Émile und die Rousseauisten - Julian Müller - E-Book

Émile und die Rousseauisten E-Book

Julian Müller

0,0

Beschreibung

Julian Müller begibt sich auf die Suche nach der Jugend. Dabei stößt er auf Charaktereigenschaften, die wir so gar nicht mit Jugendlichkeit assoziieren. An dieser Unmöglichkeit einer klaren Trennung zwischen eindeutig jugendlichem und eindeutig erwachsenem Verhalten und Benehmen erkennt Müller eine generelle gesellschaftliche Entwicklung und plädiert für ein unaufgeregteres, unpathetischeres, ja realistischeres Bild von Jugend.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 19

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Benutzerhinweise

Dieser Artikel enthält Anmerkungen, auf die die Anmerkungszahlen im Text verweisen. Durch einfaches Klicken auf die Anmerkungszahl wechselt das E-Book in den Anmerkungsteil des Artikels, durch Klicken auf die Anmerkungszahl im Anmerkungsteil wieder zurück zum Text.

Julian Müller

Émile und die Rousseauisten

Über die Erziehung zu ein bisschen weniger Pathos

Wie also über Jugend schreiben? Wie über einen Gegenstand schreiben, der sich offenbar so schwer fassen lässt, der einem sofort zu entgleiten droht, sobald man über ihn nachzudenken beginnt? Nach allem greifen wir, aber wir fassen nur Wind. Ja, es ist sogar noch schlimmer: über den man überhaupt erst dann nachzudenken beginnt, sobald er schon längst verschwunden ist. Solange die Jugend da ist, denkt man über alles Mögliche nach, nur nicht darüber, was sie ausmacht und was sie eigentlich ist.

Einen Text so anzufangen, heißt allerdings auch, bereits mit einem Fuß in die Falle getappt zu sein, die sich einem unweigerlich stellt, sobald man sich dem Thema »Jugend« nähert. Man kommt kaum umhin, im Modus der Sehnsucht und des Verlusts über sie zu schreiben und »Jugend« somit als das Ungreifbare, das Unfassbare, das Schon-Verlorene und Nichtrevidierbare zu stilisieren. »Wie rasch ist unser Dasein auf dieser Erde dahin! Das erste Viertel ist abgelaufen, ehe wir es noch zu nutzen verstanden. Das letzte läuft dahin, und wir sind nicht mehr fähig, es zu genießen. Zu Beginn wissen wir nicht, was leben heißt – bald darauf können wir es nicht mehr. […] Das Leben ist kurz, weniger wegen seiner kurzen Dauer, als vielmehr weil wir in dieser geringen Spanne kaum dazu kommen, es wirklich auszukosten.«1

Es ist im Grunde immer noch Rousseau, in dessen Tonfall wir fast automatisch zu sprechen beginnen, sobald es um das eigene Leben und vor allem um die eigene Jugend geht. Mit seinem Erziehungsroman Émile ou de l’éducation