Entführt, Vermisst, Verschollen - Kurt Guske - E-Book

Entführt, Vermisst, Verschollen E-Book

Kurt Guske

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Beschreibung

Zahlreiche Menschen verschwinden plötzlich auf unerklärliche Art und Weise. Die Polizei hat keinerlei Anhaltspunkte. Frank wird ohne sein Zutun in die mysteriösen Vorfälle verwickelt und unglaubliche Phänomene begleiten ihn. Ein spannendes Abenteuer über den ewigen Kampf »Gut gegen Böse«.

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Kurt Guske

Entführt, Vermisst, Verschollen

Engelsdorfer Verlag Leipzig 2019

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2019) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Entführt, Vermisst, Verschollen

Dank

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

»Oppa« Kurt ist ein liebenswertes Original. Wer ihn schon einmal getroffen hat, weiß, was ich meine. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, immer einen lieben Spruch auf Lager und ausgesprochen gute Laune. Er liebt seine Frau und seine Familie bedingungslos, vergöttert Schalke 04 (ok, einen Fehler muss jeder haben) und lebt für die Literatur. Seine Gedichte und Kindergeschichten sind Kult und bereits im Kanzleramt bei Angela Merkel gelandet, er nimmt an Poetry Slam Wettbewerben teil, hält Kontakt zu den Medien und ist ein ausgesprochen feiner Kerl, der mich immer unterstützt hat. Dafür bin ich Kurt Guske sehr dankbar. Umso mehr freue ich mich nun, dass er seinen ersten Roman vorgelegt hat. Ein Lebenstraum von Kurt Guske wird wahr. Ich habe diesen Roman mit Gewinn gelesen und bin begeistert über die witzigen Anspielungen, den aktuellen Bezug sowie die Mischung verschiedener Genres.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

Sven Volmering, MdB a.D.

Mit hochgeschlagenem Kragen hastete Frank durch den strömenden Regen. Seine durchnässten Haare klebten an seiner hohen Stirn. Jetzt verfluchte er den Umstand, dass er seinen Regenschirm, der wie immer im Kofferraum lag, nicht mitgenommen hatte. Aber wer geht schon zu einer Prostituierten mit einem Schirm.

Ein greller Blitz erleuchtete die regennasse und dunkle Nacht. Der darauffolgende, brüllende Donnerschlag ließ ihn kurz zusammenzucken. Regen lief in kleinen Sturzbächen an seinem Gesicht hinab und durchnässte ihn in kürzester Zeit.

Frank hatte ein sehr markantes und männliches Gesicht mit einem kleinen Oberlippenbart. Er war sportlich, schlank und ein richtiger Frauentyp. Er spielte Tennis und betrieb mit großer Leidenschaft Kampfsport. Kung Fu war für ihn Entspannung und Stärkung zugleich.

Frank erschrak, als ein Kleinwagen mit viel zu hoher Geschwindigkeit, vor allem bei diesem Regen, um die Ecke gefahren kam. In einer großen Wasserlache verlor das Auto, ein roter Fiat 500, die Bodenhaftung. Es prallte gegen den Bordstein, überschlug sich und kam auf dem Dach rutschend, funkensprühend und mit großem Getöse an einer Hauswand zum Liegen. Nachdem er seinen ersten Schrecken überwunden hatte, begann er zu handeln. Er nahm sein Handy zur Hand, wählte die Nummer 112 und sprach mit der Rettungsleitstelle. Währenddessen ging er zum Auto und schilderte, was er sehen konnte, und zwar eine junge Frau, nicht ansprechbar, mit einem seltsam angewinkelten Arm und einer Platzwunde am Kopf. Er gab noch seinen Standort durch und kniete sich neben den Wagen.

Jetzt vernahm Frank ein leises Wimmern, aber es kam nicht von der Fahrerin. Mit seiner Handyleuchte versuchte Frank im Wagen etwas zu erkennen. Er sah ein kleines Kind in einer Babyschale, scheinbar unverletzt. Da beide Seitenfenster zersplittert waren, versuchte Frank behutsam an das Baby heranzukommen. Ganz vorsichtig löste er die Schale aus dem Gurt und redete beruhigend auf das Baby ein. Auf einmal waren die Flammen da. Einer Dame, die gerade aus der Haustür trat, drückte er das Baby in die Hand und schrie: »Bitte gehen Sie von hier etwas weg, der Wagen brennt.« »Oh Gott«, sagte sie und lief mit dem Kind ins Haus.

Die Flammen wurden immer stärker, es roch nach verbranntem Gummi und Benzin. In aller Eile riss Frank an der Tür, um sie aufzubekommen. Trotz starkem Regen wurden die Flammen immer größer. Noch einmal konzentrierte er sich und mit einem Schrei bekam er endlich die Fahrertür auf. Hastig löste er den Gurt und zog die junge Frau aus dem Auto. Er nahm sie auf den Arm und entfernte sich von dem brennenden Fahrzeug.

Schwer atmend setzte er sich mit der Ohnmächtigen auf eine Treppe. Die Haustür öffnete sich und ein Hausbewohner legte eine Decke um die beiden. »Danke«, sagte Frank und gemeinsam warteten sie auf die Rettung.

Endlich, flackerndes Blaulicht und Sirenen und schon waren die Helfer zur Stelle. Im Nu hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht.

Die Rettungssanitäter kamen zu Frank und kümmerten sich um die Frau. Sie hatte offensichtlich einen gebrochenen Arm, eine Kopfwunde und war bewusstlos. Vorsichtig wurde sie auf eine Trage gelegt und zum Rettungswagen gebracht. Frank erzählte noch von dem Baby und zeigte auf die Frau, die mittlerweile mit dem Baby im Hauseingang wartete. Das Baby wurde von den Sanitätern ebenfalls übernommen. Jetzt wollte man schnell ins Krankenhaus, denn innere Verletzungen waren bei der jungen Frau nicht auszuschließen.

Als die anwesende Polizei nach Zeugen fragte, meldete sich Frank.

Andere Zeugen titulierten Frank als einen Helden, was dieser aber energisch von sich wies.

Frank ging mit den Polizisten zum Polizei-Bully und machte dort seine Aussage. Anschließend brachte man ihn noch zu seinem Wagen und bedankte sich für seine Hilfe.

In seinem Wagen musste Frank wieder an ein Ereignis von vor vielen Jahren denken, als seine Elena noch lebte. Gern gingen die zwei zum Tanzen in die örtliche Disko und hatten Spaß. Doch dieser Spaß wurde an einem Abend jäh gestört.

Betrunkene Halbstarke grabschten seine Elena an, worauf er natürlich sofort dazwischen ging.

Drei Tage später wachte er im Elisabeth-Krankenhaus wieder auf. Das erste, was er sah, war seine Elena.

Verständnislos blickte er sich um. Als Elena seine geöffneten Augen sah, beugte sie sich über ihn und küsste Frank ganz zärtlich.

»Was ist passiert?«, fragte er.

Elena erzählte ihm, wie fünf Idioten ihn in der Disko zusammenschlugen und traten.

»Und wenn die Türsteher nicht gekommen wären, dann hätte es ganz böse ausgehen können, mein Liebling. Aber es ist auch so schon schlimm genug. Du hast vier gebrochene Rippen, einen Jochbeinbogen gebrochen, einen Milzriss und eine schwere Gehirnerschütterung.«

So langsam dämmerte es auch Frank und er ahnte, wo er sich befand, denn neben seinem Bett stand ein Ständer mit einer Infusionsflasche.

»Hauptsache dir ist nichts geschehen«, murmelte Frank noch geschwächt.

In dem Moment klopfte es und ein Arzt in Begleitung einer Schwester betrat das Krankenzimmer.

Guten Tag, Herr Mertens, da sind Sie ja wieder, wie geht es Ihnen?«

»Mir ging es schon einmal wesentlich besser.«

»Kein Wunder bei dem, was Ihnen die Rüpel angetan haben, aber in ein paar Wochen sind Sie wieder wie neu.«

Dann wurde Elena hinausgebeten, weil Frank noch versorgt werden musste. Nach fünfzehn Minuten war man fertig und Elena konnte wieder zu ihm.

»Mein armer Schatz«, sagte sie und küsste ihn zärtlich auf den Mund.

»Das ist besser als eine schmerzstillende Spritze«, murmelte Frank.

»Werde erst einmal wieder gesund, bevor du anfängst, Sprüche zu machen«, sagte Elena.

Frank gab keine Antwort, denn er war wieder eingeschlafen.

Leise verließ Elena das Krankenzimmer, denn sie wollte noch einige Sachen für Frank besorgen.

Dank Elenas liebevoller Fürsorge ging Franks Genesung zügig voran.

Nach sechs Wochen war Frank vollständig genesen. Danach meldete er sich beim örtlichen Polizeisportverein an und belegte Kung Fu-Kurse, eine Sportart, die ihm sehr gefiel.

Nach zwei Jahren war er einer der Besten im Verein und gewann auch größere Meisterschaften.

Sein Antrieb war, er wollte nie mehr kampflos von anderen zusammengeschlagen werden. Ein Jahr später hatten Elena und Frank geheiratet. Sie waren sehr glücklich miteinander, bis vor zwei Jahren der verfluchte Krebs ihm seine geliebte Elena nahm.

Es dauerte fast ein ganzes Jahr, trotz Hilfe von Verwandten und Freunden, bis er wieder am normalen Leben teilnehmen konnte.

Für eine neue Beziehung war er aber noch nicht bereit.

Hin und wieder ein Besuch im Eros Center, mehr nicht. Trotzdem ging es ihm danach nie richtig gut. Er hatte immer ein schlechtes Gewissen Elena gegenüber. So war es auch heute wieder.

»Sch… Gewitter«, schimpfte er vor sich hin und startete seinen 3er BMW.

Es war das Lieblingsauto von Elena und auch er konnte sich nicht von dem Schlitten trennen.

Aufflammende Blitze und grollender Donner begleiteten ihn auf dem Nachhauseweg.

Im Radio liefen gerade Nachrichten und man berichtete auch von umgestürzten Bäumen. Schon wieder vernahm er Sirenen und flackerndes Blaulicht zeigte sich in seinem Rückspiegel.

Frank fuhr rechts ran und wartete brav, bis zwei Feuerwehrautos, ein Krankenwagen und zwei Polizeiautos an ihm vorbei waren, dann fuhr er weiter. Bis zu seiner Wohnung waren es nur noch wenige hundert Meter.

Er stellte seinen Wagen auf dem gemieteten Stellplatz ab, hastete in seine Wohnung, warf die Tür hinter sich zu und atmete auf. »Geschafft«, dachte er.

Im Flur zog er all seine feuchten Sachen aus und legte sie in sein Badezimmer. Die nassen Schuhe platzierte er unter eine Heizung, nachdem er sie mit Zeitungspapier ausgestopft hatte.

Dann musste er sich erst einmal ausgiebig duschen. Wohlig drehte er sich unter dem warmen Wasser und fühlte sich etwas besser.

Nach der heißen Dusche trocknete er sich ab und föhnte seine Haare. Anschließend machte Frank eine Flasche trockenen Rotwein auf und goss etwas von dem köstlichen Tropfen in ein bauchiges Glas.

Er setzte sich in seinen Lieblingssessel, schwenkte das Glas und genoss den Atem des Weines. Jetzt fühlte Frank sich erst richtig gut.

Seine Dreieinhalbzimmerwohnung war immer noch nach dem Stil von Elena eingerichtet. Das war auch gut so, denn sie hatte einfach den besseren Geschmack.

Frank stellte fest, dass seine Erinnerung an Elena langsam zu verblassen schien und es schmerzte auch nicht mehr so.

Nach dem dritten Glas wurde Frank schläfrig und er wäre fast in seinem Lieblingssessel eingeschlafen.

Ein unnatürliches Geräusch am Fenster schreckte ihn auf.

Verdammt, was war das? Er ging zum Fenster und schaute hinaus.

Was er da zu sehen bekam, ließ ihn schlagartig hellwach werden.

Ein dunkler Schatten, von bunten Schlieren umgeben, sah aus wie eine schwarze Seifenblase.

Er öffnete das Fenster und sogleich geschah es: Ein ungemein starker Sog erfasste Frank und saugte ihn in die schwarze Blase.

Sein Hilfeschrei wurde von der Schwärze verschluckt und er verlor das Bewusstsein.

Ein offenes Fenster und eine leere Wohnung blieben zurück.

Als er wieder zu sich kam, befand er sich auf einem Wüstenboden. Frank verstand gar nichts. Er schaute sich um und erkannte in einiger Entfernung eine dunkle Hügelkette.

»Verdammt, was war da bloß in dem Wein, dass ich so halluziniere?«, fragte er sich.

Dann kniff er seine Augen zusammen und sah, dass sich drei Männer, von den Hügeln kommend, auf ihn zu bewegten.

Frank setzte sich auf und erwartete die drei.

Als sie bei ihm waren, stellte er sich hin und schaute sie fragend an.

Der Mittlere stellte sich und die anderen vor: »Mein Name ist Clark Gabel, er hier ist Jens Spohn«, Clark zeigte auf den Rechten, »und das hier ist Lukas Gus, unser Jüngster.«

»Kann mir einer erklären, was hier gerade abläuft?«, fragte Frank.

»Ja«, sagte Clark, »aber erst einmal müssen wir von hier verschwinden, denn die schwarzen Reiter lassen nicht lange auf sich warten.«

»Die schwarzen Reiter?«

»Erfährst du alles später, wir müssen los, da hinten kommen sie schon, nehmt eure Beine in die Hand.«

Vier Männer rannten über den Wüstenboden in Richtung der Hügelkette.

Schon waren drei Reiter zu erkennen, die auf der Jagd nach den vier Männern waren.

Die Hufe ihrer Pferde malträtierten den Wüstenboden, so dass der Sand und kleinere Steine aufgewirbelt wurden und die Reiter eine große Staubfahne hinter sich her zogen.

Der Abstand zu den Fliehenden verkürzte sich rasend schnell.

Es war abzusehen, dass die Fliehenden den rettenden Höhleneingang nicht mehr erreichen würden.

Da rief Frank: »Lauft weiter, ich werde sie aufhalten.«

»Nein wir bleiben bei dir, zu viert haben wir vielleicht eine kleine Chance«, rief keuchend Clark.

»Verdammt, jetzt lauft schon, ich weiß was ich tue«, schrie Frank und stellte sich den heranrasenden Reitern entgegen.

Bei so viel Unverfrorenheit parierten die drei Reiter ihre Pferde durch und kreisten ihn ein.

Frank erschrak über das, was er zu sehen bekam.

Die Reiter besaßen wohl eine menschliche Gestalt, aber ihre Köpfe sahen aus wie Echsenköpfe. Ein breites nach vorne gezogenes Maul mit wulstigen Lippen. Die Augen lagen seitwärts in einer tiefen Einbuchtung und hatten sichelförmige Pupillen, dadurch wirkten sie besonders bösartig.

Sie trugen eine schwarze Lederhose, schwarze Stiefel und ein schwarzes Oberteil, ebenfalls aus Leder.

Die Pferde, allesamt Rappen, hatten die Gestalt von robusten Hannoveranern.

Die Reiter hielten mit der rechten Hand die Zügel und in der linken Hand einen Wurfspeer. Über der Schulter hatten sie einen Bogen und an dem Sattel war ein Köcher mit Pfeilen befestigt.

Ganz ruhig blieb Frank stehen und schaute sich die Szenerie an. Obwohl er von drei Speeren bedroht wurde blieb Frank ganz cool.

»Darf ich fragen wer Ihr seid?«, fragte Frank.

»Wir sind deine Henker«, antwortete einer mit einer sehr dünnen Fistelstimme.

»Warum, ich habe euch doch nichts getan?«, fragte Frank weiter.

»Gor braucht deine Seele«, antwortete einer der drei Reiter.

»Wer ist Gor?«, wollte Frank erneut wissen und dabei wanderten seine Blicke zwischen den dreien hin und her. Sollten sie ihn angreifen wollen, wusste er schon, wie er sich verhalten würde. Unmerklich verlagerte er sein Gewicht auf das rechte Standbein und war bereit.

»Schluss mit dem Gewäsch«, rief der linke Reiter dazwischen und hob den Arm mit dem Speer.

Inzwischen waren Clark, Jens und Lukas in der Höhle angekommen und schauten mit angstvoll geweiteten Augen auf Frank und die drei schwarzen Reiter, die etwa dreißig Meter vor ihnen entfernt waren.

»Er hat uns das Leben gerettet und muss jetzt dafür büßen«, sagte Lukas mit tränenerstickter Stimme.

»Er ist verdammt mutig, aber gegen die Schwarzen hat er keine Chance«, meinte Jens.

»Ihr habt recht«, sagte Clark.

Im gleichen Augenblick, als einer der Reiter seine Lanze hob, explodierte Frank. Mit einem kurzen, lauten Schrei sprang er hoch und prellte dem Reiter seinen Speer aus der Hand, ergriff ihn und stieß den zweiten damit aus dem Sattel. Bevor der dritte überhaupt reagieren konnte, holte ihn ein Scherenschlag aus dem Sattel.

Panisch ergriff daraufhin der erste die Flucht.

Frank hielt die zwei auf dem Boden liegenden Schwarzen mit einem Speer in Schach. Als die drei in der Höhle das sahen, kamen sie gleich herbeigelaufen, um Frank zu unterstützen.

Die Schwarzen wurden mit einem Teil von den Zügeln der Pferde gefesselt und auf die Beine gestellt. Mit dem Rest wurden die Halfter der zwei Pferde verbunden, um sie leichter fortführen zu können.

»War das Karate oder Kung Fu?«, fragte Lukas.

»Kung Fu«, erwiderte Frank.

»Super«, sagte Clark, »unser erster Sieg über die Schwarzen.« Im gleichen Moment jaulten die Schwarzen auf und fielen tot um.

»Das war Gor, er duldet keine Versager. Er ist ein brutaler Herrscher, der aber ab den Hügeln hier keinen Einfluss mehr hat.«

»Nun, das wirst du alles noch erfahren. Wir können sie hier liegen lassen, denn irgendwann in der Nacht werden sie abgeholt.«

»Ich brenne darauf zu erfahren, wo und warum ich hier bin«, sagte Frank.

»Nur Geduld, zuerst müssen wir die Pferde in Sicherheit bringen. Die Araaner werden sich sehr über die zwei Rappen freuen.«

»Araaner?«, fragte Frank erstaunt.

»Bleib ruhig, du wirst gleich alles erklärt bekommen, denn was dir geschehen ist, das haben wir anderen auch alle erlebt.«

Frank stapfte hinter den dreien her, in einer Jogginghose, T-Shirt und barfuß. Er brannte darauf, eine Erklärung für das Geschehene hier zu bekommen.

Der Höhleneingang war erreicht und Frank kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Ein riesiger Felsendom bot sich seinen Augen dar, mit zerklüfteten Wänden und einer ebenso zerrissenen Decke in circa zwanzig Metern Höhe.

»Das ist ja fantastisch«, murmelte er vor sich hin.

Die vier wurden von einer Gruppe jubelnder Menschen empfangen.

»Habt ihr es wieder einmal geschafft?«, rief ein älterer Mann aus der Gruppe. »Da wird der Dämon aber ganz schön sauer sein«, rief ein anderer.

»Dass alles so geklappt hat, haben wir nur ihm zu verdanken, und außerdem verdanken wir Frank unser Leben«, sagte Clark.

In dem Moment ertönte ein Gong. Clark sagte: »Komm Frank, es gibt Essen.«

»Gute Idee«, sagte Frank, »ich habe langsam Hunger bekommen und unendlich viele Fragen.«

»Bei Tisch werden wir dir so gut es geht, alles beantworten.«

Die kleine Truppe, einundzwanzig Männer und neun Frauen, begaben sich tiefer in die Höhle hinein.

Die Höhle wurde von aufgehängten Kerzenschalen einigermaßen erhellt, so dass man sich gefahrlos darin bewegen konnte.

Frank Mertens, ein 36 Jahre alter Mann aus einer Kleinstadt am Niederrhein, befand sich irgendwo in einem fremden Land, in welchem sich mysteriöse schwarze Schergen tummelten. Tausend Fragen brannten in ihm und er hoffte, bald befriedigende Antworten zu bekommen.

Während sich der kleine Trupp weiter in das Innere der Höhle bewegte, bemerkte Frank an der rechten Seite zwei Eingänge, mit Stoffbahnen verhangen.

»Wo kommt man dahin?«, fragte er Clark, der neben ihm ging.

»Das sind unsere Schlafkammern, eine für die Frauen und eine für uns Männer. Es sind nur einfache Liegen mit Strohunterlagen und ein paar Wolldecken«, erklärte ihm dieser.

Es wurde wieder heller, denn man näherte sich dem Höhlenausgang. Kurz davor befand sich ein großer, langer Tisch mit zwei ebenso langen Bänken.

Hier waren gerade zwei junge Frauen damit beschäftigt, Brotlaibe, Wurst und Käse zu verteilen, dazu Tonschalen, in denen sich eine wie Butter aussehende Paste befand.

Zudem gab es noch große Tonkrüge, die mit Wasser und Säften gefüllt waren.

Frank musste unwillkürlich an das jährlich stattfindende Ritterfest in seiner Heimatstadt denken.

»Willkommen im Mittelalter«, sprach ihn da ein älterer Herr an und stellte sich als Professor und Medizinalrat Rolf Haber vor. »Wir Gestrandeten, so nennen wir uns hier, sprechen uns aber nur mit dem Vornamen an.«

Frank hielt ihm die Hand hin und sagte »Frank«, der Professor ergriff sie und sagte »Rolf«.

Frank schaute zu dem Tisch, den die Frauen deckten, hin und hielt die Luft an, als ihn eine lächelnd ansah.

Eine wunderschöne, junge Frau mit langen schwarzen Haaren, mandelförmigen Augen, leicht bräunlichem Teint und einem süßen, roten Mund, in welchem er herrlich weiße Zähne erkennen konnte. Sie trug ein helles blousonähnliches Oberteil, das mit mehreren Spangen zusammengehalten wurde und einen braunen Rock, der nicht zu lang war, und ihm den Blick auf zwei wohlgeformte Beine ermöglichte.

Franks Puls beschleunigte sich in ungeahnte Höhen.

»Vorsicht Frank, sie ist vergeben«, flüsterte der Professor.

Frank schluckte kurz und riss sich zusammen.

Clark sagte: »Bin gleich wieder da«, und verschwand. Der Professor schaute ihm stirnrunzelnd nach und lud Frank ein, sich neben ihn zu setzen.

Als Frank sein rechtes Bein über die Bank hob, erkannte der Professor, dass er keine Schuhe trug. »Ach deshalb«, murmelte er und setzte sich auf die Bank.

»Sagten Sie etwas?«, fragte Frank.

»Nein, aber gewöhn dich daran, wir duzen uns alle hier«, erwiderte dieser.

»Sorry Rolf, aber ich bin immer noch ganz durcheinander. Kannst du mir vielleicht erklären, was geschehen ist?«, fragte Frank.

»Ja, in Kurzform, für die lange Form haben wir nach dem Essen noch genügend Zeit. Vielleicht hast du schon einmal etwas von sogenannten Parallelwelten gehört?«, fragte ihn Rolf.

»Es gibt da so gewisse Theorien«, erwiderte Frank.

»Um in so eine Welt zu wechseln, muss man eine transzendale Überlappungsstruktur finden. Auf dieser Welt gibt es eine Macht, der es möglich ist, solche Übergänge zu schaffen und Menschen hierher zu entführen«, erklärte der Professor.

»Ich verstehe ehrlich gesagt nur Bahnhof«, entschuldigte sich Frank.

Clark kam wieder zurück und rief: »Frank, ich habe etwas für dich.«

Frank schaute auf und erkannte, dass Clark ein paar Holzlatschen mit Lederriemen in der Hand hielt. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er immer noch barfuß war.

»Danke Clark, eine super Idee, die kann ich wirklich gut gebrauchen«, freute sich Frank.

»Ein Held kann doch nicht auf Socken herumlaufen«, sagte Clark und gab Frank die Holzsandalen. Frank dankte und fühlte sich augenblicklich etwas wohler.

»Aralie«, rief Clark, das war die junge Dame, von der Frank so begeistert war, »dir haben wir natürlich auch etwas mitgebracht.«

Aralie schaute ihn fragend an.

Clark winkte Lukas zu, der sich mit den erbeuteten Pferden im Hintergrund aufgehalten hatte und Lukas kam mit den Pferden näher.

»Bitteschön, eine Blutauffrischung für eure Zucht.«

Aralie erbleichte, doch dann strahlte sie: »Die sind doch von den Schwarzen, wie habt ihr das denn geschafft?«, fragte sie.

»Da musst du ihn fragen«, dabei zeigte er auf Frank, »dieser Haudegen hat drei Schwarze ganz alleine besiegt, sogar ohne Waffen.«

Aralie schaute Frank fragend an. »Bist du ein Zauberer oder von dem guten Geist gesandt?«, wollte sie wissen.

»Nein«, lachte Frank, »ich bin nur ein ganz normaler Mensch der etwas Kung Fu trainiert.«

»Kung Fu?«, fragte sie erstaunt.

»Das ist ein Kampfsport, den ich betreibe und der mehr der Verteidigung, als dem Angriff dient«, erklärte er ihr.

»Könnte ich das auch erlernen?«, fragte sie neugierig.

»Na klar«, erwiderte Frank.

»Dann möchte ich, dass du mir das beibringst«, kam ihre spontane Antwort.

»Gern«, sagte Frank, »aber jetzt bin ich hungrig und würde dann erst einmal schlafen wollen.«

»Entschuldige, du wirst auch noch viele Fragen haben. Wir, das sind meine Cousine Magalie und ich, bringen die beiden Pferde jetzt zu meinem Vater. Eine gute Nacht euch allen. Wir sehen uns morgen früh.«

»Gute Nacht Aralie, gute Nacht Magalie.« Dann nahmen die zwei Frauen die Pferde in Empfang und verließen die Höhle. Nun begannen alle mit dem Abendbrot.

»Weißt du, Frank«, begann Rolf, »hier unten sind wir einigermaßen sicher. Der Höhleneingang ist mit einem Gittertor gut abgesichert. Außerdem scheint es hier ein Mineral zu geben, dessen Strahlung für die Schwarzen nicht zuträglich ist, aber für uns Menschen und den Araanern ist es ungefährlich.«

»Und wer sind die anderen?«, fragte Frank.

»Das ist das Volk der Akuuner. Sie sind eigentlich ein armes Volk. Nach dem großen Krieg zwischen Gut und Böse wurden sie bestraft, mit einem Tierschädel zu leben. Eine grausame Strafe.

Aber der Geist, dem die Araaner huldigen und der sie auch beschützt, griff ein, als die Akuuner die Araaner fast ausgerottet hatten. Auf diesem Planeten gibt es scheinbar nur diese beiden Völker«, erklärte Rolf, »außer in den Wäldern, da soll es, ähnlich wie bei uns, noch ein paar Urvölker geben. Sie treiben sogar etwas Handel mit den Araanern. Im Tausch für Wild und Fisch bekommen sie Metallspitzen für Pfeile und Speere, Langmesser und Getreide.«

»Aber wieso sprechen sie alle unsere Sprache und können uns verstehen?«, fragte Frank weiter.

»Ich habe da eine Vermutung«, sagte Rolf. »Die Bewohner dieser Welt haben noch ein unbekanntes Organ neben der Hypophyse. Dieses ermöglicht ihnen, unsere Sprache in einer sehr kurzen Zeit zu erlernen. Keine Ahnung wieso, aber es erleichtert unser Leben hier ungemein.«

»So etwas hätte ich in der Schule gebrauchen können, dann wären meine Noten bestimmt besser gewesen«, meinte Frank schelmisch.

»Tja, man kann eben nicht alles haben«, lachte Rolf.

Plötzlich fiel ein kleiner, schwarzer Stein auf den Tisch, genau neben Franks Tonteller, und er schaute verdutzt nach oben.

Rolf warf sich auf ihn und riss ihn zur Seite. Schon knallte ein großer Felsbrocken genau auf die Stelle, wo Frank gerade noch saß.

Er rieb sich das Knie und bedankte sich bei Rolf. »Ohne dich wäre ich jetzt wohl tot.«

»Hier ist es Alltag, dass ein jeder auf den anderen aufpasst, schließlich leben wir in einer fremden Welt.«

Leider hatte Clark etwas abbekommen und lag stöhnend auf dem Boden. Er hatte eine Verletzung an der linken Schulter und vermutlich die rechte Hand gebrochen.

»Schnell, holt meine Korbtasche«, rief Rolf und kümmerte sich um Clark.

Luisa, eine der Frauen, lief los und war in kürzester Zeit wieder zurück.

»Hier bitte«, sagte sie und gab dem Professor die Korbtasche.

Er öffnete diese, nahm ein paar saubere Tücher heraus, außerdem eine Flasche mit einer rotbraunen Flüssigkeit, träufelte etwas auf ein Tuch und legte dieses auf die Wunde. Mit schmalen Bändern wurde es fixiert. Nun kümmerte sich Rolf um die verletzte Hand.

Nach behutsamem Abtasten der Hand stöhnte Clark an einer bestimmten Stelle auf.

»Okay, sieht nach Kahnbeinbruch aus, die Hand wird stillgelegt. In ein paar Wochen ist alles wieder gut«, beruhigte ihn Rolf.

»Hast noch einmal Glück gehabt Clark, leg dich ins Bett und ruhe dich aus.«

Luisa brachte Clark in den Männerschlafraum und fragte ihn ob, er noch etwas brauchte.

»Alles gut Luisa«, erwiderte Clark, »ich bin auch müde von dem aufregenden Tag und werde etwas schlafen. Du kannst Frank noch seine Liege, die Waschgelegenheit und die Toilette zeigen.«

»Mach ich, und gute Nacht, Clark«, sagte sie und dabei hauchte sie ihm noch einen kleinen Kuss auf die Stirn.

»Danke Luisa.« Clark fühlte sich gut, wenn sie in seiner Nähe war. Er mochte die kleine Rothaarige mit ihren Sommersprossen und den vollen Lippen.

Er genoss die sanfte Berührung ihrer Lippen und hätte sie gern in den Arm genommen, aber traute sich nicht.

Er war eher der schüchterne Typ und kein Draufgänger.

Aber Luisa hatte dafür Verständnis und wollte ihn auch nicht überrumpeln, man wusste ja nicht, wie die Zukunft aussah. Musste man sein restliches Leben hier verbringen, oder gab es noch einen Weg zurück?

Inzwischen hatte sich alles wieder am Tisch beruhigt und zwei Männer hatten das gebrochene Stück der Bank ausgesägt und die Enden glatt geraspelt.

Ein großes schwarzes Haus unweit der Akuuner-Siedlung. Es war das Reich des Bösen, das Domizil von Gor.

Eine schwarze Kuppel, ohne Fenster und nur mit einem unsichtbaren Eingang versehen. Diesen öffnete er nur, wenn er die Hauptleute der schwarzen Schergen empfing und mit ihnen seine diabolischen Pläne besprach.

Gor war vor Äonen der Vertraute des guten Geistes. Irgendwann wurde Gor immer machtbesessener und wollte die Sphäre des Gesetzes übernehmen.

Aber Aaba, Name des großen Geistes, ließ dies nicht zu und verstieß Gor aus der Sphäre.

Gor blieb Herr der Akuuner, seiner Anhänger. Er konnte sie aber nicht von der Brandmarkung mit den Tierköpfen befreien.

Die Akuuner litten sehr darunter, aber anstatt demütig zu werden und ihre Strafe anzunehmen, folgten sie weiterhin Gor.

Gor versuchte nun, durch Blutvermischung seinem Volk zu helfen. Er ließ durch seine Schergen, den schwarzen Reitern, wenn sich die Möglichkeit ergab, ab und an eine Araanerin entführen und vergewaltigen.

Aber es hatten sich bisher immer die männlichen Gene durchgesetzt.

Nach der Geburt, wenn das Kind einen Echsenkopf besaß, wurden die Frau und das Baby getötet und die armen Seelen von Gor einverleibt.

Auf diese Weise wurde Gors Macht immer größer und auch seine Gier.

Da sein Machtgebiet eingeschränkt blieb, hielt er nach anderen Möglichkeiten Ausschau.

Durch Zufall erfuhr er von Überlappungen der Parallelwelten und dass es Übergänge geben könnte.

Gor machte sich ans Werk, diese zu finden.

Ein Dämon kann sich auch körperlos und energetisch bewegen und schon bald stieß er auf ein Überlappungstor seiner Welt mit dem der Erde.

Jetzt brauchte er nur noch ein Transportmittel, um Menschen in seine Welt zu entführen.

Zwei Bedingungen waren da von Nöten. Die Überlappung musste in einem von ihm beherrschten Bereich stattfinden und der Mensch musste in unmittelbarer Nähe der Überlappung sein.

Gor gelang es, mit seinen Kräften eine energetische Transportblase zu erschaffen, in welche man die Menschen durch so ein Tor bringen konnte.

Aber das größte Handicap blieb, dass er die Überlappung nie örtlich bestimmen konnte. Oftmals erwischte die Transportblase nur irgendwelche Tiere und das konnte auch schon einmal tragisch enden.

Einmal erwischte die Blase einen sibirischen Tiger. Dieser brachte erst einige Schwarze um, bevor man ihn töten konnte.

Auch war jeder Transport so energieraubend, das Gor immer erst einige Zeit brauchte um sich zu erholen.

Es lohnte sich also mehr für ihn, sich bei den Araanern zu bedienen. Aber auch dieses wurde immer schwieriger, denn araanische Frauen waren kaum noch ohne Schutz unterwegs.

Ein weiteres Problem war, er konnte nie genau bestimmen, in welchem Gebiet der Transport mit der Blase endete.

Sehr oft geschah es im Aaraner-Gebiet. Dort war der Mensch für ihn verloren. Das Ausladen geschah auch immer mit großem Getöse, so dass es nie unbemerkt blieb.

Aber ab und an gelang es ihm eine Unglückliche oder einen Unglücklichen zu erhaschen und sich mit seiner Seele zu stärken.

In letzter Zeit passierte es immer häufiger, dass seine schwarzen Schergen versagten und zu spät an der Übergangstelle ankamen.

Diese Seele war dann für ihn verloren.

Wehe, wenn ihn seine Wut übermannte, dann verloren seine Schergen ihr Leben.

Aber heute war etwas Ungewöhnliches geschehen. Ein Mann der Erde hatte seine drei Schergen düpiert und besiegt. Zwei ließen sich sogar gefangen nehmen, aber das bekam ihnen schlecht.

Gor stoppte ihre Herzen und übernahm ihre Seelen.

Wutschnaubend musste er auch noch den Verlust zweier wertvoller Reitpferde hinnehmen.

Alles in ihm schrie nach Rache.

Gor zog sich zurück, um sich einen perfiden Plan auszudenken.

Er brauchte unbedingt wieder Erfolge, damit seine Schergen ihm weiter bedingungslos folgten.

Die Misserfolge der letzten Zeit waren nicht gerade motivierend.

Plötzlich verzog sich sein geiferndes Maul zu einem höhnischen Grinsen.

Gor hatte die vermeintlich richtige Idee.

Bei vernünftiger Ausführung schlug er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.

Diesen Ausdruck hatte er irgendwann einmal von einem Entführten gehört und weil er ihm gefiel, auch übernommen.

Er wusste, dass Aul, der Anführer seiner Schergen, ganz besessen von Aralie war, der Tochter von Aarol, dem Fürsten der Araaner.

Es war sein größter Wunsch, diese Frau zu besitzen.

Gor hatte auch schon einen Plan.

Luisa ging in die Gemeinschaftskleiderkammer und suchte ein paar Sachen für Frank aus.

»Hallo Frank, sieh mal, ich glaube davon könnte etwas in deiner Größe sein.«

Sie reichte Frank zwei braune Hosen aus grobem Leinen, einen Ledergürtel mit einem einfachen Schloss und zwei Hemden aus einem etwas feineren Stoff.

»Wahnsinn, wo bekommt ihr denn all diese Sachen her?«, fragte Frank erstaunt.

»Wie du dir denken kannst, von den Araanern, aber wir arbeiten auch dafür«, sagte Rolf.

»Ich kann mich hier sehr gut im medizinischen Bereich einbringen und erfahre auch viel über Naturmedizin. Ich habe hier auch schon einige Operationen mit den Schamanen durchgeführt.

Ihre Anästhesie ist einmalig, zwei kleine Löffel einer Paste und dann musst du sehr lange schlafen. Die Operationswunde wird geklammert, ebenfalls mit einer anderen Paste bestrichen, ein großes Blatt darüber gelegt und dann mit Leinenstreifen verbunden.

Drei bis vier Tage später ist alles wunderbar verheilt«, erklärte Rolf weiter.

»Und was geht noch?«, wollte Frank wissen.

»Wir haben Maurer, einen Zimmermann, einen Schmied, zwei Bauern, Schlosser und auch einen Elektriker. Der ist ganz besessen davon, mit dem Schlosser den Aaranern ein Wasserkraftwerk zu schenken, um Strom zu erzeugen. Ich glaube, die Aussichten sind gar nicht so schlecht.«

»Ich möchte noch so viel wissen, aber ehrlich gesagt, Rolf, ich werde langsam müde«, und gähnte ausgiebig hinter vorgehaltener Hand.

»Verstehe, wir reden morgen weiter, Luisa wird dir deine Schlafstelle zeigen und unser provisorisches Bad, aber es geht«, meinte Rolf.

Wie auf ein Stichwort hin nahm Luisa Frank bei der Hand und führte ihn zu den Schlafräumen.

Kurz davor drehte sie ab und ging zur gegenüberliegenden Höhlenwand.

Hinter einem Felsvorsprung sah Frank, dass es dort weiterging.

»Das sind unsere Luxuswaschräume«, sagte Luisa und zeigte auf zwei kleinere Eingänge, die mit verschiedenfarbigen Stoffen verhangen waren.

»Der dunkle Eingang ist euch Männern vorbehalten und der hellere uns Frauen.« Sie zog den Vorhang der Männer beiseite und zeigte auf ein steinernes Waschbecken. Von der Decke kam eine Art Bambusrohr mit einem kleinen Abzweig, der schräg auf das Becken wies.

Daran befand sich ein kleiner Hebel, der beweglich war.

Luisa drückte ihn nach rechts und schon kam klares Wasser aus dem Rohr.

Unter dem Becken war auch ein Rohr, das in dem Boden verschwand.

»Mit einer warmen Dusche können wir leider noch nicht dienen, aber die Jungens arbeiten schon daran.«

Sie zeigte auf ein Regal, auf den unterschiedlich farbige Becher standen.

Darin befand sich je ein Stück Holz, an dessen Ende ein paar Borsten befestigt waren.

»Unsere Zahnbürsten auf Bio-Art, Naturholz mit Schweineborsten, sehr effektiv. Und hier in diesem Topf befindet sich eine Paste, welche nicht besonders gut schmeckt, aber die Zähne sehr gut reinigt.« Dann zeigte sie auf ein größeres Gefäß, das auf dem Boden stand.

»Voila, unsere Universalseife. Sie dient auch gleichzeitig als Shampoo und funktioniert erstaunlich gut. Die Araaner benutzen sie auch.«

Sie zeigte auf eine Tür, in welche ein Herz geschnitzt war.

»Du kannst dir schon denken, was sich dahinter befindet?«, fragte sie.

Frank lachte: »Ich glaube schon, Luisa.«

Sie öffnete die Tür. Frank sah auf eine kniehohe Kiste mit einem Deckel in der Mitte.

Links davor befand sich ein Stapel mit großen hellen Blättern, die sehr angenehm und aromatisch dufteten.

»Toilettenpapier.«

»Ja, nimm mal eins in deine Hand.«

Frank tat es und war angenehm überrascht. »Schön weich«, meinte er und roch daran. »Riecht irgendwie nach Lavendel.«

»Du hast recht, es ist Araaner-Standard, nicht schlecht, oder?«

»Ich bin begeistert.«

»Frank, bei den Sachen vorhin waren auch noch zwei Tücher, die du dann als Handtücher benutzen kannst.

So jetzt zeige ich dir noch deine Liege und dann lass ich dich allein. Ich denke, es reicht für heute, du bist bestimmt sehr müde.«

»Das kann man wohl laut sagen«, murmelte Frank.

Als er auf seiner Liege lag, dauerte es nicht lange und er war eingeschlafen. Frank träumte irre Sachen, doch als er am frühen Morgen erwachte, hatte er alles vergessen.

Er schaute sich um und brauchte einige Zeit um zu realisieren, wo er sich befand. Sein erster Gang führte ihn zur Toilette und danach in den Waschraum. Hier traf er auf Rolf, der gerade beim Zähneputzen war. Sein »Guten Morgen«, wurde etwas undeutlich erwidert. Mit einer Zahnbürste im Mund spricht es sich halt nicht so gut.

»Wir müssen uns etwas beeilen, die anderen sitzen schon am Tisch«, sagte Rolf und spuckte das Pastagemisch aus dem Mund. Noch einmal kurz nachgespült, dann war Rolf fertig.

Eine Viertelstunde später gesellte sich Frank ebenfalls dazu. Alle Anwesenden begrüßten Frank sehr herzlich und er bekam einen heißen Becher mit einer aromatischen Flüssigkeit.

Rolf sagte: »Frank, das ist ein hiesiger Tee, sehr wohlschmeckend und bekömmlich.«

Frank nahm einen Schluck und konnte es bestätigen.

In diesem Moment betrat Aralie die Höhle und begab sich zu Frank.

»Mein Vater würde dich gern kennenlernen, um sich für die zwei Pferde zu bedanken und er interessiert sich auch für deine Kampftechnik.«

»Kann ich vorher noch frühstücken?«

»Sicher, ich hole dich später ab.«

Dann drehte sich Aralie um und verließ die Höhle.

»Donnerwetter«, meinte Rolf, »das ging aber schnell, sonst dauert es schon etwas länger, bis man eine Audienz beim Herrscher bekommt. Die zwei Pferde müssen ihn ganz schön beeindruckt haben.«

Clark nickte zustimmend.

Frank griff zum Brot und war überrascht, wie gut es schmeckte.

»Die Araaner haben Kornarten, die den unseren sehr ähnlich sind und über ihre Backkunst muss man sich nicht wundern«, sagte Rolf.

Überhaupt muss man sagen, es gibt nur ganz wenige Unterschiede zu unserer Flora. Bei der Fauna allerdings habe ich Tiere gesehen, wie ich sie vorher nie gesehen habe.

Die Araaner selbst stehen am Anfang der Industrialisierung. Für unsere Handwerker ein Fundus vergangener Technik.

»Die beiden jungen Frauen, kommen sie jeden Tag zu uns?«, fragte Frank.

»Nein, in der Regel kümmern wir uns selbst um unsere Lebensmittel, aber wenn es wieder eine Entladung der Transportblase gab, schickt sie der Fürst Aarol, um zu erfahren, ob es eine Rettung gab oder einen Verlust.«

»Und die schöne Aralie ist schon vergeben, hast du gesagt?«, wollte Frank wissen.

»Ja, lass bloß die Finger von ihr, es könnte dir schlecht bekommen!«

»Okay, Rolf, ich weiß bescheid.«

In diesem Moment kam Aralie zu den beiden und fragte, ob Frank sie zu ihrem Vater begleiten könnte.

Frank wischte sich seinen Mund ab und stand auf.

»Aber gern, wir können.«

Aralie und Frank verließen die Höhle und folgten einem Pfad, der in die Höhe führte. Nach einer kurzen Zeit erreichten sie eine Hochebene und Frank war überwältigt von dem, was er zu sehen bekam.

Über sich sah er zwischen den Wolkenlücken zwei Sonnen, sie schienen kleiner zu sein, als die Sonne der Erde.

»Coors und Saars, unser Himmelspaar, sie schenken uns Leben, Wärme und Licht. Coors ist der Mann und Saars seine Frau. Die zwei wurden von dem guten Geist und allwissenden Aaba in die große Sphäre gebracht, damit alles Leben hier gedeihen kann.«

»Fantastisch, so etwas haben meine Augen noch nie gesehen.«

»Ich weiß, von Rolf habe ich erfahren, dass euer Planet nur eine Sonne besitzt und auch nur einen Trabanten, welchen ihr Mond nennt. Wir haben drei Trabanten und nennen sie Luul, Bool und Feel. Wenn alle drei zusammen zu sehen sind, wird bei uns das Fest der Verbindung gefeiert.«

»Fest der Verbindung?«, fragte Frank erstaunt.

»In eurer Welt sagt man ›heiraten‹ dazu«, erklärte ihm Aralie.

»Und wie oft geschieht es, dass man die drei zusammen sieht?«

»Einmal während eines großen Umlaufs, ihr nennt es JAHR.«

Währenddessen kamen sie an einem Feld vorbei, an dem einige Frauen Pflanzarbeit verrichteten. Als sie Aralie erblickten, hielten sie kurz inne und winkten ihr fröhlich zu.

Aralie winkte lachend zurück und zeigte auf ein größeres Gebäude vor ihnen.

»Kaaspra, das Haus meines Vaters und Fürsten, der auch gleichzeitig unser oberster Richter ist. Es gibt für die einzelnen Regionen auch Richter, aber wenn man sich dort nicht einig wird, dann spricht mein Vater das Urteil.«

»Dein Vater hat also eine ganz große Verantwortung für dein Volk.«

»Ja, er ist aber sehr gerecht und großmütig.«

»Rolf hat mir erzählt, du willst dich auch verbinden?«

»Ja«, antwortete Aralie einsilbig und ein Schatten fiel auf ihr schönes Gesicht. Frank bemerkte dies und fragte auch nicht weiter.

Das Haus selbst war ein schmuckloser, großer, zweistöckiger Rundbau. Im ersten Stock umlief den gesamten Bau eine Balustrade, vermutlich zur Verteidigung gedacht.

Das Dach war spitz und mit Schiefer belegt.

Über der Eingangstür war so etwas wie ein Wappen angebracht. Die Eingangstür war ziemlich wuchtig und wurde von zwei Uniformierten, bewaffnet mit Speer und einem Schwert, rund um die Uhr bewacht.

»Sie gehören zu unserer Ehrengarde und werden stündlich abgelöst. Der einzige Pomp, den sich mein Vater erlaubt.«

Sie betraten das Fürstenhaus und kamen durch einen Flur in einen großen Saal.

Aralie und Frank berührten sich zufällig und zuckten zurück. »Entschuldigung«, sagte Frank und sah wie Aralie errötete.

Weit vor ihnen, am Kopf des Saales, saß der Fürst auf einem aufwendig geschnitzten großen Thron.

Zwei Männer der Ehrengarde begleiteten die beiden zum Fürsten und er stand auf, um Frank zu begrüßen.

»Herzlich willkommen im Hause Aarols«, sagte er und reichte Frank seine Hände.

»Es ist mir eine große Ehre, Fürst Aarol«, erwiderte Frank.

»Bitte nehmt Platz«, und er deutete auf zwei Stühlen neben seinem Thron.

Die beiden bedankten sich und nahmen Platz.

Frank schaute sich den Fürsten etwas genauer an. Er sah einen etwa fünfzigjährigen stattlichen Mann in langen Hosen, einem prächtig verzierten langen Hemd und einem Überwurf, der mit einer goldenen Spange gehalten wurde.

»Dies ist mein Regierungssitz und Richtersaal, hier werden Gesetze erlassen und auch Urteile gesprochen. Dort«, und er zeigte auf zwei Bänke links von ihm, »sitzen die Beschuldigten und ihre Fürsprecher. Und hier«, er zeigte auf drei Bänke rechts neben sich, »meine Berater und da«, er zeigte auf Bänke rechts und links des Raumes, »sitzen die Zuhörer. Ich lege großen Wert darauf, dass mein Volk bei meinen Entscheidungen mit dabei ist.«

»Und nun zu Ihnen, junger Mann. Es ist das erste Mal in unserer Geschichte, dass man den Schwarzen Pferde abnehmen konnte. Für Ihre außergewöhnliche Tat möchte ich Ihnen diesen Anhänger verleihen.«

Auf ein Zeichen des Fürsten kam einer von der Ehrengarde und überreichte einen, auf einem kostbar verzierten Tuch liegenden Anhänger.

Der Anhänger war an einer goldblauen Kordel befestigt.

Der Fürst nahm den Anhänger mit der Kordel und streifte diese über Franks Kopf. Dabei sagte er: »Aaba schütze dein Leben und deine Seele.«

Danach riefen die Männer der Ehrengarde: »Aaba schütze unseren Fürsten und seinen Gast.« Dabei stießen sie mit ihren Speeren dreimal auf den Boden. Danach bat der Fürst Frank, seine Geschichte zu erzählen.

Frank erzählte von seiner Ankunft und wie er die drei Schwarzen besiegte.

»Kannst du es mir vielleicht einmal vorführen, damit ich mir ein Bild davon machen kann?«, fragte der Fürst.

»Aber sehr gerne. Lass drei deiner stärksten Gardisten hierher kommen und ich zeige es dir.«

Der Fürst rief einen seiner Gardisten und gab ihm den Befehl.

Während der Gardist sich auf den Weg machte, erfuhr Frank noch so einiges von dem Zwist zwischen den Akuunern und Aaranern und auch von den Entführungen und dem bösen Schicksal, das diese Frauen bei den Schwarzen erwartete.

»Ist denn noch nie eine Befreiung der Frauen versucht worden?«, fragte Frank.

»Das ist unmöglich, die Schwarzen riechen und wittern meine Leute, wenn sie sich nur in ihre Nähe begeben.«

In dem Moment, betraten der Gardist und drei weitere, hochgewachsene Gardisten den Raum.

Es waren Booron und zwei seiner Leute. Zu Frank sagte er leise: »Verletze Booron nicht zu sehr, er soll sich demnächst mit Aralie verbinden.«

Der Fürst begab sich zu den Ankömmlingen und erläuterte ihnen seinen Wunsch.

Die drei schauten auf Frank und lächelten siegesgewiss.

Sie stellten sich Frank gegenüber auf und warteten auf ein Zeichen ihres Fürsten.

Dieser hob seinen Arm und ließ ihn dann fallen.

Daraufhin stürzten sie sich auf Frank und lagen kurze Zeit später fassungslos auf dem Boden.

Booron, der wütend war, dass dies vor den Augen seiner Zukünftigen geschah, sprang zornig auf und zog sein Schwert.

»Halt«, rief donnernd der Fürst, »dieser Mann ist mein Gast und steht unter meinem Schutz.«

»Verzeiht Herr«, sagte Booron, und steckte sein Schwert kleinlaut in die Scheide zurück. Dabei achtete er darauf, dass niemand seinen hasserfüllten Blick sah, den er heimlich Frank zuwarf.

Frank erkannte, dass er sich Booron zu seinem Feind gemacht hatte.

Versöhnlich reichte er Booron die Hand und fragte, ob er ihn zuerst ausbilden dürfe, damit er diese Kampfkunst an seine Leute weitergeben könne.

Booron schlug natürlich sofort ein.

Der Fürst lud Booron, Frank und Aralie zum Essen in einen Nebenraum ein.

Hier wurden die Köstlichkeiten des Planeten aufgetischt.

Es gab Fisch, Eutes (eine Art Rindfleisch), Geflügel von einem fasanähnlichen Vogel und sehr viele Salate. Dazu reichte man Wasser und Wein.

Frank war begeistert.

Nach dem Essen hatte der Fürst noch Regierungsgeschäfte zu tätigen und ein Urteil zu sprechen.

Frank verabredete sich mit Booron für den nächsten Tag zum ersten Training.

Booron wollte noch etwas mit Aralie besprechen und fragte Frank, ob er den Weg zurück alleine finden würde. Frank bestätigte dies und verabschiedete sich von allen.

Beim Rückweg ließ Frank sich Zeit, denn es war so viel Neues zu entdecken. Er erblickte eine atemberaubende Landschaft und riesengroße Bäume mit wunderschönen, farbenfrohen Blüten. Die Rinder, welche er auch zu sehen bekam, waren, bis auf das dritte Horn an der Stirn, unseren Rindern gleich.

Eigentlich waren nicht allzu große Unterschiede gegenüber der Erde zu erkennen.

Gravierend waren die zwei Sonnen und drei Monde. Natürlich war das Aussehen der Akuuner äußerst befremdlich, wobei die Aaraner eher den Mitteleuropäern glichen.

Frank sah einen starken Ast auf dem Boden liegen und hob ihn auf. Wer weiß, wozu man so etwas gebrauchen konnte. Kaum, dass er den Gedanken zu Ende geführt hatte, ertönte lautes, angstvolles Geschrei vom Feld, auf dem die Frauen arbeiteten.

Ohne weiter zu überlegen rannte Frank los, um den Frauen zu helfen. Schon von weitem sah er, dass sich den Frauen eine große Wildkatze näherte.

Sie hatte ungefähr die Größe eines Gepards. Durch lautes Schreien und Pfeifen versuchte er, die Aufmerksamkeit des Tieres auf sich zu lenken.

Fauchend drehte sich das Tier nach dem Störenfried um. In weiten Sätzen jagte es Frank entgegen.

Als die Wildkatze Frank fast erreicht hatte, setzte sie zu einem Sprung an, um Frank zu zerfleischen. Blitzschnell tauchte Frank nieder und hielt den Ast, den er in den Boden gerammt hatte, senkrecht vor sich und hebelte die Katze damit aus. Wild fauchend überschlug sie sich, landete aber wieder auf allen Vieren.

Wütend fegte ihr Schwanz den Sand vom Boden und sprang Frank wieder an. Frank machte einen Sidestep und traf das Tier mit dem Ast am Kopf.

Bewusstlos fiel es zu Boden.

Frank riss sein Hemd in Streifen und fesselt damit die Läufe des Tieres. Mit dem Maul, aus welchem zwei große und scharfe Fangzähne hervorstanden, verfuhr er ebenso.

Als die Frauen das sahen, kamen sie noch etwas zögerlich hinzu.

Sie starrten Frank wie einen Geist an. »Du musst ein großer Krieger und Held sein«, sagten sie.

»Nein, nein«, sagte Frank, »alles nur Technik und Schnelligkeit.«

»So etwas habe ich noch nie gesehen«, sprach Lusa, eine der Feldarbeiterinnen.

»Und was machen wir jetzt mit dem Tier?«, fragte Frank.

»Da kommen schon einige von den Gardisten, sie werden es wohl weiter weg von hier wieder aussetzen«, sagte die Frau.

»Das finde ich sehr gut, denn ich mag Tiere«, erwiderte Frank.

Als die Gardisten angekommen waren, erstattete Lusa Bericht.

Diese schauten Frank ungläubig an. Nur mit einem Knüppel versehen ein wildes Raubtier zu besiegen, das war schon ein verdammt starkes Stück.

Frank verabschiedete sich von allen und meinte, dass seine Leute schon auf ihn warteten.

Gerade als er sich umdrehen wollte, sah ein Gardist den Anhänger des Königs.

»Aarol«, sagte er, zeigte auf den Anhänger und die Umstehenden verneigten sich vor Frank.

Frank war peinlich berührt und machte sich auf den Weg zurück zur Höhle.

Mit neugierigen Blicken schaute er sich weiter die fremde Umgebung an. Ein Blick nach oben zeigte ihm das wunderbare, wenn auch fremde Bild der Doppelsonnen.

Es war einmalig, schmerzte auch nicht in den Augen, wenn man direkt in die Sonnen sah.

Vermutlich, weil sie weiter weg waren und vielleicht auch kleiner als die heimatliche Sonne.

Auf jeden Fall ein fantastischer Anblick.

Während Frank noch so nach oben schaute, erblickte er einen großen Vogel, der dort seine Kreise zog. »Was für ein herrliches Tier«, dachte Frank und ging langsam weiter. Er konnte schon den Höhleneingang erkennen, als es vor ihm raschelte. Frank blieb stehen und schaute zu der Stelle, von wo das Geräusch kam. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, vor allem, wenn man sich auf einem fremden Planeten befindet.

Zwei Meter vor ihm richtete sich eine große, giftgrüne Schlange auf. Fasziniert schaute Frank auf das Reptil. Seinen Knüppel umfasste er etwas fester. Frank war bereit sich zu verteidigen, denn er wusste ja nicht, ob es ein giftiges Exemplar war.

Die Schlange wog ihren Oberkörper hin und her und schien ihn zu belauern. Frank stand ganz ruhig und taxierte die Schlange mit seinen Blicken.

Aus dem Maul der Schlange züngelte eine gespaltene Zunge immer wieder vor und zurück. Ihre seitwärts am Kopf liegenden Augen schienen Frank zu fixieren. Er atmete ruhig ein und aus und ließ sich von dem Tier nicht in Panik versetzen. Die Schlange öffnete das Maul, zischte und stieß ihren Oberkörper in seine Richtung. Frank ließ das Tier nicht aus den Augen. Langsam und zischend kam die Schlange immer näher.

Frank überlegte ruhig, was zu tun wäre.

Im gleichen Moment fiel ein großer Schatten auf Frank und mit einem lauten Schrei ergriff ein großer Vogel, den Frank beobachtet hatte, mit seinen starken Krallen die grüne Schlange und entschwand nach oben.

Jetzt sah auch Frank die wahre Größe der Schlange und war froh, dass er nicht mit dem Tier hatte kämpfen müssen.

Aufgeschreckt vom Schrei des Vogels, kamen einige seiner Gefährten aus der Höhle gelaufen und sahen Frank, der ihnen zuwinkte.

Rolf war einer der ersten der sich ihm näherte.

»Na wie war die Audienz beim Fürsten?«, fragte er.

»Sehr gut, sieh einmal, was ich von ihm bekommen habe«, und Frank zeigte Rolf den fürstlichen Anhänger.

Rolf schaute sich den Anhänger an. »So etwas habe ich hier noch nie zu Gesicht bekommen, sieht ja richtig edel aus«, meinte er.

»Ja und für die nächste Zeit habe ich auch schon einiges vor, ich soll die Gardisten in Kung Fu unterrichten.«

»Ist ja super, ich glaube einige von uns würden gern dabei mitmachen.«

»Warum nicht, dann kommt wenigstens keine Langeweile auf. Wann gibt es denn Essen?«, fragte Frank, denn der Magen knurrte ihm schon.

»Wenn Timo und Harry vom Angeln zurückkommen. Der Fluss Graa, den du dort unten erkennen kannst, ist voll von exzellenten Speisefischen. Timo und Harry sind unsere Fischexperten und hervorragende Angler.«

»Klasse, ich esse auch gerne Fisch.«

Zwei Männer schleppten eine große pfannenähnliche, eiserne Schale herbei, welche mit drei Ketten an einem Dreibein aus Eisen befestigt wurde, so dass man darunter ein Feuer machen konnte.

»Und darin werden die Fische gebraten?«, fragte Frank.

»Genau, aber erst wenn sie ausgenommen, gewaschen, gewürzt und mit Mehl eingestäubt wurden.«

»Oh, darauf freue ich mich jetzt schon.«

Frank erzählte Rolf von seinem Erlebnis mit der Raubkatze. Rolf runzelte die Stirn. »Seltsam, diese Katzen sind sehr scheu und gehen den Araanern und uns eigentlich aus dem Weg. Irgendetwas muss sie aus dem Wald vertrieben haben. Vielleicht treiben sich wieder ein paar Akuuner hier herum, immer auf der Suche nach ein paar Frauen, die sie entführen können. Wir sollten in unserer Aufmerksamkeit nicht nachlassen.

Die schwarzen Schergen sind rücksichtslos, verschlagen und kennen keine Gnade.«

»War ein guter Tag zum Angeln, die Fische bissen wie verrückt«, sagte Timo.

»Ist ja toll«, meinte Rolf, »dann können wir den Frauen heute Nachmittag, wenn sie uns wieder etwas bringen, ein paar Fische mitgeben. Die werden sich bestimmt darüber freuen. Aber einer sollte mitgehen und die Fische tragen.«

»Das mache ich sehr gerne«, sagte Frank, »dann kann ich ja auch einiges über die Kultur der Araaner erfahren.«

Die Aussicht auf ein Treffen mit Aralie brachte sein Blut etwas in Wallung.

Rolf schaute Frank an und murmelte: »Denke daran, dass sie einem anderen versprochen wurde.«

»Ich werde es nicht vergessen.«

Die Männer begaben sich zu einem kleinen Bach nah bei der Höhle und fingen an, die Fische auszunehmen und zu säubern. Die Fische sahen aus wie etwas zu groß geratene Forellen.

Bald darauf waren zwei Körbe für die Höhlenbewohner und ein Korb für Aralie und Magalie bereitgestellt.

Unter der großen Pfanne wurde ein Feuer gemacht. Nachdem genügend Glut unter der Pfanne war, wurden die Fische, gewürzt, gesalzen, mit Mehl bestäubt und in die Pfanne gelegt. Ein verführerischer Duft kam auf, als die Fische in der Pfanne brutzelten. In der Zwischenzeit hatten einige Frauen Brot und Salate auf den Tisch gestellt, ebenso das Geschirr und Besteck.

Kurz darauf erschienen, wie bestellt, Aralie und Magalie. »Ihr kommt genau richtig«, sagte Rolf und bat die beiden Platz zu nehmen.

Sie strahlten und lobten den Duft der Fische. Aralie saß Frank genau gegenüber.

»Da ist ja unser großer Held«, sagte sie lachend. »Wenn du so weiter machst, wird mein Vater dir noch ein Denkmal setzen.«

Alle schauten auf Frank.

Frank wurde verlegen und murmelte: »Es war doch nichts.«

»Es war doch nichts?« Aralie schaute in die Runde und sprudelte los. »Dieser Mann hier«, und dabei zeigte sie auf Frank, »dieser Mann hat einfach so im Vorbeigehen, fünf Feldarbeiterinnen vor einem Koogkr gerettet, nur mit einem Stock bewaffnet.«

Spontan bekam Frank von allen Beifall.

»Der Koogkr wurde in unser ›Artenhaus‹ untergebracht, das in eurer Heimat ZOO genannt wird.« Dabei schaute sie Frank so intensiv an, dass dieser errötete.

Als Rolf das sah, schmunzelte er heimlich.

Frank musste nun den anderen alles haarklein erzählen, wie sein Kampf mit dem Koogkr war. Begeistert schauten ihn alle an.

»Und dieser Stab hier, den ich gefunden habe«, er zeigte auf den Stab, der neben ihm am Boden lag, »der wird mich nun so lang es geht, immer begleiten.«

Aralie schaute ihn bewundernd an. »Und das reicht dir als Waffe?«, fragte sie.

»Ein gesunder Geist in einem trainierten Körper ist eine größere Waffe als man glaubt. Denkt dabei an die schwarzen Reiter, die Schergen von Gor. Ihnen ist es nicht gut bekommen, als sie mich angegriffen haben.«

Clark, Jens und Lukas stimmten lachend zu. »Wir haben es mit eigenen Augen gesehen, es war fantastisch.«

»Aralie«, sagte Rolf, »es gibt mir zu denken, dass sich der Koogkr den Frauen näherte, wo diese Tiere doch sonst so scheu sind. Ich denke, ihr solltet in der nächsten Zeit nicht unbegleitet herumlaufen. Nicht, dass die Schwarzen irgendeine Schandtat vorhaben!«

»Du glaubst, sie wollen uns entführen?«