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Die Sternbuben in der Großstadt Eine heitere Geschichte E-Book

Siebe, Josephine

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Project Gutenberg's Die Sternbuben in der Großstadt, by Josephine SiebeThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Die Sternbuben in der Großstadt       Eine heitere GeschichteAuthor: Josephine SiebeIllustrator: Ernst KutzerRelease Date: March 28, 2016 [EBook #51582]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE STERNBUBEN IN DER GROßSTADT ***Produced by Norbert H. Langkau, Jens Sadowski, and theOnline Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net

Die Sternbuben in der Großstadt

Die Sternbubenin der Großstadt

Eine heitere GeschichtevonJosephine Siebe

Mit vier farbigen Vollbildern von Ernst Kutzer

StuttgartVerlag von Levy & Müller

Nachdruck verboten. Alle Rechte, insbesondere das Übersetzungsrecht, vorbehalten.

Druck: Christliches Verlagshaus, G. m. b. H., Stuttgart.

Erstes Kapitel.Reisepläne auf der Löwengasse.

Im Silbernen Stern zu Breitenwert stand Mina in der großen Küche und — wunderte sich.

Mina, die schon zwanzig Jahre in dem altberühmten Gasthaus diente, war eigentlich nie eine Minute müßig, aber jetzt stand sie am Herd, ließ die Töpfe überkochen und sagte nur immerzu: „Jemine, nein, so etwas, jemine, jemine!“

Käthle, die Zweitmagd, hielt beim Hühnerrupfen inne und sah ihre ältere Genossin verdutzt an. So ein Gewundere war ihr noch nicht vorgekommen. „Sag doch, was ist, was soll das Jeminegerufe?“ fragte sie neugierig.

Da tat Mina einen kellertiefen Seufzer und sprach mit einer Stimme wie eine Brummglocke: „Unsere Bübles sollen nächste Woche verreisen!“

„Waaas?“ Käthle sperrte Augen und Mund weit auf, vergaß das Hühnerrupfen und schüttelte vor Verwunderung den Kopf, als wäre sie ein Apfelbaum, von dem just ein paar Äpfel herunterpurzeln müßten.

„Ja, ja, guck mich nur net an, als wäre ich ein Gespenst!“ rief Mina barsch. „Unsere Bübles verreisen — nach Leipzig.“

Mina seufzte, Käthle seufzte. Mina aus Sorgen, Käthle, weil sie die Sache nicht verstand, auch nicht wußte, wo dies Leipzig lag. Auf dem Monde vielleicht! Wer konnte alle Städte in der Welt kennen. Aber schließlich schwätzte Käthle lieber als zu seufzen; sie ermahnte daher Mina: „Erzähl doch, warum müssen sie verreisen? Ist’s gar eine Strafe?“

„Bewahre, eine Belohnung! Eingeladen sind sie von einer reichen, vornehmen Dame. Mathes ist ihr Patchen. Ach jemine, die kennt doch unsere Bübles net, die weiß net, was das für Stricke sind!“

„Jetzt sind sie doch brav!“ rief Käthle entrüstet.

„Na, na!“ Mina sah gar nicht aus, als glaube sie sehr an der Bübles Bravheit, und das war nicht nett von Mina, denn die ganze Löwengasse, in der der Silberne Stern stand, fand, die Sternbübles, Mathes und Peter Hinz, wären jetzt sehr brav. Früher, na ja, da war es etwas anders gewesen, aber seit einem halben Jahre ließ sich gegen die beiden wahrlich nichts sagen. Und jetzt behaupteten die Buben sogar, sie würden ein gutes Zeugnis aus der Schule heimbringen. Und dann durften sie reisen.

Während Mina seufzte, Käthle fragte und die Töpfe zischten und brodelten, standen die beiden Buben mitten auf der Löwengasse und erzählten ihren Kameraden von der großen Reise.

Es herbstelte schon, aber der Tag war noch warm, und die Sonne schien hell in die Löwengasse hinein. Die gute Dame freute sich einmal wieder an den schönen, alten Häusern und an den jungen, lustigen Kindern, die es in der Löwengasse gab. Sie dachte vielleicht, ich sehe doch in viele, viele Gassen hinein, aber so eine wie die Löwengasse gibt es nicht wieder. Ein bissel krumm und schmal ist sie freilich und manchmal auch etwas schmutzig, aber sie ist und bleibt doch eine liebe Gasse. Wenn ich nicht Madame Sonne wäre, weiß der Himmel, ich möchte drin wohnen! Und weil die Sonne gerade Zeit hatte und mit dem Schlafengehen noch warten wollte, blinkerte sie ein paar Kindern neckend auf den Nasen herum. Das störte die wenig; die hörten den Sternbübles zu und riefen gerade: „Reist ihr wirklich ganz alleine?“

„Freilich, freilich, ganz alleine!“ Es war ein Wunder, daß Mathes und Peter nicht jeder flugs einen Meter größer wurden, so stolz reckten sie sich. Die anderen Kinder, es waren Veit, Steffen, Trinle und Kasperle Grill aus der Linde und Alette Amhag aus der Rose, neben der Gundele Hinz, der Sternbuben lahmes Schwesterchen, stand, sagten alle miteinander, so eine weite Reise, das wäre eine feine Sache.

„Und allein reisen wir!“ schrieen die Sternbuben noch einmal.

„Ich hab’ Angst, ihr kommt net hin,“ rief Trinle Grill. Da seufzte Gundel gleich verzagt und klagte: „Mir ist so bang um die beiden!“

Heisa, da schauten aber Mathes und Peter gekränkt drein! „Wir kommen schon hin,“ schrieen sie entrüstet, „und gleich schreiben wir, wenn wir da sind. Och je, wenn’s doch erst so weit wäre!“

Es standen noch zwei auf der Löwengasse, die auch dem Geschwätz über die Reise zuhörten, es waren dies Herr August Baldan, Provisor in der Lindenapotheke, und der immer freundliche Herr August Häferlein, der sein Lädchen neben dem schönen alten Haus zur Rose hatte. Herr Baldan, der immer etwas grillig war, brummte über das Geschrei der Kinder, und Herr Häferlein lächelte dazu, aber plötzlich taten sie alle beide ihren Mund zugleich auf und fragten: „Sagt mal, Sternbuben, warum reist ihr gerade nach Leipzig?“

„Weil — weil —“ Mathes sah Peter an und Peter sah Mathes an, und dann schrieen sie wie aus einem Munde: „Weil wir da eingeladen sind.“

„Na ja, aber von wem denn?“ brummte Herr Baldan.

„Von unserer Pate!“ Die Buben schrieen es wieder zusammen. Eigentlich war Frau Geheimrat von Ringewald in Leipzig nur die Patin von Mathes, aber das nahmen die Bübles nicht so genau. Und ehe Herr Baldan nur Luft schnappen konnte zu einer neuen Frage, erzählten sie so geschwind, wie ein Hase rennt, von der Frau Pate. Furchtbar reich sei sie und furchtbar vornehm, und mal wäre sie in Breitenwert gewesen und im Silbernen Stern krank geworden. Frau Hinz, die Sternwirtin, hatte sie gut und treulich gepflegt, und weil Mathes gerade ein wunderfitziges kleines Büblein war, hatte sie viel Spaß an ihm gehabt und hatte den Kleinen noch am Tage vor ihrer Abreise aus der Taufe gehoben. Und alle Jahre zu Weihnachten kam eine Kiste mit Spielsachen drin, aber selbst war die Frau Patin nie wieder in Breitenwert erschienen. „Aber jetzt hat sie geschrieben, wir sollen kommen,“ rief Peter, und Mathes fügte stolz hinzu: „Sie möcht’ uns arg gern kennenlernen!“

„Na, die wird sich schön wundern, wenn ihr zwei Löwengäßler ankommt!“ brummte Herr Baldan. Der hatte heute Regenwetterlaune, aber den Sternbuben verdarb er mit seinem Gebrumme nicht ihre purzelvergnügte Sonnenscheinlaune. Die beiden schwätzten so lustig weiter, als säße der grillige Herr Baldan irgendwo auf dem Glasberg im Märchen. Sie zählten die Tage bis zur Abfahrt und berichteten allerlei furchtbar wichtige Dinge; so sagte Mathes: „Wir kriegen neue Hösle.“

„Ja, und neue Hüte und neue Schuhe,“ schrie Peter.

„Alles neu, sogar neue Sacktüchles!“ Dabei fiel es Mathes ein: ein Sacktuch kann man manchmal brauchen; er fuhr in seine Tasche und brachte ein schwärzliches, zusammengeklebtes Lappending zum Vorschein.

„Pfui, aber pfui!“ riefen die drei Mädel entsetzt, und Trinle, die neben Mathes stand, sprang gleich ein paar Schritte weit. Sie rümpfte ihre kleine Nase verächtlich und sagte ganz spitzweis: „Soll das ein neues Tüchle sein?“

„In Leipzig werden sie sich ja recht über die Saubarteles wundern!“ brummte Herr Baldan wieder. Doch diese Rede kränkte Mathes nicht so sehr wie Trinles Verachtung. Er seufzte tief und versenkte sein mißachtetes Taschentuch wieder in die Tiefe seiner Tasche.

Und just da fiel Peter etwas ein, über das er ganz plötzlich in ein unbändiges Lachen ausbrach. Er kreischte vor Vergnügen, tat einen Luftsprung, krümmte sich wie eine Sichel, wollte etwas sagen, schluckte und prustete und brachte vor Lachen doch kein Wort heraus.

Die andern sahen ihn verdutzt an, auch Mathes sah erst verwundert drein, doch auf einmal fiel ihm ein, an was der Bruder denken könnte, und er stürzte auf ihn zu und tuschelte ihm etwas ins Ohr.

„Freilich, freilich!“ Peter nickte und kicherte, prustete und schluckte, hielt sich sein Bäuchlein vor Lachen, und Mathes tat ihm alles nach. An jedem Ende der Löwengasse war das Gelächter der beiden zu hören.

„Sagt’s doch, was habt ihr denn?“ Die andern wurden ungeduldig, sie wollten auch das große, furchtbar wichtige Geheimnis erfahren. Aber die Sternbübles brachten kein ganzes Wort heraus. Die schnappten nach Luft wie ein paar Fischlein, die man auf ein Sofa gesetzt hat, und Herr Baldan tippte mit dem Finger an seine Stirn und sagte ärgerlich: „Übergeschnappt, übergeschnappt. Das kommt von der Reise.“

Da dachten Veit und Steffen Grill, hier hilft nur ein handfester Stoß, um die beiden wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Und sie pufften die beiden von rechts und links, klatschten sie auf die Rücken, und das half wirklich. Mathes gelang es endlich, die große wichtige Neuigkeit zu verraten; er platzte heraus: „Wir sollen — sollen — Handschuhe kriegen!“

Potzwetter ja, die Sternbübles und Handschuhe!

Selbst Herr Baldan rutschte aus seiner Schlechtwetterlaune heraus und in das allergrößte Vergnügen hinein. Er lachte mit seinem Freund August Häferlein um die Wette, und wenn die beiden sich einmal verpusteten, lachten die andern umso lauter.

Die Sternbübles strahlten. Sie kamen sich ungeheuer wichtig vor, und es tat ihnen nur leid, daß sie die Handschuhe noch nicht hatten und sich noch nicht im ungewohnten Staat ihren Kamerädles zeigen konnten. Sie sagten das auch, und da fiel auf einmal Alette Amhag etwas ein, und sie rannte eilfertig in die Rose und kehrte nach zwei Minuten mit einem Kästchen voll Handschuhe zurück. Feine, zarte Lederhandschuhe waren es, die Alette noch zu groß waren, und die, wie sie meinte, Mathes und Peter wohl passen würden. Außer Fäustlingen im Winter bei der allerbittersten Kälte hatten die Sternbübles noch nie Handschuhe besessen, und als sie jetzt die feinen rehbraunen Dinger sahen, erschraken sie ordentlich. Die sollten sie anziehen? Sie sträubten sich heftig, wie Zahnausziehen erschien ihnen das.

„Ihr müßt!“ riefen Alette und Trinle, und Alette, die schon weit in der Welt herumgekommen war, sagte ernsthaft: „In der großen Stadt trägt man eben Handschuhe.“

„Flink hinein,“ schrie Herr Baldan, „wir wollen doch mal sehen, wie aus unsern ruppigen, struppigen Sternbuben ein paar feine Herrles werden!“ Die feinen Herrle stiegen den Buben arg in die Nasen, und jeder streckte flugs seine Hände nach den Handschuhen aus.

Aber wie Mädels nun mal sind, alle drei zugleich riefen sie entrüstet: „Pfui, aber pfui, sind eure Hände schmutzig!“

„Wir haben sie doch gewaschen!“ brummte Mathes gekränkt.

„Wann denn?“

„Na, heut früh!“

O jemine, und jetzt war es Nachmittag!

„Ihr müßt an das Brünnle gehen,“ riet Trinle; „wir helfen!“

Da entschlossen sich die Sternbübles zu dem schweren Werk, aber an den Brunnen brauchten sie nicht zu gehen. Alette nahm sie in die Rose mit hinein, und nach ein paar Minuten kamen sie mit blitzblank gewaschenen Händen wieder heraus, und die Handschuhprobe begann.

Das war ein schweres Werk!

Die Finger der Sternbübles, die so gelenkig für allerlei unnütze Dinge waren, schienen plötzlich steif gefroren zu sein, und die drei Mädels hatten ihre liebe Not, ehe die Handschuhe saßen. Aber schließlich gelang die Sache doch, und mit weit gespreizten Fingern standen Mathes und Peter da; die Handschuhe saßen wunderfein.

„Ich schenke sie euch für die Reise,“ sagte Alette.

„Ich schenke euch auch was,“ schrie Trinle, vom guten Beispiel der Freundin angesteckt. Sie stürzte in die Linde hinein und kam nach wenigen Minuten zurück, und doch meinten die Sternbuben, sie wäre ewiglange geblieben, so erwartungsvoll waren sie. Sie dachten schon, Trinle würde mit einem Reisekorb voll Geschenken ankommen, und sie waren herzlich enttäuscht, als Trinle bei ihrer Rückkehr nur zwei winzige Seidentüchlein in der Hand hielt.

„Das sind Tüchle für Mädles,“ schrieen sämtliche Buben verächtlich, selbst Kasperle, der doch erst ein rechter Dreikäsehoch war, schrie mit.

„Unsinn!“ Trinle faßte Peter geschwind beim obersten Jackenknopf und stopfte dem Buben — eins, zwei, drei — das eine Tüchlein, es war himmelblau, in die Brusttasche. „Herr Häferlein trägt auch immer da ein Tüchle,“ sagte sie, „und dann ist’s fein!“

Alle schauten auf Herrn Häferlein. Wirklich, dem guckte ein seidenes Zipfelchen aus der Brusttasche heraus, und da erklärte Mathes flugs: „Ich will auch ein Tüchle!“ Er bekam auch eins eingesteckt, das war zur Abwechslung rosenrot. Und wie die Buben nun mit den Handschuhen an den weitgespreizten Händen und den seidenen Zipfeln in den Brusttäschchen einherschritten, auf und ab, sehr würdevoll und feierlich, da sagten alle, fein sähen sie aus, arg fein! Aber freilich, fein müßten sie in der großen Stadt einhergehen, sonst machten sie Breitenwert und der Löwengasse Schande.

„Von mir kriegt ihr noch eine Tüte von den großen Zuckerhimbeeren zum Abschied,“ versprach Herr Häferlein.

„Ich schenke euch Schokolade,“ rief Alette, und Gundel nickte dazu und versprach: „Ich auch!“

„Von uns kriegt ihr Malzzucker,“ riefen die Lindenkinder. Den gab nämlich ihr Vater manchmal her, wenn sie ihn recht darum baten.

„Von mir bekommt ihr Bauchwehtröpfles.“ Herr Baldan lachte. „Ihr verderbt euch doch den Magen unterwegs, ich kenne das schon! Kinder tun das immer, zumal wenn sie allein fahren. Da sind Bauchwehtröpfles die beste Reisegabe,“ versicherte er.

Ein Sturm erhob sich.

Die Kinder fanden alle miteinander, das wäre nicht recht von Herrn Baldan, so etwas zu sagen. Und alle erzählten sie von Reisen, die sie schon gemacht hätten, und bei denen sie putzmunter geblieben und ohne Bauchwehtröpfle ans Ziel gekommen waren.

Alette Amhag war weit in der Welt herumgekommen; die Grills waren schon etliche Male zur Großmutter gefahren, zwei Stunden weit, und selbst die Sternbuben hatten schon mal eine halbe Stunde in einem Zug gesessen. Und wie sie das alles mit viel Lärm und Geschrei Herrn Baldan erzählten und der immer entgegnete: „Ja, aber allein seid ihr net gereist,“ da kamen plötzlich zwei die Löwengasse entlang, die gewöhnlich den langsamen Schritt liebten. Doch diesmal rannten sie.

Wer kann auch immer wissen, was einem Esel einfällt! Und Bäckermeisters Esel waren es, die angerannt kamen. Der leere Brotwagen rasselte und rumpelte hinter ihnen her, und am Gassenende tauchte der dicke Bäckermeister Hering auf, der laut schrie: „Halten, halten!“

Wenn was los war, mußten die Sternbübles immer dabei sein. Sie vergaßen Handschuhe und seidene Tüchlein und stellten sich kampfbereit den Eseln entgegen. Aber die hatten nun mal keine Lust, stehen zu bleiben. Nach links flog Mathes, nach rechts Peter, Veit und Steffen leisteten ihnen Gesellschaft, die Mädels kreischten, Herr Häferlein schrie höflich: „Bitte, stehen bleiben!“ Aber Esel sind sonderbar, die hören nicht immer auf höfliche Leute.

Herr Baldan machte es gescheiter. Der schrie nicht, bat nicht, drohte nicht, der stellte sich einfach den Ausreißern entgegen und hielt sie fest. Bums, da standen sie, bis der Bäckermeister kam und sie heimholte.

Auf der Löwengasse gab es ein großes Wehklagen. Die Sternbübles stimmten es an, denn weder den alten Hösles noch den neuen Handschuhen war der Kampf mit den Eseln gut bekommen. Jammernd standen beide da und hielten die Hände weit ausgestreckt; gerade in den Gassenschmutz hatten sie damit gegriffen, hin war alle Pracht.

Doch Alette, die sich besser auf Handschuhe verstand, tröstete, die könnten gereinigt werden, und Gundel versprach: „Ich flick euch die Hösle,“ und Herr Baldan versicherte: „Ihr werdet noch manchmal in den Schmutz fallen, ehe ihr nach Leipzig kommt.“

Die Sternbübles sahen sich an. Nun, so etwas kam freilich öfter vor, und immer war es wieder gut geworden. Warum also weinen?

„So ist’s recht!“ rief Herr Häferlein. „Lacht nur wieder, dann bekommt ihr auch die Zuckerhimbeeren.“

„Und reisen dürft ihr so weit!“ sagte Trinle Grill sehnsüchtig.

Die Reise, o jemine, wenn’s nur erst so weit wäre!

Mathes und Peter vergaßen die Esel, die beschmutzten Handschuhe, die zerrissenen Hösle, alles, und plötzlich stimmten sie, nicht gerade sehr lieblich, ein Lied an, das Gundel ihnen zur Freude und Übung wohl schon zwanzigmal vorgesungen hatte.

„Wir reisen in die weite Welt,

Juchheissassa!

Wir haben einen großen Beutel Geld,

Juchheissassa!

Mit Stock und Hut

Und frohem Mut,

Mit ’nem großen Reisesack

Huckepack

Geht’s in die Welt hinaus,

Juchheissassa!

Haben wir genug, kommen wir wieder nach Haus.

Juchheissassa!“

Zweites Kapitel.Eine Reise, die keine Reise ist.

Am nächsten Morgen hing den Sternbuben der Himmel voller Geigen. Es bekümmerte sie kein bißchen, daß es draußen regnete, plitsch, platsch, immerzu. Sie merkten auch nichts davon, daß unter den Geigen am Himmel etliche dicke, brummige Baßgeigen waren, bereit, ihnen mit Gebrumme und Gesumme auf den Kopf zu fallen. Beim Aufstehen schwätzten sie, als müßten sie an diesem Tage eine Million Wörter und etliche darüber verbrauchen, und sie merkten gar nicht Minas Jammermiene, als die in das Zimmer trat. Gleich ein Dutzend Fragen auf einmal purzelten Mina entgegen, doch die gab darauf keine Antwort, sondern sagte knurrig: „Seid still, schreit net so, Gundele ist krank. Der Hals tut ihr weh, das kommt von dem dummen Herumgestehe auf dem Gäßle.“

Plumps! da lag die erste Brummgeige am Boden.

Gundele krank! Ja, das ging doch gar nicht an! Die Buben mußten doch auf dem Schulweg mit der sanften Schwester von der Reise reden; dies war doch das Allerwichtigste auf der ganzen Welt!

Just in diesem Augenblick krabbelte dem Peter ein Nieser ins Näslein, und er nieste laut und vernehmlich: haizih! „Ich bin auch krank, ich muß zu Hause bleiben!“ schrie er.

„Haizih, haizih!“ antwortete Mathes. Bei dem klangen die Nieser etwas sonderbar, aber er schrie doch gewaltig: „Ich bin auch krank, ich kann net in die Schule gehen.“

„Wir unterhalten Gundele!“ schlug Peter vor.

Aber so ein paar Nieser machten auf Mina keinen Eindruck. Die sagte kaltblütig: „Wer krank ist, muß ins Bett und Süpple essen, nur Süpple. Na, und mit der Reise wird es dann wohl nichts werden.“

Haizih! Peter nieste vor Schreck gleich noch einmal, aber er rief doch sehr flink: „Ich bin net krank, pah, ein Schnüpfle ist net schlimm!“

„Na denn marsch in die Schule! Gundele laßt ihr jetzt in Ruh, die soll noch schlafen!“

Die Buben seufzten schwer, aber sie wagten kein Widerwort, denn mit Mina war schlecht verhandeln an diesem Morgen. Dies merkten sie schon. Ein paar Minuten später trabten sie der Schule zu, und sie hielten dabei Ausschau nach den Kameraden. Auch nach Herrn Häferleins Laden schielten sie hinüber, vielleicht stand der freundliche Kaufmann an der Türe und war zu einem Schwätzlein bereit. Doch niemand ließ sich blicken. Nicht einmal Bäckers Esel ging heute auf der Gasse spazieren, es sah auch niemand zu einem Fenster heraus. Weil nun die Sternbuben nicht mit jemand anderm von ihrer Reise reden konnten, redeten sie mitsammen. Sie taten dies so eifrig, als hätten sie sich tausend und einen Tag nicht gesehen, und darüber vergaßen sie ihren Schulweg.

Bumbum! hub da plötzlich die große Uhr der Marktkirche zu schlagen an. Lieber Himmel, schon so spät! Der Schreck fuhr den Sternbuben gewaltig in die Beine, sie begannen zu rennen und rasten mit gesenkten Köpfen vorwärts, weil sie meinten, es ginge so schneller. Auf einmal stießen sie aber dabei auf ein unerwartetes Hindernis. Jemand stellte sich ihnen entgegen, breitete die Arme aus und sagte gemütlich: „Euch laß ich net vorbei, ihr rennt sonst noch das Kirchtürmle um.“

Die Butterfrau Greinle, die allwöchentlich die Butter in den Silbernen Stern brachte, war es, die die Buben aufhielt. Sie wollte ein Späßle machen und dachte nicht an die Schule. Und weil Frau Greinle ein bißchen schwerhörig war, verstand sie auch nicht gleich, was Mathes und Peter ihr zuriefen. Die große, dicke Frau hielt die zappelnden Büblein fest und sagte neckend: „Euch nehm ich mit, euch kann ich gut zur Kartoffelernte brauchen.“

„Schule!“ schrie Mathes, und Peter kreischte: „Wir müssen rein, wir müssen rein!“

„Lieber Himmel, Frau Greinle, was machen Sie denn da!“ klang’s von der Schultreppe her. „Lassen Sie doch die Buben los, es hat ja schon angefangen!“ Der Schuldiener Hupp rief das sehr laut, und diesmal verstand es Frau Greinle, und sie gab erschrocken die Buben frei, die heulend die Treppe emporhasteten. Oben blieben sie aber stehen und klagten: „Jetzt kriegen wir ’n Strichle, huhuuuh!“

Schuldiener Hupp, der viel zu gut zu allen unnützen Buben und Mädeln war, tröstete die beiden Schelme. „Ich sag’s eurem Lehrer, nun geht nur!“

„Ich werd’s sagen!“ Trapp, trapp, kam die große, dicke Butterfrau die Treppe empor, und da rannten die Buben erschrocken hinein, denn der Gedanke, von Frau Greinle begleitet in die Klasse zu treten, war ihnen sehr unangenehm. Sie ahnten schon, sie würden ausgelacht werden, und sie wurden wirklich ausgelacht. Ihren Kameraden erschien die Geschichte sehr spaßhaft, selbst der Lehrer lächelte ein wenig, er meinte aber doch: „Etwas spät scheint ihr aber doch gekommen zu sein.“

Mathes und Peter sahen sich an, eigentlich war’s doch gut gewesen, daß Frau Greinle sie aufgehalten hatte, denn nun kamen sie ohne Strich oder Nachsitzen über das Zuspätkommen hinweg.

Aber ach, von den dicken Brummgeigen am Himmel purzelten an diesem Tage doch noch etliche auf der Sternbuben Köpfe. Sie hatten über der Reise vergessen, ihre Ranzen richtig zu packen, das Lesebuch fehlte, und Peters Schreibheft war nicht zu finden, auch hatten beide ein falsches Gedicht gelernt, und dies konnten sie noch nicht einmal, und in der Geographiestunde warfen sie beide die Länder, Meere, Städte und Flüsse durcheinander wie Nüsse in einem Säcklein. Lobstriche gab es darum nicht an diesem Tage, und Mathes und Peter rutschten gerade noch so knapp am Nachbleiben vorbei, und sie zogen nach der Schule recht bedrückt heim.

Der Regen hatte nachgelassen, aber Gundel lag immer noch im Bett. Sie war zwar nicht sehr krank, aber die Mutter gebot doch: „Ihr Buben bleibt draußen, Gundel muß Ruhe haben.“

Dies war sehr betrüblich, denn die Buben hätten himmelgern mit der Schwester geschwätzt und hätten mit ihr Reisepläne geschmiedet, auch machten ihnen die Schularbeiten wenig Spaß ohne Gundels Hilfe. Sie wollten schon das Arbeiten vergessen, als ihnen noch zur rechten Zeit einfiel, nur wenn sie bis zuletzt fleißig waren, durften sie reisen. Darum setzten sie sich gleich nach dem Mittagessen hin und arbeiteten ganz brav und emsig. Mina, die es sah, sagte zu Käthle: „Wirklich, unsere Buben sind jetzt arg fleißig, an solchen Tagen haben sie sonst immer ein Dummheitle gemacht, und heute hört man sie kaum.“

An Dummheiten dachten die Sternbuben auch wirklich nicht; wenn sie mal ihre Nasen von den Büchern aufhoben, lachten sie sich an, und Mathes wußte, Peter denkt an die Reise, und Peter wußte dies ebenso von Mathes. Und kaum waren sie fertig, da redeten sie auch von der Reise. Und da jemand, der reisen will, einen Koffer haben muß, dachten die Buben auch an den Koffer. Sie hätten gern einen gehabt, der funkelnagelneu und blitzeblank gewesen wäre, doch ihre Mutter meinte, zwei Büble wie sie brauchten keinen neuen Koffer, oben auf dem Boden würde schon noch ein Köfferlein stehen, das gut genug für sie wäre.

Mina solle den Koffer herunterholen, verlangten die Buben. Doch Mina hatte keine Zeit, auch sagte sie: „Das hat noch gute Wege; ehe ihr reist, rinnt noch viel Wasser vom Berge, und der Koffer kann noch ein paar Tage auf dem Boden bleiben.“

Mina, die nie reiste, wußte eben nicht, was Reiseungeduld ist. Sie sah ihre Gurken an, die sie einlegen wollte, und ließ die Buben stehen. Doch die dachten, pah, ein Köfferle können wir uns allein vom Boden holen! Und weil gerade niemand auf das Schlüsselbrett achtete, an dem alle die großen, dicken Schlüssel des Hauses hingen, nahm Mathes flugs das rechte Bund, und beide erstiegen tatenlustig die Bodentreppe.

Das Sternenhaus war weitläufig gebaut. Es hatte viele Zimmer, Ecken und Winkel, und neben dem riesengroßen Wäscheboden gab es noch allerlei geheimnisvolle Kammern, in denen die Kinder gern etwas herumkramten. Urväterhausrat war da aufgehoben, Wertvolles und Wertloses stand da untereinander, und Staub gab es auch genug. Der focht die Buben nicht weiter an, sie stülpten alles durcheinander, guckten in alle Schränke und Kästen hinein und entdeckten endlich ein braunes Köfferlein und eine große, buntgestickte Reisetasche. Beides gefiel ihnen ungemein; namentlich die Tasche, auf der ein Haus, eine Kuh, Bäume und Rosen gestickt waren, fanden sie sehr schön, und sie beschlossen, Köfferlein und Tasche zu wählen. Es sah sie aber auch niemand ein Weilchen später mit Köfferlein und Tasche das Haus verlassen und das Löwengäßle entlang streichen.

Der Regen hatte aufgehört, der Himmel war wieder hell geworden, und in der Löwengasse tat sich eine Tür nach der andern auf, und große und kleine Leute spazierten aus den Häusern heraus. Mathes und Peter fanden bald ihre Kameraden. Alette Amhag und Trinle Grill kamen zuerst; die wollten Gundel besuchen und waren sehr betrübt zu hören, dies sei verboten. Sie lachten beide sehr über der Sternbuben Reisegepäck; das Köfferlein fanden sie schäbig, die Tasche altmodisch. Auch Veit und Steffen Grill, die sich bald dazu gesellten, lachten und sagten, schön wären Tasche und Koffer freilich nicht, aber sie reisten lieber damit als gar nicht.

„Sternbuben, wo soll’s denn hingehen?“ Vor den Kindern blieb ein kleines, schmales Frauchen stehen. Es war die Schwester vom Bäckermeister Hering, in der ganzen Nachbarschaft wurde sie das Bäckerfräulein genannt. Alle Kinder liebten sie sehr, und alle Kinder neckten sie, weil das Bäckerfräulein auf jeden Spaß hereinfiel und dann selbst so herzhaft darüber lachen konnte.

„Nach Leipzig fahren wir,“ schrien die Sternbuben stolz.

„Jemine, jetzt gleich?“

„Ja freilich, jetzt gleich!“

„In einer halben Stunde geht der Zug!“ rief Veit.

„Jemine, da müßt ihr euch aber eilen!“

Die Kinder lachten, und das Bäckerfräulein regte sich auf. Es gehörte nämlich zu den Menschen, die immer Angst haben, sie könnten zu spät auf die Bahn kommen. „Geht nur, geht, eilt euch! Jemine, und so allein sollt ihr fahren?“ Das Bäckerfräulein sah so ängstlich drein, daß den Kindern ihre Neckerei leid zu werden begann. Aber dann war es doch wieder sehr lustig, so auf der Löwengasse einen herzbewegenden Abschied zu nehmen, mit dem heimlichen Gedanken, wir gehen nachher in den Laden und erzählen alles.

„Sputet euch nur, sputet euch nur!“

Die Kinder rannten wirklich die Löwengasse hinab, und das Bäckerfräulein winkte und nickte ihnen noch zu, wünschte glückliche Reise, eine gute Heimkehr, und dabei wuchs der Sternbuben Reiselust noch mehr. „Wir wollen auf den Bahnhof gehen,“ riefen sie.

„Ha, fein!“ Die andern Kinder waren damit einverstanden, und alle sechs marschierten nun miteinander nach dem kleinen Bahnhof. Das war ein Spaß! Sie wurden unterwegs ein paarmal gefragt, wohin die Reise gehen sollte, und jedesmal antworteten Mathes und Peter keck: „Wir reisen nach Leipzig, jetzt gleich!“

Breitenwert hatte nur einen kleinen Bahnhof. Viele Züge hielten da nicht, und die großen Schnellzüge fuhren immer sehr hochmütig an dem Städtchen vorbei, und nur die Bummelzüge ruhten sich behaglich ein Weilchen aus, ehe sie weiterdampften. Und just als die sechs Löwengäßler auf dem Bahnhof anlangten, stand so ein gemächliches Zügle da, und seine Lokomotive pustete, als wollte sie sagen: „Kommt mit, liebe Leute, kommt, kommt!“

O die Glücklichen, die dem Ruf folgen konnten! Sehnsüchtig sahen die Kinder auf den Bahnsteig hinaus, sie wären gern alle miteinander in den Zug gestiegen, nur mal hinein und wieder hinaus!

„Macht doch, daß ihr hier wegkommt!“ brummte der Beamte an der Sperre. „Kinder haben hier nichts zu suchen.“

Oho, wenn man in sieben Tagen nach Leipzig reisen will, da kann man sich den Bahnhof doch genau ansehen! Die Sternbuben sahen aus wie der leibhaftige Widerspruch, und Peter krabbelte in seiner Hosentasche herum, vielleicht fand sich doch ein Gröschle, um eine Bahnsteigkarte zu lösen. Doch das Gröschle — es war längst ausgegeben — fand sich nicht, auch die Grills hatten kein Geld, und sie brummten auch: „Mal so raus könnte uns der Schaffner doch lassen!“

Alette Amhag sah die Sehnsucht ihrer Freunde, und sie konnte helfen. Sie hatte von ihrem Vater Geld bekommen, um ihrer Puppe ein neues Kleid zu kaufen. Doch Puppen müssen nicht so eitel sein und immer neue Kleider haben wollen, dachte sie und zog ihr Geldbeutelchen heraus. Vier Groschen waren drin und eine blanke Mark, vier Groschen — damit kamen vier Buben auf den Bahnsteig. Sie flüsterte Trinle ihren Plan zu, und obgleich Trinle auch gern hinausgegangen wäre, sagte sie doch: „Ja, die Buben sollen gehen.“

Und ein paar Augenblicke später marschierten vier Buben stolz durch die Sperre an dem erstaunten Beamten vorbei. Mathes und Veit trugen den Koffer, Peter die bunte Tasche, und Steffen sagte hochmütig: „Ich werde Plätze suchen.“

Sie kletterten auch wirklich alle vier in ein Abteil zweiter Klasse hinein, klapp! flog die Türe zu, und Trinle und Alette bekamen Grüße zugewinkt. Sie nickten wieder und riefen: „Gute Reise!“ bis sie sahen, wie der Schaffner am Zuge entlang lief und die Türen schloß. Da erschraken sie. „Kommt raus, kommt raus!“ schrieen sie laut.

Doch die Buben hatten auch gemerkt, es geht fort, und sie wollten eiligst aussteigen. Steffen suchte die Türe zu öffnen, es ging nicht. Veit versuchte sein Heil, Mathes half, Peter half, pffpffpff, tat da die Lokomotive und — fort ging der Zug.

Die beiden Mädels schrieen verzweifelt: „Sie fahren weg, sie fahren weg!“

„Brüllt doch net so!“ rief der Mann an der Sperre unwirsch.

„Was fehlt euch denn?“ fragte der Bahnvorsteher milder.

Da erzählten Alette und Trinle, und der Beamte runzelte die Stirn und sagte, die Buben müßten Strafe zahlen, viel.

„Aber sie sind doch gar nicht da!“ jammerte Alette.

„In Himmelsberg hält der Zug schon, bis dahin ist’s ein halbes Stündle, da werden sie schon wiederkommen! Aber nachher müssen sie zahlen, sonst werden sie eingesperrt.“

Das war ein schlechter Trost.

„Aber wenn sie nun immer weiter fahren?“ rief Trinle weinend.

„Dürfen sie gar nicht. In Himmelsberg werden sie aus dem Zug geholt; ich bestelle das gleich mit dem Fernsprecher! Und nun geht heim, Kinder haben auf ’nem Bahnhof nichts zu tun. Den Buben ist Strafe gesund.“

Die Mädel seufzten und weinten, weinten und seufzten, das Heimgehen ohne die Buben machte ihnen wenig Spaß. Sie beschrieben allerlei Umwege und gingen um die Löwengasse herum wie die Katzen um einen heißen Hirsebrei, sie fürchteten die Frage: Wo sind die Buben?

Diese fuhren unterdessen ein Stücklein in das Land hinein, ohne gerade viel Vergnügen von der Fahrt zu haben. Daß der Zug in Himmelsberg hielt, wußten Veit und Steffen wohl, aber wie sollten sie dort ohne Fahrkarten vom Bahnhof herunterkommen? Und Geld hatten sie alle vier nicht, um die Fahrkarten zu bezahlen, darum ahnten sie alle vier, es würde bös werden.

Es wurde auch bös. In Himmelsberg öffnete der Herr Bahnvorsteher den vieren selbst das Abteil, er ließ ein kräftiges Donnerwetter auf die vier Schelme niedersausen, und dann verlangte er Geld, viel Geld. Die vier dachten an ihre schlecht gefütterten Spartöpflein, o weh, wenn sie die bis auf den Grund leerten, so viel war nicht drin!

Was war da zu tun?