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Daniel Bax zeigt in seinem Essay aus dem Kursbuch 186, warum Pegida und die AfD ein Ergebnis der Art und Weise sind, wie in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland über den Islam und die Muslime in Deutschland diskutiert wurde. Denn der Islam bietet sich für Rechtspopulisten gerade deshalb so lohnend als Lieblingsfeind an, weil man nicht lange graben muss, um in fast allen Milieus der Bundesrepublik auf islamkritische Motive zu stoßen. "Dahinter steckt die Sehnsucht, alles möge so übersichtlich und kulturell homogen bleiben, wie es in der nostalgisch verklärten Erinnerung früher einmal gewesen sein soll."
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Seitenzahl: 24
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Rechts. Ausgrabungen
Inhalt
Daniel Bax – Feindbild: Islam
Anhang
Der Autor
Impressum
Daniel BaxFeindbild: Islam
Die rechten Retter des Abendlands
Das Feindbild Islam verbindet heute Rechtspopulisten in ganz Europa – es ist ihr kleinster gemeinsamer Nenner, neben ihrer Ablehnung der Europäischen Union und der von Flüchtlingen. Zwei Ziele stehen bei ihnen im Vordergrund: erstens die Einwanderung insgesamt zu reduzieren, vor allem die von Muslimen, wenn nicht sogar rückgängig zu machen. Und zweitens die Muslime in Europa möglichst unsichtbar zu machen und Kopftücher, Moscheen und alles allzu Fremde aus dem Blickfeld verschwinden zu lassen. Dahinter steckt die Sehnsucht, alles möge so übersichtlich und kulturell homogen bleiben, wie es in der nostalgisch verklärten Erinnerung früher einmal gewesen sein soll.
Führende Köpfe der Alternative für Deutschland (AfD) haben den Anti-Islam-Kurs ihrer Partei bereits argumentativ eingeleitet, noch bevor auf dem Bundesparteitag in Stuttgart Ende April die dazu passenden Beschlüsse gefasst wurden. Der Islam sei »eine politische Ideologie, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar ist«, tönte die AfD-Vizechefin Beatrix von Storch. Und Alexander Gauland, Fraktionschef der AfD in Brandenburg und graue Eminenz der Partei, nannte den Islam einen »Fremdkörper«. Er sei »intellektuell immer mit der Übernahme des Staates verbunden«, darum drohe uns die Islamisierung. Aber Deutschland sei »ein christlich-laizistisches Land« und solle das auch bleiben. AfD-Parteichefin Frauke Petry schloss sich diesem Credo an. Man stelle die Religionsfreiheit von Muslimen nicht infrage. Aber »das politische Verständnis, das in Moscheen in Deutschland gepredigt wird«, entspräche nicht dem Grundgesetz, behauptete sie pauschal.
Wenn es nach der AfD geht, soll der Islam auch künftig nicht zu Deutschland gehören. Die Rechtspopulisten wollen Minarettbauten und Muezzinrufe untersagen, das Tragen von Kopftüchern an Schulen verbieten – bei Lehrerinnen wie bei Schülerinnen – sowie das Tragen von Ganzkörperschleiern überhaupt. Sie wollen Moscheen verstärkt überwachen lassen und ihre Finanzierung aus dem Ausland untersagen. Auch ein Verbot der rituellen Schlachtung von Tieren und der Beschneidung von Jungen würden manche in der Partei gerne durchsetzen. Weil dies aber nicht nur im Islam, sondern auch im Judentum üblich ist, schrecken die Parteispitzen davor zurück. Denn Antisemitismus wollen sie sich ungern vorwerfen lassen – so viel glaubt man, der deutschen Geschichte schuldig zu sein.
Damit liegt die AfD auf einer Linie mit anderen Rechtspopulisten in Europa. Nicht nur die Freiheitliche Partei Österreich (FPÖ) bemüht dabei gerne den Mythos der »Schlacht um Wien« von 1683, in der die osmanischen Heere vor den Toren der Stadt zurückgeschlagen wurden, um eine direkte Linie von der »Türkenbelagerung« von einst zu den Migrationsbewegungen von heute zu ziehen. Der Topos treibt radikale Islamhasser an: Ein antimuslimischer Hetzblog aus den USA nennt sich »Gates of Vienna«, und der norwegische Massenmörder Anders Breivik bezog sich in seinem »Manifest« auf dieses historische Datum. Auch Alexander Gauland bezieht sich auf diesen Mythos, um den antimuslimischen Kurs seiner Partei zu rechtfertigen. »Dafür haben wir