DSA 63: Die Mühle der Tränen - Alexander Lohmann - E-Book

DSA 63: Die Mühle der Tränen E-Book

Alexander Lohmann

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Beschreibung

Ein nächtlicher Einbruch, ein tödlich schimmernder Nebel - und das im Herzen der wohl behüteten Stadt Wehrheim! War es nur das Werk eines Geisteskranken, der in jener Nacht der Obhut der Noioniten entfloh? Die neugierige Bardin Jelais sucht Antworten und findet inmitten rätselhafter Mordfälle die Spur einer unheilvollen Macht, die mit dem Leben selbst ein alptraumhaftes Spiel treibt ...

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Titel

Alexander Lohmann

Die Mühle der Tränen

Die Rose der Unsterblichkeit II

Dreiundsechzigster Roman in der Welt von Das Schwarze Auge©

Impressum

Ulisses SpieleBand 63

E-Book-Gestaltung: Michael Mingers

Copyright © 2013 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems.DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, RIESLAND, THARUN und UTHURIA sind eingetragene Marken der Significant GbR.

Titel und Inhalte dieses Werkes sind urheberrechtlich geschützt. Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Bearbeitung, Verarbeitung, Verbreitung und Vervielfältigung des Werkes in jedweder Form, insbesondere die Vervielfältigung auf photomechanischem, elektronischem oder ähnlichem Weg, sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Ulisses Spiele GmbH, Waldems, gestattet.

Print-ISBN 3-453-19651-1E-Book-ISBN 978-3-86889-853-3

Widmung

Gewidmet denen, die bei der Entstehung des Romans mitgewirkt haben: vor allem Linda »Jelais« Budinger, mit bestem Dank für die Lieder und die sonstige Mitarbeit, und meinen anderen »Testleserinnen« Christel Scheja, Charlotte Engmann und Ellen Schulz

1. Kapitel – Träume vom Tod

Ein Geräusch von der Seite: Einige lose Erdkrumen rieselten aus der Wand und plötzlich langten Arme in den Gang. Finger, deren modriges Fleisch kaum von der anhaftenden Friedhofserde zu unterscheiden war, bekamen den Mantel des Praiosgeweihten zu fassen und rissen den jungen Mann zur Seite. Weitere Arme wuchsen aus dem modrigen Erdreich und umschlan­gen Hals und Gliedmaßen des Opfers.

Der Priester des Sonnengottes stieß einen erstickten Laut aus, als sich eine Faust mit übermenschlicher Kraft um seine Kehle schloss.

Die Knechte und Knappen aus dem Gefolge wichen erschrocken zurück, aber der Bannstrahl-Ritter Praio­dan Bernfried von Bregelsaum bemerkte im ersten Au­genblick gar nichts von dem Vorfall. Der hoch gewach­sene Krieger war erschöpft. Das Blut rauschte in seinen Ohren, seine einstmals strahlend weiße Kleidung war verdreckt und zerrissen und er konzentrierte sich auf einen einzigen Gedanken: Er musste diese Mission ab­schließen, bevor ihn vollends die Kräfte verließen.

Die Unruhe in seinem Rücken drang durch seine Müdigkeit und er drehte sich um.

»Bei der Macht des Götterfürsten!«, rief eine Knappin aus und überwand ihre Furcht. Sie hielt ihr Schwert ausgestreckt in der Hand und wollte sich an einem unentschlossenen Kriegsknecht vorbei nach vorne drängen, aber ein tückischer Griff um ihre Knöchel brachte sie zu Fall.

»Befreit den Geweihten!«, rief Praiodan seinen Leu­ten zu. Dann schlug er selbst mit der Klinge auf die unheimlichen Arme ein, die überall aus den Wänden wuchsen. Sie waren braun von der Friedhofserde und im Zwielicht der spärlichen Laternen schlecht zu er­kennen.

Praiodans Schwert war in den vorangegangenen Kämpfen stumpf geworden, und er musste seine Kraft sparsam einsetzen, um den bedrohten Priester nicht zu verletzten. Einer seiner Leute schlug mit dem Streitkolben zu, obwohl diese Waffe dem neuen Geg­ner kaum schaden konnte.

So hatten die Kämpfer einen schweren Stand gegen die widernatürlich belebten Gliedmaßen. Als sich der Griff der untoten Finger endlich löste, stürzte der junge Geweihte kraftlos zu Boden. Er gab gurgelnde Laute von sich und zuckte wie in Krämpfen, aber er konnte erst versorgt werden, als die letzten Leichen­arme zerschlagen auf dem Boden lagen.

Praiodan drehte ihn auf den Rücken.

Die Kehle des Priesters war eingedrückt, und da sie ohne Heiler waren, mussten die Krieger hilflos mit ansehen, wie ihr Gefährte starb.

»Ich war zu ungeschickt«, sagte die Knappin und unterdrückte ein Schluchzen.

Praiodan schüttelte den Kopf: »Nein, ich war un­aufmerksam. Praios vergib mir! Doch er starb für den Himmelskönig – wir müssen uns die Gnade noch er­kämpfen, indem wir diesen unheiligen Ort reinigen.«

»Wir haben keinen Priester mehr«, wandte ein Krieger angsterfüllt ein. »Wir müssen umkehren!«

Gemurmel wurde unter den Kämpfern laut und hallte wie ein hohles Wispern durch die Dunkelheit. Ritter Praiodan merkte, dass ihm die Kontrolle zu entgleiten drohte. »Still!«, donnerte er. »Praios‘ Macht allein sorgt für Ordnung und wir sind seine Werk­zeuge. Weiter jetzt, wir haben den Feind fast geschla­gen!«

»Wie viel Kraft kann ihm geblieben sein?«, meinte eine zweifelnde Stimme.

Praiodan fasste die Knappin am Arm und hielt sie an seiner Seite. Dann ging er voran, um seinen Leuten ein Zeichen zu setzen. Die Augenbrauen der Frau zuckten unruhig, aber sie nahm seinen Schritt auf. Praiodans eigener Knappe folgte und auch die ande­ren kamen nach. Doch das Gemurmel hielt an:

»Wenn die Leute hier wüssten, welche Katakom­ben unter ihrem Friedhof liegen ...«

Der Ritter hielt an und mahnte seine Begleiter zur Ruhe. Der Gang endete vor einer Wand. Hätte Praio­dan es nicht besser gewusst, hätte er hier eine weitere Sackgasse in dem ausgedehnten Gräberfeld vermutet, das sich unter dem so unscheinbaren und abgelege­nen Boronanger verbarg. Ein Gräberfeld, das ein mächtiger Feind für widernatürliche und frevelhafte Beschwörungen missbrauchte.

»Wir müssen schon unter dem Tempel Borons sein«, keuchte die Kriegerin an der Seite des Ritters ungläubig. »Wie können die Diener des Totengottes zulassen, dass der Boden unmittelbar unter ihren Fü­ßen derart entweiht wird?«

»Es ist ein kleiner Tempel und unser Gegner ist mächtig«, erwiderte Ritter Praiodan.

Er sprach nicht aus, was seine engeren Vertrauten ohnehin wussten und was die anderen noch mehr in Furcht versetzt hätte: Nach langer Suche hatten sie zwar das Versteck des Angrond Velunt gefunden, aber der verworfene Nekromant war nicht ihr einzi­ger Gegner.

Er brachte seine Herrin selbst mit ins Spiel: die Erzdämonin Thargunitoth, die Herrin der Untoten und der Albträume, die Gegenspielerin des Totengot­tes Boron. Der finstere Magier hatte ein großes Ziel – er wollte seine Herrin an die Stelle Borons setzen! Von daher sah es ihm ähnlich, die Fäulnis an die Fundamente des örtlichen Tempels selbst zu tragen.

Erschreckend war nur der Erfolg, der ihm dabei beschieden war.

Angrond Velunt musste über große Macht verfü­gen, und Praiodan hoffte, dass die Kräfte ihres Ge­gners nunmehr erschöpft waren. Vermochte der To­tenbeschwörer weitere Diener Thargunitoths herbei­zurufen, dann waren sie alle verloren.

Der Ritter tastete nach einem Durchgang, obwohl er nicht wusste, was sie dahinter erwarten würde. Er vertraute auf die Macht des Götterfürsten Praios, der seine Diener gewiss niemals im Stich lassen würde.

Schließlich rief Praiodan zwei seiner kräftigsten Begleiter nach vorne und ließ sie mit aller Kraft gegen die Mauer drücken. Es knirschte, und tatsächlich drehte sich langsam das ganze Wandstück und gab einen Zugang frei. Die beiden vierschrötigen Kriegs­knechte taumelten in das dahinter liegende finstere Gewölbe und der Ritter trat rasch zwischen sie; die Kriegerin in seinem Rücken hielt eine Öllampe durch die Öffnung und erleuchtete die Halle.

Was Praiodan im ersten Augenblick für einen formlosen Felsen gehalten hatte, entpuppte sich im unruhigen Schein der Laterne als menschliche Ge­stalt, eine gebeugte Figur, die dem Ritter eben bis zur Schulter reichte und die sich auf einen langen Stab stützte. Ein fleckiger brauner Überwurf und eine tief ins Gesicht gezogene Kapuze verhüllte sie.

Der Bannstrahler hob das Schwert. »Gib auf, An­grond, und stell dich der Gerechtigkeit Praios‘!«, rief er.

Der Kapuzenmann lachte trocken: »Jetzt hältst du dich für stark und wagst große Worte. Dabei hat dir das Glück geholfen: Hätte ich für meine Diener Waf­fen besorgen können, dann hätte mein Heer dich und deinen zerlumpten Haufen zerquetscht! Nein, dir er­gebe ich mich nicht. Dazu habe ich keinen Grund: Die Schmerzen der Folter fliehe ich – aber vor dem Tod habe ich keine Angst. Ich bin der Herr des Todes!«

Mit diesen Worten schlug Angrond seine Kapuze zurück. Der Anblick schnürte dem Ritter die Kehle zu. Das Gesicht des Dämonenanbeters war kaum noch zu erkennen; eine gräuliche Flechte wucherte über seine Haut und entstellte sein Antlitz.

Praiodans Haare stellten sich auf, kalter Schweiß drang ihm aus den Poren. Hatte er es überhaupt mit einem lebenden Gegner zu tun? Der Nekromant winkte zwei Skelette heran und stürzte sich auf den Bannstrahler, ehe der sich von seinem Schrecken er­holt hatte.

Im ersten Augenblick wich Praiodan vor dem An­griff zurück, halb vor Ekel, halb aus Überraschung vor der schnellen Bewegung, die er dem verkrüppel­ten Alten nicht zugetraut hätte. Als Angrond aller­dings seinen Stab schwang, da erwachten die Reflexe des Ritters. Er duckte sich und das schwere Ende des Zauberstabs wischte über seinem Kopf durch die lee­re Luft. Angrond wechselte mit einem Schwung die Schlagrichtung seiner Waffe. Eine kristallene Spitze stieß auf Praiodan zu. Der Bannstrahler wich aus und prallte mit der Schulter gegen die halb geöffnete Ge­heimtür. Jedoch kam er seinem Gegner nahe genug, um sein Schwert von unten in dessen Brust zu stoßen.

Ein keuchender Laut entrang sich der Kehle des Nekromanten. Seine verwachsenen Nasenflügel beb­ten.

»Es drückt ...«, stieß er überrascht hervor und sein Blick wurde trübe. Mit plötzlich tonloser Stimme füg­te er hinzu: »Wir sehen uns ...« Dann verstummte er und kippte nach hinten. Die Klinge entglitt Praiodans Hand – er griff nicht danach, sondern trat angewidert beiseite.

Dann blickte er sich um.

Seine beiden Begleiter hatten die belebten Gerippe mit ihren Kriegskeulen erschlagen und kein lebender oder untoter Feind war noch im Gewölbe verblieben.

Praiodan wich zurück bis zur Knappin am Ein­gang. Dann hustete und würgte er und sagte schließ­lich: »Nein, wir sehen uns nicht, nie mehr, denn wo du hingehst, werde ich in Praios‘ Namen niemals ge­hen!«

Er wusste, was die bevorzugten Diener der Erzdä­monin Thargunitoth nach ihrem Tod erwartete: Ver­bannt in den Tiefen der Niederhöllen, wurden ihre Seelen jahrtausendelang gemartert, bis sie endlich als heulende, wahnsinnige Dämonen die Lebenden heimsuchen durften. Er, Praiodan Bernfried von Bre­gelsaum, würde die Rückkehr des Angrond nicht mehr erleben.

Und er war froh darüber.

»Bringt ihn nach oben und reinigt ihn in den Flammen!«, befahl der Ritter. »Dieses Geschöpf darf in keiner Form mehr unter Praios‘ Antlitz wandeln.«

Praiodan trat zurück in den Gang und wartete, bis seine Leute versammelt waren. Bald konnten sie den Rückweg antreten. Er wusste, viele würden ihm Vor­haltungen machen. Die Komtur, weil er nicht für den Einsatz in Weiden erreichbar gewesen war. Sein Va­ter, weil er die Vogtei der Ehrenburg vernachlässigt hatte. Dafür hatte er eine Bedrohung abgewendet, ehe sie an die Oberfläche gekommen war – und das im wahrsten Sinn des Wortes!

Das würden die anderen anerkennen.

Ein letztes Mal dachte er an seinen Feind. War An­grond Velunt ein bevorzugter Diener der Erzdämo­nin Thargunitoth gewesen? Immerhin hieß es, die Gunst der Dämonen sei eine zweischneidige Sache, weil sie ihre geschätzten Diener früh an ihre Seite hol­ten. Angrond hingegen war ein zäher Feind gewesen. Immer wieder war er den Nachstellungen seiner Ver­folger entkommen. Fast hätte man den Eindruck ge­winnen können, der Herrin der Albträume sei dieser Anhänger selbst so widerwärtig gewesen, dass sie ihn mit allen Mitteln möglichst lange aus ihrem Reich fern halten wollte.

Praiodan lächelte und überspielte mit diesen Ge­danken die ausgestandene Furcht und die leere Er­schöpfung, die an seinem Triumph zehrte. Aber er wusste auch, dass leichtfertige Gedanken über hölli­sche Kreaturen eine Sünde waren.

Er würde später dafür Buße tun.

Es war dunkel. In der Ferne zuckte grelles Licht in schmalen Linien auf und verblasste wieder.

Jelais war allein in dieser Finsternis, die selbst für ihre scharfen Elfenaugen undurchdringlich war. Sie irrte umher und rief etwas, aber es ging unter im Heulen geisterhafter Stimmen, die lauter wurden und bald aufgebracht brüllten. Sie zerrten an der Elfe. Mühsam klammerte Jelais sich am weichen, nachgie­bigen Untergrund fest. Die Stimmen tobten wütend um sie herum, pfiffen und kreischten. Irgendwo in der Dunkelheit brach Holz, und Jelais spürte, wie sie den Halt verlor. Und immer häufiger flackerte das Licht auf, formte die Umrisse eines Tores ...

Schreiend fuhr Jelais aus dem Traum hoch. Sie saß aufrecht im Bett, in einem Gastzimmer des Oswin von Beregren in Wehrheim. Ihr Herz schlug wild. Sie war erhitzt von dem Albtraum, aber schon spürte sie stechende Kälte. Trotz der geschlossenen Läden zog ein schneidender Firunswind durch den Raum und ließ sie frösteln, denn im Schlaf hatte sie ihr Lager zerwühlt und die Decken beiseite geworfen. Das La­ken war halb herausgezogen und sie hielt einen Zip­fel zwischen ihren verkrampften Fingern.

Da war auch wieder das Leuchten – im Schein ei­nes flackernden Blitzes sah Jelais deutlich die Umris­se ihres Fensters. Jeder Spalt im Holz des Fensterla­dens wurde für den Bruchteil eines Herzschlags zu einer strahlenden Sonne. Das Heulen erschien ihr noch lauter als im Traum. Ein furchtbares Unwetter war über die Stadt gekommen, wie man es in der kal­ten Jahreszeit selten erlebte. Jelais hörte keinen Re­gen, aber Blitze zuckten unregelmäßig und allzu oft, der Donner war ohrenbetäubend und der Wind rüt­telte und zerrte an dem Haus. Die Elfe konnte hören, wie Dachschindeln losgerissen wurden und an die Fassaden der umliegenden Häuser schlugen.

»Was ist denn los? Sie schlagen ja die Tür ein!«, murmelte Berna im Halbschlaf. Wundersamerweise war die Gauklerin nicht früher wach geworden. Sie hatte einen festen Schlaf und fand nur langsam in die Wirklichkeit. Obwohl Jelais die Zähne ihrer Reisege­fährtin aufeinander schlagen hörte, hatte Berna noch nicht einmal bemerkt, dass sie fror.

»Was für ein Lärm – ein Unwetter!«, wurde der Gauklerin bewusst.

Jelais sprang aus dem Bett und tastete nach ihrer Kleidung. Es war kalt und bei einem Gewittersturm wie diesem wollte sie nicht still im Bett liegen. Wie konnte dieser Menschenbau überhaupt den tobenden Urgewalten trotzen? Und war es wirklich möglich, dass die Männer noch schliefen?

Da hörten Jelais‘ scharfe Ohren Schritte auf dem Flur, flüsternde Stimmen. Rasch eilte sie zur Tür.

»Was ist? Wer ist im Zimmer?«, fragte Berna er­schrocken.

»Ich natürlich – was denkst denn du?«, gab Jelais zurück. »Schlaf weiter und lass dich fortblasen. Aber dieses Wetter ist ein Lied wert und ich werde nicht in meinem Bett ausharren!«

»Wo ist denn die Decke?«, hörte sie die verschlafene Stimme der Gauklerin hinter sich, als sie die Tür öffne­te und in flackerndes Lampenlicht blickte. Nach einem kurzen Atemholen der Elemente, einem Augenblick der Stille, ließ ein Donnerschlag das Haus erzittern. Je­lais hörte in der Nähe Glas und Holz bersten.

Oswin, ihr Gastgeber, stand mit einer Öllaterne auf der Galerie, neben ihm duckte sich der Zauberkundige Marwan Schutz suchend unter seinen Stab. Der Illu­sionist trug nichts weiter als ein lächerlich kurzes Lei­nennachthemd, aus dem seine dürren Beine ragten.

»Das war nah«, hauchte Oswin Jelais beeindruckt zu.

Der Sturm blies erneut um das Haus, mischte sich mit prasselndem Niederschlag. Aber nach der letzten Entladung hatte das Gewitter an Kraft verloren. Die zuckenden Blitze wurden schwächer und der Donner verhallte. Im sanften Lampenschein glitzerten Eiskri­stalle unten im Flur. Feine Graupelkörner wehten in dichten Schwaden in das Haus und tanzten durch das Erdgeschoss, ehe sie sich zu einer schimmernden Schicht auf den Boden legten.

»Das Fenster neben der Pforte!« Jelais wies auf die eindringenden Firunsboten hin. »Es muss gesplittert sein.«

»Nach diesem Unwetter muss ich gewiss nicht nur das Fenster reparieren lassen«, seufzte der Gelehrte. »Ich habe deutlich gehört, wie der Sturm mein Dach abgedeckt hat.«

»Der letzte Blitz – bestimmt hat er hier eingeschla­gen! Vielleicht brennen wir schon!«, rief Marwan pa­nisch dazwischen. Seine gehetzten Blicke suchten ei­nen möglichen Brandherd.

Die Elfe beschwichtigte die beiden Männer. »Nein, so schlimm war es nicht. Einige Dachschindeln haben sich gelöst – aber hört doch: Der Wind lässt nach und auch der Hagel. Der Blitz ist zwar nahebei einge­schlagen, jedoch nicht ins Haus. Sehen wir hinaus, ob es in der Straße brennt. Eure Menschenstädte sind ja so anfällig ...«

»Wälder brennen auch, wenn der Blitz einschlägt«, brummelte Marwan missmutig, schaute auf seine Fü­ße und schämte sich seiner Furcht. Inzwischen war er halbwegs beruhigt, denn er verließ sich auf Jelais‘ scharfes Gehör und ihre Vertrautheit mit den Natur­gewalten.

Zu dritt stiegen sie die Treppe hinab zur Eingangs­tür. Im Fortgehen hörte Jelais bereits wieder Bernas gleichmäßige Atemzüge.

2. Kapitel – Flucht in die Finsternis

Zwei Wochen später waren die Schäden am Haus ausgebessert. Während des Sturms war in der Stadt vieles zu Bruch gegangen, aber Oswins Viertel war am schlimmsten heimgesucht worden. Für die weni­gen Löcher und gelockerten Schindeln hatte der Ge­lehrte schnell einen Dachdecker gefunden, doch das Fenster zu reparieren hatte länger gedauert: Glas war ein Luxusgut und Oswin von Beregren zahlte nicht jeden Preis.

Der adlige Gelehrte war alles andere als wohlha­bend und lebte in seinem kleinen Stadthaus von den geringen Zuwendungen seines Neffen, der das Land­gut der Familie geerbt hatte. Gerne aber nutzte Oswin seinen Besitz, um über den Winter Besucher aufzu­nehmen. Insbesondere, wenn sie aus fernen Ländern kamen und allerhand zu berichten hatten. Der Pri­vatgelehrte sah seine Berufung darin, mittels seiner Aufzeichnungen der Nachwelt ein Bild ganz Aventu­riens zu hinterlassen. So hatte er Jelais angesprochen, als sie mit ihrer Reisegefährtin Bernika – die von den meisten nur Berna gerufen wurde – im Herbst nach Wehrheim gekommen war, und er hatte den beiden Frauen ein Winterquartier im Tausch gegen ein paar Geschichten versprochen.

In einem der beiden Gastzimmer wohnte schon der reisende Illusionist Marwan, der Oswins dilettanti­sche Leidenschaft für Alchimie teilte. Jelais und die Gauklerin Berna mussten also Kammer und Bett tei­len, was in den kalten Monden durchaus ein Vorteil war.

An diesem Abend saß Oswin mit seinen drei Lo­giergästen im Salon, einem kleinen, behaglichen Ka­minzimmer im Erdgeschoss. Sie tranken warmen Wein und der Gastgeber stand ein ums andere Mal auf, um durch die Tür in den Flur zu blicken.

»Magnifique! Ein wundervoller Anblick, findet ihr nicht?«, fragte er, aber keiner wollte sich aus den be­quemen Polstersesseln erheben. Das Kaminfeuer strahlte Wärme aus, im Treppenhaus blieb es jedoch ungemütlich kühl. Mit der darüber liegenden Galerie war es schwer zu beheizen.

»Sicher – ein hübscher, heller Rahmen!«, sagte Marwan, ohne den Blick zu heben, und nippte an sei­nem Glas. Alle wussten, wie angetan ihr Gastgeber von seinem neuen Fenster war, dem einzigen Glas­fenster im Haus. Die anderen Fenster waren bloße Öffnungen, die von Läden geschützt wurden. Im Winter wurden gegen die Zugluft zusätzlich Rahmen mit Pergament eingehängt. Glas hingegen ließ Son­nenstrahlen hinein und hielt die Kälte draußen. Durch die orangegelben Bleiglaskreise, die von einem filigranen Metallgitter gehalten wurden, sickerte zu dieser Stunde schweres Dämmerlicht und machte die Umrisse des Treppengeländers sichtbar.

»Fensterläden werden hier wohl vonnöten sein«, sagte der Edle nachdenklich, schlurfte zurück zu sei­nem Sessel und ließ sich nieder. »Ich hätte nicht ge­dacht, dass das Glas so empfindlich ist.« Im friedli­chen Wehrheim hatte er bisher keinen Grund gese­hen, die kleine Scheibe zu schützen.

»So einen Sturm erlebst du so schnell nicht wie­der!«, beruhigte ihn Berna.

»Cogitans permanens bleibt mir doch obskur, auf welche Weise das Fenster zu Bruch ging. Mein Domi­zil wurde jedenfalls nicht vom Blitz heimgesucht.«

»Vielleicht ein kalter Blitz, der nichts entzündet hat«, mutmaßte Marwan. »Ich habe schon von derlei Dingen gehört ... Doch wie wäre es mit einem kleinen Schlummerlied, werte Dame?«, wandte er sich un­vermittelt an die Elfe.

»Du hattest bereits einen Schlummertrunk«, neckte Jelais den tapsigen Illusionisten. »Damit kannst du gewiss mehr anfangen, Rosenohr. Zudem ist mir heu­te nicht nach Liedern und Geschichten zumute.«

»Sie hatte eine Begegnung auf dem Viehmarkt. Ei­ner der weiß-goldenen Praiosritter hat dort einen Sänger bedroht. Ich habe Jelais fortgezogen, ehe sie sich einmischen konnte«, warf Berna ein.

»Das war weise getan.« Marwan nickte bedächtig.

»Es war ungerecht!«, ereiferte sich die Elfe. »Der Spielmann unterhielt nur sein Publikum mit einem Lied, eine ganz belanglose Tändelei. Wie soll ich als Bardin unter den Menschen wirken, wenn ich auf derart undurchschaubare Empfindlichkeiten achten muss?«

»Von welcher Natura war denn das Lied, welches der Barde zu intonieren wagte?«, fragte der Gastge­ber ungeduldig.

Jelais erhob sich von ihrem Stuhl: »Der Sänger ist nicht weit gekommen – er wurde schon in der ersten Strophe unterbrochen:

Alveran, ich freu mich dein –

Geh ich in Praios‘ Hallen ein,

So mag ich dich beschauen.

Nichts wüsst ich, was ich mehr genieß:

Den Glanz des Herrn im Paradies

Und unsre schönen Frauen.«

»Nun«, setzte Marwan an, »es ist schon ein wenig de­spektierlich, so von unserem Herrn Praios zu reden.

Und ganz besonders natürlich, die Göttinnen als ›schöne Frauen‹ zu titulieren.«

»Der Sänger sprach gewiss nicht von Travia und ihren Schwestern!«, lachte Berna.

Jelais wirkte nachdenklich. »Tatsächlich, wenn man den Text auf diese Weise versteht und an eure Göttin­nen denkt – auf den Gedanken bin ich gar nicht ge­kommen.« Nach einer kurzen Pause grinste sie breit: »Ich konnte auch kaum an religiöse Hingabe glauben, so wie er dich bei dem letzten Satz anblickte.«

»Nein«, kicherte Berna und machte eine abweh­rende Geste, aber Oswin erinnerte an den ernsten Hintergrund der Unterhaltung:

»Cogitans permanens erschließt sich mir jedenfalls, weshalb der Praiosritter die Worte für eine Gotteslä­sterung nahm, auch wenn er nicht an die Ehre der jüngeren Schwestern des Götterfürsten dachte. Aber Praios‘ Name in so zweideutigem Umfeld ...«

Marwan, der Illusionist, nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas, das er mit beiden Händen umfasste. »Sicher«, dozierte er, »zweideutige Lieder und Anspielungen, die durch den Vortrag deutlicher werden, sind bei manchem Sänger beliebt. Man muss schon sehr leichtfertig sein, um so etwas hier in Wehrheim zu versuchen, noch dazu mit religiösen Motiven. Du als Elfe solltest das in jedem Fall unter­lassen!«, wandte er sich belehrend an Jelais.

»Die Anspielung zeigt jedenfalls, was wirklich wichtig ist: die Dinge, die uns täglich umgeben. Nicht irgendwelche Götter! Ich gehe zu Bett.«

Die Elfe schritt die Treppe hinauf und Berna folgte ihr. In den letzten Tagen war das Wetter besser ge­worden und die zusätzliche Wärme einer Zimmerge­nossin weniger nötig. Stattdessen wurde Jelais seit ih­rem Albtraum in der Nacht des Unwetters die Enge immer unangenehmer.

»Möchtest du nicht ein wenig bei Marwan verwei­len?« Sie zwinkerte der Gauklerin zu, die Augen halb unter den langen schwarzen Haaren verborgen. »Ein junger Mann mit großem Wissen, von dem sich vieles lernen lässt. Willst du dich nicht etwas um ihn küm­mern, ehe wir Weiterreisen ...«

Berna blickte sie verständnislos an. Jelais seufzte innerlich. Ihre Reisegefährtin war nicht empfänglich für Anspielungen, und so fand die Elfe keinen rech­ten Ansatz, Berna zu einem Zimmerwechsel zu be­wegen.

Marwan blieb mit seinem Gastgeber in der Stube zurück. Eine Zeit lang schwiegen beide gedankenvoll. Die vier Hausbewohner waren in den frühen Win­termonaten miteinander vertraut geworden und pflegten inzwischen einen sehr freundschaftlichen Verkehr. Auch wenn Jelais es kaum bemerkte, da sie kein Gespür für Standesunterschiede hatte, so wusste insbesondere Marwan den fehlenden Dünkel ihres adligen Gastgebers durchaus zu schätzen. Dieser hob nach einer Weile entschuldigend die Schultern und meinte nur: »Elfen!«, worauf der Illusionist wissend lächelte und mit dem Kopf nickte.

Als Jelais mitten in der Nacht erwachte, saß sie bereits aufrecht im Bett. Ihre Ohren schmerzten und sie hatte einen Laut gehört – einen Nachhall des Donner­schlags, der vor zwei Wochen das Fenster hatte ber­sten lassen. War es ein Traum gewesen?

Berna bewegte sich ebenfalls. »Was hast du?«, frag­te sie schlaftrunken.

»Ich habe etwas gehört – still!«, gab die Elfe zurück und lauschte in die Nacht hinaus.

»Eine Tür hat geschlagen!«, murmelte Berna, wie­der halb eingeschlafen.

Das nächste Geräusch war deutlicher – splitterndes Glas, hier im Haus. Nicht schon wieder! Jelais hörte, wie die Glassegmente unter einem wuchtigen Schlag zerbarsten und in den Flur prasselten. Weitere Schlä­ge folgten und zerschlugen das Fenster vollends. Os­win hatte oft betont, dass sein Haus in der Nähe des Tempelparks sicher sei und weitab von allem Gesin­del liege, das es auch in Wehrheim geben mochte. Trotzdem wusste Jelais die Geräusche nur auf eine Weise zu deuten und zögerte vor Schreck.

»Jemand verschafft sich Einlass in das Haus!«, flü­sterte sie schließlich. Beide Frauen suchten in der Fin­sternis nach ihren Sachen, schon aber hörten sie auf der Galerie eine Tür schlagen und die aufgeregte Stimme Oswin von Beregrens.

»Maleficium!«, rief der Gelehrte. »Welche Imperti­nenz! Vor aller Ohren – das lasse ich nicht durchge­hen. Erst gestern hat der Tischler den Rahmen einge­fügt!«

Eilige barfüßige Schritte näherten sich ihrem Zim­mer und Jelais sprang hastig durch den Raum und stieß die Tür auf. Die Kammer der Frauen lag dem Treppenabgang am nächsten. So rammte sie dem Gastgeber, der erzürnt zum Erdgeschoss eilte, beina­he die Türkante ins Gesicht. Mit einem Aufschrei ließ Oswin die Öllampe fallen und sogleich züngelten schwache, bläuliche Flammen über das Parkett.

»Male ... was ist das?«, rief er erschrocken aus. Je­lais bedeutete ihm zu schweigen und erstickte die Flammen. Dazu gebrauchte sie ihre eigene Hose, die sie noch in den Händen hielt, und das tat ihr sehr Leid.

Dann erloschen die Flammen und es wurde dun­kel.

»Beim namenlosen Schrecken!«, fluchte Oswin. »Erst mein Fenster – und dann steckst du mein Haus in Brand.«

»Sei doch still – hier ist jemand!«, flüsterte Jelais eindringlich und spähte mit ihren scharfen Augen die Treppe hinab. Schwaches Mondlicht fiel durch das zerschlagene Fenster in den Flur. In dem silbrigen Viereck bewegte sich etwas: Obwohl kein Hagel, kein Dunst von der Straße hereindrang, zog sich Nebel im Haus zusammen. Wie schwebende, glänzende Staub­teilchen tanzten zunächst einige Flocken durch die Luft, verdichteten sich und füllten rasch den Flur im Erdgeschoss.

Oswin sah davon nichts, für Menschenaugen wa­ren die Schatten zu dicht. Und er wollte sich nicht be­ruhigen.

»Jemand ist hier, gut! Ich sorge dafür, dass er nicht ungeschoren davonkommt – und auch gewiss nicht wiederkommen möchte!« Mit einem Ruck löste er Je­lais‘ Griff und stapfte entschlossen die Treppe hinab.

»Halt, so warte!«, rief Jelais ihm hinterher. Der un­heimliche Nebel wogte in dichten Wolken die halbe Treppe herauf, aber niemand außer der Elfe bemerkte ihn. »Du bist nicht vorbereitet – etwas Unheimliches geschieht hier!«

Ihr Nacken prickelte und ihre feinen Elfensinne vi­brierten. Sie spürte das Wirken von Magie.

Oswin ließ sich nicht aufhalten: »Weiterer Vorbe­reitung bedarf ich nicht. Ist dir bekannt, wie viele Dukaten mein Fenster ...«

Seine Füße waren ein Stück weit im Nebel ver­schwunden. Überrascht verstummte der Gelehrte, wenngleich er nur tasten und noch immer nichts er­kennen konnte. Die eigene Entschlossenheit trug ihn einige Stufen tiefer, ehe er schmerzerfüllt aufschrie und ins Stolpern geriet. Jelais hörte ihn am Fuß der Treppe aufschlagen, darauf scharrende Geräusche, dann Stille. Ein Lichtschein huschte über die Galerie.

»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Marwan, der mit einer Kerze aus seinem Zimmer getreten war. Als er der unbekleideten Elfe gewahr wurde, hielt er verlegen inne und blickte zu Boden. Auch Berna trat endlich aus der Tür und wich erschrocken wieder zu­rück. Sie zeigte auf den Nebel. Silbrig glühende Punkte funkelten in den giftig roten Schwaden. »He­sinde hilf uns – was ist das?«, rief sie entsetzt aus.

Marwan blickte über das Geländer. Von Oswin war nichts mehr zu sehen, er war vom Dunst verschlun­gen worden.

»Oswin«, sagte Jelais hilflos und wies die Treppe hinab. Sie hörte ein Stöhnen, ein Husten aus dem Ne­bel, beinahe zum Greifen nahe. Wer auch immer das Fenster zerschlagen hatte und in das Haus einge­drungen sein mochte – die Elfe hatte seither nichts von ihm wahrgenommen. Beherzt holte sie Luft, hielt den Atem an und stieg die Treppe hinab.

Der Nebel schmerzte auf ihrer Haut wie ein Feuer­brand. Sie wimmerte leise, schloss die Augen und er­reichte das untere Geschoss. Dort stieß sie auf etwas Weiches, einen Körper, der sich unsicher bewegte. Sie griff zu und zog ihn empor. Es war Oswin. Ge­schwächt schwankte der Gelehrte, ehe er von Jelais gestützt die Treppe emporsteigen konnte. Als die beiden Verschwundenen aus dem Nebel auftauchten, hatte Berna den ersten Schreck überwunden und half der Elfe.

Der Hausherr taumelte auf die Galerie und rang nach Atem. Dann brach er zusammen und blieb zu­sammengekauert in Bernas Armen liegen. Jelais öff­nete die Augen. Ihre Haut brannte und die Lungen stachen, aber der Schmerz folgte ihr nicht aus dem Nebel. Sie gesellte sich zu Marwan und musterte im Kerzenschein ihre prickelnde Haut. Nicht einmal eine Rötung war zu entdecken.

»Dieser Qualm brennt wie heißer Wasserdampf«, berichtete sie etwas außer Atem. »Zum Glück habe ich ihn nicht eingeatmet wie Oswin«, fügte sie be­sorgt hinzu. Ihr Gastgeber rang weiterhin nach Luft, erholte sich jedoch langsam wieder. Immer noch ge­schwächt, lehnte er kraftlos an der Wand.

»Wie Schwefeldämpfe aus der Alchimistenküche ... Aus welcher Hölle kommt dieser Nebel?«, fragte Marwan.

»Er hat etwas Magisches an sich«, gab Jelais zu­rück. Ihre gereizte Haut beruhigte sich allmählich, aber sie würde ein Bad nehmen, so rasch es sich ein­richten ließ.

Die anderen nickten zustimmend und spähten misstrauisch die Treppe hinab. Der Dunst stieg nicht höher empor. »Wir müssen uns um Oswin küm­mern!«, mahnte Berna.

Jelais blickte den Edlen an. »Wir bringen ihn zu­rück ins Bett und holen einen Heilkundigen, sobald es geht. Aber der Nebel scheint nur gefährlich, solan­ge man ihm ausgesetzt ist.«

»Macht den Laden in seinem Zimmer auf«, rief Berna. »Oswin braucht bestimmt frische Luft! Außer­dem können wir notfalls durch das Fenster aus dem Haus kommen.«

»Das wird nicht nötig sein«, meldete sich Marwan zu Wort. »Seht! Der Dunst senkt sich bereits.«

Tatsächlich verflog der giftige Qualm wie ein böser Traum, so rasch, wie er sich unter Jelais‘ Augen ver­dichtet hatte. Es blieben einige glänzende Flocken üb­rig, wie silbrige Wollfäden sanken sie zu Boden. Dann lag das Erdgeschoss wieder leer und still zu ih­ren Füßen – ein Blick von der Galerie hinab enthüllte nichts Verdächtiges. Nächtliches Zwielicht fiel in den Flur. Von der Straße her wurde es laut.

Jelais und ihre Freunde brachten den Gastgeber in sein Bett und ließen die widerstrebende Berna bei ihm zurück. Dann zog Jelais sich hastig etwas über und eilte mit Marwan hinab. Die Stimmen draußen klangen zornig, aber die Menschen versammelten sich nicht vor Oswins Haus, sondern auf der gegenü­berliegenden Seite der Straße. Als Marwan die Haus­türe entriegeln wollte, hielt Jelais ihn zurück. Sie wies auf die Scherben im Flur.

»Sieh dort – jemand hat von außen das Fenster ein­geschlagen.«

»Ich weiß, ich weiß«, gab der Illusionist ungedul­dig zurück. »Ich habe das splitternde Glas wohl ver­nommen.«

»Dieser Jemand ist durch das Fenster ins Haus ein­gestiegen!«

Marwans Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm den Flur entlang zur Hintertür. Die stand weit offen, der Riegel lag achtlos auf dem Boden. Der Illusionist zog jedoch nicht die richtigen Schlüsse, blickte im Gegenteil gehetzt um sich und wollte gar in einer Aufwallung von Furcht durch die Vordertür fliehen.

»Er ist weg«, beruhigte die Bardin ihren Begleiter und musste sogar ein wenig lächeln. »Verstehst du nicht? Jemand schlug die Scheibe ein und stieg in den Flur. Dann lief er zur Hintertür und entkam durch den Hof. Er war gewiss schon fort, ehe der Erste von uns auf die Galerie trat. Lass uns hinter dem Haus nach Spuren suchen.«

»Du vergisst etwas«, sagte Marwan betont ruhig. »Dieser Jemand hat den Flur mit einem magischen, giftigen Nebel gefüllt, nachdem er hindurchgelaufen ist. Er wollte nicht, dass jemand ihm folgt – und ich bin dafür, diesen Wunsch zu achten.«

Jelais zögerte und blickte durch die Hintertür. Os­wins kleiner Kräutergarten lag verlassen im Mond­licht, und falls der Einbrecher dorthin geflohen war, so hatte er das Grundstück schon wieder verlassen. Die Spuren dort würden eine Weile zu sehen sein, während jetzt vermutlich eher der rechte Augenblick war, etwas über die Ursprünge des rätselhaften Über­falls zu erfahren.

Auf der Hauptstraße hatte sich inzwischen eine an­sehnliche Menge versammelt. Nachbarn standen vor dem gegenüberliegenden Haus und sprachen aufge­regt mit jemandem, der außer Sicht in der Eingangs­tür des wuchtigen, mehrgeschossigen Gebäudes stand. Schon eilte von rechts eine Patrouille der Nachtwache zum Ort des Aufruhrs und von links näherte sich eine Abordnung aus dem nahe gelege­nen Tempel der Kriegsgöttin Rondra.

Oswins Haus, obgleich nur wenige Schritte ent­fernt, blieb unbeachtet. Der Einbrecher hatte das klei­ne Fenster neben dem Eingang so gründlich zerschla­gen, dass keine noch im Rahmen steckenden Scher­ben den Schaden verrieten. Aber was lockte die Leute zu dem abweisenden Bauwerk auf der anderen Stra­ßenseite?

Jelais‘ Neugierde war geweckt, doch jetzt, da die Ordnungshüter Wehrheims anrückten, war es wo­möglich zu spät für eigene Nachforschungen.

Rasch wandte sich die Elfe an den Illusionisten, der über ihre Schulter nach draußen blickte und unbe­haglich von einem Fuß auf den anderen trat.

»Marwan, wirf dich in Schale und mach einen wichtigen Eindruck! Dann erfahren wir möglicher­weise etwas!«

»Erfahren wir?«, stotterte der Zauberer. »Da drau­ßen ist doch genug Militär versammelt, um sich eines Einbrechers anzunehmen.«

»Die Bewaffneten sorgen für Ordnung, aber gewiss nicht für dich. Willst du Gewissheit haben und in Zu­kunft wieder ruhig schlafen können, musst du selbst nachfragen! Und«, Jelais senkte bedrohlich die Stim­me, »du hast selbst gesehen: In unserem Haus war finstere Magie am Werke. Das solltest du nicht mel­den. Denn wer weiß, in was du dann hineingezogen wirst ...«

Jelais wusste, wie ungerecht es war, dem furchtsa­men Illusionisten neue Angst einzuflößen. Aber hier lag ein Geheimnis vor und das wollte sie nicht ein­fach der Obrigkeit überlassen. Wie sollte sie je als Bardin bestehen und ihren Zuhörern neue Geschich­ten erzählen, wenn sie nicht selbst Augen und Ohren aufsperrte?

»Wir müssen diesen Einbruch zur Anzeige brin­gen!«, wandte Marwan ein. »Wenn wir etwas ver­schweigen, was ...?« Er verstummte verunsichert. Je­lais hatte ihn nur anspornen wollen, aber in einem hatte sie Recht: Als Marktzauberer war er zwar ge­duldet, doch zugleich eine gute Zielscheibe für Ver­dächtigungen. Die Gauklerin Bernika, die Bardin Je­lais, er selbst – sie drei waren heimatlose Fremde, die leicht auch als Sündenböcke herhalten konnten, wenn es der Ruhe in der Stadt dienlich war.

Beunruhigt stieg er die Treppe empor, während Je­lais auf die Straße trat. Nein, dachte die Elfe, Marwan macht sich zu viele Gedanken, zu viele Sorgen. Er wird den guten Oswin als Autoritätsperson nicht ver­treten können. Sie würde sich auf das verlassen müs­sen, was sie selbst erfuhr.

Da ohnehin die halbe Straße in der eiskalten Nacht­luft versammelt war, achtete kaum jemand auf den Neuankömmling. Einige Soldaten drängten sich zwi­schen die Menschen und redeten gegen aufgeregt schimpfende Anwohner an. Ein Nachtwächter hielt sich etwas abseits. Mit seiner flackernden Laterne er­leuchtete er die Szenerie – bleich zitterte der Licht­schein über die Mauern und das Straßenpflaster.

»Es war wie ein Donnerschlag«, schimpfte ein Nachbar. »Und es kam von hier! Wir wollen endlich wissen, was in diesem Haus vorgeht!«

»Wir kümmern uns um die Angelegenheit!«, beschwichtigte ein Gardist. »Bitte, begebt Euch wie­der zu Bett. Ich versichere Euch, diese Ruhestörung wird restlos aufgeklärt werden und die Verantwortli­chen zur Rechenschaft ...«

Jelais‘ Blick folgte der Geste des Nachbars, und sie erkannte, dass Oswins Fenster nicht als Einziges in Mitleidenschaft gezogen worden war: Das Haus ge­genüber war aus dunklem Bruchstein gemauert und fiel schon deshalb zwischen den Fachwerkhäusern der Straße auf. Neben einem düsteren Torbogen zo­gen sich mehrere mit trübem Glas verschlossene und zusätzlich vergitterte Fenster über die Fassade, aber eines war nur noch eine gähnende schwarze Öffnung. In winzige Teile zerschmettert, glitzerten Glassplitter wie Eiskörner auf den Pflastersteinen und in ihrer Mitte lag ein verbogenes Fenstergitter. Jelais trat et­was näher heran.

»Noioniten und Gemütskranke in unserer Straße!«, rief eine weitere aufgebrachte Stimme.

Von den Noioniten hatte Jelais bereits gehört. Es handelte sich um einen Orden, der im Auftrag der menschlichen Götter für Geisteskranke sorgte.

»Ja, und heute hören wir zum ersten Mal davon. Vor einem Mond sprach ich mit einem aus dem Haus, von Nachbar zu Nachbar. Geistliche Brüder in stiller Kontemplation, davon war die Rede, nicht von Tob­süchtigen, die jederzeit ihrem Gewahrsam entfliehen können!«

»Von Tobsucht kann keine Rede sein ...«, warf eine Frauenstimme aus dem Torbogen ein, aber auch die­ser Beschwichtigungsversuch ging in den wütenden Rufen der Nachbarn unter.

Die Elfe schob sich zur leeren Fensteröffnung, eine Fußspitze berührte das Gitter. Gewaltige Kräfte hat­ten es aus der Verankerung gerissen, wie Jelais er­kannte. Das Eisen war zwar verbogen, aber an keiner Stelle gebrochen. Neugierig lenkte die Bardin ihren Blick zur Wand. Sie erkannte die Löcher im Mauer­werk, dicht unter dem Fenstersims, in denen zuvor die Enden der schmiedeeisernen Stäbe geruht hatten. Die schweren Steinquader waren ringsum verscho­ben, teilweise abgebröckelt, als habe eine Macht aus dem Innern der Mauer die massiven Blöcke bewegt und das Gitter herausgedrückt.

»Fort von dem Fenster!«, kommandierte eine Stimme in ihrem Rücken. »Weibel! Weibel! Die Elfe da bringt die Spuren durcheinander!«

Jelais zuckte zurück. Eben hatte sie mit den Fingern über die Mauerlöcher gewischt: Der dunkle Stein war mit einer schmierigen Ascheschicht bedeckt, die fei­nere Risse verbarg.

Der Weibel schob mehrere Schaulustige beiseite, um einen Blick auf diese neue Störung zu werfen.

»Ihr da – haltet Euch fern!«, herrschte er die Bardin an. Zu dem Laternenträger gewandt, der auf Jelais‘ Treiben aufmerksam geworden war, fügte er hinzu: »Doch welche Spuren mag man schon finden, wenn ein Gemütskranker aus seinem Gewahrsam entkommt?«

»Das Gitter wurde von innen herausgedrückt!«, warf die Elfe ein, beunruhigt von ihrer Entdeckung. Sie führte die Finger zu ihren Lippen, roch daran und prüfte vorsichtig den Geschmack. Mehl! Zwischen der Asche waren tatsächlich einige unverbrannte Re­ste feinen Mehlstaubs zu finden. Jelais konnte sich keinen Reim darauf machen.

»Ja«, verstand der Weibel der Nachtpatrouille ihre Besorgnis falsch. »Ich habe gehört, dass Verrückte in eine Raserei verfallen und unglaubliche Kräfte ent­wickeln können. Das ist mit der thorwalschen Wal­wut vergleichbar, von der fahrende Krieger zu be­richten wissen ...«

Als die Menge hinter seinem Rücken unruhig wur­de, unterbrach er seine Rede und fügte rasch hinzu: »Auf eine solche Verausgabung folgt große Erschöp­fung. Der Tobsüchtige ist jetzt keine Bedrohung mehr und wird gewiss rasch gefunden. Leta, Ingalf«, wand­te er sich an seine Leute, »begleitet die Anwohner zu ihren Häusern. Ich will Ruhe auf der Straße.«

Unwilliges Gemurmel kam auf, aber die Soldaten zerstreuten die Menge und der Weibel schritt zurück zum Torbogen.

»Ich berede den Vorfall mit der Vorsteherin und stelle sicher, dass sich die Ruhestörung nicht wieder­holt«, erklärte er den störrischen Nachbarn. »Und gibt es weiteren Grund zur Klage, sollte selbige unter Praios‘ Schild den zuständigen Magistraten hinter­bracht und nicht in der Finsternis auf der Straße her­vorgepöbelt werden!«

Widerstrebend wich Jelais auf die andere Straßen­seite zurück. Sie verfluchte den Umstand, dass in die­ser Stadt so rasch Wachen zur Stelle waren – auf der Straße war kein Raum mehr für unauffällige Nach­forschungen. Selbst die Rondrianer waren zwanzig Schritt entfernt stehen geblieben und traten nach ei­nem kurzen Gespräch mit einem braun gewandeten Kuttenträger den Rückweg zu ihrem Tempel an.

Sicher, ein Verrückter war entflohen, wenn Jelais ihren bisherigen Informationen glauben durfte. Da war für Anhänger der Kriegsgöttin Rondra kein Ruhm zu erwerben und so würden sie sich getrost auf ihre Ruhelager zurückziehen.

Eine Stadtwache kam näher heran und bedeutete der Elfe mit entschlossener Geste, nicht länger hier zu verweilen.

Aufseufzend und enttäuscht wandte die Bardin sich Oswins Stadthaus zu ... und vor ihr schwang die Haustür auf!

3. Kapitel – Marwans großer Auftritt

Selbst Jelais wich zwei Schritte zurück, bevor sie er­kannte, wer da aus dem Haus ihres Gastgebers trat: Marwan Kolmin, der Illusionist! Ihr Freund hatte sich verändert. Anstelle seines Schlafrocks trug er sein Rei­segewand, bereichert um einiges modisches Zubehör, mit dem er gewöhnlich seinen Bühnenauftritten Glanz verlieh. Der junge Mann war in einen langen, robenar­tig zugeschnittenen Mantel aus doppelt gelegtem fei­nem Tuch gehüllt, der am Oberkörper von zapfenarti­gen Schließen zusammengehalten wurde. Die Zapfen fingen das Sternenlicht ein und funkelten wie aus Edelsteinen geschnitten. Wo der Mantel sich teilte, er­kannte Jelais eine Pluderhose, die in leichten Lederstie­feln steckte. Diese Kleidung war von einem sanften Grau, wie die Bardin vom Tageslicht her wusste, den­noch wirkte der Stoff in der klaren Nacht nicht wirklich düster, sondern schmückte den Träger mit einer sam­tenen Aura.

Um den Hals trug Marwan ein helles Seidentuch, mit magischen Symbolen bestickt, die im schwachen Lichtschein zu erahnen waren. Das Tuch war vorn am Hals verknotet und aufgezupft und fiel an den Schul­tern über den langen Mantelkragen, der wie eine Pele­rine fast bis zu den Ellbogen reichte. Abgerundet wur­de Marwans Erscheinung von einem hohen, breit­krempigen und silbern schimmernden Hut sowie von einem Zauberstab, den der Illusionist lässig in der be­handschuhten Linken hielt.

In diesem Augenblick konnten die Beobachter auf der Straße schwer einschätzen, wen sie da vor sich hatten. Einen Adeligen, einen Magus? Selbst Jelais er­kannte ihren Gefährten kaum wieder. Zu einer ande­ren Stunde hätte die Aufmachung lächerlich wirken können, aber zu diesem Zeitpunkt und bei dieser Be­leuchtung war alles an Marwan beeindruckend.

Der Illusionist wirkte jetzt nicht schlaksig, sondern blickte hoch gewachsen und majestätisch auf die Sol­daten herab. Kragen und Halstuch ließen die schma­len Schultern breiter erscheinen.

Der Zauberer hatte eine geradezu Ehrfurcht gebie­tende Ausstrahlung. Selbst sein recht zierlicher Zau­berstab, über den Berna gern respektlose Witze mach­te, wirkte in dieser Nacht bedeutend und bedrohlich: Die Kristallkugel an der Spitze verströmte goldenes Licht.

Befriedigt stellte Jelais fest, dass der Weibel re­spektvoll den Oberkörper vor dem Neuankömmling beugte – bevor sie erkannte, dass auch sie, eine Elfe, eine Verbeugung andeutete. Sie riss sich zusammen.

»Was herrscht denn hier für eine Perturbatio auf den Straßen?«, fragte Marwan laut und befehlsge­wohnt.

»Verzeiht, Herr«, katzbuckelte der Weibel, »äh, Magus ...«

Er räusperte sich und rang nach der richtigen Titu­latur, aber Marwan gönnte ihm kein hilfreiches Wort, sondern fixierte ihn mit kühlem Blick, in den sich langsam ein sorgsam berechnetes ungeduldiges Flak­kern stahl.

»... äh, Meister, Magister ... ich wollte sagen, wir haben die Ruhe wiederhergestellt ...«

»Mann!«, fauchte Marwan den Soldaten an. »Könnt Ihr keine Frage beantworten? Was hier vor sich geht, wollte ich wissen. Mein Gastgeber, der Edle und Ge­lehrte Oswin von Beregren, ist bereits äußerst irritiert ob des Aufruhrs, den Ihr hier veranstaltet und der unsere Dispute stört. Wenn ich zurück ins Haus trete, möchte ich die Ursache dieser Störung erhellt wis­sen!«

»Ja, Meister.« Der Weibel hatte seine Fassung wie­dererlangt. »Im Hause gegenüber ist ein Gemüts­kranker der Obhut der Noioniten entflohen. Wir werden ihn bald finden und in Gewahrsam nehmen. Das ist alles, Meister – wie war doch Euer Name?«

Allmählich gewann der Weibel seine Autorität zu­rück, aber Marwan hatte eine ganz eigene Art, diese Frage zu beantworten. Er trat einen Schritt zurück und reckte die zur Faust geballte rechte Hand empor in das bleiche Licht des vollen Mondes. Hinter ihm an der Wand, wie durch eine Linse verstärkt, wurde ein Lichtkreis sichtbar.

»An den Stätten meines Wirkens«, verkündete Marwan, »nennt man mich Meister Regenbogen­licht!«

Eine leichte Drehung der Hand zerriss den weißen Lichtkreis in ein Spektrum wirbelnder Farben und ei­ne zweite Handbewegung zwang diese in die Form einer kreisenden Lotosblüte. Die Elfe hielt den Atem an: Marwans Fertigkeiten überraschten sie. War da mehr an dem unscheinbaren, ängstlichen Illusioni­sten dran, als er während der gemeinsamen Abende bei Oswin hatte erkennen lassen?

Lächelnd nahm Marwan die Hand herunter und trat auf die Straße.

»Es muss ein gefährlicher Geistesgestörter sein, wenn er die Aufmerksamkeit der Nachtpatrouille derart in Anspruch nimmt«, meinte er halb spöttisch, halb versöhnlich zu dem Weibel.

Der zuckte mit den Schultern und lenkte ein. Hier war er auf einen Schaulustigen getroffen, den er nicht einfach zu Bett schicken konnte.