Die UFO-AKTEN 12 - Stefan Hagedorn - E-Book

Die UFO-AKTEN 12 E-Book

Stefan Hagedorn

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Beschreibung

Auf einem abgeernteten Lavendelfeld in Blanco, Texas, findet ein Farmer eine in Eis eingeschlossene Leiche. Woher kommt sie? Der nächste Gletscher ist Tausende von Kilometern entfernt. Seltsam ist auch, dass der Eisblock nicht taut, obwohl seit Tagen angenehme Plusgrade herrschen.
Ausgewiesene Experten werden darauf angesetzt, das Phänomen zu untersuchen. Zufällig erfahren auch Cliff und Judy davon, als sie ganz in der Nähe einen Zwischenstopp einlegen. Doch ungestört ermitteln können die beiden nicht, denn eine rigorose NSA-Agentin kommt ihnen in die Quere. Zudem verschwinden plötzlich Menschen und Beweise spurlos, und jemand scheint Erinnerungen zu manipulieren...


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Inhalt

Cover

Die Eismumie

UFO-Archiv

Vorschau

Impressum

Stefan Hagedorn

Die Eismumie

Die Morgensonne stand tief und blendete Matthew Green. Die Hände hatte der Farmer fest um das Lenkrad geklammert und steuerte den Traktor ruckelnd durch die kargen Lavendelfelder. Sehsüchtig stellte er sich das lilafarbene Blütenmeer vor, das sich im Sommer wieder über die Landschaft legen würde. Am eigenen Feld angekommen, kletterte er vom Fahrersitz, sprang auf den Acker und atmete tief ein.

Im Rausch seiner Fantasie hatte Green beinahe das Gefühl, den betörenden Duft des Lavendels riechen zu können.

Was der Farmer dann aber erblickte, riss ihn schlagartig aus seiner Träumerei. Vor ihm lag ein lebloser Körper, der rundum von einer dicken Eisschicht umschlossen war. Und das, obwohl es hier weit und breit keinen Gletscher gab ...

Abgeerntetes Lavendelfeld

Blanco, Texas, 02. Februar 2022, 07:28 Uhr

Die aufgehende Morgensonne blendete ihn wie üblich. Und wie üblich hatte Matthew Green mal wieder seine Sonnenbrille vergessen. Dennoch begab er sich zielsicher auf den Weg zu den Lavendelfeldern, obwohl zu dieser Jahreszeit nichts mehr wuchs.

Matthew konnte sich aber trotzdem vorstellen, wie sein Lieblingsgewächs gedieh. Sein Weg führte ihn über leere Felder und harten Schotter. Sein Traktor sorgte nicht gerade für eine ruhige Fahrt, sondern tuckerte holpernd dahin. An seinem Feld angekommen, stieg er aus und nahm einen großen Atemzug des imaginären unverkennbaren Dufts auf. Er betrat das Feld, ließ seine Hände seitlich hängen und stellte sich vor, wie sie über die lila-bläulichen Pflanzen strichen. Er genoss diese Vorstellung, ja, war fast schon berauscht davon. Matthew konnte es kaum erwarten, dass sein Lieblingsgewächs wieder wachsen und vor allem blühen würde.

Doch diese pittoreske Vorstellung zerplatzte wie ein ferner Traum, als der Farmer plötzlich eine merkwürdige Sichtung machte. Vor Schreck zuckte er zusammen. Sein Mund klappte so weit auf, dass beinahe sein Traktor hereingepasst hätte. Dann sah er sich um, und als er sich sicher war, allein zu sein, schlich er auf den Eisblock zu. Als er näher kam, konnte er einen Körper erkennen, der komplett vom Eis umschlossen war.

Der Mann im Eis muss doch tot sein. So etwas kann niemand überleben!, durchzuckte den Farmer ein Gedanke.

Es war ein wirklich bizarrer Anblick. Zum einen hatte Matthew die helle, schon fast wärmende Morgensonne vor sich. Zum anderen klebte sein Blick förmlich an der eisigen, nein, der tiefgefrorenen Leiche.

Als er nah genug war, tippte er vorsichtig mit seinem Stiefel gegen den Eisblock.

Dieser war steinhart und blieb auf der Stelle liegen.

Aber was hatte er erwartet? Dass eine übelgelaunte Mumie das Eis von innen zerbrach, kurz darauf aufsprang und ihn vor lauter Hunger fraß?

Zitternd nahm Matthew sein Smartphone aus der Tasche und wählte die Nummer der örtlichen Polizei. Er gab alle notwendigen Informationen durch: Seinen Namen, seine Position und den schrecklichen Fund, den er gemacht hatte.

Etwa dreißig Minuten später waren die Beamten vor Ort und sperrten alles großzügig mit Flatterband ab. Während sie ihn ausgiebig verhörten, beobachtete Matthew, wie die Eisleiche abtransportiert wurde.

»Wo bringen Sie sie hin?«, fragte Matthew neugierig und besorgt zugleich. Eine Antwort bekam er nicht.

Blanco Police Department (Gerichtsmedizin)

Blanco, Texas, 02. Februar, 09:00 Uhr

Der Gerichtsmediziner holte sein altmodisches Diktiergerät heraus und hielt mit deutlich monotoner Stimme seine ersten Erkenntnisse darauf fest: »Toter: männlich, mittleres Alter, dunkle Haare, leichter Vollbart, Augenfarbe braun, etwa ein Meter siebzig groß. Todesursache: Unklar. Auffällig: Komplette Vereisung des Körpers, trotz Plusgraden. Kein Schmelzen des Eises bei Raumtemperatur. Blutuntersuchungen sind dadurch nicht möglich. Experten wurden angefordert, um den Toten aufzutauen.«

Vince Taylor legte sein Aufnahmegerät in eine metallene Nierenschale und zog den Mundschutz herunter. Kurz darauf streifte er auch die Handschuhe von seinen Fingern.

Man konnte dem Gerichtsmediziner deutlich die Ratlosigkeit ansehen. So ein Fall war ihm bisher in seiner gesamten Karriere noch nicht untergekommen. Angesichts der dicken Eisschicht fühlte er sich mit der Standardausstattung des Obduktionssaals nicht dazu imstande, die Untersuchung des Toten fachgerecht fortzusetzen. Also setzte er sich auf seinen kleinen Drehhocker, trank einen Kaffee und nutzte die Zeit, bis die wissenschaftliche und technische Unterstützung aus Dallas kam.

Als Taylor gerade den letzten Schluck getrunken hatte und vertieft vor dem Bildschirm seines PCs saß, betrat plötzlich ein Police Officer den sterilen Raum. Es handelte sich um einen schlanken Blonden mit Dreitagebart und einer randlosen Brille.

Ohne Begrüßung fing der Mittvierziger an zu reden. »Howard Heyne. So heißt der arme Kerl. Hat drüben in der Brauerei gearbeitet. Die Frau tut mir leid, und die Kinder erst ...«, sagte er.

Als der Facharzt für Rechtsmedizin die raue Stimme des Mannes hörte, schaute er irritiert vom Monitor auf, sah den Beamten unverwandt an und zuckte nur mit den Schultern. Taylor war sich schon darüber im Klaren, dass der Tote bei seinen Angehörigen nun eine große Lücke hinterließ, dennoch hatte er mit den Jahren gelernt, dass eine kühle Distanz in seiner Branche ein wahres Überlebenselixier war.

»Wann kommen denn meine Kollegen?«, fragte er genervt.

»Sind in einer halben Stunde da. War nicht einfach, solche Experten aufzutreiben. Man hat ja nicht alle Tage eine Eisleiche. Ich lasse Sie jetzt mal wieder allein, denn ich habe noch ein paar Fragen an die Witwe«, entgegnete der Officer knapp.

Exakt dreißig Minuten später trafen die Experten aus Dallas ein. Es waren drei Personen in weißen Kitteln, ein Mann und zwei Frauen. Der Mann war relativ klein gewachsen, die zwei Frauen hingegen waren von eher schlanker Statur und hatten ihre Haare streng zu Zöpfen zusammengebunden. Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung untereinander, lag der Fokus dann auf der Eismumie.

Die Neuankömmlinge beschauten den Eisblock von allen Seiten. Wie man ihren fragenden Blicken ansehen konnte, stellte auch sie ein dermaßen vereister Leichnam vor völlig neue Herausforderungen.

Eine der Frauen wandte sich dann an den Gerichtsmediziner. »Wie viel ist denn schon geschmolzen?«, fragte sie.

»Gar nichts«, gab Taylor knapp zurück.

Die drei Experten berieten sich daraufhin und kamen wenig später zu dem Schluss, dass es doch trotzdem eine Möglichkeit geben musste, um das Eis zum Schmelzen zu bringen, auch wenn die Raumtemperatur offensichtlich nicht dazu ausreichte.

An Ideen mangelte es ihnen jedenfalls nicht. Der Einsatz von Chemikalien wurde dabei ebenso diskutiert wie das vorsichtige Antauen der Eisoberfläche mithilfe eines Flammenwerfers. Man einigte sich letztendlich darauf, dass man es zunächst einmal auf schonende Weise mit leistungsstarken Heizstrahlern versuchen wollte.

Als die georderten Geräte nach einer halben Stunde eintrafen, stellten die Experten diese in geringem Abstand zur Leiche um den Obduktionstisch herum auf. Anstatt die Temperatur der Heizstäbe Stück für Stück zu erhöhen, entschied man sich angesichts der Dicke der Eisschicht dazu, sofort die Maximalleistung zu nutzen.

Um den Fortschritt des Schmelzens nun genau beobachten zu können, betrat einer von ihnen in regelmäßigen Abständen den ungemütlich heißen Obduktionssaal. Zusätzlich hatten sie eine kleine Webcam installiert, die ihre Bilder auf einen PC im Nachbarraum übertrug.

So ging es dann über Stunden.

Als der kleingewachsene Fachexperte nun eine seiner Kolleginnen ablösen wollte, die gerade Wache schob, fragte er neugierig: »Und, hat sich schon etwas getan?«

»Nein, nichts. Es scheint mir fast so, als wäre dieses Eis wärmeresistent«, erwiderte Lucie Winter.

William Johnson schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf. »Das kann doch alles nicht wahr sein. Ich verstehe das nicht. Seit Stunden sind wir jetzt hier schon dran. Das widerspricht allen physikalischen Gesetzen, die auf unserer Erde herrschen. Mir dauert das alles zu lange. Ich glaube, ich wage jetzt mal einen Selbstversuch. Für menschliche Haut scheint dieses Eis jedenfalls keine Gefahr darzustellen, sonst würde die Leiche nicht so unversehrt darin liegen«, sagte er.

Johnson dachte in seiner Verzweiflung nicht länger über sein Handeln nach und berührte das Eis mit der flachen Hand. Er spürte die zu erwartende Kälte des Eises auf seiner nackten Haut, und ein Schauder lief ihm über den Rücken. Sogleich wollte er seine Hand aus der Eisschicht ziehen, doch sie war steif und festgefroren.

»Aua, meine Hand. Wie kann so etwas passieren und auch noch so schnell?«, schrie der Experte fragend.

Kurz darauf wurde den Anwesenden bewusst, dass all ihre Kraft nicht ausreichte, um die Hand aus der eisigen Falle zu befreien. Stattdessen gefror immer mehr seines Körpers. Es machte auf sie fast den Eindruck, als wäre das Eis »aggressiv« und wollte den Experten gar verschlingen.

Als bereits nach einer Minute Johnsons gesamter Unterarm gefroren war, fassten sie den Entschluss, das Eis gewaltsam aufzubrechen.

In diesem Augenblick kamen auch Melissa McCain und Vince Taylor in den Obduktionssaal herbeigeeilt. Sie hatten das ganze Drama über die Webcam am PC im Nebenraum mitverfolgt. Lucie Winter setzte die beiden unmittelbar über das Vorhaben in Kenntnis, William Johnsons Unterarm mit brachialer Gewalt aus dem Eisblock zu befreien.

Die Frauen rannten kurz darauf zusammen mit Taylor nach draußen zum Van, mit dem die Experten angereist waren. Hinter dessen Hecktüren lag eine große Menge an Werkzeug, das Lucie Winter als naturwissenschaftliche Forensikerin schnell noch vor der Hinfahrt zusammengesucht hatte.

Mit Eispickeln, Hämmern und Sägen ausgerüstet, kehrten die drei dann zu Johnson zurück und machten sich sofort an die Arbeit. Wie sie sehr bald feststellen konnten, war diese Herangehensweise zwar mühsam, führte aber zum Ziel.

Immer wieder brach das Trio kleinere Brocken heraus, welche unmittelbar schmolzen. Waren die Heizstrahler vielleicht doch nicht unnütz gewesen und hatten das Eis vielleicht ein wenig aufgelockert?

»Das sieht doch schon prima aus!«, freute sich Winter.

Optimistisch gestimmt von diesen Teilerfolgen, versuchten Taylor, Winter und McCain nun alles, um erstmal den eingefrorenen Unterarm von Johnson aus dem Eis zu befreien.

Nach einiger Zeit und viel Geduld brach schließlich ein großes Stück Eis, welches mit der Hand verbunden war, heraus und schmolz auf der Stelle. Der Experte hielt nun seine kalte rote Hand in die Höhe. Er konnte die Finger kaum bewegen, da die Hand wie taub war. Doch die Taubheitsgefühle waren zum Glück nur von kurzer Dauer.

Mit derselben Technik, wie sie Johnsons Hand befreit hatten, lösten die vier nun mit vereinten Kräften immer mehr Eis ab, bis der Körper der Leiche bereits nach einer weiteren Stunde endgültig vom Eis befreit war.

Völlig vom Triumph überwältigt, wollte sich Vince Taylor nun ans Obduzieren der Eismumie machen. Zu seiner Enttäuschung musste er allerdings feststellen, dass der Leichnam zwar oberflächlich nicht mehr mit einer Eisschicht bedeckt, aber im Inneren noch vollkommen steifgefroren war.

»So kann ich nicht arbeiten. Wir müssen den Körper an sich irgendwie auftauen, ohne dass die Eismumie dabei Schaden nimmt, damit ich noch verwertbare Ergebnisse bei der Autopsie erhalten kann«, beklagte er sich.

»Wie wäre es, wenn wir die Obduktionswerkzeuge erhitzen?«, schlug McCain vor.

Gesagt, getan. Sie machten also die Skalpelle heiß, damit der Gerichtsmediziner durch das eisige Fleisch schneiden konnte. Alle Versuche waren jedoch vergebens, da der Körper der Eisleiche einfach zu stark gefroren war. Auch ein erneuter Einsatz der Heizstrahler zeigte nur bedingt Wirkung.

Schließlich kam Lucie Winter eine Idee. »Was haltet ihr davon, wenn wir vielleicht doch den eben schon diskutierten Flammenwerfer nutzen? Es erscheint vielleicht ein wenig übertrieben, aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen«, sagte sie.

»Das wirkt tatsächlich etwas unverhältnismäßig, aber ich verstehe, was du meinst. Ich finde für meinen Teil, wir sollten es wenigstens versuchen!«, entgegnete Taylor.

Kurz darauf stellte sich ein weiteres Mal heraus, dass Probieren über Studieren bei vollkommen unerklärlichen Phänomenen ging.

Der Körper wurde tatsächlich wärmer und ließ sich untersuchen, aber nur solange das Feuer brannte. Also obduzierte Taylor unter heißen Flammen. Er schnitt alles auf, jedes einzelne Organ. Sein Schweiß verdampfte, sobald er entstand, und er hätte am liebsten seine ganze Schutzkleidung wegen der Hitze ausgezogen, aber er war zu sehr Profi, um sich von so etwas unterkriegen zu lassen.

Das letzte Organ war das Herz. Taylor sah schon eine chirurgisch perfekte Naht und schnitt diese auf. Dahinter, in der großen Herzkammer, befand sich ein Fremdkörper. Etwa fingernagelgroß und ansonsten unscheinbar. Der Gerichtsmediziner holte ihn heraus und warf ihn in eine metallene Nierenschale.

Als der Flammenwerfer erlosch, gefror, zu ihrer aller Erstaunen, der Körper nicht mehr. Nun konnte eine normale Obduktion durchgeführt werden. Hierbei wurden allerdings keinerlei Verwesungszeichen und auch keine Spuren eines Verbrechens gefunden.

»Die Todesursache ist immer noch unklar«, merkte Taylor enttäuscht an. Er machte daraufhin Fotos von dem splitterartigen Gegenstand aus dem Herzen der Leiche, um es später seinem Fachgutachten beilegen zu können.

Dann trat plötzlich der Polizeichef in den Obduktionssaal. Er war ein etwas fülliger, unbeholfen wirkender Mann. »Was ist das für ein Gegenstand?«, fragte er und zeigte auf den Splitter.

Taylor zuckte mit den Schultern. »Da bin ich wohl auf die Hilfe eines Metallurgen oder Chemikers angewiesen, um das herauszufinden«, zischte er.

Der andere Mann nickte. »Den werde ich Ihnen vermitteln«, bot er an.

Auch der Metallurge, der tatsächlich gleichzeitig ein Chemiker war, kam sehr schnell. Scheinbar hatte der Polizeichef keine Mühen gescheut und einen sehr erfahrenen Sachverständigen kontaktiert, um dem Rätsel des unbekannten Gegenstands auf die Spur zu kommen.

Der Metallurge, ein hagerer alter Mann mit Hornbrille, begutachtete das Fundstück ganz genau. Er hob es mit der Hilfe einer Pinzette hoch, sodass er es mit der Lupe ansehen konnte. Er wollte eine Probe nehmen, doch dies gelang ihm nicht, also kratzte er kleinere Spuren ab, um sie unter dem Mikroskop zu betrachten. Dann führte er noch ein paar kompliziert aussehende chemische Tests durch und kam zu dem Schluss: »Das ist ein völlig neues Element, zumindest gibt es das nicht im Periodensystem der Elemente. Es könnte extraterrestrischen Ursprungs sein.«

Alle Anwesenden starrten sich daraufhin erstaunt an und waren sich sicher, auf etwas vollkommen Unfassbares gestoßen zu sein. Sie einigten sich allerdings darauf, diese Informationen zunächst einmal skeptisch zu betrachten, bis sie weitere Belege für die Einschätzung des Sachverständigen gefunden hatten. Zudem sollten diese Erkenntnisse der absoluten Geheimhaltung unterliegen.

Am späten Abend, nach all den vielen und langwierigen Untersuchungen, stand der Polizeichef vor seinen Untergebenen im Großraumbüro, sah jeden einzeln an und räusperte sich.

»Hört zu! Bei der Eismumie handelt es sich um Howard Heyne. Er konnte mittlerweile aufgetaut werden. Unser Gerichtsmediziner Vince Taylor und weitere Experten fanden in dessen Herzen einen Gegenstand, der offenbar aus einem Material besteht, das nicht irdischen Ursprungs ist«, sagte er.

Der Polizeichef fühlte sich sichtlich unwohl, weil er nicht so richtig verstanden hatte, was das genau war, und dennoch versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen.

»Hier die Aufgabenverteilung: Ethan, Hugh, ihr zwei befragt die Arbeitskollegen des Toten. Mirko, Sie befragen die Witwe und bringen sie anschließend zu einem Seelsorger, der sie in ihrer jetzigen Situation unterstützt. Wenn irgendjemand von euch noch Kapazitäten frei hat, sollte er unbedingt herausfinden, warum die Leiche mitten auf einem Feld herumlag. Und noch einmal an alle: Haltet mich über eure Ermittlungen lückenlos auf dem Laufenden«, verlangte er.

Der Leiter des Police Departments klatschte schließlich dreimal in die Hände, und ein geschäftiges Treiben setzte ein.

State Park

Blanco, Texas, 03. Februar, 09:30 Uhr

Das etwas in die Jahre gekommene, aber immer noch voll funktionstüchtige Winnebago-Campingmobil parkte zielsicher in die letzte vorhandene Parklücke ein.

Judy stellte den Motor ab und drehte sich um. »Cliff, wir sind da!«, rief sie.

Cliff schlüpfte langsam aus seiner Koje, und beide stiegen kurz darauf aus. Sie atmeten einige Male die frische, aber trotzdem angenehme Luft ein, da die Temperaturen an diesem sonnigen Februartag deutlich über die 10-Grad-Marke gestiegen waren.

»Schön hier. Das sieht ja immer noch so wie früher aus. Die Bänke da sind neu, und die Bäume sind auch viel größer geworden, aber ich erkenne alles wieder«, merkte Cliff an, während er sich neugierig umsah.

Wie er als gebürtiger Texaner schon vermutet hatte, war der Park auch heute gut besucht. Bei den Besuchern handelte es sich hauptsächlich um Familien. Diese waren jetzt natürlich nicht, wie sonst in den Sommermonaten üblich, zum Baden gekommen, sondern zum Flanieren und Ausspannen vom stressigen Alltag. Das konnte Cliff als aus San Antonio stammender Städter gut nachvollziehen, da seine Eltern mit ihm dieses Naherholungsgebiet auch früher häufig zu ausgedehnten Spaziergängen aufgesucht hatten. Vor allem die eindrucksvollen Mini-Wasserfälle waren Cliff in Erinnerung geblieben. Dennoch musste er zugeben, dass er schon verdammt lange nicht mehr hier gewesen war, was ihn leicht wehmütig stimmte.

Judy hatte hingegen keine so persönliche Bindung zu diesem Park, da sie in Boston aufgewachsen war, und erst ihre Tätigkeit bei der Houstoner Polizei einen Umzug nach Texas erforderlich gemacht hatte. Natürlich kannte sie dadurch den Blanco State Park, dennoch unterschied er sich für sie nicht sonderlich von anderen Parkanlagen, die zur Erholung und Freizeitgestaltung angelegt worden waren.

Die ehemalige Polizei-Psychologin ging daher nach wenigen Minuten wieder zurück ins Campingmobil, um das Frühstück vorzubereiten. Beim Öffnen des Kühlschranks und der Ablagefächer musste sie allerdings feststellen, dass ihre Vorräte in den letzten Wochen seit dem Fall im Lyndon B. Johnson Space Center arg zur Neige gegangen waren. Sie beschloss daher, Cliff darum zu bitten, etwas einzukaufen.

Als Judy durch das kleine Fenster in der Tür des Campers sah, kam ihr Partner genau in diesem Augenblick von seiner kleinen Erkundungstour zurück. Gerade richtig, um ihr einen kleinen Gefallen zu tun, wie Judy fand.

Sie schritt also nach draußen und ging auf Cliff zu. »Na, du Entdecker, hast du dir ein wenig die Beine vertreten? Das sollte ich vielleicht gleich auch machen. Zunächst brauche ich aber ein anständiges Frühstück. Apropos Frühstück! Ich habe gerade mal in den Kühlschrank geschaut. Wie es aussieht, ist die Butter aufgebraucht und Milch haben wir auch keine mehr. Zudem würde ich mir gerne ein Müsli mit frischem Obst zubereiten. Bist du daher so lieb und kaufst ein wenig ein? Ich werde in der Zwischenzeit hier im Wohnmobil alles herrichten.«

»Klar, mache ich«, erwiderte Cliff. »Wenn ich wieder zurück bin, muss ich dir unbedingt von meinen Kindheitserinnerungen erzählen, die ich mit diesem Park verbinde.«

Dann machte er sich sogleich mit zwei großen Tragetaschen auf den Weg zu einem Geschäft, nachdem er mithilfe der Navigations-App den schnellstmöglichen Weg bestimmt hatte.

Im nächsten Supermarkt angekommen, dieser war nicht weit von ihrem Parkplatz entfernt, ging Cliff zügig durch die Gänge und verschaffte sich zunächst einen Überblick über das Sortiment. Als er am großen Kühlregal mit den Milchprodukten und Wurstwaren angelangt war, sah er plötzlich zwei junge Männer, die sich ziemlich lautstark miteinander unterhielten.

»Es heißt, das wären Außerirdische gewesen!«, rief ein stämmiger Bursche mit deutlichem Bauchansatz.

»Quatsch, geredet wird viel. Da will sich nur einer wichtig machen«, entgegnete sein Gegenüber daraufhin.

»Aber der Polizist hat es doch selbst gesagt. Der denkt sich das doch nicht aus. Knapp vor einer Stunde wurde ich von ihm zusammen mit zwei anderen Kollegen aus der Abteilung unserer Brauerei, in der ich manchmal bei der Nachtschicht aushelfe, vernommen«, bekräftigte der Hüne.

»Hast du mal wieder einen über den Durst getrunken? Du sollst doch nicht heimlich während der Arbeit trinken. Ich gönne mir hin und wieder auch eines unserer vorzüglichen Biere, aber natürlich erst nach Feierabend«, wies der Gedrungene seinen Kollegen zurecht.

»He, ich bin nüchtern. Dann glaub mir halt nicht. Aber warum sollte er sonst vereist sein? Die haben Stunden gebraucht, um den Eisblock zu schmelzen. Das macht doch alles keinen Sinn. Und du weißt doch selbst, hier in Texas hat es schon seit Wochen nicht mehr geschneit. Wo soll denn das Eis herkommen? Und an seinem Fundort, stell dir vor, ein Lavendelfeld, da wurde nichts gefunden. Keine Spuren eines Verbrechens und die Todesursache ist auch noch unklar«, versuchte der Untersetzte erneut überzeugend zu klingen.

»Ja, ja, ist ja gut. Was weiß ich denn? Wir werden es eh nicht erfahren, also lass uns das Thema beenden. Ist eh schlimm genug, dass Howard tot ist«, sagte der Andere.

»Ja, du hast recht. Dadurch machen wir Howard auch nicht mehr lebendig, aber interessieren würde mich schon, was hinter der ganzen Sache steckt. Jetzt kann man nur hoffen, dass seine Frau diesen Verlust gut verkraftet«, lenkte der Stämmige ein.

»Keine Ahnung, also mir ginge es nicht gut an ihrer Stelle. Musst du morgen arbeiten?«, gab der Kleinere zurück.

»Ja, morgen bin ich wieder für die Tagschicht eingeteilt, und du?«, wollte der Beleibte daraufhin wissen.

»Ich auch, dann sehen wir uns morgen in der Brauerei«, erwiderte der Gedrungene, schaute dann zu seinem Einkaufswagen herüber und verabschiedete sich schließlich mit einer winkenden Handbewegung von seinem Kollegen.

Cliff hatte die Unterhaltung der beiden Männer, oder den Teil, den er davon noch mitbekommen hatte, aufmerksam mitverfolgt. Um hierbei nicht aufzufallen, war er hinter einem Pfeiler stehen geblieben, der ihm zwar einen Blick auf die Redenden ermöglichte, aber zugleich Deckung verschaffte. Wenn der ehemalige NASA-Mitarbeiter nun ehrlich zu sich war, kam ihm das ganze Gespräch ziemlich seltsam vor. Er beschloss daher, schnell das Nötigste einzukaufen und dann unverzüglich zu Judy zurückzukehren, um ihr davon zu berichten.

Als Cliff wieder beim Winnebago eintraf und durch die Seitentür den Wohnbereich betrat, sah er Judy auf einem Stuhl am Klapptisch sitzen. Sie hatte auf dem Tisch bereits Teller und Besteck sowie Tassen verteilt, und starrte nun vertieft auf ihr Smartphone.

»He Judy, da bin ich«, wandte sich Cliff an seine Partnerin und begann damit, die Einkäufe wegzuräumen. »Ich habe alles bekommen, was du mir aufgetragen hast und noch etwas mehr Proviant mitgebracht. Der Supermarkt befindet sich übrigens ganz in der Nähe. Ach ..., du wirst nicht glauben, was ich gerade gehört habe. Durch Zufall bin ich Zeuge eines lautstarken Gesprächs von zwei Kollegen geworden, die sehr wahrscheinlich bei der örtlichen Brauerei arbeiten. Einer der beiden, ein ziemlich stämmiger Kerl, hat davon erzählt, dass offenbar eine Eisleiche hier ganz in der Nähe entdeckt wurde. Soweit ich das verstehen konnte, handelt es sich bei dem Toten, also einem Mann, um einen Bekannten der beiden.«