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Eine starke Persönlichkeit ist ein beliebter Mensch, obwohl er Konflikten und Unannehmlichkeiten nicht aus dem Weg geht. Er weiß, wie man Feinde clever auf Distanz hält und seine Freunde unbeschadet von Rangeleien behält. Was haben die Akzeptanz der eigenen Identität, das sich Verlassen auf die Intuition sowie das Annehmen und Ausdrücken von Gefühlen mit einer stabilen Persönlichkeit zu tun? Was braucht es, um weise Entscheidungen zu treffen, den Selbstschutz zu bewahren und klug kommunizieren zu können? Es gibt Erkenntnisse und Verhaltensweisen, die besonders erfolgversprechend sind im Umgang mit der Spezies Mensch.
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Seitenzahl: 150
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Michaela Neugirg wurde 1962 in Regensburg geboren und lebt zusammen mit ihrem Mann im Norden der Stadt. Seit der Beendigung ihres Literatur-Fernstudiums im Jahre 2005, arbeitet sie als Lektorin in der Erwachsenenbildung. Ohne zu heucheln spricht sie aus, was man wissen muss und lernen sollte, um dauerhaft gute Laune zu gewinnen.
In ihrem ersten Buch „Böse Welt – was tun“ enthüllt sie Zusammenhänge zwischen fragwürdigen oder vermeintlichen Zufällen und tiefe Erkenntnisse des Werdens und des Seins. Ihr zweites Buch eröffnet praxisnahe Wege und wirksame Schutzmaßnahmen gegenüber Menschen, die einem das Leben schwer machen können.
Vollständige e-Book Ausgabe 2020
© 2020 WOLFSTEIN
in der Spielberg Verlag GmbH, Neumarkt
Lektorat: Katja Back - www.back-fulda.de
Umschlaggestaltung: Ria Raven, www.riaraven.de
Umschlagmotiv: © shutterstock/pixelliebe
Vervielfältigung, Speicherung oder Übertragung können ziviloder strafrechtlich verfolgt werden.
(e-Book) ISBN: 978-3-95452-106-7
www.spielberg-verlag.de
Inhaltsverzeichnis
Teil 1
Verborgene Gefühle bewerten unser Umfeld
Emotionen verwalten das Gehirn
Unerklärlich und an Wunder grenzende vorausahnende Entscheidungen
Unsere Intuition kommuniziert im Verborgenen
Leben ohne Intuition
Gesichter lügen nicht
Die Mimik sagt mehr als Worte
Eine kleine Mimikkunde
Mimik agiert global
Unser Gesichtsausdruck manipuliert die eigene Gefühlslage
Auf unser Gespür ist Verlass
Vorsicht, negative Ausstrahlung überträgt sich
Was wir über andere denken, wird wahr
Panische Gefühle verbreiten Panik
Pessimistische Gefühle verbreiten Pessimismus
Nörgeln erzeugt Nörgler
Geizige erzeugen Geiz
Gewalt erzeugt Gewalt
Mit dem nötigen »Wie« Negativ-Spiralen unterbrechen
Positive Manipulation durch Gefühltransfer
Großzügigkeit überträgt sich
Höflichkeit überträgt sich
Das Fundament einer gesunden Identität wird in der Kindheit gelegt
Einflüsse durch Miterziehende überdenken
»6 einflussreiche Säulen« (von Klemens Schaupp) bedingen eine stabile Identität. Sie gelten als Fundament, eines lebenskundigen Menschen
Weitere Charakterzüge einer fähigen Persönlichkeit
Zur gedeihlichen Persönlichkeit reift, wer seine gesamte Gefühlsausstattung ernst nimmt
Persönlichkeit haben heißt, um sein Glück kämpfen
Es gibt zwei große Lebensphasen
Persönlichkeiten wollen sich binden
Fähige Menschen bleiben sich treu
Persönlichkeiten übernehmen Verantwortung
Persönlichkeiten treten gegen die Etablierung ehrloser Strukturen ein
Die Dringlichkeit des Neinsagens
Die biblische Aufforderung zum Neinsagen
Persönlichkeiten schützen sich vor Herabsetzung
Kennzeichen eines starken Charakters
Teil 2
Starke, sogenannte Basis-Gefühle schützen unsere Persönlichkeit
Ersatzgefühle lähmen oder machen aggressiv
Basisgefühle wirken konfliktlösend
Ärger ist ein Basisgefühl, das Kräfte mobilisiert
Der Körper reagiert intensiv auf Ärger, damit wir handeln
Zugelassener Ärger bestärkt uns, sich zu wehren und Unheilbringendes aufzulösen
Das Kreuz des Jesus Christus durchkreuzt, was ist, und macht alles neu:
Das anonyme, intuitive Dritte ist ein wahres, aber durchkreuzbares Gebilde
Unterdrückter Ärger macht wütend
Persönlichkeiten teilen Ärgerliches gewaltfrei mit
Basisgefühl Angst
Blockierende Ängste Die soziale Angst
Leistungsangst und Perfektionismus stiften Unfrieden
Perfektionisten schaden der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern
Die Liebe ist das stärkste aller Basisgefühle Liebe ist Weisheit! Sie bringt begnadete Persönlichkeiten hervor
»Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt«117
Geheimnisse langer Freundschaften
Freundschaft ist Liebe – Akte des Gebens und der Fürsorge
Freundschaft ist Verantwortung und Achtung
Freundschaft bietet Schutzraum
Freundschaft überwindet Barrieren
Freundschaften sind lebenswichtig
Sechs Entwicklungsstufen agieren in Persönlichkeiten
Vergeben lernen
Persönlichkeiten führen weise Wege zur Vergebung herbei
Freunde behalten
Weisheit ist Dankbarkeit für die Vertrautheit mit der Heimat
Weisheit ist ein von Dank erfüllter Umgang mit der Schöpfung
Weisheit ist Demut und das Wissen um Gottes anbetungswürdige Liebe
Weisheit ist, wo Liebe wohnt!
Weise Menschen wissen, wie Tugenden ohne Liebe ausfallen
Die Weisheit befreundet sich mit der letzten, unüberwindbaren Sehnsucht
Weisheit ist, »sich mit der Liebe verbinden« Ein König sucht die Schlüssel zum Glück
Quellenverzeichnis
Fusnoten
Teil 1
Verborgene Gefühle bewerten unser Umfeld
Wer seinen Empfindungen, seiner Intuition folgt, erfährt, dass der Mensch kein Buch mit sieben Siegeln ist. Wir sind durchschaubar und sagenhaft manipulierbar. Darüber hinaus haben wir außer dem Bauchgefühl starke Gefühle, wie Ärger und Angst, die uns schützen, indem sie mitteilen, wann wir kämpfen, das Feld räumen oder unseren Humor einschalten sollen. Sie werden von Ausstattungsmerkmalen hören, die aus uns das machen, was sich jeder wünscht: eine freundliche Persönlichkeit.1 Und…, Sie werden erfahren, dass es beim menschlichen Mitund Gegeneinander auf das »Wie« ankommt. Man muss nach Konfrontationen, einerlei wie sie ausfallen, nicht als Verlierer dastehen. Wer seinen Gefühlen vertraut und gelernt hat, mit Menschen wahr und geschickt umzugehen, sodass jeder sein Gesicht wahren kann, wird immer auf der Gewinnerseite stehen.
Emotionen verwalten das Gehirn
»Entscheide dich bewusst! So lautete lange Zeit der Ratschlag der Psychologen. Dieses Bild beginnt sich zu wandeln. Immer schon sind großartige Leute darauf bedacht sich nicht nur intelligent, sondern weise zu verhalten, weise zu kommunizieren. Weshalb Intelligenz alleine nicht reicht, wurde in jüngster Zeit erforscht: ›Die Weisheit reifer Entscheidungen liegt darin, sich gleichzeitig des Verstandes und der Intuition zu bedienen‹«.2 Es ist wahr, lange wurden Ahnungen als überflüssig, von seriösen Forschern als esoterisch, von Machtund Unmenschen sogar als hinderliche Fähigkeit abgetan. Dabei kann der Verstand nur Entscheidungen treffen, wenn er die richtigen intuitiven Impulse bekommt. Menschen, die nach Unfällen oder Krankheiten ihrer Intuition beraubt wurden, können sich nicht oder nur mangelhaft entscheiden. Die Haltung, sich ausschließlich auf den Verstand zu verlassen, nur nach logischen Kriterien zu entscheiden, ist überholt. Man weiß, dass für richtige Entscheidungen beides, Verstand und Intuition, erforderlich sind. Unser Verstand wird unbewusst aber notwendigerweise von den Gefühlen gelenkt. Nur so sind wir fähig, umsichtige oder auch scheinbar unwichtige Entscheidungen zu treffen. Die Wahl, welche Farbe das neue Auto hat, welche Hose zu welchem Hemd passt oder welchen Menschen wir ehelichen, wir müssen uns entscheiden. Wir müssen wählen! Ein Leben ohne Gespür, ohne Intuition ist dagegen ein Leben ohne Wahl. Der gesunde Mensch hat die Qual der Wahl, oder das Glück der Freiheit, wählen und sich für oder gegen etwas entscheiden zu dürfen.3
Unerklärlich und an Wunder grenzende vorausahnende Entscheidungen
»Warum schichtet der Börsenspekulant Georg Soros seine Anlagen um, wenn er seinen Rücken spürt? Weshalb erkennen wir den Partner fürs Leben häufig schon nach wenigen Minuten? Wieso ist der erste Zug, der erfahrenen Schachspielern in den Sinn kommt, meist der beste? Oft kommt der Impuls zum Handeln scheinbar aus dem Nichts. Wir folgen unserer Intuition!« Woher der Mensch diese intuitive Veranlagung, dieses genial unerklärliche Wissen hat, konnte bisher keine Wissenschaft erklären. Und doch gibt es einen Wissenschaftler, der sich dazu geäußert hat. Albert Einstein bekundete, er fände es paradox den Verstand mehr zu verehren als die Intuition. Er war der Überzeugung, dass es sich bei der logischen, aber vor allem bei der Emotionalen Intelligenz nicht um ein irdisch erworbenes »Wissen« handeln könne, sondern uns von einem höheren geistigen Wesen – Gott – transferiert worden sei.4
Unsere Intuition kommuniziert im Verborgenen
Was wir fühlen wird nicht nur vom Gehirn wahrgenommen, sondern vom gesamten (beseelten, fühlenden) Organismus, davon, was unseren Körper zum Körper macht: von jeder einzelnen Zelle. Nicht selten bekommen Menschen infolge schlechter Nachrichten Herzoder Magenbeschwerden. Prüfungsangst erzeugt bekanntlich Durchfall. Erst das Produkt dessen, was Verstand und Intuition gemeinsam als wichtig erachtet haben, wird im Unterbewusstsein abrufbereit verwahrt. Das Unterbewusstsein ist nicht ein, sondern das »Speicherorgan«, das nicht schläft, auch dann nicht, wenn wir uns im Tiefschlaf befinden.5 Hieße das nicht, Empfindungen und Gefühle tauschen sich aus bzw. sie beeinflussen unsere Mitmenschen und/oder wir werden durch sie beeinflusst? Das ist zutreffend: Der »Intuitionsradar« (Gefühle und Unterbewusstsein) handelt als selbstständiges Wesen. Er »misst« z. B. innerhalb von Sekundenbruchteilen, welche Gemütsverfassung ein Gegenüber hat, und leitet dann die Erkenntnisse in rasender Geschwindigkeit an unser Gehirn. So ist auch die Macht des ersten Eindrucks keine Fiktion: »Die geheime Macht des ersten Eindrucks mutet mysteriös an und wer kein sonderlich spiritueller Mensch ist wie Alexander Todorov (Neuropsychologe), der kann an diesem diffusen, flüchtigen Signal zweifeln. Mittlerweile haben sich allerdings auch Hirnforscher der Vermessung des ersten Eindrucks angenommen, und ihre Indizien sprechen gegen jegliche Spezies von Zauberkraft. Todorov spricht von Eindrücken, die der Mensch nicht wissentlich, nicht bewusst gewinnt und er auch anderen Menschen nicht mitteilen kann.«6 Es handelt sich um eine Form verborgener Kommunikation, die hier wacht, prüft und warnt. »Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Effizienz der Intuitionsradar arbeitet. Selbst die Gesichter von Personen, die sich der Mensch gerade nicht bewusst anschaut, sondern die nur am Rande seines Blickfelds auftauchen, werden von der Amygdala [Bezirk im Großhirn] kritisch überprüft. So erscheint es kaum mehr verwunderlich, warum man seinen Intimfeind auf der Party schon bemerkt, wenn der noch an der Garderobe steht.«7 Paulo Coelhos »Alchimist« ist davon überzeugt, dass alle Lebensgeschichten universell miteinander verbunden seien und unsere Intuition befähigt sei, kurz in die »Seele«, in das Wesen jeder Person einzutauchen.8
Leben ohne Intuition
Die Intuition, lieber Leser, ist nichts Geringeres als die Gesamtheit der Gefühle. Unser Bauchgefühl, der sogenannte siebte Sinn, schätzt Menschen und Situationen ein. »Was Verstand ist, wissen wir. Aber was sind Gefühle? Emotion ist ein seltsames Wort. Fast jeder denkt, er weiß, was es bedeutet, bis er versucht, es zu definieren. Dann behauptet praktisch niemand mehr es zu verstehen.«9 Öfter, als es uns lieb ist, fühlen wir manchmal, was in anderen vorgeht. Öfter, als es uns lieb ist, kämpfen wir, dass uns die Gefühle nicht entgleisen und wir in der Hitze des Gefechts falsche Entscheidungen treffen. Liegt es da nicht nahe, gerne keine Gefühle haben zu wollen? Wie aber ergeht es Menschen, die keine Gefühle haben und nicht spüren, was in anderen vorgeht. Jenen, die ohne Intuition oder mit einer geschädigten Gefühlsausstattung leben müssen. Wie schwierig es wird, wenn selbst ein hochbegabter Mensch kaum Gefühle wie Freude oder Schmerz empfinden kann, habe ich während eines Wochenendseminars für »seelische Gesundheit« erfahren. Ein etablierter Physiker saß mit in unseren Reihen. Unsere Intuition, unser Eingebungsund Gefühlsradar klopft unserem Unterbewusstsein fortwährend auf die Schulter und meldet, was »gespielt« wird. So fragte ich mich, was dieser kluge Kopf hier wohl wollte. Ich kam zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich uns weniger Intellektuelle auszuhorchen versuchte. Tatsächlich war er genau deshalb hier. Er war gekommen, um zu erfahren, was die Vernunft nicht kann. Er wollte hören, was wir fühlen. Er berichtete, dass es an ein Wunder grenze, eine Frau und zwei Kinder zu haben, und welche Probleme er habe. Dieser Mann litt an sozialem Analphabetismus, anders ausgedrückt, er war ein Autist. Er konnte die Gefühle anderer nicht »lesen« und auch nicht nachempfinden. Es ist schwer vorstellbar, aber selbst das Gefühl von Trauer und Traurigkeit ist diesen Menschen fremd. Er war zwölf, als seine Großmutter starb, bei der er zu Hause war. Natürlich weinten seine Mutter und seine Geschwister, was er tatsächlich nicht verstehen konnte. Dass es normal ist, traurig zu sein, wenn ein Mensch stirbt, musste ihm erst erklärt werden und darüber hinaus auch, dass jemand vor Freude Luftsprünge machen will. Zärtlichkeiten brauche er nicht, aber seine Frau und seine Kinder, und darum war er auf Unterstützung von außen angewiesen, wo er sich in einem geschützten Raum Verständnis und Hilfe holen konnte. Ihm zuzuhören öffnete mir eine völlig andere Welt, eine, die offenbart, weshalb sich intelligente Menschen manchmal unbeabsichtigt merkwürdig verhalten. Autisten können – und das kann schlimme Folgen haben – weder gute noch böse Absichten der Menschen intuitiv spüren oder in den Gesichtern lesen. Vertrauen oder Liebe sind für sie etwas Funktionelles, etwas wie mathematische Formeln. »Sie fallen auf Menschen mit bösen Absichten herein, auf Betrüger, Aufschneider und Schwindler. Sie sprechen die Worte anderer nach, ohne [deren Gefühle] sie zu verstehen.«10
Gesichter lügen nicht
Auch unser Gesicht verrät, welche Gefühle und Absichten wir haben. Durch Gefühle und die daraus resultierenden Gedanken (später mehr) gerät die Gesichtsmuskulatur in Bewegung. Hauptsächlich acht kleine Muskeln verraten durch ihr Mienenspiel, was wir denken, und das noch, bevor wir ein Wort von uns gegeben haben. Und es wird noch prekärer, unabhängig davon, was wir sagen, verrät unser Gesicht, ob wir die Wahrheit sagen: »Der Mensch kann sein Innerstes nicht verbergen, da sich Gefühle blitzschnell mit Gehirn und Gesichtsmuskulatur austauschen. Während die Worte eines Menschen von bewussten Arealen gesteuert werden, gehorcht die Gesichtsmotorik einem unbewussten Areal und zeigt untrüglich, für den Bruchteil einer Sekunde, und wer aufmerksam ist, wird ihn erkennen, seine wahren Gefühle. Oft verrät uns ein kleines Zucken.«11 Wenn Sie Ihrer Intuition vertrauen, sind Sie in der Lage, die wahren Absichten in der Mimik abzulesen. Gefühle »machen uns ein Gesicht«, ob wir es wollen oder nicht. Das hat nicht nur Nachteile. Es gibt täglich viele Momente, wo ein Blick ins Gesicht genügt, um zu erfahren, ob wir uns oder ein anderer Mensch sich ärgert, Angst hat, traurig oder froh und zufrieden ist.
Die Mimik sagt mehr als Worte
Die Bewegungen der Gesichtsmuskulatur laufen in Sekundenbruchteilen ab, wenn wir emotional reagieren und wir reagieren zuerst einmal unwillkürlich immer emotional. Stumm ist sie und doch spricht unsere Mimik Bände. Besonders vielsagend sind unsere Augen und der Mund. Da sie die beweglichsten Teile im Gesicht sind, verraten die kleinen Muskeln rundherum, was sich in unserem Kopf abspielt. Auch über spezielle Eigenheiten gibt die Mimik Aufschluss, das ist besonders bedeutend in der Kind-Eltern-Beziehung, wo die Worte erst gedeihen müssen. Ist es nicht faszinierend, dass die mimische Kommunikation und Interaktion sozial bedeutsamer ist als die Sprache?12
Eine kleine Mimikkunde
Wenn jemand die Stirn runzelt, äußert er Tadel oder Nachdenklichkeit bezüglich des Gesagten.Schiebt jemand die Unterlippe vor und/oder verdreht die Augen, bekundet er Skepsis bzw. Ungläubigkeit.Einseitiges Feixen bedeutet spotten.Wer die Nase rümpft und die Nasenlöcher aufbläht, empfindet Abscheu bzw. Ekel.Wer jemanden angähnt, erklärt ihn zum Langweiler.Jemanden anzustarren, umgangssprachlich niederzustarren, sodass der andere den Blick abwendet, drückt Demütigung oder gar Drohung aus.Versteinerte Gesichtszüge offenbaren Ablehnung und das Bedürfnis, die soziale Distanz zu erhöhen.Angrinsen bedeutet, zum bösen Spiel eine gute Miene machen zu müssen.13Unser Gesicht ist ein entgegenkommender, manchmal ein allzu ehrlicher Bote, nämlich dann, wenn wir nicht wünschen, dass andere »sehen«, was wir denken. Das Gesicht ist eben der Spiegel unserer Gedanken, jener, den wir recht gut intuitiv bewerten können. Ein zur Persönlichkeit gereifter Mensch weiß, dass friedliches Miteinander darauf basiert, der Intuition zu trauen. Sie erklärt »selbstredend« in uns, was andere fühlen und denken. Wenn Sie einem Menschen ins Gesicht sehen, ermisst Ihre intuitive Weisheit schleunigst, wie Ihr Gegenüber einzuschätzen ist. »So ermisst sich beispielsweise, ob wir jemanden sympathisch finden oder er uns innerhalb von 100 Millisekunden. Es heißt: ›Der erste Eindruck‹ kann für unser Leben entscheidend sein, ob es sich um ein Vorstellungsgespräch oder um die zukünftige Partnerwahl handelt. Das Gesicht ist ehrlich und verrät ständig unseren Gemütszustand. Der Mensch kann das einfach nicht bewusst unterdrücken. Der geübte Beobachter merkt einen Widerspruch zwischen dem, was sein Gegenüber sagt und welchen Gesichtsausdruck er macht.«14 Gesichter sind Petztanten! Manche Gefühle leuchten wie Blitze in unseren Augen oder bewirken ein kurzes Zucken der Lippen. Es ist makaber, aber wunderbar, noch bevor der Mensch ein einziges Wort spricht, teilt seine angeborene Mimik mit, welche Absichten er wirklich hat, auch ob wir seinen Worten Glauben schenken können. Das Wichtigste: Ein freundlicher Gesichtsausdruck öffnet nicht irgendein vergessenes Türchen, sondern das Tor zu unseren Seelen. Ausprobieren erlaubt!
Mimik agiert global
Paul Ekman15 gelang der Nachweis von universellem mimischen Verhalten. Als junger Wissenschaftler machte er sich daran, herauszufinden, ob die in den feuchten Wäldern lebenden isolierten Bergvölker der Kukuku in Papua Neuguinea und der südlichen Fore dieselbe Mimik aufwiesen, wie die Menschen der westlichen Kultur. Ekman war klar, dass er sich der Gefahr aussetzte, von den aggressiven Kukuku aufgespießt zu werden. Doch der gefährliche Forschungseinsatz lohnte sich. Sein Vorstoß lieferte den Beweis, dass die menschliche Mimik universell funktioniert und kommuniziert. Auf dieser Grundlage schuf er das »Facial Action Coding System16«, ein bis heute gültiges, 500 Seiten starkes Nachschlagewerk für sämtliche Facetten der Mimik, nicht nur für Geheimagenten sehr zu empfehlen. Wie geht Ekman vor? Zuerst einmal kalibriert er das »Normalgesicht«, den entspannten Gesichtsausdruck eines Menschen. Danach ist es ihm möglich, aus der Mimik des Menschen zu lesen wie aus einem offenen Buch. Ekman behauptet, Terroristen am Gesichtsausdruck erkennen zu können. Dafür interessierte sich nicht nur die Flugsicherheit. Mächtige Herren aus dem Sicherheitsapparat Washingtons suchten ihn auf. Schließlich forschte Ekman vier Jahrzehnte lang nur darüber, welche Gesichter Attentäter machen. Den Beamten am Flughafen sagte er, er wisse genau, wie jemand aussehe, der lügt. Das gelte nicht nur für Terroristen, sondern auch für den Verhandlungstisch, denn die Gesichtsmuskeln verraten intuitiv, ob jemand Freund oder Feind ist. Wir müssen kein Ekman sein, um ohne viel nachzudenken im Gesicht eines Menschen ablesen zu können, ob wir ihm trauen können oder nicht. Wir brauchen nur unserer Intuition, unserem Bauchgefühl trauen. Wir wissen, dass der Mensch weder die eigene Mimik noch das Verstehen der Mimik der anderen mühsam erlernt hat. Es handelt sich eben um ein angeborenes geistig-emotionales Vermögen: »Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt.« (1 Kor. 3,16)
Unser Gesichtsausdruck manipuliert die eigene Gefühlslage
»Ekman hatte mit seiner Mimik noch ein eigenes, skurriles Heureka-Erlebnis. Als er vor dem Spiegel saß und Gesichtsausdrücke einstudierte, fiel ihm an seiner Stimmung plötzlich auf, dass sie genau jenes Gefühl angenommen hatte, das er trainierte. Machte er eine traurige Miene, verdüsterte sich auch sein Gemüt. Übte er eine fröhliche Gesichtshaltung, hellte seine Laune sich wieder auf. Das war für ihn der Hinweis, dass die Gesichtsmotorik unmittelbar mit den emotionalen Zentren im Gehirn verbunden ist.«17 Wir glauben, freundlich dreinzuschauen, obwohl uns ein Blick in den Spiegel Besseres belehren würde. Stehen wir unter Anspannung und Stress, zeichnet sich das intuitiv in einer missmutigen Mimik ab, die so lange anhalten wird, bis wir die Mundwinkel wieder in Richtung Ohren bewegen. Das ist oft schwieriger, als man glaubt. Da ist es gut, einen Witz zu hören, der unsere Mimik und so unsere Laune erhellt: Ein Ehepaar, das schon länger verheiratet ist, sitzt am Frühstückstisch. Sie zu ihm: »Mach kein Gesicht.« Er: »Wenn ich Gesichter machen könnte, hättest du schon längst ein neues.« Vielleicht denken Sie jetzt, ich kann nicht den ganzen Tag mit einem lächelnden Gesicht herumlaufen. Das mag sein, aber der Unterschied zwischen einem gelangweilten oder einem grimmigen Gesicht und dessen Auswirkung auf unser Gemüt dürfte im Vergleich zu einer positiven Mimik, eine dem Leben zugeneigten, erheblich sein.
Auf unser Gespür ist Verlass