 die Stelle; er ging nach Teuchern und war zuletzt Rektor in Kölleda.

Danach gab es eine kurze Vakanz und dann wurde am 5. Februar 1925 der Schulamtsbewerber Alfred Röhling aus Halle zur Vertretung eingesetzt, aber am 1. April 1925 nach Marxdorf bei Seyda versetzt.

Nachfolger von Reuhsner wurde am 1. April Carl Alfred Bartsch. Er war Lehrer und Küster in Roesa gewesen und in Elsterwerda vorgebildet.

Nachbemerkungen:

Es muss auch nach 1813 auf den Schulbesuch gedrungen werden. Am 29. April 1814 waren an der Schule zu Großwölkau nach dem Visitationsbericht von 114 Kindern 74 nicht anwesend. Am Tage vorher war das Gregoriusfest gefeiert worden. Nach und nach kamen dann die Kinder noch. Am 14. Juli 1814 fehlten von 114 Kindern 96 wegen der Feldarbeit. Der Superintendent klagt, dass „die weltlichen Obrigkeiten ihre Pflicht nicht tun gegen Schulversäumnisse“.

Obwohl es nun bereits in den Kreisstädten Lehrerseminare gab, fühlte sich der Superintendent veranlasst zu sagen, „dass solche jungen Leute, die von einem geschickten Prediger oder Schullehrer in seinem eigenen Hause zum Schulstande ausgebildet worden sind, sich besser für das Dorf schicken als solche, die in sogenannten Schulseminarien erzogen sind. Diese wissen zwar gemeiniglich Mancherlei, haben aber dabei einen höchst unleidlichen Dünkel, sind größtenteils überbildet und verbildet, bringen die verdorbenen städtischen Sitten mit aufs Dorf, wollen sich in keine Anordnung des Predigers fügen …. Nicht diejenigen Schullehrer, die die geschicktesten sind, sondern vornehmlich die, die zugleich einen sehr frommen und gottergebnen Sinn haben und ihr Amt als Sache Gottes und Jesu zur wahren Veredlung und Beglückung der Menschheit ansehen und behandeln, die in ihren Schulen das meiste Gute stiften.“

Der Superintendent richtete mit großem Erfolg Lehrgesellschaften ein und Konvente „zur Hebung des Standesgefühls der Lehrer“, da der Stand noch immer verachtet ist.

2. Martin Luther: „dass man Kinder zur Schule halten solle“

Lieben Freunde, weil ich sehe, dass sich der gemeine Mann fremd stellt gegen die Schulen zu erhalten, und ihre Kinder ganz und gar von der Lehre ziehen und allein auf die Nahrung und Bauchsorge sich geben und daneben nicht wollen oder mögen bedenken, welch ein gräuliches, unchristliches Ding sie damit vornehmen und wie einen großen mörderischen Schaden dem Teufel zu Dienste sie in aller Welt tun: habe ich mir vorgenommen, diese Vermahnung an euch zu tun, ob vielleicht noch etliche Leute wären, die noch ein wenig glaubten, dass ein Gott im Himmel und eine Hölle für die Ungläubigen bereit sei (denn es stellt sich schier alle Welt, als wäre weder Gott im Himmel noch ein Teufel in der Hölle), und sich an diese Vermahnung kehrten; und will also erzählen, was Nutzens und Schadens in diesem Stück sei.