Fixed 2 - Dunkle Geheimnisse - Laurelin Paige - E-Book

Fixed 2 - Dunkle Geheimnisse E-Book

Laurelin Paige

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  • Herausgeber: Lago
  • Kategorie: Erotik
  • Serie: Fixed
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Für Alayna endete bisher jedes Liebesverhältnis in einem Desaster. Viel zu oft verlor sie die Kontrolle über ihre Gefühle und verwandelte sich in eine besitzergreifende, verrückte Stalkerin. Aber seit sie das Herz von Hudson Pierce erobert hat, wünscht sie sich nichts mehr als eine richtige Beziehung, die auf mehr als nur fantastischem Sex beruht. Hudson hat jedoch in der Vergangenheit schlimme Erfahrungen machen müssen und kann sein Misstrauen nur schwer ablegen. In der Hoffnung, seinen Panzer zu durchdringen, wendet sich Alayna an Celia, die Frau, die Hudson beinahe einmal vor den Traualtar geführt hätte. Doch von ihr erfährt Alayna Dinge, die das Ende ihrer Beziehung bedeuten könnten ... Der Nachfolgeband von Fixed – Verrückt nach dir zieht den Leser weiter in den Bann dieser einzigartigen Liebesgeschichte und eröffnet einen Blick auf die geheimnisvolle Vergangenheit von Hudson Pierce.

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Seitenzahl: 503

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Laurelin Paige

FIXED 2

DUNKLE

GEHEIMNISSE

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2019

© 2016 by Lago, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Copyright © 2013 by Laurelin Paige

Published in cooperation with the D4EO Literary Agency. www.d4eoliteraryagency.com

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2013 bei Mandevilla Press unter dem Titel Found in You.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Ramona Marten

Redaktion: Dr. Carina Heer

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt

Coverabbildung: Gennifer Albin und Tom Barnes

Satz: Andreas Schlangen, Neuss

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-95761-014-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-95762-033-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95762-034-7 

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.lago-verlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unterwww.m-vg.de

Inhalt

Kapitel eins

Kapitel zwei

Kapitel drei

Kapitel vier

Kapitel fünf

Kapitel sechs

Kapitel sieben

Kapitel acht

Kapitel neun

Kapitel zehn

Kapitel elf

Kapitel zwölf

Kapitel dreizehn

Kapitel vierzehn

Kapitel fünfzehn

Kapitel sechzehn

Kapitel siebzehn

Kapitel achtzehn

Kapitel neunzehn

Kapitel zwanzig

Kapitel einundzwanzig

Danksagung

Über die Autorin

Kapitel eins

Ich blieb vor dem Eingang des vielgeschossigen Hauses in der Park Avenue stehen und starrte auf den Namen des Gebäudes, der in den Stein gemeißelt war: The Bowery. Jordan war schon wieder weggefahren, nachdem er mich hatte aussteigen lassen. Er hielt seine Aufgabe für erledigt, nachdem er mich dem Pförtner übergeben hatte, der mir bereits die Tür aufhielt, während ich noch gedankenverloren dastand und mich nicht rührte.

Das hier war tatsächlich wahr! Es war ein großer Schritt – ein riesiger Schritt – nach vorn und weiter hinein in Hudsons Leben, als irgendjemand ihn je zuvor getan hatte. Natürlich war ich aufgeregt. Ich liebte diesen Mann. Aber kannte ich ihn denn überhaupt? Konnte ich ihn wirklich lieben, wo ich doch so wenig über ihn wusste? Bis vor zwei Minuten hatte ich nicht mal gewusst, wo er wohnte, bis zu dem Augenblick, als sein Fahrer mich vor der Tür abgesetzt hatte. Was würde mich im Inneren des Gebäudes erwarten? Was lag hinter der Maske verborgen, die Hudson Pierce immer trug?

Es schien mir, als hätte ich den echten Hudson gesehen und als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt, der ihn wirklich erkannt hatte, aber auch ich hatte erst an der Oberfläche gekratzt. Es gab noch immer so viel zu entdecken bei dem jungen Wirtschaftsmogul, der mein Herz erobert hatte. Ich musste immer noch so viel über ihn erfahren.

Ich wusste, dass Hudson seine Geheimnisse hatte. Zwar hatte er seine Psychospielchen und seine Vorliebe, Frauen zu manipulieren, schon aufgegeben, ehe er mich getroffen hatte – aber es bestand durchaus die Möglichkeit, dass diese früheren Gewohnheiten wiederkehrten. Genauso wie die Möglichkeit bestand, dass meine früheren Gewohnheiten wiederkehrten.

Und davor hatte ich am meisten Angst: dass ich in meine alten obsessiven Verhaltensweisen zurückfallen würde. Ich hatte mit meinem Stalking und meiner unbegründeten Eifersucht schon viele Beziehungen kaputt gemacht, aber ich wusste: Wenn ich diese hier auch zerstörte, dann wäre das mein Ende. Zum Glück hatte ich mich bis jetzt bei Hudson immer sicher gefühlt. Doch es würde sich erst erweisen müssen, ob dieser Zustand von Dauer wäre.

Der Pförtner schaute mich besorgt an – sollte er weiterhin die Tür für diese verrückte, unentschlossene Frau offen halten?

Ich lächelte ihn beruhigend an. »Ich brauche noch einen Moment.«

Er nickte lächelnd zurück und machte die Tür wieder zu.

Ich holte tief Luft und schaute zum obersten Stockwerk hinauf, wo ich Hudsons Apartment vermutete – ich wusste nicht mal, welche Nummer seine Wohnung hatte. War er dort oben noch wach? Stand er am Fenster und hielt Ausschau nach mir? Konnte er mich hier unten sehen, wie ich zögerte?

Er hatte gesagt, er würde schon schlafen. Aber die Vorstellung, dass er mich möglicherweise zögern sah, gab mir den notwendigen Anstoß, endgültig hineinzugehen. Ich traute es Hudson glatt zu, dass er aufblieb und auf mich wartete, und ich wollte nicht, dass bei ihm der Verdacht aufkam, ich würde auch nur die geringsten Bedenken haben. Denn ich hatte keine Bedenken – nicht, was Hudson anging. Bedenken hatte ich ausschließlich, was mich selbst anging: Würde ich in der Lage sein, Teil eines Wir zu sein? Diese Bedenken waren hoffentlich überflüssig. Stattdessen musste ich all meine Hoffnung darauf setzen, endlich mal eine echte Beziehung zu einer anderen Person aufbauen zu können, ohne dass ich wieder in den Ängsten und den ungesunden Gewohnheiten meiner obsessiven Vergangenheit versank.

Der Pförtner lächelte wieder, als ich erneut auf ihn zutrat, und öffnete mir die Tür. Drinnen saß ein weiterer Mann an einem Überwachungstisch vor den Aufzügen.

»Ms Withers?«, fragte er, ehe ich auch nur meinen Namen nennen konnte.

Es hätte mich nicht überraschen sollen. Hudson hatte gesagt, er würde einen Schlüssel für mich hinterlegen, und es war halb vier Uhr morgens. Wer hätte ich wohl sonst sein sollen?

Ich nickte.

»Mr Pierce hat diesen Schlüssel für Sie hinterlegt. Beide Aufzüge zu Ihrer Linken führen zu seinem Penthouse. Stecken Sie den Schlüssel einfach in das Bedientableau.«

»Vielen Dank.«

Die Türen öffneten sich auf der Stelle, als ich den Knopf drückte, um den Aufzug herbeizurufen. Drinnen zitterte meine Hand, als ich den Schlüssel ins Tableau steckte, und ich war dankbar, dass der Sicherheitsmann mich nicht mehr sehen konnte. Die Fahrt zum Penthouse ging schnell, aber nicht schnell genug. Sobald ich meine Beklemmung überwunden hatte, hatte mich heftige Begierde gepackt. Ich wollte bei Hudson sein, in seinen Armen liegen, ich wollte mit ihm zusammen sein, und sogar die eine Minute, die es dauerte, in den obersten Stock zu gelangen, kam mir noch zu lange vor.

Die Türen des Aufzugs öffneten sich in einen kleinen Flur. Ich trat heraus, wandte mich in die einzige Richtung, in die es weiterging, und kam in eine Eingangshalle. Hier war es ruhig, aber ich konnte irgendwo in der Nähe eine Uhr ticken hören, weiter hinten brannten einige Lichter. Ich nahm an, dass es links zu den Schlafzimmern ging, denn zu meiner Rechten öffnete sich ein großes Wohnzimmer mit Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten.

So sehr ich mich auch danach sehnte, Hudson zu sehen, wandte ich mich doch erst dem Wohnzimmer zu, denn der großartige Ausblick zog mich magisch an. Ehe ich bis zur Fensterfront gekommen war, ging eine Lampe an, und ich sah Hudson in einem Sessel sitzen.

Vor Überraschung blieb mir der Mund offen stehen, während ich den gut aussehenden Mann anstarrte, der nichts als Boxershorts trug. Der Anblick seines muskulösen Oberkörpers ließ mein Herz schneller schlagen, ehe ich in seine grauen Augen schaute, die halb hinter braunen Haarsträhnen verborgen lagen. Ich hatte ihn noch nie in Boxershorts gesehen – und da hatte ich echt was verpasst! Wieder fiel mir auf, wie wenig ich doch von ihm wusste, aber diesmal machte mir dieser Gedanke keine Angst – im Gegenteil, er erregte mich. Wie viel gab es an diesem Mann noch zu entdecken! Und ich war bereit, mich mitten ins Abenteuer zu stürzen.

Obwohl ich so aufgeregt war, war mir auch unbehaglich zumute. Das hier war völliges Neuland, und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Vermutlich ging es Hudson genauso.

Mir der einen Hand umklammerte ich meine Handtasche, mit der anderen nestelte ich zerstreut am blauen Stoff meines Kleides herum. Es war kurz, mit ausgestelltem Rock, und ganz klar businesslike, aber an der Grenze zu sexy, genau die Art von Outfit, wie ich es in der Sky Launch immer trug, dem Nachtklub, wo ich Assistant Manager war. Der Nachtklub, der Hudson gehörte und in dem ich ihn kennengelernt hatte.

Mir schoss die Erinnerung an unsere erste Begegnung durch den Kopf: Ich hatte ihn am Ende der Bar sitzen sehen, und mir war die Luft weggeblieben. Im gleichen Moment hatte ich schon gewusst, dass ich besser davonrennen sollte. Aber ich hatte es nicht getan, und jetzt hätte ich nicht dankbarer darüber sein können.

Bei seinem Anblick stockte mir der Atem, genauso wie damals. Mit zaghaftem Lächeln wagte ich es, die Stille zu durchbrechen: »Du bist ja noch wach.«

»Ich dachte, es wäre am besten, auf dich zu warten, damit du dich auch zurechtfindest, wenn du kommst.«

»Aber du solltest doch eigentlich schlafen.« Als Vorsitzender von Pierce Industries, einem milliardenschweren Unternehmen, waren seine Arbeitszeiten völlig anders als meine im Klub. Mitten in der Nacht herzukommen, wo er doch immer schon um sechs Uhr aufstand – was hatte ich mir eigentlich gedacht? Wie sollten unsere beiden unterschiedlichen Lebensweisen je miteinander vereinbar sein?

Nein, so würde ich nicht denken. Das war ein Vorwand, unter dem ich mir selbst das Glück verweigerte. Und Hudson und ich hatten beide endlich mal etwas Glück im Leben verdient!

Das Objekt meiner Begierde stand auf, kam zu mir und ergriff meine Hand, die die Handtasche hielt. »Ich habe schon geschlafen, und jetzt bin ich wach.« Bei seiner einfachen Berührung legte sich meine innere Unruhe, und den letzten Rest Aufregung ignorierte ich einfach, obwohl mir das Herz hämmerte. Das war Hudsons Wirkung auf mich – er überwältigte und verblüffte mich auf seine eigene wunderbare Weise.

Er nahm mir die Handtasche ab, löste sich von mir und legte sie auf den Beistelltisch.

Ohne den Körperkontakt zu ihm wurde ich wieder nervös und fing an, irgendwelches banales Zeug zu quasseln. »Ich bin noch nie in einem Penthouse gewesen. Wenn man das Loft mal außen vor lässt.« Das Loft über seinem Büro, der Ort, wo er mich bis zur Besinnungslosigkeit gefickt hatte. Zum Glück verbarg das dunkle Wohnzimmer, dass ich rot wurde. »Es ist schön hier, H.«

»Du hast doch bisher kaum was gesehen.« Er zuckte nicht zusammen, als er den absurden Spitznamen hörte, den ich ihm gegeben hatte. Vielleicht gewöhnte er sich allmählich daran.

»Aber allein das, was ich sehen kann …« Mein Blick wanderte durch das teure Wohnzimmer, und mir fielen die kunstvollen architektonischen Details und der einfache Einrichtungsstil auf. »Es ist un­glaub­lich.«

»Freut mich, dass es dir gefällt.«

»Es ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Nicht so wie das Loft. Ich dachte, so ungefähr würde es auch hier aussehen.« Das Loft war ganz in Schwarz und Leder gehalten, männlich und stark. Dieser Ort hier war hell und luftig – das konnte ich sogar im schwachen Licht der Lampen und im Mondschein sehen.

»Alayna.«

Als seine Lippen meinen Namen berührten, jagte mir ein wohliger Schauer über den Rücken. Wie schaffte er es bloß immer wieder, mich mit einem einzigen Wort so anzuturnen? In mir alles auf den Kopf zu stellen?

»Auch die Möbel sind ganz anders.« Weil ich so nervös war, musste ich einfach weiterreden. Ich fürchtete die Verbindung, die augenblicklich zwischen uns entstehen würde, sobald ich zu reden aufhörte. Ich trat auf das weiße Sofa zu und ließ die Hand über die teuere Polsterung gleiten. »Aber Celia hat doch auch hier alles eingerichtet, oder?«

Seine Stimme klang angestrengt. »Ja, das hat sie.«

Celia Werner, seine Freundin aus Kindertagen und seine Ex-Verlobte. Na ja, in Wirklichkeit nicht, aber doch so gut wie. Warum hatte ich sie bloß erwähnt? Wollte ich alles gleich wieder kaputt machen? Celia war in unserer Beziehung immer wieder ein Grund für Spannungen gewesen, seit Hudson mich engagiert hatte, um seiner Mutter vorzuspielen, dass wir beide ein Paar waren. Sophia Pierce hielt es für unmöglich, dass ihr Sohn fähig war, wirklich zu lieben. Sie glaubte, Celia, die Tochter ihrer guten Freunde, der Werners, wäre die perfekte Partnerin für Hudson. Selbst wenn er nichts für sie empfinden konnte, so würde Celia doch immerhin dafür sorgen, dass Hudson nicht aus der Reihe tanzte, und ihn davor bewahren, sich mit seinen speziellen Neigungen Ärger einzuhandeln.

Doch es stellte sich heraus, dass Hudson sehr wohl in der Lage war, tiefer zu empfinden – während unserer Scharade hatte er sich in mich verliebt.

Doch noch immer hatten Hudson und Celia eine innige Bezieh­ung zueinander, die mich eifersüchtig machte. Um das Thema zu wechseln, ging ich zur Fensterfront hinüber. »Das ist ja eine Wahnsinns­aus­sicht …«

»Alayna.«

Ich drückte mein Gesicht gegen die Scheibe und schaute auf die Welt dort unten hinab. »Einfach gigantisch.«

Hudson stellte sich hinter mich, und ich spürte, wie seine Wärme auf meinen Rücken ausstrahlte, obwohl er mich nicht berührte. »Alayna, sieh mich an.«

Langsam drehte ich mich um.

Er fasste mein Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu schauen. »Du bist nervös. Das musst du nicht sein. Ich will dich hier haben.«

Diese Worte waren genau das, was ich gebraucht hatte, und sie ließen meine letzten Sorgen verrauchen, wie eine Decke ein Feuer erstickt. »Sicher?« Ich war zwar beruhigt, aber ich wollte noch mehr hören. »Du hast noch nie eine Frau hierher mitgenommen, oder? Ist das nicht merkwürdig?«

Er strich mir mit dem Daumen über die Wange, und meine Haut erwachte unter seiner Liebkosung. »Es ist anders, weil ich noch keine Frau hierher mitgenommen habe, aber merkwürdig ist es nicht. Und ja, ich bin völlig sicher, dass ich dich hier haben will.«

Ich erbebte angesichts der Bestätigung, dass ich tatsächlich die erste Frau war, der er erlaubt hatte, hierherzukommen, die erste Frau, die er in seiner eigenen Wohnung lieben würde. »Ich auch. Ich meine, ich bin sicher, dass ich hier sein will.« Ich zerschmolz förmlich unter seinem Blick und hätte mich auf ewig darin verlieren können – und das jagte mir einen ordentlichen Schrecken ein.

Ich suchte nach einer Möglichkeit, mich zu beruhigen, und sei es auch nur für einen winzigen Moment, also warf ich einen Blick in Richtung des Zimmers, das sich ans Wohnzimmer anschloss. »Wo geht es denn da drüben hin? Ist das das Esszimmer?«

»Morgen früh mache ich mit dir eine Wohnungsführung.« Er umschloss mein Gesicht jetzt mit beiden Händen und sah mir wieder fest in die Augen.

»Morgen früh eine Wohnungsführung«, wiederholte ich. Ich war hin und weg – ich hatte mich völlig an ihn verloren. »Aber nicht jetzt.«

»Nein, nicht jetzt. Jetzt möchte ich dich in meinem Zuhause willkommen heißen.« Sein Mund begegnete meinem und nahm mich mit in schwindelerregende Höhen, die die Aussicht hinter mir ganz schön alt aussehen ließen. Seine Lippen saugten an meinen, und dann glitt seine Zunge mit köstlichem Streicheln in meinen Mund. Ich verlor das Gleichgewicht, musste ihm rasch die Arme um den Hals legen, um mich an ihm wie eine Ertrinkende festzuhalten.

Hudson nahm eine Hand von meinem Gesicht, legte sie mir um die Taille und zog mich an sich, sodass ich seine Erektion durch den dünnen Stoff seiner Boxershorts hindurch an meinem Schenkel spüren konnte. Seine andere Hand griff mir ins Haar und verkrallte sich darin. Ich presste meine Brüste fest gegen ihn, ich musste ihn mit jedem Teil meines Körpers spüren.

Ein Stöhnen stieg in Hudsons Kehle auf, vibrierte hinter unserem Kuss und entfachte meine Begierde noch mehr. Ich verlagerte das Gewicht und versuchte, noch näher an ihn heranzukommen, mein Bein gierte danach, sich um ihn zu schlingen.

Seine Lippen noch immer auf meinen, sagte er: »Es gibt da allerdings ein Zimmer, das ich dir gern noch heute Nacht zeigen würde.«

»Ich hoffe doch sehr, dass es das Schlafzimmer ist.«

»Genau das.« Mit einem Schwung hob er mich hoch und trug mich in die Richtung, aus der ich gekommen war. Er trug mich einfach so davon, und das war auch die Wirkung, die er insgesamt auf mich ausübte: Bei ihm war ich ein Zweig in einem tosenden Fluss, der Richtung Meer drängte. Hudson war die Strömung, die mich überallhin zog, wo er mich haben wollte. Ich war ihm ausgeliefert.

Er hatte mir versprochen, dass er mit mir keine manipulativen Spielchen treiben wollte, dass er nie versuchen würde, mich zu beherrschen. Aber das war ein Versprechen, das er nicht halten konnte. Er riss mich mit sich, ob er wollte oder nicht. Und für mich war das völlig in Ordnung so.

Er trug mich durch die Eingangshalle und küsste mich dabei, bis wir an deren anderem Ende in den Raum abbogen, der das Schlafzimmer sein musste. Ich hatte meine ganze Aufmerksamkeit auf Hudson gerichtet und bekam nur mit, dass er mich auf ein großes Bett legte, auf dessen einen Seite hellgraues zerwühltes Bettzeug lag, und zwar auf der linken Seite. Seiner Seite. Dass ich an einem so intimen Ort war, dort, wo Hudson schlief, wo er heute Nacht schon geschlafen hatte, ließ die Lust und die Begierde in mir noch weiter steigen. Ich wollte Hudson auf mir und in mir. Stattdessen stand er da und starrte mich aus verschleierten Augen an.

Er würde sich Zeit lassen, und es hätte keinen Zweck, sein Tempo zu kritisieren. Es gab auch keinerlei Grund zur Kritik. Obwohl er ein dominanter Liebhaber war, konzentrierte er sich immer auf meine Bedürfnisse und kümmerte sich stets auf bestmögliche Art und Weise um mich. Er kannte mich ganz genau, er wusste, wie er auf meinem Körper spielen musste, sodass ich mich fühlte, als hätte ich keine Knochen mehr im Leib, er wusste, wie er mich erregen und lieben musste, selbst wenn ich selbst keine Ahnung hatte.

Seine Hand glitt langsam an meinem Bein hinunter bis zum Knöchel, und er zog mir die Riemchensandale so schmerzhaft langsam aus, dass ich mich wand. Das Ganze wiederholte er mit dem anderen Schuh, dann kniete er sich aufs Bett, beugte sich über mich und küsste mich kurz. Ich streckte die Arme nach ihm aus und wollte ihn an mich ziehen, aber er machte sich los.

»Das letzte Mal haben wir es ganz schnell gemacht. Diesmal muss ich dich unbedingt voll auskosten.« Das letzte Mal war rasch und angespannt gewesen, eine Atempause mitten in einem Streit, auf der neuen Couch im Büro des Managers in der Sky Launch. Auch da war von meiner Seite her kein Wunsch offen geblieben. Aber voll ausgekostet zu werden – das klang natürlich verdammt großartig.

Er zog eine Spur feuchter Küsse meinen Körper hinunter bis zum Saum meines Kleides. Mit einem fiesen Glitzern in den Augen schob er es mir über die Taille und küsste mich mitten aufs Zentrum meines Begehrens.

Ein Stöhnen kam mir über die Lippen, und er lachte leise. Seine Finger glitten unter das Gummi meines Höschens, er zog es mir aus und warf es zur Seite, dann legte er mein Bein über seine Schulter, und gleich darauf war sein Mund wieder auf mir und leckte und saugte gierig am Nervenbündel zwischen meinen Schenkeln.

Ich war schon halb wahnsinnig vor Lust, als er mit zwei Fingern in mich glitt, mich erforschte, sie drehte und mich mit Leichtigkeit zum Kommen brachte. Ich erschauderte und erzitterte, während er an mir hinaufglitt, meinen Mund in Besitz nahm und mich mit großer Begierde küsste.

Die sanften Geräusche, die er dabei von sich gab, mein Geschmack auf seiner Zunge, sein Schwanz, den ich an meinem Schenkel zucken spürte – es dauerte keine halbe Minute, ehe die Lust bei mir zurückgekehrt und ich bereit für einen weiteren Ausflug auf den Gipfel der Ekstase war. Ich war begierig, ihn zu berühren, und meine Hand fand seinen Schwanz und rieb ihn durch die Shorts hindurch.

Er ließ stöhnend von meinem Mund ab, und ich gab ihm einen kleinen Stoß, sodass er sich auf die Seite rollte, während ich ihn weiterstreichelte. »Boxershorts also. Trägst du die oft?«

»Im Bett.«

»Das gefällt mir. Ich hab dich noch nie damit gesehen.« Meine Hand glitt durch den Eingriff, und ich staunte wieder einmal, wie weich sein mächtiger Schaft sich in meiner Hand anfühlte und welche Hitze seine Haut abstrahlte.

»Wenn ich mit dir im Bett bin …«, seine Stimme brach, als ich mit der Hand über seine Spitze fuhr, »… hab ich nie etwas an.«

»Soso. Das gefällt mir sogar noch besser.« Jetzt war ich an der Reihe, mit der Hand den Bund seiner Boxershorts zu ergreifen und sie ihm über die muskulösen Beine zu ziehen, ganz gefesselt vom grandiosen Anblick seiner Erektion.

Sobald seine Hose auf dem Boden gelandet war, zog er mich wieder an sich. »Mir gefällt es auch, wenn du gar nichts anhast.« Seine Finger zogen mir erneut das Kleid nach oben. »Und jetzt musst du unbedingt nichts anhaben.«

»Da möchte ich dir nicht widersprechen.« Ich setzte mich auf und half ihm, mir das Kleid über den Kopf zu ziehen. Er warf es beiseite, und im nächsten Augenblick hakten seine Hände bereits hinter mir den BH auf und befreiten meine Brüste. Dann streckte er sich auf mir aus, sein heißer Penis war einen Moment an meinem Eingang, nur eine Sekunde lang, ehe er sich in mich senkte, in mich eindrang, mich dehnte und mich so ausfüllte, wie nur er es konnte.

Er drehte sich auf die Seite und drehte mich mit sich, und ich schlang ein Bein um ihn und drängte ihn damit noch tiefer in mich hinein. Er hatte gesagt, er wolle mich auskosten, aber entweder hatte er es sich anders überlegt oder er konnte sich nicht zurückhalten, denn er zeigte seine Lust mit raschen Stößen. Bei jedem Stoß traf er meine empfindlichste Stelle, was mich zum Wahnsinn brachte und mich zum nächsten Höhepunkt jagte, der tief in meinem Inneren begann, dann meinen ganzen Körper ergriff und sich bis hinab zu den Zehen ausbreitete.

Hudson machte weiter und wurde immer schneller, bis er den Höhe­punkt seiner Befriedigung erreichte. Dann brach er über mir zusammen, noch immer in mir, nahm mich in die Arme und ließ Küsse auf mein Gesicht regnen – eine ungewöhnlich zärtliche Geste von dem beherrschten Mann, den ich zu lieben gelernt hatte. Ich freute mich, wie zärtlich das war.

»Hab ich dir schon gesagt, wie froh ich bin, dass du hier bist?«, fragte er und küsste mich zwischen den einzelnen Worten.

Das zu hören, bedeutete mir alles. Ich begriff, dass es Hudsons Art war, Ich liebe dich zu sagen. Er hatte es noch nicht geschafft, das klar und deutlich auszusprechen – dieses Gefühl war für ihn noch zu neu, und ich erwartete es auch gar nicht. Aber heute Nachmittag hatte ich ihm gesagt, ich wisse, dass er in mich verliebt sei, und er hatte nicht widersprochen. Er war auch nicht ausgeflippt, als ich gesagt hatte, ich sei in ihn verliebt.

Doch ich machte mir keine Illusionen und glaubte nicht, dass ab jetzt alles nur noch eitel Sonnenschein sein würde. Es waren alles winzige Schritte. Dass er überhaupt sagte, was er empfand, war schon ein großer Schritt. Dass dabei auch noch zur Sprache kam, wie er mir gegenüber empfand, waren für mich gleich zwei Schritte.

Ich fuhr ihm mit der Hand durchs Haar, während er meinen Hals küsste. »Das hast du schon gesagt. Und wenn du es nicht gesagt hättest, hätte ich es mir auch fast denken können.« Ich hob spielerisch die Augenbrauen, damit er verstand, dass ich mich auf das bezog, was sich soeben zwischen uns abgespielt hatte. »Aber du kannst es mir gern so oft sagen, wie du willst.« Und auf so viele Arten, wie du willst, fügte ich im Stillen hinzu.

Er schwebte über mir und leckte sich tiefer, hin zu meinen Brüsten. Offenbar bewegten wir uns schon auf Runde zwei zu. »Ich bin froh, dass du hier bist, mein Schatz.« Er zog mit den Zähnen leicht an meiner Brustwarze, dann beruhigte er den Schmerz mit einem kreisenden ­Lecken seiner Zunge.

Ich holte tief Luft und genoss die Mischung aus Lust und Schmerz, während er meiner anderen Brust die gleiche Behandlung zukommen ließ. Sein Kosename für mich, Schatz, ging mir durch den Kopf, während er meine Haut leckte. So nannte er mich seit unserer ersten sexuellen Begegnung, vor beinahe zwei Wochen. War das wirklich erst zwei Wochen her? Und hatte ich ihn wirklich erst eine Woche davor im Klub gesehen, als ich noch nicht gewusst hatte, dass er der Hudson Pierce war? Es schien schon eine halbe Ewigkeit her zu sein. Die liebevolle Bezeichnung, die er für mich hatte, war vom ersten Augenblick an, in dem er sie aussprach, für mich bedeutungsvoll gewesen. Allerdings waren wir uns damals gerade erst begegnet … vielleicht hatte sie doch nicht so viel Bedeutung, wie ich ihr zumaß.

Die Neugierde siegte, obwohl ich schon wieder unter ihm erzitterte. »Weshalb nennst du mich eigentlich so?«

Er antwortete, ohne den Blick von meinen Brüsten zu heben. »Weil du mein Schatz bist.«

»Du hast mich schon Schatz genannt, bevor du das überhaupt wissen konntest.«

»Falsch.« Er stützte den Ellbogen auf und legte den Kopf in die Hand. »Das wusste ich schon, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«

Für einen kurzen Moment dachte ich, er meinte unsere Begegnung in der Bar – die erste Nacht, in der ich ihn gesehen hatte. Doch dann fiel mir ein, dass er mich etwa zwei Wochen zuvor schon gesehen hatte, als ich kurz vor meinem MBA-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften stand. Er hatte im Publikum gegessen, als ich auf der Fachkonferenz der Hochschulabsolventen sprach. Das hatte ich aber erst später herausgefunden, und er hatte mir kaum etwas darüber erzählt.

Ich stützte mich auf die Ellenbogen, richtete meinen Oberkörper auf und wartete gespannt, dass er weitersprach.

»Du hast beim Vortrag an der Stern auf der Bühne gestanden«, sagte er, und seine Hand streichelte mir über die weiche Kurve zwischen Taille und Hüfte. »Als du mit deinem Vortrag angefangen hast, warst du nervös. Du hast ein paar Minuten gebraucht, um richtig reinzukommen, aber sobald du deinen Rhythmus gefunden hattest, warst du großartig. Du hattest bloß keine Ahnung, dass du großartig warst. Und ganz offensichtlich war dir gar nicht bewusst, dass der ganze Saal voller Leute war, die dich auf der Stelle engagiert hätten, wenn du sie nur angesprochen hättest. Zum Glück hast du das nicht getan. Denn ich habe diesen Leuten zugeschaut, wie sie dir zugeschaut haben, und ich habe es sofort gewusst. Ich wusste, dass die anderen auch erkannten, wie klug du bist. Sie haben begriffen, dass du einen Sinn fürs Geschäft hast. Aber keiner von ihnen hat das seltene Juwel erkannt, das da vor ihnen stand. Ein kostbarer Schatz.«

Mir standen die Tränen in den Augen. Niemand hatte mich je so gesehen, niemand hatte auch nur hingeschaut. Weder meine Eltern, ehe sie gestorben waren, noch mein Bruder Brian noch irgendein Mann, mit dem ich zusammen gewesen oder von dem ich regelrecht besessen gewesen war. Nicht ein einziger.

»Ich liebe dich, Hudson.« Es war heraus, ehe ich darüber nachdenken konnte; ehe ich mir Sorgen machen konnte, dass er ausflippen würde, so wie er es beim ersten Mal getan hatte, als ich meine Gefühle für ihn zur Sprache gebracht hatte. Ich wäre nicht in der Lage gewesen, meine Worte zurückzuhalten, selbst wenn ich es gewollt hätte – sie lagen jetzt immer dicht unter der Oberfläche, allzeit bereit, mir jeden Moment über die Lippen zu drängen. Wenn wir wollten, dass unsere Beziehung funktionierte, dann würden wir uns beide daran gewöhnen müssen.

Ich schaute Hudson ununterbrochen in die Augen, während er meine Erklärung in sich aufnahm.

Dann warf er sich wie der Blitz auf meinen Körper. Er stützte mir mit einer Hand den Nacken und liebkoste meine Nase mit seiner. »Das kannst du mir gern so oft sagen, wie du willst«, sagte er, indem er meine Worte von eben benutzte.

»Das habe ich auch vor.« Aber das murmelte ich nur noch undeutlich, denn ich verlor mich schon an seinen Mund, seine Lippen übermannten meine, und wir drückten unsere Gefühle füreinander mit unseren Zungen und Händen und Körpern aus – und auf viele weitere Arten, bei denen man nicht zu sprechen braucht.

Kapitel zwei

Am nächsten Morgen wachte ich davon auf, dass jemand im Zimmer herumlief. Ich öffnete die Augen und sah, dass Hudson mit dem Rücken zu mir vor dem Spiegel an der Kommode stand und sich den Schlips zurechtzog. Er hatte noch kein Jackett an, also hatte ich einen guten Blick auf seinen knackigen Hintern. Mein Gott, dieser Mann sah im Anzug einfach umwerfend aus! Er hätte aber auch genauso gut gar nichts anhaben können, ich war da nicht wählerisch.

Er sah meinen Blick im Spiegel, und ein Lächeln glitt über seine Lippen. »Guten Morgen.«

»Morgen. Ich genieße gerade den Ausblick.«

»Ich auch.«

Ich wurde rot und zog mir das Laken über den nackten Körper. Es schien viel zu hell zu sein dafür, dass es so früh am Morgen war. »Wie spät ist es denn?« Ich schaute mich nach einer Uhr um, fand aber keine.

»Fast elf.« Er war fertig mit seiner Krawatte – eine mit silbernem Muster, die seine Augen besonders gut zur Geltung brachte –, zog eine Schublade auf und holte ein Paar Socken heraus.

Elf Uhr? Hudson war doch normalerweise immer schon vor acht im Büro. »Was machst du denn noch hier? Hättest du heute nicht schon eine halbe Million Dollar verdienen müssen?«

»Eine halbe Milliarde«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen, und setzte sich neben mich aufs Bett. »Aber dafür brauchen sie mich nicht. Ich habe alle Termine für heute Vormittag abgesagt.«

»Wann hast du das denn gemacht?« Ich war fasziniert, als ich ihm zusah, wie er die Socken anzog. Es hätte eigentlich nicht so sexy sein sollen zu beobachten, wie ein Mann sich anzieht, und doch spürte ich ein Ziehen im Bauch, und in meinen unteren Regionen regte sich etwas.

»Gestern Abend, ehe du gekommen bist.«

»Gut mitgedacht.« Er hatte mich zu Beginn meiner Schicht in der Sky Launch eingeladen, die Nacht in seinem Penthouse zu verbringen. Ich hatte den ganzen Abend an nichts anderes mehr denken können, aber weil ich ja arbeiten musste, hatte ich mich nicht groß vorbereiten können, ich hatte ja nicht mal Kleidung zum Wechseln oder eine Zahnbürste dabeigehabt. Ich war gar nicht auf die Idee gekommen, dass Hudson die Zeit genutzt haben könnte, um sich auf meine Ankunft vorzubereiten. Aber das hatte er natürlich getan. Er war ein äußerst gut organisierter Mensch, ein Planer, der seine Aufmerksamkeit auch aufs Detail richtete. Und weil wir uns zweimal geliebt hatten, waren wir erst kurz vor sechs eingeschlafen. Alle Termine für den Vormittag abzusagen war wirklich klug gewesen.

Ich gähnte und streckte mich und hob dabei die Arme über den Kopf, sodass das Laken über meine Brust nach unten rutschte.

Hudson hatte jetzt die Socken angezogen, richtete sich auf und schaute auf mich hinunter. Als er meinen nackten Körper betrachtete, verdunkelten sich seine Augen. »Verdammt, Alayna, wenn du so weitermachst, bekomme ich Lust, auch noch alle Termine für den Nachmittag abzusagen. Aber das kann ich nun wirklich nicht tun.«

Ich grinste. »Tut mir leid.« Aber es tat mir nicht leid. Ich wurde schon feucht, wenn ich Hudson nur über einen Raum voller Menschen hinweg anschaute. Es tat gut zu wissen, dass ich die gleiche Macht über ihn hatte. »Ähm, ich muss aber mal aufstehen. Wird dich das zu sehr … ablenken?«

Er kniff die Augen zusammen, dann drehte er sich um, verschwand kurz in einem weiteren begehbaren Kleiderschrank und kam mit einem cremefarbenen Morgenmantel wieder zum Vorschein. »Hier.«

Ich ergriff den Morgenmantel, zog ihn allerdings erst über, als ich schon aufgestanden war.

»Du bist eine schrecklich verdorbene Frau«, sagte er, während er mir zuschaute.

»Und deshalb liebst du mich.«

Ohne meine Bemerkung zur Kenntnis zu nehmen, wies er mit einem Nicken in Richtung einer geschlossenen Tür. »Dort ist das Bad. In einer Schublade müssten unbenutzte Zahnbürsten liegen. Du kannst überall rumstöbern, bis du das findest, was du brauchst.«

»Danke schön.« Ich ging zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann ging ich ins Bad und pinkelte.

Es war kein kuscheliger Morgen danach, wie wir ihn zusammen in Mabel Shores, dem Sommerhaus seiner Familie in den Hamptons, verbracht hatten. Aber das war typisch Hudson – er war unnahbar und fokussiert. Er war jetzt darauf konzentriert, zur Arbeit zu kommen, und man musste ehrlicherweise sagen, dass er außerordentlich gastfreundlich gewesen war.

Ich fand die Zahnbürsten ohne Problem; genau wie er gesagt hatte, gab es eine ganze Schublade voll. Während ich mir die Zähne putzte, machte ich mir darüber so meine Gedanken. Welchen Sinn und Zweck hatten diese ganzen überflüssigen Zahnbürsten eigentlich? Wollte er einfach immer vorbereitet sein, falls er eine neue brauchte? Vielleicht glaubte er, Zahnbürsten wären Einwegartikel. Diese Einstellung konnte er sich schließlich leisten.

Oder hatte er sie auf Vorrat für Übernachtungsgäste hier? Für weibliche Übernachtungsgäste?

Wäre es nur um die Zahnbürsten gegangen, hätte ich mir vielleicht gedacht, ich redete mir was ein. Doch als ich mich genauer umschaute, sah ich ein Deodorant mit Blumenduft am Waschbecken stehen, daneben eine Flasche mit Reinigungsgel und einen Behälter mit Feuchtigkeitscreme.

Und der Morgenmantel – der Morgenmantel, der für eine Frau geschnitten war und den ich gerade trug –, woher war der eigentlich gekommen?

Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich zog den Gürtel enger um mich, trotz meiner wachsenden Bedenken, dass ich möglicherweise ein Kleidungsstück trug, das jemand anderem gehörte. Einer anderen Frau. Einer anderen Frau in Hudsons Leben.

Okay, immer ruhig, kein Grund zur Panik. Vielleicht waren vor mir schon andere Frauen im Penthouse gewesen. Das war völlig in Ordnung. Nicht gerade toll, aber in Ordnung. Ich hätte mir nur gewünscht, Hudson hätte mich in dieser Hinsicht nicht angelogen. Und warum hatte er gelogen?

Ich öffnete die Feuchtigkeitscreme. Sie roch frisch und vertraut – war das die Marke, die Celia benutzte?

Jetzt machte ich mich aber lächerlich, das war schon fast paranoid. Es änderte aber nichts daran, dass sich in mir ein ganz übles, wütendes Gefühl breitmachte, ein Gefühl, das ich von früher sehr gut kannte. Es war die treibende Kraft hinter den meisten ungesunden Verhaltensweisen in meiner Vergangenheit gewesen, Verhaltensweisen, die ich endgültig hinter mir lassen wollte.

Ich musste mich beruhigen und konstruktiv mit der Situation umgehen, also zwang ich mich, bis zehn zu zählen, und zwischen einer Zahl und der nächsten wiederholte ich das Mantra, das ich in den Therapiestunden gelernt hatte: Wenn du Zweifel hast, sprich darüber.

Eins – wenn du Zweifel hast, sprich darüber. Zwei – wenn du Zweifel hast, sprich darüber …

Tja, leichter gesagt als getan.

Als ich zur Vier kam, hatte sich das Mantra verändert und hieß jetzt: Wenn du verdammt noch mal Zweifel hast – und ich hatte noch immer ordentliche Zweifel!

Aber dazu tendierte ich schließlich, darauf war in allen meinen Beziehungen Verlass gewesen. Ich neigte zu voreiligen Schlussfolgerungen. Wenn er länger arbeitete, bedeutete das, er hatte eine andere Freundin neben mir. Geheimnisvolle Anrufe wiesen darauf hin, dass er mich betrog. Bei all meinen früheren Freunden hatte ich niemals gefragt. Ich hatte einfach wild drauflosfantasiert und Anschuldigungen erhoben.

Aber nicht dieses Mal. Diesmal würde alles anders sein. Obwohl alles darauf hindeutete, dass Hudson mich belogen hatte, konnte ich das nicht einfach so als Tatsache betrachten. Ich würde ihn fragen müssen.

Ich wusch mein Gesicht mit dem Reinigungsgel und hoffte, dass sich meine Wut abkühlen würde, wenn ich mir etwas Zeit ließ, ehe ich mit Hudson sprach. Nachdem ich mir das Gesicht abgetrocknet hatte, überzeugte ich mich davon, dass ich mich genügend unter Kontrolle hatte, um ihm gegenüberzutreten. Ich ging aus dem Bad und schnappte mir das Gel und die Creme als Beweisstücke.

Nun ja, mit Beweisstücken aufzutreten war vielleicht mehr ein Angriff als ein Diskussionsanstoß, aber solange ich ihm die Dinger nicht an den Kopf warf, betrachtete ich es eindeutig als eine Verbesserung im Gegensatz zu meiner Vergangenheit.

Hudson war nicht im Schlafzimmer, als ich aus dem Bad kam, also ging ich durch die ganze Wohnung, bis ich ihn in der Küche fand. Er hatte inzwischen sein Jackett angezogen und stand am Küchentisch, wo er Zeitung las und aus einem großen Becher trank.

Als ich zu ihm trat, blickte er auf. »Ich hab dir auch einen …«

»Warum hast du diesen ganzen Kram?« Obwohl ich ihm das Wort abgeschnitten hatte, war ich doch relativ sicher, dass meine Frage eher neugierig als anklagend klang. Hoffentlich.

»Welchen Kram?«

»Diesen Kram hier.« Ich stellte die beiden Behälter auf den Tisch vor ihn. Na gut, vielleicht knallte ich sie eher hin. »Und du hast einen Riesenhaufen Zahnbürsten und diesen Morgenmantel. Warum hast du einen Morgenmantel für Damen?«

Er kniff die Augen zusammen und trank einen Schluck Kaffee, ehe er antwortete. »Ich habe noch mehr als nur diesen Bademantel. Ich habe in dem zweiten Kleiderschrank in meinem Schlafzimmer noch mehr Kleidungsstücke für Damen.«

»Das macht es auch nicht besser.« Die Panik, von der ich dachte, ich hätte sie unter Kontrolle, bahnte sich ihren Weg in meine Kehle hinauf und presste mir die Stimme zusammen. »Du hast mir doch erzählt, du hättest noch nie eine Frau hierher mitgenommen.«

»Höre ich da etwa einen Hauch von Eifersucht?«

Bei dem Glitzern in seinen Augen drehte ich durch. »Da hörst du mehr als nur einen verdammten Hauch. Im Ernst, H, das ist echt kein guter Anfang für eine Beziehung. Wenn du schon mal eine Frau hier hattest – wenn das, was ich hier anhabe, jemand anders gehört –, dann muss ich das wissen.« Meine Augen brannten, aber ich schaffte es, den Blick auf ihn gerichtet zu halten.

Hudson stellte seinen Becher ab und wandte sich mir mit dem ganzen Körper zu.

Ich ließ meine Hand auf dem Tisch liegen und bereitete mich auf seine Antwort vor – wie auch immer sie lauten würde. Was er jetzt sagte – ob er die Wahrheit spräche, ob ich mich entschied, ihm zu glauben –, würde entscheiden, ob es mit uns weiterging oder nicht.

»Diese Sachen gehören dir, Alayna.«

»Was?« Das hatte ich nun nicht erwartet.

»Ich habe sie für dich gekauft. Nur die Zahnbürsten nicht, die kauft meine Haushälterin immer, damit ich einen Vorrat habe, wenn ich auf Geschäftsreise gehe. Die Kleidung und die Pflegeprodukte gehören dir.«

Mir?

Nein, das war nicht möglich.

Ich schluckte. »Wann hast du das denn gekauft?« Hatte er schon geplant, dass ich hierherkommen würde, noch ehe er mich eingeladen hatte? Oder war das Teil der Scharade, mit der wir seine Mutter hatten überzeugen wollen – Beweisstücke dafür, dass wir beide ein Paar waren, falls irgendjemand mal einen Blick in seinen Kleiderschrank warf?

»Gestern Abend, als ich aus dem Klub bin.«

Gestern Abend. »Aber da war es doch schon fast acht.« Er war gegangen, als meine Schicht begonnen hatte, also konnte er gar nicht genug Zeit gehabt haben, das alles zu arrangieren. »Wie hast du … «

»Ich verstehe, wie das für dich aussehen muss«, fiel er mir ins Wort. »Aber da ist wahrscheinlich noch ein Preisschild im Bademantel, wenn du …« Er streckte die Hand in meinen Kragen und zog es heraus. »Ja, siehst du?« Er hielt das Schildchen hoch, auf dem der Preis – ein völlig übertriebener Preis für einen Morgenmantel – dick und fett unter der Kleidergröße prangte.

Ich schaute wieder auf das Reinigungsmittel und die Creme. Sie waren ganz voll, offenbar bisher unbenutzt. Das war mir in meiner Wut eben gar nicht aufgefallen. Doch ich hatte noch immer Fragen. »Wieso? Wie …«

»Warum? Ich wusste doch, dass du nichts zum Wechseln dabeihast, und ich wollte nicht, dass du den berühmten ›Walk of Shame‹ durch meine Lobby machen musst. Außerdem hab ich mir gedacht, du würdest sicher gern das ganze Make-up vom Klub aus dem Gesicht kriegen und dich ein bisschen frisch machen. Und die Frage nach dem Wie … dafür hab ich meine Leute.«

Ich fuhr mir mit den Händen durchs Haar. »Du hast deine Leute.« Die Spannung in meinen Schultern ließ ein wenig nach, als ich über das nachdachte, was er gesagt hatte. Er hatte sich im Klub von mir verabschiedet und dann seine Vorbereitungen getroffen. Wie er es immer tat. Er hatte seine Termine für den Vormittag abgesagt. Er hatte dafür gesorgt, dass Kleidung für mich da war. Obwohl es schon so spät gewesen war, hatte Hudson es geschafft, alles Nötige zu besorgen. Denn er hatte seine Leute.

»Mirabelle?«, fragte ich. Hudsons Schwester Mira hatte eine Boutique. Sie kannte meine Kleidergröße, sie wusste, was mir gut stehen würde.

»Ja.« Er legte den Kopf schief. »Und andere.«

Andere – wie die Leute, die für ihn innerhalb weniger Stunden mein Unterhöschen gewaschen und zurückgeschickt hatten, das ich in seinem Büro gelassen hatte. Wie mein Chauffeur Jordan, der immer verfügbar war und in Nullkommanichts kam, um mich von hier nach dort zu bringen. Ich hatte gewusst, dass er andere hatte.

»Oh.« Die unterschiedlichsten Gefühle durchfluteten mich, als sich die Dinge zusammenfügten und ich alles begriff. Ich war erleichtert, dass meine Eifersucht unbegründet war, und hocherfreut, wie viel Gedanken Hudson sich über meinen Aufenthalt in seinem Apartment gemacht hatte. Ich war auch gerührt, wie ernst er es offensichtlich meinte, wenn er sagte, es sei sein Wunsch, dass unsere Partnerschaft gut lief.

Andererseits aber war ich auch verlegen und schämte mich. Ich hatte überreagiert, und obwohl ich nicht komplett ausgeflippt war, wie ich es in der Vergangenheit getan hätte, spürte ich in meinem Inneren doch, dass es noch immer möglich wäre, und das machte mir Angst. Und es machte mir Angst, dass Hudson das auch erkannt hatte.

Ich senkte die Augen und schaute auf meine Hände. Vor lauter Angst und Nervosität wrang ich den Gürtel des Morgenrocks in meinen Händen. »Das muss schön sein, wenn man seine Leute hat«, murmelte ich. »Ich hätte das auch gerne.« Dumme, sinnlose Worte, aber etwas anderes fiel mir nicht ein.

Hudson hob mein Kinn an, bis ich ihm in die Augen sah. »Ich will nur dich.«

An seinem Blick konnte ich erkennen, dass er überhaupt nicht sauer über meinen Ausbruch war. Andere Männer hatten ähnlich unbegründete Anschuldigungen abgeschreckt. Aber Hudson sah nicht nur völlig entspannt aus, in seinem Blick lag eine Begierde, fast, als mache meine Eifersucht ihn noch an.

»Du hast mich«, flüsterte ich.

Er löste meine Hände vom Gürtel des Morgenmantels und nestelte am Knoten. »Ich will dich jetzt sofort.« Seine Hand legte sich über meine Brust und drückte zu, während sein Daumen über meine Brustwarze fuhr.

»Oh, so meinst du das …«

»Hmm.« Er schob mich ein Stück durch die Küche, hob mich auf den Tisch, legte mir die flache Hand zwischen die Brüste und drückte mich nach hinten, sodass ich mit dem Rücken auf der harten Tischplatte lag. Kurz schoss mir durch den Kopf, dass ich hoffentlich nicht seinen Kaffee umkippen und die Glasbehälter der Kosmetika zerbrechen würde.

»Und ich will dich hier.«

Scheiß auf den Kaffee – sollte er doch umkippen.

Hudson schob mich weiter nach hinten und die Kosmetikbehälter zur Seite. Nun lag ich vor ihm, der geöffnete Morgenmantel enthüllte meine intimsten Bereiche.

Hudsons Augen wurden dunkel, und er liebkoste mich langsam vom Bauch herauf zu den Brüsten und wieder zurück. Dann glitten seine Hände tiefer zum Zentrum meiner Begierde.

»Ich könnte den ganzen Tag lang deine Muschi anschauen.« Seine Finger glitten durch meine Falten und umkreisten meine Öffnung.

»Musst du nicht zur Arbeit?« Meine Stimme klang gar nicht mehr, als wäre es wirklich meine eigene, sondern rauchig, begierig und verzweifelt.

Was zum Teufel sagte ich da? Ich wollte doch gar nicht, dass er ging, ich wollte nicht, dass er aufhörte. Bitte, lass ihn nicht aufhören!

»Ich muss gleich zur Arbeit. Wir werden uns beeilen müssen.« Seine Hände verließen meinen Körper und machten sich daran, seine Hose zu öffnen. »Aber ich gehe nicht, wenn ich dich nicht zum Morgengruß gefickt habe.«

Ich stöhnte vor Vorfreude laut auf.

Auf die Ellenbogen gestützt sah ich zu, wie Hudson seine Hose und Unterhose herunterzog, sodass er seinen steifen Schwanz herausholen konnte. Ein Anblick, von dem ich nie zu viel bekommen würde. Und er gehörte mir – mir ganz allein!

Eine andere Sorge schoss mir durch den Kopf. »Deine Haushälterin wird doch nicht plötzlich reinkommen und uns überraschen, oder?«

»Sie kommt nur dienstags und freitags, und wenn ich mich nicht irre, ist heute Mittwoch.« Er packte mich an den Knöcheln und stellte meine Beine auf. »Und wenn sie plötzlich reinkäme – würde es dir was ausmachen?«

Er drang in mich ein.

»Nein«, keuchte ich. In diesem Moment war mir alles egal, nur noch der Mann vor mir war wichtig. Der Mann in mir. Der Mann, der mich begehrte, der mich in seinem Haus haben wollte, in seinem Bett. Der mich in seinem Leben haben wollte, trotz all meiner Unzulänglichkeiten.

Hudson zog ihn heraus und schob ihn wieder in mich hinein, wieder und wieder, und der stabile Küchentisch erzitterte unter der Kraft seiner Stöße. Er schlug ein schnelles Tempo an. Offenbar hatte er es ernst gemeint, als er gesagt hatte, wir würden uns beeilen müssen. Wenn es so weiterging, würde ich bald kommen.

Er griff erneut nach meinen Knöcheln und drückte mir die angewinkelten Beine gegen die Brust. Durch diese neue Position glitt er noch tiefer in mich. »Berühr dich, mein Schatz!« Seine Stimme klang gepresst, er musste sich anstrengen, um sich zurückzuhalten. »Lass uns zusammen kommen!«

Ohne zu zögern rieb ich meine Klit und spielte mit der Knospe, im gleichen Rhythmus wie er. Das tat ich nicht zum ersten Mal – ich spielte mit mir, damit er sich daran ergötzen konnte. Es schien ihn anzumachen, so schnell, wie es ihn immer zum Höhepunkt brachte. Und mich machte es auch an. Die Lust in seinem Gesicht zu sehen, zu spüren, wie sich sein Tempo erhöhte, während ich mich unter meiner eigenen Berührung wand und stöhnte – nichts war heißer. Schon wurde ich enger und zog mich um ihn zusammen.

»Ja, Alayna, genau so!« Sein Gesicht verzerrte sich. »Verdammt, ganz genau … so …« Seine Stimme brach, als er kam, und er drang noch tiefer in mich ein, während er zum Höhepunkt kam.

Meine Hand fiel auf die Tischplatte, mein ganzer Körper war wie betäubt.

Er lächelte und zog ihn heraus. »Und, wie war das?«

Die Antwort kannte er schon. Der Perversling wollte hören, wie ich es ihm sagte.

Ich grinste. »Du kannst mich zum Morgengruß ficken, wann immer du willst.«

»Es würde mir nichts ausmachen, dich jeden Tag zum Morgengruß zu ficken.« Er griff hinter sich und nahm ein Papiertuch von der Küchentheke. Ich tat so, als würde ich nicht eine Million Dinge in seine Aussage hineinlesen, während er sich abwischte und die Hose hochzog.

Er hob die Augenbrauen und wies auf mich. Einen Moment lang dachte ich, er wolle wissen, was ich dachte: nämlich dass jeden Morgen mit ihm zu schlafen für mich bedeutete, dass ich bei ihm wohnen würde. Dass das viel zu früh wäre – auch wenn ich nichts jemals zu früh fand, denn ich war eine besessene Bekloppte, die sich an die Leute klammerte. Und dass ich bei meiner Vorgeschichte mit einem solchen Vorschlag auf keinen Fall klarkommen würde.

Dann begriff ich, dass er einfach nur wissen wollte, ob ich auch ein paar Papiertücher wollte. »Ich springe rasch unter die Dusche.« Verdammt – er hatte ja gar nicht gesagt, dass ich bleiben konnte. »Falls das für dich in Ordnung ist, meine ich.« War es total unangemessen, wenn ich fragte, ob ich noch ein bisschen bei ihm rumhängen konnte, wenn er zur Arbeit ging? Denn bis gerade eben hatte ich genau das vorgehabt.

Hudson streckte die Hand aus und half mir vom Tisch herunter. Er griff um mich herum, packte die Enden des Gürtels und zog ihn wieder zusammen. »Es ist mehr als in Ordnung. Ich will, dass du bleibst. Ich habe geplant, dass du bleibst.« Das bedeutete, dass ich wahrscheinlich Shampoo und Haarspülung für mich in der Dusche finden würde.

Hudsons Handy brummte, und er zog es aus der Jackentasche und las die Nachricht. »Mein Fahrer ist hier. Offenbar ist die Zeit jetzt um, dabei wollte ich doch eigentlich mit dir eine Führung durchs Penthouse machen.«

Ich zuckte die Achseln. »Hoppla.«

»Dann musst du es eben selbst erkunden.« Er ging zum Spülbecken und wusch sich die Hände.

»Erteilst du mir damit die Erlaubnis herumzuschnüffeln? Denn es klingt so, und du verstehst das wahrscheinlich nicht – aber ich bin eine Schnüfflerin.«

Er schmunzelte. »Das bezweifle ich nicht. Ich habe nichts zu verbergen. Also fröhliches Schnüffeln! Du kannst den Fitnessraum benutzen. Leg dich hin und mach ein Nickerchen. Essen steht im Kühlschrank. Du kannst tun und lassen, was du willst. Heute Abend arbeitest du doch um acht, oder?«

»Ja.« Hudsons Allwissenheit, was meine Arbeitszeiten anging, überraschte mich nicht mehr. Das war etwas, was ich normalerweise machen würde – mir die Arbeitszeiten eines Typen merken, alle Einzelheiten über sein Leben herausfinden. Es war irgendwie nett, mal die andere Rolle einzunehmen.

»Gut. Ich seh zu, dass ich um sechs zu Hause bin.« Zu Hause. Er sagte das, als wäre das hier unsere Wohnung, nicht seine. Eine neue Angst überfiel mich. »Ich möchte, dass wir gemeinsam zu Abend essen, ehe du zur Arbeit gehst.«

»Ich hoffe, du erwartest nicht, dass ich koche.« Hatte ich hier irgendwas verpasst?

»Red kein dummes Zeug, ich kümmer mich drum, dass eine Köchin ins Haus kommt.«

Ich nickte, doch in meinem Innersten zog sich alles zusammen angesichts dessen, wie leicht Hudson der Start in unsere Beziehung fiel.

»Ach, und die Bücher für die Bibliothek müssten eigentlich heute geliefert werden. Hier ist die Gegensprechanlage.« Er zeigte auf die Wand neben dem Lichtschalter. »Ein anderer Apparat ist im Flur neben dem Aufzug und der dritte im Schlafzimmer. Wenn der Pförtner raufruft, kannst du die Lieferung bestätigen, dann lassen sie sie rauf.«

»Alles klar.« Dass er mir mit den Gegensprechanlagen und dem Pförtner vertraute … das Ganze nahm immer größere Ausmaße an. »Moment mal – was für Bücher?«

»Ich hab ein paar bestellt, weil du doch gesagt hast, die Bibliothek wäre dein Lieblingszimmer in der Wohnung.«

»Stimmt.« Das war auch Teil unserer Scharade für seine Mutter gewesen. Sie hatte nicht geglaubt, dass ich jemals in Hudsons Penthouse gewesen war – und das stimmte natürlich. Sie hatte mich austricksen wollen und mich gefragt, welches mein Lieblingszimmer war, und Hudson hatte für mich geantwortet, es sei die Bibliothek. Da hatte er bei mir, einer passionierten Leserin, gar nicht groß nachdenken müssen. Und so hatte ich Sophia erzählt, wie sehr ich Bücher liebte. Doch anscheinend enthielt Hudsons Bibliothek so gut wie keine Bücher.

Zum jetzigen Zeitpunkt zumindest noch nicht. »Ich fühle mich bei der ganzen Sache immer noch ein bisschen ausgetrickst. Aber wann hast du denn Zeit gehabt, Bücher zu bestellen?«

Die besagte Unterhaltung hatte nämlich erst am Sonntag stattgefunden, als wir im Haus seiner Eltern in den Hamptons gewesen waren. An dem Tag, an dem ich zum ersten Mal hatte verlauten lassen, dass ich dabei war, mich in ihn zu verlieben. Der Tag, bevor er mich mit seiner Familie allein gelassen hatte, während er versuchte, eine seiner Firmen, Plexis, vor dem Verkauf zu bewahren.

»Ich hab sie Montagabend vom Hotel aus bestellt. Nach dem Deal mit Plexis.« In seiner Stimme lag ein ganz kleiner Hauch Enttäuschung, als er den Namen seiner Firma aussprach. Seine Enttäuschung spiegelte genau das wider, was ich gerade empfand. »Was ist denn?«

Ich überlegte, ob ich überhaupt etwas sagen sollte, aber das Sprich-darüber-Mantra kam mir wieder in den Sinn. »Es ist vielleicht dumm, aber ich war überzeugt, dass du mich an dem Abend nicht angerufen hast, weil du keine Zeit hattest. Aber wie es scheint, hast du doch Zeit gehabt.« Hudson war verschwunden und hatte mir nur eine ganz kurze Nachricht hinterlassen. Erst über einen Tag später hatte er sich gemeldet. Ich hatte damals geglaubt, das würde bedeuten, dass er mich verlassen hatte, und ich war völlig verstört und todunglücklich gewesen. Und jetzt fand ich heraus, dass er Bücher bestellt hatte, wo er mich doch in dieser Zeit hätte anrufen können. »Wie gesagt, es ist dumm.«

Hudson zog mich in die Arme. »Ich habe in dieser Zeit versucht, nicht mit dir zusammen zu sein, Alayna. Aber ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, denn ich musste unaufhörlich an dich denken.« Er küsste mich auf die Stirn. »Was geht bloß in deinem Kopf vor?«

»Es ist bloß …« Wie konnte ich ihm die Unmengen an Gefühlen erklären, die ich heute Morgen durchlebt hatte? Besonders die wachsende Furcht, die an den Eingeweiden zerrte – die Angst, alles wäre viel zu schön, um wahr zu sein. Denn so war es immer.

Ich holte zittrig Luft. »Du hast eine komplette Kehrtwende gemacht, Hudson. Was uns beide angeht. Bis vor Kurzem wolltest du nichts von mir als Sex. Und jetzt … Welcher Teil von dir ist denn eigentlich echt?« Ich hatte Angst, denn ich wusste nicht, was er wirklich empfand, und fragte mich, ob er vielleicht seine Spielchen mit mir trieb.

Hudson umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und sah mich aus seinen dunkelgrauen Augen durchdringend an. Ich runzelte die Stirn. »Hab keine Angst. Ich meine es wirklich ernst mit dir.«

Er schaute mich an und vergewisserte sich, dass ich ihm ganz genau zuhörte.

Und das tat ich auch.

»Ich bin derselbe Mensch, Alayna. Ein Mann, der einen Plan konsequent durchzieht, wenn er ihn einmal gefasst hat. Ich hatte mir gesagt, dass ich dich nicht besitzen könnte. Also habe ich nicht zugelassen, dass ich es auch nur versuchte.«

»Und jetzt lässt du dich darauf ein.« Ich sagte das wie eine Bestätigung, aber in Wirklichkeit war es eine Frage. Eine Frage, auf die ich unbedingt eine Antwort bekommen musste.

»Ja. Und ich werde diesen neuen Plan genauso vehement durchziehen wie den ersten. Und mit noch größerer Konsequenz. Denn der erste Plan war nur ein Kompromiss.« Er drückte seine Stirn an meine. »Und der jetzige Plan ist derjenige, den ich von Anfang an hätte verfolgen sollen. Es ist der bessere Plan.«

Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals. »Der Plan verspricht den größeren Profit.«

»Unermesslichen Profit.« Er beugte sich für einen Kuss zu mir und berührte federleicht meine Lippen, als er mit seinem Mund über meinen glitt. Es war ein schöner und zärtlicher Kuss, und er war viel zu schnell vorüber. »Ich muss los. Heb mir ein paar Küsse für später auf.«

»Aber immer.«

Ich ging mit ihm in den Flur. Er nahm seine Aktentasche aus dem Schrank und küsste mich noch einmal auf die Stirn, dann stieg er in den Aufzug. Wir standen da und schauten uns in die Augen, bis die Türen zugingen.

Sobald er weg war, ließ ich mich gegen die Wand hinter mir sinken. Du liebe Güte, war das alles wirklich wahr? Machte ich es mir ernsthaft im Penthouse meines Milliardär-Freundes gemütlich? Ich fühlte mich wie Aschenputtel oder wie Julia Roberts in Pretty Woman. Wollte Hudson mich tatsächlich in seinem Leben haben – oder war ich völlig verrückt?

Ich war tatsächlich verrückt. Verrückt vor Freude.

Mit einem Freudenschrei rannte ich ins Wohnzimmer und warf mich aufs Sofa. Ich machte die Augen zu und ließ den Morgen noch einmal vor meinem inneren Auge Revue passieren – ich war in Hudsons Bett erwacht, und dann hatten wir heißen Sex auf dem Küchentisch gehabt. Aber was mich am meisten beschäftigte, waren seine Worte.

Es würde mir nichts ausmachen, dich jeden Tag zum Morgengruß zu ficken.

Ich seh zu, dass ich um sechs zu Hause bin.

Denn ich musste unaufhörlich an dich denken.

Unermesslichen Profit.

Nachdem ich ein paar Minuten so breit gegrinst hatte, dass mir die Wangen wehtaten, stiegen wieder die ersten Zweifel in mir auf, wie immer. War es wirklich möglich, dass Hudson sich mit einem Mal komplett verändert hatte? Oder war das Ganze bloß ein Spiel für ihn? Vielleicht tat er das Ganze ja nicht mal bewusst und manipulierte mich und meine Gefühle aus reiner Gewohnheit.

Oder vielleicht wusste er, genau wie ich, nicht, wie dieser ganze Beziehungskram funktionierte, und verhielt sich einfach so, wie man sich seiner Meinung nach verhielt, sogar wenn das bedeutete, einige Sachen zu übereilen.

Möglicherweise war aber auch alles echt und genau richtig so. Ich empfand schließlich auch all diese Dinge für ihn: Ich wollte jeden Tag mit ihm zusammen sein, die ganze Zeit über. Ich war bereit, mich darauf einzulassen, obwohl ich vor zwei Tagen noch nicht dazu bereit gewesen wäre.

Aber ich neigte ja auch dazu, mich kopfüber in die Dinge zu stürzen und viel zu schnell zu klammern.

Vielleicht war das auch Hudsons Art.

Ich setzte mich auf und schaute mich im Zimmer um. Ich hatte es vorhin ernst gemeint, als ich gesagt hatte, ich sei eine Schnüfflerin. Normalerweise hätte ich mich gleich darangemacht, aber im Moment verspürte ich kein Bedürfnis danach. Ich hatte viel eher das Bedürfnis, rasch unter die Dusche zu kommen. Ich war noch ganz verklebt von letzter Nacht, von unseren morgendlichen Aktivitäten ganz zu schweigen.

Ich ging zurück ins große Schlafzimmer, und auf dem Weg fiel mir eine Tür auf, die wahrscheinlich zur Bibliothek führte, außerdem stand eine Tür zu einem weiteren Schlafzimmer offen. Im großen Schlafzimmer betrat ich den begehbaren Kleiderschrank, aus dem Hudson meinen Morgenrock geholt hatte. Er war riesig groß und fast leer, abgesehen von einer Stange, an der Klamotten hingen: ein paar Kleider, die sehr wahrscheinlich für den Klub gedacht waren, mehrere Paar Shorts, Jeans und bequeme Jogginghosen, daneben ein Regal voller Tops. Eine Schublade stand halb offen, und als ich sie ganz aufzog, fand ich Unterhosen und BHs, außerdem ein Negligé mit dazu passendem Tanga. Jetzt war klar, was sich Hudson heute Abend als meine Bekleidung fürs Bett wünschte.

Ich seufzte glücklich und ging ins Bad. Unterwegs fiel mir eine weitere geschlossene Tür auf. Ich spähte dahinter und stellte fest, dass es ein zweiter begehbarer Kleiderschrank war, und dieser hier war voll mit Kleidung von Hudson. Ich schaute mich um und ließ die Hände über die Reihen von Anzügen gleiten. War es lächerlich, wie wahnsinnig gern ich seine Kleidung so im Schrank hängend betrachtete? Es fühlte sich so persönlich an, so intim. Als ob ich mitten im Zentrum seines Lebens wäre, nur weil ich in seinem Kleiderschrank stand. Ich drehte mich langsam um mich selbst und wärmte mich an diesem Gedanken, der sich ganz und gar richtig anfühlte.

Dann duschte ich lange und heiß. In meinem kleinen Apartment wäre das heiße Wasser längst alle gewesen, als ich endlich den wunderbaren Strahl von Hudsons Luxus-Duschkopf abdrehte. Ich wickelte mir ein Handtuch um und ging ins Schlafzimmer, um mir etwas aus meinem neuen Schrank zu holen.

Aus meinem Schrank.

Aber als ich im Schlafzimmer war, hörte ich Stimmen vom anderen Ende der Wohnung, und auf dem Marmorfußboden im Flur klackerten Absätze.

Die Haushälterin konnte es nicht sein – es war der falsche Wochentag, und sie wäre auch sicher allein und würde keine hochhackigen Schuhe tragen. Vielleicht hatte Hudson vergessen, mir etwas zu sagen, zum Beispiel, dass seine Mutter zu Besuch käme … Du liebe Zeit, das wäre der sicherste Weg, mir komplett den Tag zu versauen.

Ich biss mir auf die Lippe. Mein Handy war in meiner Handtasche, und die stand im Wohnzimmer, also konnte ich Hudson weder anrufen noch ihm eine Nachricht schreiben, um zu fragen, wer noch in seine Wohnung kommen konnte. Ich schaute zur Gegensprechanlage hinüber. Sollte ich den Pförtner unten im Haus anrufen? Aber wer immer hier war, er war offenbar problemlos an ihm vorbeigekommen. Derjenige hatte einen Schlüssel.

Und nach dem Klang der Absätze und der hohen Stimme zu urteilen handelte es sich um eine Frau.

Ich drückte mich eng an die Wand und schaute durch die angelehnte Tür in den Flur hinein. Ich sah eine Frau, die mit dem Rücken zu mir stand und ein hellblaues Sommerkleid trug. Sie wies Männer an, die Kartons in die Bibliothek schleppten. Ihr Haar war im Nacken zu einem lockeren Knoten zusammengenommen, und daran erkannte ich sie.

Es war die Frau, mit der Hudson aufgewachsen war. Die Frau, die fälschlicherweise behauptet hatte, sie sei schwanger von ihm. Die Frau, die Hudson nach dem Willen seiner Mutter hätte heiraten sollen.

Es war Celia Werner.

Kapitel drei

Einer der Lieferanten erblickte mich und wies nickend in meine Richtung. In mir stieg Panik auf, als Celia sich umdrehte, und ich zog mich eilig zurück, aber sie hatte mich schon gesehen.

»Laynie?«

Verdammt, verdammt, verdammt. Ich wollte nicht, dass sie mich sah.

Ihre Absätze klackerten, als sie durch den Flur aufs Schlafzimmer zukam. »Alayna, bist du das?« Sie spähte ins Zimmer und sah mich an die Wand gedrückt, noch immer nur das Handtuch um mich geschlungen.

»Hallo.«

»Wow.« Ihr Lächeln wurde heller, als ihre Augen an meinem Körper hinunterglitten und sahen, dass ich nackt war. »Dich hatte ich hier nicht erwartet.«

Das war lächerlich. Ich verhielt mich, als wäre ich bei einer Missetat ertappt worden. Ich hatte jedes Recht, hier zu sein, und soweit ich wusste, hatte Celia dieses Recht nicht.

Ich drückte meinen Rücken durch und trat von der Wand weg. »Ich hatte dich hier auch nicht erwartet. Hudson hat nichts davon gesagt, dass du die Bücherlieferung begleiten würdest.«