Ein MORDs-Team - Band 22: Die Evakuierung - Andreas Suchanek - E-Book

Ein MORDs-Team - Band 22: Die Evakuierung E-Book

Andreas Suchanek

5,0

Beschreibung

Barrington Cove wird evakuiert. Die Einwohner beladen ihre Autos und fliehen aus der dem Untergang geweihten Stadt. Unterdessen befinden sich Sonja, Danielle und Randy im Gefängnis der Dynastien – und sehen sich einer alten Feindin gegenüber. Mason und Olivia können dem Grab in Maple Peaks nicht entkommen und die Luft wird zunehmend knapp. Dies ist der 22. Roman aus der Reihe "Ein MORDs-Team".

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Table of Contents

»Die Evakuierung«

Was bisher geschah

Prolog

1. Eine Stadt flieht

2. Unter der Erde

3. Der wahre Plan

4. Die Geschichte der Katrina Parker

5. Wir sind die Schlagzeile

6. Der einzige Ausweg

7. Ein pelziger Engel

8. Die Büchse der Pandora

9. Ein Gespräch mit dem Teufel

10. Versperrt

11. Das nächste Ziel

12. Der Zwischenstand

13. Der Schuss

14. Abschied

15. Die Akten

16. Ein Gespräch unter Freunden

17. Ohne Ausweg?

18. Kriegsrat

19. Im Glockenturm

20. Geliebte Schwester

21. Die Sorgen einer Mutter

22. Die rasende Reporterin

23. Der letzte Akt

Epilog

Vorschau

Seriennews

Impressum

Ein MORDs-Team

Band 22

»Die Evakuierung«

von Andreas Suchanek

 

 

Was bisher geschah

 

1985: Die Katastrophe auf dem Zirkusrummel von Angel Island hält die Stadt Barrington Cove in Atem. In Feuer und Rauch kommt es zu Toten und Verletzten. Wendy und Corey Parker gehören zur Fünften Dynastie und stehen inmitten des Sturms. Doch ihr Schicksal bleibt ungewiss.

Gegenwart: Die Leiche von Corey Parker, der 1985 starb, wird auf Angel Island entdeckt. Nach Irrungen und Wirrungen stellt sich heraus, dass dies auch für Wendy gilt. Sie ließ ebenfalls 1985 ihr Leben. Um wen es sich bei der Unbekannten handelt, die sich in der Gegenwart als Wendy ausgibt, bleibt ungewiss.

Mason und Olivia entdecken unter einem alten Grab in Maple Peaks eine versteckte Höhle. Die auftauchende falsche Wendy sperrt beide dort ein und versiegelt das Grab.

Unterdessen geraten Danielle, Randy, Sonja und der Vater von Harrison in einen Gefängnisaufstand. Beteiligt ist die unschuldig dort gefangene Katrina Parker, die Großtante von Danielle. Sie führt die vier über einen geheimen Lift ins neue Gefängnis der Dynastien, das sich unter der offiziellen Haftanstalt befindet.

Im Rathaus wird entdeckt, dass der Bohrturm auf Angel Island umfunktioniert wurde und das gesamte Wasser in den Katakomben mit Flüssiggas angereichert ist. Ein Funke genügt, und die Stadt vergeht in Feuer und Chaos.

Die Bürgermeisterin beschließt die Evakuierung.

Prolog

 

1985

 

Die Matratze war hart und abgenutzt, die Luft feucht. Graue Wände verstärkten das Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Es gab keinen Ausweg mehr, nicht für sie. Ängstlich umschlang sie ihre angewinkelten Beine. Warum hatten sie sie nicht einfach getötet? Genau wie Corey.

Heiße Tränen rannen über Wendys Wangen. Sie spülten die Traurigkeit aus ihr heraus, doch es gab mehr als genug davon, einen unerschöpflicher Vorrat. Hoffnung wollte sich nicht einstellen. Ihr Innerstes wurde von einer eiskalten Hand gepackt, die jedes positive Gefühl erstickte.

Sie hatten sie in das Gefängnis geworfen, versteckt tief im Fels von Angel Island. Im steten Wechsel aus Dunkelheit und dem Dämmerlicht der verstaubten Lampe verlor sie jedes Gefühl für Zeit. Manchmal glaubte Wendy, all das läge ewig zurück – die panischen Rufe, das Feuer, der Schuss. Sie war gerannt, hatte ihren toten Bruder zurückgelassen. Immer weiter und weiter. Der Zirkus war hinter ihr zurückgeblieben, kurz darauf kamen die Schreie und das Feuer. Wendy hatte den Steg erreicht und dann … aus. Sie mussten sie betäubt haben. Hier im Gefängnis war sie erwacht.

In den Unterlagen ihres Vaters hatte sie davon gelesen. Das Gefängnis der Dynastien. Erschaffen, um unliebsame Gegner verschwinden zu lassen, die man aber nicht töten wollte oder konnte. Gab es vielleicht doch noch eine Chance? Der Gedanke löste einen weiteren Schwall Tränen aus.

Sie durfte nicht hoffen.

Am Ende würde sie doch nur enttäuscht werden, wie es immer der Fall war. Sie vermisste ihren Bruder und ihre Mum. Ihre Wut auf die Dynastien, der Wille, sie zu Fall zu bringen, war von tiefer Traurigkeit ausgelöscht worden. Wie dumm sie doch gewesen waren.

Ein Pochen erklang.

Verwirrt schaute Wendy auf. Hatte sie sich das Geräusch nur eingebildet?

Nein, da war es wieder.

Viel zu langsam begriff sie, dass die Klopfzeichen in einem wiederkehrenden Intervall erklangen. Morsecode. Dad hatte es Corey und ihr beigebracht, bevor er gestorben war. Jemand wollte mit ihr kommunizieren, ein anderer Gefangener vermutlich.

Konzentriert lauschte Wendy den Geräuschen und übersetzte diese im Geist. Dann antwortete sie.

So kehrte ihre Zuversicht zurück.

Und das letzte Kapitel einer traurigen Geschichte begann.

1. Eine Stadt flieht

 

Gegenwart, Barrington Cove

Ein Samstagmittag

 

In hektischer Betriebsamkeit gingen die Männer und Frauen ans Werk. Für einen Augenblick empfand Martha Stolz, doch die Realität brach einer Welle gleich über sie herein und spülte das Gefühl gnadenlos davon. Barrington Cove wurde evakuiert. Zane Warren, der neue Leiter des Katastrophenschutzes, hatte vor wenigen Minuten die für diese Fälle vorbereitete Meldung über Channel 5 verkündet. Deputys waren hinzugezogen worden, sie liefen von Haustür zu Haustür und forderten die Menschen dazu auf, die Stadt zu verlassen. Geschäfte wurden verrammelt, Reservisten patrouillierten durch die Innenstadt, um Plünderungen zu verhindern. Maple Peaks, Sunforest Cove und Woodway schickten Helikopter und Krankenwagen, um die Patienten im Barrington Cove Hospital auszusiedeln. Längst berichteten die großen Nachrichtensender landesweit über die Vorkommnisse.

Ihr Blick traf Jamie, der neben Shannon Holt stand und diese tröstete. Der Tod von Caleb Moore machte ihr schwer zu schaffen. Früher, zu Highschool-Zeiten, hatte Martha Shannon beneidet. Sie war die schöne Prinzessin gewesen, die mit Harrison, Marietta, Billy und Jamie eine verschworene Clique bildete. Doch dann war Marietta King gestorben, Shannon hatte Richard Holt geheiratet, war zur Alkoholikerin geworden und hatte schließlich in einer einzigen Nacht Mann und Sohn verloren. Und als wäre das nicht genug, war ihre Tochter nun in eine Geiselnahme verwickelt. Ein Fluch schien auf der Frau zu liegen.

»Alles in Ordnung?«, erklang es neben ihr.

Alice war in ihrem Rollstuhl herübergerollt und betrachtete sie mit besorgtem Blick. Ein paar Strähnen ihres hellen Haares hingen ihr in die Stirn.

»Gute Frage.« Martha lächelte unglücklich.

»Das Team ist auf dem Weg nach Woodway.« Alice drückte Marthas Hand. »Sie werden diese Geiselnahme beenden. Randy, Danielle, Sonja und Harrisons Dad schaffen es.«

Martha nickte nur sachte. Nachdem man ihr von der Geiselnahme im Gefängnis berichtet hatte, hatte sie als Erstes das Besucher-Log geprüft. Musste sie sich schuldig fühlen, weil sie froh darüber gewesen war, dass Mason nicht ebenfalls eine der Geiseln war? Von ihrem Sohn fehlte aktuell jede Spur, was natürlich nichts hieß. Er tauchte ständig ab, um mit Schrammen, dreckverschmiert und mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder heimzukehren. Mittlerweile war der Secret Service aktiviert worden und suchte nach Mason, immerhin war er der Sohn einer der beiden Bürgermeisterinnen.

»Irgendwie erwarte ich jeden Augenblick die Explosion«, sagte Alice leise.

Nun war es an Martha, die Hand der Freundin und Kollegin fest zu drücken. »Auf jeden Fall haben mittlerweile alle begriffen, dass wir es bemerkt haben. Und die Stadt wird laut Prognose in sechs Stunden evakuiert sein. Danach kommt es wenigstens nicht mehr zu Personenopfern.« Sie rief sich ins Gedächtnis, dass Alice schon einmal in einem Gebäude gewesen war, das aufgrund dort deponierter Bomben zerstört worden war. Deshalb saß sie heute im Rollstuhl. »Die Frage ist, was das Ziel dieser Sache ist. Was wäre geschehen, wenn wir es nicht bemerkt hätten? Oder sollten wir es bemerken?«

»Du denkst, jemand möchte, dass wir die Stadt evakuieren? Aber was dann?«

»Ich weiß es nicht. Ein Team aus Spezialisten kommt aus New York, aber die benötigen noch Stunden. Sie wollen Bodenproben nehmen, das Wasser untersuchen, den Plan der Katakomben studieren und dann eine Lösung vorschlagen. Aber all das wird Wochen dauern.«

Marthas Gedanken erschufen Szenarien der Zukunft. Selbst wenn niemand verletzt wurde und es zu keiner Explosion kam, würde es Jahre dauern, bis Barrington Cove die Ereignisse verdaut hatte. Es war Sommer. Doch der Tourismus kam schlagartig zum Erliegen. Keine Surfer an den Stränden, keine lachenden Schüler in den Eisdielen, Hotels, die leer standen. Darauf folgten automatisch Insolvenzen, denn nicht jeder konnte ein solches Tief abfangen. Die Wirtschaft würde einbrechen, die Steuereinnahmen würden sinken und so weiter.

»Sie sind noch hier?!« Ein bleicher Norman Tanzel baute sich vor Alice und Martha auf.

»Wo sollten wir denn sonst sein?«, fragte Alice.

Der Staatsanwalt ließ seinen Blick zwischen ihnen hin und her wandern, als hätten beide den Verstand verloren. »Frau Bürgermeisterin Collister, Frau Bürgermeisterin King, die ganze Stadt steht auf einer Bombe, die jederzeit detonieren kann. Und während ein Bunker grundsätzlich eine ausgezeichnete Idee zum Schutz des Stadtoberhauptes ist, liegen die Dinge hier doch anders. Eine Explosion würde alles zerstören, denn sie kommt von unten. Sie müssen evakuiert werden – und zwar sofort! Ich habe bereits mit dem Bürgermeister von Maple Peaks gesprochen. Aufgrund der Absprachen für das Evakuierungsprotokoll wurden dort Örtlichkeiten eingerichtet, die Sie beide beziehen können. Das Krisenmanagement muss von dort erfolgen.«

»Wir können doch nicht einfach …«, begann Alice, wurde jedoch sofort von Tanzel unterbrochen.

»Es ist unabdingbar, dass Sie gehen. Wenn Ihnen etwas passiert, bricht endgültig Chaos aus. Davon abgesehen könnten Sie dann nicht länger auf die Infrastruktur zurückgreifen.«

»Die Straßen sind voll«, warf Martha ein.

»Ein Hubschrauber steht bereit, Sie beide aufzunehmen. Ein weiterer ist auf dem Weg, um den gesamten Stab auszufliegen.«

Marthas Gedanken rasten. Sie konnte, nein, sie wollte Barrington Cove nicht verlassen. Natürlich sprach auf logischer Ebene alles dafür, doch ihre Emotion sagte ›Nein‹. Die Menschen waren noch nicht vollständig ausgesiedelt, FBI-Agenten untersuchten den Tod von Leopold im Rathaus über ihnen im Akkordtempo, damit keine Beweise vernichtet wurden, und Mason war nicht gefunden.

»Sie haben keine Wahl«, ergänzte Tanzel. »Der Stadtrat ist bereits evakuiert und es steht festgeschrieben, dass der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin stets in Sicherheit sein muss, um die Position ausfüllen zu können.«

Alice und Martha wechselten einen kurzen Blick.

»Du gehst«, entschied Martha. »Der Stab auch. Ich bleibe hier, bis das Chaos sich lichtet. Schickt den Hubschrauber zurück, sobald ihr in Sicherheit seid.«

»Bist du sicher?«, fragte Alice. »Martha, es kann jederzeit etwas passieren. Dann bist du alleine.«

»Nein, ist sie nicht«, erklang die Stimme von Jamie. Ihr Ehemann war mit einem Schritt bei ihr. »Ich werde ebenfalls bleiben.«

»Das gilt auch für mich«, stellte Harrison klar.

»Ich gehe auf keinen Fall«, sagte Shannon.

Selbst Billy, der verspätet aus dem Krankenhaus zu ihnen gestoßen war, schloss sich an. »Ich hatte so viel Pech in letzter Zeit, rein statistisch kommt jetzt das Glück. Ihr braucht mich.«

Martha lächelte gerührt. »Also, Norman: Legen Sie los. Der Stab und Alice gehen. Wir halten hier die Stellung und überspielen alle Daten zu Ihnen nach Maple Peaks. Sobald die Evakuierung abgeschlossen ist und ich weiß, dass es meinem Sohn gut geht, kommen wir nach.«

Tanzel wirkte, als wollte er widersprechen, nickte dann jedoch abgehackt. »Also gut. Aber bitte beeilen Sie sich.« Er wandte sich zur Seite und gab erste Anweisungen. Mit einem letzten Blick zurück ergänzte er: »Es ehrt Sie, dass Sie die Stellung halten wollen. Aber ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.«

»Ich auch«, flüsterte Martha. »Ich auch.«

2. Unter der Erde

 

Maple Peaks

 

»Warum hast du die Keycard nicht abgezogen?« Olivia stemmte die Fäuste in die Hüften.

»Ich dachte, du machst das«, gab Mason grimmig zurück.

»Du hast sie doch benutzt, wieso sollte ich sie mitnehmen?«

Darauf wusste Mason nichts zu sagen. Er war einfach so aufgeregt über ihren Fund gewesen, dass er in den Raum geeilt war, ohne auf die Keycard zu achten. Diese steckte noch immer auf der Außenseite des Raums im Schlitz des Lesegerätes. Doch die Tür war von der unbekannten Frau, die sich als Wendy ausgab, geschlossen worden. Dummerweise musste auch auf der Innenseite eine solche eingeführt werden, die sie nun nicht mehr besaßen. Kurz darauf hatten sie das schabende Geräusch der Grabplatte vernommen, die wieder geschlossen wurde. Niemand wusste von dem geheimen Raum unter dem Grab, was selbst Masons sonniges Gemüt zu ersticken drohte – wortwörtlich.

»Wir werden ersticken«, sagte er deshalb.

»Nein, werden wir nicht.« Olivia deutete in die Höhe. »Da sind schmale Lüftungsschlitze. Der Raum wurde aufwendig gebaut, das muss man ihr lassen.«

»Dann werden wir verhungern«, blieb Mason bei seiner Meinung. »Oder verdursten.«

»Dank der vielen Kekse, die du ständig in dich stopfst, besteht keine Gefahr, du hast Reserven.«

Skeptisch kniff Mason sich in die Hüfte. »Das fühlt sich aber gar nicht nach Reserve an. Das sind alles harte Muskeln. Willst du mal …«

»Nein, Collister, will ich nicht.«

Er grinste frech und wandte sich der Tischplatte zu. Kurzerhand schob er den Kassettenrecorder beiseite und stieg auf die Platte. »Hey, wir sind hier. Hilfe!«

»Collister, zwischen uns und der Oberfläche liegen mehrere Meter dicke Erde und im Garten der Parkers herrscht Urwald. Da ist niemand, der uns hören könnte. Sieht man mal von Socke ab, der vermutlich irgendeinem Karnickel hinterherjagt oder liebevoll einen Grashalm beschnuppert, weil mal ein Käfer daraufsaß.«

»Dieses lausige Fellknäuel ist zu nichts nutze«, blaffte Mason. »Meinst du, er fürchtet sich? Er ist ganz allein da oben.«

Olivia beließ es bei einem Seufzen. »Socke geht es erst mal gut. Er wird mit einem Blatt Freundschaft schließen und es die ganze Zeit umkreisen. Verdammt, wie konnte uns nur so ein Anfängerfehler unterlaufen!«

Mason stufte das als rhetorische Frage ein und schwieg. Randy wäre so etwas nicht passiert. Sein bester Freund hätte die Keycard direkt wieder in sein Etui gesteckt, aber sie beide waren eben keine Neeks.

Vor ihnen an der Wand hingen Hunderte Polaroids, zwischen denen Fäden gespannt waren. Die falsche Wendy Parker hatte über viele Jahre Menschen beobachtet, um herauszufinden, wer zu den vier Dynastien gehörte. Doch erst das aufgezeichnete Gespräch zwischen Randy und Bürgermeister Taylor hatte ihr die Wahrheit enthüllt. Denn während auf Channel 5 eine veränderte Version vorgespielt worden war, hatte Fake-Wendy das Original in die Finger bekommen. Ab diesem Zeitpunkt hatte ihr Rachefeldzug angefangen. Danielle, Randy, Olivia und er hatten die ganzen letzten Wochen vermutet, dass der Fund von Corey ihre Wut entfacht hatte. Doch in Wahrheit hatte sie die Informationen noch nicht besessen, wer zu den Dynastien gehörte. Gleichzeitig war es eben nicht Wendy Parker, wie sie vermutet hatten. Denn die war ebenfalls tot. Wenige Wochen nach der Ermordung ihres Bruders war auch Wendy gestorben, gleichermaßen auf Angel Island.

Für jedes Rätsel, das sie lösten, tat sich ein neues auf. Wer hatte Corey umgebracht? Wer war der Mörder von Wendy? Und wer war die Unbekannte, die sich als Wendy ausgab?

»Wenn du die Wand weiter so angestrengt betrachtest, wird sie einstürzen.« Olivia wandte sich ab und ging vor der Tür in die Hocke. »Ich könnte das Codeschloss öffnen und versuchen, die Kontakte zu überbrücken.«

»Du kannst so was?«

»Es wäre eher ein Glücksspiel. Falls es schiefgeht, ist die Elektronik kaputt. Dann geht die Tür gar nicht mehr ohne schweres Gerät auf. Wie hat sie diese Panzertür nur hier eingebaut bekommen?«

»Vielleicht hat sie das gar nicht.« Masons Blick wanderte über die Polaroids. »Einige sehen sehr alt aus. Ich könnte mir vorstellen, dass der Raum bereits da war, als Corey, Wendy und auch Fake-Wendy noch Kids waren – sie haben ja alle ungefähr das gleiche Alter.«

Olivia kam wieder in die Höhe. »Das würde schon passen. Patrick Parker war ja als Bankräuber unterwegs, um die Fünfte Dynastie wieder mit Geld zu versorgen. Da hat er doch garantiert auch die Menschen in Maple Peaks und Barrington Cove sehr genau beobachtet. Immerhin war es überlebenswichtig, alle einschätzen zu können, um sich von den Dynastien fernzuhalten.«

»Und dann ist er gestorben, Katrina wurde verhaftet und die Kids sind ermordet worden.« Mason verschränkte die Arme. »Woher weiß Fake-Wendy dann von dem Raum?«

»Dass sie ihn durch Zufall entdeckt hat, glaube ich kaum.« Olivia schürzte die Lippen. »Sie müsste die Familie vorher gekannt haben. Vielleicht eine Spielgefährtin von Wendy und Corey. Wenn die Zwillinge ihren Dad irgendwann mal dabei beobachtet haben, wie er hergekommen ist, wussten sie von dem Raum.«

»Und dann kommt sie hierher, errichtet einen Grabstein für Wendy auf dem Zugang und nimmt die Arbeit von Patrick Parker wieder auf?«