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Ihr habt in der Schule über Martin Luther manches gehört. Andere erfahren es in dieser kleinen Schrift neu. Im Jahr des Reformationsjubiläums (1517 - 2017) ist es wieder wichtig, sich zu erinnern und auch zu fragen, was uns Martin Luther heute noch zu sagen hat. Schließlich berufen sich viele Millionen evangelische Christen auf ihn. So will ich seine Geschichte und seine Lebensleistung noch einmal erzählen und mit einigen Zitaten würzen. Es ist ja nicht so, dass die Fragen, die Martin Luther damals beschäftigt haben, heute nicht mehr anstehen. Sie machen sich nur in anderer Weise Luft. Vielleicht kann ich dazu einige Bezüge herstellen. Die Originalzitate sind manchmal schwer zu verstehen. Aber mit etwas Mühe kann das gelingen.
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Seitenzahl: 42
Friedemann Steiger
SELBSTZEUGNISSE AUS DEM LEBEN MARTIN LUTHERS
Für unsere Jugend zum
Lutherjubiläum 2017
zusammengestellt
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Titelbild:
Lucas Cranach der Ältere (1472–1553)
Porträt von Martin Luther
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel
Impressum
Für viele von Euch ist der Band nur eine Erinnerung
Jugend und Studium
Zum Glück gab es für Martin Luther noch die Musik
Aus dem kleinen Funken wurde ein großes Feuer
Wie Martin Luther nach Augsburg vorgeladen wurde
Im Volk aber gibt es eine wachsende Teilnahme am Geschick Martin Luthers
Luther auf dem Reichstag zu Worms
Luther als Junker Jörg auf der Wartburg
Bilderstürmer, Wiedertäufer, Schwärmer
Luther verlässt die Wartburg
Von den Ursachen des Bauernkrieges
Martin Luther mahnt zum Frieden
Vom Ausbruch des Bauernkrieges
Thomas Müntzer, Mystiker und Terrorist
Luthers letzte Lebenstage
Ihr habt in der Schule über Martin Luther manches gehört. Andere erfahren es in dieser kleinen Schrift neu. Im Jahr des Reformationsjubiläums (1517–2017) ist es wieder wichtig, sich zu erinnern und auch zu fragen, was uns Martin Luther heute noch zu sagen hat. Schließlich berufen sich viele Millionen evangelische Christen auf ihn. So will ich seine Geschichte und seine Lebensleistung noch einmal erzählen und mit einigen Zitaten würzen. Es ist ja nicht so, dass die Fragen, die Martin Luther damals beschäftigt haben, heute nicht mehr anstehen. Sie machen sich nur in anderer Weise Luft. Vielleicht kann ich dazu einige Bezüge herstellen. Die Originalzitate sind manchmal schwer zu verstehen. Aber mit etwas Mühe kann das gelingen.
Ich setze zu Beginn eine kleine Zeittafel
10. November 1483
Martin Luther wird in Eisleben geboren
Die Eltern Hans und Margarethe Luther. Lucas Cranach der Ältere (gemeinfrei)
1497
Im Februar; wird Philipp Melanchthon geboren
1501
Ab April studiert Martin Luther in Erfurt
1502
Im September wird er Baccalaureus artium
1505
Im Januar; Promotion zum Magister artium
1505
Lucas Cranach wird als Maler nach Wittenberg berufen
1505 2. Juli;
Gewittererlebnis bei Stotternheim
1505 17. Juli;
Eintritt ins Augustinerkloster in Erfurt
1507 4. April;
Luther wird im Erfurter Dom zum Priester geweiht; Theologiestudium
1508
Versetzung an die Universität nach Wittenberg
1510 November;
Luther geht zu Fuß nach Rom; er bleibt sechs Wochen.
1512
Theologische Doktorwürde; Aufnahme in die Theologische Fakultät
1513
Beginn der Psalmenvorlesung
1513
Dürers Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ entsteht
1515
Reisen nach Gotha und Eisleben
1516
Reisen nach Dresden, Gotha, Nordhausen, Kemberg
1517 31. Oktober;
95 Thesen über den Ablass, Schlosskirche Wittenberg
1518
„Sermon von Ablass und Gnade“
1518
Luthers Schrift über die Papstgewalt
1518 26. September – 31. OktoberReise nach Augsburg1518 12.-14.
Luthers Verhör vor Cajetan
1519 4.–10. Januar
Reise nach Altenburg
1519 24. Juni – 10. Juli
Reise mit Karlstadt nach Leipzig zur Disputation mit Johannes Eck. Luther erklärt dabei, dass Konzile irren können.
1520Luther veröffentlicht dreißig Schriften, u.a. den „Sermon von den guten Werken“ und „An den christlichen Adel deutsche Nation“; „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“; „Von der Freiheit eines Christenmenschen“.1521
Der Papst setzt die Bannbulle gegen Luther: „Decet Romanum pontificem“ in Kraft
1521 16. April;Luthers Ankunft in Worms1521 17. April;
Luther vor dem Reichstag
1521 18. April;
Luthers entscheidende Rede
1521 26. April;
nach erfolglosen Verhandlungen reist Luther ab
1521 4. Mai;
„Überfall“ bei Altenstein, nachts 23 Uhr, Ankunft auf der Wartburg; dort blieb er bis zum 21. März 1522
1521 25. Dezember;Karlstadt reicht das Abendmahl in deutscher Sprache und in beiderlei Gestalt.1523 7. April;Neun Nonnen entfliehen aus dem Kloster Nimbschen; darunter war Katharina von Bora, und kommen nach Wittenberg1524 13. Juni,
Luthers Trauung mit Katharina von Bora in Gegenwart von Justus Jonas, Cranach und Bugenhagen.
Katharina von Bora, Porträt von Lucas Cranach dem Älteren von 1526 (gemeinfrei)
1525 29. Oktober;
in Wittenberg wird zum 1. Mal die deutsche Messe durchgeführt
1525
Friedrich der Weise stirbt; Johann der Beständige wird Kurfürst von Sachsen
1525 7. Juni,
Luthers 1. Kind Hans wird geboren
1525
Beginn des Bauernkrieges.
1525
Niederlage der Bauern bei Frankenhausen; Thomas Müntzers Hinrichtung am 27. Mai.
1527
Wittenberg wird die bedeutendste Universität der Zeit
1527
Schwere Erkrankung Luthers; Pest in Wittenberg
1527-29
Landesfürstliche Kirchenvisitation
1529
Der kleine Katechismus entsteht: 10 Gebote, Glaubensbekenntnis, Vaterunser; „für die gemeinen Pfarrherren und Prediger!“
1529 1.-4.
Oktober Religionsgespräche im Marburger Schloss mit Zwingli; keine Einigung beim Abendmahlsverständnis.
1530 19.6.Brief Luthers an seinen vierjährigen Sohn1531 31. Dezember - 27. Februar.Der Schmalkaldische Bund begründet das Bündnis der Evangelischen Stände gegen die Kampfansage des Kaisers und der altgläubigen Stände.1531 11. Oktober.
In der Schlacht bei Kappel werden die Züricher von den katholischen Urkantonen besiegt; der Reformator Zwingli wird erschlagen, gevierteilt und verbrannt.
1542 6. Januar;Luther schreibt sein Testament
1543 5. Oktober
Einweihung Schlosskirche Torgau
1546 17. Januar;
letzte Predigt in Wittenberg
1546 18. Februar
Martin Luther stirbt in Eisleben
1555 25. September
Die staatsrechtliche Gleichstellung der deutschen evangelischen und katholischen Länder wird festgelegt
Noch heute steht in der St. Annen-Kirche zu Eisleben der Taufstein, an dem Martin Luther am 11.11.1483 getauft wurde. Damals fand die Taufe meist einen Tag nach der Geburt des Kindes statt. Am 10. November war Martin Luther geboren worden. Sein Vater, Hans Luther, war ein Bergmann, der von Möhra nach Mansfeld gezogen war, um bessere Verdienstmöglichkeiten zu haben. Das war damals nicht anders als heute. Er muss es aber dort zu einigen Ansehen und Verdienst gebracht haben, sonst hätte er seinen Sohn nicht studieren lassen können.
Luthers Vater war sehr streng. Martin Luther erzählt später:
„Mein Vater stäubte mich einmal so sehr, dass ich ihn floh, und ich ward ihm gram, bis er mich wieder zu sich gewöhnte“.
Natürlich meinten es die Eltern herzlich gut mit ihm, „aber sie wussten die ingenia (Sinnesart, Begabung) nicht zu unterscheiden, nach welcher die Strafe einzurichten!“
Kupferstich Mansfeld um 1650 (gemeinfrei)
Die Eltern entdeckten viele gute Anlagen an ihm und sie beschlossen, ihn für den gelehrten Stand ausbilden zu lassen. Martin ging auf Schulen in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach. Dabei musste er sich seinen Unterhalt oft selbst verdienen. Die Jungen sangen vor den Häusern der Wohlhabenden. Da gab es nicht nur Brot, sondern manches Mal auch böse Worte. Eines Tages aber nahm ihn eine Frau von Cotta wegen seiner schönen Stimme in ihr Haus und an ihren Tisch und kümmerte sich um ihn.
Später schrieb Martin Luther an einen Freund:
„Verachte mir nicht die Gesellen, die vor der Tür „panem propter deum“ (um Gottes willen Brot) Brotsuchen und den Brotreigen singen. Ich bin auch ein solcher Parthekenhengst gewesen, und habe das Brot vor den Häusern genommen, sonderlich zu Eisenach, in meiner lieben Stadt, wiewohl mich nachher meine lieber Vater mit aller Liebe und Treue auf der Hohen Schule zu Erfurt hielt, und durch seinen sauren Schweiß und Arbeit dahin geholfen hat, dass ich hingekommen bin.“
Mit 18 Jahren kam Martin Luther auf die Erfurter Universität. Er studierte nach dem Willen des Vaters Jura und sollte ein Rechtsgelehrter werden. Es gab an der Hohen Schule zu Erfurt natürlich eine Universitätsbibliothek. Dort arbeitete und las er fleißig. Eines Tages aber entdeckte er eine vollständige Bibel auf Lateinisch. Die las er, wie er sagte, „mit größter Verwunderung!“ Bis zu seinem 20. Lebensjahr hatte er noch keine vollständige Bibel gesehen, nur die Texte, die im Gottesdienst gebraucht wurden.
Durch seinen großen Fleiß und die sehr bescheidene Kost kränkelte er und magerte er sehr ab. Er ließ aber nicht von seinen Studien ab. 1505 wurde er Magister. Das trieb ihn zu immer größerer Anstrengung:
Collegium Maius – ehemaliges Hauptgebäude der Alten Universität Erfurt (Foto: Universität Erfurt)
„Nun vollends darf des Studierens kein Ende für mich sein, will ich anders den deutschen Magistern keine Schande machen.“
Das Jurastudium gab er auf. Er wollte sein Leben Gott weihen. Bestärkt wurde er in seiner Absicht durch den Tod eines Freundes, der an seiner Seite in Stotternheim tödlich von einem Blitz getroffen wurde, als er, Martin, von einem Besuch in Mansfeld wieder nach Erfurt zurückkehrte. Es gibt auch andere Nachrichten, nach denen sein Jugendfreund Alexius von irgendwelchen Räubern ermordet worden sei und man ihn in seinem Blut schwimmend gefunden haben soll. Über seinen Entschluss, ein Mönch zu werden, schrieb er später:
„Ich war ja nicht gern ein Mönch, vielweniger um Mästung oder des Bauches willen, sondern als ich mit Schrecken und Angst des Todes eilends umgeben, da gelobt ich ein gezwungen und gedrungen Gelübde.“
Am 17. Juli 1505 trat Martin Luther in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Er schrieb es allen seinen Freunden. Das Magisterdiplom sandte er an die Hochschule zurück. Sein Vater war entsetzt. Das kann man sich gut vorstellen. Hatte er doch große Pläne mit seinem Sohn gehabt. Er hätte, aus verhältnismäßig niedrigen Verhältnissen stammend, zu höchsten Ehren kommen können.
Stattdessen musste er als Mönch niedrigste Arbeiten verrichten. Er musste mit dem Bettelsack herumlaufen. Er sammelte Brot, Eier, Fleisch und Geld ein. Davon lebten dann er und seine Brüder.
Im Mai 1507 wurde er zum Priester geweiht. Du musst wissen, dass es damals dazu genügte, Latein zu können und die Messe lesen zu können. Ein Theologiestudium kam erst danach. Luther erzählt:
„Mein Weihbischof, da er mich zum Pfaffen machte, und mir den Kelch in die Hand gab, sprach auf Lateinisch zu mir: Nimm hin die Gewalt zu opfern für die Lebendigen und die Toten. Dass uns da die Erde nicht verschlang, das war unrecht und große Gottesgeduld und Langmut.“
Es begann für Luther ein großer innerer Kampf. Er fand seine Beruhigung weder in der Philosophie, noch in der Theologie. Er lebte weiter sehr hart und genügsam. Er fastete. Er legte sich selbst Bußübungen auf. Er quälte sich mit furchtbaren Vorwürfen und trostlosen Zweifeln. Seine Hauptfrage war, wie finde ich einen gnädigen Gott? Er wusste damals noch nichts von der tröstlichen Lehre, dass nicht die eigene Gerechtigkeit, sondern allein Gottes Gnade der Grund für unsere menschliche Seligkeit ist.
Der Erfurter Dom (Foto: Thuringius, gemeinfrei)